Der Vortrag

  • In einer Woche ist es wieder so weit und ich muss, wie in jedem meiner bisherigen Semester, mal wieder eine Präsentation halten.
    Man könnte meinen, dass mir das nach all den Jahren leichter fällt, aber so ist es nicht.
    Ich habe zig Male präsentiert und hatte auch Rhetorikschulung in der Uni, aber dennoch sitze ich nun, eine Woche vorher hier und mir wird schon bei dem Gedanken daran schlecht.
    Komisch eigentlich, denn früher haben mir Referate nie etwas ausgemacht und ich hatte sogar regelrecht Spaß daran.
    Und eigentlich sollte es doch gar nicht so schlimm sein, immerhin kenne ich alle Anwesenden persönlich, ich weiß was ich zu sagen habe, ich kenne das Thema in- und auswendig, ich weiß den Ablauf und ich kenne die Reaktionen meiner Kommilitonen ( Die meist nur gelangweilt da sitzen, was ihnen nicht übel zu nehmen ist, nach 5 Stunden Dauerpräsentation geht es uns allen so.)
    Jetzt sitze ich hier und frag mich was mein Problem ist?
    Denn ausdrücken kann ich mich eigentlich gut und auf den Mund gefallen bin ich auch nicht.
    Aber dann denke ich wieder an all die Vorgaben die ich einzuhalten habe und von denen ich weiß, dass sie mir vollkommen die Lockerheit rauben.
    Um euch aufzuklären will ich euch einige nennen:
    - Zeitliche Punktlandung, genau 10min präsentieren, pro 0,5min darüber oder darunter gibt es 1/4 Note abgezogen
    - Keine Ähs und Ähms ( darüber werden Strichlisten geführt)
    -Präsentation muss mit Handzettel erfolgen
    -Handzettel muss benutzt werden
    -während der Präsentation muss jeder der Anwesenden mind. einmal angeschaut werden ( 60 Personen)
    - Mindestens 10 rhetorische Fragen
    - Hände auf Bauchhöhe
    Und so weiter und so fort. Natürlich gibts dann noch mehr Feinheiten, dass man sich vorstellen muss mit " Ich bin" und nicht "mein Name ist",usw.
    Man müsste auch meinen so ein Rhetorikdozent, dass muss ein klasse Redner sein, aber auch dem ist nicht so, seitdem wir diesen Kurs hatten, hören sich unsere Präsentationen eher nach schlechten Teleshopping-Verkaufsvorführungen an, denn nach seriösen Projektpräsentationen, vor allem mit den erzwungenen rhetorischen Fragen.


    Immer wieder denke ich mir: "Reg dich nicht auf, bisher hast dus immer wieder geschafft, du bist noch nie durchgefallen, du kennst dein Thema, du kennst die Leute.", aber dennoch werde ich in einer Woche wieder " da vorne" stehen. Ich werde eine brüchige Stimme haben, ich werde immer aufgeregter, ich schwitze unheimlich,mir wird immer unwohler, in Folge dessen wird mein Tremor (Zittern der Hände) stärker, ich kann die Notizen nicht mehr lesen, werde noch nervöser...


    ... und in Folge dessen rede ich immer schneller und bin genau deswegen, wie immer zu früh fertig, habs aber irgendwie hinter mich gebracht, indem ich geredet habe ohne nachzudenken.
    Hauptsache fertig.


    Ich erwarte nun nicht irgendwelche Ratschläge die mir helfen ( ich hab schon genug durchgelesen im Internet, aber fand nichts befriedigendes, falls einer doch noch nen außergewöhnlich guten Tipp hat, nur her damit), mir war es einfach mal wichtig das los zu werden und mit euch darüber zu sprechen, wie es euch in solchen Situationen geht und wie ihr damit umgeht.
    Allen ein wunderschönes, erholsames Wochenende


    P.S. Alle gefundenen Fehler dürfen behalten werden.

    Alles, was wir gerne tun, macht dick, ist krebserregend oder unmoralisch.
    Mark Twain, (1835 - 1910)

  • Sorry, ich kann zu Deinen Problem nicht viel sagen ...


    ... nur ganz am Rande ein Einwurf:
    Meine Fresse! Bei den "Vorschriften" weiß ich jetzt auch warum so viele Vorträge so unglaublich ätzend sind, wenn die Leute gezwungen werden sich mehr mit sich selbst und den Zuschauern zu beschäftigen als mit dem Thema und wie der Inhalt desselben rübergebracht werden kann. Hört sich ja schwerstens nach Kaffeefahrt an :cool:


    Soviel dazu.


    Ein ganz klein wenig hab ich doch zu sagen.
    Ich mußte während meines (technischen) Studiums auch ein oder zwei Präsentationen zu einem Thema machen. Die einzige Vorgabe, die wir allerdings hatten, war "20 Minuten".
    Damit hatte ich komischerweise auch Probleme, obwohl ich während der Zeit auch Unterricht in einer Nachhilfeschule gab und vor deren Kleinstgruppen den "Vortänzer" machte, und habe auch angefangen mir Artikel und Ratgeber durchzulesen.
    Was da so alles drinstand war ... ich will nicht sagen Psychomüll ... aber es traf auf meine Situation nicht die Bohne zu.


    Nur ein einziger hat den nagel für mich auf den Kopf getroffen. Da hieß es: Man verzweifelt an der mangelnden (bzw. bei Großveranstaltungen regelrecht unerwünschten) direkten Rückmeldung der Zuhörer.
    Das geschieht meistens dann, wenn man zu einer Sorte Mensch/Vorträger gehört, die den Sinn ihres Vortrags darin sehen, Inhalte vermitteln zu wollen und nicht nach Vorbild der alten Tagesschausprecher zusammenhanglosen Kram runterzuleiern und alle 2 Sekunden mit leerem Blick vom Papier in die Kamera zu starren - also so ziemlich genau das Verhalten, was euch da übergestülpt werden soll.


    Überleg mal, ob das bei Dir auch der Knackpunkt zwischen früher und jetzt ist.



    Meine Präsentation entpuppte sich dann übrigens als harmlos. Da kamen nur 3 Profs und die anderen 2 Teilnehmer des Seminars (weil sich niemand anderes sonst für das Thema interessiert hatte :rolleyes: ) und das war so locker wie in der Nachhilfe auch. Glück ist mit die Doofen.
    Sieht leider nicht so aus, als kämst Du so leicht aus der Nummer raus.

  • Ich denke mir da:

    wer solche blödsinnigen Vorgaben macht, hat von einem gelungen Vortrag wenig Ahnung!
    Und überhaupt hat er wenig Ahnung von dem, was in der Welt wirlich wichtig ist.

    Diesen einfach-gestrickten Menschen nun gilt es in diesen 10 Minuten zu "befriedigen" - und das wirst du ganz, ganz sicherlich schaffen!!!

    Mehr isses nich!

  • ..wer solche blödsinnigen Vorgaben macht, hat von einem gelungen Vortrag wenig Ahnung!
    Und überhaupt hat er wenig Ahnung von dem, was in der Welt wirlich wichtig ist..


    Das mag sein, aber er hat offenbar Macht über die Benotung.


    Wum, dein Problem mit der Zeit kenne ich auch, wir hatten da auch strenge Vorgaben. Vielleicht kannst Du den Vortrag "trocken" üben und die Zeit messen? Ansonsten stelle doch, wenn noch zuviel Zeit übrig ist, ein paar Fragen mehr? Kunstpausen zwischendurch bringen auch ein paar Sekunden..:D


    Was Deine Nervosität angeht, kann ich das gut nachvollziehen, ich bin immer nervös. Mittlerweile (im Beruf) hilft es mir, mir vorzustellen, dass mein Gegenüber auf der Toilette sitzt. Das klingt vielleicht blöd, aber mir hilft's, gerade wenn es um jemanden geht, der in der Hierarchie weiter oben ist.


    Und Deine Kommilitonen sind ja in der gleichen Situation..


    Viel Glück!


    PS: Evtl. ein halbes Glas Sekt vorher, zu Unizeiten ging das noch..:evil:

  • Mittlerweile (im Beruf) hilft es mir, mir vorzustellen, dass mein Gegenüber auf der Toilette sitzt. Das klingt vielleicht blöd, aber mir hilft's, gerade wenn es um jemanden geht, der in der Hierarchie weiter oben ist.


    Das ist das, was ich in meinem Beitrag als Psychomüll zu bezeichnen beliebte :rolleyes:
    Ganz ehrlich ... welchen Sinn hat ein Vortrag, wenn die Grundvorausetzung darin besteht, seine Zuhörer eh nicht für voll zu nehmen?


    Aber ok. Das Perverse an diesem Mist ist ja, daß es die Zuhörer bzw. ihr Häuptling jene sind, die ganz offensichtlich grundsätzlich nicht für voll genommen und wie billige Statisten behandelt werden wollen.
    Wenn man Wert auf die Note legt (mir wäre es ehrlich gesagt egal, bevor ich zu einem Zombie mutiere) kann man das vielleicht einmal tun.
    Aber generell mit dieser Einstellung in Vorträge zu gehen. Ne, sorry.

  • Gut, diesen "Psychomüll" habe ich mir für mich selbst überlegt, das Bild "der kocht auch nur mit Wasser" ist mir in dem Moment zu kompliziert.


    Es geht weniger darum, jemanden ins Lächerliche zu ziehen, als diesen riesigen Kloß im Hals, bedingt durch große Nervosität, in den Griff zu kriegen. Schließlich ist der Prof auch nur ein Mensch und nichts anderes führt mir in dem Moment vor Augen.
    Und obwohl ich im Studium und dann im Beruf schon viele Vorträge/Präsentationen halten musste, ist die anfängliche Nervosität geblieben..mir helfen dann Bilder in meinem Kopf!

  • Sprich mit einem Vertrauensdozenten oder dem Studiendekan und bitte ihn sich die ein oder andere Präsentation anzusehen und sprich mit ihm über die lächerlichen Vorgaben!


    Ein Vortrag kann nur gut werden, wenn er zu deinem Stil passt!

  • Wum, hast Du jemanden der gar keine Ahnung von der Materie hat, mit dem Du den Vortrag üben kannst. Jemand, der Dir gegenüber neutral ist?

    Unsere Azubis müssen ja für ihren Fachvortrag auch üben. Bei uns müssen dann immer die Kollegen herhalten, die nicht so im Thema sind. Einmal haben wir sogar unseren Chef gebeten, sich den Vortrag anzuhören.

    Ansonsten hilft einfach nur üben, üben, üben.

    Ich muß demnächst auch eine Präsentation abhalten, wo ich voll im Stoff bin und nur 10 bis 15 Personen anwesend sind. Obwohl ich schon vor 500 Leuten gesprochen hab', habe ich vor dieser Präsentation mehr Schiß als je zuvor in meinem Leben. Aber da gilt auch für mich üben, üben, üben. Mein armer Mann!

  • Hey Hey, danke schon mal für die Antworten, es ist immer gut zu wissen, wenn es anderen genau so geht ( auch wenn ich das ja schon vorher wusste.
    Eure Ratschläge sind sicher gut gemeint, allerdings wenige hilfreich.
    ( An der Übung mangelt es nicht wenn ich vortrage, habe schon überlegt, ob es vielleicht Sinn macht das nächste Mal weniger zu üben und freier zu sprechen, immerhin kenn ich den Inhalt sowieso inn- und auswendig und wenn ich nicht dauernd auf meine zuvor zurechtgelegten Worte oder Gedankengänge zurückgreifen muss, werde ich vielleicht auch nicht mehr so nervös, wenn sie mir bei der Präsentation entfallen)


    Das Größte Problem bei diesen Präsentationen ist eigentlich, dass diese keinen Menschen interessieren. Bei normalen Vorträgen geht es um Input, Information, Interesse oder Weiterbildung, jedenfalls steckt normalerweise ein Sinn dahinter.
    Bei unseren ist das allerdings nicht so. Jeder im Raum sitzt seine Zeit nur ab, bis er selbst an der Reihe ist. Selbst die Dozenten interessiert das Thema nicht. ( Mir geht es da allerdings auch so, immerhin kennt man seine Kommilitonen und die Projekte die präsentiert werden , sprich das Thema. Manchmal werden 10 Präsentationen über das gleiche Projekte gehalten.)
    Das macht es insgesamt schwer mit den Anwesenden zu kommunizieren, denn die sitzen währenddessen zum Teil vorm Laptop,, unterhalten sich leise miteinander, oder haben schon die Augen zu , weil sie einfach zu Tode gelangweilt sind vom 20. Vortrag an diesem Tag.


    Daher: Problemlösung ist eher schwierig, deswegen würde ich einfach lieber wissen, wie es euch bei sowas ergeht, oder wie ihr damit umgeht.
    Außerdem bin ich mir sicher, dass ich es auch diesmal hinter mich bringen werden, wie immer. Aber angenehm wird es eben nicht.


    Achso übrigens, wissen alle aus der Fakultät ( Dozenten, Profs, Dekan, Mitarbeiter, Kommilitonen) wie die Präsentationen ablaufen und wie die Vorgaben sind, daher glaube ich kaum, dass man sich an jemanden wenden sollte.


    Ich hab es sogar schon einmal angesprochen, bei dem Dozenten, der die Präsentationen bewertet.
    Ich hab ihm damals gesagt, dass ich die Rhetorikvoorgaben und den dazugehörigen Dozenten für überzogen halten und er alles ist, nur kein guter Redner und wollte wissen, weshalb es so ist und ob das nicht jemand machen könne wie er oder Prof. XY, die gute Redner sind.
    Und er sagte, dass es nötig ist, weil viele so schlecht präsentieren, dass sie es nur verstehen, wenn es so überzogen ist.
    Naja, hat mich jedenfalls wenig befriedigt die Antwort.

    Alles, was wir gerne tun, macht dick, ist krebserregend oder unmoralisch.
    Mark Twain, (1835 - 1910)

  • Das Größte Problem bei diesen Präsentationen ist eigentlich, dass diese keinen Menschen interessieren. Bei normalen Vorträgen geht es um Input, Information, Interesse oder Weiterbildung, jedenfalls steckt normalerweise ein Sinn dahinter.


    Tja, willkommen im Club.


    Ich frage mich manchmal wirklich, worin die Fuzzis, die solcherlei geartete Vorträge als Teil des Lehrplans einbauen, ihren pädagogischen Auftrag sehen :rolleyes:


    Zitat

    Daher: Problemlösung ist eher schwierig, deswegen würde ich einfach lieber wissen, wie es euch bei sowas ergeht, oder wie ihr damit umgeht.


    Sagen wir mal so: Ich habe es damals (tm) geschafft, daß meine mündliche Deutsch-Abiprüfung nach wenigen Minuten abgebrochen wurde, weil mir der Scheiß wirklich dermaßen am Arsch vorbeiging. Immerhin habe ich den Protokollführer zum Lachen gebracht :D
    Die restlichen Noten standen schon fest und das Abi war damit längst bestanden.
    Ich kann also mit gutem Gewissen sagen, daß meine Lösung/Umgang mit einem ähnlich gelagerten Problem wie Deinem wäre, mein Ding auf eine Art durchzuziehen, bei dem ich nicht zu einem Zombie mutiere. Wenn ich mich zum Affen mache, dann wenigstens zu meinen Bedingungen. Heißt: rüberbringen statt runterreißen - egal ob es schwachsinnigen Vorgaben entspricht oder nicht.

  • Sagen wir mal so: Ich habe es damals (tm) geschafft, daß meine mündliche Deutsch-Abiprüfung nach wenigen Minuten abgebrochen wurde, weil mir der Scheiß wirklich dermaßen am Arsch vorbeiging. Immerhin habe ich den Protokollführer zum Lachen gebracht :D
    Die restlichen Noten standen schon fest und das Abi war damit längst bestanden.
    Ich kann also mit gutem Gewissen sagen, daß meine Lösung/Umgang mit einem ähnlich gelagerten Problem wie Deinem wäre, mein Ding auf eine Art durchzuziehen, bei dem ich nicht zu einem Zombie mutiere. Wenn ich mich zum Affen mache, dann wenigstens zu meinen Bedingungen. Heißt: rüberbringen statt runterreißen - egal ob es schwachsinnigen Vorgaben entspricht oder nicht.


    Das habe ich mir auch schon überlegt, aber irgendwie kommen mir immer mehr Vorschriften in den Kopf, Vorschriften die mich schon, wie du sagst zu einem Zombie machen und ich brauch schon eine einigermaßen gute Note.
    Leider.Sonst wäre es mir auch egal (wars mir auch schon ein paar mal)
    Heute stehe ich vor dem Problem, dass ich nicht weiß welches Thema ich noch präsentieren soll. (Muss 2 Präsentationen vorbereiten, eine wird ausgesucht)
    Habe irgendwie kein Projekt mehr, über dass ich 10 Minuten reden könnte.
    (Muss dazu sagen, dass meine Projekte ja eher aus Zeichnungen , Hand und CAD, Fotos, und anderen grafischen Dingen bestehen.)
    Ach Herrje, das wird noch ein Spaß. Mir qualmt grad der Kopf

    Alles, was wir gerne tun, macht dick, ist krebserregend oder unmoralisch.
    Mark Twain, (1835 - 1910)

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