Hallo,
wie kommt man aus einem Tief, wenn man eine Depression oder ein "mir geht es schlecht" nicht wahrhaben will?
Seit klein auf musste ich immer stark sein (schwierige Kindheit, schwierige Schulzeit mit Mobbing und Ausgrenzung, Arbeit mit schwierigen Chefs und Mobbing und Ausgrenzung usw) und nun fällt es mir schwer zuzugeben, dass es mir schlecht geht.
Natürlich bin ich mittlerweile (fast 50) selbst für mich verantwortlich.
Ich war bereits bei 5 Psychotherapien (auch Verhaltenstherapie; jeweils 90 Std) und in einer Klinik. Ich komme nur nicht auf einen grünen Zweig. Ständig denke ich, dass ich nicht liebenswert und abgrundtief hässlich sei, ich nehme immer weiter zu (Essen ist das einzig schöne in meinem Leben), grenze mich selber aus (!) vor Angst vor Ablehnung und Zurückweisung. Und immer wieder komme ich zu dem Schluss: Ich gestehe mir nicht wirklich ein, dass es mir schlecht gehen darf. Bei Kollegen finde ich es völlig nachvollziehbar und mutig, wenn sie sagen es geht ihnen nicht gut, weil sie in einer depressiven Phase sind. Das verstehe ich bei andere. Aber nicht bei mir.
Dadurch habe ich viel von meinem Leben verloren. Ich traue mir nichts mehr zu. Keine Freundschaften, kein Ausgehen, kein Urlaub.
Mittlerweile merke ich auch, dass es mir körperlich nicht gut geht. Ständig bin ich ko, mein Puls rast, bin müde oder schwach auf den Beinen. Oft bin ich auch den Tränen nahe und gehe nur für die Arbeit vor die Tür. Verschiedene Fachärzte (kardio usw) sagen ich wäre gesund.
Wenn ich zum Arzt gehe, dann heißt es, ich soll mich einer bariatischen OP unterziehen, dann geht's mir besser. Was anderes würde mir nicht helfen. Das kommt für mich aber nicht in Frage. Angst vor der OP und die Gewissheit, dass das meine Probleme nicht lösen wird. Auch der Gedanke, einen gesunden Magen zu verstümmeln finde ich bedenklich. Insbesondere weil mir auch ein Chirurg bei einem Gespräch erklärt, dass bei Magenkrebs in der Familie man sich das nochmal überlegen sollte. Zukünftige Magenspiegelungen gingen dann nur durch die Bauchdecke. Die Praxis kann ich nicht wechseln. Ich bin seit ca. 20 Jahren dort und die kennen meine ganze Krankengeschichte. Eine (längere) Krankmeldung bekomme ich nicht. Immer nur für ein paar Tage wenn es ganz schlimm ist. Im letzten Jahr waren es 3 Tage Krankmeldung. Sie wollen mich nicht länger krank schreiben, weil ich sonst in eine Vermeidungshaltung rutsche. Das kann ich verstehen, aber ich kann nicht mehr und irgendwie bekomme ich auch keine Hilfe, obwohl ich sie mir oft schon gesucht habe. Offenbar reicht diese "Hilfesuche" aber nicht, wenn ich es im tiefsten Herzen nicht zugebe, dass es mir schlecht geht.
Meine Eltern sind beide krank, ich will nicht, dass sie sich auch noch Sorgen um mich machen müssen. Auch die psychologische Probleme gibt es in meiner Familie ist. Das sei Humbug. Dagegen anzukämpfen habe ich weder die Kraft noch den Mut.
Wie komme ich denn bloß aus dieser Spirale wieder raus?
Carolina