Adipositas als Krankheit anerkennen?

  • Ich habe heute Morgen einen Bericht gelesen indem die Deutsche Adipositas Gesellschaft fordert, dass die Fettleibigkeit als Krankheit anerkannt werden soll. LESEN

    Die Definition von Krankheit lautet, dass dieses eine Störung der Funktion eines Organs, oder der Psyche bzw. des gesamten Organismus ist.

    Wäre es von Nutzen, wenn man Adipositas als Krankheit anerkennt? (Mir fallen nur Nachteile ein)

  • Also ich habe eher das Gefühl, damit würden die Ärzte einen Freischein bekommen, absolut jedesmal, wenn ich zum Arzt gehe, zu sagen: "Tja, nehmen Sie erstmal ab, dann legt sich das."
    Und das unabhängig davon, ob ich über Unterleibsschmerzen, Knieprobleme oder Depressionen klage.

  • Genau, denn werden Magersüchtige etwa damit behandelt, daß man ihnen einfach ein "Mein Gott, dann essen Sie doch einfach mehr!" vor die Füße schmeißt?
    Ich möchte echt sehen, was dann los ist.


    Hier wird absolut gar nichts vernünftig oder gleichwertig behandelt.

  • Also ich habe eher das Gefühl, damit würden die Ärzte einen Freischein bekommen, absolut jedesmal, wenn ich zum Arzt gehe, zu sagen: "Tja, nehmen Sie erstmal ab, dann legt sich das."
    Und das unabhängig davon, ob ich über Unterleibsschmerzen, Knieprobleme oder Depressionen klage.


    Das tun sie doch jetzt auch schon...

  • im Enddeffekt sehe ich das als Erkrankung. Weil es schlichtweg nicht gesund sein kann und ist, mit soviel Gewicht herumzulaufen, dass man zwangsläufig Probleme mit der Gesundheit bekommt. Wenn ich mich mit anderen meines Alters vergleiche und einfach feststellen muss, dass ich körperlich viel eingeschränkter bin und bspw viel höhere Risiken habe, bei einer Operation, einem Unfall etc- auch die Ärzte mehr Schwierigkeiten haben mir zu helfen- ja, da sehe ich mein Gewicht auf jeden Fall als Erkrankung des Körpers und vor allem der Psyche an.


    Die Nachteile habe ich auch jetzt schon. Auch jetzt raten mir viele Ärzte erstmal zum Abnehmen, bevor sie sich überhaupt weiter mit mir befassen. Ganz egal weswegen ich auch zum Arzt gehe. Das beste Beispiel ist meine Hausärztin, die eigentlich ganz nett ist und verständnisvoll tut.


    Aber auch sie kann sich in keinen dicken Menschen hineinversetzen, versteht es im Grunde nicht, warum man es überhaupt so weit kommen lässt. Geht mein Mann wegen Rückenschmerzen oder der Bandscheibe zum Arzt, bekommt er bspw Krankengymnastik verschrieben, wird an Fachärzte überwiesen, werden ihm Alternativen aufgezeigt und angeraten, bspw schwimmen zu gehen.


    Er ist schlank und hat im Verhältnis zu mir etwas leichtere Beschwerden. Gehe ich nun mit denselben Beschwerden dorthin, bekomme ich nur den Satz zu hören "Sie müssen an ihrem Gewicht arbeiten, sonst können wir nichts für Sie tun" (außer Schmerztabletten zu verschreiben).:eek:


    Von daher, ist es jetzt nicht schon so? Die Ärzte nehmen uns doch jetzt genauso wenig ernst.


    Wichtiger fände ich, dass die Bevölkerung endlich umfassend aufgeklärt wird, dass Übergewicht thematisiert wird und darüber aufgeklärt wird, dass es eben nicht einfach nur damit getan ist, weniger zu essen und sich mehr zu bewegen. Und das Übergewicht auch nicht einfach nur deshalb entsteht, weil Menschen bei Mc Donalds essen und sich nicht im Griff haben.:rolleyes:


    Da leider Gottes ein Großteil der Bevölkerung anscheinend zu dumm und oberflächlich ist, um zu kapieren, wodurch Übergewicht ausgelöst werden kann, das dort individuelle Einzelproblematiken dahinterstehen usw, wäre Aufklärung wichtig. Es müssten sich anerkannte Wissenschaftler, Ärzte und auch bekannte und geschätzte Persönlichkeiten dazu äußern, damit auch der letzte kapiert, das er mit seinem Schubladen-denken falsch liegt.


    Von schlanken Menschen hört man doch immer wieder, dass quasi 98% der Übergewichtigen zu dick ist, weil sie zuviel essen und nur 2% weil sie eine Erkrankung haben. Wer also eine Erkrankung vorgibt und nicht zu diesen 2%-Ausnahme-Dicken gehört, der macht sich selber was vor und nimmt die Erkrankung als Ausrede.


    Dabei kapieren die Schlanken leider nicht, dass es auch diverse psychische Erkrankungen und Störungen gibt, die zum Übergewicht führen können und es meistens eine Verkettung mehrerer Problematiken ist, die das hohe Gewicht langsam aber sicher entstehen lassen.

  • im Enddeffekt sehe ich das als Erkrankung. Weil es schlichtweg nicht gesund sein kann und ist, mit soviel Gewicht herumzulaufen, dass man zwangsläufig Probleme mit der Gesundheit bekommt.


    Adipositas ist aber weder als "Dicksein" noch als "krankMACHENDE" Fettsucht definiert sondern als "krankHAFTE" (also "krankheitsBEDINGTE") Fettsucht.


    Und das ist ein verdammter Riesenunterschied, den aber niemand der großartigen Experten beachtet, die in den Medien das Maul am weitesten aufreißen.
    Würde man endlich tatsächlich mal dazu übergehen, die zugrundeliegenden Probleme/Krankheiten zu behandeln und nicht das Symptom, würde sich hier kein Mensch beschweren.


    Kopfschmerz ist ja auch keine Krankheit.
    Es gibt aber verdammt viele Krankheiten, bei denen man Kopfschmerzen bekommen kann.


    Würde man mit Kopfschmerz so umgehen wie mit Dicksein, würde man den Leuten als einzige Behandlung endlos Schmerzpillen verschreiben, um das Symptom zu unterdrücken.

  • Meiner Ansicht nach zielen die Bemühungen Adipositas als Krankheit anzuerkennen hauptsächlich darauf hinaus, dass die diversen OPs die die "Heilung" von Adipositas und Diabetes versprechen von der Krankenkasse durchgewunkenen werden müssen und nicht im Einzelverfahren und nach Prüfung bewilligt werden müssen.


    Da geht es nicht um Forschung, um Hilfsangebote oder neue Erkenntnisse .... da geht es einfach nur ums Geld.

  • [...] Es müssten sich anerkannte Wissenschaftler, Ärzte und auch bekannte und geschätzte Persönlichkeiten dazu äußern, damit auch der letzte kapiert, das er mit seinem Schubladen-denken falsch liegt. [...]


    ... sicher diese Menschen auch, aber an der ersten Front stehst DU und DU musst halt Aufklärungsarbeit leisten - bei deiner Hausärztin, bei Freunden, bei Bekannten ...

  • Ich sehe Adipositas auch eher als Krankheit. Es ist nicht nur eine Befindlichkeit wie Schnupfen oder Husten. Es gibt massive andere medizinische Probleme die dadurch entstehen oder entstehen können.

    Bei uns gibt es eine Adipositas Ambulanz, die ein ganzheitliches Behandlungsprogramm anbieten. Begleitung erfolgt durch Psychotherapeuten, Pysiotherapeuten, Sportmediziner und auf Adipositas spezialisierten Ärzten.
    Die Begleitung erfolgt über ein Jahr, wöchentlich ein Tag (8Stunden). Ziel ist es, sich erstmal mit seinem Dicksein "anzufreunden", Alttagsprobleme zu bewältigen und dann gezielt sein Gewicht auf natürliche Weise zu reduzieren. Abgelehnt werden Methoden wie Magenballon etc.

  • [...] und dann gezielt sein Gewicht auf natürliche Weise zu reduzieren. Abgelehnt werden Methoden wie Magenballon etc.


    Dass dort Methoden wie Magenballon abgelehnt werden finde ich auf jeden Fall gut – wie man auf natürliche Weise Gewicht reduziert ist mir ein Rätsel zumal bei diesem Programm Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, Sportmediziner und auf Adipositas spezialisierten Ärzten arbeiten.

    Bei all diesen Berufen läuft doch die Ausbildung, bezogen aufs dick sein, gleich ab und zwar „gesunde“ Ernährung und viel Bewegung. Mir ist schleierhaft was mir solch ein Programm noch an Informationen geben könnte, welche ich nicht eh schon weiß.

    Gerade nach fast vierzig Jahren Diäterfahrung ist mir alles bekannt über Ernährung (Kalorien, Eiweißgehalt – pflanzlich wie tierisch, Kohlenhydrate – Zucker wie Stärke … ), Glykämischer Index, Walken, Wasserbewegung, Bodengymnastik … Vielleicht richtet sich dieses Programm auch an Leute die darüber keine Kenntnis haben!? … obwohl mir dieses Wissen auch keine langfristige Hilfe war, sondern meine Essstörung erst richtig voran getrieben hat :(

  • Es gibt massive andere medizinische Probleme die dadurch entstehen oder entstehen können.


    Das ist aber nicht Definition einer Krankheit.
    Es geht dabei um die Ursachen und nicht um die Folge.


    Adipositas ist (praktisch immer) ein Symptom ... wenn ich mir das Bein breche, heile ich es ja auch nicht dadurch dass ich den kaputten Knochen zur eigenständigen Krankheit erhebe und die Folgen mit Schmerzmitteln und einem guten Rollstuhl bekämpfe, oder das Bein absäge, den kaputten Knochen aber ignoriere.

  • @Bircan
    Ich habe keine 40 jährige Diäterfahrung. Ich habe gerademal eine Diät unter ärztlicher Anleitung gemacht und musste diese wegen Krankheit abbrechen.

    Ich hab da heute mal im Krankenhaus angerufen, um mich zu informieren. Zuerst wird ein Beratungsgespräch mit dem leitenden OA gemacht, ob man auch dafür in Frage kommt, sprich auch Adipositas hat und nicht nur ein paar Pfündchen zuviel. Dann wird geklärt, ob die Krankenkasse das bezahlt (ja bei mir macht das die IKK). Es erfolgt eine Einweisung in die Klinik (ca. 1 Woche). Es wird alles untersucht, um der Sache auf den Grund zu gehen. Schilddrüsenerkrankung und weiß der Geier was noch mit dem Übergewicht zusammenhängt.
    Man wird von einem Psychologen während dieser und dem darauffolgenden Jahr begleitet.

    Wie das Programm aufgebaut wird, hängt von den Untersuchungen ab. Ob das Übergewicht auf eine Krankheit basiert, oder reine Fresssucht ist oder (wie bei mir vermutet) auf ein Zusammenspiel von Medikamenten.

    Mehr war telefonisch nicht zu erfahren. Also - ich muss mich einweisen lassen, um weiter zu berichten.

  • Meinst du...:rolleyes:


    Egal, ob Adipositas als eigenständige Erkrankung gesehen wird oder nicht, kann ich nur jedem Dicken empfehlen, sich frühzeitig mittels Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung vor den üblichen Behandlungen zu schützen: Klick! :eek:


    Es ist schon schockierend, dass trotz nicht nur Unwirksamkeit sondern erwiesener Schädlichkeit, immer noch versucht wird, Adipositas mit Reduktionskost zu behandeln. Jedes Medikament, das in 97% der Fälle den Zustand des Patienten sogar noch verschlechtert würde niemals auf den Markt gelangen.

    Wer Knuddel austeilt oder vermehrt, oder ausgeteilte oder vermehrte Knuddel in Verkehr bringt, wird mit Gegenknuddel nicht unter zwei Knuddeleinheiten belohnt ...


    Ich bin nicht dick, ich bin flauschig!

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