Hat jemand von Euch dieses Buch gelesen?
Was haltet Ihr davon?
Ich hatte vor längerer Zeit Sabine Asgodom mal in einer Talkshow gesehen und war ganz begeistert, fand sie super sympathisch und vernünftig.
Nun habe ich mir endlich mal das Buch vorgenommen und total enttäuscht. Bin so froh, dass ich es mir nur in der Stadtbücherei geliehen und nicht etwa gekauft habe.
Das Buch ist ein ganz klares Statement gegen Diät und ermuntert dazu das Leben (ob dick oder dünn) zu geniessen.
Das ist super! Ganz klar ... aber das Buch wäre schon nur noch halb so dick, wenn Fr. Asgodom die Lobpreisungen ihrer eigenen "Großartigkeit" weggelassen hätte. Ich fand es teilweise echt anstrengend das ewige Selbstlob über Seiten und Seiten weg zu überlesen.
Hinzu kommt dass viele der Ratschläge vorsichtig ausgedrückt nicht gerade neu sind. Ich weiß auch nicht, vielleicht habe ich mich schon zu intensiv mit dem Thema beschäftigt, aber brauche ich für Aussagen wie: "Wer sich selbst liebt, wird andere lieben können" oder "Der ewige Hunger den viele Dicke spüren kommt von dem Mangel an Liebe in der Kindheit" wirklich ein weiteres Buch?
Drei Tatsachen können "wir" laut Sabine Asgodom bereits auf Seite 116 abhaken:
Sie sind dick
Sie mögen sich, dick wie Sie sind
Sie sind eigentlich gerne dick
Gerne dick sind wir übrigens u.a. deshalb weil "wir" essen können was uns schmeckt.
Für Punkt zwei habe ich 10 Jahre gebraucht und nicht nur 116 Seiten ... irgendwie fühle ich mich da nicht ganz ernst genommen. Und Punkt drei finde ich inklusive Zusatz einfach nur fragwürdig.
Immer wieder betont sie, dass Dicke im Grunde eben einfach zu viel essen ("wären Sie sonst dick?" *zwinker* *zwinker*) - dass es zahllose Wege gibt dick zu werden auch wenn man nicht zu viel isst, kommt in ihrer Welt einfach nicht vor.
Dass es verdammt wichtig ist wirklich mal nachzuforschen warum man immer dicker wird, darauf zu bestehen, dass bestimmte Untersuchungen gemacht werden, immer wieder neue gute und unvoreingenommene Ärzte zu suchen, das fehlt vollkommen.
Vielleicht ist man nämlich tatsächlich nicht aus dem Grund dick weil man "zu viel Erdenschwere und zu wenig Himmel auf Erden hat" sondern weil die Schilddrüse kaputt ist, oder man bestimmte Lebensmittel nicht verträgt etc.
Auch gibt es für sie scheinbar nur Bulemie oder Magersucht als Essstörung. Wer dick ist, der isst halt einfach leidenschaftlich gern.
Nun verlange ich ja nicht, dass sie über etwas schreibt von dem sie nichts versteht, aber zumindest das Anerkennen der Esssucht würde ich mir schon wünschen. Klar betrifft die nicht jeden Dicken, aber manche eben schon. Und denen helfen Frau Asgodoms 08/51 Ratschläge ("Langsam und bewußt essen!" "Immer eine Tafel Schokolade in der Handtasche haben!" ) ungefähr soviel wie der Ratschlag "Junge komm lach mal wieder" einem Depressiven oder "Mensch trink doch weniger" einem Alkoholkranken.
Am Ende noch der Ratschlag immer frisch zu kochen (Huch, schon wieder ein revolutionär neuer Ansatz! ).
"Sie können nicht kochen? Kein Problem: kaufen Sie sich ein Kochbuch." (Puh, die 16,90 € fürs Buch sind ja echt gut angelegt, da wäre man ja nie drauf gekommen )
Mangelnde Zeit ist keine Ausrede, denn Pellkartoffeln sind ja in Minutenschnelle gemacht ( ... und was esse ich an den restlichen 364 Tagen, das schnell gemacht ist? )
Ich bin ja nun jemand, der tatsächlich jeden Tag frisch kocht ... klar ist das was schönes, aber es braucht schon einiges an Planung ... wie soll das jemand der nicht kochen kann mal eben umsetzen? Solche Ratschläge sind m.E. dann eben einfach nichts wert, weil sie scheinbar "ganz einfach" in der Wirklichkeit aber in dieser Form zum Scheitern verturteilt sind.
Sabine Asgodom schreibt in ihrem Buch, dass jemand nach einem Vortrag mal zu ihr gesagt hätte: "Sie machen es sich aber leicht" und sie antwortete "Klar, warum sollte ich es mir auch schwer machen?"
Das ist natürlich richtig. Man sollte es sich selbst nicht unnötig schwer machen, aber wenn man es sich mit den Problemen anderer zu leicht macht ist man irgendwann kein guter Ratgeber mehr. Und das ist hier m.E. der Fall.
Am Ende des Buches die Faustregel: "immer frisches Obst da haben" und "iss alles was Du waschen und hacken kannst" (Gott sei Dank endlich eine Regel mit der ich mir merken kann wie ich Obst und Gemüse erkenne, das fällt mir als Dicke ja eh total schwer ).
Nicht vergessen: "Kartoffelchips, Donuts, Pommes oder Eiscreme kannst Du nicht hacken und waschen"
DANKE, dass man mir das als dicker Mensch mal sagt ... wie anders wäre mein Leben verlaufen, wenn ich das vorher gewusst hätte.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich fühle mich einfach nicht ernst genommen, habe das Gefühl das Buch ist trotz guter Absicht voller der üblichen Vorurteile gegen Dicke.
Es ist ein guter Ansatz ... aber insgesamt leider sehr enttäuschend.