Burn Out oder nur total am Ende?????

Liebe Ela. Jetzt einmal bitte tief Luft holen und entspannen. Ich kann sehr gut verstehen, dass du dich gerade fundamental beschissen fühlst, wenn obendrauf auch noch so eine Geschichte kommt, wie du sie gerade mit dem Soz.Amt erlebst.
Erstmal: Sokus Idee ist wirklich nicht die Schlechteste. Die solltest du in Erwägung ziehen.

Dann noch: Wenn Behörden etwas ablehnen, hat das häufig erstmal wenig mit dem Antragsteller zu tun. Die wollen Geld sparen und versuchen sich herauszumogeln, wenn sie es können. Da ist es vollkommen egal, ob du noch nie einen Antrag auf irgendwas gestellt hast, oder zehn. Wichtig ist, dass man sich eben von einer Ablehnung erstmal nicht unterkriegen lässt. Darauf bauen die nämlich.

Wenn du einen Bescheid erhalten hast, dann kannst du dagegen, am besten zusammen mit dem VdK, etwas unternehmen.

Und was deinen Mann angeht: Du springst da gerade wunderbar in die dir zugedachte Rolle. Ist nicht schlimm, weil du das gerade gar nicht anders kannst. Aber: Genau jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo du deinen Mann mal möglichst liebevoll den Satz:"Hinsetzen, Kippe aus, Klappe halten!!" ins Ohr flüsterst, und ihm erzählst, was mit dir gerade los ist, und dass !er! sich mal um den Anwalt, bzw. den VdK kümmert.

Es sind auch seine Kinder, und Kinderbetreuung und Haushalt zu managen sind, gerade wenn es der Köpfe viele sind, genau so ein Fulltimejob wie jede andere Arbeit auch. Das nur mal so.

Zitat von ela72

Irgendwie habe ich auch etwas Sorge,daß man mir sagt,was willst Du eigentlich,Du bist doch nur Hausfrau und Mutter.Nicht berufstätig,da hat man doch nicht viel zu tun.
Dabei ist es ja auch gar nicht der Haushalt,der mich schafft,sondern die Sorgen,die ich mir mache.Vielleicht hat es ja auch wirklich etwas mit dem Alter zu tun.Angst habe ich schon davor,wie die Zukunft für mich aussieht.Bisher wußte ich ja immer was auf mich zukommt.Kinder groß ziehen,Mutter und Ehefrau sein.Aber was kommt danach.Wenn die Kinder alle aus dem Haus sind.
Ich versuche immer diese Gedanken wegzuwischen und mich über das tolle Wetter zu freuen oder so,aber das ist immer nur kurzfristig.Ich merke auch,daß ich zur Zeit lieber alleine bin und mich nicht mehr so sehr freue,selbst wenn meine große Tochter mit der Kleinen kommt.Ich habe das Gefühl,wenn ich in den Spiegel schaue erkenne ich mich selbst nicht wieder.Klingt doof,oder.Wißt Ihr was ich meine?
Habe auch vor zum Arzt zu gehen,um meine Schilddrüse untersuchen zu lassen.Denn so wie ich gelesen habe,kann es dadurch auch Psychische Probleme geben.Vielleicht ist das ja schon der Grund für meine Depri Phase.
Tun muß ich wirklich was,denn es macht mich sehr traurig,wenn ich selbst die schönsten Momente mit meiner Familie nicht mehr richtig genießen kann.

und wie das sein kann. Das habe ich selbst auch feststellen müssen. Bei mir wurde das nie gecheckt, weil ich ja eh schon dick war und psychische Probleme hatte ich auch.
Dann kamen halt noch Depressionen dazu und alle nahmen an, daß das einfach mit dem Rest zusammen hängt. Und ich hing in so starken Depressionen hin.Konnte nicht mehr arbeiten gehen. Alles war so schwer.
Blutuntersuchung zeigte dann eine Schilddrüsenunterfunktionn (TSH bei knapp unter 10) und starken Eisenmangel. Der Arzt meinte mit Blick auf die Werte: Kein Wunder, daß es Ihnen so schlecht geht.
Ich wurde dann medikamentös behandelt und die Depressionen wurden schrittweise dann besser.

Ich kenne auch diese Gedanken, was dann andere denken und daß sie vielleicht denken, daß ich doch gar nichts habe. Aber tatsächlich erlebt habe ich das dann nie.

Liebe ela,

ich möchte Dir jetzt nicht vor den Kopf stoßen, aber Du tust es schon wieder.

Schwupps, jetzt warte ich mal bis der Bescheid da ist und dann...

Ne, Du brauchst jetzt eine Auszeit und brauchst jetzt Hilfe. House hat schon ganz recht, Dein Mann muß jetzt aktiv mit eingebunden werden. Ihr könnt Euch ja auch die Arbeit teilen. Du kümmerst Dich ums Amt und er kümmert sich um den VDK. Aber bitte für ihn einen Termin festhalten bis wann er das erledigt haben muß.

Was machst Du eigentlich, wenn Du ganz ausfällst? Es ist dringend erforderlich Deinen Mann mit dem ganzen Papierkram bekannt zu machen. Er sollte schon in groben Zügen wissen, was da zu tun ist. Oder macht er es Dir vielleicht nicht gut genug? Da mußt Du dann Abstriche machen, denn wenn man Hilfe einfordert ist diese mit Sicherheit nicht so perfekt wie man selber, aber dafür ist es eine Hilfe.

Seit meinem Burnout kennt sich auch mein Mann mit allen Papieren zu Hause aus. Hat aber auch was damit zu tun, daß wir bauen wollen. Mein Mann hat immer gedacht wir sind arm, weil er nicht wußte, wo unser Geld angelegt ist bzw. was wir alles an Verträgen haben. Jetzt wo er Bescheid weiß, ist alles nicht mehr so stressig und er geht auch lässiger mit dem Gedanken um, daß wir tatsächlich auch ein bisschen auf der hohen Kante haben und uns trotz eines Hausbaus im Lebensstil nicht einschränken müssen.

Wenn unser Haus einmal fertig ist, dann ist es so, als gäbe es mein Gehalt gar nicht, weil das für die Kredite draufgeht. Aber das Entgelt meines Mannes reicht aus, um uns beiden ein gutes Leben mit Autos und Urlaub zu ermöglichen.

Bitte ela, such' Dir einen Therapeuten. Du mußt dringend aus Deiner Spirale raus, sonst gehst Du daran zu Grunde.

Darf ich fragen, wie alt deine Kinder sind?

Stell dir vor, du brichst komplett zusammen, dann müssen sich dein Mann und deine Kinder von heute auf morgen allein zurechtfinden. Da wäre es sinnvoller, ihnen immer mehr zu übertragen und sie sozusagen unter Aufsicht üben zu lassen, damit du mittelfristig entlastet wirst.

Dass in einer Ehe oder Familie die Aufgaben unterschiedlich verteilt sind, weil jeder nun mal auch Stärken und Schwächen hat, ist ganz normal. Und dass man andere nicht hängen lässt, obwohl sie Schwierigkeiten mit bestimmten Dingen haben, ist auch logisch. Aber um mal beim Handy zu bleiben: was wäre das Schlimmste, was passiert, wenn dein Sohn sich selber drum kümmert? Entweder er ist noch minderjährig, dann musst du meines Wissens eh noch unterschreiben und kannst es dir alles nochmal anschauen, oder er ist volljährig, dann muss er eben zu dem stehen, was er gemacht hat.

Zitat von ela72

Es ist eben nicht leicht altbewährte Gewohnheiten zu ändern.

Nein, natürlich nicht Bisher hat es ja auch für beide Seiten funktioniert: deine Familie hat ihre Sachen auf dich abgeladen (so versteh ich das zumindest) und du hast dich gebraucht gefühlt. Oder?
Ich finde es absolut legitim, von einem Teenie zu verlangen, dass er sich um das "Vorspiel" selber kümmern muss, also Tarife raussuchen, vergleichen etc. Dass ihr dann nochmal schaut, dass er sich nicht übers Ohr hat hauen lassen (ihr müsst ja eh unterschreiben), ist dann nochmal was anderes.
Und dass auch große Kinder Mama und Papa um Rat fragen, dagegen sagt ja keiner was, aber es klingt eben so, als ob sie nicht um Rat fragen, sondern die Arbeit auf dich abwälzen. Und dass du das nicht mehr stemmen kannst, wundert mich ehrlich gesagt nicht.

Immerhin scheint ja jetzt langsam bei euch allen (;)) anzukommen, dass es so nicht mehr weitergehen kann, das ist doch schon mal ein erster, guter Schritt

Hallo ela,

für Deinen Wochenendtrip wünsche ich Dir schönes Wetter und ein bisschen Ruhe, daß Du dann auch mit Deinem Mann sprechen kannst.

Ich finde Dein großer Sohn und auch Deine große Tochter können Verantwortung für sich alleine übernehmen, auch der Papierkram Deiner Großen gehört dazu. Wenn sie Fragen hat, dann kannst Du sie ja gern unterstützen, aber ein bisschen muß sie da schon alleine durch. Immerhin ist sie ja auch schon Mama und da muß man auch schon mal Verantwortung für die eigenen Sachen übernehmen.

Deinen großen Sohn solltest Du ruhig mal ein bisschen mit im Haushalt einspannen. Er scheint ja fast alles zu kriegen, was er möchte, dafür sollte er dann aber auch etwas tun und die Mama entlasten und wenn es nur das Ein- bzw. Ausräumen der Spülmaschine, das Rausbringen vom Müll oder Getränkebe- und Flaschenentsorgung ist. Dafür ist er alt genug. Da könnten dann auch die beiden Brüder was zusammen machen. Der Kleine guckt es sich halt vom Großen ab.

Verabschiede Dich bei einigen Dingen von der Perfektion. Klar, die Sachen mit dem Amt müssen gut gemacht sein, sonst gibt es da nix, aber warum nicht Deinen Mann einbinden. Er sollte schließlich auch informiert sein, denn wenn Du mal ausfällst, steht er da wie der Ochs vom Berge und weiß nix.

Ach und so Sachen wie Euren unteren Hausflur putzen, das können auch Deine Männer mit erledigen. Macht doch einfach einen Plan, damit Du Dir einen Nachmittag freischaufeln kannst, den Du dann nur für Dich nutzt. Sei es um bummeln zu gehen, Freundinnen zu treffen oder einfach nur ein Buch zu lesen oder im Garten zu sitzen. Das ist Mama's Nachmittag und keiner darf stören, außer es steht ein Notfall an.

Ach ela, es ist nicht einfach. Auch mich juckt es oft in den Fingern, wenn mein Mann dann die Wäsche abnimmt und anders zusammenlegt als ich das mache. Aber ich bedanke mich für die Unterstützung und falte es dann vor dem Wegpacken nochmal richtig. Würde ich motzen, macht er das nie wieder, also dann lieber so eine halbe Hilfe als gar keine.

Da muss man sich manchmal wirklich auf die Zunge beißen, wenn die Ecken beim Putzen rund sind, aber wenn ich denke, ich würde für alle meine Bemühungen nur Kritik ernten, na, dann würde ich das aber auch ganz schnell sein lassen!

Daher ja auch meine Erkenntnis, sagen das alles gut ist, sich tatsächlich auf die Zunge beißen und nicht den Wischer rausholen. Bedanken und die gesparte Zeit zum Kuscheln nutzen!

Kuscheln ist genehmigt

Tja, wenn es alle so sehr gewohnt sind, ist es natürlich ein Schock, wenn Mama nicht mehr macht und tut. Aber genau so lernen die Kinder, Dinge mal selbst zu erledigen.

Es ist zu kompliziert, sich Essen in die Mikrowelle zu stellen? Na, dann wirst du wohl hungern müssen, mein Sohn ... Gar keine Diskussionen aufkommen lassen!

Der Mann meiner Schwägerin ist so ein Exemplar... meine Schwägerin musste beruflich zur Fortbildung und hat ihm vorher Mahlzeiten über Mahlzeiten vorgekocht und eingefroren. Er hat aber klipp und klar gesagt, dass er das nicht einsieht, sich sein Essen selbst aufzutauen und ist lieber Essen gegangen. Oder zu Mutti, die hat ihn dann bekocht, den armen Jungen.

Ohne Worte.

Ela, dazu fällt mir nichts mehr ein... Tut mir Leid, Süße, aber da hast du wohl einige Jahre an Erziehung zur Selbstständigkeit nachzuholen...

Diesen Spruch habe ich vor ein paar Tagen bei Facebook gefunden: Burn-Out, Depressionen, Angst, Panik-Attacken, Persönlichkeitsstörungen, etc. sind keine Zeichen von Schwäche. Es sind Zeichen, dass man zu lange versucht hat stark zu sein.

Ich vermute mal, dass Du Dich da auch wiederfinden kannst. Mir ging es jedenfalls so (schlage mich auch schon Jahre mit Depressionen und Ängsten herum). Bei uns war es allerdings so, dass meine Familie spätestens seit meiner MS-Diagnose helfen musste, weil es schlicht und einfach nicht anders ging. Trotzdem hat mein Sohn (jetzt 19, zwei ältere Schwestern) eine Neigung zur Faulheit - allerdings nur, solange er denkt, es geht auch ohne ihn. Als mein Mann jetzt erst zur Kur und dann auf Lehrgang war, klappte es problemlos.

Will sagen: Es ist elementar wichtig, dass Deine Familie ungeschönt erfährt, wie es Dir geht und dass sich etwas ändern muss. Da muss man dann auch mal fünf gerade sein lassen können aber dass sollte Deine geringste Sorge sein.

Du hast Jahre alles für Deine Familie getan - jetzt sind sie dran. Das werden aber vor allem wohl Deine Kinder nur begreifen, wenn Du absolut ehrlich bist.