Riesiges Problem

  • Hallo,


    wie ihr vielleicht wisst, arbeite ich als Lehrerin. Ich bin Angestellte, weil ich mit meinem starken Übergewicht die Anforderungen für die Verbeamtung nicht erfüllen konnte.


    Mir geht es seit geraumer Zeit mit meinem Job ganz und gar nicht mehr gut. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass mein Äußeres nicht das Problem ist (obwohl es für mein Empfinden eine Angriffsfläche bietet, die evtl. zu meinem Hauptproblem beiträgt).


    Kurz und gut: Ich tappe immer wieder in die Falle, an irgendeinem Punkt zu nett zu sein und mir so massive Disziplinprobleme einzuhandeln, die mich dann logischerweise schnell den Respekt der Schüler kosten. Da an meiner Schule sehr enge Kontakte zwischen den Schülern der unterschiedlichen Klassenstufen bestehen, greifen solche Probleme natürlich auch schnell um sich (so nach dem Motto "mit der kann man's machen").


    Natürlich bleiben solchen Dinge auch nicht lange vor Eltern und Schulleitung verborgen, zumal mir in einigen Klassen derart auf der Nase herumgetanzt wird, dass ein geregelter Unterricht kaum mehr möglich ist. Informiere ich die Eltern der Störer, nehmen diese das Problem nur zur Kenntnis, es ändert sich aber nichts, zumal viele Schüler es auch nicht schlimm finden, wenn man ihre Eltern benachrichtigt. Im Gegenteil - meist fühlen sie sich dann auch noch ungerecht behandelt und stellen die Sache so dar, als hätte man es auf sie abgesehen.


    Offiziell unterstützt mich die Schulleitung, aber was mir immer wieder auffällt, ist, dass Schülerm die zum Gespräch dorthin zitiert werden, sehr intensiv danach befragt werden, wie ich mich verhalte. Sie werden zwar wohl auch ermahnt, aber das hält nicht allzulange vor.


    Erarbeite bzw. wiederhole ich mit den Schülern längst bekannte Regeln, so halten sie sich dann letztlich doch nicht daran und sind auch oft nicht bereit, die ebenfalls gemeinsam festgelegten Konsequenzen zu tragen.


    Mit den Schülern vernünftig zu sprechen, habe ich schon versucht - die Störer hören mir selbst da nicht zu bzw. machen allenfalls unsinnige Vorschläge.


    Ich stehe jedenfalls unter einem wahnsinnigen Druck (im Prinzip von allen Seiten) und ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte, zumal sich an der Lage ja auch nichts zu ändern scheint.


    Das Unterrichten selbst macht mir großen Spaß und ich bereite meinen Unterricht sorgfältig vor - was ich halt nicht schaffe, ist mit der notwendigen Autorität aufzutreten und mir Respekt zu verschaffen.


    Ich weiß nicht, ob die Schule irgendwann die Notbremse zieht und mich rausschmeißen bzw. versetzen lässt oder was weiter geschehen wird. Kündigen kann ich selbst nicht, weil ich dann samt meinem Mann vor dem finanziellen Ruin stünde.


    Andererseits weiß ich auch nicht, ob ich das Ganze noch lange durchhalte; ich gehe schon lange nur noch mit Angst in die Schule und weiß auch gar nicht, wie lange überhaupt noch die Kraft habe, wenigstens einigermaßen meine Würde zu bewahren und nicht womöglich irgendwann tatsächlich an den Punkt zu gelangen, an dem ich heulend die Klasse verlasse.


    Ich weiß nicht, inwieweit es ggf. auch an der Schule liegt - Fakt ist, dass zumindest eine frühere Vertretungslehrerin bald jede Woche unseren Schulleiter in der Klasse hatte, weil ihr eine Klasse regelmäßig völlig ausgeflippt ist und dass eine neue Kollegin zumindest in einer Klasse auch große Probleme hat, so dass ihr von der Schulleitung schon eine Trillerpfeife empfohlen wurde, um sich bemerkbar zu machen. Bzgl. dieser neuen Kollegin hatten einige Schüler, die sie unterrichtet, keinerlei Skrupel, mir gegenüber extrem negative Bemerkungen über sie zu machen bzw. offen zu sagen, dass sie lieber von mir unterrichtet werden wollen - und das obwohl sie quasi in Hörweite war bzw. jederzeit mithören können. Soviel zum Thema "Respekt" - den scheint man sich bei uns nämlich nur durch extrem hartes Auftreten (Schreien, Fertigmachen von Schülern vor der ganzen Klasse, massiven Notendruck usw.) zu verdienen. Wobei ich sagen muss, dass Schüler offen zugeben, dass sie vor Kollegen, bei denen sie brav sind, schlicht und ergreifend Angst haben.


    Meine Klasse (einer meiner wenigen Lichtblicke) äußert zum Beispiel ganz offen, Frau X nicht zu mögen, weil sie so schrecklich streng ist. Brav sind sie bei ihr aber offenbar. Vor Herrn Y haben sie auch Angst. Eine Mutter aus meiner 5 hat mir beim Elternsprechtag gesagt, ihr Sohn würde immer von mir schwärmen und hätte am liebsten alle Fächer bei mir. :)


    Ich weiß wirklich nicht, was ich noch tun soll. Ich weiß, dass ich einen Bildungs- und einen Erziehungsauftrag habe, aber irgendwie ist mir das Erziehen nie wirklich beigebracht worden. :confused:


    Ganz aufgeben kann und will ich den Job nicht; ich frage mich aber, ob z.B. ein Wechsel an eine (konfessionelle) Privatschule mit kleineren Gruppen oder der Einstieg an Abendrealschule oder in der Erwachsenenbildung eine Lösung für mich sein könnten. Ob ein reiner Schulwechsel ausreichen würde oder ob ich es wirklich schaffe, mich selbst um 180° zu verändern, weiß ich nicht.


    Fakt ist nur, dass ich den momentanen Zustand weder den betroffenen Schülern noch mir viel länger zumuten kann - ich andererseits aber mit äußerster Umsicht vorgehen muss, um nicht plötzlich ganz ohne Job dazustehen.


    Vielleicht habt ihr (gerade auch die unter euch, die mit Kindern zu tun haben) aber auch irgendein Rezept, wie man sich von der lieben Frau Z. zur Respektsperson mausert - wobei das mit dem Respekt zumindest an meiner Schule kein wirklicher Respekt, sondern einfach nur ein Stillhalten aus Angst ist.


    Aber vielleicht mache ich mir auch viel zu viele Gedanken und sollte einfach mit einem dicken Panzer um mich herum in die Schule gehen und ohne jede pädagogische Überlegung (von denen ich mir sehr viele mache, gerade auch im Hinblick auf Strafen) einfach knallhart meine Regeln durchziehen. Aber das kann es ja auch nicht sein. Leider machen andere es so.


    Im Voraus herzlichen Dank für eure Tipps!


    Liebe Grüße,
    Grazia

    Menschen sind oft unberechenbar, unlogisch und selbstzentriert. Vergib ihnen einfach.
    Mutter Theresa


    Wir sollten jeden Tag wie ein neues Leben beginnen.
    Edith Stein

  • Liebe Grazia,


    wenn Du magst, können wir gerne mal telefonieren. Ich bin gerade dabei, Lehrerin zu werden und bin gelernte Erzieherin - vielleicht können wir uns ja mal austauschen.


    Ich schicke Dir gerne eine PN mit meiner Telefonnummer :).


    Liebe Grüße
    Nadja

  • Meine Tochter wird Grunschullehrerin und macht ihre Ausbildung in Heerlen (NL)
    an der PABO. Jeden Donnerstag geht sie ins Praktikum an eine Grundschule, die man wohl in Deutschland als Schule in einem sozialen Brennpunkt bezeichnen würde.(viele ausländische Kinder, viele Kinder die aus Verhältnissen kommen wo ein Elternteil im Knast ist oder wo die Eltern Drogen nehmen und Kinder die irgendwie verhaltensauffällig sind usw.) Die meisten Familien die dort in der Nähe wohnen nehmen lieber einen weiteren Weg in Kauf als dort ihre Kinder hin zu geben.
    In Holland gehen die Kinder mit 4 Jahren in die Grundschule (Gruppe 1) und bleiben dort 8 Jahre (Gruppe 8). Im Moment ist Natascha in Gruppe 7.
    Sie hat das Problem das sie sehr klein ist (153cm) und das die meisten Kids sie an Körpergröße um einiges überragen.
    An der Schule wo sie im letzten Jahr Praktikum gemacht hat war das kein Problem, die Kinder haben sie respektiert und sie hatte keine Probleme.
    Dieses mal ist es anders. Gleich am ersten Tag musste sie in der Pause zwei Raufbolde trennen und hat sich natürlich gleich selber eine eingefangen.
    Der Junge der sie geschlagen hat, sagte zu seiner Entschuldigung das er nicht wusste das ise eine Lehrerin sei.
    Na ja auf jeden Fall hat Natascha gleich eine recht heftige Strafe gegeben (der kleine Schläger musste anstatt beim schwimmen mitzumachen einen Aufsatz schreiben (Gewalt und warum ich dagegen bin *grins*)
    Der war vieleicht sauer...
    ...nach der Mittagspause kam auch gleich seine Mutter und hat sich beschwert, das eine Lio (Lehrer in der Ausbildung) ihrem Sohn Strafe geben darf. Aber die Klassenlehrerin war auf Nataschas Seite und Natascha hat der Mutter erklärt warum ihr braver Junge nicht schwimmen durfte. (er hatte die Geschichte etwas anders dargestellt.)
    Am Nachmittag hat Natascha dann mit der Klasse statt der gemütlichen Vorstellrunde darüber gesprochen das sie eigentlich lieber eine nette Lehrerin sein möchte und das auch sie es schöner findet wenn der Untericht fröhlich und ohne Strafen stattfindet. Aber sie hat auch deutlich gemacht das sie sich nicht auf der Nase herum tanzen lässt und bei Bedarf eine richtige Hexe sein kann.
    Leider musste sie das auch schon mehrmals unter Beweis stellen.
    Immer die liebe Frau P. das geht eben nur unter Verlust des Respekts.
    Red doch noch mal mit deinen Kidis und mach ihnen klar das du da keine Lust mehr drauf hast und sage auch gleich wie bestimmte Regelverstöße bestraft werden.
    Tja und wenn du dich dann auch konsequent an deine aufgestellten Regeln hälst und nur nett bist wenn die Leute auch nett sind, vieleicht geht es ja dann besser.
    Ich halte dir die Daumen.

  • Zitat von Grazia1974

    Aber vielleicht mache ich mir auch viel zu viele Gedanken und sollte einfach mit einem dicken Panzer um mich herum in die Schule gehen und ohne jede pädagogische Überlegung (von denen ich mir sehr viele mache, gerade auch im Hinblick auf Strafen) einfach knallhart meine Regeln durchziehen. Aber das kann es ja auch nicht sein. Leider machen andere es so.



    Wenn Du nicht kaputtgehen willst, wie viele Deiner Kollegen, dann wirst Du das tun müssen.
    Regeln sind dazu da, dass sie eingehalten werden. Kinder, die es von zu Hause gelernt haben, werden damit zurechtkommen und die anderen müssen es lernen oder die Konsequenzen tragen.
    Unendlich lange Jahre in Elternbeiräten haben mir die Möglichkeit gegeben, auch die Seite der Lehrer kennen zu lernen und ich bin oft verzweifelt an der Gleichgültigkeit, aber auch an der Anspruchshaltung vieler Eltern.
    Deine Aufgabe ist Wissen zu vermitteln, die Erziehung ist immer noch die Aufgabe der Eltern.

    LG
    toni

  • Hallo Grazia!


    Na wenn mir da nicht einige Situationen bekannt vorkommen :D. Ich selber bin Referendarin an einer Schule für Erziehungshilfe (heute heußt das richtigerweise Förderschule mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung). Der Erziehungsauftrag unserer Schule steht noch vor dem Bildungsauftrag. Unsere Schülerschaft sieht so aus, dass wir Verhaltensauffälligkeiten jeglicher Art und Weise haben...Respektlosigkeit, Aggressionen (gegen Mitschüler und Lehrer), Hyperaktivität und und und...Die meisten meiner Schüler haben nie gelernt sich an Regeln zu halten, weil es ihn ihrem Elternhaus (meistens) keine Regeln gab/ gibt. Natürlich stören die Schüler mit ihrem Verhalten so den Unterricht immer wieder sehr massiv. Auf der einen Seite weiss man, dass viele Störungen natürlich von den Schülern ausgehen , auf der anderen Seite sollte man sich und seine eigenen Handlungsweisen nicht aus dem Blick verlieren und vielleicht auch mal bei sich selber nach möglichen Ursachen für Unterrichtsstörungen suchen. (Das sollte kein persönlicher Angriff sein!). Im Laufe meiner Ausbildung habe ich gelernt, dass Konsequenz das A und O allen Halndelns ist. Wenn ich etwas androhe (negativ) oder verspreche (positiv) dann muss ich es auch halten, sonst wirke ich nach einer gewissen Zeit unglaubwürdig. und mir tanzen die Schüler gleich mal noch etwas mehr auf der Nase rum. Ich weiss ja jetzt leider nicht an was für einer Schulform du arbeitest, aber bei uns an den Förderschulen ist es Gang und Gebe (schreibt man das eigentlich so?)mit so genannten Verstärkerplänen zu arbeiten. D.h. positives Verhalten (melden, ruhig sitzen und abwarten, sofortiges Beginnen mit der Arbeit...) wird konsequent positiv verstärkt. Ich male für jede Stunde eine Liste mit Namen an die Tafel und verteile in spontanen Situationen (zum Beispiel bei aufkommender Unruhe) Sternchen für die Schüler, die sich an die Unterrichtsregeln halten können. Schüler die zum Zeitpunkt des Verteilens nicht in der Lage sind sich an Regeln zu halten, bekommen nichts. Jedes Sternchen darf dann am Ende der Stunde gegen ein Gumminbärchen eingetauscht werden. Für meine Schulform(Primarstufe) und Klassengröße (9 Jungen) ist das sicherlich angemessen, in einer "normalen" Klassen (mit weit über 25 Schülern) müssen sich sicherlich andere Verstärkermaßnahmen finden lassen (Hausaufgabenfreikarten, oder ne Grabbelkiste mit Belohnungen oder ähnliches). Doch bei uns wird auch nicht nur positiv verstärkt. Wir haben ganz klare Regeln (nicht zu viele), an die sich alle halten müssen. Auch die Lehrer! :) Da man sich aber nicht immer an Regeln halten kann kommt es natürlich auch öfters zu Regelverstößen. Der betroffene Schüler wird dann direkt vor der Klasse angesprochen und ermahnt. In der Regel ermahnen wir 3 x. Danach muss der Schüler die angedrohte Konseuqenz tragen (Regeln abschreiben (keine sehr glückliche Lösung, ich weiss), Pausenverbot, die Klasse verlassen, Nachsitzen, und ähnliches). Die Schüler sollen merken, dass sowohl positives als auch negatives Verhalten Konsequenzen haben kann und sollen lernen für ihr Verhalten einzustehen. Oh mein Gott :eek: , ich will hier sicherlich nicht altklug klingen...dachte nur ich könnte dir damit vielleicht ein paar Gedankenstubser geben :o.
    Ich wünsche dir ganz viel Glück, und eine Menge kreativer Ideen damit du dich bald wieder wohl in deiner Schule fühlen kannst!


    Liebe Grüße vom Puzzlemaeuschen:)

  • Möglicherweise solltest Du doch mal ernsthaft über einen Wechsel nachdenken. In einer solchen Situation noch eine Veränderung herbeizuführen, ist zumindest ein ziemlicher Kraftakt.

    Wir hatten mal einen Lehrer, der als "hart aber fair" galt. Der hat in er ersten Stunde klar gestellt, dass es ganz allein an uns liegt, wie wir uns vertragen, und dass er so aus dem Wald zurück ruft, wie wir hinein rufen. Und ob wir dann nach einer Schulaufgabe noch fünf Minuten Vesperpause machen können in seiner Stunde und er besorgt fragt, ob er noch ein Fenster aufmachen soll, oder ob er dann gleich mal drei Leute über Grundwissen abfragt, das läge an uns.

    Weiterhin würdeich sagen: persönliche Präsenz zeigen. Augenkontakt halten. Und nicht hinterm Pult verstecken, sondern durch den Klassenraum wandern. Auch wenn einer stört: hingehen. Aus einem halben Meter Abstand heraus ist man nicht mehr so leicht frech wie über das halbe Klassenzimmer hinweg.

  • Zitat von Grazia1974

    Mit den Schülern vernünftig zu sprechen, habe ich schon versucht - die Störer hören mir selbst da nicht zu bzw. machen allenfalls unsinnige Vorschläge.


    Bei einer Störung gleich mdl. prüfen, und entsprechende Noten verteilen. Die mündliche Note macht dann die Hälfte der Gesamtnote aus und wenn einer ein paar mdl. 6en gesammelt hat, dann muß er in Klausuren schon lauter 1en schreiben, um noch auf eine 4 zu kommen. Das Benotungssystem natürlich vorher kommunizieren.

  • "Hart, aber fair"


    Wir kannten vier Arten von Lehrern:


    1) Softe Jammerlappen (so nannten wir das damals).
    Die haben wir geduzt und sie versuchten unsere Freunde zu sein.
    Wir haben sie nicht ernst genommen, weil jeder tun und lassen
    konnte was er wollte. Sie konnte sich nicht durchsetzen.


    2) Agressive Lehrer, die uns haßten
    Vor denen haben wir aus Angst gekuscht, weil sie uns fertig
    gemacht haben. Wegen Kleinigkeiten zum Direx, Strafarbeiten,
    Nachsitzen, Hof fegen, unfaire Benotungen.


    3) Die "Hart aber gerecht" - Lehrer
    Die liessen uns wenig durchgehen, aber wir konnten uns drauf
    verlassen: Was sie sagten, taten sie auch. Und sie straften nicht
    nur, sondern motivierten auch.


    4) Die Lehrer, die innerlich gekündigt hatten
    Wir waren denen egal, und die uns. Da gab es so eine Art
    minimalinvasiven (:p) Unterricht. Die wußten, wir lernen nicht viel,
    wir wußten, die erwarten es auch nicht. Hauptsache alles ist
    schön ruhig, und der Leerkörper (kein Tippfehler) wird nicht gestört.


    Wenn ich eines weiß, dann das:
    Gelernt haben wir beim Lehrertyp 2 und 3. Respektiert und teilweise gemocht haben wir nur den Lehrertyp 3. Die Lehrer vom Typ 1 waren nur Blitzableiter für uns. Und sie hatten einen großen Vorteil: Ärger mit Mitschülern können zu Rangeleien, Prügeleien führen. Der Typ -1 Lehrer ist nur unheimlich betroffen und fühlt sich permanent schuldig. Wenn man dessen Geduld überstrapaziert hat, was sehr schwer ist, knickt er nach einer schuldbewußten, zerknirschten Schülerentschuldigung wieder ein, um ja nicht die zarte Kinderseele durch Strafen zu beschädigen.


    Nun waren das andere Zeiten und ich war nicht auf der Hauptschule, lebte an/in keinem sozialen Brennpunkt.


    Grazia, du schreibst einiges in deinem Posting nicht:


    1) An welcher Schulart unterrichtest du?
    2) Wie sieht die Sozialstruktur des Stadtteils aus, in dem die Schule steht?
    3) Wie hoch ist der Ausländeranteil (inkls. Rußlanddeutschen)?
    4) Welche Strafen sind denn heute überhaupt noch erlaubt?
    (Zu meiner Zeit:
    Strafarbeit,
    Nachsitzen,
    Putzen im Schulgebäude,
    Klassenbucheinträge,
    Benachrichtigung der Eltern,
    Zwangsbesuch einer anderen Klasse
    Verweis von der Schule)


    Wie sieht die Politik der Schulleitung aus?


    Wenn die die harte Linie fahren und du die Softe bist, kann ich mir vorstellen, wie deine Personalakte aussieht.


    Andersrum gilt gleiches. Wenn in der Schulleitung Kuschelpädagogik angesagt ist und der Lehrer die Klasse mit dem Kasernenhof verwechselt, .....


    Zitat

    Erarbeite bzw. wiederhole ich mit den Schülern längst bekannte Regeln, so halten sie sich dann letztlich doch nicht daran und sind auch oft nicht bereit, die ebenfalls gemeinsam festgelegten Konsequenzen zu tragen.

    Tja, und da wunderst du dich? Das fängt mit der Wortwahl an, entlarvt sie doch die dahinterstehende Geisteshaltung.


    Wach auf !


    Im Straßenverkehr, in der Firma, im zwischenmenschlichen Umgang "erarbeitet" auch keiner Regeln mit mir. Ein Stoppschild ist ein Stoppschild, ist ein Stoppschild, ist ein Stoppschild ... An Regeln, das ist der Sinn dieses Wortes, hält man sich oder man bricht sie. Aber sie definieren,was richtig und was falsch ist.


    Regeln mit Jugendlichen "erarbeite" ich als Sozialarbeiter im Jugendzentrum.


    Zitat
    Zitat

    Mit den Schülern vernünftig zu sprechen, habe ich schon versucht - die Störer hören mir selbst da nicht zu bzw. machen allenfalls unsinnige Vorschläge


    Sorry, aber da bist du selbst dran schuld. Die Störer machen aus der Angelegenheit einen Machtkampf und du versuchst es mit Ermahnungen. Das hat uns damals auch aggressiv gemacht als Schüler. Wir verachteten die Softietypen und wollten sie absichtlich ärgern und fertig machen.

    Ich plädiere für mehr Härte. Dein gemeinsames Festlegen von Regeln ist für die nur Schwäche. Lehrer zu sein, muß auch heißen zu führen und Chef zu sein. [
    QUOTE]was ich halt nicht schaffe, ist mit der notwendigen Autorität aufzutreten und mir Respekt zu verschaffen. [/QUOTE]
    Wenn Du was ändern willst, mußt Du erst mal gegen die Störer kämpfen. Dabei muß klar sein: Wer weiter stört, fliegt irgendwann raus. Die Eskalationstufen sind klar: Klassenbucheinträge, Lehrerkonferenzen, etc.

    Zitat
    Zitat

    Wobei ich sagen muss, dass Schüler offen zugeben, dass sie vor Kollegen, bei denen sie brav sind, schlicht und ergreifend Angst haben.

    Schüler sind Schüler, keine Freunde, eigenen Kinder, Lebenssinnersatz, etc. Deine Aufgabe ist es Kindern Wissen zu vermitteln, nicht von ihnen geliebt zu werden.

    Zitat
    Zitat

    Ich weiß, dass ich einen Bildungs- und einen Erziehungsauftrag habe, aber irgendwie ist mir das Erziehen nie wirklich beigebracht worden. :confused:

    Da sollten doch mal die Glocken läuten. Wie willst du denn erziehen, wozu unfähige Eltern bei den Störern nicht in der Lage waren? Und dann noch,wenn du gleich mehrere Störer in der Klasse hast, die sich gegenseitig hochpuschen? Das kann gar nicht funktionieren.


    Konservativ wie ich nun mal in meinen Lebensansichten bin, würde ich sagen: Wenn Kinder nicht schulfähig sind, muß man sie eben aus der normalen Schule entfernen. Blöd ist das nur an der Hauptschule. Wohin will man sie abschieben? Boot Camps gibts ja bei uns nicht.


    Etwas praktischer: Höflich müssen auch Schüler den Lehrern gegenüber sein. Rede mit denen in normaler Lautstärke, mach ihnen
    klar, daß von nun an Regeln absolut einzuhalten sind, sonst gibt es Sanktionen. Und dann bestrafe sie, ohne Rumzubrüllen, ohne erhobenen moralischen Zeigefinger, aber konsequent, ohne Nachsicht.

    Zitat

    nfach knallhart meine Regeln durchziehen. Aber das kann es ja auch nicht sein.

    Ach nein, warum denn nicht? Ich haße es, daß immer auf solche Leute Rücksicht genommen wird. Für wen bist du eigentich da? Für die, die lernen wollten, es aber nicht können, weil man in deiner Klasse nicht lernen kann, weil du es nicht schaffst dich als Erwachsene gegenüber pubertierenden Rotzbengeln durchzusetzen?


    Regeln sind per definitionem immer einzuhalten, das besagt schon der Sinn des Wortes.


    Also, mehr Härte. Dein Berufsinhalt ist Wissensvermittlung und eine soziale Vorbildfunktion, nicht Sozialarbeit. Und schwer erziehbare Jugendliche gehören nicht in normale Klassen.


    Es ist besser ein Jugenlicher ist mit 14 auf der Schule frustriert, weil ihm der Lehrer mit Härte begegnet, als hinterher keine Lehrstelle zu kriegen und überall abgewiesen zu werden.


    ATTENTION (Achtung Sarkasmusmodus an): Wenn du allerdings in Berlin-Kreuzberg, Duisburg - Marxloh oder Köln- Ehrenfeld an einer Schule unterrichtest, in der die Schüler schon auf Waffen kontrolliert werden, dann (Sarkasmodus aus) empfehle ich dir, laß dich versetzen.


    Viele Grüße
    Artemis

  • Um die Lehrerliste noch mal zu erweitern ... ;)


    Viele Lehrertypen fallen leider zusätzlich in die Kategorie, daß sie vollkommen (und ich meine komplett) unfähig sind, ihr zweifellos vorhandenes Wissen zu kommunizieren.


    Die haben das Lehramt nur studiert, weil sie das in der Schule so toll konnten. Damit sind sie aber auch blind für alle Probleme jener Schüler, denen die Erkenntnisse nicht genauso federleicht zufliegen.


    Je nach Ausprägung der anderen Charakterzüge hat man damit einen Leer...äh..Lehrkörper am Hals, der entweder
    1. überheblich - "ich hab's doch auch begriffen"
    2. niederträchtig - "ich wußte schon immer, ihr seid einfach zu dumm"
    3. hilflos - "soll ich's noch nen 7tes Mal erklären?"
    ist.


    Auch wenn der niederträchtige Lehrer der einzigste ist, der es deutlich ausspricht, so vermitteln auch die anderen einem großen Teil der Schüler dieses Gefühl der Hilflosigkeit dem Lehrstoff gegenüber.
    Und die Schüler reagieren je nach Charakter mit Desinteresse (weil sie am Nachmittag eh Nachhilfe haben), Ergebenheit in ihr Dummsein (was oft so gar nicht vorhanden ist) oder Aggressivität.


    Ich habe zwar "nur" 10 Jahre lang Nachhilfe gegeben, aber bevor ich den Teenies (meistens Mittelstufe aufwärts) fachlich auf die Sprünge helfen konnte, mußte ich erstmal deren seelische Schäden ausbügeln. Denn eins hat die Schule bei allen geschafft: ihnen das Gefühl zu vermitteln, ein Dummchen zu sein. Die meisten waren es nicht.
    Und um ihnen den Spaß an der Sache wiederzugeben, habe ich Arbeitszettel und Spiele selber erstellt und gebastelt.
    Höchstens 5% zeichneten sich durch "ich sitz nur hier, weil meine Eltern es bezahlen. sieh doch zu wie du mit mir fertig wirst." aus.
    Alle anderen hatte ganz tief in sich drin noch den Ehrgeiz, es verstehen zu wollen, aber keiner der Lehrer hatte es bisher geschafft (oder war sich zu gut dazu), sich auf das Niveau des Schülers zu begeben.
    Zudem halten sich die wenigstens Lehrer (zumindest die meiner "Opfer" :)) überhaupt an das vorhandene Lehrmaterial. Obwohl Bücher da sind, werden die Schüler mit losen, unzusammenhängenden Kopien aus anderen Quellen eingedeckt.
    Das heißt, selbst wenn ein Schüler Interesse an der Sache hat, hängt er vollkommen in der Luft. Er hat keinen Überblick darüber, wo das Gelernte im großen Zusammenhang einzuordnen ist.


    Die "scheißegal"-Fraktion hat natürlich versucht, den Unterricht entsprechend zu stören (Kleingruppen von 4-6 Schülern)
    Da gab's den Knilch, der regelmäßig rülpste, so daß es schon seinem Freund peinlich wurde. Ein "Laß ihn doch. Kleine Kinder kriegen aua-Bauch, wenn sie kein Bäuerchen machen" stellte das ein für alle mal ab.
    Ein anderer erzählte ständig, wie dumm die anderen doch seien, daß sie sich so sehr für die Schule abrackerten und wieviel Geld er verdient, wenn er erst mal bei Fußballverein soundso angenommen wird. "Mit dem Unterschied, daß Du dann ein reiches dummes Arschloch bist. " machte auch dem ein Ende.
    Nach diesem Spruch bin ich übrigens direkt selbst zum Leiter der Schule gegangen und habe mich selbst "angezeigt" falls es da Ärger gäbe. Und was kam? Nix. Der hat sich entweder zu Hause nicht beschwert oder die Eltern kannten die Protzerei von dem schon.
    Ähnlich ging es bei den Blagen, den ich androhte, ihr Tamagotchi persönliches zum Klo zu bringen (und runterzuspülen) oder ihr Handy auf die andere Straßenseite ins dortige Kino zu werfen, wo sie es sich dann nach der Stunde abholen könnten. Niemals gab es einen Beschwerde.


    Das hat bei mir den Eindruck hinterlassen, daß die Eltern, die "wirklich" für die Schule bezahlen - und damit ganz besonders darauf achten, was vor sich geht und wo man wirklich annehmen könnte, daß sie sich hinter jeden Pfennig klemmen - sich des Wertes einer Ausbildung durchaus bewußt sind und deshalb trotzdem nicht ständig auf der Matte stehen.
    In der öffentlichen Schule, wo es ja alles "umsonst" gibt, wird viel mehr rumgezickt und es pocht jeder auf sein Recht, so nichtig es auch sein möge.
    Verkehrte Welt.
    Das paßt das Zitat "Die meisten kennen den Preis von allem, aber den Wert von nichts." ganz gut.


    Einer meiner eigenen Schullehrer (Kategorie 3 :D) konnte 1a erklären, wurde aber von Kollegen und der Schulleitung wegen seiner "parteizugehörigkeit" so lange gemobbt, bis auch er die Segel strich und an eine Privatschule wechselte. Er war sich einfach zu gut für so einen Quark und hat seine positive Energie dann leider nicht mehr bei uns verbreitet. :cool:



    Kurz und gut: Man sollte sich für Geld weder seine physische noch die psychische Gesundheit ruinieren (lassen).
    Wenn beide Seiten keinen Spaß an der Sache haben, kann das nur böse Enden.
    Und wenn man dann noch nicht einmal Rückendeckung von "Oben" bekommt und jeder Versuch einer klaren Linie auch aus der Kollegenschaft untergraben wird...dann na danke.
    Bevor ich da geistig kündige, würde ich es vorher auf dem Papier tun und "Kundschaft" suchen, die wirklich Interesse an der eigenen Bildung hat.


    Michaela

  • Oh Schule, meine Hassanstalt Nr.1...


    Also so wie ich es im Ausgangsbeitrag lesen konnte, bist du einfach zu schwach und zu gutmütig gegenüber den Schüler/innen, das kann so nix werden. Wer sich als Lehrer keinen Respekt verschaffen kann, der hat verloren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass nur Noten einen ausreichenden Anreiz gegeben haben, also wenn einer stört, raus und schauen was er weiß. Wenns wie erwartet nix ist, dann hat er Pech gehabt. Das nach Belieben wiederholen, bis er es kapiert. Und ruhig immer wieder ankündigen, wenn jemand was nicht weiß oder stört oder den letzten Satz nicht wiederholen kann, hagelt es 6er. Brutal, aber das einzige, was hilft.


    Nur solltest du darauf achten, nicht ungerecht zu handeln, sondern immer für eine Aktion eine angemessene Reaktion parat haben, dann bekommst du Respekt und keinen Hass. Auch genug Zeit zum Antworten lassen (ausser es kommt nur Stottern, helfen ist auch gefährlich, weil das die Autorität wieder untergräbt, genau wie "was soll aus dir werden" und so Kram, das juckt da überhaupt nicht).


    Vielleicht so beginnen:
    Na gut, so gehts nicht weiter, wenn ihr nicht von selbst still seit, dann schreiben wir jetzt was über die letzte Stunde, wer nix weiß ist selbst schuld. Immer eine Arbeit für die letzte Stunde parat zu haben ist ein wunderbares Druckmittel, wir hatten mal einen Lehrer, der genau das hatte: für jede Stunde eine passende Arbeit im Koffer. Junge, das hat auch gewirkt! Zusätzlich zum Ausfragen vor der Stunde. Na da war aber auch Ruhe im Karton!

  • Hallo,
    ich habe zwar keine pädagogische Ausbildung, bin aber doch auch ein paar Jährchen zur Schule gegangen. :D
    Ich kann da meinen Vorschreiber(innen) nur zustimmen: Lehrer sollen nicht auf eine Stufe mit dem Schüler sondern Autorität sein. Und dazu zählt vor allem eins: Konsequenz. Das Rumgeeier gibts zu Hause ja schon. Wir waren zwar eine kleine (10-12 Schüler) und brave Klasse, dennoch erinnere ich mich am liebsten an die strengen Lehrer, die die Richtung klar vorgaben und bestimmten, wo es lang geht - und wenn wir den Lehrstoff gut geschafft hatten, auch mal alle fünfe grade sein ließen und vor allem in der Pubertät eine Stunde einfach nur über Gott und die Welt und unsere Probleme redeten - mit der Option, daß es bei Störungen sofort knallharten Unterricht gäbe. Heißt auch die erste oder letzte Stunde an den Ferien Unterricht oder Tests.
    Als wir gerade 14 waren, gab es ja Jugendweihe/Konfirmation und wir "wurden in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen". Sprich am dem nächsten Montag wurden wir gesiezt. Und einer meiner Lieblingslehrer stellte sich vor die Klasse und meinte, daß er das nicht könne, er kenne uns seit zig Jahren und ob es in Ordnung wäre, wenn er uns weiter duzt - und es war völlig in Ordnung, denn er war der Lehrer. Ein anderer durfte sich das aber nicht erlauben, dann wurde auch der Direx mal mit Helmut angeredet :D :D


    Will sagen: Sage, daß es so nicht weiter geht, da keine Seite was davon hat. Stelle klare Regeln mit Konsequenzen auf. Wenn es gut läuft, dann auch eine Belohnung (mal keine Hausaufgaben oder so) als Überraschung und auf keinen Fall auf Spielchen einlassen. Ist für Dich sicher ein verdammt harter Weg, da es offensichtlich nicht Deier Art entspricht, aber so ist das Leben nun mal, da ist nix kuschelig und brav.
    Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute.

  • all diese Negativerscheinungen von Lehrern gibt es, in der Tat.


    Aber es gibt auch die Ausnahmen. Seltsamerweise sind es immer die energischen und durchgreiffenden Typen die den Schülern und Eltern positiv in Erinnerung bleiben.
    So einen hatte meine Tochter zwei Jahre lang. Sie war 15 bzw. 16 Jahre damals, ein Alter das für Lehrer Stress pur bedeutet.
    Dieser Typ nahm schon mal ein pubertierendes Grossmaul in den Schwitzkasten, natürlich Spasseshalber (wegen der Zeugen) und flüsterte "Das nächste Mal zerquetsche ich Dir die Eier". Sein Gebrüll ist legendär und kollossal, der Sohn einer Kollegin ist jetzt Schüler bei ihm und sie ist begeistert, weil da endlich mal ein Lehrer ist, der ihrem Rotzlöffel was beibringt und vor allem mit ihm fertig wird.
    Allerdings konnte meine Tochter (in meiner Gegenwart ) zu ihm sagen " Jetzt halten Sie aber mal für fünf Minuten die Luft an und erzählen nicht so einen Stuss" Auf mein entsetzes Gesicht hin meinte er "Wenn mich meine Schüler mich beim Blödsinn erzählen erwischen, dann können sie mir das auch klar sagen.Ich mache es ihnen umgekehrt genauso klar".
    Er rief auch bei mir zu Hause oder im Geschäft an und brüllte "Hey, was soll der Scheiss, stimmt zu Hause was mit Euerer Kommunikation nicht" - aber -
    er brachte es fertig mit eben dieser Mutter, die absolut kreuzlahm - abends nach einer Schulveranstaltung auf dem Schulhof einen Tango der es in sich hatte, mit einer Rose zwischen den Zähnen, offenen Hemd und schon etwas leicht angesäuselt (Mutter und Lehrer) hinzulegen. Obwohl ich am nächsten Tag zu meinem Orthopäden kroch, er bleibt mir und meiner Tochter in Erinnerung als ganz, ganz toller Lehrer.

    toni

  • Zitat von toni

    Allerdings konnte meine Tochter (in meiner Gegenwart ) zu ihm sagen " Jetzt halten Sie aber mal für fünf Minuten die Luft an und erzählen nicht so einen Stuss"


    Hehe. Das erinnert mich an meinen Kunstlehrer.
    In seiner Klasse wurde deutlich wie sehr die anderen Lehrer (nicht Kategorie 3 ;)) ihre Schüler auf's Schleimen, Kriechen und Kuschen trainiert hatten.


    Wenn es hieß "Malt/bastelt/formt was euch einfällt. Ist mir egal, was", dann kam aus allen Ecken die Frage "Ja, was würde Ihnen denn gefallen?". Das hat den so sehr genervt, daß er einer besonders hartnäckigen Schülerin mal geraten hat, sich nackt vor den Spiegel zu setzen und zu zeichnen. Die hat jedenfalls nie wieder gefragt :D beschwert hat sie sich auch nicht.


    Eine gute Note gab's bei dem nur, wenn man sich mit dem so richtig angelegt hat (im Streitgespräch natürlich ;)) und dann seine Ansichten vertreten und auch durch Beispiele (und eigene Interpretation) belegen konnte. Egal, ob er selbst Picasso vergötterte und man selbst behauptete, daß man schon in der Vorschule besser malen konnte als der.
    Wer jedoch von seiner Meinung abwich, nur weil er meinte, die Note wird besser, wenn er sein Fähnchen nach dem Wind hängt ... reingefallen.


    Eigentlich hätte diese Unterrichtsform eher in den Deutschunterricht gepaßt. Aber dort gab es stattdessen (von einem anderen Lehrer) eine 5 mit der Bemerkung "Thema verfehlt", wenn man es wagte, unter eine absolut korrekte Analyse eines Textes zum Abschluß seine eigene und nicht die (vorher diktierte!) Meinung des Lehrers zu packen.


    Fazit: Man muß ein Ar***loch sein. Man kann sich aber aussuchen, ob man ein fieses oder weniger fieses sein will ;)


    Michaela

  • Hallo,

    vielen Dank für eure zahlreichen Anregungen und Kommentare!

    Der Lehrerberuf war mal mein Traumberuf. Teilweise ist er es auch noch, nur bin ich in großen Teilen mittlerweile arg desillusioniert. Offenbar gehöre ich dann wohl zu dem soften Lehrertyp, den alle nur verar..... - so weh mir diese Erkenntnis auch tut.

    Leider muss ich sagen, dass sowohl Studium (wo uns die Schüler meist als lernbegierige Partner angepriesen wurden und wir als Lernmoderatoren agieren sollten) als auch Referendariat (wo Disziplinprobleme auch kaum thematisiert wurden und wenn, Gespräche und Regelerarbeitungen als Lösungen vorgeschlagen wurden) weit ab von der Realität waren und mich in keiner Weise auf den Alltag vorbereitet haben.

    Andererseits war meine Ausbildungsschule im Ref. sozusagen eine Traumschule, wo zwar auch zum Teil schwierige Schüler waren, aber extrem viel für das Sozialverhalten getan wurde.

    Leider war dort an dieser Schule, wo ich mich auch pudelwohl fühlte, keine Stelle frei.

    Was würdet ihr an meiner Stelle konkret tun?


    Einfach so kündigen geht nicht, weil ich dann ja zunächst keinerlei ALG bekäme und mit meinem Mann (selbstständig mit gerade mal kostendeckender und zurzeit keinerlei Einkommen erwirtschaftender Firma) sozusagen auf der Straße stünde.


    Ich weiß ja nicht, was die Schule mit mir vorhat - allein schon die Ungewissheit ist ein Horror sondersgleichen. Den Mut, offen bei der Schulleitung mögliche personelle Konsequenzen anzusprechen, habe ich nicht - ich will ja auch keine schlafenden Hunde wecken. Natürlich würde eine Kündigung seitens der Schule mich sehr tief treffen.


    Die Situation, in der ich stecke (und ich bin wohlgemerkt noch Berufsanfängerin!) ist extrem schwierig und nimmt mir schon seit geraumer Zeit fast jede Lebensfreude. Ich quäle mich bereits seit Monaten mit diesem Thema herum und habe das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Mein Mann versucht mich so gut er kann moralisch zu unterstützen - seitens meiner Eltern, die vor allem evtl. finanzielle Verpflichtungen fürchten, kommt nur Unverständnis. Mein Vater rät mir, ich solle halt Medikamente nehmen, um mit der Situation zurechtzukommen.


    Liebe Grüße,
    Grazia

    Menschen sind oft unberechenbar, unlogisch und selbstzentriert. Vergib ihnen einfach.
    Mutter Theresa


    Wir sollten jeden Tag wie ein neues Leben beginnen.
    Edith Stein

  • Liebe Grazia,


    was sind die Voraussetzungen für eine Verbeamtung?

    Ich habe im Bekanntenkreis eine Frau, die ist spindeldürr und hochneurotisch, die war immer spindeldürr und hochneurotisch und diese wurde Finanzbeamtin und wurde nach einigen Jahren wegen psychischer Probleme zwangspensioniert!

    Daher kann ich nicht verstehen, warum Gewicht eine Barriere sein soll, wenn es um die Verbeamtung geht.

  • Zitat von Grazia1974

    Einfach so kündigen geht nicht, weil ich dann ja zunächst keinerlei ALG bekäme


    Es ist Dir doch nicht verboten, dich "zwanglos" zu bewerben. Angeblich soll eine Bewerbung aus ungekündigter Stellung sogar einen besseren Eindruck machen.
    Dafür brauchst Du aber - spätestens wenn der erste potentielle neue Arbeitgeber Deine vollständige Mappe anfordert - ein Zwischenzeugnis. Dieses wirst Du natürlich nur erhalten, wenn Du mit dem Boss sprichst. Also Augen zu und durch - werde Dir über Deine Ziele klar.


    Du kannst aber natürlich auch Pillen nehmen und dich zugedröhnt und geistesabwesend aber glücklich mitten in eine tobende Klasse setzen ... Vorstellungen haben manche Leute :rolleyes:


    Michaela

  • Zitat von Nelenol

    was sind die Voraussetzungen für eine Verbeamtung?

    Daher kann ich nicht verstehen, warum Gewicht eine Barriere sein soll, wenn es um die Verbeamtung geht.


    Ist es aber leider, da der Staat unter der Zwangneurose leidet, dass dicke Menschen öfter krank sind bzw. dem Staat irgendwann unweigerlich zur Last fallen werden... was man so hört, sollte man höchstens 80 kg auf 170 cm wiegen... oder man benötigt einen extrem gutmütigen Arzt.
    Was das ganze für ein Unsinn ist, wurde ja, glaube ich, schon mal an anderer Stelle angesprochen - der Raucher wird auch irgendwann mal an Lungenkrebs erkranken... und wird dann auch ausfallen... und dafür ist die Wahrscheinlichkeit meiner Meinung nach größer als bei Übergewicht... aber das stört niemanden...


    LG
    Loveroffatties

    Dick sein ist keine physiologische Eigenschaft - das ist eine Weltanschauung. (Kurt Tucholsky)

  • Zitat

    Was das ganze für ein Unsinn ist, wurde ja, glaube ich, schon mal an anderer Stelle angesprochen - der Raucher wird auch irgendwann mal an Lungenkrebs erkranken... und wird dann auch ausfallen... und dafür ist die Wahrscheinlichkeit meiner Meinung nach größer als bei Übergewicht... aber das stört niemanden...


    Das ist zwar Offtopic, aber ich kann es nachvollziehen.
    Es ist nunmal so, dass Übergewicht ( und ich rede jetzt nicht von 5-10kg) ein Gesundheitsriskio darstellt. Das läßt sich auch nicht schönreden und dadurch besser machen,dass Raucher irgendwann an Lungenkrebs sterben.
    Sicherlich ist Rauchen ( und vieles andere ) auch nicht gesund, aber das macht Übergewicht auch nicht gesündern.
    Wenn man es geschickt anstellt, bekommt kein Amtsarzt mit, dass man Raucher ist und auch andere Wehwehchen lassen sich verstecken, aber Übergewicht? Das sieht man nunmal sofort.


    Man sollte sich weniger über die Nicht-Verbeamtung von Übgerwichtigen aufregen, sondern eher über über die laschen Kriterien bei anderen Krankheiten.


    Wäre ich "Vater Staat" würde ich jemanden mit massivem Übergewicht auch nicht verbeamten. Ich bin nebenbei selbstständig und suche momentan noch eine Teilzeitkraft. Stellen wir uns mal vor, ich könnte ihr nicht irgendwann kündigen (falls sie krank wird) und müßte sie bis ins Rentenalter weiterbezahlen. Ich könnte es mir gar nicht leisten jemanden mit potenziellen Krankheiten einzustellen.
    Genausowenig würde ich aber einen Raucher einstellen, das nur zu Fairness nebenbei.

  • Um nochmal auf das Thema zurück zu kommen:
    Puuh, Grazia ich wüßte nicht was ich machen würde.
    Ich würde mich aber wohl nicht mit der Situation abfinden und auf die Rente hoffen ;)
    Ich habe keine Ahnung on den Strukturen im deutschen Kultusministerium, aber kann man nicht einfach um eine Versetzung bitten, oder ist das nur bei verbeamteten Lehrern möglich?
    Ich weiß von einem Bekannten, dass der sich aus privaten Gründen versetzen liess und das hat wunderbar innerhalb von 6 Monaten funktioniert.

  • Zitat von Shopgirl78

    Es ist nunmal so, dass Übergewicht ( und ich rede jetzt nicht von 5-10kg) ein Gesundheitsriskio darstellt. [...]Wäre ich "Vater Staat" würde ich jemanden mit massivem Übergewicht auch nicht verbeamten. Ich bin nebenbei selbstständig und suche momentan noch eine Teilzeitkraft. Stellen wir uns mal vor, ich könnte ihr nicht irgendwann kündigen (falls sie krank wird) und müßte sie bis ins Rentenalter weiterbezahlen.

    *bitterbösen Zynismus on* Aber ein übergewichtiger Beamter ist doch das beste, was Vater Staat passieren kann: Arbeitet schön brav, kostet keine Sozialabgaben und fällt dann mit 55 oder spätestens 60 vom Herzinfarkt getroffen tot um, statt einem noch 30 Jahre lang mit Pensionszahlungen auf der Tasche zu liegen. *bitterböser Zynismus off*

    Ich schätze, mit *potentiellen* Krankheiten muss man immer rechnen. Deswegen ist der Mensch Mensch und keine Maschine.

    Allerdings fände ich es sehr sinnvoll, diesen ganzen Beamtenzirkus abzuschaffen. Es war natürlich praktisch, Beamte einzustellen statt Angestellte im öffentlichen Dienst, denn Beamte, ich erwähnte es. kosten keine Sozialabgaben. Dass man irgendwann auchmal deren Rente, nd zwar in nicht unbeträchtlichem Umfang, finanzieren muss, das hat man mal schön verdrängt. Dauert ja auch noch ein paar Jahre, bis die Quittung kommt. Aber spätestens jetzt, wo sie kommt, sollte man den Fehler einsehen und den Beamtenstatus abschaffen.

    Übrigens ist es keineswegs so, dass man mit ein bisschen Krankheit gleich mal in den Ruhestand geschickt wird. Mein Onkel hat eine diagnostizierte MS und kann sich zeitweise kaum bewegen vor lauter Schmerz. Großzügerweise, nach zähen Verhandlungen über fast ein Jahr hinweg, wurde ihm jetzt eine Schulstunde pro Woche erlassen. Ausflüge, Klassenfahrten usw. sind natürlich trotzdem klaglos zu bewältigen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!