Es geht hier um Empfindlichkeiten deren
HIntergründe man in der Therapie oder eventuell im Freundeskreis analysieren kann, aber doch nicht an einem Arbeitsplatz.
Man kann darauf bestehen, dass der Umgangston den Höflichkeitsregeln weitgehends entspricht, dass keine persönlichen Grenzen überschritten werden.
Aber keinesfalls kann ich verlangen, dass Kollegen z.B. einen erlebten sexuellen Missbrauch, eine Kindheit mit Repressalien oder gar nur das mangelnde Selbstbewusstsein wegen der Kleidergröße berücksichtigen müssen und der allgemein herrschende Umgangston in der Firma zu ändern ist.
Nö, darum geht es ja auch gar nicht. Weder soll der Arbeitsplatz zum Therapieplatz werden, noch müssen sich nun alle Kollegen den Empfindlichkeiten der Neuen beugen.
Es geht nur um die Frage, wer sich bewegen muss. Und die Threaderstellerin schien mir der Ansicht zu sein, dass es nur und ausschließlich die neue Kollegin ist, welche an sich zu arbeiten habe, während das eigene Verhalten kein Stück weit in Frage gestellt wird.
Und das fand ich unfair. Dass nur einer sich bewegen muss und alle anderen das nicht müssen. Um miteinander klar zu kommen, finde ich, sollten *alle* sich anstrengen.
Außerdem, so fand ich, kann es ja mal nicht schaden, nett zu sein. Wer weiß schon, was der Mitmensch für ein Päckchen zu tragen hat und warum er so ist, wie er ist. Ist er ja sicherlich nicht aus Bösartigkeit, um die Kollegen zu ärgern. Natürlich braucht und sollte man derlei nicht am Arbeitsplatz aufdröseln. Aber sich bewusst sein, dass es ein anderer vielleicht nicht leicht hat im Leben und vielleicht ein bisschen Rücksicht nehmen.
Das heißt in der Praxis eigentlich nur, dass man, statt sich im Kollegenkreis darüber auszutauschen, wie humorlos und empfindlich die Neue doch sei und sich gegenseitig zu versichern, dass dies ein guter Grund sei, sie auszugrenzen, vielleicht trotz erwiesener Humorlosigkeit mal zu dem Mädel hingeht und vielleicht einen Satz sagt wie: "Hey, nettes Oberteil, verrätst Du mir, wo Du das her hast?"
Ganz arg selbstlose Gutmenschen, so nennt man ja wohl diejenigen, die außer den eigenen Befindlichkeiten und Bedürfnissen auch noch andere Dinge und Menschen auf dem Radar haben, nehmen das Mädel vielleicht sogar mal mit zur mittäglichen Dönerbude und fragen, wo sie vorher gearbeitet hat und ob ihr der jetzige Job Spaß macht und ob sie sich schon eingelebt hat.
Da bricht einem doch nun wahrlich kein Zacken aus der Krone, oder? Vor allem, wenn man allseits beliebt ist, kann man sowas durchaus mal leisten, statt sich in schönster Selbstgerechtigkeit hinzustellen und Veränderungsanforderungen an andere Menschen zu stellen. Finde ich.