Energieumsatz - könnt ihr mir für meine Klausur helfen?

  • Hola!


    ich schreibe am Donnerstag eine recht wichtige Staatsexamensklausur und habe mich schon ohne ende durch mein thema durchgearbeitet - und trotzdem wollte ich einfach euch noch mal ganz explizit ein paar fragen hier hin posten und mal hören, wie ihr die so beantworten würdet... Es geht um diese Themen und Fragen:


    Bewegungsmangel als Risikofaktor für die Gesundheit, der weitere Risikofaktoren nach sich zieht (da bin ich schon recht fit...)


    Trainierbarkeit und Leistung:
    Auswirkungen körperlicher Aktivität auf die physische Gesundheit
    Präventive Möglichkeiten des Sports


    - Es kommt auf die Parameter an, die man messen kann. Welche sind das und wie misst man diese? (Also Herzfrequenz, maxVO2... etc.)
    - Wie funktioniert das mit dem Energieumsatz?
    - Wieviel Energie steckt in einem Kilogramm Körperfett?
    - Was muss man tun um es energetisch um zu setzten?


    (die beiden letzten Fragen wären mir gerade am wichtigsten.... )


    wäre super cool, wenn ihr mir so spontan noch mal ein paar denkanstöße liefern könntet - und noch eine kleine frage... ist das hier hin richtig gepostet oder sollte ich das besser bei gesundheit reinstellen?


    lieben gruß und danke schon mal, borkja

  • Mal ganz ehrlich: Wenn Du kurz vor dem Staatsexamen stehst und trotzdem noch nicht weiter bist als Erna Müller nach ihrem Friseurbesuch (und der damit verbundenen obligatorischen Lektüre bunter Blättchen), dann weiß ich nicht so recht, was Dir unsere Hilfe noch viel bringen sollte :cool:


    Als erstes solltest Du Dir Gedanken über den Unterschied von Kausalität und Korrelation machen.
    Grundgedanke: Ein (herz-)gesunder Mensch mag sich zwar viel bewegen. Das heißt aber noch lange nicht, daß man einen Herzkranken dadurch heilen könnte, daß man ihn über eine Marathonstrecke prügelt.


    Zweitens solltest Du Dein Verständnis der Bezeichnung "Gesundheit" und "Prävention" erweitern. Wie definiert sich Gesundheit und hat sich ein Mensch, der irgendwann mal krank wird, einfach nur zuwenig bewegt? Auf welcher faßbaren Grundlage könnte man seine Argumentation aufbauen, daß er einfach noch ein bißchen mehr hätte tun müssen? Wer möchte z.B. einem Briefträger raten, nach der Arbeit 30 Minuten spazierenzugehen, ohne daß einem die Gesichtszüge entgleisen?
    Und warum sterben sogar Profisportler wie vom Blitz getroffen mitten auf dem Feld? Zu faul gewesen?


    Drittens scheinen Dir die Grundlagen des Stoffwechsels völlig abzugehen.
    Bevor der Körper bei Belastung seine Fettdepots angreift, wählt er lieber zügigere Maßnahmen zur Behebung akuter Energiemagelzustände (wie sie eben bei Sport auftreten).
    Zudem benötigt sowohl das Gehirn (dazu gehören auch die Augen!) als auch die Reproduktionsorgane zur Aufrechterhaltung ihrer ureigenen Funktion Glucose. Denen ist mit "Fett" nicht geholfen.
    Die anderen Vorgänge können ihre Energie allerdings auch gut aus Fettsäuren beziehen, diese muß jedoch erst einmal freigesetzt werden - was durchaus Nachteile mit sich bringt, die dem Körper einigermaßen zu schaffen machen können (Kopfweh etc, weil die Abfallprodukte dieser Umwandlung nicht schnell genug entsorgt werden können).
    Der sinkende Blutzucker- und Insulinspiegel stimuliert zwar die Freisetzung von Fettsäuren aus dem Fettgewebe ... jedoch auch die eines Hormons, das die Leber dazu bringt, ihre "Zucker"-Reserven aufzugeben. Dies wirkt aber nur sehr kurzfristig. Eine weitere Quelle ist die Rückführung von Milchsäure (aus den Muskeln!) in Glucose. Wie will man überhaupt voraussagen, bei welchem Menschen, welche Vorgänge in welchem Verhältnis und mit welcher Priorität ablaufen?
    Dazu braucht es wesentlich mehr als ein paar "Paramater" und ein festgenagelter Tabellenwert für Körperfett.
    Bei längerer Unterversorgung (ab ca. 36 Stunden) steigt der Körper sogar zusätzlich auf Proteinverwertung um.


    Und Du willst in drei Tagen ein Examen machen?
    Ich bekomme jetzt wirklich Angst, daß Du es bestehen könntest. Du willst doch nicht einen auf Ernährungsberater machen, oder so? *grusel*

  • Staatsexamen muß ja nicht zwangsläufig gleichbeutend mit einer akademischen Ausbildung sein.
    Wir hatten da doch mal jemanden, der/die erst groß vom Examen getönt hat und nach einigen Fehlversuchen, eine Diskussion auf wissenschaftlichem Niveau zu beginnen, stellte sich heraus: es war eine Pflegekraft. (Soll jetzt keine Abwertung sein. Deshalb steht da auch nicht "nur" *anmerk*) Examen ist eben nicht gleich Examen - selbst mit staatlichem Siegel.

  • Moin Borkja,



    Also ich möchte dazu mal einiges Anmerken...
    1. körperliche Aktivität sollte immer von der individuellen Situation abhängen, z.B. ist es klar das ein Mensch mit gebrochenem Bein nicht zum laufen angehalten werden sollte, aber dann sollte dies auch bei anderen ebenso schmerzhaften Beeinträchtigungen so gehalten werden.
    2. wenn jemand bei körperlicher Aktivität schnell Luftnot bekommt, sollte egal welches Gewicht derjenige hat immer erstmal die Ursache dafür geklärt werden. Empfehlungen wie: Machen sie weiter auch wenn sie keine Luft mehr zu bekommen meinen - sind absolut unangebracht und schrecken JEDEN davon ab weiter sportlich aktiv zu sein.
    3. Energieumsatz - Energiebedarf, Grundumsatz, Aktivitäts-Umsatz - alles Dinge die von so vielen aktuell noch gar nicht meßbaren Faktoren abhängen das man damit sehr vorsichtig sein sollte.
    4. Energieanteil in einem Kg Körperfett - ist davon abhängig wieviel "reines Fett" tatsächlich in diesem Kg enthalten sind, da sich darin auch Wasser (0 Kalorien = 0 Energie) und diverse andere Stoffe abgelagert haben können. Dazu kommt das diverse Faktoren gegeben sein müssen damit dieses Körperfett überhaupt "nutzbar" wird.
    zu deiner Letzten Frage kann ich dir keine Antwort geben, da ich nur aus eigener Erfahrung weiß das mein Körper bei Mangel versucht selbst Fett her zu stellen...und das kann soweit ich weiß Jeder menschliche Körper.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Moin Werner,
    also ich wage zu behaupten das er das nicht aus Sonnenschein tun kann.... wüßte auch nicht das ich sowas jemals behauptet habe.


    Allerdings hat Sonnenlicht tatsächlich etwas was mein Körper verwerten kann: er hilft Vitamin D zu produzieren ;)


    Und er gibt mir das Gefühl mehr Energie zu haben....


    Aber das Fett produziert die menschliche Leber (vermutlich nicht nur die menschliche) die kann nämlich Cholesterin herstellen - was sie dafür an Rohstoffen braucht weiß ich allerdings nicht, aber ich glaube da ist noch niemand hinter gestiegen wie das abläuft.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Zitat von Cailly

    Aber das Fett produziert die menschliche Leber (vermutlich nicht nur die menschliche) die kann nämlich Cholesterin herstellen - was sie dafür an Rohstoffen braucht weiß ich allerdings nicht, aber ich glaube da ist noch niemand hinter gestiegen wie das abläuft.

    Absoluter Unsinn (sorry). Die Synthese von Fettsäuren verläuft hauptsächlich im Cytosol der Leberzellen, soweit richtig. Cholesterin hat damit aber null-komma-nix zu tun. Cholesterin ist kein Fett!
    Fettsäuren entstehen einfach erklärt aus der Aneinanderreihung von kleinen Bausteinen (Acetyl-CoA), die beim u.a. Abbau von Glucose anfallen. Diese Mechanismen sind sehr gut erforscht und mit ein paar Grundkenntnissen in Organischer Chemie auch leicht zu verstehen. Auch die hormonelle Regulierung (wann wird Fett abgebaut, wann aufgebaut etc.) ist keine Zauberei.
    Cholesterin wird letztlich ebenfalls aus Acetyl-CoA aufgebaut und auch diese Biosynthese ist sehr gut verstanden. Cholesterin ist aber wie gesagt kein Fett sondern ein Steroid. Es dient nicht zur Energiegewinnung, sondern wird für den Aufbau von Zellmembranen sowie als Vorläufer für Steroidhormone (also z.B. Gestagen, Testosteron, Östrogen etc.) benötigt.

  • Moin Murmel,


    und warum wird Cholesterin dann als "blutfett" bewertet?


    Übrigens wie schaut es mit dem Zusammenhang zwischen Cortisol/Cortison und Cholesterin aus? Irgendeine Beziehung muss es da doch auch geben, oder?


    Ich gebe übrigens gern zu das ich leider niemals Biochemie oder Organische Chemie hatte...sorry wenn ich daher Dinge durcheinander werfe die man mir so erklärt hatte wie ich sie wiedergebe.


    Liebe grüße,
    Cailly

  • Zitat

    Cholesterin wird letztlich ebenfalls aus Acetyl-CoA aufgebaut


    Der interessante Punkt ist ja dann, daß der Körper letzendlich "entscheiden" kann, wofür er die ihm zur Verfügung stehenden Grundbausteine einsetzt.
    Und damit würde die jeweilige "Entscheidungsgrundlage" ein sehr viel größeres Gewicht erhalten als die eigentliche Menge dieser Bausteine.


    Wie schon vor einiger Zeit festgestellt wurde, können Fettzellen (und zwar ausschließlich die des Bauchfettes) Hormone produzieren.
    Dies würde erklären wieso einige typische Krankheiten oft mit Übergewicht verbunden sind, denn u.a. Diabetes und Schilddrüsenprobleme sind im Grunde ja Hormonmangelkrankheiten. Und was die Drüsen nicht schaffen, "erhofft" sich der Körper - der ja sein Überleben sichern will - anscheinend von den selbsterzeugten Helfern.
    Dazu kommt, daß Fett auch vor Auskühlung schützt - besonders dann, wenn der Energiehaushalt auf der Kippe steht und trotzdem eine ausreichende (und konstante) Körpertemperatur gewährleistet werden muß. (Vielleicht sollte man den Aspekt des Sonnenlichts mal unter diesem Gesichtspunkt betrachten). Störungen im Energiehaushalt treten u.a. ebenfalls bei Schilddrüsenproblemen auf und nicht zuletzt bei gewollter Unterversorung ... sprich: längerfristige Reduktionsdiäten.


    Solange es dem Körper möglich ist, wird er sich auf seine Weise zu helfen wissen.
    Welche gesellschaftlichen Zwänge und kollektiven Wahnvorstellungen aktuell verbreitet sind, interessiert ihn dabei absolut nicht.


    Lange Rede kurzer Sinn: Es hängt sehr stark von Veranlagung und äußeren Einflüssen ab, wie der Körper seine Reserven einsetzen wird - auch wenn die Resultate manchmal paradox erscheinen mögen.
    Voraussetzung ist natürlich ein halbwegs gesundes Regelungssystem. Wenn dieses ebenfalls von einer Krankheit betroffen ist (z.B. fehlendes Leptin etc), dann wird die Situation gleich noch einmal um ein Vielfaches undurchschaubarer.

  • Moin Julchen,


    ich glaube in dem Thread aus dem Werner meine Infos hier her geworfen hatte ging es auch mit darum das ich ausser im Hochsommer ständig kalte Hände und Füße hab und eigentlich nahezu ständig leicht friere - mein Temperaturhaushalt ist absolut durcheinander, Tagsüber immer an der Untergrenze und Nachts wird aufgeheizt ohne Ende , mein Freund bezeichnet mich als "Backstein" wegen dieser merkwürdigen Wärmegeschichte.


    Mein Hormonhaushalt soll aber bis auf eine leichte überproduktion männlicher Hormone (schon seit der Pubertät bekannt) völlig in Ordnung sein.


    Naja und Reduktionsdiäten hatte ich zwar schon einige (teils sehr extreme) gemacht, aber ich bemühe mich schon seit gut 3 Jahren darum den "Mindestlevel meines Körpers" nicht zu unterschreiten, auch wenn das bei meiner Magen-Darm-Problematik nicht immer einfach ist.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Waaah, eben habe ich einen langen Beitrag geschrieben und er hat sich in Luft aufgelöst... :mad:
    Also Cailly: Cholesterin gehört zu den Lipiden, weil es wasserunlöslich ist. Lipide werden manchmal lax auch als Fette bezeichnet - das ist aber falsch, denn Fette sind nur eine Untergruppe der Lipide.

    Zitat von MeiersJulchen

    Solange es dem Körper möglich ist, wird er sich auf seine Weise zu helfen wissen.

    Das klingt ein bißchen so, als hätten wir irgendwo in uns eine Art Schaltzentrale, in der jemand sitzt und Entscheidungen trifft. Letzlich ist unser Körper aber nur eine Ansammlung von Ionen und chemischen Verbindungen. Dass daraus ein lebender, atmender, sogar denkender Organismus wird, ist natürlich überaus faszinierend, trotzdem sollte man darüber nicht vergessen, dass alles, was da in uns abläuft, reine Biochemie ist. Ein Körper "entscheidet" nicht, Fett anzulagern, das dann für ihn Hormone produziert. Genauso wenig "entscheidet" sich Wasser dazu, zu Eis zu gefrieren.

    Zitat von MeiersJulchen

    Es hängt sehr stark von Veranlagung und äußeren Einflüssen ab, wie der Körper seine Reserven einsetzen wird - auch wenn die Resultate manchmal paradox erscheinen mögen.
    Voraussetzung ist natürlich ein halbwegs gesundes Regelungssystem. Wenn dieses ebenfalls von einer Krankheit betroffen ist (z.B. fehlendes Leptin etc), dann wird die Situation gleich noch einmal um ein Vielfaches undurchschaubarer.

    Da hast du völlig recht.

  • Zitat von Cailly

    Übrigens wie schaut es mit dem Zusammenhang zwischen Cortisol/Cortison und Cholesterin aus? Irgendeine Beziehung muss es da doch auch geben, oder?

    Sorry, das hatte ich übersehen. Du hast recht, Cortisol wird auch aus Cholesterin hergestellt. Nun ist es aber so, dass in unserem Organismus immer irgend etwas aus irgend etwas anderem entsteht. Man darf jetzt nicht den Fehler machen und daraus schließen "Viel Cholesterin bedeutet viel Cortisol".

  • Moin Murmel,
    und wie sieht es andersrum aus?
    Kann es sein das aus Cortisol/Cortison Überschuß Cholesterin gebaut wird beim Abbau?
    Zumindest würde das erklären warum mein Cholesterinwert unter Cortisontherapie so ansteigt und sich erst nach längerer Zeit (nach Ende der Cortisontherapie) wieder normalisiert.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Das klingt ein bißchen so, als hätten wir irgendwo in uns eine Art Schaltzentrale, in der jemand sitzt und Entscheidungen trifft.


    Da stehen nicht umsonst diese "" :D ;)


    Es ist halt ein äußerst empfindliches - aber doch in engen Grenzen erstaunlich stabiles - System aus formelmäßig nicht erfaßbaren Rückkopplungen, die sich aber so entwickelt haben, daß sie im optimalen Fall immer zugunsten der Lebenserhaltung "ausschlagen".

  • Zitat von Cailly

    Kann es sein das aus Cortisol/Cortison Überschuß Cholesterin gebaut wird beim Abbau?

    Nein, soweit ich weiß nicht. Cortisol wird vom Körper noch ein bißchen modifiziert, damit es wasserlöslich wird, und dann über die Nieren ausgeschieden. Übrigens relativ schnell, die Halbwertszeit im Blut beträgt nur 90 Minuten.

  • mh, dann versteh ich nicht wieso immer wieder während und kurz nach Cortisontherapien mein Cholesterinwert in die Höhe schnellt und erst einige Zeit nach dem Absetzen wieder runter geht :confused:

  • Nun, soviel ich weiß, beeinflusst Cortisol durchaus den Cholesterin-Stoffwechsel. Aber eben nicht, in dem ganz simpel Cortisol in Cholesterin umgewandelt wird. Ein hoher Cortisol-Spiegel ist für den Körper offensichtlich ein Signal, vermehrt Cholesterin zu produzieren. Zwei mögliche (aber rein spekulative!) Gründe:

    • Ein hoher Cortisolspiegel signalisiert evtl. dem Körper, dass viel Cholesterin verbraucht wurde (der Körper kann ja nicht zwischen körpereigenem und von außen zugeführtem Cortisol unterscheiden) und dass deshalb welches nachproduziert werden muss.
    • Cortisol ist ein Stresshormon und an Entzündungsprozessen beteiligt; es könnte also sein, dass seine Anwesenheit im Körper dazu führt, dass neue "Baumaterialien" für zerstörte Zellen bereitgestellt werden - dazu gehört eben auch Cholesterin.

    Wie gesagt, rein spekulativ, das ist nun nicht wirklich mein Fachgebiet.

  • Moin Murmel,


    mag ja sein das es nur spekulativ ist, aber es klingt schon sehr logisch finde ich.


    Zumal dies bei mir nunmal schon oft aufgetreten ist und die Ärzte mir natürlich einreden wollen das mein hoher Cholesterinwert ja nur vom Essen kommt - nur genau das kann nicht sein. Da ich im gegensatz zu den meisten anderen Menschen unter Cortisoneinnahme meinen Apetit verliere und mich zum Essen nahezu zwingen muss.
    Wobei mir genau süß & fettig dann am wenigsten schmeckt.


    Lieben Dank daher für deine Spekulation.


    Liebe Grüße,
    Cailly

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