Vertrauensprobleme

Hallo Chila,
ich selbst hatte auch zwei Jahre lang eine Fernbeziehung mit meinem Freund und wir haben uns nur einmal im Monat gesehen durch mein Abitur.

Aber ich muss den anderen schon Recht geben, ich würde diese Beziehung wahrscheinlich auch aufgeben.
1. Du hast geschrieben, dass die beiden irgendwann eine extrem intime Beziehung hatten, auch wenn das nur über'n Chat ging. Andererseits sagt er dann:

Zitat von chila

Dafür sah sie vom gesicht her umso älter aus. Aber er meinte dass Sie eogentlich nicht sein typ war und als guter freund Berater und zuhorer für sie da sein

Mit einem "Zuhörer" oder Berater hat man normalerweise keine Affären. Die sexuellen Vorlieben sollten zu Hause bleiben.
2. Wenn er wirklich in 2 von 4 Jahren - also die Hälfte eurer Beziehung (!) - dich ohne mit der Wimper zu zucken belogen hat, ist das schon ein dickes Ding. Und das ist auch nicht schönzureden, egal was er da für Gründe hatte.

Du sagst, eine WG wäre für dich wie Prostitution, aber dem kann ich dir getrost widersprechen. Eine WG ist eine Zwecksgemeinschaft, indem es um das Sparen der Miete, was bei dir ja ein wichtiger Kostenfaktor ist, und um gemeinsame Unterstützung geht. Das heißt, wenn die anderen schon länger alleine wohnen, können sie dir Tipps geben, ihr könnt euch beim Aufräumen unterstützen und und und. Außerdem könnt ihr euch auch aus dem Weg gehen - es zwingt euch keiner, die Zeit gemeinsam in einem Zimmer zu verbringen.
Anders ist das, wenn du mit deinem Freund zusammenziehst, obwohl du dir einer Beziehung nicht sicher bist:Es wird sicherlich viele Spannungen geben, denn die sind bei (Ex-)Partnern oder in einer kriselnden Beziehung unausweichlich. Ihr werdet euch ein Zimmer und/oder ein Bett teilen und euch gezwungenermaßen die ganze Zeit auf der Pelle hocken. So gesehen lebst du mit einem Menschen, mit dem du Probleme hast, nur wegen des Geldes zusammen - das ist für mich eher etwas, was ich mit "Körper verkaufen" verbinden würde.

Wenn du aber sagst, dass du ihm wieder voll und ganz vertrauen möchtest, dass du ihm verzeihen willst, aber ohne Fernbeziehung, dann zieh in seine Nähe. Nicht direkt mit ihm in eine Wohnung, aber vielleicht in ein Studentenheim deiner künftigen Uni, oder in eine ebengenannte WG oder in eine kleine Wohnung.
Staatliche Unterstützung ist kein Problem - als Schüler/Student kannst du ALG2 oder BAföG beantragen (das ist sehr viel Geld!) oder einen Nebenjob annehmen, wenn sich das nicht mit deinen Vorlesungen überschneiden würde. Am Geld wird das sicherlich nicht scheitern.
So wärt ihr euch nahe, aber könntet in Ruhe überlegen, ob ihr dann wirklich komplett zusammen wohnen wollt und heiraten, oder ob es nicht klappt.

Und zur Info: Ich spreche aus Erfahrung. Ich habe seit meinem 16. Lebensjahr in einer WG gewohnt und bin dann mit 18 in meine eigene Wohnung gezogen. Es ist alles möglich und der deutsche Sozialstaat gibt dir da viele Möglichkeiten.
Und eine WG ist oftmals gar nicht so schlimm, wie alle sagen. Leider behalten die Menschen immer nur die negativen Aspekte im Kopf statt der positiven.

In dem Sinne wünsche ich dir, dass du das Beste aus der Situation machen kannst und für dich eine zufriedenstellende Lösung findest!
Liebe Grüße,
Sany

²mandan69: Heiraten ist in Mode gekommen? Wann das denn? Es gibt so viele Paare, die in "wilder Ehe" zusammenleben, weil sie den staatlichen Kram verabscheuen. Und wenn man doch heiraten möchte - auch mit 19 oder 20 schon, warum nicht?
Und wenn die beiden schon 4 Jahre zusammen sind, dann ist die anfängliche Verliebtheit doch verschwunden.
Ferner ist es doch ein noch größerer Schritt an Reife, diese Probleme gemeinsam klären zu wollen anstatt alles hinzuschmeißen oder die Konflikte zu verdrängen, um nur der Abhängigkeit dieser Partnerschaft zu frönen.

Zitat von cinnamon_lady

Mandan, beantworte mir doch bitte eine Frage: warum ist es weniger Teil des Reifeprozesses, mit einem Partner die erste gemeinsame Wohnung zu beziehen, als allein wegzuziehen? Von zu Hause weg ist man genauso und die Vorteile, die es hat, nicht allein zu sein, können sich durchaus mit der Leistung aufwiegen, mit jemandem dauerhaft zusammenzuleben, mit dem man nicht verwandt ist.

Liebe cinnamon lady, ich sehe durchaus den Aspekt, den Du dort auch siehst, allerdings gehe ich hier von chila's Ausgangslage aus. Würdest Du mit einem Kerl, dem Du nicht mehr vertraust zusammenziehen, nur um nicht allein zu sein? D A S hat für mich nichts mit Erwachsenwerden zu tun, sondern mit "Hilfe, ich brauche einen Beschützer, damit mir niemand in dieser bösen weiten Welt etwas tut". Das ist weder erwachsen, noch sonderlich hilfreich, wenn frau vom Regen in die Traufe kommt.

Ich denke, chila muß hier erst mal ihr Beziehungsproblem vom Studienproblem/Auszugsgedanken lösen, um für sich alles klar zu kriegen. Dann kann sie die Vor- und Nachteile besser abwägen, in der Verquickung allerdings, dreht sie sich meiner Meinung nach immer nur im Kreis.

Zitat von HamsterD

Davon habe ich noch nie was gehört. Mal aus Interesse: nennst du mir da bitte eine Quelle für?

Gruß
Dani

Die hätte ich auch gerne, denn ich habe 1 1/2 Jahre alleine gelebt. Habe ich jetzt einen Schaden?

Zitat von Sany

²mandan69: Heiraten ist in Mode gekommen? Wann das denn? Es gibt so viele Paare, die in "wilder Ehe" zusammenleben, weil sie den staatlichen Kram verabscheuen. Und wenn man doch heiraten möchte - auch mit 19 oder 20 schon, warum nicht?
Und wenn die beiden schon 4 Jahre zusammen sind, dann ist die anfängliche Verliebtheit doch verschwunden.
Ferner ist es doch ein noch größerer Schritt an Reife, diese Probleme gemeinsam klären zu wollen anstatt alles hinzuschmeißen oder die Konflikte zu verdrängen, um nur der Abhängigkeit dieser Partnerschaft zu frönen.

Ich berichte da aus Erfahrung. Gegen Ende meines zweiten Ausbildungsjahres (bin mit 20 anderen Mädels zur Bürokauffrau ausgebildet worden) war es plötzlich in, die Bride zu lesen und die eigene Hochzeit zu planen. Von den damals 12 heiratswütigen und -willigen Mädels sind nur noch 2 Pärchen (mein Mann und ich und noch eine sehr liebe Kollegin) verheiratet. Das meinte ich mit in Mode kommen.

Ansonsten sprichst Du mir sehr aus der Seele. Eine WG kann echt hilfreich sein, um Geld zu sparen und nicht alleine wohnen zu müssen. Eine Wohnung mit der Beziehung siehe Dein Posting!

LG
mandan

² mandan:
Na dann habe ich das andere Extrem erwischt mein Freund und ich sind das jüngste Pärchen (also vom Alter her) zwischen den ganzen Paaren und sind die einzigen, die sich "trauen", es auch amtlich zu machen.
Aber das muss ja jeder für sich entscheiden :p

Vielleicht auch noch eine Astroline? Oder Kartenlegen am Telefon?

Ich habe da gerade mal reingesehen. Die holen sich damit keine Kohle, dafür aber statistische Angaben, und das gratis und frei Haus. Die wollen Bundesland und Einkommen wissen, Schulbildung etc. Na super. Und die Angaben, die wirklich etwas mit der Gesundheit zu tun haben, beschränken sich auf Rauchen, Trinken, BMI und gymnastische Übungen. So ein Humbug. Nach Krankheiten wird beispielsweise gar nicht gefragt.

Da wird alles irgendwie verrechnet. Und Du schließt daraus, das ausgerechnet die Frage "Ledig oder nicht" die Lebensdauer entscheidend beeinflußt? So sehr, daß du mit jemandem zusammenleben willst, dem Du nicht traust?

Erwachsen werden ist nicht einfach.....

Den Namen wollen die nicht, aber die Angaben. Danach berechnen die ja. Und sorry, aber Bundesland und Einkommen sagen nicht viel über meine Lebensweise. Was soll das also?

"Gesundheitsexpertin"? :D:D:D

Lebenserwartungstest ? Sorry, aber sowas kann ich nicht ernst nehmen.
Ein alter Onkel von mir, ein Spaßvogel auf allen Familienfeiern, pflegte immer zu sagen :
"Ehemänner leben nicht länger als Junggesellen, es kommt ihnen nur länger vor. " :D:D

Da gebe ich mollycrossy recht. Solche Tests sind unseriös. Und ernsthaft, wer wohnt schon sein ganzes Leben lang alleine... denn das wäre ja mindestens Voraussetzung dafür, dass sich dieser theoretische Wert bewahrheitet. Ganz davon ab, dass dabei individuelle Vorlieben unberücksichtigt bleiben. Es gibt Leute, für die ist es Stress, mit anderen zusammenzuwohnen, die sind allein gesünder.
Glaub am besten nicht alles, was dir da so an Tests unter die Finger kommt, auch wenn es deiner Argumentation gut zupass kommt...

Ich denke, chila, Dir sollte eines bewusst sein: Zusammenziehen ist eine Belastung für die Beziehung. Ich verstehe, dass es einem in einer Fernbeziehung so vorkommt, als wäre es der Himmel auf Erden, gemeinsam zu leben, weil man halt so furchtbar viel Zeit damit verbringt, einander nicht zu sehen und zu vermissen. Aber: Das ist richtig, richtig anstrengend. Da treffen zwei verscheidene Persönlichkeiten und Lebensweisen aufeinander, da muss man ständig irgendwelche Kompromisse finden und sich anpassen und Rücksicht nehmen.

Das ist nicht mal dann leicht, wenn die Beziehung intakt ist. Es ist umso schwerer, wenn die Beziehung ohnehin schon am Kriseln ist. Ich persönlich würde das Risiko schlicht nicht eingehen wollen. Nicht wenige Beziehungen scheitern nämlich ganz genau an diesem Zusammenzieh-Punkt.

Natürlich musst Du selbst entscheiden, ob Dir das die Sache wert ist. Aber ich finde, man sollte mit seinem Freund, dem man nicht mehr vertraut, nicht deswegen zusammenziehen, weil man Geld sparen will und weil irgendein Lebenslänglich-Test einem gesagt hat, dass man in Gesellschaft länger lebt.

AUßerdem wüsste ich gern noch Folgendes: Warum ist es Prostitution, sich mit einem Menschen die Wohnung, die Miete und die Nebenkosten zu teilen, mit dem man, wenn man nicht mehr als das will, allerhöchstens den Putzplan diskutieren muss und sich ansonsten gepflegt aus dem Weg gehen kann? Und warum ist es keine Prostitution, sich dieselbe Wohnung, Miete, Nebenkosten mit einem Menschen zu teilen, von dem Du nicht weißt, ob ihr eine Beziehung führen wollt und könnt, der Dein Vertrauen enttäuscht und Dich virtuell betrogen hat, der von Dir aber alle Vergünstigungen einer Beziehung erwartet, inklusive Sex und emotionale Zuwendung? Du gibst, glaube ich, im zweiten Fall sehr viel mehr um der paar Euro Mietersparnis willen.

Also, wenn wir schon so weit sind: Statistisch gesehen lebt man aufgrund des Stress durch Lärm, der Feinstaubbelastung und vermutlich auch der höheren Unfallgefahr in der Großstadt kürzer als aufm Land. Trotzdem tritt in Großstädten kein Massensterben ein. Und dem statistischen Frühableben durch Alleinwohnen kann man durch den Besitz eines Haustieres entgegenwirken. Ein Vieh zuhaus wirkt nämlich statistisch gesehen lebensverlängernd. Und vor allen Dingen: Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen sozialer Isolation und alleine sein. Soziale Isolation ist erwiesenermaßen akut lebensverkürzend, während alleine sein mit der Möglichkeit, sich in einem sozialen Umfeld zu bewegen (Uni, Schule, Arbeitsplatz, Bekannte, Freunde, Familie ... ) diesen Effekt nicht hergibt.

Und außerdem: Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass du, chila, dein Leben nicht auf die Reihe bekommst, weil du noch so jung bist. Diese Sprüche Marke "Junge sind per se doof und alte per se Weise" geben lediglich eine Tendenz vor, sind aber nicht absolut zu sehen. Es gibt genauso gut dämliche 50-jährige und brillante 20-jährige. Klar ist, dass man als junger Mensch nur über ein Minimum an Lebenserfahrung verfügen kann und diesen Umstand je nach persönlichem Umfeld, Können und Lernvermögen schneller oder langsamer kompensiert.

Über eines solltest du dir aber dennoch klar sein: Du weißt nichts.

- Du weißt nicht, wie es in meinetwegen 3 Jahren sein wird, mit deinem Freund zusammenzusein oder eben nicht.

- Du weißt nicht, ob dein angestrebtes Studium tatsächlich das richtige für dich ist und du dabei bleibst oder ob du vielleicht innerhalb von 3 Jahren hinschmeißt, etwas anderes an einer anderen Uni studierst oder ob du gar etwas ganz anderes machst.

- Wenn du dich jetzt entscheidest allein zu wohnen, dann weißt du nicht, ob das in drei Jahren auch noch so ist. Vielleicht hast du dann schon einen anderen Freund oder wohnst irgendwo, wo du es heute noch nicht vermutest.

Leben ist kein Gleis, auf das man gesetzt wird, einmal Schwung holt und dann bis zu seinem mehr oder weniger seligen Ende darauf schnurstracks in eine Richtung rollt. Leben ist wie eine Landschaft, die entsteht, während man sich durch sie bewegt. Wenn du nach hinten schaust, in die Vergangenheit, dann kannst du dort sehen, was passiert ist und wohin dich das bisher geführt hat. Der Blick nach vorne, in die Zukunft, bleibt dir aber stets verwehrt, egal durch welches Fernglas du schaust.

Triff also einfach eine Entscheidung und halte dich dann an sie. Alles andere kannst du von deinem jetzigen Standpunkt aus eh nicht überblicken. Und um mal aus meinem ganz persönlichen Erfahrungsschatz zu berichten:

1. Wird dieses komische, unzufriedene Gefühl, das du hast, spontan verschwinden, wenn du dich für irgendetwas sicher entschieden hast.

2. Liegt die Unfähigkeit, sich entscheiden zu können oftmals daran, dass man irgendwo noch an etwas hängt und etwas zu wahren versucht, was eigentlich schon längst obsolet geworden ist. Also: Werde es los.