Selbstmord/Suizid/Freitod

  • Zitat von sombra_blanca

    Nun, eins noch:
    Sind wir nicht alle in bisschen.... "bekloppt"?

    Ich glaube nämlich - wie jemand schon schrieb-, dass JEDER irgendwann einmal an Selbstmord denkt - unabhängig davon, ob er nun wirklich sterben will oder nicht.


    *mal zustimmend nickt*

  • Zitat


    Edit von Na_Ich: Du hast Dich zu diesem Thema noch in keinster Weise geäußert. Findest Du nicht, dass Du dann auch solche Kommentare unterlassen könntest?


    NEIN finde ich nicht !!!

    btw. noch leb ich in deutschland und da lass ich mir weder von dir noch von sonst jemand sagen was ich zu meinen habe oder nicht!!!

    und wenn man lesen kann da weiß man das auch dieser kommentar etwas über meine meinung ausgesagt hat

  • @Mari: Deine letzte Postings haben mich schon sehr erschrocken, jedoch glaube ich, dass sich bei Dir viel Wut auf Deinen Neffen breit gemacht hat. Immerhin bist Du ja dienige, die die Trauer und Verzweiflung seiner Mutter (Deiner Schwester) live und in Farbe miterlebst. Ich kann diese Wut verstehen und ich denke, dass hier bereits Verzweiflung aus Dir spricht. Du "musst" helfen, weißt keinen Rat und trotzdem wird Dir sicherlich immer wieder die Frage gestellt, warum er das getan hat.


    Niemand erwartet hier von Dir, dass Du eine Antwort weißt und die Lösung parat hast. Ich persönlich denke, dass Du und Deine Schwester Euch hier dringend Hilfe suchen müsst. Den Tod verarbeiten ist eine Sache. Tod aufgrund Selbstmord zu verarbeiten ist eine andere und sollte m.E. nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

    *dichmalliebdrück*

    Trauer, Wut und Verzweiflung liegen immer nahe beieinander. Rauslassen ist gut!

  • Zitat von ®*~*bine*~*®

    noch leb ich in deutschland und da lass ich mir weder von dir noch von sonst jemand sagen was ich zu meinen habe oder nicht!!!


    Deine Meinung kannst du gerne haben.
    Ob sie hier toleriert wird, ist eine andere Frage.


    Pressefreiheit heißt zB ja gerade nicht, dass jede Zeitung verpflichtet ist, jede Meinung abzudrucken.

    If the doors of perception were cleaned everything would appear to man as it is, infinite.
    (William Blake)

  • Zitat von ®*~*bine*~*®

    NEIN finde ich nicht !!!


    btw. noch leb ich in deutschland und da lass ich mir weder von dir noch von sonst jemand sagen was ich zu meinen habe oder nicht!!!

    und wenn man lesen kann da weiß man das auch dieser kommentar etwas über meine meinung ausgesagt hat

    Fein - allerdings wirst du dich in diesem Forum an die Regeln, an die Netiquette und an die Anweisung der Moderatoren halten, wenn du weiterhin daran teilnehmen möchtest.

    Pandora

  • Zitat von Pandora

    Himmel, wem sagst du das, sombra_blanca!? :rolleyes:
    Allein wenn ich daran denke, als meine erste Liebe den Bach runterging... oje, ich wollte auch nur noch sterben. Liebeskummer (für den ein oder anderen sicher nur eine Lapalie;) ) kann nämlich ganz schön wehtun. Von einem Suizidversuch war ich damals gar nicht mehr so weit entfernt.:cool:

    Liebe Grüße
    Pandora


    Hi,
    ich war schon mal angemeldet (als Sweetie), hab aber leider mein Kennwort vergessen und die E-Mail Adresse, unter der ich mich damals angemeldet habe, existiert nicht mehr. Ab und zu schau ich aber immer noch rein, sonst eigentlich um zu lesen, heute möcht ich aber auch mal wieder was beitragen.

    Vor allem, weil ich mich durch deine Worte so angesprochen gefühlt hab, Pandora. Liebeskummer ist nur für jene Leute eine Lappalie, die ihn noch nicht in voller Härte mitgemacht haben! Ich kann das einfach nicht verstehen, warum das oft so abgetan, nicht Ernst genommen wird! Aus Erfahrung gesprochen gab es in meinem Leben bisher nichts, NICHTS, was mich vergleichbar unglücklich gemacht hätte wie das Ende meiner 5-jährigen Beziehung. Ich wollte mich zwar nicht umbringen, hab aber oft einfach nicht gewußt, wie ich die Tage, Stunden, Minuten über die Runden bringen soll. Ich hatte zumindest noch liebe Menschen an meiner Seite, die mich nicht alleine gelassen haben. Wenn ich in dieser Situation alleine da gestanden wäre, könnte ich nicht sagen, was geschehen wäre...

    Aus diesem Grund würde ich jemanden, der im Suizid den letzten Ausweg sieht, nie verurteilen! Niemand macht das einfach nur so aus Spass, oder aus einer Laune heraus, oder aus Flucht vor Lappalien. Die Verzweiflung muss einfach riesengroß sein und deshalb tut mir jeder einzelne von ihnen furchtbar leid.

    Liebe Grüße,
    Morcheeba

  • Zitat von netterMensch

    Ärger rauslassen seiner Wut Raum geben ist kontrproduktiv. Wenn diese These Wahr wäre, müßten ja diejenigen, welche ständig Wutausbrüche haben die ausgeglichensten Menschen sein und ein richtiger Choleriker auf Wolke 7 leben.

    Das ist insofern nicht ganz richtig, als daß es einen großen Unterschied gibt zwischen jemandem, der cholerisch ist und häufig Wutanfälle hat und jemandem, der gelegentlich mit der Faust auf dem Tisch haut, weil er sich ärgert.

    Ein sog. Choleriker leidet oftmals an einer sehr niedrigen Frustrationsschwelle. Dies bringt eben Wutanfälle mit sich, da er nur schwer in der Lage ist, Streß zu kompensieren. So jemand dürfte z.B. nicht Kampfpilot werden, weil er in der Luft unter dem Streß eines Einsatzes schlicht ausflippen würde. Deswegen wird so etwas auch vorher getestet.

    Jemand, der wütend ist und, um beim Bild zu bleiben, mit der Faust auf den Tisch haut, verleiht seiner (kurzzeitigen) Wut lediglich einen körperlichen Ausdruck.

    Anders sieht es aus bei jemandem, der z.B. über lange Zeit schlimme Dinge erlebte, denen er nur mit einer gewissen Ohnmacht begegnen konnte. Das sind Menschen wie Mobbingopfer, Personen, die in ihrer Kindheit verschiedenste negative Erfahrungen gemacht haben (z.B. körperliche oder sexuelle Gewalt), usw. Das unvermögen, die aufgestaute Wut herauszulassen hat eine sehr schädigende Wirkung auf Körper und Seele. Die Aufgabe eines Therapeuten ist es, diese Wut entweichen zu lassen, mit den verschiedensten Methoden. Es gibt tatsächlich Menschen, die gehen unter dem Beisein des Therapeuten eine Stunde lang mit Tränen in den Augen, Schlägen, Tritten und wüstesten Beschimpfungen auf Sandsäcke los, um die über Jahre aufgestaute Wut loszuwerden. Und es hat geholfen. Kein Humbug, ich weiß es aus erster Hand.

  • Zitat von gittal

    Wenn ich unter dem Aspekt drüber nachdenke gibt´s vielleicht gar keinen der wirklich psychisch krank ist. Weil alles seine guten Gründe hat. l

    Zitat von gittal

    Da hab ich mich vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt.


    Ich stimme Dir vorbehaltlos zu ! :p

  • eben!


    Und das bedeutet, dass wir alle Anspruch darauf haben, mit unserer Grundhaltung akzeptiert zu werden!


    Ich gehe davon aus, dass keiner das Recht hat, Leben zu nehmen! Bedeutet, dass ich auch letztlich keine Gründe für die Rechtfertigung der Selbsttötung finde....dafür ist das Leben ein zu hoher Wert!


    Bedeutet - und ich wiederhole es nocheinmal! - dass ich Selbstmordkandidaten zur Not auch gegen ihren Willen vor sich selbst schütze - notfalls die Zwangseinweisung für einen Freund, der sich mir mit seinen Plänen anvertraut hat - alles Andere wäre unterlassene Hilfeleistung!


    stübbken

  • Ich bin lange um dieses Thema gekreist, hab immer wieder mitgelesen - nun versuch ich's mal mit einem eigenen Beitrag.


    Zu mir selbst muß ich sagen, dass ich noch nie Suizidgedanken hatte. Ich hatte schon oft Phasen, wo ich nicht mehr wußte, WIE es weitergehen sollte (sei es nun nach meiner Vergewaltigung damals oder nach anderen schweren Lebenskrisen), aber nie kam mir der Gedanke, mein Leben zu beenden.
    Dabei ist es nicht so, dass ich Angst vor dem Tod hätte - ich hab schon viele Menschen sterben sehen und dabei den Schrecken davor verloren, es gehört für mich einfach zum Leben dazu.
    Aber ich käme nicht auf die Idee, mein Leben selbst zu beenden.

    Andererseits verurteile ich niemanden, der so handelt - aus welchem Grund auch immer.
    Ich frage mich eher, was ich hätte tun können, damit es nicht soweit kommt.
    Und da sehe ich eben schon Schwierigkeiten.

    Nur ein kleines Beispiel:
    Ich arbeite ja (leider nur noch 4 Wochen, danach steh ich auf der Straße) in der Psychiatrie. Vor knapp zwei Wochen hat ein Patient versucht, sich das Leben zu nehmen - mit Tabletten. Ich hab ihn gefunden und er wurde "gerettet". Für ihn war es nicht der erste Versuch, er hat schon einige hinter sich. Nie "aktiv", also vor den Zug geschmissen oder aus dem Fenster gesprungen, sondern bisher in der Regel so, dass er sich ins Bett legte, nix mehr aß und trank und einfach wartete, dass er stirbt.
    Ich habe oft mit ihm darüber geredet, er ist kein dummer Mensch, sehr sympatisch, war früher selbst in der Entwicklungshilfe tätig und sozial sehr engagiert. Das alles wurde aber zunichte gemacht durch schwerste Depressionen, die sich mit manischen Phasen abwechselten (wo er ziemlich viel Mist baute, sich verschuldete usw.). Wegen der manischen Phasen brach er den Kontakt zu seiner Familie ab, um ihnen keine Sorgen mehr zu bereiten.

    Der Grund, weshalb er immer wieder versucht zu sterben, weshalb er nicht leben will, ist, dass er sich einfach nutzlos fühlt. Für ihn ist das Leben nur etwas wert, wenn er auch etwas leisten kann, wenn er "nützlich" ist. Aber selbst wenn er von seinen Depressionen geheilt würde und wieder selbstbestimmt in einer eigenen Wohnung leben könnte - dann würde er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Job mehr finden. Also würde er auch nicht mehr gebraucht.
    Ich hab so viel mit ihm geredet - aber im Prinzip konnte ich ihm darauf auch keine Antwort geben. Es IST nunmal so in unserer Gesellschaft, dass das Leistungsprinzip zählt. Und es IST so, dass bei den Millionen von Arbeitslosen niemand auf einen Menschen Mitte 50 mit kaputtem Bein wartet, um ihm einen verantwortungsvollen Job zu geben - schon gar nicht, wenn dieser Mensch jahrelang in der Psychiatrie untergebracht war.
    WIE hätte ich ihm helfen können???

    Rein theoretisch hat er ja keine großen Probleme - er hat ein Dach über dem Kopf, bekommt täglich ausreichend und schmackhaftes Essen, kriegt monatlich sein Taschengeld und muß sich um sonst nix kümmern.
    Aber wo ist für ihn der Sinn im Leben?
    Irgendwo kann ich ihn halt verstehen, dass er so nicht mehr leben will und ich bin mir auch sicher, dass er mir nicht unbedingt dankbar ist, dass ich ihn gerettet hab, aber was hätte ich tun sollen?

    Das sind so die Fragen, die mir beim Lesen des Themas durch den Kopf gegangen sind - und auf die ich immer noch keine Antwort habe.

    Darcy

    PS: Ich bin ihm übrigens nicht böse, dass er mich da mit reingezogen hat - er hat bewußt einen Tag gewählt, an dem ich Dienst hatte

  • Darcy,


    hättest Du seinen Zustand übersehen, weil Du seinen Wunsch, sein Leben zu beenden, "respektiert" hättest - würdest Du für den Rest D e i n e s Lebens an Dir zweifeln und Dich mit Schuldgefühlen quälen müssen.


    Und das halte ich bei allem gebotenen Respekt vor der Entscheidung Anderer für nicht zumutbar!


    stübbken

  • Da bin ich mir eben nicht so sicher, ob mich da Schuldgefühle gequält hätten, Stübbken :confused: . Eben weil wir so viele Gespräche hatten, weiß ich, dass er sterben will. Und ich bin mir auch sicher, dass er irgendwann einen Weg findet, es zu tun, ohne dass ihn jemand aufhalten kann.

    Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll - ich MUSSTE ihm helfen, schon allein deshalb weil es zu meinem Beruf gehört. Aber ich hab es GEGEN seinen ausdrücklichen Willen getan.
    Und nun muß ich damit leben, dass ich sein Leiden verlängere. Ob das einfacher ist als mit dem Wissen zu leben, dass er es "geschafft" hätte, wage ich zu bezweifeln.

    Ich für mich finde das Leben lebenswert, egal in welcher Form. Ich für mich gehe so weit zu sagen, auch wenn ich krank/behindert/anderweitig eingeschränkt wäre, würde ich leben wollen (gut, das sind theoretische Überlegungen, niemand weiß, wie es dann in der konkreten Situation aussieht) - für mich ist jeder Tag sinnvoll, für mich ist ein Tag schon dann schön, wenn ich morgens eine taubedeckte Blume in der Sonne glitzern sehe, wenn ich meinen Sohn in den Arm nehme, wenn ich mit meinen Tieren auf dem Sofa kuschle oder wenn ich völlig durchnäßt durch den Sommerregen laufe und mit jedem Tropfen auf der Haut spüre, dass ich lebe.

    Aber wie macht man das jemandem begreiflich, der in einer tiefen Depression steckt? Der das Leben nur dann sinnvoll findet, wenn er "nützlich" ist? Der weiß, dass er seine Pläne NIEMALS verwirklichen kann?

    Das ist es, worauf ich keine Antwort habe ...

  • Darcy,


    Du hast sein Leiden nicht verlängert - Du hast ihn daran gehindert, einen nichtwiedergutzumachenden Fehler zu begehen.


    Das Leiden macht er sich selbst, weil er nicht in der Lage ist, sich selber unter anderen als Nützlichkeitsfaktoren zu sehen. Wer weiß denn, ob es ihm nicht gelingt, andere Bewertungskriterien für sich zu entwickeln - was aber nur einem lebenden Menschen möglich ist!


    Zurzeit ist er durch seine Krankheit gehindert, eine echte Entscheidung unter Abwägung aller Für und Widers zu treffen....


    stübbken

  • Zitat

    Das Leiden macht er sich selbst

    Nö, definitiv nicht. Er ist krank - schwerst depressiv und das schon seit über 20 Jahren.

    Versteh mich nicht falsch, Stübbken, ich würde jederzeit wieder so reagieren und jemanden, der sich umbringen will, daran hindern, wenn ich dazukomme.
    Trotzdem bin ich mir sehr bewußt, dass ich dabei den Willen dieses Menschen mißachte - obwohl ich ihn respektiere.

    Das Ganze ist eine äußerst schwierige Sache für mich. Ich denke da schon seit Jahren drüber nach, ob es richtig ist, was ich tue, ob ich überhaupt das Recht habe, so sehr in das Leben anderer Menschen einzugreifen.
    Andererseits bin ich sehr engagiert gegen Abtreibung und auch dagegen, bei Wachkomapatienten die Maschinen abzustellen, wenn niemand weiß, was sie wirklich wollen.
    Aber wenn jemand so sehr sterben will - hab ich dann das Recht, ihn daran zu hindern?

    Ich weiß es einfach nicht ...

  • Noch was vergessen:


    Zitat

    Zurzeit ist er durch seine Krankheit gehindert, eine echte Entscheidung unter Abwägung aller Für und Widers zu treffen....


    Da triffst Du 'nen wunden Punkt:
    Kannst Du mir nur EIN "FÜR" nennen? Etwas, was ich ihm sagen könnte, wofür es sich lohnt zu leben? In seiner Situation - die bedeutet, dass er zeitlebens in der Psychiatrie verbringen wird, dass er nie einen eigenen Bereich (von Wohnung will ich ja mal gar nicht reden) haben wird der nur ihm gehört und nur ihm zugänglich ist, nie entscheiden kann, was und wann und ob er essen möchte, seine Wäsche nicht selbst waschen kann/darf ...
    Es fängt ja schon bei so Kleinigkeiten an - aber die machen doch auch das Leben lebenswert.

    Wir haben ja wie gesagt schon so oft miteinander geredet - aber an dem Punkt bin ich regelmäßig gescheitert :(

  • Hallo Darcy,
    ich hab heute früh schonmal versucht zu antworten, bin aber beim abschicken abgestürtzt - hatte sicher seinen Sinn das es so lief *denk*


    jetzt möchte ich dir mal konkret antworten:


    Ein Für das Leben - das ist glaube ich genau das was dieser Patient von dir sucht, eigentlich will er nicht wirklich sterben Aber weil er keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht versucht er es immer wieder - vermutlich unbewusst beabsichtigt so das es verhindert wird.
    Dieser Zwiespalt - einerseits "leben wollen" andererseits keinen "Sinn im weiterleben zu sehen" - dürfte gerade bei patienten mit chronischen Depressionen ein sehr wichiger Punkt zu sein.
    Gibt es für ihn den wirklich gar keine Alternative zur "Psychiatrie"?
    wie siehts mit betreutem Wohnheim aus? - käme das für ihn in Frage?
    dort wäre er ja auch "unter ständiger Aufsicht" (damit er keinen Mist baut - bei stimmungswechseln) und hätte trotzdem ein wenig mehr "freiraum"?


    Ich selbst habe ja das "Glück" nur an chronischer Depression zu leiden, die sich sogar auf ein relativ "akzeptables Maß" einstellen läßt, wenn ich in einer einigermaßen stabilen lebens-situation bin - nur jede Krise sorgt eben für den nächsten Absturtz...loswerden werd ich die Depression wohl nie ganz *seufz* aber immerhin kann ich noch alleine Wohnen *lächel* wobei ich das "alleinsein" durchaus auch oft genieße, die Einsamkeit jedoch fürchte - sind für mich zwei ganz unterschiedliche paar Schuhe.


    liebe Grüße,
    Cailly

  • Meine Lieben

    Zitat von Cailly


    Ein Für das Leben - das ist glaube ich genau das was dieser Patient von dir sucht, eigentlich will er nicht wirklich sterben Aber weil er keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht versucht er es immer wieder - vermutlich unbewusst beabsichtigt so das es verhindert wird.
    Dieser Zwiespalt - einerseits "leben wollen" andererseits keinen "Sinn im weiterleben zu sehen" - dürfte gerade bei patienten mit chronischen Depressionen ein sehr wichiger Punkt zu sein.

    Dieser Abschnitt hat mich sehr berührt. Meine Freundin, deren x-ter Versuch vor gut zwei Monaten geglückt ist, hat es auch immer wieder probiert, ausser bei diesem letzten Mal hat sie aber stets noch jemanden verständigt, der sie dann vom Balkon runterholen oder in die Klinik einliefern konnte. An ihrer Beerdigung waren alle ihre Freunde sicher, dass sie nicht sterben wollte bzw. dass sie das, was schliesslich passiert ist, so nicht gewollt hat. In dem Moment, als sie über die Balkonstange geklettert ist, da hat sie es allerdings gewollt, weil es für sie damals der einzige, logische und mögliche Weg war. Aber aus unserer Sicht traf natürlich folgendes zu

    Zitat von stübbken

    Zurzeit ist er durch seine Krankheit gehindert, eine echte Entscheidung unter Abwägung aller Für und Widers zu treffen....

    Weil es bei ihr so war, dass sie zwischen den Depressionen immer wieder längere bis sehr lange gute Phasen hatte, in denen sie glücklich war, arbeitete, studierte, vieles unternahm und auch leben wollte, hätte ich sie in jedem Moment immer davon abgehalten, sich das Leben zu nehmen. Nur haben sich unsere Wege an jenem Tag leider nicht gekreuzt, obwohl wir uns theoretisch hätten begegnen können (von den Örtlichkeiten her). Bei ihr konnte ich sagen, sie solle doch bitte, bitte noch ein wenig aushalten, denn es würde wieder besser werden. Was ich jemandem sagen würde, der selbst aus der Perspektive eines Aussenstehenden keine realistische Hoffnung auf Besserung hat, weiss ich auch nicht und stelle ich mir sehr schwierig vor. Aber trotzdem tendiere ich eher zur Meinung, man müsste jemandem immerhin die Chance offen lassen, sich nochmals anders zu entscheiden, wenn man schon die Möglichkeit hat.

    Liebe Grüsse,
    Laure

  • Nein Cailly,


    Du irrst Dich - nicht ER sucht ein "Für", sondern ICH suche eins, das ich ihm anbieten kann. ICH bin auf der Suche nach etwas, was ich ihm sagen kann - aber ich finde nix.

    Er will sterben und er macht es nicht so, dass er gefunden werden muß. Er macht es durchaus so, dass es klappen könnte - wenn es nicht blöde Zufälle gäbe. Ich sehe es nicht so, dass er in einem Zwiespalt für oder gegen das Leben steckt, sondern habe durchaus verstanden, dass er sterben will. Nur hat es bis jetzt nicht funktioniert.

    Eine Alternative zur Psychiatrie gibt es für ihn nicht. Jetzt schon gar nicht mehr - die nächsten Wochen und Monate wird er in einer geschlossenen Einrichtung verbringen, bis er überhaupt wieder soweit ist, in unserer (offenen) Einrichtung zu leben.
    Betreutes Wohnen kommt nicht in Frage, weil er sich durch die schweren Depressionen nicht selbst versorgen könnte - es wäre mehrere Stufen ÜBER dem Level "meiner" Einrichtung (viel weiter runter als bei uns kommt man in der Psychiatrie nicht).

    Er ist ja durchaus auch gern allein (hat auch ein Einzelzimmer), aber das ist doch auch mit ein Teil des Problems - dass er sich eben so absondert. Er will keine Kontakte knüpfen, damit ihn nicht die entstehenden Bindungen hindern, wieder einen Suizidversuch zu begehen bzw. damit er niemandem wehtun kann.

    Darcy

  • Darcy,


    nach der ersten Beschreibung, die Du gabst, hörte es sich so an, als ob Dein Patient nach einem relativ geglückten(=ihn zufriedenstellendem) Leben durch einen Unfall ausselbigem gerissen worden sei und aufgrund dieser Veränderung seit einiger Zeit depressiv reagiere, wobei ihm der Weg aus der auf das aktuelle Ereignis folgenden reaktiven Depression nicht gelungen ist und sich aus der massiven, doch letztlich zu bewältigenden Selbstwertproblematik eine Neurose entwickelt hat.


    Bei einer derart langem Krankheitsdauer vermute ich aber, dass es sich um eine endogene Depression mit den dadurch bedingten auch körperlich nachweisbaren Veränderungen handelt.


    Das Hauptproblem ist aber, dass es keine allgemeinverbindlichen Kriterien gibt, wann ein Leben lebenswert ist....Diese Frage wurde in diesem unserem Lande vor über einem halben Jahrhundert schon einmal beantwortet und zwar nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip....
    Für Dich steht bei der Beantwortung der Frage im Vordergrund, dass Du dem Leben als Solches den entscheidenden Stellenwert gibst - eine Haltung, die wir teilen.


    Mir wurde einmal von einem sehr erfahrenen Psychiater erklärt, dass ein Depressiver Suicid begeht bzw. ihn versucht zu begehen, wenn er auf dem Wege der Besserung ist, weil er auf dem Höhepunkt der Depression gar nicht die Kraft dazu aufbringt.


    stübbken

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!