Wie man richtig abnimmt oder warum andere alles besser wissen...

  • Hallo,


    in meiner Familie hat sich heute Abend eine Diskussion ums Dicksein und Abnehmen gedreht. Obwohl alle Beteiligten übergewichtig sind und das eine oder andere Problem damit haben, wusste Einer besser als der Andere wo das Problem liegt. Wie das ganze angefangen hat weiß ich gar nicht mehr. Zumindest war man sich einig, dass weniger Essen und Sport die optimale Methode ist.
    Interessant, denn trotzdem scheint das ganze in meiner Familie nichts zu bringen. Ich und mein Bruder haben Schilddrüsenunterfunktion und andere Stoffwechselprobleme. Meine Tante und meine Mutter sind nach ihren Schwangerschaften und dadurch enstandenen Hormonproblemen dick geworden und die zweite Tante war seit ihrer Kindheit dick gewesen, aber auch Sportlerin. Und da wollen die mir im Ernst erzählen, dass es hauptsächlich am Essen liegt? Meinen Einwand, dass jeder Körper unterschiedliche Anforderungen hat und es kein allgemeingültiges Gesundheitsrezept gibt, wurde bestätigt und gleich vergessen. Und am meisten hat mich aufgeregt, dass behauptet wurde, dass ich und mein Bruder die Schilddrüsenunterfuntion nur bekommen haben, weil wir als Kinder dick waren. Ein Bekannte meines Alters wurde als Beispiel herangezogen, dass intensiver Sport in der Jugend Stoffwechselkrankheiten verhindert. Stoffwechselkrankheiten können jedoch auch veranlagt sein. Außerdem sollte ich kein Käse und kein Butter essen ..... Denn "normale Menschen" essen jeden Morgen nur Knäckebrot.


    Das schlimmste an der ganzen Diskussion ist, dass es ständig heißt wir würden zu ungesund essen, dabei kann das keiner beurteilen, der nicht jeden Tag bei uns zu Besuch ist. Und genannte Tanten können das absolut nicht. Und ich habe den Verdacht, dass manche Leute von ihrem eigenen Essverhalten darauf schließen, dass die ganze Welt sich genauso ernährt. Ich weiß nicht wie meine Tante sich ernährt und sie nicht wie ich mich ernähre. Warum zum Henker nimmt sie sich dann das Recht heraus meine Ernährung zu kritisieren?


    Ich bin ehrlich gesagt leicht geschockt, denn ich habe nicht gedacht, dass meine Familie teilweise so einen Tunnelblick hat. Ich wusste echt nicht mehr was ich sagen sollte. Ich will nicht jede Verantwortung für mein Übergewicht von mir wegschieben, aber ich verstehe nicht warum ich deswegen mein ganzes Leben auf Dauerdiät leben soll und mich für jeden Bissen rechtfertigen soll. Gottseidank ist der Ton in meiner Familie meistens anders. Aber manchmal wundert es mich, wie kurzsichtig die Dicken selbst sind.

  • Ach Du liebe Zeit, das klingt ja ungut. :(


    Versuch es nicht zu schwer zu nehmen. Ich glaube Du liegst ziemlich richtig mit Deinen Vermutungen bzgl. des Tunnelblicks.


    Morgen vielleicht mehr und Präziseres von mir dazu, ich habe aktuell wenig Zeit, wollte Dir aber zumindest ein kleines Trösterchen einstellen.


    LG & lass Dich nicht verrückt machen
    Sarah

  • ja die liebe Verwandschaft,


    bei uns ist es meine Schwester, die als Kind dick war.
    Aber zu der Zeit galt das noch als gesund und für unsere Großmutter war meine Schwester ihr niedliches Pummelchen und ein Vorzeigeobjekt.
    Es gibt Bilder (gottseidank) die zeigen ein dickes Mädchen in rosa Rüschenkleidchen und sie war auch sehr brav und hat alles aufgegessen was Mutter und vor allem die Oma kochte.
    Ich war zaundürr und fand, dass essen zeitraubend ist. Ich hatte Besseres zu tun.
    Ich war dünn, widerspenstig, ich rebellierte wenn man mich in Kleider steckte konnte aber einen Karton Mohrenköpfe allein vertilgen. Natürlich nur aus sportlichen Gründen.


    Meine Schwester war immer die Brave und fing in der Pubertät zum diäten an bis jetzt, führte ein anständiges Leben, ist strebsam, eine piccobello Hausfrau, perfekte Mutter und ich bin genau das Gegenteil. Einzig dass ich jetzt auch dick bin, aber das ist keinesfalls ein gemeinsamer Nenner.
    Ich gehöre zu denen, die bei Familienfeier das isst was auf den Tisch kommt. In einem Restaurant mit Freunden eher das Gespräch aber natürlich auch das Essen geniesse, ohne Zicken.


    Meine Schwester bestellt grundsätzlich nichts mit Pommes, verschmäht Knödel, den Salat bitte ohne Nix, bitte mit nicht zu viel Sauce und keinesfalls Kräuter oder Knoblauchbutter "um Himmelwillen nein"
    Mich behält sie immer im Auge und stöhnt verhalten. Sagen tut sie schon lange nichts mehr.


    Denn einmal habe ich bei einem gemeinsamen Essen extra ein Jägerschnitzel bestellt (obwohl ich das nicht besonders mag)
    Dem Kellner hab ich hörbar mitgeteilt, dass ich das Schnitzel ohne nix will und bitte ohne Jäger, denn der macht dick.


    Ich verstehe auch nicht, wie man bei einem Essen für das die Hausfrau 1. eine Menge Geld ausgegeben hat und für die Zubereitung stundenlang in der Küche stand, ein Gespräch über Diäten führen kann.


    Aber Verwandte z.B. meinen es grundsätzlich gut mit einem, kennen einen sowieso durch und durch obwohl man seit vierzig Jahren nicht mehr zusammen wohnt.
    "Wenn ich das Dir nicht als *Schwester *Mutter *Ehemann und und sagen kann, wer denn dann?!



  • Hehe Danke :) Ich nehme es nicht so schwer, ich rege mich eher darüber auf. An meiner Überzeugung, dass nur ich weiß, was für mich gut ist lasse ich nicht so schnell ab. Um meinen Eingangsbeitrag übersichtlich zu lassen, habe ich nicht erwähnt, dass die gleichaltrige Bekannte, obwohl sie schlank ist, ziemlich fixiert auf ihr Gewicht ist. Also hat das zumindest nichts mit dünn oder dick zutun. Wer sich das Leben damit schwer macht ob man nun zwei Kilo mehr oder weniger wiegt, der ist selber schuld.

  • Ich frage mich wirklich, warum "man" sich auf solche Gespräche überhaupt noch einläßt?
    Ich lasse in solchen Fällen grundsätzlich jedwede soziale Veträglichkeit fallen und knalle den Leuten Retourkutschen an die Birne, die langanhaltend für Ruhe sorgen. Meine Eltern beschweren sich über mein Benehmen? Komisch, dabei haben sie mich schließlich erzogen. Klappe zu, Affe tot.


    Mein Tip: Den allwissenden Anwesenden nächstes Jahr bei ähnlichen Ausbrüchen knallhart ihre eigenen Weisheiten auftischen und sie fragen, warum es bei ihnen denn immer noch nicht geklappt hat, wo das alles doch schon seit über einem Jahr wußten. Und dabei nie vergessen, daß dünn/dünner ja schließlich auch automatisch gesund/gesünder bedeuten soll.


  • Mein Tip: Den allwissenden Anwesenden nächstes Jahr bei ähnlichen Ausbrüchen knallhart ihre eigenen Weisheiten auftischen und sie fragen, warum es bei ihnen denn immer noch nicht geklappt hat, wo das alles doch schon seit über einem Jahr wußten.


    Ich muss (und möchte) meinen Verwandten und Eltern Respekt entgegenbringen und sie nicht vor den Kopf stossen. Wenn ich denke, dass sie Unrecht haben dann sage ich das. Wenn sie das nicht annehmen, kann ich auch nichts tun.

  • Ich muss (und möchte) meinen Verwandten und Eltern Respekt entgegenbringen und sie nicht vor den Kopf stossen. Wenn ich denke, dass sie Unrecht haben dann sage ich das. Wenn sie das nicht annehmen, kann ich auch nichts tun.



    Naja, Respekt ist kein Selbstläufer und keine Einbahnstraße, Eltern hin oder her. Und wenn Eltern die Grenzen ihrer Kinder nicht respektieren können, finde ich nicht, dass man sich das gefallen lassen muss.

    Liebe Grüße von Meryem und dem Tiger-Trio
    ---------------------------------------------------------------------
    Ich bin nicht dick, ich habe nur mehr erotische Nutzfläche!

  • Hallo Valentina.


    Ich sach mal so:


    1. Dich scheint das wirklich angegriffen zu haben, denn wenn man das so liest, was du da schreibst, dann führst du ja sogar noch die Diskussion, die du erlebt hast, fort. (Das ist ja alles gar nicht so, weil ....) Denke mal in einer ruhigen Minute wirklich ganz bewusst darüber nach, warum das eigentlich so ist. Rufe dir den Abend in Erinnerung und dann frage dich mal Folgendes: Warum tut mir das weh, obwohl ich doch genau weiß, dass das alles gar nicht stimmt?


    Ich bin gespannt, auf welche Antwort du kommst.


    2. Alles, was Menschen so treiben um Botschaften an andere Menschen zu übermitteln, nennt man ja Kommunikation. Es gibt bestimmte Kommunikationsformen, die sind so etwas wie Standards, was bedeutet, dass viele Menschen so oder ähnlich miteinander reden, um bestimmte Dinge damit zu bewirken.


    Manche davon sind sogar so konkret, dass man sie den Geschlechtern zuweisen kann. Es gibt eher männliche und eher weibliche Kommunikationsformen. Eine typisch weibliche ist z.B. das so genannte "Rituelle Klagen". Das hat sicherlich jeder hier schon einmal irgendwo erlebt. In seiner höchsten Form findet man es oft an Kaffeetafeln hochbetagter Damen. Da gibt es dann so Unterhaltungen, wie:[INDENT]Ach , das Wetter ist aber heute wieder schlecht ...
    Ja, eigentlich ja schon die ganze Woche ...
    Dieser Sommer war nicht so schön ...
    Nee, das war er wirklich nicht. Letztes Jahr war es besser.
    Meine Blumen im Garten sind dieses Jahr auch nicht so toll geworden, wie im letzten ...
    Ja, bei mir auch ...
    Die Alwine, die hatte letztes Jahr so einen schönen Garten, aber dieses Jahr sieht er furchtbar aus ...
    Ja, da hast du recht. Aber wann soll sie denn auch bei diesem Wetter raus gehen und sich mal richtig um den Garten kümmern?
    Ja, das ist schwer. Aber sie hat da ja auch so eine ungünstige Lage, da steht das Wasser immer so lange. Das ist ja auch nicht gut für die Blumen ...
    Nee ...
    Nein, überhaupt nicht ...
    Jaja ...
    Aber, vielleicht ist Werner, ihr Mann, ja mal wieder krank und sie muss sich um den kümmern ...
    Ja, das kann auch sein. Da redet die ja nicht drüber ...
    Ich habe ihr ja schon mal gesagt, sie soll drauf achten, das er nicht so viel trinkt ...
    Ja, der säuft sich irgendwann noch mal tot..
    Mein Mann Horst trinkt in letzter Zeit ja auch so viel ...
    [/INDENT]Ad infinitum ....


    Das war jetzt natürlich auch ein Beispiel maximaler Belanglosigkeit, aber ich finde es schön plakativ.


    Sicher kann ich das natürlich nicht sagen, denn ich war ja nicht dabei, aber: Ich kann mir vorstellen, Valentina, dass du gestern mitten in so einer Klagerunde gesessen hast. (Ich bin ja zu dick ..Ja ich auch ...Eigentlich sind wir alle zu dick ...Wir essen ja auch zu viel ... usw.)


    Dazu muss man wissen, dass das nur sehr vordergründig dazu dient, irgendjemanden schlecht zu machen. Viel eher wird da ein Programm abgespult, das dazu dient, eine gefühlte Leidensgemeinschaft zu bilden, um die soziale Bindung in der Gruppe zu stärken. Das ist bei dir gänzlich in die Buchse gegangen, weil es dich persönlich verletzt. (Siehe Punkt 1.) Im Grunde ist das alles nur ein hohles Blabla, ein sich-in-Rage-reden, was man nicht zu ernst nehmen sollte. Die meisten Beteiligten denken darüber heute vermutlich schon nicht mehr nach, bzw. haben es schon vergessen.


    Eine weitere Möglichkeit besteht noch darin, dass es so eine "Selbsterkenntnis schlägt Unsicherheit"-Unterhaltung war. Das läuft dann unter der Prämisse "Wir wissen ja, das wir zu dick sind und fühlen uns dadurch unsicher. Aber weil wir ja erkannt und herausgefunden haben, woran es liegt, haben wir ja die Lage im Griff und jedem Anwesenden gezeigt, dass es uns nicht egal ist."


    Das ist auch nicht wesentlich besser, als obiges Beispiel. Wir Menschen reden nun mal sehr viel, wenn der Tag lang ist, und wir reden - quer durch alle Alters- und Bildungsschichten - viel Unsinn, den diese kleinen Programme ausspucken, mit denen unser Kopf programmiert ist. Im Grunde sind wir alle irgendwo kleine Kinder, die mit vollgemachten Windeln versuchen, einigermaßen würdevoll durchs Leben zu kommen. Nur vergessen wir irgendwann im Laufe des Lebens, dass Kinder eigentlich viele Dinge nicht so ernst nehmen und über viel mehr Dinge lachen können.


    Und wo wir gerade dabei sind:


    Zitat von MJ

    Mein Tip: Den allwissenden Anwesenden nächstes Jahr bei ähnlichen Ausbrüchen knallhart ihre eigenen Weisheiten auftischen und sie fragen, warum es bei ihnen denn immer noch nicht geklappt hat, wo das alles doch schon seit über einem Jahr wußten. Und dabei nie vergessen, daß dünn/dünner ja schließlich auch automatisch gesund/gesünder bedeuten soll.

    Ein guter Gedanke. Mein erster Lacher des Tages. Danke, MeiersJulchen. ;)


    Zitat von Gloriaviktoria

    Naja, Respekt ist kein Selbstläufer und keine Einbahnstraße, Eltern hin oder her.

    Das ist sehr richtig!

  • Bei uns gibt es darüber auch durchaus mal Gespräche.. Meine Mutter und mein Bruder kommen aus dem Gesundheitswesen, so dass das Gespräch dann halt in die Richtung geht "pass auf dich auf".. Folgekrankheiten ect.. das ist mir auch alles klar.. das weiß ich auch alles.. aber mich greift es nicht an. Ich stehe dazu das ich manchmal zu ungesund essen, manchmal "zu gesund".. meine Familie weiß, das ich weiß wie man sich gesund ernährt.Die gleichen Gespräche führen wir auch wenn mein kleiner Bruder nach der ordentlichen Party die Treppe runter fällt und sich fast die Knochen bricht..
    Aber letzten Endes kommt von jedem ein: Du bist alt genug, trag Verantwortung für dich selbst und wenn was passiert, bist du selber Schuld.
    Was aber nie und nimmer was daran ändern würde, das jeder hinter jedem steht. Wir bekommen allerdings auch, obwihl wir nicht mehr alle gemeinsam wohnen, sehr viel voneinander mit und können das Verhalten und die Gewohnheiten des anderen eher beurteilen als iwelche Tanten.
    Denn gewissen Tanten komme ich dann eher damit entgegen das die Sonnebank der Haut auch die letzten 25 Jahre nicht gut getan hat.. Verletzt fühl ich mich bei solchen Gesprächen schon seit Jahren nicht mehr.

  • Was meinst du konkret mit "gefallen lassen".



    Ganz konkret Sätze wie "du hast so ein hübsches Gesicht, schade, dass die Figur nicht dazu passt" oder dass einem Artikel aus Zeitschriften hingelegt werden, in denen Susanne B. aus R. erzählt, wie sie es endlich geschafft, 30 Kilo abzunehmen :rolleyes:

    Das finde ich anmaßend und übergriffig.

    Liebe Grüße von Meryem und dem Tiger-Trio
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    Ich bin nicht dick, ich habe nur mehr erotische Nutzfläche!

  • Ach Leuts,
    mir fällt gerade wieder mal ein wie schön man ironisch auf ein ach so nett gemeintes: "Sie haben doch soooo tolll abgenommen"


    reagieren kann:"Ja ich weiß mir geht es auch so supergut damit, ich friere zwar ständig und mein Kreislauf spielt verrückt, aber ja sicher es ist sooooooooooo Tolllllll das ich keinen Einfluss auf mein Gewicht habe *nick,nick,nick*"
    mitlerweile hab ich so zumindest schon 2 Bekannte dazu bekommen endlich mit diesem Mist auf zu hören.
    Auch wenn keine von Beiden begriffen hat das "abnehmen" nicht immer gut ist und man sich eben nicht automatisch besser fühlt nur weil man in ne "Norm" paßt.
    Und nein ich bleibe hier, auch wenn ich mich selbst derzeit nicht mehr "dick" nennen darf - vertraut mir das wird wiederkommen, spätestens nach der nächsten Kortisontherapie sind die Kilos wieder drauf ;)


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Was mir bei solchen Gelegenheiten immer sehr gut hilft: Linke Schulter einmal kurz hochzucken, tief einatmen, Luft durch leicht geöffnete Lippen wieder entweichen lassen und mit einem "t" abschließen. Das geht dann etwa so: "Pffffffffffffffffffffffffffft!" ;)

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