Übergewichtiger Sohn, Frage nach Kur

  • Hallo,


    mein Sohn ist übergewichtig:mad: . Er ist 13 Jahre alt, 1,53m groß und wiegt ca. 63 kg. ;)
    Seit ca. 6 Jahren kocht und lebt meine Familie (Vater, Mutter 4 Kinder, mein Sohn ist der älteste) low fat. Ich selber habe 13 kg abgenommen und seither mein Wohlfühlgewicht sehr gut gehalten.:)
    Vor drei Jahren machte er einen Ernährungskurs, der auch klasse war, bei ihm aber zu keiner Gewichtsreduktion geführt hat.:)
    Mit 10 ging es bei meinem Sohn eigentlich immer aufwärts mit dem Gewicht. Er hat sich damals entschieden, dass er etwas abnehmen möchte, bzw. über Wachstumsschübe hinaus sein Gewicht zu halten. Was auch immer er machte, er nahm zu!:mad: :eek: Er ist ein sehr aktives und sportliches Kind. Bei ihm schwabbelt der bauch nicht, sondern ist recht fest und muskulös.:) Er macht außerschulisch 2x die Woche Sport (Aikido und Badminton) und fährt oft Fahrrad zu Freunden etc.:)
    Nun ist es so, dass er sich für eine Kur entschieden hat und diese hat er mit seiner Ki-Ärztin auch besprochen und beantragt.;)
    Das schlimme ist, dass egal wo er hinkommt (z.B. Orthopäde wegen Fußstellung), er sehr herablassend auf sein Gewicht aufmerksam gemacht wird. Floskeln wie Limo solltest Du bleiben lassen und mal mehr Bewegung würde Dir gut tun, muss er über sich ergehen lassen.:mad:
    Wir kochen regelmäßig, essen gemeinsam als Familie am Tisch und der Fernseh- und Computerkonsum liegt bei max. 45 Minuten/Tag.:)
    Das Frühstück besteht aus einer Portion Cornflakes mit fettarmer Milch, in der Schule max. ein Vollkornbrot/Brötchen mit fettarmen Brotbelag, ein Mittagessen, fettarm, max. 1 1/2 Teller. Nachmittags meist gar nichts, wenig Obst, mal ein trockenes Brötchen und abends max. 2 Scheiben Brot mit fettarmen Belag und je nachdem frischer Salat.:)
    Süßigkeiten gibt es wenig, wenn dann Gummibärchen und Co. Schokolade nur bei besonderen Anlässen. Dazu muss ich sagen, dass er dies selbständig macht und nicht dauernd von mir ermahnt wird.
    Das ist alles auch nicht ganz streng, er isst ja auch bei Freunden und erlaubt sich auch mal über die Strenge zu schlagen.
    Trotzdem verbucht er keine Erfolge und ist darüber todunglücklich. Auch wenn er ansonsten ein sehr fröhliches Kind ist.


    Meine Frage, kennt hier sowas jemand? Und welche Klinik für dieses Alter könnt ihr empfehlen?


    Gruß flamingo

  • Hallo flamingo,

    Einige Sachen in deiner Schilderung fielen mir sofort auf.
    Zum einen betonst du sehr bewusst, immer wieder, dass DEIN SOHN abnehmen möchte, dass DEIN SOHN zum Arzt geht um auf Kur geschickt zu werden, dass DEIN SOHN seinen Süssigkeitenkonsum bewusst einschränkt. Ehrlich gesagt-für mich klingt das nicht nach einem normalen 13-jährigen Jungen. Es klingt nach einem manipulierten Kind, das seiner Umwelt alles recht machen möchte. Das sag ich jetzt einfach ganz frei, nach dem ersten Eindruck beim Lesen.

    Wie die Manipulation stattfindet, ob bewusst oder unbewusst, z.B. auch durch das auffällige (Ess-)Verhalten in eurer Familie, sei jetzt mal dahingestellt.

    Dabei wären wir beim nächsten Punkt, der mir auffiel. Das Ess-Verhalten in eurer Familie.
    Essen scheint für euch sehr massgeblich zu sein und einen wichtigen Platz in eurem Leben einzunehmen und irgendwie strahlen deine Worte geradezu Angst davor aus. Der kulinarische Tagesplan deines Sohnes ist wenig abwechslungsreich und wird von Verzicht geprägt.

    Hast du dir schon mal überlegt, dass dein Sohn dir auch etwas vorspielen könnte (z.B. um dich glücklich zu machen - er will doch "dein guter Junge sein" -, oder einfach um seine Ruhe zu haben - nach dem Motto "du siehst doch ich streng mich an und esse "richtig", treibe Sport und vermeide Süssigkeiten, es liegt also nicht an mir, dass ich dick bin"-) und hinter deinem Rücken vielleicht all die Leckereien verspeist, die er sich vor der Familie verkneifen muss? Oder vor lauter Verzicht in Heisshungerattaken heimlich zu Currywurst und Hamburger greift?

    Nicht selten glauben Eltern alles von ihren Kindern zu wissen, gerade wenn sich diese sehr um die Zuneigung ihrer Eltern bemühen oder eine anscheinend so harmonische Beziehung zu ihnen pflegen, meistens sind es aber gerade die, die vor ihren Eltern grosse Geheimnisse haben.

    Auf jeden Fall steckt hier mehr dahinter, als nur ein Gewichtsproblem deines Sohnes und ihr solltet euch allgemein Gedanken über euer Essverhalten und die Gründe dafür machen. Oft stecken hier tief schürfendere Probleme dahinter, die in einem solchen Lebensstil kompensiert, bei manchen Familienmitgliedern auch zu ausgewachsenen Essstörungen führen können.

  • Hallo flamingo,

    ich frage mich wie dein sohn zu dick sein kann, wenn der bauch fest und muskulös sein soll und was die 63kg angeht, ist das immer gut für kampfsport.

  • Ich muss sagen, auch mir kommt ein 13-Jähriger, der von sich aus Diät hält, ein wenig seltsam vor. Das muss jetzt nicht an dir oder eurem Essverhalten liegen, auch wenn ich mich frage, wie sehr diese "Ernährungsumstellung" und die jeweiligen Fettgehalte thematisiert wurden und werden. Auch, wenn du ihn nicht dauernd ermahnst: So ein 13-Jähriger weiß in der Regel ziemlich genau, was erwartet wird von ihm, was Mama und Papa gut finden und was schlimm ist.

    Aber wie gesagt: Es muss nicht an eurem Essverhalten liegen. Wird er in der Schule gehänselt? Hat er Liebeskummer? Oder wie sonst kommt er darauf, dass er abnehmen müsse?

    Ich persönlich halte nichts von Abnehmkuren, schon gar nicht bei einem solchen Klacks von Übergewicht. Ich finde im Gegenteil, dass sich dein Junior schon mehr mit Essen und Ernährung und Gewicht beschäftigt, als das gut ist für einen 13-Jährigen.

    Zeig ihm, dass Du hinter ihm stehst. Halte den Ärzten eine Gardinenpredigt, wenn sie herablassende statt sachlichen Bemerkungen zum Thema Gewicht machen. Vermittle ihm, dass Glück und Erfolg sich anders bemisst als in abgenommenen Kilogramm.




  • Hallo Flamingo,

    das, was Marylin schrieb ist mir auch sofort aufgefallen. Alles, was mit Essen, Sport, Gewicht zu tun hat, scheint straff organisiert.

    Zwei Fragen drängen sich mir dazu auf:

    - wie wichtig ist es Euch Eltern, dass Euer Sohn ein "normales Gewicht" hat? Wie sehr lehnt Ihr Übergewicht generell ab?

    und

    - sind organische Ursachen abgeklärt? Schilddrüse u.s.w.?

    Beim Arzt würde ich mir verbitten, dass mein Sohn so heranlassend auf sein Gewicht angesprochen wird. Wenn er nicht meine Unterstützung hat, wessen dann? Das gilt auch für die anderen Lebensbereiche.

    LG

  • Hallo,


    erstmal danke für die Antworten. Mir war schon klar, dass es sehr schwierig ist, hier etwas so zu schildern, dass dabei das Bild entsteht, welches wirklich ist.


    MEIN SOHN schreibe ich, weil ich keinen Namen nennen möchte. Punkt. Hört sich natürlich sehr distanziert an. Ich weiß, dass es auch eher etwas ungewöhnlich für einen 13-jährigen ist, aber er ist sehr reif für sein Alter. Er nimmt Dinge selber in die Hand, wo andere eben auf andere zurückgreifen. Und ich finde das gut! Wir haben lange über sie Vor- und Nachteile einer Kur gesprochen und er hat sich dafür entschieden.


    Ausgrenzung, Mobbing etc. liegt nicht vor. Wie gesagt, er ist ein fröhliches, aktives kind und hat einen festen Freundeskreis.

    Nur, wie kommt ein kind darauf, dass es zu dick ist???? Zum einen gibt es, wie gesagt immer mal wieder die Resonanz der Umwelt, die lässt sich nicht wegreden. Dem Arzt habe ich mehr als eine Gardinenpredigt gehalten, er war am Ende ganz kleinlaut und meinte, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn er mal von einem Ernährungsexperten durchgecheckt wird. Beim Ki-Arzt waren alle Werte normal, auch die Schilddrüse.

    Er sieht andere Kinder, die tütenweise Chips reinwerfen und wo es sich nicht am Körper wiederfindet. Die regelmäßig Mc Dreck besuchen und nichts wird sichtbar. Nach AUßEN hin natürlich. Er hat Klassenkameraden, die schlank sind und behaupten, sie müssen mal wieder abnehmen. Es gelingt denen (wie auch immer) einfach mal 2 Kilo zu verlieren. So mal zwischendurch. Das frustet ihn!

    Unser Speiseplan ist ganz sicher nicht langweilig oder einseitig, war einfach eine grobe Angabe. Low fat bedeutet nicht Verzicht, sondern ganz normale Gerichte abgefettet. Ich backe Brot und Brötchen selber und auch da essen wir süße Varianten mit Schokostücken, z.B. mit Stracciatellajoghurt im Teig anstelle von Butter. Schmeckt fantastisch und trotzdem fettarm. Frische Salate, Gemüse usw. ist alles dabei. was soll da eintönig sein?

    Ich finde meinen Sohn klasse. Es stimmt, sein Bauch schwabbelt nicht und das ist toll. Er ist beweglich und sportlich und gehört nicht zu den abhängenden Jugendlichen, die den ganzen Tag nur rumlungern. Das ist toll.

    Trotzdem! Sein Wunsch nach weniger Gewicht ist da, trotzdem dass er zu Hause immer wieder Rückhalt bekommt. Er ist ein attraktiver Junge, keine Frage. Trotzdem ist sein BMI zu hoch und laut der Perzentilen liegt er knapp am Adipositas Bereich. Da kann man gerne hin- und herreden, das ist so. Und laut Orthopäde (der Doofmann), hat er durch sein Gewicht einen Spreiz- und Senkfuß. Spreizfüße haben wir alle, das ist eben so und lässt sich nicht korrigieren, aber der Senk- oder Plattfuß ist neu. Er hat Schmerzen in den Füßen, wenn er Sport macht. Die sind dank Einlage zum Glück verschwunden. Sein Gewicht geht auf die Gelenke, das ist doch keine Frage, das sage ich als Mutter. Neben anderen Krankheitsbildern, die aus Übergewicht resultieren können.

    Ich gehöre nicht zu den Menschen, die schön reden, "na er ist eben gut dabei"..."er fühlt sich doch wohl"..."er hat doch genug Freunde". Ich höre genau zu und gebe ihm die Möglichkeit mit mir über seine Probleme zu reden. und das ist gut so. Manche Kinder trauen sich gar nicht ein Problem anzusprechen. Und wir suchen einen Weg, um ihn da zu unterstützen.

    Heimlich essen. Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Nur, wir wohnen auf dem Dorf, wo es keine Möglichkeit gibt, sich mal eben was zu besorgen. Auch habe ich einen groben Überblick über sein Taschengeld. und wenn er nichts mehr hätte, dann wäre es klar...aber dem ist nicht so. Wenn er heimlich futtert, muss er schließlich es auch irgendwo herbekommen.


    Ich wüsste einfach gerne, ob es noch anderen so geht und was sie getan haben!


    Na und außerdem, welche Kurklinik empfehlenswert wäre.


    Gruß flamingo

  • Hallo, flamingo


    Wurden die Schilddrüsenwerte auch mal von einem Profi kontrolliert oder hat der KiArzt tatsächlich genug Erfahrung, um diese zu beurteilen?
    Wie steht es sonst um die Gesundheit Deines Sohnes? Ist er öfters mal erkältet? Hat er Antibiotika bekommen? Wurde er auf Allergien durchgecheckt (zumindest ein Pricktest auf Pollen zwecks Identifizierung von Kreuzallergien zu gewissen Nahrungsmitteln)?


    Ich kann hier nur ein Beispiel von dem geben, was mir selbst passiert ist. Ich war selber sehr sportlich (Leistungsturnen) und bekam gegen Ende der Pubertät plötzlich Probleme mit dem Gewicht, es ging stetig nach oben und war diätmäßig absolut nicht zu beeinflussen. Fast gleichzeitig begannen Schmerzen in den Fußgelenken und in den Lendenwirbeln.
    Auch bei mir wurde das auf das steigende Gewicht geschoben und ich bekam Einlagen bzw. Schuhe mit Spezial-Fußbett.
    Heute weiß ich, daß mein Darm durch die Antibiotika gelitten hat, dieses Allergien nach sich zog und diese wiederum Muskelbeschwerden(=Gelenkschmerzen) und eine Gewichtszunahme auslösten.
    Das Gewicht war nur das Symptom - nur hat das damals niemand erkannt.
    Da Du bereits geschrieben hast, daß Du selber Brötchen backst. Das ist der perfekte Ansatzpunkt :) Nur solltest Du Dein Augenmerk vom Fett auf die Zusatzstoffe in der Nahrung lenken und z.B. auf industrielle Zutaten wie Halbfettbutter und Fertigbackmischungen verzichten.
    Ich sage nicht, daß es funktionieren wird, aber schlimmer kann es dadurch keinesfalls werden. Falls die Gewichtszunahme dadurch erstmal gestoppt wird, wäre das ein erster Erfolg und ein Hinweis auf die möglichen Ursachen.


    Eine Reduktionsdiät in diesem Alter (egal von wem dieser Wunsch letzendlich kommt) legt meistens nur den Grundstein für einen massiven Jojo-Effekt. Das wird durch viele Erfahrungsberichte in diesem Forum bestätigt.


    Michaela

  • Hallo Flamingo,


    ich habe deinen beitrag gelesen und musste dir einfach antworten. Ich selbst habe eine Kur in Bad Orb gemacht und es war dort sehr gut! Aber nachdem was ich gelesen habe hält sich dein Sohn schon längst an die Dinge die man in Bad Orb beigebracht bekommt, was minderwertige bemerkungen angeht sollte sich dein Sohn mal hinstellen und sich das verbitten! Es kann nicht sein das er sich solche Kommentare anhören muss, nur muss er selbst den dreh bekommen und klar sagen das es seine sache ist, wie er isst. Noch etwas ist mir aufgefallen, bei dir dreht sich jeder zweite Satz ums Essen, in der Kur in der ich war, war es zum beispiel erlaubt jeden Tag einen Rigel Schokoladen zu Essen (oder was anderes). Wenn er nur zu besonderen ANLÄSSEN Schokolade darf liegt es sehr nahe das er auch mal heimlich welche isst (ich kenne das: Meine Mutter nascht hin und wieder Milchmädchen *gezuckerte Kondenzmilch* und weil das immer das Heiligste war habe ich sie mir heimlich gekauft und gefuttert und ich mag das Zug nicht mal). Du siehst Kinder denken oft: Was Mutter nicht weis macht sie nicht heiß. Ich kann mir vorstellen das dein Sohn sich ganz schön unter druck fühlt weil du so stark darauf achtest, ich war mit 13 sehr viel Dicker und wenn ich ehrlich bin: ich habe nicht in Traum an Diät gedacht, das hat mir nur immer wieder meine Familie gesagt und als man mir vorgeschrieben hat was ich wann Essen darf wurde es nur schlimmer. Ich fing an Essen zu stibitzen und mich beim Essen zu verstecken, so das ich noch Heute (obwohl mein Selbstbewusstsein viel stärker ist) oft Probleme habe in der öffentlichkeit zu Essen oder wenn mir jemand zu sieht. Mann kommt sich vor als würde man etwas falsches tun, weil man ja etwas isst was eigentlich 'verboten' ist und das sollte nicht sein. Aber das ist nur meine Meinung.

  • Zitat von flamingo

    Trotzdem! Sein Wunsch nach weniger Gewicht ist da, trotzdem dass er zu Hause immer wieder Rückhalt bekommt. Er ist ein attraktiver Junge, keine Frage. Trotzdem ist sein BMI zu hoch und laut der Perzentilen liegt er knapp am Adipositas Bereich.


    Ich hab nicht allzuviel Ahnung vom BMI und der Adipositasdiagnose bei Kindern, kann mich mal jemand aufklären? Wenn ich das richtig verstehe, bedeutet doch "laut der Perzentilen liegt er knapp am Adipositas Bereich", dass hier die Gesamtheit aller Kinder eines Jahrganges in einen Topf geworfen werden und Adipositas hat dann ein vorher festgelegter Prozentsatz aller Kinder, also z.B. die 5% mit dem höchsten BMI/höchsten Gewicht, unabhängig davon, welchen absoluten Wert der BMI/das Gewicht hat. D.h. die Diagnose wird nicht anhand absoluter Zahlen gestellt, sondern aufgrund der Gewichtsverteilung innerhalb eines Jahrganges. Bitte korrigiert mich, wenn ich das falsch sehe.


    LG
    Bastian

  • Ich sehe schon, liebe Flamingo, dass du dich sorgst. Allerdings frage ich mich schon auch, ob diese Sorge wirklich in diesem Ausmaß berechtigt ist.Wenn ein Kind sich selbst zu dick findet, dann frage ich mich, zu dick WOFÜR? Also anders gesagt: Sind die Probleme und Einschränkungen wirklich so groß, dass eine Gewichtsreduktion unbedingt nötig ist?


    Ich frage, weil die Diätversuche oft genug mehr Probleme schaffen als sie lösen. Nicht nur, dass man nach Diäten gern mal mehr wieder zunimmt, als man vorher abgenommen hat, diese fast zwanghafte Beschäftigung mit Essen und Fett- und Kaloriengehalten kann auch der erste Ansatzpunkt für eine Essstörung werden. Und für eine so verantwortungslose Mutter, die das in Kauf nimmt, solange sie nur kein dickes Kind hat, halte ich dich nicht.

    Also, frag dich selbst und frage auch deinen Sohn: Wie sehr schränkt ihn das Gewicht ein? Hat er wirklich Schäden an den Gelenken bzw. sind diese bei 10 kg Übergewicht ernsthaft zu befürchten, oder lässt du dich von Hobbydiätern kopfscheu machen? Gibt es gesundheitliche Probleme oder passt dein Junior nur nicht in die Statistik?

    Wenn er körperlich nicht unter seinem Gewicht leidet und das, realistisch betrachtet, auch nicht wahrscheinlich ist, dann würde ich mir sehr genau überlegen, ob ich ihn diäten lasse. Der Leidensweg, der durch Diät beschritten werden kann, kann tausendmal schmerzhafter sein als es zehn Kilo überm Soll je wären.

  • Hallo Flamingo,
    erstmal finde ich es wirklich toll, dass Du Dir wirklich(!) Gedanken über das Verhalten bzw. "Leiden" Deines Sohnes machst, das tun viele Mütter solcher Kinder leider nicht und reden sich oft einiges "schön" ohne Rücksicht auf die Gefühle, die das Kind über seinen Körper und seine Umwelt hat.

    Ich nehme an, Dein Sohn leidet seelisch sehr darunter, dass er "anders" aussieht als seine Klassenkameraden etc.
    Sinn macht denke ich nur eine wirklich langfristig angelegte Therapie, falls sein Übergewicht am Ess- und Freizeitverhalten liegt. Ich glaub Kliniken wie "INSULA" (gibt auch andere genauso gute), die auch nach der Entlassung noch weiterbetreuen und wo Dein Sohn mit anderen Kindern,die das gleiche Problem ahben, wieder Freude an Bewegung und Selbstwertgefühl erhält (mir fällt da in NRW als ambulante Möglichkeit zu langsamem Normalisieren des Essverhaltens und Freizeitverhaltens von Kindern der Verein "Moby Dick" ein...) wären hilfreich.

    Wenn Dein Sohn selber eine Therapie möchte und es nicht als "Zwang" von aussen (Ärzten, Eltern) dann empfindet, denke ich, dass er gute Chancen hat, sein Essen und Gewicht dauerhaft zu normalisieren und es nicht chronsich werden zu lassen, wo dann oft der völlige soziale Rückzug, etc später hinzukommt.

  • Zitat von Maria2222

    Sinn macht denke ich nur eine wirklich langfristig angelegte Therapie, falls sein Übergewicht am Ess- und Freizeitverhalten liegt. Ich glaub Kliniken wie "INSULA" (gibt auch andere genauso gute), die auch nach der Entlassung noch weiterbetreuen und wo Dein Sohn mit anderen Kindern,die das gleiche Problem ahben, wieder Freude an Bewegung und Selbstwertgefühl erhält (mir fällt da in NRW als ambulante Möglichkeit zu langsamem Normalisieren des Essverhaltens und Freizeitverhaltens von Kindern der Verein "Moby Dick" ein...) wären hilfreich.

    Aber Maria, soweit ich sehe, ist doch sowohl sein Ess- wie auch sein Freizeitverhalten nicht nur normal, sondern geradezu vorbildlich: Kaum Süßes, wenig Bildschirme, dafür regelmäßig Sport. Und eben weil das so ist, weil es an der Lebensführung nichts zu meckern gibt und diese als "gesund" zu bezeichnen ist, frage ich mich, was eine Klinik da noch helfen könnte - außer das Kind auf eine gesundheitsgefährdenede 800 kcal. Diät zu setzen.

  • Minervsa,meines Wissens wird man in Kliniken wie Roseneck oder insula nicht auf 800 Kalorien gesetzt sondern z.B. in Roseneck auf 2.000 bis 2.500. Insula mein ich mich aus einem Fernsehbeitrag an 1.200 oder 1.600 zu erinnern..

    Es soll ja gerade keine(!) weitere Diät gemacht werden, sondern lediglich das "Benutzen" des Essens für seelische Zwecke"verlernt" werden.

    Auch glaub ich nicht, dass man als Mutter wirklich das Essverhalten und damit5 die Kalorienaufnahme seines Kindes voll mitbekommt oder auch nur ehrlich gesagt bekommt - meine Mutter hat überhaupt nix gecheckt, die Süssigkeiten für verborgene Essgelage hab ich teilweise geklaut damals und um "unüberwachte Zeit" fürs Fressen zu haben, hab ich Schulstunden geschwänzt, etc....

    Von daher würd ich am ehesten wohl das Kind alleine(!) mit einem Facharzt für Psychotherapie oder Kindertherapeuten einige Zeit sprechen lassen und wenn sich da rauskristallisiert, dass etwas schief läuft, das Kind mit entscheiden lassen ob und was es machen möchte...

  • Zitat von Maria2222

    Es soll ja gerade keine(!) weitere Diät gemacht werden, sondern lediglich das "Benutzen" des Essens für seelische Zwecke"verlernt" werden.

    Was lässt Dich so sicher sein, dass Essen für seelische Zwecke benutzt wird? Natürlich kann das sein, natürlich kann das Kind heimlich und an den fettarmen Mahlzeiten vorbei Kompensationsfuttern betreiben, und natürlich sollte man auch das abklären (lassen), aber davon von vornherein auszugehen und auf Verdacht hin gleich mal diverse Kliniken zu bemühen, das scheint mir nicht angezeigt.

    Ich finde nach wie vor, dass, wenn das Kind körperlich und seelisch gesund ist und voraussichtlich bleiben wird, und wenn die Lebensführung keinen Grund zur Sorge bietet, kein Anlass besteht für irgendwelche Klinikaufenthalte, Abnehmkuren und Diätversuche.

  • Hallo ihr Lieben,

    vielen Dank für die zahlreichen Antworten! Ja, die helfen mir wirklich weiter!
    Die Idee mit Allergie etc. werde ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen. Mein Sohn ist ein sehr robustes, gesundes Kind. Außer Bronchitis in den Kleinkindjahren bis Schulanfang hatte er eigentlich nur die üblichen Ki-Krankheiten und mal ´ne Erkältung. Antibiotika hat er höchstens 2x bekommen in seinem bisherigen Leben.

    Tja, ich verstehe auch die psychologisierten Einwände. Aber ich bin nicht bereit wegzuschauen und immer wieder zu sagen "das wächst sich schon raus". Wahrscheinlich tut es das auch. Aber trotzdem ist das Problem für ihn da!

    Und vielleicht denkt ihr nochmal ein bisschen darüber nach. Aber eine Diät hat mein Sohn noch nie gemacht. Unsere Familie hat komplett die Ernährungsgewohnheiten umgestellt! Wir zählen keine Punkte, keine Kalorien oder sonstiges. Nur nochmal zur Klarstellung, da dauernd von Diät gesprochen wird.

    Süßigkeiten gibt es bei uns, auch das nochmal zur Klarstellung. Meistens Weingummi o.ä , Schokolinsen oder Negerküsse anstelle von Schokolade. Auch low fat Schokoriegel gibt es, z.B. Milky Way.

    Ich selber esse gerne und empfinde es auch als Genuss. Ich gehe gerne Essen und lege Wert auf gemeinsame Familienmahlzeiten. Auch ich stopfe mich manchmal unkontrolliert mit irgendeinem Unsinn voll. Na und? Die Vorstellung, dass mein Sohn unter Dauerverzicht leiden müsste, wäre mir unerträglich.

    Ich habe schon oft von dicken Erwachsenen den Satz gehört "hätte mir damals nur jemand geholfen...hätte ich gewusst, dass ich nicht fett war, sondern nur pummelig, dann hätte ich da was getan... keiner wollte wahr haben, wie ich mich fühlte, immer die schönredenden Sätze wie: der ist etwas kräftiger, das wächst sich raus, na er fühlt sich doch wohl" usw. usw. usw.

    Natürlich sehe ich, dass mein Sohn noch einiges an Wachstum vor sich hat. Ich würde mich freuen, wenn er ohne Gewichtszunahme größer werden kann (und in spätestens 10 cm dann auch gelichmäßig zunimmt).

    Das mit der Allergie werde ich im Blick halten. Ob unsere Ki-Ärztin kompetent genug ist? Ich hoffe schon. Woran kann ich mich denn noch alternativ wenden?

    Danke auch für den Zuspruch auf den Wunsch meines Sohnes einzugehen. Zwischendurch kam ich mir schon wie eine Rabenmutter vor!

    Gruß flamingo

  • Noch ein Wort zur psychischen Seite, da mir grade wieder ein Stelle aus den Büchern von U.Pollmer einfällt.
    Es fällt auf, daß in eurer Familie extrem auf das Fett geachtet wird. Nur macht Fett nicht (nur) fett. Fett stellt sicher, daß z.B. bestimmte Hormone gebildet werden können und noch viele andere Dinge, die im Stoffwechsel unverzichtbar sind.
    Wenn Du Pollmer bisher noch nicht kennst, dann besorge Dir mal das "Lexikon der populären Ernährungsirrtümer".
    Dort werden u.a. Studien zum Fettkonsum zitiert. Und zwar besagen diese, daß Fettmangel bei den Versuchskandidaten (diese bekamen nur die Hälfte der täglichen Fettmenge einer Vergleichsgruppe) erhöhten emotionalen Streß (Aggressivität etc) ausgelöst hat.
    Das wäre interessant zu beachten hinsichtlich der anscheinend depressiven Phase, in der sich dein Sohn befindet. Grade jetzt, wo nicht nur Wachstum sondern auch die Pubertät ansteht, ist ein funktionierender Hormonhaushalt doch extrem wichtig.
    Und es sind immer die kleinen Dinge, die die allergrößten Folgen haben, weil man sie so leicht übersieht.


    Michaela

  • Zitat von flamingo

    Ich habe schon oft von dicken Erwachsenen den Satz gehört "hätte mir damals nur jemand geholfen...hätte ich gewusst, dass ich nicht fett war, sondern nur pummelig, dann hätte ich da was getan... keiner wollte wahr haben, wie ich mich fühlte, immer die schönredenden Sätze wie: der ist etwas kräftiger, das wächst sich raus, na er fühlt sich doch wohl" usw. usw. usw.

    Mein Satz würde anders lauten. So in etwa: Hätte man mir doch bloß vermittelt, dass sich meine Wert als Mensch nicht an der Zahl auf der Waage festmacht! Hätte man mich bloß nie getrieben und angehalten, auf mein Gewicht zu achten. Hätte man nur zugelassen, dass ich ein entspanntes Verhältnis zum Essen und zu mir selbst behalte - ich wäre nicht nur glücklicher, sondern auch leichter.

    Wir sprechen eben alle nur aus unseren Erfahrungen. Die Erfahrung des kontrollierten Essens und dass ich gelernt habe, meinen Körper als meinen Feind zu betrachten, war für mich fatal.

  • Hallo Flamingo,


    auch ich kann aufgrund meiner Erfahrungen nur sagen:
    Hätten sie mich nur "normal Essen lassen" - nicht so sehr weil ich anschließend dicker wurde, sondern weil mich das "hungern in der Kindheit" wirklich "krank gemacht hat" - natürlich war es nicht nur das was mich langfristig krank gemacht hat, aber es hat sehr dazu beigetragen.... ich hatte am anfang vielleicht 1-2 Kilo zuviel, ne weile dann sogar "untergewicht" und irgendwann war es dann vergleichbar wie bei deinem Sohn (aber da kam ich schon ins Teeniealter) und hätte man mich da gelassen wie ich war (mehr wurde es ja dann erst durch cortison) wäre ich heute nicht so krank wie ich es bin.


    Aber - meine Geschichte ist ganz anders gelagert wie die deines Sohnes.


    Ich würde dir genauso wie Michaela raten mal zu checken ob es da nicht wirklich andere Ursachen gibt.


    Ansonsten denke ich schon aus deinen Zeilen zu lesen das es dir um das Wohl deines Sohnes geht und ich denke das zeigt das du es richtig machst. Denn das ist doch das wichtigste ;)


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Hallo,


    da ich mit 20 noch nicht so weit davon entfernt bin, wollte ich auch mal was dazu sagen.
    Ich war ab Schulbeginn (Ganztagsschule mit Schulessen) pummelig.
    Ich hatte mir ein falsches Essverhalten angewöhnt und zwar nicht zuviel, sondern wann. Ich mochte nicht frühstücken, hab mittags kaum gegessen und dafür dann später abends, wenn die Familie wieder beisammen war.
    Anfangs hat auch jeder gesagt, wächst sich wieder aus, nur die Ärzte haben gemeckert. Einer meinte sogar, die chronische Bronchitis, die er übersehen hatte, käme vom "Übergewicht".
    Dann wurde eine Kinderkur angestrebt. (Ich war in Bad Kösen, gib deinen Sohn bloß nie da hin)
    4 Wochen Aufenthalt: Reduktion auf 1000 Kalorien pro Tag, dafür Knäckebrot rationiert (2 Scheiben + 1 Sch. Käse morgens, das gleiche abends), zum Mittag gab es Süßspeisen wie Milchreis, Grießbrei (damit kann man mich jagen), aber ohne Zucker bzw. mit Süßstoff. Dann das Verbot irgendetwas anderes zu dir zu nehmen.
    Das Mittagessen hab ich grundsätzlich nicht gegessen, d.h. ich war dann so bei 600 Kal.
    Nach 3 Wochen bin ich nachm Viertelstück Pizza zum Reihern aufs Klo gerannt, weil mein Magen nichts mehr vertragen hat.
    Endergebnis: 4kg waren runter und fortan ging es dank dem lieben Jojo-Effekt richtig schön hoch.
    Da das bei mir auch noch mit dem Beginn der Pubertät einherlief, hat sich dann noch ne Hormonstörung rausgebildet, die unbehandelt ihr übriges tat. In den letzten 1 1/2 Jahren habe ich es geschafft nicht mehr zuzunehmen und um 3-4 kg zu reduzieren, aber bei dieser Schwelle blieb es dann auch, egal was ich an Sport mache.


    Was mir dann zu deinem Sohn noch einfällt: Du sagst, dein Sohn macht viel Sport und hat einen festen Bauch. Muskeln sind schwerer als Fett, d.h. wenn er recht muskulös und kräftiger ist, dann hat er vielleicht einfach schwere Knochen und viel Muskelgewebe, und jede Erhöhung der sportlichen Aktivität bringt mehr Muskeln und mehr Gewicht.


    Gruß,
    kroellebora

  • Hallo,
    vielen Dank. Ja, genau davor habe ich eben auch Angst. Ich möchte auf keinen Fall, dass mein Sohn auf irgendeine unsinnige 1000 kcal Diät gesetzt wird. Das kann nicht Sinn der Sache sein!
    Ich werde nun erst einmal abwarten, ob er die Bewilligung bekommt. Sie müsste täglich eintreffen. Oder eben eine Ablehnung. Vielleicht wäre auch das ein Wink des Schicksals???!!! Ist schon schwierig, alles zu bedenken. Ich werde nun abwarten und hören, welche Klinik vorgeschlagen wird.

    Gruß an alle, flamingo

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