Kind mit Übergewicht

  • Hallo Ihr Lieben,
    meine Nichte ist 8 Jahre und leicht übergewichtig.
    Mittlerweile wird sie von ihren Mitschülern gehänselt, noch lacht sie darüber, aber die Not steht ihr klar in den Augen.
    Die Eltern machen sich schon Sorgen und haben jetzt ein anders-Eß-Programm gestartet. Mehr Gemüse und, und.. Ihr kennt das bestimmt alle.
    Gestern sah ich ihr beim Essen zu, sie mußte Salat essen und hat dann fast erbrochen.
    Ich weiß, dass sie auch heimlich ißt.
    Die Mutter von ihr hat dann noch gestern zu mir gesagt, dass sie jetzt auf die Ernährung achten..
    Klang schon erschreckend, sie kocht sowieso immer selbst, gibt auch sehr wenig Fastfood.
    So, lange Rede.. Ich sehe die Not von dem Kind, aber ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann. Ich weiß nur, dass ich auch mit Diäten angefangen habe und nun eine Menge Kilos zuviel habe.
    Habt ihr schon Erfahrungen mit diesem Thema gemacht? Brauche Ideen, wie ich ihr helfen könnte.

  • Na ja, wenn ihre Ernährung nicht der Knackpunkt ist (also kein Fastfood, nicht zu viel Süßes?) dann kann man ja an den nächsten beiden naheliegendsten Punkten ansetzen...irgend eine medizinische Ursache und Sport und die Diät schnell wieder vergessen.
    Wenn du also einen guten Draht zu ihren Eltern hast, dann red doch lieber malmit ihnen, dass sie sie mal gründlich durchchecken lassen und wenn da alles ok ist mit ihr mehr spazieren gehen oder sie in einem Sportverein anmelden. Vielleicht findet sie ja was, was ihr Spaß macht. Meine jüngere Schwester macht zum Bsp im Moment Badminton und Kegeln.

  • hallo perditta, leider habe ich keine idee wie du du deiner nichte helfen kannst, allerdings kann ich mit ein wenig (leider negativer) erfahrung zu diesem thema aufwarten. das was du in deinem post schilderst spielt sich im augenblick in meiner familie (ebenfalls meine nichte) ab. meine nichte ist sehr sportlich, zu hause wirde recht gesund gekocht, trotzdem neigt meine nichte seit zwei drei jahren zur pummeligkeit. die von dir geschilderte ernährungsumstellung, sprich mehr obst und gemüse dafür (noch) weniger süsskram und vor allen ständiges mahnen nicht so viel zu essen kombiniert mit mehr oder weniger scherzhaften bemerkungen über ihre figur haben dazu geführt, dass meine nichte heimlich isst, und das hat mittlerweile leider auch schon zwanghafte züge angenommen. mir tut das in der seele weh, denn genauso hat diese sch... auch bei mir angefangen. ich und auch andere haben versucht mit ihrer mutter über dieses thema zu sprechen - umsonst. aber vielleicht stößt du ja bei den eltern des kindes auf offenere ohren und hast erfolg. den wünsche ich dir und noch mehr deiner nichte auf jeden fall!

  • Vielleicht hilft da auch etwas Fachliteratur von Udo Pollmer und Gunter Frank.


    Dieser offene Brief von Dr. Gunter Frank an die AOK wäre evtl. ein Anfang.
    http://www.gewichtsdiskriminie…%20Brief%202008-05-06.pdf


    Ich selber kenne die Folgen von sochen Abspeckprogrammen. Das Verhältnis zu den Eltern ist bei einer Bekannten für immer gestört.
    Dei Mutter bereut heute sehr, dass sie damals auf den Arzt gehört hat, und ihre Tochter in so eine Abspeckkur gezwungen hat.

  • Mannomann, das ist ja echt erschreckend! Habe gerade den Brief gelesen und mal bei powerkids ins Forum geschaut.
    Da schreiben panische Kinder von ihren "exorbitanten Gewichtszunahmen". :eek: Es ist schon traurig, was da propagiert wird!
    :mad:


    perditta: Ich kann mich cinnamon lady nur anschließen. Du solltest wirklich mit der Mutter sprechen und ihr die Folgen ihres Handelns (heimliches Essen, Salat bis zum Erbrechen...) aufzeigen. Versuchen muss man es ja. Vielleicht hat es ja auch mehr Nachdruck, da Du ja auch aus eigenen Erfahrungen berichten kannst und vielleicht schnallt sie so, dass sie das Selbstwertgefühl ihres Kindes in die Tonne klopft!

  • Ich würde dir auch raten mit den Eltern zu sprechen. Vielleicht magst du ja sogar erzählen, dass du dich im Internet über das Thema informiert hast und Meinungen von "Betroffenen" gelesen.


    Bei mir war es als Kind ähnlich. Erst war ich nur mollig, aber die Erwachsenen achteten schon auf meine Ernährung, Süßigkeiten wurden eingeteilt. Es wurde mir peinlich bei Verwandten ordentlich zu zu langen. Wobei auch bei uns immer schon vorher frisch gekocht wurde. Keine Fertiggerichte, kein Fastfood. Manchmal gab es vielleicht zu kalorienreiche Desserts und zu oft selbst gebackene Kekse von meiner Großtante, aber nicht weiter schlimm.
    Durch die Kontrolle wurde Essen für mich aber erst recht zu etwas Besonderem. Irgendwann hatte ich einprogrammiert, dass ich möglichst viel essen muss, denn wer weiß, wenn man mich wieder lässt. Das kommt sicher daher, dass ich manchmal nicht essen konnte wie viel ich wollte, nicht richtig satt war, weil andere darauf achteten wie viel ich esse.


    Sicher ist es bei Kindern schwierig, aber ich würde trotzdem versuchen nicht all zu viel Druck auszuüben.
    So lange es keine Fressanfälle sind, würde ich dem Kind Süßigkeiten erlauben, wenn es welche will und es essen lassen, was es möchte.
    Natürlich ist es sinnvoll zu erklären was gesund ist und was nicht, aber du sagst ja in der Familie wird sowieso gesund gekocht.


    Würde aber darauf achten, ob das Essen aus Langeweile geschieht.
    Wenn ja, kann man dagegen vielleicht etwas tun, wie mehr Aktivitäten in der Freizeit.
    Sport ist sicher auch eine gute Idee, sollte das Kind aber freiwillig machen. Zwang ist da ganz sicher auch nicht gut!


    Natürlich hat man bei Kindern eine Verantwortung. Trotzdem denke ich am besten nimmt man ab, wenn man es selbst will.
    Verbote bringen auf Dauer nichts, eher das Gegenteil.
    Ich denke, wenn man mich in Ruhe gelassen hätte, wäre ich heute vielleicht schlanker. Sicherlich aber nicht noch dicker.

    Well, if you want to sing out, sing out
    And if you want to be free, be free
    'Cause there's a million things to be
    You know that there are

  • ich kann den ganzen berichten nur zustimmen.
    auch ich habe mit neun jahren meine erste, harte diät machen müssen. zur kommunion sollte ich schlank sein wie alle anderen kinder auch. es kam, wies kommen musste, nach der kommunion war schnell wieder alles drauf und noch mehr. das jetzt richtig viele übergewicht (damals zehn kilo mehr als altersgenossen) dazu die ständigen sticheleien von meinem vater ("du bekommst so niemals einen mann") veranlassten mich zu fressattacken, heimliches essen...schlimm schlimm, wenn man nicht mal in der familie so angenommen wird wie man ist...


    versuch mit den eltern zu reden! sonst endet das kind wie wir alle...

  • Sicherlich würde ich ebenfalls das Gespräch mit den Eltern suchen, aber zu allererst würde ich den Kontakt zur Nichte suchen.
    Versuche sie doch mal in ein Gespräch unter vier Augen zu verwickeln, so sagt sie vielleicht offen wo der Schuh drückt. Ich halte es durchaus für möglich, daß der Budenzauber, der um ihre Ernährung derzeit gemacht wird, sie enorm belastet. Würde mich nicht wundern, wenn sie innerlich schon ordentlich Druck aufgebaut hat.

    Eine 8-jährige ist definitiv in der Lage ihre Probleme zu beschreiben und klarzumachen wo sich etwas bei ihr aufgestaut hat. Wir wissen doch (fast) alle, daß es oftmals die Mütter sind die den Druck (zum Teil unbewußt) aufbauen mit Aussagen wie: "Ich meine es doch nur gut mit Dir" oder "Wir müssen auf Deine Ernährung achten." Alles signalisiert sicherlich Anteilnahme, aber andererseits kommt soetwas beim Kind als Bevormundung an und wird mit dem Gefühl des sich "unverstanden Fühlens" begleitet.

    Zitat von perditta

    Ich weiß, dass sie auch heimlich ißt.


    Und da sollte meines Erachtens eruiert werden wo der ursprüngliche Knackpunkt liegt.

    Du hast sicherlich den richtigen Moment erkannt wo sich Folgeprobleme aufbauen und es ist der richtige Zeitpunkt die Situation mit Erfahrungen und Informationen konstruktiv zu beeinflussen.

  • Zitat

    Eine 8-jährige ist definitiv in der Lage ihre Probleme zu beschreiben



    Wenn es um Bauchweh geht schon. Aber psychologische Dinge? Und dann noch gegen die geliebten Eltern? Das kriegen ja Erwachsene oft nicht einmal hin. Davon leben schließlich Generationen von Therapeuten.

  • Hallo!


    Ich bin in einer ähnlichen Situation.


    Mein Patenkind wiegt mit 7 Jahren 62 kg (Vergleich: ich wog zu der Zeit 18 kg). Es war schon als Kleinkind sehr dick.


    Gesundheitliche Gründe wurden vom Kinderarzt und einer Klinik bereits ausgeschlossen.


    Das Problem ist die Mutter! Das Kind kann mit 7 Jahren doch nichts für starkes Übergewicht, oder? Die Mutter kauft ein und kocht. Anstatt nun die Ernährung gesund und kindgerecht zu gestalten, wird es auf Diät gesetzt.


    Schlimm ist, dass die Mutter dann in Anwesenheit des Kindes fragt "Ist sie wieder mehr geworden??" und das bestimmt 4 mal pro Treffen. Das Kind redet den ganzen Tag über essen, hat immer hunger und fängt dann an zu weinen, wenn es nichts bekommt und dann wird die Mutter auch schonmal von dem Kind (!) geschlagen... und die ignoriert das.


    Lange Rede, kurzer Sinn... das Kind tut mir leid und ich weiß nicht, was ich machen soll/darf/kann.

  • Wenn gesundheitliche Gründe ausgeschlossen wurden, dann gehe ich davon aus.



    Von den Kriterien treffen auch nur zwei zu... Entwicklungsverzögerung (die Mutter behandelt das Kind wie ein Baby) und natürlich das ständige Hungergefühl.


    Das Hungergefühl ist sicher normal.. als Kleinkind hat es schon Schweinshaxen gegessen usw. und auf einmal ist vieles verboten.
    (Aber nicht immer... auf dem Weihnachtsmarkt gab es neben den Blicken und Kommentaren der Erwachsenen (Wie kann ein Kind nur so dick sein?) auch noch ein Würstchen im Brötchen, eine Bratwurst im Brötchen, 200 gr Mandeln, Pommes, Pizza und 1 Meter Weingummi und anschließend Abendbrot).

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