Wem gebt Ihr die Schuld??

  • Exkursionen zum Thema "Disziplin" finden sich nun

  • Hallo,


    daran, dass ich heute stark übergewichtig bin, trage ich selbst die Verantwortung. Ich denke das, obwohl es eine Krankheit ist.


    Den Grundstein dafür legte aber ein Teil meiner Familie. Ich wurde ständig vollgestopft, besonders um mich zu trösten oder mich zu belohnen. Ganz toll. :mad:
    Irgendwann wurde ich den Herrschaften zu dick und plötzlich sollte ich abnehmen. Meine Essen wurde abgewogen, eingeteilt und kontrolliert.
    Leider warf man mir mein Aussehen ständig vor. Obwohl ich als Teenager nur leichtes Übergewicht hatte, wurde ich so fertig gemacht (wohlgemerkt von der Familie), dass ich mich als mega-fett angesehen habe.
    Das war der Beginn meiner Esstörung...


    Ich schimpfe aber nicht mehr über die Vergangenheit, sondern verarbeite sie in einer Therapie. Jedenfalls kämpfe ich weiter und gebe nicht auf.


    viele Grüße


    Julie


    P.S. Meine Familie akzeptiert heute immer nocht nicht - und mittlerweile ist es mir (fast) egal.

  • Ich ( und jeder Psychologe bei dem ich war) gebe die Schuld meiner Mutter.
    Da ich als Kind schon moppelig war hat meine Mutter im zarten Alter von sechs Jahren begonnen Diäten für mich auf zu erlegen verbunden mit diversen Verboten und Liebesentzug. Mit acht Jahren kannte ich sämtliche Zeitschriftdiäten, Brigittediäten, Modifast, Apettithämmer etc. pp.
    Mit acht Jahren sagte meine Mutter mir auch dass sie mich nicht lieben kann. Als ich 14 war starb mein Vater bei einem Autounfall und meine Mutter gab mich in ein Internat. mit 16 dann in ein Heim Dort hab ich dann ordentlich zugelegt und das Gewicht bis heute *gehalten*.
    Ich habe daher kein normales Essverhalten gelernt, sondern ging quasi hungrig druchs Leben. hungrig nach Essen, nach Liebe, nach Anerkennung.

  • Also ich denke, ein Großteil der Schuld liegt bei mir, da ich einfach eine ziemlich gemütliche und teilweise auch faule Person bin :o
    Das andere: ich bin nicht schon immer übergewichtig. Ich habe das erst ungefähr seit meinem 10. oder 11. Lebensjahr als ich als noch zarte Kinderseele ziemliche Probleme hatte....hab mich viel bei meinen Großeltern aufgehalten und mit denen was unternommen, und man weiß ja wie gut Omas einen füttern :)
    Naja, dann kam dazu dass ich eben gerne esse. Aber ich steh dazu und weiß, dass ich anders aussehen könnte, würde ich meinen A*sch hochkriegen.
    Aber ich will das ja gar nicht :)

  • Hallo!
    Ich selber bin daran schuld.Und... das ich mal gehungert habe und dadurch noch mehr zunahm,weil ich sehr gerne esse und mein Mann super kocht,weil wir unser Essen jeden Tag wählen können,weil wir super Angebote an Lebensmitteln haben,weil ich zweilmal schwanger war und das erste mal 20kg zunahm und bei der zweiten den Rest noch nicht runter hatte,weil ich erblich viel von meiner Mutti mitbekommen habe die auch dick war1!!!Monimaus

  • SCHULD? Was hat das noch groß zu bedueten? Man kann die Zeit nicht zurück drehen. Schuld? Alle? keiner? ich?


    Vielleicht sind meine Eltern daran schuld, dass ich so geworden bin wie ich bin? Weil ich als Kind immer einsam war und ihnen nichts recht machen konnte?


    Vielleicht sind auch die Kinder in der Schule schuld, dass ich so geworden bin wie ich bin? Weil sie mich mit ihren doofen sprüchen aufgezogen haben?


    Vielleicht bin auch ich schuld daran, dass ich so geworden bin wie ich bin? Weil ich diese Leere in meiner Seele spürte und das essen das einzigste war was gut zu mir war, mich nicht beschimmpfte, mir nicht weh tun konnte?


    Vielleicht haben alle einen kleinen Teil Schuld daran, aber es ist unwichtig, unwichtig geworden, denn es lässt sich nicht mehr rückgängig machen.

  • M.E. kann in den meisten Fällen von Schuld nicht die Rede sein.

    Zitat

    Als Voraussetzung für die Schuld wird meistens angenommen, dass der Schuldige die Wahlmöglichkeit hatte, die als schlecht definierte Tat zu unterlassen. ...

    Vertreten wird der normative Schuldbegriff und der psychologische Schuldbegriff. Dem normativen Schuldbegriff zufolge besteht Schuld in der normativen Bewertung einer gewollten oder fahrlässigen unethischen Handlung. Die Wertung erfolgt anhand des Kriteriums der Vermeidbarkeit unethischen Verhaltens. Neben dem Konzept, dass Schuld Vorwerfbarkeit willentlichen Handelns sei, wird auch der psychologische Schuldbegriff vertreten. Dieser sieht Schuld in der persönlichen Beziehung des Menschen zu seiner Handlung. Dem psychologischen Schuldbegriff zufolge orientiert sich Schuld an den Kategorien Kenntnis/Unkenntnis oder Wollen/Nichtwollen des ethisch missbilligten Verhaltens.

    (Quelle)

  • Moin Rieke,


    tja, wenn es mir noch um die Schuldfrage ginge, könnte ich die wenigstens auch unter Berücksichtigung deiner Zeilen, so schreiben :D


    Immerhin kann man davon ausgehen das es ein "schuldhaftes Verhalten" darstellt, wenn eine Mutter/Großmutter ein kleines Kind hungern lassen - auch wenn das Ergebniss eben so ist wie bei mir:
    Kind hat überlebt aber ist dank extremer früh gelernter Energiesparmethoden(Jojo) übergewichtig geworden.
    Weil hätte ich weniger "glück" gehabt wäre es ja sogar ... ja was eigentlich? (Vorsätzlicher oder Fahrlässiger Mord/Todschlag) gewesen.


    Liebe Grüße,
    Cailly *die sich gerade gern mit Hypothetischen Möglichkeiten ablenkt*

  • Ich mir selber. Ich esse zu gerne, zu viel, zu fett und zu oft.
    Wenns in der Cafeteria nichts gibt was mir schmeckt ess ich Currywurst & Pommes anstatt eines Salates.
    Wenn ich keine Lust auf die nächsten 2 Stunden habe esse ich auch in der Mittagspause eine komplette Tafel Rittersport.
    Und ich trinke Spezi.
    Abends wieder warm & dann trinke ich Eistee.
    Also bin ich schon selber schuld, und das weiß ich jetzt auch.


    Mittlerweile bin ich allerdings dabei, das zu ändern. :)

  • @ Cailly:

    Als ich den Beitrag geschrieben habe, musste ich schon an deine Geschichte denken. Das ist einer der Fälle, in denen man von Schuld sprechen kann/muss. M.E. auch bei denen (bzw. den Erziehungsberechtigten derer), die als (dicke) Kinder von ihren Eltern auf Diät gesetzt wurden oder auf die wegen ihrer Figur seitens der Familie Druck ausgeübt wurde. Fürsorgepflicht umfasst schließlich mehr als die Zuteilung von Essensrationen...

  • Richtig, Cailly, das ist ein Fall, wo man durchaus von Schuldigen sprechen kann. Doch interessanter finde ich die Frage, was ziehst Du für Dich aus der Erkenntnis, wo die Ursachen für Dein Übergewicht liegen?


    Ich bin aber der Meinung, dass die Suche nach Schuldigen meist falsch betrieben wird. Oft wird für einen Zustand oder ein Geschehen, das als schlecht erachtet wird, nach einem Schuldigen gesucht, den man dann für das Geschehene oder den Zustand hassen und verdammen kann.


    Das ist aber nicht konstruktiv, damit ist niemanden geholfen. Viele zu oft versteifen sich Menschen auf die Suche nach Schuldigen, anstatt sich auf die Suche nach Lösungen oder Verbesserungen zu konzentrieren.


    Wenn ich mir Gedanken darüber machen soll, wer mein Übergewicht verschuldet hat, frage ich mich erst einmal, was nützt mir denn dieses Wissen?

  • Cailly: Nicht, das wir uns falsch verstehen, ich will damit nicht die Behauptung aufstellen, Du hättest Dich nicht mit dem Thema beschäftigt. Das kann ich natürlich nicht beurteilen.


    Es geht mir um das Thema dieses Threads, das ein typisches menschliches Verhalten fördert, mit dem tagtäglich tausendfach sinnlos Zeit und Energie vergeudet wird, nur um jemanden zu finden, auf den man mit dem Finger zeigen kann.

  • Moin Zusammen,


    Rieke: ja da hast du ganz sicher Recht - von wegen Fürsorgepflicht, das seh ich genauso.


    funkyness: naja mir nutzt dieses Wissen vor allem in Bezug darauf wie ich "Jetzt" mit Essen umgehe, ich weiß dadurch jetzt das ich mich eher "dicker" hungere als damit abnehmen zu können, aber eben auch aus Erfahrung das ich mit "genug Nahrung" eben nicht mehr zunehme, manchmal geht mein Gewicht dann sogar runter - jedenfalls solange ich selbst "gesund bin", was durch die Allergien nicht mehr so ist. Und ja ganz aktuell: es animiert mich mir was zu kochen, obwohl ich absolut keinen Nerv hab diesen "Mist" (wegen der Allergenarmen diät) zu zu bereiten.


    Also bedeutet dieses Wissen um das "was" schuld an meinem Übergewicht hat schon weiter, das "wer" ist für mich aber mitlerweile eben egal geworden.....kontakt zu den Beiden hab ich dank dem Tod beider eh nicht mehr.


    Ich denke auch das dies - hinterfragen "was" schuld hat - sinnvoll sein kann, die frage "wer" ist nur relevant wenn man hier (im Kontakt mit dieser Person) etwas ändern muss.


    Ohne bezug zu aktuellen Veränderung bringt es jedoch rein gar nichts, wobei ich gerade diese "Selbstbezichtigungen" für absolut Kontraproduktiv halte.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Ich bin aber der Meinung, dass die Suche nach Schuldigen meist falsch betrieben wird. Oft wird für einen Zustand oder ein Geschehen, das als schlecht erachtet wird, nach einem Schuldigen gesucht, den man dann für das Geschehene oder den Zustand hassen und verdammen kann.

    Das ist aber nicht konstruktiv, damit ist niemanden geholfen.

    Möglicherweise doch. Möglicherweise ist demjenigen geholfen, der bisher in Selbstverachtung, Schuld und Schamgefühlen gefangen war, wenn er erkennt, dass er selbst nicht Schuld ist an wasauchimmer. Und kommt so mit sich selbst besser zurecht, wenn er Schuld dahin weisen kann, wo sie hingehört, statt sich selbst verantwortlich zu fühlen. Das ist noch keine Lösung des Konflikts, aber vielleicht eine Verbesserung des Verhältnisses zu sich selbst. Oder?

  • Hallo, Ihr Lieben!


    Die Schuldfrage, warum z.B. ich dick geworden bin, habe ich mir schon vor langer Zeit gestellt, und die Antwort darauf hat bei mir dazu geführt, dass ich einerseits meiner Mutter (hat mich regelrecht gemästet), Oma+Tanten (haben mir fast täglich gesagt, wie häßlich ich im Vergleich zu meinen schlanken Kusinen bin und dass man sich mit mir schämen muss) verzeihen konnte und andererseits mein Suchtverhalten erkennen konnte und inzwischen diätfrei mein Gewicht halte, OHNE auf irgendwas zu verzichten.


    Schuld ist natürlich ein schweres und negatives Wort, aber oftmals hilft es, sich zu vergegenwärtigen, wem man denn die Schuld geben WILL und dann daraus wiederum erkennt, dass man selbst Herrin seines Lebens ist und nichts und niemand Macht über einen hat. Und schon gar nicht irgenwelche Figuren aus der Vergangenheit, so dominant sie auch gewesen sind. Ich lebe JETZT!


    Und als ich das gestern hier gelesen habe, da fiel mir so vieles aus meiner Kindheit wieder ein, aber es hat nicht mehr wehgetan, weil das für mich Vergangenheit ist. Der Weg DAHIN war aber sehr schmerzhaft.


    Liebe Grüsse


    Moorhexe

  • ich hab jetzt direkt nochmal im etymologischen lexikon nachgeschaut, was schuld eigentlich bedeutet. schuld klingt mir zu absolut, wie wäre es mit verantwortung? was passiert, wenn man den einen oder mehrere schuldige/n gefunden hat? übernimmt man dann die verantwortung für sein gewicht? fragen, fragen, fragen... ansonsten würde ich mich schnatterente anschließen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!