Zunahme der Diskriminierung?

  • Liebe Forumsteilnehmer,


    ich bin Medizin-Journalist und recherchiere gerade über das Thema "Dick und Diskriminierung". Crassa hat mir die Freigabe erteilt, hier anzufragen, wie das empfunden wird. Haben die neuesten Kampagnen-aufrufe von Renate Künast, die verschärfte Diskussion um Gesundheit und "Übergewicht" zu einer Zunahme von Repressionen oder Diskriminierung geführt? Gibt es noch andere Beispiele, dass die schon lange übliche Diskriminierung staatlicherseits oder in den Medien zunimmt? Diese Tendenz gibt es in den USA. Das neueste Beispiele ist die Benotung des BMI in Schulen Arkansas.


    Ich würde mich sehr über Kommentare oder Hinweise freuen. Ich bin übrigens Redakteur bei der ZEIT.


    Gruß
    Albrecht

  • Hallo Albrecht,


    ja, ich finde schon, daß die Diskriminierung zugenommen hat. Die allgemeine Hetzjagd auf Dicke nimmt zu. Sei es durch die Künast-Kampagne oder durch Vorschläge, daß Arbeitslose zum Sport gezwungen werden sollen (warum diese Idee aufkam, ist offensichtlich). Man kann heute kaum noch eine Reportage, ein Nachrichtenmagazin oder sonst eine Informationssendung ansehen, ohne daß (Über-)Gewicht in irgendeiner Form thematisiert wird mit dem Grundtenor: wer schlank ist, ist attraktiv und erfolgreich, Dicke bleiben auf der Strecke.

  • Hallo Albrecht,

    ich denke, man kann es komplett auf alle Medien ausdehnen.

    Wenn ich mir die Werbung anschaue - da muss Frau nur Tabletten nehmen und ist fit - fit, um Kinder und Haushalt zu managen, fit für eine kurze Pause auf der Gartenbank mit Kinder Pingui, fit für einen tollen Tag - der Durchfall war ja wirklich nur lästig und hat nicht vielleicht körperliche Ursachen. Frau wird an der Supermarktkasse abgefangen beim Einkaufen mit dem Jüngsten, aber sie ist ja in Eile, weil der Große aus der Schule heimkommt und Mittagessen braucht. Und sitzt da nicht irgendein Fußballfuzzi auf der Couch, trinkt Bier und als es leer ist, schickt er seine Frau zum Kühlschrank, welches zu holen?

    Wenn ich mir diese ganze Werbung anschaue, frage ich mich - wo ist die allseits diskutierte Gleichberechtigung der Frau? Und wenn die Werbung das suggeriert, warum sollte man dann was anderes denken?

    Ich meine Putzen macht ja wirklich Spass, besonders, wenn man den ganzen lieben langen Tag nichts anders zu tun hat. Aber nur mit General kriegt die wahre Hausfrau das richtig hin. Und die Gläser müssen glänzen, damit es mit dem Nachbarn klappt. Stimmt, innere Werte sind ja völlig wurscht.

    Wir verblöden doch. Und die Dicken sind die Wurzel allen Übels. Natürlich, immerhin wenn die Schuld sind, dann kann man doch den Leuten weiterhin vormachen, wie toll sie sind und die meisten erkennen diese Augenwischerei überhaupt nicht, sondern laufen blind wie der Hund der Wurst hinterher.

    Diskriminierung von Dicken? Hm....das ist eine gute Frage. Ich gehöre nicht zu den wirklichen Schwergewichten, kann also aus deren Sicht nicht viel dazu sagen. m.E. gehört einfach aufgeklärt, dass Mensch Mensch ist, egal wie dünn oder dick und dass Diäten und Lightprodukte nichts anderes sind, als eine großangelegte Kampagne Geld zu verdienen am Geldbeutel des Normalbürgers, der sich nur noch die Chemie und keine Biologie mehr leisten kann, somit automatisch dicker wird oder zumindest kränker und damit wiederrum in den Kreislauf einsteigt, mach Diät, werde schlank, werde gesund und er macht Diät und hält nicht durch und wird noch dicker und bekommt eingetrichtert, dass er nichts wert ist.

    Dicke Menschen dürfen nichts kosten, magersüchtige, bullemige Dünne aber schon, die können ja nichts dafür. Daran sind die Medien schuld, die das verurteilen, gleichzeitig aber nichts anderes als genau das tun, nämlich vorzeigen, suggerieren und Geld machen.

    Sorry, wenn das lang und konfus ist, aber dieses Thema....da reg ich mich prinzipiell drüber auf. Der Mensch wird entmündigt, er verdummt. Jemand der nicht denkt, ist der Gesellschaft wichtiger, als jemand, der hinterfragt und unangenehm kritisiert. Nicht umsonst bezeichnet man Dicke immer wieder als faul, verfressen und disziplinlos. Jegliche Kritik eines Dicken am System wird mit einem Abwinken abgetan: "Der sucht ja nur Entschuldigungen"

    Manchmal frage ich mich, wem ich lieber in den Ar... treten möchte. Den Menschen, die blind alles glauben, was gepredigt wird oder denen, die diese Predigen veranstalten.

  • je älter ich werde um so mehr habe ich das Gefühl in einer Welt der Schablonen zu leben.

    Eine Schablone für die ideale Figur - eine für das Denken - eine für den idealen Arbeitnehmer - und und und

    passt man nicht in diese Schablonen, wird man erbarmungslos ausgemustert.

    Die Frage ist : Wer fertigt diese Schablonen an

    Toni

  • Hallo Albert,
    also ich versuch mal es etwas in eine Reihenfolge zu bringen und fange bei dem an was ich als "Am Bedenklichsten" einstufe in der aktuellen "hetzkampagne" Gegen das Übergewicht (wobei es leider gegen die Übergewichtigen Menschen geht und NICHT gegen das Übergewicht selbst!):
    1. Deutschlands Kinder werden immer Dicker - Zitat Frau Kühnast...
    In den Medienberichten steht dazu als Begründung:


    Die Kinder bekommen ungesunde Ernährung
    - warum dies so ist wird nicht gesagt, denn das die Kinderarmut enorm hoch ist und viele Mütter mitarbeiten müssen um "nicht arm zu sein" - und das hierdurch keine "gesunde Ernährung möglich ist" - wird nicht erwähnt!
    Natürlich auch nicht, das gerade Kinder die Hauptleidtragenden von HARTZIV sind - denn für Kinder wird der "Sozialhilfesatz" GEKÜRZT!!!


    Kinder Bewegen sich zuwenig, sitzen zuviel vor Fernseher und Gamestations
    - nun das trifft aber nur für die Ballungsräume zu, in ländlichen Gebieten ist das kaum der Fall in den Großstädten besonders denen mit hoher Arbeitslosigkeit ist es ein sehr großes Problem - warum wird natürlich NICHT hinterfragt; es wird auch nicht erwähnt das die Komunen gerade im Kinder & Jugend Bereich massiv Einsparen so das kaum noch Freizeitaktivitäten im Freien möglich sind, kostenfreie sowieso nicht und für "Arme" (sozialhilfesatz = Armut) ist auch kein Sportverein für die Kids finanzierbar.
    Schulsport ist aufgrund der "benotung" auch kein besonders geeignetes Mittel den Kindern überhaupt Spaß an Bewegung zu vermitteln, sondern bewirkt leider gerade bei den "leicht übergewichtigen" und bei allen "nicht besonders sportlichen Kindern" massive Ablehnung des Themas Sport.


    Ein weiterer Faktor der in Bezug auf Übergewicht immer weiter abgedrängt wird, ist die Frage nach der Ursache beim Einzelnen Betroffenen - In Medienberichten fast aller Art zum Thema wird es so dargestellt, das Jeder Übergewichtige ja "nur zuviel Isst und sich zuwenig Bewegt" - wenn es aber so einfach wäre - gäbe es wohl kaum SO Viele Übergewichtige.
    Das Übergewicht andere Ursachen haben kann - und DAS diese Behandelt werden müssen damit überhaupt Gewichtsreduktion stattfinden kann - wird immer mehr abgetan - wobei Hier insbesondere unser Gesundheitsministerium sich besonders Hervortut und dies auch den Ärzten in ihrer Ausbildung beigebracht wird das Übergewicht zu haben "schlimmer ist!" als zb. Depressionen (die können ja "nur" zum Suizid führen *ironie*), Medikamente werden verordnet ohne Rücksicht auf die Folgen (das Cortison zum Cushingsyndrom und damit zu Medikamentenverursachtem Übergewicht führt wird ignoriert), die Forschung wird nur noch in Bezug auf die "vermeintlichen Folgen" konzentriert, die "ursachenforschung" liegt in Deutschland anscheinend völlig Brach, die Tatsachen das die "einstufung ab wann übergewicht ein Risikofaktor darstellt" wird weiter runtergeschraubt - und das trotz erstaunlicher Ergebnisse von Studienergebnissen aus anderen Ländern , DIÄTEN und deren Folgen werden Empfohlen statt kritisiert und Angeprangert obwohl bekannt ist das gerade DIÄTEN Dickmacher Nummer 1 sind und sehr oft der Einstieg in eine gravierende Ess-Störung.


    Und dann kommt noch Hinzu das man als Betroffener - hier führ ich mal meine persönlichen aktuellen Erfahrungen an - damit leben muß das es einen direkten Wiederspruch zwischen den Behörden (und auch innerhalb des Gesundheits-Systems!) gibt, wenn man wegen Allergien und Unverträglichkeiten nichtmals den doch geringen Mehrbedarf für Kostenaufwendige Ernährung bekommt, obwohl man OHNE zu einer "ungesunden und gewichts streigernden Lebensführung" gezwungen ist.
    Wobei man den Mehrbedarf dann wenn die FOLGEERKRANKUNGEN auftreten bekommt.


    Wobei ich noch hinzufügen darf, das ich selbst das beste Beispiel dafür bin das ein "zum Hungern gezwungenes Kind" nicht Schlank sondern Krank wird und statt eines "erwünschten Normalgewichts" am ende einen völlig chaotischen Stoffwechsel, diverse Magen-Darm-Erkrankungen und psychische Störungen mit ins Erwachsenenalter nimmt, die SEHR viel mehr Kosten verursachen als es das schon im Kindesalter fast immer nur "leichte Übergewicht" jemals geschafft hätte.


    liebe Grüße,
    Cailly

  • Ich finde auch das es schlimmer geworden ist. Ich bin schon immer dick - früher wurde über dicke Menschen mal gelacht oder ihnen ein dummer Spruch aufs Auge gedrückt. Aber in den letzten Jahren werden die Angriffe stärker. Manche Leute sind so hasserfüllt dicken Menschen gegegenüber, das ist richtig krank. Haben sie soviel Hass weil sie sich selbst ohne Ende kastein um schlank zu sein ? Und es werden immer mehr die sich wirklich kastein.


    Auch die pauschalen Urteile werden schlimmer. Und wenn man sagt das man sich selbst diesen Schuh nicht anziehen kann, muss man es beweisen, man muss zeigen das man drei Stockwerke hochsteigen kann ohne einen Herzanfall zu bekommen. Allein die Aussage das man es macht reicht meistens nicht.


    Wenn ich zu jemanden sage das ich regelmäßig Sport mache und mich gesund ernähre kriege ich nur ein müdes Lächeln. Wer glaubt sowas schon einer dicken Frau ... lächerlich *g*.


    Also leben wir weiterhin in dem guten Glauben das alle dicken Menschen, faul, gefrässig, ungepflegt und dumm sind. Und die meisten Medien unterstützen diese These ordentlich. Siehe die neuste Sendung im TV ....weiss nicht genau wie sie heisst, aber sowas wie mein gefrässiger Verlobter. :)

    Inside me is a thin woman screaming to get out ....I can usually keep the bitch quiet with chocolate. ;)

  • ich habe keinen fernseher, ich lese keine zeitungen, höre allenfalls mal nachrichten im radio oder informiere mich über


    http://de.indymedia.org/ oder http://www.indymedia.org


    mir persönlich geht mittlerweile nahezu alles auf die nerven, weil alles immer mehr nur darauf abzielt, dass nur schlank und dünn auch begehrenswert sind.
    beispiele?


    R&B videos, werbung, z.t. hintergründige botschaften in filmen, oder sogar offene diskriminierung wie z.b. die lächerlich machung von übergwichtigen, die immer blöde dastehen müssen o ä....


    ich kann mir das echt nicht mehr geben, nicht nur diese ständige diskriminierung, sondern auch der fehlende anspruch langweilt mich.


    immer wieder olle popstars oder big brother storys, nichtssagende lifestyle magazine, unsägliche talkshows, immer blöder werdende filme, verfälschte nachrichten und was weiss ich nicht noch alles.....



    ich persönlich kann das alles nicht mehr hören und sehen, diese ganze grütze hängt mir bis dort hinaus.... deswegen hab eich schon vor jahren abgeschaltet....und besitze seit über 10 jaren keine glotze.


    man hat soviel zeit mehr , für die wichtigen dinge, und das leben ist kurz :D

  • Tja, warum wohl stürzt sich alles auf die Dicken und nicht (mehr) z.B. auf die Raucher?
    1. Schon mal einen 'uncoolen' Raucher in der Werbung gesehen?
    2. Kann man einem Raucher seine Sucht bzw. die daraus resultierenden Krankheiten von außen ansehen?
    3. Wie viele Raucher reagieren wirklich verlegen oder gar reumütig, wenn man sie aufs Rauchen anspricht?


    Wenn man dies mit unsereiner Situation vergleicht, ist ja wohl alles glasklar.


    Wenn viele Dicke - angesprochen auf ihre "Eßsucht" - genauso rabiat reagieren würden, wie Raucher, denen man sagt sie sollten doch gefälligst die Kippe ausmachen, na das wär was.
    Die Diätprodukte-Designer könnten ihre Sachen packen und um Asyl in Somalia bitten. *vebg*


    Michaela

  • Im Grunde gabe ich allen meinen Vorschreiberinnen Recht...

    DOCH inzwischen nehm ich die Werbung nicht mehr ganz so ernst was die Botschaften anbelangt.
    Wenn sogar bei schlanken Frauen die der landläufigen Meinung nach einen wohlgeformten Körper haben...per Bildbearbeitung einen "besseren Po" bekommen um für Werbung geeignet zu sein.
    Dann schüttel ich nur noch den Kopf !!!

    Sind die denn alle bekloppt?

    Reicht normal denn nicht aus?

    Kleiner Zwischenfall zum Thema Werbung:
    Meine Tochter hat mir während ihrer Kindergartenzeit mal vorgeschlagen den Meister Proper zu besorgen...weil: der macht dann die Küche alleine sauber und ich hätte dann mehr Zeit für Dinge zu denn ich mehr Lust habe.

    Werbung ist was das mich unterhält...mir die Möglichkeit bietet aufs Toilettchen zu verschwinden oder mir Zeit lässt einen schnellen Kaffee zu kochen.
    Ich find es schön wenn Werbung eine kleine Geschichte erzählt...und anspechend ist...unabhänig von der Figur die die Leute darin haben.
    Im Alltag rennen doch auch Dünne rum...

    und nur weil wir bei uns auf der Arbeit "nur" 3 richtig mollige sind fühle ich mich nicht diskriminiert....weil es zählt wie wir sind, ob wir unsere Arbeit geschafft bekommen und wir zu unseren Kunden freundlich sind.

    liebe Grüße
    hummeline

  • Mir geht es nicht grundsätzlich um Werbung. Wird irgendein "Promi" irgendwo eingeladen, ist das Hauptthema nur noch das Gewicht. Ob nun Jürgen Drews in "Volle Kanne" sagt, er sei älter und grauer aber nicht dick geworden oder ob Christine Neubauer in "Anke Late Night" verschämt zugibt früher kurviger gewesen zu sein - ständig definieren sich diese Menschen nur über ihr Gewicht und kolportieren die Botschaft: weil ich nicht dick wurde, bin ich der König der Prollmeile bzw. weil ich endlich 10kg weniger habe, werde ich erfolgreich bleiben.

  • ich denke, das ganze spitzt sich deswegen immer weiter zu, weil es zu diesem trend: immer jung/jugendlich, schlank und schön kein gegengewicht gibt. nirgendwo (öffentlich, also werbung/medien ect) bekommt man informationen, was wirklich zählt. nirgendwo wirst du darauf hingewiesen daß du wahres glück und zufriedenheit ausschließlich in dir selber finden kannst. ausgeglichenheit, selbstliebe und zufriedenheit kann man nicht von außen bekommen - man muss sich selber und alleine auf seinen weg machen. und genau dabei bekommt man keinen hinweis oder unterstützung. es wird statt dessen immer greller, schriller und lauter ins "falsche" horn geblasen, um die leute abzulenken. da sie aber immer mehr merken, daß etwas nicht stimmt, bzw. "fehlt" versucht man auch da konsumtechnisch "einzugreifen" und präsentiert den leuten eine auswahl von "mittelchen" und "möglichkeiten" von außen etwas gegen ihren zustand zu unternehmen.


    ist ja auch klar wieso - mit der methode, verdient man geld. wenn man die leute "auf den richtigen weg brächte", würde ein milliaden markt zusammenbrechen. da ist es wirklich effektiver den leuten(vor allem frauen) zu erzählen, daß sie unzulänglich, zu dick, zu blass, zu haarspliss-/orangenhaut behaftet und überhaupt generell zu unperfekt seien. die latte wird einfach so hoch gehängt, daß die menschen daran verzweifeln - und (fast)alles tun, um diesem "ideal" doch noch ein wenig "näher zu rücken". da sind "dicke" natürlich besonders im visier. denn "denen" kann man ihren "makel" schon auf 100m ansehen. und wie gut, daß es sooo viele produkte und möglichkeiten gibt. der "dicke" hat die freie auswahl welches mittel er gegen sein schlechtes gewissen wählt.


    mit den eigentlichen ursachen will sich niemand auseinandersetzen. das ist ja auch schließlich arbeit, da bleibt man lieber seinen vorurteilen treu.


    Stöpsel

  • Na_Ich


    Der Mann auf dem Sofa dürfte der Chef von Schalke 04 sein und dann ist die Frau seine (reale) Tochter ;) (Und Töchter und Söhne darf man ruhig zur Arbeit anhalten...grins)


    ****


    Dicke in der Werbung:
    Auch auf die Gefahr hin, das man mir Provokation vorwirft... den Mann möchte ich sehen, der ein Auto kauft, auf dessen Motorhaube sich eine 100 - 150kg schwere Frau räkelt.


    Neigen wir - dicken - Frauen denn nicht auch dazu, das wir knackige Männer (Brad Pit verschnitt) lecker finden? Ehrlich jetzt, Butter bei die Fische..
    Und wieviele dicke Männer werden bei knackigen Frauen NICHT unruhig?


    Wenn Nutella dicke Kinder in der Werbung hätte, würde kaum eine Mutter noch zu Nutella greifen. Wenn die Frau, die Kinder Pingui isst, 50Kg mehr auf den Rippen hätte, würde wohl kaum eine Frau noch genussvoll in ein Kinder-Pingui beissen..geschweige denn, es für ihre Kinder kaufen.


    Wenn die Menschen in der Werbung die Idealfigur haben, obwohl sie genussvoll in Schoki beissen, wenn sie dabei noch strahlend weiße zähne habe - hey, seht her, ich kann ich einen schokoriegel beissen und sehe trotzdem supergut aus.....Das ist Werbung, dünn vekauft sich gut.


    Und darum geht es doch bei allen Produkten - sie müssen sich gut verkaufen, damit Gewinn eingefahren wird, Gewinn ist gut für die Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze.


    Werden Dicke diskreminiert? Ja werden sie, z.B. in Filmen, wo dicke Personen gerne als naiv und dümmlich oder unsicher dargestellt werden.
    Aber Dicke diskriminieren sich gern selber, in dem sie in Talkshows zu "dicken Themen" gehen, wo es dem Sender gar nicht darum geht die Gerechtigkeit der Dicken zu erkämpfen, sondern eine gute Quote zu haben - und die hat man nunmal nur wenn man aggressive Dicke hat, die auf aggressive, diskriminierende dünne los gehen.


    D.h. Dicke sind interessant weil/wenn man mit ihnen Quote machen kann.


    Und dann gibt es andere Beispiele..
    Tine Wittler - Wohnen nach Wunsch (VOX), eine übergewichtige, aber im Fernsehen erfolgreiche Frau ohne das sie eine "Dummchen Rolle" bekommen hat. Nein, eine selbstbewußte, starke Frau. Und die ist beliebt.


    Die Dame beim Koch Duell war/ist nun auch nicht wirklich ein schlankes etwas, oder?


    Oder in einem der dritten Programme im Norden läuft eine Sendung, die heißt "BINGO", schaut Euch den Showmaster - Michael Thürnau - an, das ist schon ein schwerer Junge. (http://www.ndr.de/tv/bingo/sendung.html)


    Im amerikanischen Fall denke ich da an John Goodman, Rosanne (diese serie), John Candy (Leider schon tot). Früher war es im deutschen Fernsehen Trude Herr, auch Heinz Erhardt war kein adonis, Lu van Bourg, Dieter Krebs hatte Bauch und wurde in seinen Comedy Sendungen geguckt. Hella von Sinnen ist nicht wirklich dünn, oder? Reiner Calmund ist nun wirklich dick, aber auch erfolgreich und beliebt.


    Auch in der Musikwelt gibt es Übergewichtige, Montserrat Caballe ist durchaus eine gefragte Frau (Egal ob man nun ihre Musik mag oder nicht)


    Es gibt also genug erfolgreiche Dicke.



    Ob Unsere Gesundheitsministerin diskriminiert? Hm.. Ich weißt nicht, wie sie auf Dicke im privaten Leben reagiert, da ich sie nicht mag, möchte ich die Erfahrung auch nicht machen, aber die Frau hat einen Job für den sie gut bezahlt wird und diesen Job will sie - hoffe ich - gut machen, und da versucht sie, alle Faktoren, die evtl mehr Geld kosten können, abzuwägen, und das MUß sie in ihrem Job auch, denn da geht es schließlich um das Geld ALLER Steuerzahler.


    Übrigens werden auch Behinderte, Ausländer, alte Leute und Kleinwüchsige, ja, sogar Brillen- und Spangenträger diskriminiert. Menschen, die in irgendeiner Art und weise nicht der Norm entsprechen, die die Gesellschaft als Normal aufstellt, werden belächelt, man tuschelt über sie oder äussert sich lautstark. Das passiert nunmal. Auch das liegt in der Natur des Menschen - gäbe es diesen Zug an Menschen nicht, hätten Talk-Shows keinen Erfolg, gäbe es keine Staus durch Gaffer etc...


    Claudia

  • Ich bin mir nicht sicher, ob wirklich die Diskriminierung der Dicken zugenommen hat, aber ich besitze auch keinen Fernseher. Was sicherlich zugenommen hat ist die Berichterstattung. Dicke sind ein Thema. Also ich kann mich an die 80er noch recht gut erinnern ( bin Baujahr74) und meine, dass in der öffentlichen Debatte andere Themen aktuell waren. Der Trend über vermeintliche Schwächen und über sehr private Dinge anderer zu sprechen hat mit diesen unsinnigen Talkshows angefangen und betrifft u.a. auch dicke Menschen. Für mich persönlich ist diese Form der Unterhaltung nicht ansprechend. Aber ich habe schon öfter von Bekannten, mir völlig Fremden, z.B. Arzthelferinnen die vermeintlich professionelle Meinung irgendeines Gurus aus irgendeiner Nachmittagstalkshow "zitiert" bekommen. Manchmal wird so ein offensichtlicher Unsinn und dumme Klischees erzählt, dass man sich fragen muß wieso die Bildröhre nicht durchbrennt.
    Ich weiß über meine Arbeit, dass der Veröffentlichungszwang in den Naturwissenschaften sehr hoch ist und deshalb oft vernünftige Langzeitstudien nicht stattfinden. Immer öfter werden Paper veröffentlicht, die über eine Versuchsreihe von 15 Leuten über einen Zeitraum von drei Wochen berichten; na ja vielleicht etwas übertrieben, aber die Tendenz ist klar; unausgegorene Forschung. Mal abgesehen davon, dass man eigentlich immer noch erfahren müßte, wer die Forschung finanziert hat. Im Bereich Ernährung und Sport gibt es jede Menge Theorien, Diäten, Sportprogramme zum Abnehmen. Mal sind es die Hormone, mal genetische Disposition, mal Fressen die Dicken einfach zu viel.Alle Medien sind voller guter Ratschläge wie man dünner wird, jede Woche mit einer anderen Theorie eines amerikanischen Forschers oder indischen Gelehrten. Einig sind alle diese Theorien sich nur in einem: Die
    ´Dicken sind selbst schuld an ihrem Elend.
    Ich frage mich dann immer wieso Unglück, wieso Elend? Ich lebe ein wundervolles Leben. Natürlich bin ich dick, aber ich habe genauso mausbraune Haare und lange Füße. Ich hatte lange Jahre mehr Probleme ordentliche Schuhe zu finden, als ordentliche Kleider. Was uns auf die sogenannten Spätfolgen der Dicken bringt. Einen Großteil meiner Rückenprobleme hat aufgehört, als ich anfing mir Herrenschuhe zu kaufen um mich ordentlich bewegen zu können. Andere dicke Menschen haben andere Probleme und trauen sich vielleicht nicht zum Arzt, weil der nur vom Abnehmen spricht oder sie nicht mal untersucht, weil alle Probleme mit dem Geweicht zu tun haben. Natürlich, Rückenschmerzen kommen nicht vom Ischias, sondern vom Übergewicht, Übelkeit kommt nicht von einem Virus, sondern weil man sich überfressen hat, Haarausfall, weil man durch sein Fettgewebe die falschen Hormone produziert und ähnliches dummes Zeug.
    Kaum eine Zeitung oder ein Fernsehsender, auch nicht die Macher wissenschaftlicher Sendungen ( die man dann ja so nicht mehr bezeichnen kann) machen sich Gedanken darum ob das, was sie erzählen auch stimmt. Es gibt kaum Hintergrundwissen und Überprüfung von Forschungstheorien, wie Papageien plappern alle über dasselbe, ist BMI in Mode halt darüber, ist Glyx in Mode oder Atkins. Würde morgen die Theorie aufgestellt dicke Menschen wären glücklicher, wenn sie gelbe Pflaster auf der Stirn hätten, würden uns morgen alle erzählen wo es die tollen gelben Dinger hergibt.
    Vielleicht ist diese unreflektierte Form der Berichterstattung das Diskriminierenste für dicke Menschen und dann hätte die Diskriminierung in den letzten 10 Jahren erheblich zugenommen.
    Zudem ist mir ein weiterer Trend aufgefallen. Je mehr gespart werden muß, desto mehr geht es in den Medien gegen Gruppen mit vermeintlich höherem Erkrankungsrisiko. Dicke, Behinderte, Raucher, Alte usw., auch hier gibt es keine reflektierte Berichterstattung. Es gibt keine Forschung darüber ob Dicke tatsächlich mehr Kosten verursachen. Eine Bekannte von mir meinte mal, Dicke leben eigentlich gesünder als viele andere. Beides ist wissenschaftlich und statistisch nicht erfasst. Vielleicht ist Schokolade essen und Übergewicht haben ja ein so gutes Stressbewältigungsprogramm, dass Dicke weniger Krebs und Magengeschwüre bekommen. Mal ganz abgesehen davon, dass wir in einer Solidargemeinschaft leben. Diese ist darauf angelegt, dass es Gesündere und Kränkere, Ältere und Jüngere gibt und man füreinander sorgt. Wenn man bestimmte Randgruppen oder auch größere Gruppen ausschließen will, so bricht man ein System, dass für eine Gleichbehandlung sorgen soll. Ich persönlich bezahle lieber für ein paar Arbeitslose, Behinderte, Dicke, Raucher oder ähnliche Gruppen mit, als mich aus diesem System auszuschließen.


  • Also ich will ja nun keine Sinnlos-Diskussion lostreten, aber diesen Beitrag hättest du echt stecken lassen können! Ich muss stark annehmen das du nicht rauchst! Meine Raucherei bereitet mir in der Öffentlichkeit wesentlich mehr Probleme als mein Dicksein. Wer hat dir nur gesteckt das sich jetzt keiner mehr auf die Raucher stürzt? Tut mir leid, so großen Unsinn hab ich ja schon lange nicht mehr gehört, ich bin jedesmal bestürzt wenn ich die Kosten meiner monatlichen Tabakausgaben durchrechne! Der Staat übt damit einen enormen Druck auf mich aus und zwingt mich tagtäglich darüber nachzudenken das Rauchen aufzugeben. Außerdem höre und lese ich immer öfter "das Rauchen ist hier drin nicht gestattet", was meine Freiheiten enorm einschränkt! Auch hört man immer öfter dumme Sprüche von Nichtrauchern (dein Beitrag scheint hier übrigens stellvertretend)!


    Und wie kommst du nur auf die törichte Idee das ein Raucher Reue (???) zeigen sollte wenn du ihn darauf ansprichst. Er zerstört doch seine eigene Gesundheit, warum zur Hölle sollte er dir gegenüber reuig sein!? Wenn ich so was lese... alter Schwede!


    Überhaupt hinkt der ganze Vergleich von dir. Du verwechselst da ein bisschen was!


    Abschliessend kann ich nur sagen, das ich von noch keinem Menschen gehört habe "Du bist dick, nimm gefälligst ab!". Bei meiner Raucherei sieht das schon ganz anders aus. Übrigens nehme ich meine Erfahrungen aus meiner direkten Umwelt. Mh, vielleicht guckst du einfach zu viel Fernsehen (beachte bitte das vielleicht)! Eine Glotze hab ich nämlich gar nicht und finde nicht das die Diskriminierung von Dicken irgendwie zugenommen hat! ;)


    Das Sumpfi, ein dicker Raucher!;)

  • Mal kurz zwischendurch, bevor ich gleich noch ausführlich dazu schreibe:

    <offtopic>

    Zitat

    Siehe die neuste Sendung im TV ....weiss nicht genau wie sie heisst, aber sowas wie mein gefrässiger Verlobter.

    Feee, hast Du mich in München lachen hören? Ich bin bald vom Stuhl gefallen.

    Crassa:D :D :D :D :D

    </offtopic>

  • Ich denke, die Zunahme der Diskriminierung geht Hand in Hand mit der Zunahme der Manipulation durch die Werbung und insbesondere durch das Medium TV (und hier meine ich vor allem die Trash-Privatsender).

    Immer mehr Menschen scheinen auf die unselige, aber überall verkündete Botschaft "bist du nicht jung, schön und wohlhabend, und kaufst du nicht dieses oder jenes Produkt, dann ist dein Leben nicht lebenswert" hereinzufallen.

    Um so ausgeprägter wird ihre Angst davor, nicht "dazuzugehören", was sie wiederum mit Diskriminierung jener, die dem immer perverser werdenden Idealbild ganz eindeutig nicht entsprechen, zu kompensieren versuchen.

  • Danke für die ausführlichen ...äh... Ausführungen, Sumpfi.


    "I rest my case"


    Du liest mehr in den Beitrag hinein als ich damit sagen wollte, welches nämlich heißt: "Raucher gehen viel selbstbewußter durch die Welt und lassen sich nicht 'dumm' kommen."


    Wenn dem nicht so wäre, gäbe es wesentlich mehr Mittelchen als nur ein paar schnöde Nikotinpflaster auf dem Markt.


    Michaela

  • Dies hier soll nur ein Zwischenruf sein.


    Ich verfolge die Beiträge mit wachsender Spannung und wollte mich erstmal nur bedanken, dass soviel Forumsbesucher daran teilnehmen!


    Gruß
    Albrecht

  • Ein Hallo an Albrecht und an die anderen,


    manchmal denke ich, daß man heute alles sein darf in der Gesellschaft: schwul,farbig oder sonstwas, aber auf keinen Fall dick.
    Aber ob die Diskriminierung stärker geworden ist?
    Sie war auf jeden Fall immer schon da.Leider.
    Ich erinnere mich z.B.an einen Arzt, der meine Gallen_OP nicht durchführen
    wollte, weil ich mehr "Arbeit" für ihn bedeutete.
    Mein Hausarzt hat sich darüber ziemlich aufgeregt und meinte, ob dieser
    Arzt denn denken würde, er bekäme nur Models auf den OP-Tisch.


    Natürlich bin ich operiert worden und ich war von allen Patienten auch die, die am schnellsten wieder fit war und bei der alles super verheilt ist.
    Auch wenn mir da etwas anderes vorher erzählt wurde.
    Und was haben die Ärzte mich in den Schwangerschaften bekloppt gemacht, mit düsteren, negativen Befürchtungen.
    Ich habe beide Kinder ganz natürlich und ohne irgendwelche Probleme auf die Welt gebracht und war superschnell wieder Zuhause.
    Mir fallen da noch einige Dinge ein, aber die schreibe ich vielleicht ein anderes Mal, weil ich gerade etwas in Stress bin.


    Liebe Grüße


    Sylvie


    [Blockierte Grafik: http://wt.parsimony.net/buch187/bilder/blog/sylvielog.jpg]

  • Interessante Diskussion, das hier :) Ich überlege jetzt schon seit heute Mittag, ob ich mich zunehmend oder überhaupt "diskriminiert" fühle. Was genau heißt das eigentlich... diskriminieren? Mein schlaues Wörterbuch, welches in in meiner Not zu Rate gezogen habe, meint: "ungleich behandeln".
    So gesehen fühle ich mich eigentlich kein bisschen diskriminiert. Was mir ganz im Gegenteil sehr oft begegnet, sind unterschiedlichste Bestrebungen der Gleichmacherei: Du darfst nur so und so breit sein, um in diesen Stuhl zu passen. Du darfst nur so und so aussehen, um nicht unangenehm aufzufallen. etc. etc. Du darfst nur so und so dick sein, um dich wohlfühlen zu können. Bin ich aber nicht, tu ich aber nicht. Na und, hat die Welt keine anderen Sorgen? Schön wärs...


    Was mich hingegen wahnsinnig aufregt, ist die unglaubliche Denkfaulheit der Menschen. Mir will scheinen, dass hierzulande die ganzganz ungute Tendenz zu beobachten ist, auf Teufel komm raus nach "Schuldigen" zu suchen. Nach Konstantin Wecker: "Einen braucht der Mensch zum treten". Plötzlich will jeder 5. Deutsche die Mauer wieder, die Ausländer sollen ja sowieso am besten gleich mit hinter selbige, die "Schmarotzer" sollen gefälligst arbeiten gehen usw. usf. - und die Dicken eben abnehmen. Und anstatt in dieser brandgefährlichen Situation entsprechend zu reagieren, klopfen Medien und Politik natürlich auch noch kräftig auf den Busch. Irgendein kleinster gemeinsamer Nenner findet sich ja immer.

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