Alles anzeigenHallo, ich will noch mal auf Janina zurückkommen, da habe ich nämlich noch etwas nicht bentwortet und dann auf Herzblatt20 übergehen.
@Janina
Meine Übergewichtsgeschichte unterscheidet sich von Deiner in gewisser Weise markant. Mit 15 Jahren hatte ich bei weitem nicht dein Gewicht, da muß ich jetzt nachdenken aber es mögen 80 oder 90 Kilo gewesen sein, bis zum Abitur ging es so auf 120 herauf, das hielt ich dann so in etwa bis Ende des Stdiums, ich fuhr da eben ÖPNV und ging viel zu Fuß. Gerade in den 80ern und frühen 90ern war das auch noch schwierig mit Kleidung, ich hatte zwar eine Schneiderin in der Familie und nähte viel selbst, aber nun ja, wenn man für wirklich jedes halbwegs schicke Kleidungsstück die Nähmaschine anwerfen muß und nach Stoff laufen, ist das jetzt auch nicht so prickelnd. Von der Stange gab es halt wirklich fast nur Oma-Klamotten. Meine 120 Kilo waren Mitte der 90er für eine Abiturientin noch nicht vorgesehen, wobei es Jogginganzüge und andere eher einfache Kleidung schon gab. An meiner Uni gab es auch Klapptische vor den Sitzbänken und da wurde es so langsam eng mit Brust und Bauch und die nicht mehr zumachen können oder mich regelrecht reinquetschen, wollte ich nicht, denn bei allem Selbstbewußtsein hätte meine Fantasie leicht für die Witze gereicht, die dann hinter meinem Rücken gemacht worden wären und soo selbstsicher war ich mit Ende zehn Anfacng zwanzig noch nicht... Vor nicht so langer Zeit saß ich noch mal bei einer Fortbildung in einem solchen Hörsaal, es ging natürlich gleich gar nichts mehr und die Witze machte ich lieber selbst, bevor das Getuschel losging.
Einen Freund den ich mit nachhause bringe und mit dem ich schlafe, hätten meine Eltern in der Pubertät sowieso nicht erlaubt. Es gab - wahrscheinlich nicht zuletzt, weil ich eben Holz vor der Hütte habe, interessierten sich durchaus Männer für mich, ja auch oft ein gutes Stück älter, bis hin zu deutlich zu alt für mich. So in den höheren Klasen des Gymnasiums ging es bei mir dann los. Aber vielelicht ist das vom Gewicht doch vergleichbarer, denn damals gab es weniger Dicke und vor allem kaum junge Dicke. Bei 140 Kilo mit 15 hätte es mir auch vor dem Sportunterricht gegraust, ich hatte in dem Alter eine Sportlehrrin die stand kurz vor der Pensionierung, nannte das Fach oft und gerne "Leibeserziehung" und man kam sich da manchmal echt vor als lebte der Geist des BDM fort. Da musste frau (wir waren ja nur Mädchen in der Sportstunde) als unsportliche Dicke echt darum kämpfen, keine 5 ins Zeugnis zu bekommen.
So richtig dick wurde ich erst nachdem ich nach Abschluß des Studiums einen Bürojob antrat, Autofahrerin wurde und mir auch problemlos leisten konnte, mich neu einzukleiden, dann ging es rasant aufwärts. Gerade anfangs war es stressig, sich einzuarbeiten also besorgte ich mir als kleinen Luxus eine Putzfrau - inzwischen putze ich wieder das meiste selbst und gehe relativ viel spazieren - das Gewicht bekomme ich trotzdem nicht mehr runter, je mehr ich mich bewege, desto mehr esse ich auch. Irgendwie will mein Körper sein Fett behalten - wenn er dann im Gegenzug doch nur aufhören könnte sich nach längeren Spaziergängen oder Hausarbeiten zu beschweren...;)
Erstaunlich, übrigens, daß Du mir erst als Jugendliche soweit "voraus" warst und ich dich dann so stark "überholen" konnt, aber da sieht man wieder wie unterschiedlich Biographien sein können...
Diese Diät-Erfahrungen mit viel Jojo habe ich eher nicht oder nur wenig (jedenfalls mit Blick auf mein Gewicht) und kenne sie mehr von meiner Mutter, die damit doch nie Erfolg hatte. Mein Vater wünschte auch nicht, daß es an mir ebenfalls ausprobiert würde, wie er auch selbst nie Diäten machte. Außerhalt die, die-Kleidung-ist-noch-zu-gut-zum-Neukaufen-jetzt-muß-was-runter-Diät, die ich ebenfalls betreibe.
Meine Mutter hat zwar größere "psychologische" Probleme mit ihrem Gewicht, mein Vater nicht aber ich habe/hätte auch von beiden Unterstützung bekommen, wenn ich größeren Hänseleien ausgesetzt gewesen wäre. Es gab sicher immer wieder Lästereien über mein Gewicht, aber eben auch Blicke, die nicht übersehen ließen, daß sie mich am liebsten Ausziehen würden. Ich litt jedenfalls nie so wirklich unter meinem Gewicht, in jüngeren Jahren hatte ich allerdings das Gefühl, daß ich doch darauf achten muß, daß es nicht völlig aus dem Ruder läuft, das legte sich und jetzt geht es wieder so langsam in die andere Richtung.
Daß viele Jungs, die Sprüche über Bauch und Brust einer Mitschülerin machen, eigentlich darauf stehen, aber das halt durch dumme Sprüche ersetzen, hatte mir mein Vater relativ schnell klar gemacht und er versuchte das auch mit Hinweisen auf alte Meister und das Barock etc. pp. zu unterstreichen. Er hatte sich meine Mutter ja auch absichtlich erobert weil er selbst gern ißt und es ihm runder gefällt.
Jetzt kämen wir zum Herzblatt
Was ich so überhaupt nicht verstehe, ist warum viele Männer immer so mit der Tür ins Haus fallen müßt. Das ist aber nicht nur ein Problem bei uns Dicken. Ich denke die meisten Frauen wollen dem durchschnittlichen Schönheitsideal entsprechen und von möglichst vielen Menschen für attraktiv gehalten werden, und da das ihr Ziel ist, wollen sie eben auch einen Mann der dem seinerseits nahekommt und der auf Frauen steht, die diesem Ideal entsprechen.
Ich kann definitiv sagen, hätte mein Vater meine Mutter mit dem Satz "du bist so schön dick" zu werben versucht, mich gäbe es heute nicht. Wobei das bei ihm jetzt sowieso nicht so ausgeprägt ist, wie es bei Dir zu sein scheint. Für mich ist es ohnehin der größte Liebesbeweis, wenn ein Mann sich so mit mir auseinandersetzt, daß er mir die Komplimente machen kann, die ich auch wirklich hören will, oder einfach mal danach fragt, wie es mir geht, wie ich mich, fühle, was ich denke, er eben an mir interessiert ist, auch unabhängig von der Menge Fett, die mich umgibt.
Anastasie - um die geht es doch - will, denke ich, eben Gewicht verlieren bzw. macht sich Sorgen, daß sie immer weiter zunimmt und um ihre Gesundheit, da will sie halt nicht noch einen weiteren "Klotz" am Bein - einen Mann der sie so mag wie sie ist. Wenn ich mit Dir zusammen wäre, wollte ich Dich natürlich auch glücklich machen und würde dann auf das Abnehmen verzichten müssen. Als liebende Frau versucht man nämlich den Mann glücklich zu machen.
Ich denke mal Anastasie zieht jemanden, der auf ihr Gewicht steht einfach als "abnormal" als Partner nicht in Betracht, wobei es aber auch die genannten 20 Jahre Altersunterschied sein könnten...
Was meinst Du mit "mit der Tür ins Haus fallen"?. Es ist sicher normal, dass die meisten Frauen dem durchschnittlichen Schönheitsideal entsprechen wollen. Aber was ist, wenn dem nicht so ist? Ausgang dieses Beitrags waren doch die Annahmen, dass kein Mann "so wirklich auf dicke Leute stehen würde", weshalb die Autorin der Meinung war, noch nie einen Freund gefunden zu haben. Und da war es mir ein spontanes Anliegen, das Gegenteil zu beweisen und ihr Mut zuzusprechen. Ich kann nichts dafür, dass mich der Gedankenaustausch hier irgendwie anspricht.
Deine Anmerkung, ich würde mit den Worten werben "Du bist so schön dick", trifft überhaupt nicht zu. Als Angehöriger in einem sozialen Beruf sind für mich die Persönlichkeit, die Chemie und gegenseitiger Respekt das wichtigste. Für mich ist wichtig, eine Frau soweit kennenzulernen, sie zu erobern und ihr Herz aufzuschließen, dass ich ihr die Komplimente machen kann, die sie wirklich verdient. Mir ist es auch ein großes Anliegen, zu wissen, wie sich meine Gegenüber fühlt und wie es ihr geht. Das ist immer meine erste Frage, wenn ich mit Menschen in Kontakt trete.
Ich bin gewiss kein perverser Feeder oder FA. Ich finde es sogar wichtig, wenn Menschen sich Sorgen um ihre Gesundheit machen und in Sorge sind, dass sie nicht abnehmen können und stattdessen immer weiter zunehmen. Aufgrund persönlicher Erfahrungen und bekannter Risiken bin ich lediglich ein Gegner, wenn man das Abnehmen auf chirurgischem Wege zu erzwingen versucht.
Gerade in einer Situation, in der das Abnehmen zwar angestrebt wird, der Schuss aber stattdessen eher nach hinten los geht und man weiter zunimmt, ist es wichtig, einen Menschen an seiner Seite zu haben, der einen so nimmt und akzeptiert wie man ist, der einen auch mal in den Arm nimmt und zeigt, dass man trotz des Gewichts ein liebenswerter, netter und sympathischer Mensch ist. Ein gesunder Geist ist wichtig, damit der Körper gesund wird.
Im übrigen muss meine Partnerin keinesfalls auf das Abnehmen verzichten. Ich wäre nämlich nicht wegen sondern trotz einer etwas molligeren Figur glücklich. Ich finde es traurig, dass molligere Frauen in unserer Gesellschaft irgendwie stigmatisiert sind und beleidigt oder ausgelacht werden.
Doch wie will man eine Frau als Ganzes kennenlernen und prüfen, ob die Chemie stimmt, auch eine Frau soweit kennenzulernen, sie erobern und ihr Herz soweit aufzuschließen, um die Komplimente machen zu können, die sie wirklich verdient, wenn man selbst hier in einem einschlägigen Forum irgendwie auf taube Ohren stößt?
Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht und einen guten Start in den Donnerstag.