Aggressivität

  • Ich wuchs in einer sehr herzlosen Umgebung auf, was es heißt von seiner Mutter geliebt zu werden, kenne ich nicht. Ich war, laut Erzählungen, ein liebes und sehr anhängliches Kind, als ich eine Jugendliche war wurde ich mehr und mehr aggressiv. Ab einem bestimmten Punkt konnte ich mir nichts mehr gefallen lassen und ich wurde schnell reizbar, cholerisch und sogar handgreiflich gegenüber Menschen die mich beleidigten. In dieser Zeit hatte ich meine Ruhe vor Beleidigungen und Sticheleien seitens meiner Familie.

    Später erkannte ich, dass dieses aggressive Verhalten nur aus einer Angst heraus geboren wurde und ich gewöhnte mir, glücklicherweise, das Verhalten ab. Heute fühle ich mich manchmal wie „weder Fisch noch Fleisch“, denn ich ertappe mich dabei, dass ich am liebsten bei Familiensticheleien aufstehen würde und dieser Person eine reinhaue. Ich habe zwar Mechanismen entwickelt, damit ich nicht mehr mit meinem „Reptiliengehirn“ reagiere, aber manchmal fühle ich mich so machtlos.

    Schön wäre es die passende Antwort auf Familiensticheleien zu haben und souverän diese dann noch vortragen zu können. Die Realität sieht so aus, dass mir der Puls hochgeht ich dabei einen roten Kopf bekomme und es nur manchmal schaffe, mit viel Kraftaufwand, in ruhiger Stimme (für mich hört sich die Stimme aber nicht ruhig an) zu sagen was ich nicht in Ordnung finde. Ich habe dabei das Gefühl, dass jeder merkt wie aufgeregt ich bin … ein gruseliges Gefühl, welches noch Stunden danach anhält.

    In meiner aggressiven Zeit ging mein Gewicht runter und als ich wieder kontrollierter wurde, ging das Gewicht hoch. Für mich steht außer Frage, dass ich kein aggressiver Mensch mehr werden will, denn auch in dieser Zeit fühlte ich mich hilflos (nur sah das niemand). Mir fehlt es an Argumenten und ich weiß nicht wie ich lernen kann diesen Menschen gegenüber sachlich und souverän zu argumentieren, wenn ich aufgeregt bin.

    Es gibt noch einen Menschen in meiner Familie welchen ich nicht missen möchte und das ist der Grund, warum ich ab und zu Kontakt zu meiner Familie habe.

    Beruflich habe ich viel mit Menschen zu tun und halte Vorträge und bin durchaus souverän und jeder der mich kennt, würde mich mit diesem Thread niemals in Verbindung bringen … außer meine Familie :o

    Ein Grund warum ich mich in diesem Forum angemeldet hatte war, dass ich mein sachliches Argumentieren verbessern wollte. Mir ist aber aufgefallen, dass es doch noch einen großen Unterschied gibt zwischen der Zeit haben einen Text, oder eine Aussage so zu formulieren, dass sie genau den Punkt trifft, oder einer Person gegenüber sich zu äußern, die einen schon Jahre kennt und mit einem Satz total aus der Fassung bringen kann.

    In meiner Familie gibt es einige, denen es sichtlich Spaß macht, dass der Gegenüber sein Gesicht verliert :(

    Kennt das jemand von euch und wenn ja, habt ihr Mechanismen gefunden um bei Menschen die euch gezielt aus der Fassung bringen wollen, souverän zu bleiben?

  • Obwohl meine Vorgeschichte nicht mit deiner zu vergleichen ist, kenne ich diese Sticheleien gut, und auch das Gefühl, dass du dabei hast, ist mir vertraut.
    In meiner Familie sind es eigentlich nur entferntere Verwandte (z.B. Schwägerin, Großonkel usw.) und ich habe dieses Problem für mich so gelöst, dass ich diese Leute einfach meide. Wenn es sich garnicht vermeiden lässt, ihnen zu begegnen, bei familiären Großereignissen wie Hochzeit oder so, versuche ich ihnen aus dem Weg zu gehen. Wenn es dann doch noch zur Begegnung und der dazugehörigen Stichelei kommt, habe ich zum Glück inzwischen soviel Unterstützung durch die Familienangehörigen, die ich mag und die mich mögen, dass auch das kein Problem mehr ist.
    Ich selbst brauch eigentlich garnichts mehr dazu sagen, das machen die Anderen. Dadurch habe ich das Gefühl, eher Zuschauer zu sein als Betroffener, und dieses miese Gefühl, das noch stundenlang anhält, stellt sich nicht mehr ein.
    Allerdings habe ich Jahre (oder Jahrzehnte) gebraucht, bis ich eben nicht mehr zu jedem Geburtstag alle eingeladen habe, "weil sich das so gehört", und es hat auch gedauert, bis ich entsprechende Einladungen ablehnen konnte.
    Inzwischen habe ich mit diesem Zweig der Familie praktisch keinen Kontakt mehr ( und lege auch keinen Wert mehr darauf).
    War aber nicht einfach für mich, weil ich so garnicht der Typ bin, der sich gegen familiäre Konventionen stellt.


  • Allerdings habe ich Jahre (oder Jahrzehnte) gebraucht, bis ich eben nicht mehr zu jedem Geburtstag alle eingeladen habe, "weil sich das so gehört", und es hat auch gedauert, bis ich entsprechende Einladungen ablehnen konnte.


    Vielen Dank für deine Antwort :)

    Ich habe auch sehr lange gebraucht bis ich die Besuche auf ein Minimum reduziert hatte.

    Komisch, dass man so lange an alten Traditionen festhalten kann, obwohl sie einem schaden.
    Eigentlich ist es auch egal wer dir schadet bzw. dich aus der Ruhe bringt ob nun Arbeitskollegen, Familie, Nachbarn oder Fremde ... es ist schlimm, wenn man merkt, dass man kurz davor steht nicht mehr Herr über sich selbst zu sein :(

  • Liebe Bircan,
    DAS frage ich mich auch immer noch- wie kann man so lange so blöd sein, obwohl man ganz genau weiß daß man sich selbst wehtut?!?
    ich glaub' ein großer Schritt ist es schon, wenn die Wut und Agressivität nicht mehr einfach so explodiert, sondern wenn man sie "kommen" merkt und darauf reagieren kann und ihr dadurch nicht mehr so hilflos ausgesetzt ist.
    Im Notfall hilft es mir, einfach den Raum zu verlassen, ohne irgendwas zu sagen.
    Und das ärgert die Stichler doch am meisten, wenn keine Reaktion auf das Gestichel kommt.

  • ... ich glaub' ein großer Schritt ist es schon, wenn die Wut und Agressivität nicht mehr einfach so explodiert, sondern wenn man sie "kommen" merkt und darauf reagieren kann und ihr dadurch nicht mehr so hilflos ausgesetzt ist.


    Genau so ist es!

    Ich habe mich, wie du auch, sehr schwer getan mit meinen alten Traditionen zu brechen, aber genau dieser Schritt war, für mich, der Anfang von der Befreiung gegenüber meiner Familie. Ein gutes Beispiel war bei uns Weihnachten, an Weihnachten gab und gibt es heute noch, bei meinen Eltern, ein Treffen und dieses Treffen war immer furchtbar.

    Alle Jahre wieder wurden Themen angesprochen bei denen jeder wusste, dass ich sehr empfindlich reagieren (Ausländerfeindlichkeit, soziale Themen … ) kann, oder es wurde allgemein über Äußerlichkeiten gesprochen, oder besser gesagt wie die normale Äußerlichkeit auszusehen hat. Natürlich hat man, bei diesem Thema, nicht mich direkt angesprochen, aber von der Seite angesehen.

    So kam es zu einem Gespräch, dass sich ein Familienmitglied zuhause ein Bild an den Kühlschrank gehängt hat auf dem ein Mann sooo viel gegessen hat und sooo dick wurde, dass er mit dem Sessel, in dem er saß, verwachsen ist :eek: … Reaktion vom Rest der Familie war BOAHHHH … meine Reaktion war ein roter Kopf.

    Ich hatte überlegt wie ich diesen Thread nennen sollte und schlussendlich kam ich auf „Aggressivität“. Zu Anfang war mir das Wort zu hart, aber dann dachte ich es ist nicht nur meine frühere Aggressivität, sondern auch die Menschen die mich aus der Fassung bringen wollen, würde ich als aggressiv bezeichnen, wenn sie von langer Hand Beleidigungen vorbereiten.

    Es gab mal ein Fest bei dem ich anfangs das Gefühl hatte, dass es ein sehr schönes Fest ist, man redete mit mir freundlich und war interessiert an dem was ich erzählte. Auf einmal kam eine Spitze die so gesessen hat, dass ich für Stunden nichts mehr sagen konnte und mir total schlecht war. Das ganze Gespräch kam mir, im Nachhinein, vorbereitet vor, denn plötzlich fixierte mein Gesprächspartner mich intensiver und das nächste was lauthals kam war „du hast ja eine mongoloide Augenfalte“ … ich war wie vom Blitz erschlagen und konnte nichts mehr sagen.

    Danach wurde gellend über das Down-Syndrom diskutiert, über Fruchtwasseruntersuchungen und das man diese frühzeitig durchführen müsse, damit man noch Zeit hat zu „reagieren“. Wie ich diese Gespräche verabscheue und wenn mich dabei dann noch diese Blicke treffen die abschätzen wollen, wann und ob ich aus der Haut fahre.

    Heute habe meistens eine Karteikarte bei mir auf der steht, dass ich ruhig bleiben soll, dass ich nicht impulsiv reagiere, dass ich damit rechnen muss beleidigt zu werden, dass ich mich auf keinen Fall in ein Gespräch verwickeln lasse und das die Menschen „nur“ ein Opfer suchen. Die Karteikarte lese ich mir mehrfach, noch im Auto sitzend, durch und erst dann steige ich aus und gehe in die Höhle des Löwen. Leider habe ich noch keine andere Art gefunden mit dieser Art der geballten Aggressivität umzugehen, aber ich bin schon lange nicht mehr aus der Haut gefahren und von daher toi, toi, toi.

    Trotzdem dem Ganzen habe ich immer noch eine große Naivität in mir, denn ich verstehe einfach nicht, warum Menschen so gemein zueinander sein können.

  • Es wird immer Leute geben die über Dicke lästern und stolz sind das Sie von der Natur mehr Glück hatten aber deswegen sind Sie nicht die besren Menschen !


    Ich bin mit der Zunge ziemlich schlagfertieg und tuhe deswegen oft antworten . Wehr nicht so schlagfertieg ist solte lieber schweigen !

  • Solche Situationen wie die, die du bei deinem Weihnachtstreffen erlebt hast, kenn' ich auch. Ich hab' das mal so gelöst, dass ich bei einem Gespräch wie dem von dir erwähnten über Ausländer gesagt habe:"ich muß mal raus, hier ist die Luft so schlecht!"
    Da waren die Lästermäuler ein bißchen betroffen und haben den Mund gehalten.
    Bei einem Spruch wie der mongoloiden Lidfalte hätte ich vielleicht gesagt, "kann schon sein, aber wenigstens hat man bei mir das Taktgefühl nicht vergessen!"
    und ich wäre abgeschwirrt.
    Das mit der Schlagfertigkeit klappt besser, wenn du dir das vorher in Gedanken zurecht legst und dich innerlich auch schon mal drauf vorbereitest, das event vorzeitig zu verlassen.
    Vielleicht wird den Leuten dann erst bewußt, wie du dich fühlst, und vielleicht halten sie sich das nächste Mal etwas zurück um dich nicht wieder rauszuekeln.
    Und wenn nicht- schieß' sie doch in den Wind! Auf solche "lieben" Verwandten kannst du doch getrost verzichten, oder?
    Meide doch dann lieber diese Großveranstaltungen und triff dich im kleinen Kreis mit denen, an denen dir liegt und die dich mögen und so akzeptieren, wie du bist.

  • Solche Situationen wie die, die du bei deinem Weihnachtstreffen erlebt hast, kenn' ich auch. Ich hab' das mal so gelöst, dass ich bei einem Gespräch wie dem von dir erwähnten über Ausländer gesagt habe:"ich muß mal raus, hier ist die Luft so schlecht!"


    ;) wäre auch mal eine Möglichkeit raus zu kommen!

    Zitat

    Bei einem Spruch wie der mongoloiden Lidfalte hätte ich vielleicht gesagt, "kann schon sein, aber wenigstens hat man bei mir das Taktgefühl nicht vergessen!"

    Mir fällt leider im Nachhinein auch immer so viel ein, aber genau bei der Aktion war ich toootal geschockt, ich wusste im ersten Moment nicht was überhaupt gemeint ist :o

    Zitat

    Das mit der Schlagfertigkeit klappt besser, wenn du dir das vorher in Gedanken zurecht legst und dich innerlich auch schon mal drauf vorbereitest, das event vorzeitig zu verlassen.

    ... eigentlich mag ich überhaupt keine Rollenspiele, aber hierbei wäre es vielleicht wirklich mal angebracht.

    Zitat

    Vielleicht wird den Leuten dann erst bewußt, wie du dich fühlst, und vielleicht halten sie sich das nächste Mal etwas zurück um dich nicht wieder rauszuekeln.

    Also die Hoffnung habe ich aufgegeben, dass bei diesen Leuten etwas "bewusst" wird, wirklich ich habe schon alles probiert was an Gesprächen möglich ist.

    Zitat

    Meide doch dann lieber diese Großveranstaltungen und triff dich im kleinen Kreis mit denen, an denen dir liegt und die dich mögen und so akzeptieren, wie du bist.

    Wie ich schon schrieb, es gibt nur einen Menschen der mir dort sehr wichtig ist, aber leider ist diese Person immer in Begleitung, aber die Großveranstaltungen meide ich schon seit ein paar Jahren, aber der kleine Kreis hat es bei uns auch in sich ;)

    pfeffi ... vielen Dank, dass du dich mit mir ausgetauscht hast :)

  • Dein Problem ist meines Erachtens Folgendes: Dir ist es peinlich, daß Du dick bist. Dagegen hilft keine Schlagfertigkeit (weder Verbale noch Körperliche) sondern nur es zu akzeptieren oder abzunehmen.

    Ich nehme mal an, wenn jemand Deinen Beruf niedermachen würde, würdest Du ihm auch erklären, warum Dein Beruf für Dich toll ist. Schlagfertigkeit kommt ganz von selbst, ob sie trifft ist eine andere Frage.

    Ich denke, das Beste wäre immer noch, Deinem Bekannten zu sagen, daß Du es rücksichtslos findest, wie er mit Dir umgeht und ihn zu fragen, was er mit seinen Aussagen eigentlich erreichen will. Du könntest ihn dabei auch fragen, ob er sich vielleicht auf Deine Kosten gut fühlen will und ob er das nötig hat.

    Man muß sich nur seiner eigenen Schwächen bewußt sein und gleichzeitig klarmachen, daß Angriffe anderer nicht unbedingt ein Zeichen von deren Überlegenheit sind. Leute, die mich absichtlich bloßstellen wollen, halte ich für so amrselig, daß es mich nicht mehr wirklich trifft. (Unterscheide da aber schon zwischen dieser Sorte und der "besorgten" Sorte, die nur mein "Bestes" will - die ertrage ich eine Weile lächelnd. Und sage dann irgendwann, daß sie mich jetzt genug bekniet haben, aber daß es keinen Zweck hat, weil ich "unverbesserlich" bin.)

    Noch so etwas ist mögliches Getratsche hinter dem eigenen Rücken: Wenn man weiß, was geredet wird, dann kann man es auch einfach selbst ausprechen, schlagartig macht es keinem mehr Spaß zu tratschen.

  • Dein Problem ist meines Erachtens Folgendes: Dir ist es peinlich, daß Du dick bist. Dagegen hilft keine Schlagfertigkeit (weder Verbale noch Körperliche) sondern nur es zu akzeptieren oder abzunehmen.


    Natürlich musste auch ich, wie so viele hier im Forum, erst einmal lernen mich so zu akzeptieren wie ich nun einmal bin. Zu dieser Zeit, als ich noch einen roten Kopf bekam bei Gesprächen über dicke Menschen war das bestimmt noch nicht der Fall.

    Dein Vorschlag entweder akzeptieren, oder abnehmen finde ich nicht so passend, denn ich konnte mich Jahr nicht so akzeptieren wie ich war und machte aus diesem Grund zig Diäten um abzunehmen ... was dabei raus kam kennt doch wohl der Ein oder Andere hier :rolleyes:

    Zitat

    Ich denke, das Beste wäre immer noch, Deinem Bekannten zu sagen, daß Du es rücksichtslos findest, wie er mit Dir umgeht und ihn zu fragen, was er mit seinen Aussagen eigentlich erreichen will. Du könntest ihn dabei auch fragen, ob er sich vielleicht auf Deine Kosten gut fühlen will und ob er das nötig hat.

    Das habe ich alles schon probiert und auch wenn ich diese Gespräche mit Familienmitgliedern einzeln führe, kann das Gespräch auch so weit gehen, dass verstanden wird was ich meine bzw. was ich nicht in Ordnung finde. Sobald aber diese Person wieder in ihrem "Verbund" ist, dann wiegeln sich diese Familienmitglieder immer weiter hoch ... vielleicht spielt bei diesen Menschen auch der Alkohol eine große Rolle.

    Zitat

    Man muß sich nur seiner eigenen Schwächen bewußt sein und gleichzeitig klarmachen, daß Angriffe anderer nicht unbedingt ein Zeichen von deren Überlegenheit sind.

    Ich glaube meine Schwächen sehr gut zu kennen und das kann auch sehr nützlich sein, aber meinen Ärger über Sticheleien macht diese Erkenntnis leider nicht viel besser.

    Zitat

    Noch so etwas ist mögliches Getratsche hinter dem eigenen Rücken: Wenn man weiß, was geredet wird, dann kann man es auch einfach selbst ausprechen, schlagartig macht es keinem mehr Spaß zu tratschen.

    Ich muss gestehen mich interessiert eigentlich nicht was hinter meinem Rücken getratscht wird.

  • Es gibt aber leider nur die beiden Möglichkeiten, sich so zu akzeptieren, wie man ist, oder etwas zu ändern.

    Ich weiß nicht, ob Dein Verwandter objektiv betrachtet Unwahrheiten sagt. Also Dir Dinge unterstellt, die nicht zutreffen, oder ob er nur Dinge sagt, die Du nicht hören willst.

    Zitat


    Ich glaube meine Schwächen sehr gut zu kennen und das kann auch sehr nützlich sein, aber meinen Ärger über Sticheleien macht diese Erkenntnis leider nicht viel besser.



    Ja, aber vielleicht solltest Du Dir klarmachen, daß diese Sticheleien die Schwäche Deines Verwandten sind. Daß er ein armer dummer Tropf ist, der auf Dein Gewicht anspielen muß, um sich wichtig und groß zu machen.

    Die beste Methode ihm den Mund zu stopfen, wäre vielleicht ihm auf ironische Weise Recht zu geben, indem Du ihm sagst, was für ein kluger Kopf er ist und wie brillante Ratschläge er doch hat. Dabei machst Du Dich noch ein bißchen über Dich selbst lustig und dann dürfte der Reiz daran vergangen sein.

    Etwas gemein, aber sehr wirkungsvoll, wäre dann nach seinen Schwächen zu suchen. Wir haben auch so einen in der Verwandschaft, der gerne gegen Dicke (aber nicht nur) stänkert - dazu ziemlich karrierebewußt und ein Riesenarschloch.

    Einmal war er dann längere Zeit arbeitslos, da hat mein Vater dann zu ihm gesagt, daß er ihm schon helfen würde, wo er ja jetzt so ein Versager ist, wenn sein Haus zwangsversteigert wird und daß er ihm auch regelmäßig Fleisch und Wurst vorbeibringt (mein Vater ist Metzgermeister), wenn er schließlich als Hungerleider auf der Straße landet. Da fiel dem sauberen Herrn natürlich nicht mehr viel ein.

    Außerdem hat mein Vater bei diesem speziellen Verwandten es schon immer so gehandhabt, gleich, wenn er zur Tür herinkam, ihn zu fragen, ob er "halbe Portion" wieder gegen Dicke stänkern will, damit er sich schon mal passende Antworten überlegen könne. Er sei ja nicht so schlau mit ihm spontan mitzuhalten.

    Aber mein Vater ist auch allgemein ein lustiger Mensch. Einmal hat er auch zu desem Mensch gesagt, daß es nicht lohnt aus ihm "Wurscht" zu machen. (Dem ging voraus, daß meine Eltern auf Grund der Wetterlage dem Besuch angeboten hatte bei uns zu übernachten und dieser Heini dann meinte, bei einem Metzger müsse er ja "Angst" haben.)

    Aber sowas geht wirklich nur, wenn Du Dich selber akzeptierst. Ansonsten hast Du keine Chance. Akzeptieren heißt nicht mal unbedingt, daß Du Dich so mögen mußt, aber Du mußt eben offen damit umgehen.

    Bei dem Bild am Kühlschrank, das Du beschriebst, könnte man vielleicht etwas in der Art bringen: "Sowas hängst Du Dir an den Kühlschrank? Bei mir da wäre ja die Gefahr... Aber, daß Du Dich davor fürchtest, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Ein wenig paranoid finde ich das jetzt aber schon, findest Du nicht auch?" und dann lachen.

    Aber das Problem ist zugegeben, wenn man sowas sagen kann, man es eigentlich nicht mehr zu sagen braucht, weil es einem egal ist, was solche Idioten sagen.


  • Dabei machst Du Dich noch ein bißchen über Dich selbst lustig und dann dürfte der Reiz daran vergangen sein.


    So ein Quatsch...warum soll man sich über sich selbst lustig machen damit die anderen ihren Mund halten? Dann macht man sich selber schlecht damits die anderen nicht tun müssen? Für mich der völlig falsche Ansatz!


    Und die Tour sich zu revanchieren indem man dafür auf den Schwächen des Gegenüber rumhackt finde ich genauso daneben. Damit ist man dann nicht besser als derjenige. Da gibts den tollen Spruch "Was Du nicht willst was man Dir tut, das füg auch keinem anderen zu". Warum soll ich wen anders verletzen nur weil er das bei mir tut? Auge um Auge Zahn um Zahn oder wie?


    Fazit für mich ist nach diesem Beitrag von Dir Rosemarie mal wieder, dass Dein Verständnis von Selbstakzeptanz nicht das meine ist!

  • Ich weiß nicht, ob Dein Verwandter objektiv betrachtet Unwahrheiten sagt. Also Dir Dinge unterstellt, die nicht zutreffen, oder ob er nur Dinge sagt, die Du nicht hören willst.


    Sicher kannst du nicht sehen, ob ich eine mongoloide Augenfalte habe, aber ich frage mal so, wenn dem so wäre, welchen Unterschied würde das denn machen?
    Mir ging es nicht darum, dass niemand sagen darf was ihm an mir auffällt. Nur bei dieser Art der Beleidigungen (ich hatte ja geschrieben … Fest, viele Leute und lautstarke „Feststellungen“), geht es ja nicht um Dinge die ich nicht hören will, sondern um Provokation.

    Außerdem verstehe ich nicht warum du diese Vermutung/Frage (Wahrheit oder Empfindlichkeit von mir) hier extra stellen musstest?

    Zitat


    Ja, aber vielleicht solltest Du Dir klarmachen, daß diese Sticheleien die Schwäche Deines Verwandten sind. Daß er ein armer dummer Tropf ist, der auf Dein Gewicht anspielen muß, um sich wichtig und groß zu machen.


    Mir ist schon klar, dass es die Schwäche meines Gegenübers ist gegen mich zu sticheln, aber wie ich am Anfang schrieb, sind es die Provokationen, dass ich aus der Haut fahren soll, welche mich ärgern.

    Zitat

    Die beste Methode ihm den Mund zu stopfen, wäre vielleicht ihm auf ironische Weise Recht zu geben ...


    Ich bin nicht der Typ der sich über sich selbst lustig macht und sich dadurch vorstellt, dass dem Gegenüber die Ideen ausgehen. Zumal ich glaube, dass die Selbstironie überzeugend vorgetragen werden sollte.

    Zitat

    Bei dem Bild am Kühlschrank, das Du beschriebst, könnte man vielleicht etwas in der Art bringen: "Sowas hängst Du Dir an den Kühlschrank? Bei mir da wäre ja die Gefahr...


    … welche Gefahr, dass ich auch irgendwann mit dem Sessel verwachse? Tut mir Leid, diese Art, sich selbst zu beleidigen, ist definitiv nichts für mich. Ich finde eine Beleidigung bleibt eine Beleidigung, auch wenn ich mich selbst beleidige finde ich das nicht weniger schlimm.

  • Nur bei dieser Art der Beleidigungen (ich hatte ja geschrieben … Fest, viele Leute und lautstarke „Feststellungen“), geht es ja nicht um Dinge die ich nicht hören will, sondern um Provokation.


    Bist du sicher, dass du gemeint bist? Ich habe in meiner Familie eine Tante, die auch gerne stichelt und das sehr geschickt verpackt, so dass man sich praktisch nicht wehren kann. Heute bin ich mir sehr sicher, dass sie das tut, weil sie immer noch mit ihren Geschwistern - darunter meine Mutter - rivalisiert. Wenn sie gegen mich stichelt, meint sie meine Mutter. Motto: "Ich bin besser als du, weil meine Tochter besser ist als deine." Für mich ist diese Erkenntnis bei Familienfeiern eine große Entlastung.


    Es ist auch möglich, dass es "nur" eine weit verbreitete Gedankenlosigkeit ist und eben keine gezielte Provokation. Aber wenn doch Provokation, könntest du vielleicht ganz offen und laut sagen, dass du der betreffenden Person am liebsten eine reinhauen würdest und für was für eine Sauerei du die Sticheleien hältst. Die wissen eh, dass es nicht spurlos an dir vorbei geht, da brauchst du auch keine gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Auf die Inhalte der Sticheleien brauchst du dabei mit keinem Wort einzugehen.

  • Bist du sicher, dass du gemeint bist?

    Ja ich bin mir sicher, dass ich gemeint bin, ob vielleicht unterbewusst etwas dahinter steckt kann ich nicht sagen. Da ich kein Psychologe bin interessiert mich dieser Ansatz eher weniger, aber möglich ist es natürlich.

    Zitat


    Aber wenn doch Provokation, könntest du vielleicht ganz offen und laut sagen, dass du der betreffenden Person am liebsten eine reinhauen würdest ...

    Die Zeiten sind glücklicherweise vorbei und ich werde bei Provokationen/Beleidigungen nie mehr mit Gewalt, oder Gewaltandrohung reagieren.

  • So ein Quatsch...warum soll man sich über sich selbst lustig machen damit die anderen ihren Mund halten? Dann macht man sich selber schlecht damits die anderen nicht tun müssen? Für mich der völlig falsche Ansatz!

    Und die Tour sich zu revanchieren indem man dafür auf den Schwächen des Gegenüber rumhackt finde ich genauso daneben. Damit ist man dann nicht besser als derjenige. Da gibts den tollen Spruch "Was Du nicht willst was man Dir tut, das füg auch keinem anderen zu". Warum soll ich wen anders verletzen nur weil er das bei mir tut? Auge um Auge Zahn um Zahn oder wie?

    Fazit für mich ist nach diesem Beitrag von Dir Rosemarie mal wieder, dass Dein Verständnis von Selbstakzeptanz nicht das meine ist!



    Wenn ich mich über mich selbst lustig mache, zeige ich, daß mir die Beleidigungen des anderen nichts anhaben können, die er ja nur sagt, weil er meint, mich damit treffen zu können.

    Vielleicht ist das eine Frage des Selbstwertgefühls. Mich nerven solche Sticheleien eher, ich will nicht, daß jemand anderes sowas über mich sagt. Einfach weil er mich zu respektieren hat, wie ich auch andere respektiere, so lange sie mir nichts Böses wollen.

    Ja, Auge um Auge, Zahn um Zahn trifft es vielleicht. Dieser Biblische Grundsatz ist ja auch eine Art Übermaßverbot. Rache, aber nicht noch Nachtreten. Ich sehe einfach nicht ein, warum man sich von solchen miesen Typen beleidigen und fertigmachen lassen soll. Die benötigen einen Denkzettel, denen muß es einfach mal wehtun, das formt den Charakter und schleift ihre Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit etwas weg.

    Zitat

    Sicher kannst du nicht sehen, ob ich eine mongoloide Augenfalte habe, aber ich frage mal so, wenn dem so wäre, welchen Unterschied würde das denn machen?
    Mir ging es nicht darum, dass niemand sagen darf was ihm an mir auffällt. Nur bei dieser Art der Beleidigungen (ich hatte ja geschrieben … Fest, viele Leute und lautstarke „Feststellungen“), geht es ja nicht um Dinge die ich nicht hören will, sondern um Provokation.


    Außerdem verstehe ich nicht warum du diese Vermutung/Frage (Wahrheit oder Empfindlichkeit von mir) hier extra stellen musstest?



    Ich wollte Dir nicht wehtun. Ich rede ja auch nicht von bestimmten Merkmalen. Ich meinte nur, daß manche Menschen auch noch schlechte Dinge andichten und mit Unterstellungen arbeiten, die gar nicht zutreffen.

    Zitat


    … welche Gefahr, dass ich auch irgendwann mit dem Sessel verwachse? Tut mir Leid, diese Art, sich selbst zu beleidigen, ist definitiv nichts für mich. Ich finde eine Beleidigung bleibt eine Beleidigung, auch wenn ich mich selbst beleidige finde ich das nicht weniger schlimm.



    Ich denke, er wollte Dich damit vorführen,vielleicht auch Dir ein schlechtes Gewissen einjagen (könnte aber auch sein, daß er so ein ernährungsbewußter Sportsmensch ist und nur Dein "Bestes" will, die sind oft wenig einfühlsam). Wenn Du das aussprichst und Dich drüber lustig machst, was er hintenrum sagen will, verliert es eben seine Wirkung. Wenn er zum Beispiel wollte, daß Dir das furchtbar peinlich ist und Du einen roten Kopf bekommst, hat er sein Ziel erreicht, wenn Du betroffen schweigst, machst Du aber einen Scherz, ist seine Intention mißglückt.

  • Wenn er zum Beispiel wollte, daß Dir das furchtbar peinlich ist und Du einen roten Kopf bekommst, hat er sein Ziel erreicht, wenn Du betroffen schweigst, machst Du aber einen Scherz, ist seine Intention mißglückt.



    Welche Intention hinter solchen Bemerkungen steckt interessiert mich eigentlich nicht, denn sich so zu benehmen ist einfach nur Anstandslos. Ich weiß auch, dass es für manche Menschen eine Art Sport ist andere Leute vorzuführen, oder ihnen ihre Schwächen aufzuzeigen … am besten noch vor versammelter Mannschaft, denn dann ist das Gruppengelächter noch aufbauender.

  • die Frage ist, ob Du diesen Leuten nicht völlig aus dem Weg gehen kannst?


    Es gibt noch einen Menschen in meiner Familie welchen ich nicht missen möchte und das ist der Grund, warum ich ab und zu Kontakt zu meiner Familie habe.


    kannst Du diesen einen Menschen nicht alleine treffen? Ohne all die bösartigen Gruselgestalten drumherum, die Dich fertig machen wollen?

  • die Frage ist, ob Du diesen Leuten nicht völlig aus dem Weg gehen kannst?


    Du hast vollkommen Recht und auch das ist mein Gedanke gewesen, aber wie schon gesagt es gibt noch eine Person die mir sehr am Herzen liegt und da diese Person schon sehr alt ist versuche ich den Kontakt nicht ganz abbrechen zu lassen.

    Ich habe den Kontakt aber schon extrem eingeschränkt und meide die Großtreffen der Familie.
    Leider schützen mich die kleineren Treffen nicht vollkommen vor Provokationen, aber es ist weniger.

    Zitat

    kannst Du diesen einen Menschen nicht alleine treffen? Ohne all die bösartigen Gruselgestalten drumherum, die Dich fertig machen wollen?


    Leider muss die Person die mir sehr am Herzen liegt immer mit einer anderen Person kommen und die hat es alleine schon in sich :( aber Gruselgestalten trifft es ;)

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