Stehen Männer wirklich auf Rundungen?

  • Gerade in den Altersgruppen, in denen die Internetnutzung nahezu 100% beträgt und die Akzeptanz von Online Dating sehr groß ist (und das sind praktisch alle unter 40 Jahren in den meisten westlichen Ländern) würde ich ein nicht repräsentatives Sample von 3 + Millionen Nutzern wie bei OkCupid jederzeit einer Umfrage vorziehen, gerade weil man auf diesen Seiten tatsächliches Verhalten beobachten und analysieren kann und nicht nur Handlungsabsichten erfragt.


    Es geht nicht um die bevorzugte Untersuchungsmethode, sondern um die Schlussfolgerungen, die du ziehst. Die Untersuchungsergebnisse gelten bestenfalls für die untersuchte Gruppe, nicht für die Allgemeinheit der Männer. BTW ist auch dieses "tatsächliche Verhalten" nur das Verhalten in einem virtuellen Raum.


    Wieso sagt der gesunde Menschenverstand, dass Männer im Online Dating mehr an Aussehem interessiert sind? Es ist doch völlig plausibel anzunehmen, dass viele Menschen gerade Online Dating bevorzugen weil ihnen gemeinsame Interessen und eine gute Kommunikation wichtiger sind als denjenigen, die Frauen auf der Straße oder im Club einfach nur wegen ihres Aussehens ansprechen?


    Nach erfolgter "Rastersuche" beim Onlinedating (nach Alter, Interessenschwerpunkten, ggf. Wohnort, oft Größe und Gewicht etc.) ergibt sich eine Auswahl theoretisch "gleichwertiger" Kandidaten, die sich zu diesem Zeitpunkt der "Partnerwahl" ausschließlich durch ihr Aussehen unterscheiden. Es wird damit zum alleinigen Kriterium. Das ist systembedingt, den Menschen dahinter kann man ja noch gar nicht kennen, nicht einmal grob einschätzen.
    Es bleibt übrigens auch nicht ohne Folgen, dass man auf Onlineplattformen überdurchschnittlich viele attraktive Menschen sieht - wie auch immer die ihre Fotos hingekriegt haben.
    Im RL ist eine grobe erste Einschätzung dagegen unumgänglich, man(n) kann gar nicht nur nach dem Aussehen gehen. Wobei Männer auf der Straße und in Clubs i.d.R. nicht auf (ernsthafter) Partnersuche sind. Die RL-"Singlebörsen" sind Arbeitsplatz und gemeinsame Bekannte. Je mehr man den Menschen kennenlernen kann, desto mehr rückt das Aussehen in den Hintergrund (jedenfalls jenseits der Pubertät).
    Man(n) kommt im RL auch eher selten in die Lage, aus bspw. zwei Dutzend aufgereihter Singlefrauen der gewünschten Altersspanne und nicht überragender Körpergröße diejenige (nach Aussehen) auszuwählen, die man anzusprechen gedenkt. Falls doch, ist man in einem Dienstleistungsbetrieb gelandet und die Partnerschaft währt nur ein Stündchen.


    Mit Fakten meinte ich hier, dass die richtige Erwiderung auf "Du kriegst nie einen guten Mann" eben nicht "Das Aussehen ist nicht so wichtig. Du hast viele andere gute Qualitäten" ist. Das Aussehen IST wichtig bei der Partnersuche. Sehr sogar. Das mag oberflächlich oder ungerecht sein, aber wer einem etwas anderes erzählt lebt in einer Traumwelt.

    Sorry, es mag Fakt sein, ist aber trotzdem eine Null-Aussage. Es gibt zwar so etwas wie einen Konsens bzgl. Attraktivität, also ein Aussehen, bei dem die meisten sagen würden, dass es attraktiv sei, aber es gibt umgekehrt keinen Konsens darüber, was nicht mehr attraktiv genug ist. Soll heißen, das Aussehen ist unterschiedlich wichtig und die Geschmäcker sind unterschiedlich.

  • The sky is the limit!!!


    Ich will gar nicht die Fakten Zahlen oder was auch immer ihren Statistischen wert rauben ... Beziehungen sind keine Mathematischen Rechnungen und wenn man jemanden trifft und sich schon seine statistischen Chancen ausrechnet ist man halt schon viel zu sehr mit dem Rechenen beschaeftigt und wenn dann das Gegenueber nicht so lange warten will ist es weg ... FAkt ist ...


    ... wenn man nicht rausgeht (in RL oder Internet) trifft man einfach keine/n moeglichen Partner!


    ... wenn man sich selbst akzeptiert und liebt ... sehen das auch andere (und bei denen die es nicht tun haelt man sich halt nicht laenger auf)


    ... um so umfassender die Vorstellungen und Wuensche an den/die zukuenftige Traumpartner/in ... findet man die dann eigentlich auch nur im Traum! Uebrigens ist das bei allen so und hat weniger was mit Aussehen und/oder Gewichtsklassen zu tun.


    ... um so offener man ist fuer das was da kommt um so groesser ist die Chance.


    ...



    Meinen Mann habe ich bei Freunden kennengelernt als ich gerade so wirklich nicht nach einem Partner suchte. Mein Mann ist im Militaer strukturiert sportlich konservativ und ich bin Erzieherin, damals mit Motorrad tattoowiert gepierct und eher Alternativ ... und fuellig! Wir sind auch nicht sofort uns in die Arme gefallen ... aber wir mochten uns und haben viel gemeinsam unternommen ... und ein halbes Jahr nach dem ersten Treffen waren wir unzertrennlich ...:) das ist jetzt 10 Jahre her :D

  • Rieke: Deine Einwände bzgl. der Repräsentativität sind ja alle richtig. Aber zum einen rede ich natürlich nicht von "allen" Männern, wenn ich von "Männern" rede. Ich weiß überhaupt nichts über das Paarungsverhalten von Kalahari Buschmännern, Eskimos oder Amish.
    Wenn ich "Männer" sage habe ich natürlich eine bestimmte konkrete demographische Gruppe im Kopf. Aber ein Forenpost muss ja nicht unbedingt den formalen Ansprüchen einer wissenschaftlichen Arbeit genügen und sowas explizit machen. Da linelein selber im Bereich Onlinedating aktiv ist halte ich meine Verallgemeinerung an der Stelle für angemessen. Dass bspw. Männer aus anderen Kulturkreisen andere Präferenzen haben hat sie ja selber schon angemerkt.


    Abgesehen davon geht es letztlich um Verfügbarkeit von Daten. Sicher hätte man immer gerne zu jeder Frage ein repräsentatives Sample, aber das ist Wunschdenken. Ich hielte es geradezu für ein Verbrechen, nicht auf Millionen von Onlineprofilen zuzugreifen um daraus Erkenntnisse zu gewinnen.
    Natürlich kann sich die statistische Analyse dann nur auf die Gruppe der Kunden dieses Datingportals beziehen, aber bei derartigen Samplegrößen keine allgemeinen Rückschlüsse, zumindest in Hinsicht auf die entsprechenden Zielgruppen des Portals, zu ziehen, wäre schon ein sehr hoher Anspruch an naturwissenschaftlicher Korrektheit in der Sozialforschung.


    Gerade wenn man bedenkt, wieviele qualitative Studien in der Soziologie oder quantitative Studien mit kleinen Experiment- und Kontrollgruppen in der Medizin veröffentlicht werden, denen ja auch nicht per se ein Erkenntnisgewinn abgesprochen wird.


    Dass das Aussehen unterschiedlich wichtig und die Geschmäcker verschieden sind ist klar. Aber was heißt das schon? Wenn ich meinen ganzen Körper tätowiere vom Kopf bis zu den Füßen werde ich sicher auch noch jemanden finden, der das attraktiv findet. Wenn 99.9% der Frauen aber sagen, so ein Aussehen würde sie abstoßen, würde ich diesen Schritt vielleicht nochmal überdenken wenn das führen einer Beziehung auch eine hohe Priorität für mich einnimmt...

  • Komischerweise kenne ich aber viel mehr dicke Männer, die es schwer haben eine Partnerin zu finden, als dicke Frauen.
    Es wurde doch auch immer wieder hier im Forum angesprochen (von Männern wohlgemerkt!), dass sie sich schwerer mit der Partnersuche tun und weniger Chancen als gleich dicke Frauen hätten.
    Nur weil jetzt ein User dieser These einfach wiederspricht, geht ihr ab wie Schmitz Katze? Vielleicht tut er sich ja hart, lasst ihn doch.
    Es geht in diesem Thread darum "ob Männer auf Rundungen stehen" und nicht, ob ein einzelner Rechthaber darauf beharrt und das Rumpelstilzchen gibt, und ihr darauf auch noch anspringt... ;)

  • Zitat

    Es wurde doch auch immer wieder hier im Forum angesprochen (von Männern wohlgemerkt!), dass sie sich schwerer mit der Partnersuche tun und weniger Chancen als gleich dicke Frauen hätten.

    Das war bei mir nie so. Deshalb.

  • Wieso sagt der gesunde Menschenverstand, dass Männer im Online Dating mehr an Aussehem interessiert sind? Es ist doch völlig plausibel anzunehmen, dass viele Menschen gerade Online Dating bevorzugen weil ihnen gemeinsame Interessen und eine gute Kommunikation wichtiger sind als denjenigen, die Frauen auf der Straße oder im Club einfach nur wegen ihres Aussehens ansprechen?


    Meiner Meinung nach ist Online-Dating eine zutiefst oberflächliche Angelegenheit. Das kommt daher, weil (scheinbar) eine unendliche Auswahl an potentiellen Partnern zur Verfügung steht. Deswegen wählt man aus, um der Masse des Angebots Herr zu werden. Und fügt als Frau zum Beispiel den Filter "Nicht unter 180 Zentimetern" in seine Suche ein.


    Der nette, 178 Zentimeter große Typ mit den ähnlichen Interessen wird dann noch nicht mal mehr angezeigt. Profilbilder, die nicht auf Anhieb überzeugen, werden sofort wieder weggeklickt. Eine einzige Eigenschaft, ein einziges Interessengebiet, das nicht behagt, reicht aus, um lieber das nächste Profil anzugucken.


    Befänden wir uns in einer Bar, wäre die Dame vielleicht eher bereit, dem netten Typen mit seinen 178 Zentimetern Gehör zu schenken, wenn alle anderen gerade auf der Tanzfläche sind und sie gerade etwas Langeweile hat. So gut ist ihr Augenmaß nämlich auch wieder nicht. Und wenn der nette Typ sich dann als netter Typ erweist, kann man sehen, wohin das führt.


    Ganz grundsätzlich glaube ich nicht, dass es bei der Partnersuche darauf ankommt, möglichst vielen Menschen zu gefallen, um deshalb möglichst viel "Auswahl" zu haben. Es kommt darauf an, den- bzw. diejenige zu finden, der/ die zu einem passt.


    Dem Typen mit dem Ganzkörpertattoo würde ich deshalb nicht unbedingt raten, von der Tätowierung abzusehen, weil das viel zu viele Frauen ziemlich sch*** finden würden. Ich würde ihm raten, statt auf Datingportalen auf spezialisierten Seiten zu suchen und statt in 0815-Bars an Treffpunkten der Szene. Dem 20-jährigen Klassikfan würde ich raten, sich auf entsprechenden Festivals rumzutreiben, statt sich einen etwas mainstreamigeren und bei Frauen seines Alters beliebteren Musikgeschmack zuzulegen.


    Und der dicken Frau würde ich eine spezialisierte Partnerbörse nahelegen und keine Diät. Vor allem würde ich ihr nicht nahelegen, sich von nun an doch bitteschön, realistischerweise, als minderwertige B-Ware auf dem Partnermarkt zu fühlen, weil die überwältigende Mehrheit der Männer... und das Aussehen bei Frauen ja doch schon... und selbst bei großen Datingportalen...


  • Und der dicken Frau würde ich eine spezialisierte Partnerbörse nahelegen ..


    Dem würde ich widersprechen. Ich war auf einer Partnerbörse für Mollige angemeldet und da geht es kaum weniger intolerant zu als in anderen. Wer über 100 Kilo wiegt, das ist schon zuuuu dick. Dann muss man sich gefallen lassen, dass man ungeniert nach seinen großen Brüsten gefragt wird. Oder muss sich anhören, dass ein richtig großer Arsch doch geil sei. Klar, sind das nur meine negativen Erfahrungen. Daher würde ich persönlich die Erfahrung auf so einer Seite nicht nochmal wiederholen.


    (Und wie bin ich zu meinem Partner gekommen? Auf einer Online-Dating Seite für alle. Mein Freund hatte 5 Frauen angeschrieben, ich hatte seine Nachricht am letzten Tag gelesen bevor sie gelöscht werden würde. Er hat mich angeschrieben, weil ihm mein Text so gut gefallen hat und er über den ersten Satz schmunzeln musste. Als ich seine Nachricht dann endlich gelesen hab, bin ich fast aus den Latschen gekippt. Monatelang hab ich nach jemandem gesucht, der witzig, charmant ist und was interessantes zu sagen hätte.
    Und ich hätte die Nachricht kaum gelesen, hätte ich am Tag zuvor nicht ein bescheuertes Date gehabt. Jetzt sind wir seit mehr als einem Jahr zusammen, weil wir beide wie füreinander geschaffen sind. Und ich bin eigentlich nicht so sentimental, aber wenn es diese ganzen Zufälle nicht gegeben hätte, wären wir uns nicht begegnet. Glück darf man nicht unterschätzen.....nur so am Rande)

  • Wenn ich "Männer" sage habe ich natürlich eine bestimmte konkrete demographische Gruppe im Kopf. Aber ein Forenpost muss ja nicht unbedingt den formalen Ansprüchen einer wissenschaftlichen Arbeit genügen und sowas explizit machen.


    Wenn du über Inhalte diskutieren möchtest, dann doch. Dann solltest du schon explizit erwähnen, worauf du dich beziehst. Das ist kein formaler Anspruch, sondern notwendige Diskussionsgrundlage.


    Da linelein selber im Bereich Onlinedating aktiv ist halte ich meine Verallgemeinerung an der Stelle für angemessen.


    Das tue ich nach wie vor nicht. Man kann nicht einmal vom Onlineverhalten der Probanden auf deren RL-Verhalten schließen.


    Abgesehen davon geht es letztlich um Verfügbarkeit von Daten. Sicher hätte man immer gerne zu jeder Frage ein repräsentatives Sample, aber das ist Wunschdenken. Ich hielte es geradezu für ein Verbrechen, nicht auf Millionen von Onlineprofilen zuzugreifen um daraus Erkenntnisse zu gewinnen.


    Sobald du verallgemeinerst, gewinnst du keine Erkenntnisse, du verdrehst sie.


    Natürlich kann sich die statistische Analyse dann nur auf die Gruppe der Kunden dieses Datingportals beziehen, aber bei derartigen Samplegrößen keine allgemeinen Rückschlüsse, zumindest in Hinsicht auf die entsprechenden Zielgruppen des Portals, zu ziehen, wäre schon ein sehr hoher Anspruch an naturwissenschaftlicher Korrektheit in der Sozialforschung.


    Gerade wenn man bedenkt, wieviele qualitative Studien in der Soziologie oder quantitative Studien mit kleinen Experiment- und Kontrollgruppen in der Medizin veröffentlicht werden, denen ja auch nicht per se ein Erkenntnisgewinn abgesprochen wird.

    Ja, leider. Da gibt es in rauen Mengen Studien, die beweisen, dass der Storch die Kinder bringt. Wenn das Setting und das Sample zu Einschränkungen der Aussagekraft führen, müssen diese berücksichtigt werden, sonst hat die Studie überhaupt keinen Wert.


    Dass das Aussehen unterschiedlich wichtig und die Geschmäcker verschieden sind ist klar. Aber was heißt das schon?

    Das heißt, dass verallgemeinernde Aussagen wie diese

    Zitat

    Das Aussehen IST wichtig bei der Partnersuche. Sehr sogar. Das mag oberflächlich oder ungerecht sein, aber wer einem etwas anderes erzählt lebt in einer Traumwelt.

    keinen Nutzen haben, sondern nur dazu geeignet sind, jemanden klein zu machen.


    Wenn ich meinen ganzen Körper tätowiere vom Kopf bis zu den Füßen werde ich sicher auch noch jemanden finden, der das attraktiv findet. Wenn 99.9% der Frauen aber sagen, so ein Aussehen würde sie abstoßen, würde ich diesen Schritt vielleicht nochmal überdenken wenn das führen einer Beziehung auch eine hohe Priorität für mich einnimmt...


    Du könntest auch überlegen, warum das Führen irgendeiner Beziehung eine so hohe Priorität für dich einnimmt.

  • @ Valentina


    Auch bei Partnerbörsen für "Mollige" gibt es sicherlich sone und solche und wahrscheinlich trifft man dort auch auf Fetischisten, die sich recht unfein ausdrücken. Gewinngarantien gibt es auch dort nicht, Glück gehört sicher auch zum Finden.


    Indessen ging es mir gerade gar nicht darum, Erfahrungen mit Singlebörsen auszutauschen, sondern darum, was man macht, wenn man, auf die eine oder andere Art, nicht ganz massenkompatibel ist. Und da war meine Idee "Spezialisierter suchen statt sich Minderwertigkeit einreden zu lassen oder sich zur Mehrheitsfähigkeit zurechtzustutzen". Hast Du *dagegen* auch Einwände?

  • Zitat von Seraphina

    Indessen ging es mir gerade gar nicht darum, Erfahrungen mit Singlebörsen auszutauschen, sondern darum, was man macht, wenn man, auf die eine oder andere Art, nicht ganz massenkompatibel ist. Und da war meine Idee "Spezialisierter suchen statt sich Minderwertigkeit einreden zu lassen oder sich zur Mehrheitsfähigkeit zurechtzustutzen". Hast Du *dagegen* auch Einwände?



    Genau so.


    Und deswegen werde ich hier auch nie eine Antwort auf die Frage bekommen, was denn Menschen tun sollen, die diese von einer ominösen Mehrheit bestimmten Wertmaßstäbe bei aller Anstrengung nicht erfüllen könnten, tun sollen.
    Denn diese werden mit einer solche Einstellung von vornherein fürs ganz große Lebensglück einfach ausgeschlossen, müssen sich zufriedengeben damit, was für sie übrig bleibt.


    Und das ist dann ein Fall von Pech gehabt und selbstverständlich nicht veränderungswürdig, denn dann hätte die eigene Gruppe davon ja keine Vorteile mehr.

  • Liebe Hayat,

    ich glaube, auf diese Frage suchen wir alle eine Antwort.

    Obwohl wir doch so viele sind, können wir anscheinend das Menschenbild nicht verändern, zumindest nicht so, daß sich die Gesellschaft ändert und Rubens plötzlich wieder schick ist.

    Leider hacken wir auch unter Dicken immer noch zu sehr aufeinander rum, immer sehenden Auges den anderen im Blick, der vielleicht noch dicker ist und man ist selber froh, nicht so zu sein. Auch das ist für mich fehlende Toleranz und Akzeptanz.

    Ich selber sehe es allerdings nicht ein, warum ich aus den ganz normalen Lebensbereichen verschwinden soll, nur weil ich nicht dem gängigen Idealbild eines Menschen in der Gesellschaft entspreche. Auch ich habe ein Daseinsberechtigung. Auch ich will Leben. Ich zahle Steuern, ich bin ein Mitglied dieser Gemeinschaft. Wer will mir hier die Teilnahme verbieten. Ich fordere diese Teilnahme für mich ein! :eek:

    Vielleicht ist hier der ein oder andere mit seiner Meinung und seinem Selbstverständnis noch nicht so weit, aber da müssen wir hin, wenn wir etwas ändern wollen. Wir werden niemals eine Unterstützung seitens der Gesetzgebung bekommen. Wir werden immer Spielball der Pharmakonzerne und Unternehmen sein, die Frage ist nur, wieviel wir uns davon persönlich gefallen lassen und welches Kalb wir anbeten wollen.

    Ich bin was ich bin und was ich bin braucht keine Entschuldigung! (frei nach Gloria Gaynor: I am what I am!)

  • Seraphina:


    Tatsächlich denke ich, dass Singlebörsen für Dicke, Große, Tattöwierte etc. nicht unbedingt immer besser sind.


    Zum einen sind da die Mitgliederzahlen viel kleiner und die "Auswahl" ist geringer. Daher auch die Chancen jemanden zu finden mit dem man sich versteht und zusammenpasst.


    Zum anderen, weil sich tatsächlich oft Leute (und es müssen nicht knallharte Fetischisten sein, denn ein Fetisch ist soweit mit bekannt mit einer sexuellen Stimulation verbunden), die sich auf dieses eine Merkmal konzentrieren dort rumtreiben.


    Die Frage, die sich dabei stellt ist: Will ich mit einem Menschen zusammen sein weil er mich dick haben will oder obwohl ich dick bin?


    Im Idealfall wird man ohne Bedingungen geliebt. Ob es das oft gibt weiß ich nicht. Aber eine spezialisierte Singlebörse hat eben zumindest diese eine Bedingung und das kann einen daran hindern jemanden zu finden, der keine Bedingungen stellt.


    Ähm, um auf die Frage zurückzukommen. Wer sich dadurch Minderwertigkeitskomplexe einreden lässt, dass irgendwelche Unbekannte einen Wegen Gewicht oder Größe oder Nasenform anmachen, der wird sich auch von Mitgliedern in einem spezialisierten Online-Börse was einreden oder einreden lassen.


    Denn die Tatsache, dass ich mich in meiner Selbst von anderen verunsichern lasse, das kann mir überall passieren. Auch Menschen in Dicken-Singlebörsen teilen auf in dick-gut oder dick-schlecht.

  • Liebe mandan,


    Zitat von mandan69

    Obwohl wir doch so viele sind, können wir anscheinend das Menschenbild nicht verändern, zumindest nicht so, daß sich die Gesellschaft ändert und Rubens plötzlich wieder schick ist.



    Ich will auch mitnichten, dass mich jeder toll findet, weil ich ja so eine attraktive Rubensfrau bin.
    Der eine findet mich sicher sehr hübsch, der andere weniger.
    Es geht darum, dass eben nicht eine einzige Eigenschaft an einem Menschen dazu missbraucht werden sollte ihn einer bestimmten Gruppe, einer bestimmten Stellung, einem bestimmten Lebensentwurf zuzuordnen.
    Und ich empfinde so etwas als perfide Möglichkeit Menschen zu gängeln und kleinzuhalten, um das eigene Fortkommen (weil man diese stigmatisieren Eigenschaften zufällig nicht aufweist)
    zu erleichtern. Ob das nun gegen Frauen, gegen Dicke, Tätowierte oder sonstwen geht, ist dabei recht egal.



    Zitat von mandan69

    Leider hacken wir auch unter Dicken immer noch zu sehr aufeinander rum, immer sehenden Auges den anderen im Blick, der vielleicht noch dicker ist und man ist selber froh, nicht so zu sein. Auch das ist für mich fehlende Toleranz und Akzeptanz.


    Sehe ich ebenso und erwische mich auch manchmal dabei, dass es mir selber passiert.


    Ich bin nicht naiv, menschliches Konkurrenzverhalten ist normal, ich wehre mich vor allem dagegen, dass dies institutionell gefördert wird. Und hier an diesem speziellen Ort wehre ich mich auch gegen eine tendenziöse Meinungsmache die sich gezielt mit Abwertung anderer und dem betonen ihrer vermeintlichen Nachteile beschäftigt.



    Zitat von mandan69

    Auch ich habe ein Daseinsberechtigung. Auch ich will Leben. Ich zahle Steuern, ich bin ein Mitglied dieser Gemeinschaft. Wer will mir hier die Teilnahme verbieten. Ich fordere diese Teilnahme für mich ein! :eek:


    :)

  • Valentina, irgendwie verstehst Du meinen Punkt nicht, habe ich den Eindruck.


    Da ist eine dicke Frau. Als dicke Frau wird sie nicht gerade umjubelt von tausenden begeisterter Verehrer, denn sie entspricht, da beißt die Maus keinen Faden ab, nicht dem Mehrheitsgeschmack. Was macht die dicke Frau also nun? Sich klein und minderwertig fühlen und mittels Gewichtsreduktion versuchen, sich dem Mehrheitsgeschmack anzupassen? Oder gezielt nach jemandem suchen, der sie liebt, wie sie ist?


    Wo genau sie gezielt sucht, ist ja nun wurscht. Spezialisierte Singlebörsen sind eine Möglichkeit, die speziell für Dich vielleicht nicht funktioniert hat, für manch anderen aber vielleicht trotzdem funktionieren könnte, von mir aus darf es aber auch gern der Volkshochschulkurs oder Feuerwehrverein sein, wo man sich vielleicht auch mal jenseits des Abcheckens von Körperformen kennen lernen kann.


    Wenn Du Gesprächsbedarf hast bezüglich der Vor- und Nachteile spezialisierter gegenüber allgemeiner Singlebörsen, wäre vielleicht ein eigener Thread sinnvoll. *Mir* geht es *hier* nur darum, dass Partnersuche nichts ist, bei dem man möglichst vielen gefallen muss, um aus möglichst vielen Kandidaten wählen zu können. Man muss denjenigen finden, der passt.


    Sieh es wie ein Puzzlespiel. Du musst ein passendes Teilchen finden. Du kannst dann einfach eins nach dem anderen ausprobieren und wirst mit der Methode sicherlich irgendwann Erfolg haben. Oder Du guckst Dir an, was auf dem Puzzleteil zu sehen ist. Wenn es rot ist, kannst Du alle grünen und gelben Puzzleteile schon mal Beiseite lassen und guckst nur noch die an, die was Rotes drin haben.


    Bei so einem Puzzlespiel wird es übrigens desto schwieriger, die passenden Teilchen zu finden, je mehr Puzzleteile dazu kommen. Mehr Auswahl zu haben ist also keineswegs immer von Vorteil.


    Nebenbei bemerkt: Nein, ich will nicht geliebt werden, *obwohl* ich dick bin. Ich will geliebt werden. Mitsamt meinem Dicksein und allem anderen, was mich ausmacht. Letzteres traue ich übrigens durchaus auch einem Mann zu, der eine spezifische Vorliebe für dicke Frauen hat. Aber das führt nun wohl ein wenig zu weit und gänzlich weg von dem, worum es mir eigentlich ging.

  • Wir werden niemals eine Unterstützung seitens der Gesetzgebung bekommen. Wir werden immer Spielball der Pharmakonzerne und Unternehmen sein, die Frage ist nur, wieviel wir uns davon persönlich gefallen lassen und welches Kalb wir anbeten wollen.



    Also ich setze ja doch noch immer Hoffnung in den dicken Konsumenten (den dicken Wähler nicht so sehr), und die schlichte Tatsache, dass wir VIELE sind. Wenn z.B. keiner mehr Diätprodukte kaufen würde, wäre eine Industrie mit mit einem dreistelligen Milliardenprofit pro Jahr am Ende.

    Um dann an das Geld der "Dicken" zu kommen, würde man vielleicht stattdessen doch endlich Produkte und Dienstleistungen anbieten, die deren Leben schlicht fröhlicher machen - bequemere Highheels, größere Bademäntel in Hotels, größere Sitze in Flugzeugen und Kinos, mehr Filme, in denen Dicke auch vorkommen* usw.

    Aber klar, so weit müssten wir gedanklich erst einmal kommen - und Solidarität untereinander spielt da eine entscheidende Rolle.

    * Noch kurz etwas passend zum eigentlichen Thema, der Suche nach dem Partner fürs Leben: Kennt ihr schon "Mike & Molly"? Eine klassische, flotte Sitcom - mit zwei dicken Hauptdarstellern. Wird leider in Deutschland voraussichtlich nicht ausgestrahlt (man fragt sich warum nicht), gibt es aber auf DVD für R2.

    Erst einmal ist es wirklich ungewohnt, ein dickes Liebespaar auf dem Schirm zu sehen, und dann merkt man, dass es richtig gut tut, als dicker Mensch "vorzukommen". Jedenfalls ging es mir so. :)

  • Kennt ihr schon "Mike & Molly"? Eine klassische, flotte Sitcom - mit zwei dicken Hauptdarstellern.


    Hab extra mal Google bemüht, und es gibt auch einen Eintrag bei Wiki
    http://de.wikipedia.org/wiki/Mike_%26_Molly


    Wenn ich im Plot allerdings schon wieder sowas lesen kann :
    Mike & Molly sind übergewichtig und wollen abnehmen.
    Selbsthilfegruppe Overeaters Anonymous
    ... belastet die Beziehung der beiden genauso wie Mikes Probleme, die Diät einzuhalten.


    Hm, will ich sowas sehen? Hört sich für mich nicht gerade verlockend an ...

  • Also ich setze ja doch noch immer Hoffnung in den dicken Konsumenten (den dicken Wähler nicht so sehr), und die schlichte Tatsache, dass wir VIELE sind. Wenn z.B. keiner mehr Diätprodukte kaufen würde, wäre eine Industrie mit mit einem dreistelligen Milliardenprofit pro Jahr am Ende.


    Tatsache ist, dass die Industrie schon lange vor Dir weiss was an Bedarf vorhanden ist.
    Als Konsument bist Du ferngesteuert, z.B. gut erkennbar bei der Mode.
    Du quetscht Dich in HighHeels, weil Du glaubst dass sie Dir gefallen obwohl es bequeme Schuhe für Dich gäbe, warum sollen hier in Massenproduktion teuere Sonderanfertigung zum gleichen Preis angefertigt werden. Wenn Du allerdings Kohle hast kannst Du ja auch massgefertigte Schuhe- Kleidung zurückgreifen. Für genügend Geld kannst Du alles haben.
    Auch diese Filmchen sind ein Teil des großen Nasenrings mit den Dich die Werbung vorführt.


    Sollte allerdings morgen das "dicksein" Furore machen, dann wusste man das schon lange vorher - dann sind die Regale von heut auf morgen voll mit Übergrößen, die ja dann keine mehr sind.


    Solidarität unter Dicken gibt es nicht und wird es nie geben. Da gibt es vielleicht ansatzmäßig in Foren wie diesem hier, aber auch das nur weil Regeln und eine Grundphilosophie vorhanden ist.


    Hoffnung sehe ich nur in einem Wandel der Gesellschaft. Wenn man bedenkt, dass man am anfang des vorigen Jahrhunderts mit dem Begriff Humanismus wenig anfangen konnte, so bleibt zu hoffen, dass dieser Begriff "irgendwann" flächendeckend verstanden und angewendet wird.
    Allerdings, wenn ich mir diesen neuen "Gott" Internet so ansehe und die darin verbreiteten Meinungen, dann fällt mir es mir schwer noch an irgendwelche Werte zu glauben.




  • Aber ich finde, das ist nicht wirklich eine zutreffende Zusammenfassung - da zeigt sich eigentlich nur wieder, auf was der Verfassers des Texts seine größte Auferksamkeit richtet.

    Tatsächlich lernen sich die beiden bei einer Selbsthilfegruppe kennen, diese spielt aber im weiteren Verlauf keine große Rolle - ebensowenig wie Diäten. Natürlich gibt es Witze über Dicke. Und dicke Selbstironie. Aber ich würde sagen, das Grundthema ist wirklich Selbstakzeptanz - und natürlich Beziehungsalltag (dick oder nicht).

    Man kann ja bei YouTube reinschnuppern, wenn man möchte.


  • Solidarität unter Dicken gibt es nicht und wird es nie geben. Da gibt es vielleicht ansatzmäßig in Foren wie diesem hier, aber auch das nur weil Regeln und eine Grundphilosophie vorhanden ist.



    Ich finde schon, dass es Solidarität unter Dicken gibt. Man muss ja nicht gleich zusammen Protestmärsche organisieren - ich finde, es auch schon gut, wenn man sich gegenseitig ein wenig (unter-)stützt.

    Ich habe Dicksein und die damit verbundenen Erfahrungen, die viele Dicke teilen, eigentlich immer als recht starke Verbindung empfunden - auch und besonders bei alltäglichen Kleinigkeiten.

    Da trifft man an einem heißen Tag eine andere dicke Frau im Fahrstuhl, guckt sich gegenseitig auf die geschwollenen Füße, "erkennt" sich irgendwie und hat sich was zu erzählen. :) Naja, das ist natürlich nicht pausenlos so...


  • Da ist eine dicke Frau. Als dicke Frau wird sie nicht gerade umjubelt von tausenden begeisterter Verehrer, denn sie entspricht, da beißt die Maus keinen Faden ab, nicht dem Mehrheitsgeschmack. Was macht die dicke Frau also nun? Sich klein und minderwertig fühlen und mittels Gewichtsreduktion versuchen, sich dem Mehrheitsgeschmack anzupassen?


    Selbstverständlich nicht, wenn du es Wort für Wort haben willst. Habe ich ja auch nie behauptet und würde ich es, wäre ich wohl nicht in diesem Forum.

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