Wie habt ihr akzeptiert, dick zu sein?

  • Was war bei euch das entscheidende Erlebnis oder die Erfahrung, wonach ihr eure Pfunde akzeptiert habt?
    Bei mir war das nach der Schulzeit.
    Ich hab mir immer eingeredet, ich sei gar nicht dick. Selbst die immer enger werdenden Hosen habe ich immer nur als kurzzeitige Gewichtsschwankungen verdrängt und dennoch ständig weitere Jeans gekauft. Gewogen habe ich mich gar nicht mehr.
    Erst als ich so in die Breite gegangen bin, dass neben mir im Bus kaum noch Platz war und irgendwelche Jugendliche meinten, "neben der Puddingwalze" kann ja keiner mehr sitzen, habe ich realisiert, dass die über mich redeten.
    Erst ab diesem Zeitpunkt, wurde mir bewusst, wie dick ich inzwischen war.
    Voller Panik habe ich eine Diät nach der anderen angefangen - und war hinterher duch den Jojo-Effekt noch dicker als vorher.
    Irgendwann habe ich dann mit den Diäten aufgehört und mein Gewicht - wenn auch auf sehr hohem Niveau - gehalten.
    Wenn irgendwelche Kinder heute von dem Dicken sprechen, nehme ich das halt hin, wie es ist.
    Hattet ihr auch eine so eingeschränkte Selbstwahrnehmung?

  • Hattet ihr auch eine so eingeschränkte Selbstwahrnehmung?

    In gewisser Weise, aber in die andere Richtung. Ich fühlte mich immer unsäglich fett, auch zu Zeiten, als ich relativ nah dran war am "Normalgewicht".

    Zitat

    Was war bei euch das entscheidende Erlebnis oder die Erfahrung, wonach ihr eure Pfunde akzeptiert habt?

    Das brauchte ungefähr fünfzehn erfolglose Diäten. Irgendwann war ich so frustriert und hatte sowas von keine Lust mehr, dass ich mir sagte: "Okay, dann biste halt dick und bleibst das auch. Sooo schlimm ist das nun auch wieder nicht, als dass man sich *diese* Quälerei antun müsste." Menschen, die noch herumdiäten, werten das gern als "Aufgeben". Fühlt sich für mich aber eher nach "Einsicht" an.

  • Also bei mir ist es so:
    ....nach zig Diäten habe ich im vorigem Jahr gesagt. Schluss damit. Die Leute sollen mich nehmen wie ich bin. Und ich aß so wie ich das wollte - nur wenn ich wirklich Appetit/Hunger hatte. Endlich hatte sich der Schalter im Kopf umgelegt.
    Und nahm bis vor kurzem über 30 kg ab. Dann Termin bei Diabetologin, die mich total annölte, das ich seit letzten Termin nicht abgenommen habe. Obwohl ich sie auf Wassereinlagerungen aufmerksam machte....... sie schaute mich nicht einmal an. Das wars bei der Ärztin, die sieht mich nicht wieder. Dort fing soooo ganz schleichend wieder der Druck gösser zu werden. Und als ich vor 3 Wochen bei meiner tollen Hausärztin war, schlug sie mir eine Magenverkleinerung vor. Ne oder? ( Das würde ich nieeeeeeee machen lassen.) Und nun gings los.... Der Druck war wieder da.... Genauso wie immer, dieser besagte Kreislauf.
    Habe dadurch wieder 6kg zugenommen und könnte nur "fressen".
    Aber ich muss sagen, auch nach der Abnahme fühlte ich mich weder seelisch noch körperlich gut/besser.
    Warum? Weiss ich nicht.

    lG Kullerkugel

    ______________________
    Nein! Ich werde es nicht tun!
    Werde mich nicht ständig rechtfertigen!

    :o

  • Ich habe es eigentlich nie ganz akzeptiert, sondern hatte mich wohl eher damit abgefunden.


    Mitte diesen Jahres hat mich dann(zu meinem Glück, muß ich sagen) ein Kollege endlich überreden können mit mir ins Fitnessstudio zu gehen.
    Ich muß dazu sagen er ist Arzt und ich hatte ihm oft mein Leid geklagt das ich mal wieder Magenprobleme hatte, mir schwindlig war, ich Rückenschmerzen hatte etc.


    Diät, sagte er, mußt du nicht machen, mach einfach folgendes: Iss, eine Portion und iss sie langsam, lass es dir schmecken, aber hör auf dann noch 2-3 mal nachzunehmen.


    Habe ich also getan.


    Am Anfang war es ziemlich schwer, da ich wahnsinnig gerne esse, aber es klappte von Woche zu Woche besser.


    Zusätzlich habe ich im Studio leichte Ausdauerübungen und gezieltes Rückentraining gemacht, da in meinem Beruf als Altenpfleger ab und an die Luft brennt und man ziemlich rennen muß, sowie ich durch das heben, transferieren und tragen eine hohe Belastung meines Rückens habe.


    Am Ende hat alles dazu geführt das ich schon etwas abgenommen (was mich freut) und insgesamt weniger körperliche Probleme habe, vor allem im Beruf, was für mich letztendlich der Hauptauslöser war.


    Was ich in meiner Denkweise inzwischen vermeide ist der Audruck "Dick", anstatt dessen benutze ich einfach "kräftig" oder "mollig".


    Klar, sooooo superzufrieden bin ich nicht mit mir, aber wer ist schon 100%ig mit sich zufrieden.


    Die ganze Sache hat mir aber geholfen zu akzeptieren das ich nie ganz schlank sein werde.


    Aber letztendlich definiere ich mich doch über mein Wesen, meine Person, wie ich bin und was ich tue.


    Und damit...bin ich schon ziemlich zufrieden. :)




    edit: Ich denk mir grad so beim lesen meines Postings...passt das zum Thema?
    Keine Ahnung, hatte aber irgendwie grad das Bedürfnis es nieder zu schreiben.

  • *offTopic*
    Als ich in der Altenpflege gearbeitet habe, habe ich mich vor der Arbeit und speziell vor manchem schwerer zu transferierenden Bewohner, warm gemacht. So richtig wie beim Sport, eine halbe Minute stretchen, dehnen und durchbewegen. Manche Kollegen und Bewohner haben gelacht und dumm geschaut, aber ich hatte nie Rückenprobleme.
    Das mach ich auch heute noch vor der Gartenarbeit oder wenn ich was Schweres tragen muss (z. B.: Kübelpflanzen reinräumen) oder vor dem Reifenwechseln. Ich habe keine Rückenprobleme *toitoitoi*.

  • Meine Kindheit und Jugend waren von Anstrengung geprägt, so zu sein, wie mich andere gerne hätten. Da ich allerdings schon immer Schwierigkeiten hatte, mich Willkür unterzuordnen, habe ich irgendwann einfach einen Grad der Frustration gegenüber diesen Maßstäben erreicht, bei dem ich guten Gewissens sagen konnte, dass nicht mit mir etwas nicht stimmt, sondern mit dem System drumherum, das sich rausnimmt, Leute als "normal" oder "nicht normal" einzustufen. Verzeiht, wenn Euch das zu drastisch erscheint, aber der Anti-Dicken-Wahn ufert meiner Meinung nach teils schon fast in faschistische Züge aus.


    Es zu erkennen bedeutet zwar nicht automatisch, dass man damit dann umgehen kann. Aber es ist der erste Schritt dazu.


    Von Zeit zu Zeit gibt es praktische Gründe, bei denen ich sage, okay, wenn ich jetzt leichter/dünner wäre, hätte ich es bestimmt leichter (wie bei Bürostühlen oder so, die gleich ein Schweinegeld kosten, wenn man keine Kinder draufsetzen will, sondern sich selbst).


    Natürlich hatte ich kurz nach dem oben beschriebenen Ruck auch meine erste Freundin, der mein Gewicht und meine Masse egal waren, und das hat auch sehr mein Selbstbewußtsein gestärkt. Mit Menschen, die einen nehmen wie man ist, ist es leichter.

  • Ich weiß nicht, ob ich es akzeptiert habe, aber ich habe aufhört, gegen mich und meinen Körper zu kämpfen. Seitdem geht es mir viel besser. Früher hab ich mich selber total fertig gemacht, weil ich es einfach nicht geschafft habe, abzunehmen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, wieder irgendwann ein bißchen leichter zu sein, aber aktiv Diät machen werd ich nie wieder.


    Da fällt mir meine Mutter ein: Sie versucht seit über dreißig Jahren abzunehmen. Und schafft es nicht. Ist das jetzt Dummheit, positive Einstellung oder Durchhaltevermögen, weil sie es immer und immer wieder versucht? Ich war irgendwann soweit, dass ich mir gesagt hab: Ich will mein Leben nicht damit verbringen, zu versuchen, abzunehmen.

  • Ich akzeptiere es nicht. Es gibt Phasen in denen ich alles schleifen lasse und einfach das Leben und das gute Essen genieße, so wie ich gerade Appetit darauf habe. Dann steigt das Gewicht wieder schleichend. Wenn dann die Hosen irgendwann nicht mehr passen, trete ich auf die Bremse und mache wieder mehr Sport, sodass es wieder runter geht. Auf diese Weise halte ich mein Gewicht seit gut 20 Jahren unter der Höchstmarke von 130 Kilo, die ich nicht überschreiten will. Da ich knapp zwei Meter messe ist das alles noch im für mich gut erträglichen Rahmen.


    Gruß, star

  • Ich bin vor einem halben Jahr zu dem punkt gelangt an dem ich für mich entschieden habe das es keinen Sinn macht sich so zu quälen.


    Ich hab mir ein recht umfangreiches wissen über ernährung und diäten angeeignet, viele Artikel gelesen, und bin zu dem schluss gekommen das es kein dauerhaft erfolgreiches Konzept gibt.


    Ab einem gewissen Punkt wird wohl jeder vernunft begabte Mensch akzeptieren das es dinge gibt die man nicht ändern kann, und sich wieder wichtigen dingen widmen, die man auch tatsächlich beeinflussen kann.


    Ich jedenfalls beschäftige meinen Verstand lieber in dem ich neue dinge lerne, oder erlerntes Anwende als meine Energie aufzuwenden um mich davon abzuhalten ständig an Essen zu denken, und mir jedes verlangen zu versagen.


    Abgesehen davon hab ich herausgefunden das man als massiv übergewichtiger "nur" 10 Jahre Lebenszeit verliert, und man nicht mit mitte 30 an einem Herzinfarkt stirbt, wie es viele Leute glauben. Da für mich 60 gute Jahre mehr Wert sind als 70 mäßige bis beschissene Jahre, nehme ich das gerne in Kauf.


    Vor dem Sterben fürchte ich mich sowieso nicht.


    Leider haben meine Eltern das bisher noch nicht akzeptiert und ich werde immernoch bedrängt nun endlich etwas gegen mein Gewicht zu unternehmen, aber ich hoffe mal das sich das auch irgendwann mal etwas beruhigt.


    Überhaupt denke ich das dass akzeptieren des eignene Übergewichts nicht unbedingt das größte problem ist. Das die eigene Familie, Freunde und Partner das Übergewicht akzeptieren ist für viele sicher eine noch größere Herausforderung.


    Gruß

  • Zitat

    Abgesehen davon hab ich herausgefunden das man als massiv übergewichtiger "nur" 10 Jahre Lebenszeit verliert, und man nicht mit mitte 30 an einem Herzinfarkt stirbt, wie es viele Leute glauben. Da für mich 60 gute Jahre mehr Wert sind als 70 mäßige bis beschissene Jahre, nehme ich das gerne in Kauf.

    Naja, also mit erheblichem Übergewicht, sprich soviel, dass es u. U. die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigt und damit das Alltagsleben, würde ich persönlich das nicht als "gute Jahre" empfinden. Dann lieber zwischendurch ein wenig Kasteiung und dafür unter einer gewissen Marke bleiben, die wohl jeder für sich persönlich festlegen muss. Aber wie gesagt, bei mir wäre Ende der Fahnenstange, wenn ich mich nicht mehr uneingeschränkt bewegen könnte oder ich nach einigen 100 Metern Laufen keuchen würde und mir womöglich irgendwas weh täte. Nee danke. Das hat mit Akzeptanz m. A. n. nichts mehr zu tun.


    Gruß, star

  • Die frage ist immer obs auf dauer was nutzt oder ob man sich mit sowas durch den Jojo Effekt nur noch tiefer in die scheiße reitet.


    Wenn das problem nur darin besteht nicht genug Ausdauer oder Kraft zu haben wäre ein moderates Sportprogramm hilfreicher als eine Diät.

  • Ich rede auch von einem moderaten Sportprogramm und zusätzlich lasse ich das Feierabendbierchen dann auch mal weg oder das warme Abendessen. So halte ich, wie gesagt, mein Gewicht seit guten 20 Jahren relativ stabil.


    Gruß, star

  • Zitat

    Abgesehen davon hab ich herausgefunden das man als massiv übergewichtiger "nur" 10 Jahre Lebenszeit verliert


    Tatsächlich? Das heißt, Du bist tot, und irgendein himmlisches oder höllisches Wesen hat Dir verraten, daß Du als Schlanker 10 Jahre länger gelebt hättest? :eek:


    Oder hast Du irgendwelche Statistiken gelesen? Die haben mit der Realität nicht immer viel zu tun, und mit dem einzelnen Schicksal eh nicht. Niemand wird Dir vorhersagen können, wann Du stirbst und woran. Es sei denn, er plant Dich zu meucheln.

  • Das ist richtig, es geht aber darum das in der öffentlichen Wahrnehmung ein stark Übergewichtiger bereits mit mitte 30 stirbt. Es ging mir dabei darum das die übertrieben pessimistische Einstellung keine Grundlage hat.


    Nach dem was ich bisher gelesen hab scheint es ja auch durch aus möglich das dass abnehmen das Leben eines Übergewichtigen eher verkürzt als verlängert.

  • Zitat

    Nach dem was ich bisher gelesen hab scheint es ja auch durch aus möglich das dass abnehmen das Leben eines Übergewichtigen eher verkürzt als verlängert.

    Naja, dass andauernde Chrashdiäten den Körper schädigen, das kann man sich auch ohne großartiges Lesen an zwei Fingern abzählen. Schließlich ist das so, als würde man dem Körper andauernde Hungersnöte vorgaukeln, die dieser unter größtem Stress bewältigen muss. Was anderes ist es imho, wenn das Gewicht als solches zum Stressfaktor mutiert, der womöglich größer ist als der einer Diät. Wenn z. B. jemand an die 200 Kilo mit sich herumschleppt, dann wird das vielleicht nicht nur seinem Skelett Schwierigkeiten bereiten sondern auch seiner Psyche. Er wird sich womöglich nicht mehr richtig bewegen und am Leben teilhaben können. Vielleicht ist er damit unglücklich, was noch immer ein sehr großer Faktor für Krankheiten ist (Psychosomatik). In einem solchen Fall wäre ich davon überzeugt, dass eine Reduzierung des Gewichts das Leben des Betreffenden, wenn schon nicht frappierend verlängert, so doch sehr verbessert. Ich denke das muss man im Einzelfall betrachten. Pauschal anwendbare Regeln gibt es wohl nicht. Auch nicht um sich etwas schönzureden. ;)


    Gruß, star

  • Das ist richtig, es geht aber darum das in der öffentlichen Wahrnehmung ein stark Übergewichtiger bereits mit mitte 30 stirbt. Es ging mir dabei darum das die übertrieben pessimistische Einstellung keine Grundlage hat.



    Dann wäre ich mindestens schon 5 Jahre tot und ich bin seit über 25 Jahren übergewichtig! Die Tante meines Mannes wiegt mit 72 Jahren immer noch über 100 kg (hatte schon mal 300 kg und mit 70 noch ein Magenband bekommen) und das schon seit Jahrzehnten. Wie paßt denn das in die öffentliche Wahrnehmung? Ich sage nur Trude Herr, Tana Schanzara, Bud Spencer usw. .

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