Warum meinen so viele das Bulimie nur dünne betrift


  • Und ich glaube genau darum geht es doch auch in diesem Thread - darum das die Betroffenen einen "Leidensdruck" haben der abgewiesen wird - weil es keine "Diagnose" für dieses "Leiden" gibt.
    Da spielt es auch keine Rolle ob oder in wie weit welche Diagnose nun "ja gar nicht passen kann"!


    Ich sehe das ein wenig anders. Leidesdruck ist nicht gleich Diagnose. Wenn ich mir die Diagnose jedoch selbst stelle, dann tue ich mir damit mEn keinen Gefallen. Denn, ganz ehrlich, wäre ich Arzt und dann käme ein dicker Mensch zu mir und erklärt mir, er habe Magersucht, dann würde ich ihn auch nicht mehr ernst nehmen, bzw. viel eher davon ausgehen, dass er ein Hypochonder ist.


    Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es oftmals (nicht immer) heraus. Sicherlich gibt es Ärzte, die sind einfach.. ja, Vollidioten in menschlicher Hinsicht (und leider oft auch in fachlicher). Aber man kann es sich als Patient auch unnötig schwer machen, nämlich indem man sich selbst diagnostiziert, noch dazu in absurder Art und Weise. Dass man dann keine passende Hilfe erhält, erstaunt mich persönlich keineswegs.


    LG

  • Ein Nieser ist zwar keine Grippe, aber er ist Anzeichen für einen Schnupfen, und kann ein Vorbote einer Erkältung oder einer Grippe sein.


    Oder ein Zeichen einer Allergie. Oder schlicht Staub in der Nase. Oder.. oder.. oder... kurz: Kein Grund zur Hysterie (das ist auf Dauer auch eine Krankheit).


    Zitat

    Ein sensiblerer Umgang mit allen Formen der Eßstörung könnte nicht schaden und meist werden Störungen von der Ärzteschaft eben erst als Störung wahrgenommen, wenn es als diagnose in einem Katalog steht.


    Gut - darin stimmen wir prinzipiell überein. Wobei ich, gerade bei Essstörungen (ebenso bei psychischen & Suchterkrankungen) einen sehr großen Bedarf an Eigenintiative sehe, schließlich ist das etwas, das einen latent bis ans Lebensende begleiten wird. Wer also nicht sein Leben lang auf Betreuung angewiesen sein will, der wird um die Entwicklung eines Selbstbewusstseins kaum herumkommen. Dazu gehört es mE auch, dass man aufhört sich permanent irgendwo zuordnen zu wollen und sei es auch noch so absurd.


    Zitat

    Daher plädiere ich für die Aufnahme solcher Eßstörungen, die denen einer Magersucht oder Bulimie ähneln in einen solchen Katalog. Schließlich ist es noch gar nicht so lange her, dass Binge eating als einfache Verfressenheit abgetan wurde und heute weiß man, dass das doch etwas anders ist.


    Ich nicht. Die ständige Pathologisierung von allen möglichen Verhaltensweisen hat bisher nichts Gutes hervorgebracht. Und nur weil es jetzt Binge Eating heißt, ändert das nichts an den Essattacken und auch nicht am Ansehen in der Öffentlichkeit. Es ist nur wieder eine Worthülse mehr, die sich jedoch etwas besser anhört als 'Fresssucht', im Prinzip jedoch exakt das Gleiche bezeichnet. Reines Drumherumgerede ändert rein gar nichts.


    LG

  • Hier ein Artikel der im Kontext Binge Eating interessant ist: Klick!


    Daraus mE besonders diese Passage:


    Zitat

    Der Begriff klinge für viele nach Modeerscheinung oder neuer Ausgeburt einer „blühenden Krankheitserfindungsindustrie“, sagt Georg Ernst Jacoby. So hätten selbst viele Allgemeinmediziner Schwierigkeiten, Heißhungerattacken zu erkennen oder ernst zu nehmen.

    Genau das mein(t) ich mit (unproduktiver/destruktiver) 'Pathologisierung'. Mich erscheint das Ganze nämlich auch langsam hanebüchen und hoffnungslos übertrieben.


    LG

  • das kenne ich V-V magersucht und bulimie betreffen natürlich nur die ganz dünnen ausgezehrten gestalten, aber wie wurden sie wohl so dünn?
    *hmpf* keiner würde auf die idee kommen das jemand dickes auch eine essstörung in die richtung hat

  • Hallo

    so erst mal zu mir bin 28 jahre alt und noch sehr neu hier und habe zu einigen themen auch schon was geschrieben bin aber erst heute auf die seite mit der essstörung gestoßen habe schon sehr lange nicht mehr geschrieben oder geredet ich bin 1,80 groß wiege ca.130 oder weniger ich weiß das nciht habe meine wagge aus dem fenster geworfen ich leide seit knapp 13 jahren an bulimie zeit weise hatte ich das unter kontrolle aber auch nur bei mein beiden schwangerschaften ich habe schon therapien gemacht kuren es hat mir zwar geholfen aber das ging nie lange gut weil jedes mal wenn es mir besser ging habe ich wieder ein neuen schicksals schlage verkraften müssen entweder ne trennung oder jemand aus der familie ist gestorben letzteres ist eigendlich das hauptproblem habe meine bulimie momentan ganz gut im griff aber auch nur wegen den kindern vielleciht kann mir jemand hier weiter helfen

  • Ja stimmt. Schicksalsschläge und neue Probleme können einen bei einem bestimmten Ziel ganz schnell wieder vom Weg abbringen. Da sollte man stark sein/bleiben und wenn möglich mit einem/r guten Freund/in drüber reden. Das ist manchmal besser als mit einem Therapeuten.

  • Da kann ich mitreden. Kommt wieder ein Schicksalsschlag stehe ich mal wieder fressenderweise (kann man nicht anders nennen) vor dem Kühlschrank. Ich habe es bei einer 6wöchigen psychosomatischen Kur soweit in den Griff gebracht, dass ich nicht mehr vor dem Kühlschrank klar werde nachdem mir schon schlecht ist (ich also schon viel intus habe) sondern mir wird es vorher bewusst und ich versuche es zu steuern.
    Abgenommen habe ich immer noch nicht - und mein gewicht ist sehr schwankend - deshalb besuche ich die Waage auch nicht mehr - ist mir zu frustrierend - ich merks ja an den Klamotten :)
    Am besten du suchst dir jemanden zum Reden - das ist garnicht so schlecht. Und eine 3-Wochen-Kur langt da nicht - versuche es mit einer psychosomatischen Kur - da wird dir auf den Zahn gefühlt bis zur Wurzel, du bist oftmals fix und fertig - gehst dem Grund deines Eßverhaltens bei Problemen noch etwas mehr auf den Grund und kannst dadurch lernen leichter damit umzugehen.
    Was man mir dort auch beigebracht hat ist, auch wenn man rund ist, ist man nicht unliebenswert :)
    LG

  • Ich denke das ganze lässt sich ganz einfach erklären das ist die
    unwissenheit der Menschen. Sobald man Bulimie hört hat man das Bild
    der medien im Kopf einer schlanken Person. Aber was wirklich Bulimie ist wissen sie nicht nur die fetzen aus den Medien.

  • Es ist schade, dass manche Menschen das Bild einer Essstörung im Kopf haben, und an dessen Richtigkeit glauben, welches in den Medien präsentiert wird. Aber andererseits ist das ja auch klar, denn viele befassen sich erst näher damit, wenn es einen selbst oder jemanden, der einem nahe steht, betrifft.


    Die Diagnosekritierien von Bulimie sind, dass man über einen Zeitraum von sechs Monaten mindestens 2x die Woche einen "Fressanfall" hat und diesen dann versucht, mit Erbrechen, mit zuviel Sport, mit Abführmitteln, mit Fasten, "auszugleichen". Bulimie hat kein Gewichtskriterium. BulimikerInnen sind dünn, dick, und alles dazwischen.


    Anorexie hat natürlich dieses Gewichtskritierium, als einzige Essstörung. Eine offizielle Anorexie-Diagnose beinhaltet Untergewicht, es gibt keine dicken Magersüchtigen. Es gibt nur Dicke, die die genau gleichen Symptome haben, die genau so krank sind wie die Untergewichtigen, genau so daran sterben können, und viel, viel weniger ernst genommen werden.


    Aber natürlich gibt es die ES-Gruppe, die man im Englischen "Eating Disorder Not Otherwise Specified" nennt. Allgemeine Essstörung. Wenn jemand alle Anorexie-Symptome ausser Untergewicht hat, oder noch seine Periode bekommt, dann kann er oder sie mit EDNos diagnostiziert werden. Wenn jemand "nur" einmal die Woche einen Ess- und Brechanfall hat, kann er mit EDNos diagnostiziert werden. Wenn jemand "normale" Mahlzeiten erbricht... EDNos.


    EDNos wird oft als weniger schlimme ES gesehen, viele wollen eine "richtige" Diagnose. EDNos hat angeblich auch die höchste Todesrate von allen ES und ist natürlich genau so echt wie alle anderen.


    Aber doch, man kann Bulimie haben und dick sein. Es passiert auch vielen BulimikerInnen (so wie mir), dass sie am Anfang abnehmen, aber es irgendwie mit der Zeit nicht mehr "funktioniert", und auch wenn sich das Essverhalten nicht ändert, nimmt man trotzdem zu. Ich bin jetzt wieder dick, und ich arbeite hart daran, das zu akzeptieren, und mich so zu mögen, wie ich bin. Mein Stoffwechsel muss sich soweit erholen, dass er Essen wieder normal verarbeiten kann. Und selbst wenn das irgendwann der Fall sein wird hoffe ich, dann soweit in meiner psychischen Genesung zu sein, dass ich die ES nicht mehr brauche, und auch keine Diäten oder so'n Quatsch der sowieso in 95% aller Fälle nicht langfristig funktioniert.


    Sorry für den Roman als erstes Post... war ein stiller Mitleser, musste aber zu diesem Thema was sagen. :)

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