Wieviele Stunden Arbeit sind vertretbar?

  • Hallo,
    ich weiß gar nicht wo ich genau anfangen soll.
    Mein Freund hat vor kurzem seine Lehre im Einzelhandel beendet und fängt demnächst mit seinem Fachwirt an. Alles betrieblich.
    Jetzt wurde er in eine Filliale versetzt die 85km von unserer Wohnung entfernt ist aber wurde mit einer kleinen "Beförderung" belohnt. *hust
    Das in diesem Berufsfeld mit "Mehrarbeit" zu rechnen ist (ja, nicht nur in diesem) ist ja kein Geheimnis mehr, er hat auch schon immer länger gearbeitet.
    Der Hammer ist aber, dass von ihm 16!!! Stunden Arbeit täglich erwartet werden (6-22 uhr), ohne Ausgleich oder gar Bezahlung.
    Sprich er ist täglich 19 Std nur für die Arbeit da.
    Er kommt völlig fertig nach Hause, schläft 3 Stunden und fährt wieder los. Wir haben keinerlei Familienleben oder gar Freizeitaktivitäten mehr, unseren Sohn sieht er nur noch schlafend.
    Das kann es doch nicht sein, oder?
    Er hat das auch schon bei dem Chef seines Chefes angesprochen, der daraufhin nur gemeckert hat warum er nur 5 Tage die Woche gearbeitet hat und, dass das halt so sei.
    Er arbeitet für eine große Supermarktkette die sich auch noch als wahnsinnig familienfreundlich darstellt, ich bin nur noch fassungslos.


    Können wir irgendwas machen (ohne dass er seinen Job verliert natürlich)? Natürlich kann man auf sein Recht pochen oder mit Gesetzen winken..aber was kann man wirklich tun? :confused:

  • Hallo Weisse Maus


    leider ist das im Einzelhandel so, wer Karriere machen möchte muß das zeigen was sie so gerne Geschäftsinteresse nennen. - Machen kann man meist wenig, klar der Betriebsrat könnte vielleicht helfen, aber dann ists meist mit der Karriere vorbei.


    Ich habe jahrelang im Supermarkt geschuftet, wollte auch nach der Ausbildung eigentlich Karriere machen, aber als Frau war mir der Preis dafür einfach zu hoch. Nur drei Stunden Schlaf jede Nacht ist aber auf gar keinen Fall machbbar auf Dauer.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • es gibt gesetzliche regelungen, und die haben auch die einzuhalten. wenn betriebsrat und gewerkschaft nicht helfen, dann ein anwalt.

    und selbst wenn er seinen job verliert... was für ein job soll das bitte sein? will er das wirklich so weitermachen auf dauer? dann ist ihm auch nicht zu helfen.

  • morgääähhhn..
    ich schließe mich mal mollycrossy an. was nützt der beste job, wenn dafür vom leben nichts mehr übrig bleibt? ich würde mich mit allen mitteln wehren.

    lg

  • Das was passieren muss ist uns auch klar, aber Hartz4 ist da keine Alternative.


    Trotzdem Danke für die Antworten, man ist echt fertig und fassungslos an 5 Tagen die Woche.
    Eigentlich arbeitet man ja um zu Leben und lebt nicht für die Arbeit, aber die Zeiten sind wohl vorbei..

  • Hartz4 ist sicher keine aussichtsreiche Alternative, aber wenn er ja eine abgeschlossene Ausbildung hat, kann er ja vielleicht mit der in einem anderen Betrieb einen "normalen" Job machen.

    Für den Triumph des Bösen reicht es,
    wenn die Guten nichts tun.

    (Edmund Burke, 1729-1797)

  • Hi :)

    Man muss ja nichts überstürzen, aber ich würde einfach ab sofort schon einmal die Suche nach etwas Neuem starten (auch wenn es bei dem stressigen/langem Tag schwer fällt). Es ist immer etwas anderes etwas freiwillig zu suchen anstatt später suchen zu müssen. So hat man die Geschehnisse selber besser im Griff. Man kann reagieren statt zu reagieren. Man muss ja nicht gleich kündigen sondern wie gesagt einfach parallel anfangen zu suchen. Am Wochenende 2-3 Stunden können für den Anfang ja schon reichen.

    Ciao
    Nobby :)

  • Na vielleicht hilft ja auch wenn man dem Arbeitgeber mal das Arbeitszeitgesetz zeigt:
    Die Werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf 8 Stunden täglich nicht überschreiten. Sie kann auf 10 Stunden verlängert werden, wenn innerhalb von 6 Kalendermonaten im Durchschnitt 8 Stunden nicht überschritten werden.
    Ausnahmen muss das Gewerbeaufsichtsamt genehmigen.


    Überstunden müssen bezahlt werden, wenn sie nicht in Freizeit abgegolten werden.


    Die Arbeitnehmer müssen nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden haben.


    Ansonsten kann das Gewerbeaufsichtsamt da einschreiten, wenn es informiert wird. Das wird dann nicht billig für den Arbeitgeber.


    Natürlich ist das alles Theorie, in der Praxis wäre da schnell ein Kündigungsgrund vom Chef gefunden.


    Ich würde mich schnellstens bei anderen Firmen bewerben, schauen, dass ich meine Mehrstunden irgendwie dokumentiert bekomme und sie dann beim Jobwechsel einklagen. Das wurde schon von anderen Leuten erfolgreich praktiziert. Wichtig ist dabei, dass man nachweisen kann so viele Stunden unentgeltlich gearbeitet zu haben.
    Eine Anzeige beim Gewerbeaufsichtsamt wegen der diversen Gesetzesverstöße hilft dann evtl. den Kollegen, die ja wohl auch unentgeltlich viele Stunden einbringen.

  • Ansonsten kann das Gewerbeaufsichtsamt da einschreiten, wenn es informiert wird. Das wird dann nicht billig für den Arbeitgeber.


    Da habe ich ehrlich schon drüber nachgedacht, kann man das nicht auch anonym machen?
    Natürlich könnte es immer noch irgendwie auf ihn zurückgeführt werden, allerdings denke ich, dass es nicht so einfach wird einen Grund zu finden ihm zu kündigen.
    Ich habe sogar schon mal drüber nachgedacht unsere Lokalzeitung anzuschreiben, die haben ja eh wenig spannendes zu drucken. ;)

  • Da habe ich ehrlich schon drüber nachgedacht, kann man das nicht auch anonym machen?
    Natürlich könnte es immer noch irgendwie auf ihn zurückgeführt werden, allerdings denke ich, dass es nicht so einfach wird einen Grund zu finden ihm zu kündigen.
    Ich habe sogar schon mal drüber nachgedacht unsere Lokalzeitung anzuschreiben, die haben ja eh wenig spannendes zu drucken. ;)


    nun frägt sich natürlich, ab das alles nur Deine Überlegungen sind, oder ob Dein Partner auchz.B. die Lokalzeitung benachrichtigen würde.


    Er hat einen extrem langen Weg in die Arbeit, das frisst ja schon viel Zeit. Wär hier nicht mal zu überlegen, den Wohnort zum Arbeitsort zu verlegen?


    Im Moment würd ich versuchen ihm den Rücken frei zu halten und ihm auch keine Vorwürfe machen, dass er zuwenig Zeit über hat.
    Karriere kostet auch Familie

  • Hallo Weisse Maus


    sei dir nicht zu sicher, was seinen Job angeht. Wenn du an die Presse gehst, wird er seinen Job auf jeden Fall verlieren, auf die ein oder andere Weise. Ich wäre damit vorsichtig, gerade im Einzelhandel sind sie nicht zimperlich, wenn es darum geht unliebsame Mitarbeiter lozuwerden. Es reicht ihm eine unbezahlte Schachtel Zigaretten in die Jacke zu stecken, Diebstahl führt auf jeden Fall zur Kündigung und macht die Jobsuche danach fast unmöglich.


    Was die Gewerbeaufsicht angeht, bin ich ebenso kritsch eingestellt. Der Arbeitgeber wird behaupten, daß er die Stunden freiwillig macht, er sagt, sie sind angeordnet. Di Frage ist, wem gegelaubt wird. Auch nach einer solchen Meldung besteht natürlich die Gefahr, daß er seine Papiere bekommen wird. Wie gesagt, der Einzelhandel ist nicht zimperlich.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • .


    Er hat einen extrem langen Weg in die Arbeit, das frisst ja schon viel Zeit. Wär hier nicht mal zu überlegen, den Wohnort zum Arbeitsort zu verlegen?


    Er wurde während der letzten 2 Jahre 3x versetzt und es steht auch schon fest, dass er nicht ewig dort bleibt wo er jetzt ist. Deswegen gestaltet sich ein Umzug eher schwierig zumal unser Sohn jetzt endlich nach 2-3 Jahren Wartezeit einen Kiga-Platz bekommen hat.
    Vor der Einschulung wollen wir auf jeden Fall noch etwas zentraler ziehen aber jetzt das letzte Kindergartenjahr muss der Kleine mitnehmen.


    Das mit der Zeitung war nicht wirklich ernst gemeint, deswegen der --> ;)! :)


    Und zu Mendi: Er würde sich im Leben nichts unbezahltes in die Taschen stecken, nicht mal um es durch den Laden zu transportieren. Aber ich weiß worauf du hinaus willst.


    Es ist eine verzwickte Situation aus der wir einfach keinen Ausweg finden.Vor allem geht es ihm allmählich wirklich an die Substanz (wer schafft das schon auf Dauer) und das macht mir Sorgen.

  • Und zu Mendi: Er würde sich im Leben nichts unbezahltes in die Taschen stecken, nicht mal um es durch den Laden zu transportieren. Aber ich weiß worauf du hinaus willst.


    Das hoffe ich, klar, daß er nichts mitnimmt, aber es könnte ihm jemand etwas zustecken, ohne das er es merkt. Im Einzelkhandel ist das echt keine Seltenheit.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

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