Beiträge von Bette

    Es ist schade, dass manche Menschen das Bild einer Essstörung im Kopf haben, und an dessen Richtigkeit glauben, welches in den Medien präsentiert wird. Aber andererseits ist das ja auch klar, denn viele befassen sich erst näher damit, wenn es einen selbst oder jemanden, der einem nahe steht, betrifft.


    Die Diagnosekritierien von Bulimie sind, dass man über einen Zeitraum von sechs Monaten mindestens 2x die Woche einen "Fressanfall" hat und diesen dann versucht, mit Erbrechen, mit zuviel Sport, mit Abführmitteln, mit Fasten, "auszugleichen". Bulimie hat kein Gewichtskriterium. BulimikerInnen sind dünn, dick, und alles dazwischen.


    Anorexie hat natürlich dieses Gewichtskritierium, als einzige Essstörung. Eine offizielle Anorexie-Diagnose beinhaltet Untergewicht, es gibt keine dicken Magersüchtigen. Es gibt nur Dicke, die die genau gleichen Symptome haben, die genau so krank sind wie die Untergewichtigen, genau so daran sterben können, und viel, viel weniger ernst genommen werden.


    Aber natürlich gibt es die ES-Gruppe, die man im Englischen "Eating Disorder Not Otherwise Specified" nennt. Allgemeine Essstörung. Wenn jemand alle Anorexie-Symptome ausser Untergewicht hat, oder noch seine Periode bekommt, dann kann er oder sie mit EDNos diagnostiziert werden. Wenn jemand "nur" einmal die Woche einen Ess- und Brechanfall hat, kann er mit EDNos diagnostiziert werden. Wenn jemand "normale" Mahlzeiten erbricht... EDNos.


    EDNos wird oft als weniger schlimme ES gesehen, viele wollen eine "richtige" Diagnose. EDNos hat angeblich auch die höchste Todesrate von allen ES und ist natürlich genau so echt wie alle anderen.


    Aber doch, man kann Bulimie haben und dick sein. Es passiert auch vielen BulimikerInnen (so wie mir), dass sie am Anfang abnehmen, aber es irgendwie mit der Zeit nicht mehr "funktioniert", und auch wenn sich das Essverhalten nicht ändert, nimmt man trotzdem zu. Ich bin jetzt wieder dick, und ich arbeite hart daran, das zu akzeptieren, und mich so zu mögen, wie ich bin. Mein Stoffwechsel muss sich soweit erholen, dass er Essen wieder normal verarbeiten kann. Und selbst wenn das irgendwann der Fall sein wird hoffe ich, dann soweit in meiner psychischen Genesung zu sein, dass ich die ES nicht mehr brauche, und auch keine Diäten oder so'n Quatsch der sowieso in 95% aller Fälle nicht langfristig funktioniert.


    Sorry für den Roman als erstes Post... war ein stiller Mitleser, musste aber zu diesem Thema was sagen. :)