Total gedemütigt im Sportunterricht

  • hallo,


    ich bin die biene und bin neu hier. Eigentlich heiße ich Beatrice und mache seit Anfang August eine Ausbildung. Wir haben in dieser Ausbildung einzelne Module und daher auch Sport. ...
    Eine Freundin hat gemeint hier in diesem Forum könnte ich solche Probleme schildern.
    Es fing alles damit an dass die Lehrerin heute Staffellauf vorgeschlagen hat. Wir wurden sortiert und ich kam in die blaue Gruppe zu einem weiteren Mädchen aus meiner Klasse und zwei Jungs...
    Wir mussten erst noch einfach Aufgaben erledigen, die Spaß gemacht haben. Z.B. einen Basketball nur mit dem Bauch zu berühren und auf die andere Seite zu bringen. Nur später kam dann plötzlich ein Rollbrett hinzu auf das wir uns legen oder knien mussten und uns zur anderen Seite mussten. Ich sah aus wie eine fette Robbe die nicht richtig von der Stelle kam und war doppelt so langsam. Später sollten wir uns dann nochmal auf das Rollbrett setzen und jemand aus der Gruppe musste uns ziehen...
    Mich konnten dann nur die Kerle ziehen und obwohl keiner was gesagt hat oder nur geguckt hat aus meiner Gruppe habe ich gemerkt wie blöd dass für alle war.
    Es wurde sich dann immer umgeguckt nach dem, der mich jetzt ziehen muss. Das schlimmste war, dass einer von den Jungs (nachdem er mich auf dem Rollbrett ziehen musste) pausieren musste und sich verletzt hat, ob das jetzt auch mit mir zu tun hatte weil ich so schwer war? Der Kerl wiegt 100 Kilo und ich 107 kg!
    Bin mit dem Brett einmal umgefallen in ner Kurve und kam garnicht mehr richtig drauf, ist natürlich sonst keinem passiert
    Es heißt ALLE müssen auf dem Brett auch gezogen werden. Warum? Reicht es nicht wenn ich jemand anderen ziehe? Ich hab mich dafür immer bereit erklärt und das auch gerne gemacht, auch bei den anderen Aufgaben habe ich fast immer angefangen. Nur wenn mich jemand mit meinem Gewicht der deutlich leichter als ich ist tragen, heben, oder schieben soll fühle ich mich einfach nur unwohl...
    In dem Moment schäme ich mich für meinen Körper und fühle mich eklig unf fett und denke wie konnte es nur soweit kommen. Ich bin sowas von gefrustet, dass ich so schnell wie möglich nur abnehmen will und mich schäme weiter in der Klasse zu sitzen, vor allem wenn sich nachher noch einer verletzt hat weil ich so schwer bin!!!!!! :eek:

  • Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er sich auf Grund Deines Gewichts verletzt hat. Das "Schwerste" an der Übung wird wohl gewesen sein, dass das Brett mit Dir in Bewegung kommt. Wenn es einmal rollt, muss man es doch lediglich in Bewegung halten. Das ist auf einer graden Strecke ohne Steigung eigentlich nicht so schwer. Da wird sich der Gute wohl eher etwas dusselig angestellt haben oder vielleicht auch ein bisschen Show machen...
    Ich weiß, das ist leicht gesagt, aber mal Dir da mal nicht so einen Kopf drüber. Bei ihm war es ja wohl andersrum auch kein Problem.

  • Ich kenne das sehr gut. Im Schulsport hab ich mich auch immer unwohl gefühlt, wenn es um solche Aufgaben ging.
    In diesem Fall geb ich allerdings Rieke Recht, am Gewicht kann es nicht gelegen haben, dass er so ein Brett nicht vernünftig ziehen kann.


    Das ist aber kein Grund sich zu schämen oder sich für (Zitat) "eklig" zu halten. Das eine hat mit dem anderen einfach nichts zu tun. Manche Menschen sind gut im Sportunterricht, andere nicht. Und dass Menschen in unserer Gewichtsklasse oft nicht gerade sportaffin sind, gerade wenn es um Schulsport geht, ist ja bekannt.


    Ich denke auch nicht, dass irgendjemand in deiner Klasse schlechter von dir denkt, nur wegen des Sporunterrichts. Abgesehen vielleicht von einigen sehr oberflächen Individuen, mit denen du dich eh nicht abgeben solltest.


    Beim Sportunterricht kann ich dir nur leider nur den Rat geben: Augen zu und durch. Irgendwann ist es vorüber.


  • Beim Sportunterricht kann ich dir nur leider nur den Rat geben: Augen zu und durch. Irgendwann ist es vorüber.


    Oder aber intelligente Lösungen finden, sich diese Tortur erträglicher zu machen. Was und wie, hängt von der einzelnen Situation ab.


    Biene, du schreibst das du eigentlich eine ganz vernünftige Klasse hast und das dich keiner dumm angemacht hat. Ich finde das sehr positiv - ich selbst habe leider ganz andere Erfahrungen.


    So wie du die Situation beschreibst, würde ich einfach mal mit dem/r Sportlehrer/in unter 4 Augen reden. Erklär, wie doof das für dich war. Ich glaube nicht, das der/die Lehrer/in sich darüber Gedanken gemacht hat.


    Wenn du eine/n nette(n) Lehrer/in hast, wird er/sie versuchen, solche Situationen nach Möglichkeit zu vermeiden.


    Die meisten Sportlehrer sind sich im klaren, das sie einfach nur das Pflichtprogramm Sportunterricht abspulen sollen. Das da zwangsläufig unsportliche Personen mit dabei sind, nehmen sie als gegeben hin. Die meisten haben sich im Laufe der Jahre bestimmte Tricks angeeignet, damit schülerfreundlich umzugehen.


    Viele haben genug Erfahrung und können die Leistungsfähigkeit teilweise realistisch einschätzen, so das peinliche Situationen gar nicht erst entstehen.


    Ein guter Trick ist, Leistungskontrollen nicht nacheinander, sondern verschiedene Personen an verschiedenen Tagen dranzunehmen. Also anstatt in einer Stunde die ganze Klasse nacheinander nach Alphabet Seildurchschläge machen zu lassen, wird nebenher am Rand an einem Tag bei Person A und B Seildurchschläge geprüft und bei Person C Bodenturnen.


    Irgendwann hat nur noch der Lehrer den Durchblick, wer was schon gemacht hat. Und schwupps, kann das peinliche Anglotzen und Lästern, wie die Fette den Hüftaufschwung am Stufenbarren wieder nicht schafft, entfallen. Da wird eher diskret gefragt, ob man es probieren will und ansonsten geseufzt und kommentarlos die 5 eingetragen.


    Da es beim Sport auch kaum schriftliche Kontrollen gibt, hat der Lehrer auch eine gewisse Freiheit bei den Noten. Einen im Vertrauen am Anfang der 9. bzw. 10. Klasse geäußerter Wunsch nach einer Sport-3 im Endjahreszeugnis, um aufs Gymnasium wechseln zu können, ist mit Hilfe des kreativen Einsatzes der Stoppuhr und großzügiger Auslegung der Leistungstabellen durchaus realisierbar.
    Man muss sich nur mit dem Lehrer gutstellen, unaufgefordert Matten wegräumen und ansonsten halbwegs Einsatz zeigen. So musste ich die 5 km wirklich rennen, zum Glück außerhalb jeder Zeitnahme.


    Hat man Pech und sowohl Lehrer als auch Klasse sind nicht zum Aushalten (weil der Lehrer insgeheim aus der Klasse die nächste Olympiamannschaft formen will), gibt es immer noch Ärzte, die ein Attest ausstellen. :D


    So habe ich mir im Abitur freiwillig 3 Stunden Russischkurs zusätzlich aufgehalst, damit meine unterirdische Sportnote mir nicht den Durchschnitt versaut. Als mein Sportlehrer mir dann noch freundlicherweise den Tip gab, ich könnte mir für Ballsportarten (also für die Kurse der gesamten 13. Klasse!) aufgrund meines Strabismus vom Augenarzt ein Attest holen (mit Namen des Arztes, der bekanntermaßen solche Atteste ausstellt), habe ich innerlich gejubelt.


    Ich hasse Ballsportarten wie die Pest. Natürlich habe ich vor meinen Klassenkameraden Trauer geheuchelt, nicht mitspielen zu können. Aber leider, leider überschnitt sich das ja mit meinem Russischkurs. :rolleyes: Ich glaub, sowohl meine Klasse als auch mein Sportlehrer waren erleichtert, mich nicht mehr beim Basketball und beim Volleyball dabei zu haben.


    In der Ausbildung das gleiche Spiel, nur verschärfter. Miese Klasse mit oberflächlichen und gehässigen kleinen Zicken und ambitioniertem Sportlehrer - das ging gar nicht!


    Zudem, die Parallelklasse hatte zu der Zeit, bei der bei uns Sport auf dem Plan stand, einen Vorbereitungskurs auf eine zusätzliche IHK-Prüfung. Ich wollte (als einzige aus meiner Klasse) diese Prüfung unbedingt ablegen. Also musste ich an dem Kurs teilnehmen, koste es was es wolle.


    Wie gut das sich ein Arzt fand, der mir dank eines kleinen bunten Überzeugungszettels der Bundesbank ein Attest ausstellte, diesmal wg "Rücken". :D

  • Sport war auch mein Lieblingsfach. :rolleyes:


    Ich hatte vor normalen Sportstunden mehr Angst als vor der Mathearbeit, weil ich nie wußte, welche Übungen sich der Sportlehrer heute ausgedacht hat. Warum es nicht reicht zum aufwärmen ein paar Runden zu laufen und Dehnübungen zu machen, weiß ich bis heute nicht.
    Wer kunstturnen will, kann das ja in seiner Freizeit machen, beim Schulsport sollte es um Bewegung gehen und die Kinder und Jugendlichen sollten Spaß dabei haben. Gerade die , die sonst halt weniger Sport treiben.

  • Ich wollte euch erstmal sagen danke für die ganzen Antworten. Ihr seid echt Klasse leute. :) Mit der Klasse habe ich (bist jetzt) echt Glück gehabt, ist ja eine Ausbildung zur Erzieherin von daher sind da teilweise schon was ältere dabei und Leute die auch schon Kinder haben.
    Ich denke wer da noch wen im Sportunterricht auslacht sollte seine Berufwahl noch einmal überdenken.


    Naja, die Bewegung in der Turnhalle ist ein TEIL des Moduls: Heißt: Wir machen das alle zwei Wochen und wechseln das immer mit Unterricht ab. Ich denke mal die Lehrerin sucht in dem Bewegungsteil hauptsächlich irgendwelche Dinger raus die wir später mal mit Kindern und Jugendlichen machen können. Wobei ich schon von selbst drauf achten würde als Erzieherin, dass nicht alle aus der Gruppe gezogen werden müssen.
    Es ging mir darum, dass ich mir in meiner Situation echt blöd vorkam und auch total unweiblich. Mehr wie ein schwerer Kerl und nicht wie der Rest der grazilen Damen die problenmlos von ihresgleichen gezogen werden können. Nee, den Frachter müssen schon die Kerle ziehen. In dem Moment könnte ich mich für das ganze Gefresse dann echt verfluchen :mad:

  • [...] Nee, den Frachter müssen schon die Kerle ziehen.


    Vielleicht solltest du aufhören dich als „Frachter“ zu bezeichnen, denn du bist einfach nur eine dicke Frau.


    Dicksein ist überhaupt nichts schlimmes, es gibt dicke Bäume, dicke Bären, dicke Bücher … und es gibt dicke Menschen. Dick ist nur ein Adjektiv, dass dir begreiflich macht welches Attribut jemand/etwas hat :)

    Zitat

    In dem Moment könnte ich mich für das ganze Gefresse dann echt verfluchen :mad:


    Mich machen solche Aussagen traurig ... sie erinnern mich daran wie sehr ich mich früher gehasst habe für mein Dicksein :(

  • Ihr seid also so ziemlich gleich schwer... Er wurde offensichtlich problemlos von jemand anderem gezogen und derjenige hat sich dabei nicht verletzt. Ergo: an deinem Gewicht kann's nicht gelegen haben.


    Genau das. Wir hatten sowas auch mal und ich hab ne Freundin schieben/ziehen sollen. Die wiegt auch gute 100. Ich wiege 55. Und habe kaum Muskeln. Klappt alles, wenns erst einmal läuft ;). Vorallem Kerle in der Gewichtsklasse können Dinge heben, das ist unglaublich. Schieben sollte absolut kein Problem sein, hat sich halt wirklich nur anstellt.

  • Was ich noch zu dem Thema sagen wollte. Gerade fällt mir unser erster "Hindernis-Parcour" zu Beginn der Ausbildung ein. War auch ganz toll. Wir trafen uns mit allen drei Ausbildungs-Klassen im Park, wurden bunt durchmischt und mussten Aufgaben bewältigen. Da war außer mir noch ein dünnes Mädel in meiner Gruppe.
    Ich hab alle Aufgaben versucht zu bewältigen, aber das Mädel musste für Aufgaben in denen jemand über's Brett laufen musste oder nur auf nem Seil getragen werden musste dann herhalten, denn ich hab mich mit meinem Gewicht strikt geweigert. Sah vielleicht blöd aus aber ich wollt's mir dann damals auch nicht antun, dass mich keiner hochkriegt :rolleyes:
    Ganz beliebt war bei den Spielen auch das SPINNEN-NETZ. Die Regeln: Zwischen zwei Bäumen sind Netze, dazwischen Löcher und alle Teammitglieder müssen durch ein Loch auf die andere Seite. Die Anderen heben einen durch. Ich hab alle gehoben bin aber selbst nicht durch. Wollte mich uch von den zwei Herren nicht anheben lassen.


    Ich kann mich einfach schlecht mit dem Bild als dicke Frau abfinden. Das hat für mich immer so etwas stämmiges, matronenhaftes. Nichts weibliches oder graziles und das obwohl ich eigentlich ziemlich sensibel und auch feinfühlig bin. Aber nach außen hin bin ich wahrscheinlich immer der dicke Trampel. Ganz schön nervig.

  • [...] Ich kann mich einfach schlecht mit dem Bild als dicke Frau abfinden. Das hat für mich immer so etwas stämmiges, matronenhaftes. Nichts weibliches oder graziles und das obwohl ich eigentlich ziemlich sensibel und auch feinfühlig bin. Aber nach außen hin bin ich wahrscheinlich immer der dicke Trampel. Ganz schön nervig.


    Ich hoffe, dass du diese Sichtweise noch überdenkst, denn falls du später mit einem dicken Mädchen arbeitest und diese Minderwertigkeitsgefühle ähnlicher Art hat ,wie du heute, dann wäre es gut, wenn du überzeugt bist, dass es sehr wohl dicke, weibliche und attraktive Frauen gibt … und grazil ist pauschal keineswegs ein Merkmal für das Weibliche ;)


    Mein Mann ist Erzieher - aus diesem Grund kenne ich Erzieher/innen. So zum Beispiel eine Erzieherin (ich schätze sie auf 130-140 Kilo) die mit ihrem Dicksein sehr offen, aber auch liebevoll umgeht. Sie erzählte mir mal, dass sie mit Jugendlichen aus ihrer Gruppe ins Kino ging und dabei fast nicht in den Kino Sitz passte. Eine Reihe hinter ihnen saßen Jugendliche die sich über die Erzieherin lustig machten. Zuerst war der Erzieherin diese Situation sehr unangenehm, aber noch bevor sie darauf reagieren konnte, stellten sich „ihre“ Jungs vor sie und verteidigten sie vehement.


    Nach dem Kinobesuch sprach die Gruppe ,im Auto, über die Situation im Kino. Der Erzieherin war die ganze Sache immer noch peinlich und das erzählte sie den Jugendlichen und die Jungs versicherten ihr, dass sie eine tolle Erzieherin ist und das es völlig egal sei, ob sie nun dick, oder dünn ist. Ich fand diese Geschichte einfach herrlich, denn so kann Pädagogik auch funktionieren :) … wir Menschen sind und werden äußerlich immer verschieden sein, aber was zählt ist das was wir tun und diese Jugendlichen haben das gelernt, indem sie sich vor ihre nette Erzieherin stellten und sie verteidigten.


    P.S. die Jugendlichen um die es sich hier handelt, werden als schwer erziehbar eingestuft ;)

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