Aus: Senioren - Farbig, Schwarz politisch korrekt?

  • Ich singe zukünftig selbstverständlich politisch konfirm und korrekt nur noch: "Zehn kleine Afroamerikaner..." und bestelle wie bisher schon manchesmal scherzhaft getan: ein Sinti- und Romaschnitzel".

    Ausserdem gibt es keine "serbische Bohnensuppe" mehr in den Regalen der Supermärkte und den einschlägigen Kneipen... warum das denn? :eek:

  • Wenn die Menschen nicht ständig damit beschäftigt wären, die anderen möglichst nach optisch eindeutigen und schnell erfassbaren Kriterien in irgendwelche Gruppierungen einzuordnen, bräuchten sie nicht ständig über den politisch korrekten Begriff für diese Gruppe diskutieren. :rolleyes:

  • Das ist keine Beschäftigung. Das macht das Hirn automatisch. Wie soll es auch sonst die Menschen auseinanderhalten, wenn nicht nach optischen Kriterien. Und da merkt es sich praktischerweise das, was den Einzelnen von allen anderen leicht unterscheidet. Und bei Menschen unterschiedlicher Hautfarbe ist das ein prima Identifikationsmerkmal. Bei anderen ist es die Größe, Figur, Alter, Haare, Bart und/oder Brille etc. Mit Wertung hat das erstmal nichts zu tun.

    Wenn man jemanden besser kennt, tritt das in den Hintergrund.

  • Ja, ja die politisch korrekte Sprach- oder soll ich sagen Sprechdiktatur?


    Manchmal mag ich politische korrekte Begriffe nur deswegen nicht, weil mir ihre Urheber aus vielerlei Gründen absolut unsympathisch sind oder ich ihren Macht- und Weltverbesserungsansprüchen mißtraue.


    Zitat

    Hier die Aussage einer Frau, die (wie hier so schön gesagt wurde) "betroffen" :rolleyes: also schwarz ist:


    "[FONT=verdana,arial,geneva]Ich habe mich entschieden statt des Euphemismus "N-wort", den Begriff "Neger" zu benutzen, um ihn zu dekonstruieren. Das ist eine für mich schwierige Entscheidung, da ich als Schwarze Frau durch dieses Wort nahezu täglich entwürdigt werde.
    [/FONT][FONT=verdana,arial,geneva]Denn das Wort "Neger" ist kein neutrales Wort, es ist ein Weißes Konzept. Es soll alle südlich der Sahara lebenden Afrikanerinnen und Afrikaner kategorisieren und wurde während der "europäischen Expansion" erfunden [hier benutze ich den Begriff 'europäische Expansion', um den positiv gebrauchten kolonialen Begriff 'Entdeckungen' zu vermeiden]. Das Wort "Neger" ist also in der Geschichte der Sklaverei und Kolonisierung situiert, d.h. es ist ein Begriff, welcher mit Unterdrückung, Brutalität, Verwundung und Schmerz einhergeht."


    So redet kein Mensch der nicht erfolgreich Soziologie studiert hat. Unabhängig vom Inhalt finde ich diesen Sprachgebrauch affektiert, theoretisch, abgehoben und daneben. Es sei denn, man befände sich im Seminar.


    Neulich wurde auf Phönix eine Retrospektive gebracht. Peter Scholl Latour über "Menschen die eine andere Hautfarbe haben als der Durchschnittsfranzose dessen Vorfahren bereits seit vielen Generationen in Frankreich geboren worden sind." (Spöttische Umschreibung durch mich und nicht durch Phönix). Und, man höre und staune, er nannte die alle paar Einstellungen lang Neger.


    Bis Ende der 70er Jahre nannten auch Linke und SPD-Politiker Schwarze Neger. Und Zigeuner hießen bis weit in die 80er Zigeuner.


    Damals hieß es auch Eisregen, heute Blitzeis.


    Jude war mal eine fast tödliche Beleidigung in Deutschland, trotzdem sagen wir weiterhin Jude. Obwohl, da wird es schwierig: "Du Jude " kann je nach Betonung und Kontext eine Beleidigung sen.


    Schwul war in der 70ern ein Schimpfwort. Abwertende Steigerung: Homo. Eine solche Beleidigung erforderte auf dem Schulhof eine Prügelei. Heute scheint das ja für manche Teil ihrer Bewerbung um das Amt des Berliner Oberbürgermeisters zu sein.


    Bis Anfang der 90er hieß es Reichskristallnacht. Offensichtlich hat ich dann irgendjemand mit Einfluß bei der Fernsehsendern beschwert. Ein Jahr später hieß es dann nahezu flächendeckend Reichspogromnacht.


    Mich nervt die mit der politically corectness einhergehende Meinungsdikatur und die ostentativ zur Schau gestellte Betroffenheit, sowie die Unterstellungen.


    Wenn ich Neger sage, dann deswegen weil das in meiner Kindheit und Jugend alle gesagt haben. Zigeuner sind Zigeuner. Basta!


    Wer andere Leute sprach beleidigen und fertig machen will wird dazu immer Gelegenheit finden, auch wenn er Begriffe wie Neger und Zigeuner meidet.



    [/FONT]

  • @ Werner
    Einerseits kann ich Deine Meinung nachvollziehen ... andererseits frage ich mich eben, was so unendlich schwer daran ist sich umzugewöhnen.


    Twix hieß in meiner Jugend noch "Raider". Verlang am Kiosk mal ein Raider - Dich versteht kein Mensch mehr. ;) Viele Worte die es im täglichen Wortgebrauch gibt gab es in meiner Kindheit noch gar nicht (zumindest nicht in der deutschen Sprache ;)): Internet, Podcast, E-Book, I-Pod, Coffee-Companies, Handies ... was weiß ich, das alles schlucken, akzeptieren, adaptieren die meisten ohne murren und knurren. Nur bei zwei kleinen Begriffen, die viel mehr Bedeutung haben als ein belangloses Twix, und die ganz schlicht bestimmte Menschen ausgrenzen und verletzen ... DA muss man hart bleiben, weil: das war eben schon immer so, oder? :confused:

  • Du sprichst mir aus der Seele, Werner!


    Bei mir haben die Menschen, die sich der politisch korrekten Sprechweise befleißigen, immer einen fatalen Touch von Gutmenschentum!


    Wieviele Krüppel kenne ich, die sich selber stolz als "Krüppel" bezeichnen!


    Die Schimpfworte sind doch wohl Begriffe wie Nigger, Ziganko, Itzig, etc.


    stübbken

  • ......Twix hieß in meiner Jugend noch "Raider". Verlang am Kiosk mal ein Raider - Dich versteht kein Mensch mehr. ;) Viele Worte die es im täglichen Wortgebrauch gibt gab es in meiner Kindheit noch gar nicht (zumindest nicht in der deutschen Sprache ;)): Internet, Podcast, E-Book, I-Pod, Coffee-Companies, Handies ... was weiß ich, das alles schlucken, akzeptieren, adaptieren die meisten ohne murren und knurren. Nur bei zwei kleinen Begriffen, die viel mehr Bedeutung haben als ein belangloses Twix, und die ganz schlicht bestimmte Menschen ausgrenzen und verletzen ... DA muss man hart bleiben, weil: das war eben schon immer so, oder? :confused:


    Dir ist aber schon klar, dass Deine Aufzählung der neuen oder veränderten Begriffe vor allen Dingen Produkte umfasst, oder?


    Im Übrigen lasse ich mir nicht das Recht auf den differenzierten Gebrauch meiner Muttersprache nehmen!


    stübbken


  • Twix hieß in meiner Jugend noch "Raider". Verlang am Kiosk mal ein Raider - Dich versteht kein Mensch mehr. ;) Viele Worte die es im täglichen Wortgebrauch gibt gab es in meiner Kindheit noch gar nicht (zumindest nicht in der deutschen Sprache ;)): Internet, Podcast, E-Book, I-Pod, Coffee-Companies, Handies ... was weiß ich, das alles schlucken, akzeptieren, adaptieren die meisten ohne murren und knurren. Nur bei zwei kleinen Begriffen, die viel mehr Bedeutung haben als ein belangloses Twix, und die ganz schlicht bestimmte Menschen ausgrenzen und verletzen ... DA muss man hart bleiben, weil: das war eben schon immer so, oder? :confused:


    das ist BigBusiness oder es sind Sachbegriffe, bei der Ächtung der Begriffe Neger und Zigeuner steckt eine Ideologie dahinter.

  • Zitat

    [FONT=verdana,arial,geneva] Jude war mal eine fast tödliche Beleidigung in Deutschland, trotzdem sagen wir weiterhin Jude. Obwohl, da wird es schwierig: "Du Jude " kann je nach Betonung und Kontext eine Beleidigung sen.[/FONT]

    Und warum sollten Kontext und Betonung nur hier eine Rolle spielen?




    Zitat

    [FONT=verdana,arial,geneva] Wenn ich Neger sage, dann deswegen weil das in meiner Kindheit und Jugend alle gesagt haben. Zigeuner sind Zigeuner. Basta![/FONT]


    In meiner Jugend nannte man das Altersstarrsinn ......

  • Zitat

    Wieviele Krüppel kenne ich, die sich selber stolz als "Krüppel" bezeichnen!


    Ich finde, das hat schon was mit Galgenhumor zu tun und damit, dass viele dadurch versuchen sich in ein anderes Licht zu stellen. Meine damit, sie nehmen bewußt diesen abwertenden Begriff um so darzustehen, also ob ihnen das ganze nichts ausmacht.
    Das fällt mir übrigens auch des öfteren bei manchen Dicken auf, die einfach nicht damit zurecht kommen und sich selber als der lustige Dicke bezeichnen, der ja überhaupt kein Problem damit hat, sondern sich auch noch darüber lustigmachen kann.
    Warum muss er das aber tun, wenn er gar kein Problem damit hat? Ich kenne das nur aus meiner früheren Jugend, da hab ich auch massig Witze übers Dicksein gemacht und kam damit auch "super" an. Allerdings hab ich damit nicht bedacht, dass ich trotzdem die ewig Dicke geblieben bin, nur hatte ich halt den Eindruck hinterlassen, dass es dann mir auch nichts ausmacht, wenn andere Dickenwitze über mich reissen.


    Noch ein Beispiel ist meine Berufsbezeichnung, früher hiess ich Krankenschwester, heute Gesundheits- und Krankenpflegerin, finde ich total bescheuert, aber es ist mir schnuppe, wie mich heute jemand bezeichnet. Einfach, weil ich keines von beidem als Beleidigung oder Abwertung empfinde.
    Bei Ossi, Wessi, Dicke, Fette, Monsterbusen,... fühle ich mich schon beleidigt. Diese Begriffe, genauso wie Neger oder Jude früher auch sind aus der Geschichte heraus ja schon klare Beleidigungen.
    Und selbst wenn ein Schwarzer/Farbiger sich selbst als Neger oder Nigger bezeichnet (wie von toni beschrieben), dann ist es ja immernoch seine Sache. Aber woher soll ich auf der Straße wissen, dass eben genau der eine Schwarze Neger nicht als Beleidigung empfindet?
    Ich meine es gibt ja genug Umfragen und Untersuchungen, wie eingeschränkte Menschen, Ausländer, etc. behandelt und benannt werden wollen und was sie eben als Beleidigung empfinden und ich finde schon, dass man darauf Rücksicht nehmen kann und sollte.
    Denn wenn ich jemanden darum bitte mich nicht mit etwas zu betitteln, möchte ich auch, dass er sich daran hält, sonst kann er von mir auch keinen Respekt erwarten und genau das finde ich ist Respekt, dass man den anderen so annimmt wie er ist und bezieht eben auch mit ein, dass er sich mit manchen Begriffen abgestempelt fühlt.

  • Also ich habe mal einen Farbigen im Gespräch als Afrodeutschen bezeichnet.
    Daraufhin mußte ich mir ziemlich lange (so eine halbe Stunde lang) anhören, dass er nicht aus (wörtlich:) Scheiß-Afrika kommt und es zum Kotzen findet, wenn ihn jemand als Afroirgendwas bezeichnet. Da wäre ihm sogar Neger noch lieber.
    Toll, da wollte ich einmal politisch korrekt sein.

  • ach ja, ganz off topic - auf Arte wird im Moment der Mehrteiler "Roots" gesendet. Diese beeindruckende Geschichte des Kunta Kinte.
    Diesen Film kann ich nur empfehlen und hier bedauere ich ausnahmsweise mal, dass ich kein TV mehr habe.


    Mittlerweile gibt es Kunta Kinte in den meisten Bibliotheken auf DVD. Kann man dann auch am Rechner gucken.

  • Da wäre ihm sogar Neger noch lieber.


    Und wie wäre der korrekte Ausdruck? ... ist manchmal schon schwierig ...


    Aber ich kann mich erinnern, dass ich vor ein paar Jahren einen echt lustigen, unterhaltsamen und lockeren Fitnesstrainer kannte, mit dem ich mich ein paar mal auf einen Kaffee oder zum Essen getroffen habe. In der Zeit habe ich auch einer Freundin von meiner neuen Bekanntschaft erzählt (die insofern etwas "Besonderes" war, als Fitnesstrainer und ich normalerweise wenig Gemeinsamkeiten finden :)) und irgendwann mal haben wir uns in einer größeren Gruppe getroffen und plötzlich nimmt sie mich beiseite und sagt:"Wieso hast Du mir nicht erzählt, dass er ein Schwarzer ist?" ... tja, wieso? :confused: ... war halt einfach nicht seine wichtigste Eigenschaft in meinen Augen. Für sie hingegen hat das praktisch ihre ganze Einstellung zu ihm verändert hat. Das hat mir doch sehr zu denken gegeben (über die Freundin).

  • Was haben wir als Jugendliche über Ostfriesenwitze gelacht. Es gab Langspielplatten, Bücher, Kasetten, ... und überall stand dick drauf: Die 100 besten Ostfriesenwitze.

    Hat sich darüber jemals über aufgeregt?
    Nö.
    Nicht mal die Ostfriesen selbst!

    ... und was ist mit Ossiwitzen?

    Au backe, ... bloß nicht. Das ist ja diskremierend. Lieber nicht!

    Über Bayern darf man wieder Witze machen. Da gibt es auch genügend Material im Buchhandel.

    Mal abwarten, bis ein paar gelangweilte Soziologen den Bayern und den Ostfriesen erzählen, dass diese Witze ehrverletzend sind. Das wissen nämlich die Ostfriesen und Bayern noch gar nicht. Und bisher haben die das auch gar nicht so empfunden.

    Ein Türke ist für mich ein Türke, und kein "Mitbewohner türkischer Herkunft". Und ein Jude ist für mich weiterhin ein Jude. ... okay: den Begriff "Neger" habe ich schon vor Jahren durch den Begriff "Schwarzer" in meinem Sprachschatz ersetzt.

    Dennoch würde ich weiterhin beim Bäcker einen Negerkuss kaufen, ... ganz ohne rassischte Gedanken. Einfach nur weil er lecker schmeckt.

  • das ist BigBusiness oder es sind Sachbegriffe, bei der Ächtung der Begriffe Neger und Zigeuner steckt eine Ideologie dahinter.

    Ich verstehe Fräulein Wunder und nudella ja. Natürlich verwenden z.B. Rechte absichtlich "Neger" und "Zigeuner" abwertend und beleidigend.


    Jedem Wort kann ein beleidigender Sinn gegeben werden. Letzlich geht es um Assoziationen.


    Für mich ist Neger kein Schimpfwort. Ich verwende den Ausdruck aber nur privat und nicht Negern gegenüber, da ich sie nicht beleidigen will.


    Zigeuner aber habe ich kennengelernt. Jedenfalls die, die immer noch mit Wohnwagen durchs Land ziehen. Gegen die habe ich Vorbehalte.

  • [FONT=Arial,Helvetica]aus der unvergessenen Rede von Martin Luther King "I have a Dream" in der deutschen Übersetzung



    "Aber einhundert Jahre später ist der Neger immer noch nicht frei. Einhundert Jahre später ist das Leben des Negers leider immer noch von den Handfesseln der Rassentrennung und den Ketten der Diskriminierung eingeschränkt. Einhundert Jahre später lebt der Neger immer noch auf einer einsamen Insel der Armut in der Mitte eines weiten, weiten Ozeans des materiellen Wohlstandes. Einhundert Jahre später vegetiert der Neger immer noch an den Rändern der amerikanischen Gesellschaft dahin und befindet sich im Exil in seinem eigenen Land."


    erinnert sich noch jemand an Tommie Smith und John Carlos,die bei der Olympiade in Mexiko auf dem Siegertreppchen ihre Fäuste erhoben und somit ihren Protest gegen die Ungleichbehandlung der Neger zeigten.
    Angela Davis die Rebellin, die so viel auf sich nahm.
    Auch Harry Belafonte bezeichnete sich als Neger.
    Warum diese Leute beschämen, weil sie den falschen Begriff wählten?


    Komisch, ständig geht mir die Melodie von "If I have a hammer " durcht den Kopf und erinnert mich an nicht so verlogene Zeiten.


    toni
    [/FONT]

  • Zitat

    Jude ist wohl kaum eine Beleidigung.


    Während des dritten Reichs, war es eine Beleidigung. So ähnlich, wie wenn du heute zu einem Türken Muselmann sagst.



    Ostfriese kenne ich aber auch nicht als Beleidigung, Ossi dagegen schon.


    Zitat

    Und ein Jude ist für mich weiterhin ein Jude.


    Das ist schon richtig, aber der Beigeschmack für jemanden, der im dritten Reich verfolgt wurde, bleibt ja schon, wenn du Jude über die Straße schreist.


    Ich frag mich, ob du noch Judenwitze erzählst, wär ja dann auch nix dran, oder?


    Und warum Fleance, hast du dann Neger aus deinem Sprachsatz gestrichen?

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