Leute, Leute, mich hat letzte Woche Montag gegen 23 Uhr (ja das war die Halloweennacht ) ein verdammtes Mückenvieh angezapft.
Im Zeigefingergelenk.
Gut, diese Biester schlägt man tot und denkt nicht mehr dran.
Am Dienstag Morgen waren Stich und Gelenk leicht geschwollen. Auch kein Thema. Fenistil drauf und gut is. Denn ich habe absolut gar keine Probleme mit Mückenstichen ... bisher ...
nunja... im Laufe des Tages entwickelte sich die Hand blöderweise immer mehr zum einem immer weniger handähnlichen Ding bis es dermaßen halloweenmäßige Ausmaße annahm, daß ich mich Mittwoch früh um 5 in die Notaufnahme der Uniklinik eingeliefert hab.
Dort habe ich mir erst einmal einen Anschiß eingefangen, weil die Finger durch den extremen Schwellungsdruck in der Hand (die selbst glühend heiß war) schon eiskalt waren und wegen der hübschen lila Farbe des Einstichs, der sich zu einer abgehobenen Blase entwickelt hatte, sowieso
Nachdem ich den anwesenden Ärzten dann all meine Allergien und Unverträglichkeiten aufgezählt hatte, entschied man sich doch dazu, mir einen guten Schluck aus der Antibiotikumpulle in die Ader zu jagen. Für alle Fälle, falls das doch nicht "nur" eine schwere allergische Reaktion gewesen sein sollte.
Immerhin nahm man mich und meine Bedenken durchaus ernst, so daß die Infusion unter Überwachung am Herzmonitor und mit Bereithaltung von Notfallmedikamenten stattfand.
So weit, so Dicken-unspezifisch *hust*
Interessanterweise bestand man in der Notaufnahme geradezu darauf, wegen meiner 40cm-Oberarme die extrabreite Manschette zu benutzen. Und das, obwohl diese unter diesen Umständen schon fast zu breit für meine relativ kurze Armlänge war und beim Aufpumpen immer auf die Kanüle in der Armbeuge gedrückt hat.
Habe ich positiv vermerkt. Man kennt sich offensichtlich aus.
Alsdann kam mein Arm bis zur Schulter in Gips, damit er schön hochgehängt werden konnte und die Schwellung (die inzwischen bis zum Ellenbogen ging) besser "ablaufen" konnte.
Alles in allem war es bis dahin recht unkompliziert.
Da man mich aber einkassiert hatte, bekam ich nach Verlegung auf die Station (gegen frühen Nachmittag - nach 8 Stunden in der Aufnahme) ganz und gar andere Probleme.
Meine Lebensmittel-Unverträglichkeiten und Krankenhausessen ... der beste Witz des Jahrhunderts
Das war mir schon zu dem Zeitpunkt klar, als ich mich entschied, mich in die Notaufnahme zu begeben. Ich wußte genau, daß man mich mit der Flosse auf gar keinen Fall wieder laufen läßt, aber genau deswegen hatte ich absolut keine Alternative als das - egal wie - behandeln zu lassen - zusätzliche eßtechnische Notlagen oder nicht.
Auf jeden Fall hatte ich Dienstag vormittag das letzte Mal etwas gegessen. Auf frisch zubereitetes Essen angewiesen zu sein, aber selbst als Rechtshänder sich nur mit rechts behelfen zu können und damit Sachen schnippeln, mixen, umrühren oder gar nur Nudeln kochen, ohne sich zu verletzen oder alles zu bepladdern? ... Keine Chance ...
Inzwischen war es 24 Stunden später und ich hatte nix im Magen.
Sah man erstmal nicht so eng und meinte lapidar, Donnerstag morgen könne mal jemand von der Küche vorbeischauen, denn ihre "Runde" machen die nun einmal morgens und nicht am Nachmittag.
Auf mein dringliches Bitten dies unter diesen Umständen (abgepacktes Gedöns aus dem Kiosk oder so kann ich ja schließlich auch nicht essen, ohne gleich wieder zu einem Notfall anderer Art zu werden), vielleicht doch nochmal zu überdenken, haben dann doch noch am Nachmittag 2 Diätassistentinnen vorbeigeschaut.
Na, das war ne Nummer!
Obwohl ich ja weiß (siehe
Da ich ja immer gerne auf die Unwissenheit der Ärzte schimpfe, habe ich bereits Anfang letzten Jahres mein eigenes Wissen über die Abläufe im Medizinstudium aufgefrischt. Ungerechtfertig möchte ich ja doch nicht auf eine gewisse Berufsgruppe eindreschen
Und zwar war ich endlich auf die Idee gekommen, mal direkt an der Quelle nachzuforschen.
Also habe ich mir die Vorlesungsverzeichnisse einiger größerer Universitäten (u.a Bochum) zu Gemüte geführt und auch ein längeres…
), wie es um die Ausbildung von Beratern und medizinischem Personal bestellt ist, hat mich die Unterhaltung mit diesen Profis doch zutiefst erschreckt.
Zunächst einmal ging es darum, ob meine (sehr kurze) Positivliste und die Krankenhausküche überhaupt eine - wenn auch kleine - Schnittmenge bieten. Ergebnis: Schwerlich bis gar nicht.
Das ist aber nicht das Erschreckende - dazu komme ich gleich.
Auf jeden Fall trinke ich grundsätzlich unhomogenisierte Frischmilch. Im Krankenhaus sind aber aus hygienischen Gründen ausschließlich H-Milchprodukte erlaubt. Gut, das sehe ich ein. Braucht man nicht drüber diskutieren. Ich habe mich also auf H-Milch eingelassen. Nicht zum trinken, aber als Zutat in z.B. Milchreis als Notbehelf einen Versuch wert.
Bei Eiern besteht dasselbe Problem der Hygiene. Im KH gibt's nur Eipulver. Akzeptiert, aber .... örks!!! Nein danke!
Mehl in der KH-Küche hat Industriequalität, sprich: Rieselhilfsstoffe wie Gips usw. inklusive. Gips gehört an den Arm. Alles andere: dankend abgelehnt.
So ging es fröhlich Lebensmittel um Lebensmittel weiter bis wir uns dann auf die größtmögliche Übereinstimmungen einigten:
- Reiswaffeln (diese Pappscheiben aus gepufftem Reis) mit Butter
- Milchreis nur aus Reis und H-Milch. Ohne absolut alles - außer 1 Prise Salz und 1 TL Zucker drin.
Ja... und das war's dann auch schon. Großartig, nicht?
Und hier komme ich zum restlichen Inhalt des Gesprächs und was ich in dieser Stunde an Weisheiten so dazugelernt habe.
Eigentlich ist es nur noch zum bitterlichen Heulen, aber die Ernsthaftigkeit, mit der die Assistentinnen diese Klöpse vorgetragen haben, nötigt mir schon fast wieder einen herzhaften Lachkrampf ab.
Aber von vorne. Aufgepaßt!
Zitat
- Süßrahmbutter ist sowieso nur normale Butter mit 1% Zucker!
- Der Bedarf an Vitamin C beträgt 1000 (tausend!) mg täglich! Wie 100-150? Nein! 1000! Mindestens!
- Vitamin B12 befindet sich ausschließlich in Fleisch und nirgendwo anders! Schon gar nicht in Eiern!
- Wenn ich seit 8 Jahren so äße wie ich es sage, dann hätte ich ganz furchtbar schlechte Haut und total kaputte Nägel.
Ja, meine lieben Assistentinnen. Was heißt Letzteres denn nun? Daß die olle Meier lügt und eben nicht so ißt, wie sie da in voller Nagel- und Hautgesundheit vor Ihnen sitzt und es behauptet? Oder daß Sie einen Scheiß von einer Ahnung haben, wovon Sie da reden? Hm?
Wir gingen ohne größere Handgreiflichkeiten auseinander, denn die olle Meier hat's Maul gehalten, da ich für meine Perlen wesentlich bessere Verwendungsmöglichkeiten weiß, als ... ihr wißt schon .. aber hier im Forum hätten die keine zweite Stunde durchgehalten
Zurück zur Verpflegung: Zum Abendessen am Mittwoch abend gab's dann diese Reispuffer mit Butter, von der mir (siehe oben) versichert wurde, daß es Süßrahmbutter wäre.
Drauf geschissen!!! War's natürlich NICHT! Dick und fett stand auf der Seite dieser Päckchen "mildgesäuert". Sind solche Leute selbst zu d...umm, Packungsaufschriften von dem Zeug zu lesen, was sie da Tag für Tag austeilen (lassen)?
Ich drückte mir also 2 trockene Reispuffer mit Wasser rein, einfach um die Schwummrigkeit zu bekämpfen, aber dem dritten verbaute mein Geschmackssinn vehement den Weg.
Donnerstag morgen gab's dann den Spezial-Milchreis. Aber leider verwehrte die H-Milch-Zutat oder die Reissorte selbst jeden Genuß. Nach ein paar kleinen Probelöffeln schmeckte das Zeug "staubig" und bitter.
Ergebnis: gezwungenermaßen fortgesetzter Hungerstreik.
Ein bißchen später war mir so schlecht und zittrig, daß ich eine Pflegerin bat, mir Zucker und Bludruck zu messen. Noja, 110 Zuckerwert (meine Leber stieß nach 48 Hunger wohl grad sämtliche Notreserven raus) und 140/80 Blutdruck.
Perfekt, meinte das ausge- ... oder besser gesagt ... ent-bildete Personal. Nur leider war die Manschette eine von der normalen Sorte. Als ich vorsichtig drauf hinwies, daß man da ja wohl 20 mmHg runterrechnen müsse, hieß es "HÄ? Wieso? Wofür? Das hat doch mit dem Arm gar nix zu tun!"
Ja ne ist klar ... und mir ist auch nur so zittrig, weil ich mich so furchtbar aufrege, mir allen möglichen Scheiß einbilde und absolut gar nicht, weil mein tatsächlicher Blutdruckwert gerade die 120/60-Grenze nach unten durchschlägt - und das obwohl ich grad tatsächlich ein wenig die Beherrschung verlor. Mann mann mann - wäre mir nicht wirklich so total flattrig gewesen, hätte ich denen ein Gespräch mit der Notaufnahme empfohlen, wo mein Wert mit breiter Manschette (siehe oben) trotz Notfallaufregung kaum über 130/70 gestiegen ist. Aber Perlen ... ihr wißt
Nach einer kleinen Erholungspause habe ich dann versucht, irgendwen dazu zu bewegen mir entweder a) eine Glucose-Infusion zu verpassen oder b) in der Mittagspause kurz mal ein paar 100m weiter zu der Filiale einer Ladenkette zu gehen, die Frischmilch (sogar Bio) führte.
Aber nein, das mit der Infusion müssen die Ärzte entscheiden... bei der nächsten Visite ... am Freitag morgen(!) ... und fürs Einkaufen ist der soziale Dienst zuständig. Der kommt aber nur auf schriftlichen Antrag und außerdem nur für Patienten mit 4 gebrochenen Beinen, die dazu noch in Rente und schwerst dement sind ... oder so.
Tja, wie hab ich es geschafft, nicht völlig zusammenzuklappen?
Über 33 Ecken herum haben meine Eltern (etliche hundert km weg von hier) es geschafft, einen Bekannten zu mobilisieren, der tatsächlich genug soziales Einfühlungsvermögen besaß, insgesamt 50km durch die Gegend zu fahren, um mir eine Flasche Milch und 250 g Butter vorbeizubringen.
Zudem sind die Küche und ich dann noch auf die Idee gekommen, daß man auch noch stinknormale weiße Nudeln testen könne, was dann zum Abendessen (am Donnerstag!) umgesetzt wurde. Wobei meine Bitte "Ohne alles. Keine Gewürze, keine Soße etc" mit "Butter (die mildgesäuerte) drauf" interpretiert wurde Spricht man eigentlich chinesisch oder was? Immerhin haben die Nudeln sogar geschmeckt und auch keine Nebenwirkungen entfaltet. Wieder was Ordentliches zu essen bekommen. Und es hat kaum 60 Stunden gedauert. Super Leistung! Glückwunsch!
Nungut, das nächste Mal, das hoffentlich nie eintreten wird, solange ich noch bei klarem Bewußtsein und Verstand bin, weiß ich wenigstens so viel, daß ich gleich Nudeln bestelle und nicht erst 2 Tage später bei Bekannten um Hilfe schreie.
Wegen der Behandlung der eigentlichen Symptome kann ich nicht wirklich meckern. Das Anhängsel am Arm war am Freitag schon wieder mit gutem Gewissen handartig zu nennen.
Ärgerlich ist nur, daß man es im Labor trotz aller "allergischer Hinweise" doch tatsächlich nicht für nötig befunden hat, Allergie-Marker wie z.B. IgE zu messen. Jetzt ist völlig unklar, ob überhaupt und in welchem Maße eine allergische Reaktion im Spiel war.
Ich habe den Eindruck, daß man mit irgendetwas anderem als Standardwehwehchen wie gebrochenen Beinen oder Herzinfarkten in der aktuellen medizinischen Ausbildungs- und Versorgungslage einfach nur noch übelst gearscht ist. Wenn man sich nicht hinter alles mit seinem kompletten Erfahrungsschatz - bis hin zur als empfundenen entsetzlichen Nervigkeit und Verwöhntheit - selbst hinterklemmt, dann byebye
Den Ärzten kann ich keinen Vorwurf machen. Die haben auf alle meine Fragen sinnvoll und schlüssig geantwortet. Daß im Nachhinein ein paar Werte wie IgE etc untern Tisch gefallen sind ... geschenkt.
Aber gerade das "Diätpersonal" ... erschreckend
Ein Zitat von denen hab ich noch zum Abschluß:
Zitatund was ist mit Brot?
(nach vorherigem Hinweis, daß Hefe und Sauerteig nicht in frage kommt)
*Tischkante such und reinbeiß*