Stationäre Rehamaßnahme

  • Hallöchen ihr Lieben,


    ich bin schon seit einer ganzen Weile in psychologischer Behandlung, merke aber, dass wir in den grade mal 50 Minuten einer Sitzung nie so weit kommen, wie ich mir das wünsche. Deshalb würde ich nun gern eine stationäre Therapie beantragen, bin aber irgendwie überfordert von dem ganzen Antragsscheiß und mein Psychologe kann mir da auch nur bedingt weiterhelfen.


    Kann mir jemand sagen, wie man da vorgehen muss? Und hab ich überhaupt Chancen auf sowas, so als Student und ohne richtigen Job, für den ich "wiederhergestellt" werden müsste?


    Na ja, bis jetzt war ich auf der Website der DRV und hab mir da so ein Formularpaket runtergeladen und so halbwegs ausgefüllt. Wo muss ich denn jetzt damit hin? Zur Krankenkasse? Zum Arzt? Und wie lange dauert sowas überhaupt?

  • Bei meiner Krankenkasse gibt es die Möglichkeit mit einem Berater zu sprechen und sich Hilfe bei den Anträgen einzuholen.



    Vielleicht solltest du so etwas in Erwägung ziehen.



    Bei meinem Vater waren die Probleme akut, weshalb er direkt in eine Klinik gehen konnte, dies trifft bei dir aber nicht zu oder?



    Liebe Grüße


    Chila

  • Zitat

    Wo muss ich denn jetzt damit hin? Zur Krankenkasse? Zum Arzt? Und wie lange dauert sowas überhaupt?

    So, wie sich das anfühlt, beantragst du gerade eine Reha. Das ist ein bisschen anders, wie stationäre Therapie.


    Aber im Einzelnen.


    Den Antrag schickst oder bringst du einfach zur zuständigen Niederlassung der DRV. Die kungeln dann aus, ob die das selbst bezahlen, die Krankenkasse oder evtl. sogar die Arbeitsagentur. Natürlich auch, ob das überhaupt bezahlt wird. Wenn ich es noch richtig weiß, kann man diesen Antrag aber auch zur KK bringen. Einfach mal nachfragen.


    Ob du zum Arzt musst, hängt von den Unterlagen ab, die du in Händen hältst. Schau nach ob da ein Blatt dabei ist, worauf steht "Vom Arzt auszufüllen" o.ä.


    Du musst mit einer Bearbeitungsdauer von mindestens 6 Wochen bis 3 Monaten rechnen. Das ist stark schwankend. Und du musst mit einer Ablehnung rechnen, der du widersprechen musst. Danach kann es noch mal dauern.


    Ein anderer Weg ist der - insofern Bedarf besteht, dich in eine psychotherapeutische Abteilung einer Klinik einweisen zu lassen. Es gibt es spezifische Abteilungen für Menschen mit Ängsten oder Depression oder sonst was. Dazu brauchst du einen Arzt, besser einen Psychiater.


    In der Regel gibt es ein Vorgespräch. Da geht man dann einfach hin, und spricht mit einem Therapeuten, meist der leitende Doc der Abteilung.


    Wenn man bei dem Gespräch erkennt, dir helfen zu können, kommst du auf eine Warteliste. Je nach Klinik dauert es dann mehr oder weniger lang. Da geht es aber mehr um Wochen.


    Dann braucht man zum "Einzug" in die Klinik lediglich eine Krankenhauseinweisung.


    Als äquivalent zur vollstationären Behandlung gibt es dann auch noch Tageskliniken. Da hast du von morgens bis in den späten Nachmittag Programm und kannst dann nach Hause gehen. Gerade diese Art der Behandlung ist gedacht für Patienten, für die ambulante Therapie zu wenig, eine vollstationäre Aufnahme aber zu viel an Behandlung darstellt.


    Ich selbst halte die Nicht-Reha-Maßnahmen inzwischen für besser, da sie häufig viel konkreter auf den einzelnen Patienten zugeschnitten werden, als in einer Rehaklinik.


    Das alles bitte nicht verwechseln mit Abteilungen für wirklich schwer psychisch Kranke. Das ist eine ganz andere Baustelle.

  • Du könntest dir auch eine Klinik aussuchen, in die du gehen willst. Die helfen in der Regel mit den Formalitäten mit der Krankenkasse. Geben Tipps und man kann teilweise mit denen Chatten bzw. telefonieren. Die sind ganz nett.
    Kannst ja mal bei google Psychosomatische Klinik eingeben, da kommen einige.

  • Okay (mal im Ernst, wie machen das eigentlich die Leute, bei denen völlig die Luft raus ist...?), also es gibt hier eine Rehaeinrichtung und eine Klinik, die sowas machen. Die Rehaeinrichtung scheint ganz nett zu sein, allerdings gibt es da nur einmal in der Woche ein Einzelgespräch, das ist dann nicht unbedingt "intensivere Arbeit" schätze ich.
    Über die Klinik lässt sich nichts weiter rausfinden. Die Rehasache hat eine Sprechstunde, da könnte ich mal hingehen (ich hasse Telefonieren abgrundtief, weshalb ich das möglichst vermeide). Und meine Krankenkasse will mich eh mal sehen, da könnte ich auch mal hingehen. Hmpf.

  • Okay (mal im Ernst, wie machen das eigentlich die Leute, bei denen völlig die Luft raus ist...?),


    Es gibt immer die Möglichkeit einer Noteinweisung.
    Das ist wie man geplanten OPs. Da ist die Wartezeit auch länger.
    Wenn allerdings ein akuter Notfall besteht, wird natürlich sofort operiert.
    Genauso ist es bei psychischen Erkrankungen.


    Früher wurden Rehas "gern" verschrieben. Heute ist das leider nicht mehr so und man muss manchmal echt drum kämpfen eine zu erhalten.
    Aber jeder Hausarzt hilft dir da gerne weiter.


    Ansonsten hat Dr.House es ja wunderprächtig erklärt und ich wünsch dir alles Gute!


    LG

  • Ich habe während meines Studiums eine stationäre Psychotherapie gemacht. Ich war wegen etwas anderem bereits bei einem Neurologen in Behandlung, der gleichzeitig auch Psychater und Psychotherapeut ist. An den habe ich mich mit meinem Problem gewandt, gemeinsam haben wir entschieden, es erstmal mit einer stationären Therapie zu versuchen.


    Er hat mich auf die psychotherapeutische Station einer Klinik eingewiesen. Wie House M.D. bereits geschildert hat, lief das auch in meinem Fall nicht über die Rentenversicherung, sondern über die Krankenkasse. Ich musste zum Vorgespräch in die Klinik, dann bin ich auf die Warteliste gesetzt worden. Ich musste selbst übrigens gar nichts bei der Krankenkasse beantragen, ich glaube, das lief alles über die Klinik, sowohl die ersten vier Wochen als auch die Verlängerung um weitere vier Wochen.


    In der Klinik, in der ich war, gab es zwei psychotherapeutische Stationen, eine reguläre Station und eine Akutstation. Unterscheiden haben die Stationen sich in Wartezeit und der Dauer des Aufenthaltes. Bei der Akutstation war die Wartezeit kurz, die Dauer des Aufenthalts allerdings auch. Soweit ich das mitbekommen habe, lag die Wartezeit je nach Fall zwischen gar nicht bis vier Wochen, die Länge des Aufenthalts bei drei bis sechs Wochen.


    Ich war auf der regulären Station, meine Wartezeit damals betrug sechs Wochen, das kann aber durchaus auch länger dauern. Ich war acht Wochen stationär in Therapie, auf dieser Station waren acht Wochen meist üblich und eher kurz, es sei denn, man war Intervall-Patient, dass heißt, man kam regelmäßig zur stationären Therapie, dann waren die Aufenthalten kürzer.


    In der Klinik, in der ich war, war es üblich, dass jeder Patient ein- bis zweimal die Woche Einzeltherapiesitzungen hatte, zweimal die Woche Gruppentherapie, dreimal Ergotherapie und zweimal Entspannungstechnik oder Yoga. Die Therapiepläne waren individuell, je nach Therapieziel sind Sportstunden hinzugekommen, Sozialtrainings, eine Kochgruppe, Maltherapie usw.


    Ich kenne ja nur die Klinik, in der ich war, vielleicht können sich andere mit ihren Erfahrungen ja auch noch melden. Aber ich glaube, es wäre eine Fehleinschätzung, wenn du glauben würdest, dass sich die Anzahl der Einzeltherapiesitzungen bei einer stationären Therapie drastisch nach oben erhöht.


    Eine Bekannte von mir war in einer anderen Klinik. Diese Klinik arbeitet mit dem Konzept der "Anonymen". Sie hatte fast gar keine Einzeltherapiesitzungen, sondern hauptsächlich Gruppentherapiesitzungen, die nach dem Prinzip der "Anonymen" weitestgehendst selbst organisiert waren.


    Bevor du dich also für eine Klinik entscheidest, egal, ob das nun über die Renten- oder die Krankenversicherung läuft, solltest du dich informieren, nach welchem Konzept dort die Therapie gestaltet ist.


    Ich habe im nachhinein übrigens ein "Urlaubs"semester wegen Krankheit beantragt, weil ich acht von 15 Vorlesungswochen verpasst habe und auch vorher nicht mehr in der Lage war, Vorlesungen zu besuchen. Da ich es für sehr unwahrscheinlich halte, dass man es planen kann, dass der Aufenthalt genau in der vorselungsfreien Zeit liegt, würde ich dir nahelegen wollen, dich über das Thema auch noch einmal zu informieren.


    Ich wünsche dir die richtigen Entscheidungen auf deinem Weg!

  • Hallo Zimtlady,

    erst mal würde ich mit den behandelnden Ärzten sprechen, ob sie eine Möglichkeit für Dich sehen, an eine stationäre Therapie zu kommen.

    Über die Rentenversicherung wirst Du wahrscheinlich eher eine Reha bekommen, die eigentlich zum Erhalt und Wiedereingliederung in Deine Arbeitswelt dient. Wenn Du keine "Arbeitswelt" hast, wird die Rentenversicherung darüber entscheiden, ob Du überhaupt etwas bekommst oder ob nicht gar ein anderer Träger in Frage kommt.

    Daher würde ich auch erst mal mit Deiner KV sprechen, ob die so etwas befürworten würden und wenn ja, welche Kliniken mit ihr zusammenarbeiten. Dann noch mal Deinen behandelnden Arzt fragen und den Antrag ausfüllen und Abschicken.

  • Zum Urlaubssemester: ich bin am Ende meines Studiums, muss noch 2 Hausarbeiten und eine Masterarbeit ablegen, aber nichts mehr besuchen. Deshalb "lohnt" sich das Urlaubssemester nicht wirklich und außerdem nehme ich mir dann selbst die Möglichkeit, überhaupt was abzugeben (und meinen Job als Hiwi zu behalten, das geht nur als unbeurlaubter Student), deshalb geht das leider nicht. Ich hätte mich mal beurlauben lassen, wo das alles losging, aber irgendwie hab ich immer gehofft, dass das nicht nötig sein würde. Und nun ist es zu spät.


    Mandan: ich hab eigentlich nur den einen Psychologen, der mich behandelt, mein Hausarzt schreibt lediglich Überweisungen und winkt mich so durch. Welchen Arzt hattest du denn da konkret im Sinn?

  • Dann würde ich zu aller erst mit Deinem Pschychologen sprechen. Sowohl er als auch Dein Hausarzt müssen hinterher sowieso eine Begründung schreiben. wenn Du sie denn von ihrer Schweigepflicht entbindest.

    Ich halte das für sinnvoll, denn sonst kann niemand den Grund für Deinen Antrag nachvollziehen.

    Ich habe meine Reha damals mit meiner Hausärztin besprochen, die mir auch nur die Überweisung zum Orthopäden gegeben hatte, aber arbeitsunfähig wurde ich von ihr geschrieben.

    Sie hat es damals sogar total dringend gemacht, denn ich war 4 Wochen nach Antragstellung sogar ohne Ablehnung schon in der Reha. Erst mal nur für 3 Wochen, aber bereits in der ersten Woche habe ich eine Verlängerung um 2 Wochen, also ingesamt 5 Wochen bekommen. Ohne diese Reha würde ich heute noch am Stock laufen. Ich bin meiner Ärztin echt dankbar dafür.

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