Warum wird man dick?

  • Meine Aussage bezog sich darauf:


    Zitat

    Mich würde mal interessieren ob es wirklich IMMER die Schuld der Person ist, wenn sie dick wird.
    Also ich meine, liegt es wirklich IMMER am zuviel Essen? Also einfach das man mehr zu sich nimmt als man verbraucht?


    Und ich denke, da kann man ziemlich uneingeschränkt "ja" sagen. Jemand der dick wird bzw. zunimmt, nimmt mehr Nahrung zu sich als er/sie verbraucht. Das beinhaltet natürlich weder eine moralische Wertung noch die Frage, ob sich diese Person "normgemäß" verhält.


    dazu schrieb ich ja auch:


    Zitat

    Wieviel dazu jeweils nötig ist, ist natürlich eine ganz andere Sache.


    Außerdem sagte ich grundsätzlich und grundsätzlich heißt eben, daß es auch Ausnahmen geben kann. Es ist aber m.E. so, daß man im eigentlichen Sinne nur durch Nahrungs- bzw. Kalorienaufnahme zunimmt. Es mag modifizierende Faktoren geben, wie die genannten, aber ohne Essen geht es nicht.



    Wenn so etwas vorliegt, muß man ggf. die Nahrungsaufnahme an die besonderen Umstände anpassen, wenn man nicht zunehmen will, bzw. die Umstände so verändern, daß wieder eine normale Nahrungsaufnahme adäquat ist. Das kann natürlich u.U. auch heißen, daß man weit unter eine "normale" Nahrungsaufnahme gehen muß, wenn besondere Bedingungen vorliegen, um Übergewicht zu vermeiden. (Eine solche strikte ja geradezu mechanistische Kontrolle der Kausalzusammenhänge ist natürlich nicht lebensnah.)


    Das eingangs von der Fragestellerin gebrauchte Wort "Schuld" bedeutet aber zumindest im juristischen Kontext (und wohl auch im moralischen und religiösen) eine persönliche Vorwerfbarkeit über eine bloße Ursächlichkeit hinaus. Ein solches Konzept lehne ich in Bezug aufs Dicksein prinzipiell ab, da man grundsätzlich niemandem vorwerfen kann, daß er dick ist.
    Dick zu sein ist ein mindestens über die allgemeine Handlungsfreiheit auch grundgesetzlich verbürgtes Recht. Auch zumindest so weit, wie man nicht deshalb auf übermäßige Unterstützung durch die Allgemeinheit angewiesen ist, sehe ich auch moralisch keinen Grund die Frage nach der "Schuld" bzw. nach Rechtfertigungsgründen zu stellen.


    Zitat

    Wenn Du den Grund für DEIN Übergewicht zu kennen glaubst, dann ist das eine prima Sache ... aber warum glaubst Du damit den Grund für das Übergewicht von allen anderen Dicken zu kennen - das ist ein bisschen vermessen, oder?


    Der Grund ist aber bei allen Dicken, daß sie mehr Nahrung aufnehmen als sie verbrauchen. (Eingangsfrage) Daß damit allerdings zwangsläufig eine Art "Maßlosigkeit" oder zumindest mehr essen als der Durchschnitt verbunden ist, habe ich nie behauptet und will ich auch nicht behaupten.

  • Was ist denn der springende Punkt für Dich? Daß man die Ursachen für Übergewicht/Untergewicht, sonstige "Anomalien" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein) trotz scheinbar "normalen" bzw. gleich gebliebenem Verhalten erforschen bzw. ärztlich untersuchen lassen sollte?


    Das ist natürlich zu empfehlen, wenn man Gewißheit über Veränderungen bzw. die Funktionsweise/Funktionsstörungen des eigenen Körpers haben möchte.


    Ich habe aber auch weder geschrieben noch gemeint, daß man bzw. die Threaderöffnerin auf solche Veränderungen hin (jetzt mal mit dem Fokus auf das Gewicht) einfach nur die Menge der zu sich genommenen Kalorien ändern soll. Meine Beiträge sind eine Beteiligung an einer allgemeinen Diskussion, keine Gesundheitsberatung per Ferndiagnose, sowas gehört in die Hände von Fachleuten.

  • Was ist denn der springende Punkt für Dich?



    Der springende Punkt ist, dass diese Aussage auf einer sehr rudimentären und primitiven Ebene für einen Großteil der Menschen stimmen mag sie aber keinem Menschen auf dieser Welt gerecht wird und in sich die Aussage verbirgt, dass man seine Nahrungsaufnahme eben "nur" drastisch einschränken muss und dann auch irgendwann abnimmt. Und genau das stimmt halt nicht. Menschen mit Lipödemen können sich wortwörtlich zu Tode hungern und doch geht der Körper diese Reserven nicht an. Nur ein Beispiel. Es gibt Menschen die ein Überangebot an Kalorien in Muskelmasse und nicht in Fett umsetzen. Ein weiteres Beispiel, wo es nicht passt. Oder Meiersjulchen die eben nicht durch eine Änderung der Nahungsmittelmengen abnahm, sondern dadurch dass sie nur noch das aß was ihr Körper verträgt. Auch da geht die Mengentheorie nicht auf.


    Kommt mir ähnlich sinnvoll wie eine Aussage á la: "Menschen in den Slums der dritten Welt sind deshalb so oft krank weil sie nicht richtig essen."


    Mag ja irgendwie stimmen, ist aber in dieser einfachen Form ja eigentlich schon am Rande der Wahrheitsverdrehung.

  • @Bircan, Fräulein WUnder
    Danke, ihr nehmt mir die Worte aus dem Munde. Dem habe ich nicht viel hinzuzufügen.


    Für manche hört es sich ja auch nach Klischee an, wenn Dicke sagen, daß sie machen können, was sie wollen und trotzdem nicht abnehmen.


    Findest Du es denn verwerflich, gerne zu essen und eher gemütlich zu sein?


    [...]
    Für mich klingt da auch ein wenig heraus, daß man eine Entschuldigung fürs Dicksein bräuchte.


    "Gerne essen" und "gemütlich sein" hat nichts mit Überessen und dIck(er) werden zu tun. Insofern finde ich das nicht verwerflich - es hat mit dem Thema aber auch ncihts zu tun.
    Das Klischee, was du ansprichst, ist das Vorurteil, dass dicke Menschen nicht wahrnehmen, dass sie mehr essen, als sie brauchen. Und das ist auch ein Klischee, in der Tat. Nicht, dass die Wahrnehmung dicker Menschen gestört ist - sondern dass es dieses Vorurteil gibt.
    Was da für dich rausklingt, ist deine Sache. Der Punkt ist der, dass man definitiv keine Entschuldigung fürs Dicksein braucht. Und schon gar nicht diese Klischee-Entschuldigung "ich esse halt zu viel und beweg mich zu wenig". Das trifft nämlich auf viele gar nicht zu. Es ist halt das, was andere erwarten - dass man sich genau damit für sein eigenes Dicksein entschuldigt. Und das ist in meinen Augen Mist.


    Gruß
    Dani

    Dress for the body you have RIGHT now. There is nothing wrong with you right now, and there is sure as heck no reason to wait to look good. Get up, get dressed and face the world and then do it again tomorrow. (Malia Anderson)

  • Zitat

    Es ist halt das, was andere erwarten - dass man sich genau damit für sein eigenes Dicksein entschuldigt. Und das ist in meinen Augen Mist.



    Ich meine aber den Wunsch bzw. die gefühlte Notwendigkeit entschuldigt zu sein und nicht um Entschuldigung zu bitten. Also, daß einem das Dicksein nicht persönlich vorwerfbar ist.


    Zitat


    "Gerne essen" und "gemütlich sein" hat nichts mit Überessen und dIck(er) werden zu tun.



    Wenn ich mich "überesse", was auch immer man darunter verstehen will, ist das trotzdem meine Sache. Jeder hat das Recht, selbst zu entscheiden, wie viel er essen möchte oder auch nicht.

    Das Problem ist, daß eine "herrschende Meinung" wonach Dicksein schlecht und "unzulässig" wäre, einfach übernommen wird und dafür Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründe gesucht werden.

    Es ist eigentlich ganz egal, warum jemand dick ist oder nicht, das geht keinen etwas an, außer den Betroffenen.

  • Hallo Zusammen :)

    Ich klinke mich mal als Neuling ein :D
    Im Prinzip sollte jeder Mensch so leben wie er möchte. Jeder Mensch sollte so akzeptiert werden wie er ist. Wäre diese "FriedefreudeEierkuchen" Welt existent dann wäre durchaus ein hoher Prozentsatz unserer Bevölkerung zufrieden und ausgeglichener und auch psychisch gesünder.
    Ich frage mich öfter was dahinter steckt das so viele Menschen Vergleiche anstellen bis ich herausgefunden habe, dass sie damit von ihren eigenen Schwächen ablenken wollen.
    Jeder Mensch hat von seiner Genetik auch eine andere Verstoffwechslung. Mein Stoffwechsel ist langsam, der von meiner Mutter auch. Wir sind Menschen die schnell zunehmen, heisst das wir das mit viel Bewegung ausgleichen müssten.
    Ich bewege mich täglich sehr viel und trotzdem bleibt es so wie es ist.
    Mein Problem ist der Schichtdienst und das NICHT regelmäßige einnehmen von Mahlzeiten und der Stress und wenig Schlaf.
    Ich muss Früh Spät und Nachtdienste ableisten, arbeite auf einer Intensivstation, habe dort sehr viel Stress und komme sehr oft nicht zum Essen und trinken. Der Körper bekommt Panik und schaltet seinen Stoffwechsel sofort auf Sparflamme um weil er Angst hat keine Nährstoffe mehr zu bekommen.
    Zu wenig Schlaf oder gar Schlafentzug (das ist wissenschaftlich belegt) verringert nicht nur die Lebensdauer um 5 oder mehr Jahre sondern fördert auch die Tendenz zum zunehmen.
    Also spielen nicht nur die Faktoren der Nahrungsaufnahme eine Rolle sondern auch die Umwelteinflüsse.

  • Ich meine aber den Wunsch bzw. die gefühlte Notwendigkeit entschuldigt zu sein und nicht um Entschuldigung zu bitten. Also, daß einem das Dicksein nicht persönlich vorwerfbar ist.


    Ich verstehe deine Antwort im Zusammenhang mit dem Zitat nicht - natürlich kann einem niemand das Dicksein vorwerfen. Alles andere ist doch, wie ich geschrieben habe, einfach nur Mist.

    Wenn ich mich "überesse", was auch immer man darunter verstehen will, ist das trotzdem meine Sache. Jeder hat das Recht, selbst zu entscheiden, wie viel er essen möchte oder auch nicht.


    Richtig, das war auch hier kein Thema.

    Das Problem ist, daß eine "herrschende Meinung" wonach Dicksein schlecht und "unzulässig" wäre, einfach übernommen wird und dafür Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründe gesucht werden.


    Genau das sagte ich ja, und am schlimmsten ist diese "Entschuldigung", dass man "halt zu viel isst". Das musst du mir nicht erklären...

    Es ist eigentlich ganz egal, warum jemand dick ist oder nicht, das geht keinen etwas an, außer den Betroffenen.


    Richtig. Deshalb sollte man auch nicht einfach Klischees wie "alle sind dick, weil sie zu viel essen" nachplappern, damit man eine so genannte "gute Dicke" ist. Nachdem ich mir deine andren Beiträge hier im Thread zu Gemüte geführt hatte, zweifle ich bei dir aber daran, dass du das ganz nachvollziehen kannst.


    Gruß
    Dani

    Dress for the body you have RIGHT now. There is nothing wrong with you right now, and there is sure as heck no reason to wait to look good. Get up, get dressed and face the world and then do it again tomorrow. (Malia Anderson)

  • Zitat


    Richtig. Deshalb sollte man auch nicht einfach Klischees wie "alle sind dick, weil sie zu viel essen" nachplappern, damit man eine so genannte "gute Dicke" ist. Nachdem ich mir deine andren Beiträge hier im Thread zu Gemüte geführt hatte, zweifle ich bei dir aber daran, dass du das ganz nachvollziehen kannst.



    Zunächst einmal verstehe ich "zu viel" (im Einklang mit der Fragestellung dieses Threads) nicht im Sinne einer sozialen Norm, wie viel man gerechtfertigter Weise essen darf oder auch nicht, sondern lediglich als ein Essen über den Bedarf bzw. Verbrauch hinaus, also, daß man im medizinischen Sinne zunimmt bzw. übergewichtig ist/bleibt.
    Es gibt dabei natürlich Ausnahmen wie die genannte Lipödembildung u.ä., die allerdings eine relativ spezielle Form darstellen. Ich sehe das durchaus differenzierter, aber mir ist die Frage an sich tatsächlich nicht so wichtig, weil hinter der Wichtigkeit der Frage, warum jemand dick ist bzw. nicht abnimmt, außerhalb des medizinischen Kontextes (Behandlung) oft eine ganz bestimmte Ideologie und die Frage der persönlichen Vorwerfbarkeit des Dickseins steht.

    Generell könnte ich deshalb auch nicht erkennen, daß der Umstand, daß man relativ freimütig einräumt, daß man gerne, gut und relativ viel ißt (auch wenn ich im Vergleich zu anderen auch eher leicht zunehme bzw. das Essen gut verwerte), statt abwechselnd zu hungern und zu sporteln, einen zu einer "guten Dicken" machen würde.
    Ganz im Gegenteil, etliche Menschen in unserer modernen auf Leistung, Disziplin, Effizienz und Erfolg geeichten Gesellschaft entschuldigen Dicksein eigentlich nur, wenn es trotz asketischster Lebensweise auftritt, wenn also der/die Dicke trotzdem dick ist, obwohl er/sie alles menschenmögliche dagegen getan hat. Dann erscheint es zwar immer noch "schlecht", aber die Person kann ja wenigstens nichts "dafür".

    Neuerdings versucht ja sogar der Staat zunehmend (man könnte auch sagen: "wieder zunehmend", da die Nazis ja schon einmal dergleichen versucht haben), dem Bürger übermäßiges Essen, Alkohol, Tabak etc. abzugewöhnen bzw. Sport zu fördern, damit er gesünder ist, also Kosten spart und noch besser funktionieren kann.

    Genau deshalb ist die Frage - so scheint mir - für Viele überhaupt so wichtig, warum man dick ist oder nicht. Man weiß, daß man nicht dick sein sollte (optisches "Idealbild" der Gesellschaft bzw. Gesundheit/Leistungsfähigkeit) und da es einem direkt oder indirekt vorgeworfen wird, will man es nicht vertreten müssen, etwa durch einen "falschen" Lebensstil. Wenn das "Beste" - schlank zu sein - nicht erreichbar ist, dann soll das "Dicksein" einem wenigstens aus "objektiven Gründen" nicht vorgeworfen werden können.

    Im medizinischen Kontext ist es natürlich etwas anderes, aber das ist ja eher eine Frage, die nur von individuellem Interesse sein sollte. Eben dann, wenn ich die Gründe für MEIN Übergewicht herausfinden möchte, oder abnehmen oder was auch immer. So allgemein gestellt, geht die Frage zumindest unterbewußt doch eher in die Richtung der persönlichen Vorwerfbarkeit.

    Daß sich viele so vehement gegen die Unterstellung wehren, daß sie "zu viel" essen - ob zutreffend oder nicht - verdeutlicht doch, daß "zu viel essen" zumindest moralisch sanktioniert und verurteilt wird.


  • Ganz im Gegenteil, etliche Menschen in unserer modernen auf Leistung, Disziplin, Effizienz und Erfolg geeichten Gesellschaft entschuldigen Dicksein eigentlich nur, wenn es trotz asketischster Lebensweise auftritt, wenn also der/die Dicke trotzdem dick ist, obwohl er/sie alles menschenmögliche dagegen getan hat. Dann erscheint es zwar immer noch "schlecht", aber die Person kann ja wenigstens nichts "dafür".



    Und genau diese Sorte von Dicken existieren doch in der Wahrnehmung der meisten Menschen eben gar nicht.


    Wer dick ist kann abnehmen, er will es nur nicht genug ... das ist doch die allgemeine (und auch von Dir hier vertretene Meinung) ... und wer etwas anderes behauptet lügt sich und anderen in die Tasche.


    Was sagst Du denn einem Krebspatienten der unabhängig von Appetit und aufgenommener Kalorienmenge immer weiter abnimmt, weil der wachsende Tumor einen hohen Energiebedarf hat und er Anomalien im Stoffwechsel herstellt die den Abbau von Fettzellen und Eiweiß stark erhöht.


    "Bisschen mehr essen, dann geht das Gewicht auch wieder hoch? Gewicht ist immer eine Sache einer ausgeglichenen Energiebillanz" :confused: Das dürfte wohl nicht die Antwort auf sein Problem sein .... genau mit solchen Antworten lassen sich Dicke aber abspeisen. Und deshalb ist es wichtig immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass die Sache in vielen Fällen etwas Komplizierter ist.


    Das schlimme ist, dass Du hier sehr klug und eloquent auftrittst und dabei (sorry) einfach extrem primitive Ansichten verbreitest.


    Ich habe auch ein Problem mit streberhaften Dicken, die nach dem Motto leben: "Ich bin zwar dick, aber ich tue wenigstens was dagegen." ebenso wie manche Schilddrüsenerkrankten, die jedem der es nicht hören will erzählen, wie fleissig, sportlich und klug sie sind und wie wenig sie essen, quasi nur wie ein Vögelchen .... :rolleyes: Ja, klar nervt dieses Verhalten, trifft aber doch auch wieder nur auf einen kleinen Teil der Gesamtheit zu.



    Ganz ehrlich: in fast jedem Artikel, in fast jedem Wartezimmer, überall wo die Sprache aufs Dicksein kommt kann man den Ausspruch: "Dick wird man vom Essen und von zu wenig Bewegung." hören - und zwar ganz egal ob man danach gefragt hat oder nicht.


    Und Du störst Dich an den paar Gegenstimmen die ein etwas differenzierteres Bild fordern ... sorry, das nehme ich Dir einfach nicht ab, dass es Dir wirklich um irgendwelche theoretischen Konstrukte rund um den Begriff "Schuld" geht.

  • Ich weiß wirklich nicht, was ich jetzt schreiben soll, womöglich war meine Aussage tatsächlich zu undifferenziert, aber das hängt eher weniger mit einer bösen Absicht zusammen als daß die Frage, warum Leute dick sind oder auch nicht, mich persönlich weniger berührt als etwa diejenige, warum sich ein Dicker bzw. eine Dicke für sein Dicksein rechtfertigen oder als minderwertig ansehen lassen sollten.

    Ansonsten denke ich - ehrlich gesagt - daß die besagten Fälle, wo das Übergewicht rein durch Krankheiten und Ähnliches bedingt ist, eher die Ausnahme darstellen, auch wenn es natürlich besondere Dispositionen dafür gibt. (Wobei das hier im Forum verhältnismäßig anders sein könnte.)

    Grundsätzlich ist es auch schwierig festzustellen, warum Menschen so sind, wie sie sind, man ist ja immer nur eine beschränkte Zeit mit anderen Menschen zusammen und es interessiert mich auch eher weniger wie viel oder wie wenig meine Mitmenschen essen.

    Daß ich da relativ leidenschaftslos bin, könnte damit zusammenhängen, daß meine Eltern und Geschwister auch relativ dick sind und auch zum Teil die Großeltern bzw. andere Familienmitglieder. Das liegt wohl zum mehr oder minder in der Familie, allerdings sind auch viele in "Lebensmittelberufen" darunter.
    Von daher wurde ich von zuhause aus weder gedrängt, abzunehmen (im Spaß fiel auch schon mal sowas wie "Hungerleider" über ganz Schlanke), sondern eher unterstützt bzw. mir eben gesagt, daß man damit "leben" muß, daß da immer wieder Bemerkungen kommen.

    Da es sonst bei uns eher konservativ zuging, kamen "Männerbekanntschaften" im jüngeren Alter für mich ehrlich gesagt auch nicht in Frage, so daß ich da auch nicht zurückgewiesen werden konnte. Ist vielleicht gerade heute für viele Mädchen ein echtes Problem.

    Generell betrachtet hilft aber weniger Essen aber zumindest bei mir, wenn ich auf mein Gewicht achten bzw. es halten muß, auch wenn das mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität verbunden ist. Aber zum Beispiel als Studentin mußte ich aus Kostengründen teilweise wirklich darauf achten, daß meine Gardarobe weiterhin paßte und da ging es bei mir jedenfalls schon. Ist aber einfach nicht mein Lebensstil, kein Fleisch, Süßigkeiten oder abends etwa nur eine Scheibe Brot zu essen und hungrig ins Bett zu gehen oder nur Wasser statt Getränken mit Geschmack zu trinken.

  • Hallo,


    ich habe Rosemaries Beiträge ganz anders verstanden, als die Kritik hier unterstellt.
    Diese Tendenz hier:

    etliche Menschen in unserer modernen auf Leistung, Disziplin, Effizienz und Erfolg geeichten Gesellschaft entschuldigen Dicksein eigentlich nur, wenn es trotz asketischster Lebensweise auftritt, .


    gibt es nämlich nicht nur draußen, sondern auch in diesem Forum.
    Es ist auch hier ehrenhafter, dick zu sein aus medizinischen Gründen. Und bei wem das zutrifft, der wehrt sich natürlich gegen die Behauptungen, dass Dicksein vom Essen kommt. Das ist verständlich.


    Genau dies bestätigt jedoch zugleich die in der Gesellschaft herrschende Norm:
    Gut und reichlich essen, nicht auf die Linie achten, dem Lustprinzip folgen ist "bäh", sogar hier im Forum. Gerade deswegen finden sich zuhauf jene

    Zitat

    streberhaften Dicken, die nach dem Motto leben: "Ich bin zwar dick, aber ich tue wenigstens was dagegen." ebenso wie manche Schilddrüsenerkrankten, die jedem der es nicht hören will erzählen, wie fleissig, sportlich und klug sie sind und wie wenig sie essen, quasi nur wie ein Vögelchen .... :rolleyes:

    Und es wird ihnen ja auch gerne geglaubt.
    Auch ich habe in meiner Vorstellung meine Diätenkarriere, meine entfernte Schilddrüse, meine Blutdruckmedikation und den Zusammenfall von Rauchenaufhören und Wechseljahren in den Vordergrund gerückt, nicht aber meine Lust am Essen.


    Liebe Rosemarie,
    ich glaube wir gruseln uns beide vor einer Gesellschaft, die danach strebt,

    dem Bürger übermäßiges Essen, Alkohol, Tabak etc. abzugewöhnen bzw. Sport zu fördern, damit er gesünder ist, also Kosten spart und noch besser funktionieren kann

    , in der dann also nur noch stilles Wasser getrunken wird und in der Genuss am besten nicht mehr vorkommt (protestantisch, puritanisch, vegan und sehr, sehr selbstgerecht.;))


    Sehr geehrtes Fräulein Wunder,


    bin ich zu empfindlich, wenn ich Äußerungen wie

    Zitat

    dass Du hier sehr klug und eloquent auftrittst und dabei (sorry) einfach extrem primitive Ansichten verbreitest

    für ein ganzes Stück jenseits aller Diskussionskultur halte?


    Grüße von Thea

  • Sorry, Thea - das trifft für dieses Forum eben genau nicht zu.


    Da würde ich schon gern mal sehen an welcher Stelle Du gelesen hast, dass Lust am Leben oder Lust an Lebensmitteln = Bäh ist :confused:


    Hast Du dafür konkrete Beispiele für diese Behauptung? Oder ist das nur so ein allgemeines Gefühl?



    Gut und reichlich essen bedeutet für mich weiß Gott auch nicht dass man deshalb sein Gewicht komplett aus den Augen verliert. Das ist im Grunde auch schon wieder so ein Vorurteil das in die gleiche Kerbe haut.


    Im Gegenteil: gerade derjenige der wirklich geniessen kann wird vermutlich am wenigsten Probleme mit der Figur haben.



    Ich habe über lange Zeit hier sehr gerne meine Lust am Essen demonstriert (weil sie auch zu meiner Geschichte gehört) und fast täglich gepostet was ich koche, habe nicht selten kritisch den Vergleich von Essen als neuer Religion gezogen etc.


    Falls Du darauf anspielst:
    Das einzige was wirklich nicht geduldet wird sind Themen über Weight Gain und Feeding, was für mein Empfinden für ein Forum in dem eben auch viele Essgestörte sind, die getriggert werden können, in Ordnung geht. Diese Form der sexuellen Lust am Dicksein hat meiner Erfahrung nach auch meist genausoviel mit Lust am Essen zu tun wie eine strikte Reduktionsdiät ... beides ist sehr zielgerichtet und hat nicht den Genuss als Inhalt.


    Und ja, ich denke schon dass du zu empfindlich bist.

  • Sorry, Thea - das trifft für dieses Forum eben genau nicht zu.
    Da würde ich schon gern mal sehen an welcher Stelle Du gelesen hast, dass Lust am Leben oder Lust an Lebensmitteln = Bäh ist :confused:
    Hast Du dafür konkrete Beispiele für diese Behauptung? Oder ist das nur so ein allgemeines Gefühl?


    Das habe ich so nicht gesagt.
    Mein Eindruck nach mehreren Monaten stillen Mitlesens und nun auch wegen Deiner Reaktion auf Rosemaries Beiträge war: Dicksein wegen Krankheit/Essstörung ist okay, Dicksein weil man gerne isst, ist nicht okay.
    Zumindest darf man es nicht so sagen - denn damit bestätigt man die Vorurteile der Gesellschaft, die eh alle Dicken für faul, disziplinlos und gefräßig hält.
    Wenn das ein falscher Eindruck bei mir ist, umso besser. Wir wissen wahrscheinlich alle, wie leicht es in schriftlicher Kommunikation zu Missverständnissen aller Art kommt.


    Hier musste ich, ehrlich gesagt, erstmal googeln was da ist:

    Das einzige was wirklich nicht geduldet wird sind Themen über Weight Gain und Feeding,.


    Wahrscheinlich bin ich noch zu blauäugig in derlei Dingen.


    Schönen Restsonntag an alle wünscht Thea

  • Natürlich ist es OK durch zu viel Essen dick zu werden (ich persönlich finde sogar Weight Gainer OK) - es ist nicht besser oder schlechter als wenn man durch eine körperliche oder psychische Erkrankung, Medikamente oder was auch immer dick wird.


    Was mich störte war die Aussage, dass es in letzter Konsequenz immer und ursächlich auf die Essensmenge zurückzuführen ist, ganz egal welche anderen Gründe dazu kommen. Wer durch eine kranke Schilddrüse zunimmt muss eben nur seine Nahrungsaufnahme so weit einschränken, dass er auch unter diesen erschwerten Bedingungen nicht zulegt.


    Einfache Rechnung: der Körper braucht normalerweise 2500 kcal, wenn er eben nur noch 1000 kcal verbraucht, dann muss man es drosseln und wenn er nur noch 800 kcal verbraucht, dann muss es noch weiter drosseln. Letzten Endes zählt nur was reingeht.



    Und sorry, das ist eben (gerade für ein Forum wie dieses hier) zu einfach.


    Wenn jemand Krebs bekommt und immer dünner wird, egal wieviel er in sich reinschaufelt, gehe ich doch auch nicht zu ihm hin und sage:


    "Alter, dann solltest Du nicht mehr auf die Signale Deines Körpers hören, sondern Dich nur noch dem Essen widmen, bisschen weniger Bewegung wäre auch nicht schlecht. Wenn Du mehr verbrauchst als Du isst, dann ist das eine ganz einfach Rechnung. Du musst mehr essen, das weißt doch jedes Kind."


    Also sorry, aber dass das blödsinnig ist und das Problem nicht in der Menge an Lebensmitteln liegt sondern am Tumor, der den Stoffwechsel komplett auf den Kopf stellt erkennt vermutlich jeder.


    Bei Dicken ist es aber legitim ihnen bei jeder Gelegenheit die Worte: "Dann solltest Du weniger weniger Essen ... die Rechnung ist schliesslich ganz einfach..." ans Herz zu legen.


    JA, wenn die Rechnung wirklich so einfach ist, dann geht sie (mit Glück) auf, klar ... aber bei vielen, vielen Dicken ist die Rechnung eben bei weitem nicht so einfach. Das ist keine Entschuldigung und keine Schuldanerkenntnis, sondern einfach eine Tatsache die allzu gern unter den Tisch gekehrt wird.Warum es ein Problem ist diese Tatsache auszusprechen ist mir schon so lange ein Rätsel wie ich dieses und andere dicke Foren kenne.


    Vielleicht deshalb weil die einfache Rechnung: "Du musst weniger Essen = dann hast Du weniger Gewicht" mehr Hoffnung lässt als z.B.: "Du hast eine kaputte Schilddrüse = es wird verdammt schwer bis unmöglich werden je wieder von dem Gewicht runterzukommen. oder "Stoffwechsel durch Dauerdiäten komplett kaputt" = das hättest Du lieber nicht machen sollen, dann hättest Du jetzt wesentlich weniger Kilos und Probleme am Hals."



    Die Augen aufzumachen und die vielen Ursachen zu sehen kann nämlich auch recht schmerzhaft sein und Mut erfordern. Das ist das Gegenteil davon vor seinen Problemen davonzulaufen und einfach mal eben die nächste Diät zu probieren, oder sich und andere mit der Aussage: Mei ich ess halt gern, gell. ruhigzustellen


    Und nochmal: wenn es so ist, ist das vollkommen okay, woher aber alle (und auch Rosemarie) zu wissen glauben, dass krankheitsbedingtes Übergewicht die absolute Ausnahme ist wüsste ich auch gerne. Untersuchungen und Studien dazu konnte mir noch keiner zeigen der diese Behauptung aufstellte. Nur weil etwas gefühlsmässig so ist, ist es noch lange nicht wahr.


  • "Alter, dann solltest Du nicht mehr auf die Signale Deines Körpers hören, sondern Dich nur noch dem Essen widmen, bisschen weniger Bewegung wäre auch nicht schlecht. Wenn Du mehr verbrauchst als Du isst, dann ist das eine ganz einfach Rechnung. Du musst mehr essen, das weißt doch jedes Kind."


    Und um die Analogie bis zur letzten Konsequenz durchzuziehen, müßte man jetzt noch die Aussicht auf Heilung hinterherschieben :cool:

  • Die kürzest mögliche Antwort: weil Kalorien gequirlte Scheiße sind. Die werden ermittelt, indem man die Nahrungsmittel verglüht. Unser Darm glüht aber nicht, der verdaut.


    Ebensolcher Unsinn ist das Ausrechnen eines Grund- und Gesamtumsatzes. Den kann man sportmedizinisch ermitteln lassen, aber nicht einfach berechnen.


    Die Antwort, ob es nun nur am Überessen liegt, hast du dir doch selbst schon beantwortet: nein. Übergewicht kann Symptom einer physischen Krankheit, einer Essstörung, einer persönlichen Disposition sein. Es kann in gewisser Weise vererbt werden. Es kann eine Folge von zu viel Nahrung sein, aber sicher nicht ausschließlich.



    Ich finde es wichtig, dass sowas auch mal gesagt wird.


    So oft lese ich im Internet Dinge, bei denen der Eindruck entsteht man könne eine Abnahme mathematisch berechnen.
    Aber das stimmt doch nun mal nicht.


    Wenn zB zwei Frauen die gleiche Größe und das selbe Gewicht haben und sich einen Monat lang an einen Ernährungsplan halten, also exakt die selben Kalorien zu sich nehmen und das selbe Sportprogramm machen, werden sie bestimmt trotzdem nicht beide am Ende genau das selbe abgenommen haben. Vermutlich nicht mal ungefähr das selbe.


    Der Mensch ist eben kein Computer. Viele hätten das aber scheinbar gern.


    Ich sehe auch immer wieder Tabellen, in denen man nachlesen kann wie viele Kalorien man bei welchem Sport verbrennt.
    Das finde ich auch immer irgendwie seltsam. Jeder Körper reagiert doch anders.
    Natürlich sind es Durchschnittswerte, aber was nützen mir die?

    Well, if you want to sing out, sing out
    And if you want to be free, be free
    'Cause there's a million things to be
    You know that there are

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