Sucht erkannt - aber dann???

  • Hallo ihr Lieben,


    habe dieses Forum erst heute gefunden und bin gespannt, was es hier so alles zu entdecken gibt :)


    Verschiedene Therapien habe ich bereits hinter mir, auch einen 2-monatigen Klinik-Aufenthalt. Vor allem wegen Depressionen, mangelndes Selbstwertgefühl. Insgesamt waren die Therapien gut und hilfreich, wenn auch alles einfach sehr viel Zeit und Geduld braucht und immer wieder auch Rückschläge dabei sind. Was aber nie so recht betrachtet wurde, war mein Essproblem. In der Klinik hatte fast jede/r Probleme mit Essen, zu viel oder zu wenig, je nachdem, mit oder ohne Erbrechen, mit oder ohne Sport etc. - aber das Essthema schien irgendwie immer als "Randerscheinung" dazu zu gehören. Und ja, vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass es sich von alleine gibt, wenn die "Urprobleme" behoben sind. Aber so ganz ignoriert werden kann das Thema doch nicht. Bei mir ist es z.B. so, dass ich seit locker 20 Jahren immer wieder 10 - 12 kg zugenommen habe und dann wieder mühsam abgenommen. Bin inzwischen ein kleiner "Ernährungsexperte", weiß also ganz genau, was eigentlich gut für mich ist/wäre..... nach einer üblen Trennung vor ca. 1 Jahr habe ich nun irgendwie alle Grenzen übergangen und mir insgesamt über 25 kg angefressen. Irgendwie war da plötzlich nur noch dieses "ist doch eh alles egal Gefühl". Erst war es sogar irgendwie befreiend, einfach alles essen zu können, ohne drüber nachzudenken. Aber auf Dauer kommen dann natürlich nur mehr Probleme dazu. Passe inzwischen in keine Klamotten mehr rein, bin in meiner Beweglichkeit total eingeschränkt und ertrage weder meinen Anblick noch wie sich mein Körper inzwischen anfühlt mehr.... Dass Essen für mich Ersatz für alles mögliche ist, ist mir schon lange klar, Trost, Frust, Belohnung usw. Nehme mir auch oft vor, "vernünftiger" zu essen. Tagsüber bei der Arbeit geht das meist auch gut. Aber spätestens, wenn ich abends heimfahre, fängt der fiese Zwerg in meinem Hirn an, rumzuhüpfen und mir vorzumachen, dass das einzige, das mich jetzt am Abend happy machen kann ist, die Glotze anzuschalten und zu essen, bis ich fast platze. Und wenn es mir dann ohnehin nicht so besonders gut geht, dann braucht der Fiesling auch nicht lange, bis ich mich dazu überreden lasse. Und wenn das Gelage dann vorüber ist und ich mich kaum noch bewegen kann, weil mein Magen übervoll ist, dann fühl ich mich natürlich elend bis zum geht nicht mehr. Versager! Wieder mal! Meist räum ich dann alles weg, das mich an mein Gelage erinnern könnte, tu so, als wärs nicht passiert, aber es ist ja doch wieder mal zu spät.


    Essen als Sucht. Wie geht man damit um???? Rauchen, trinken, da kann man ganz damit aufhören, braucht man ja nicht zum leben. Aber essen muss der Mensch ja.... Klar, Pläne erstellen, am Tisch sitzen, nach jedem Bissen die Gabel weglegen, eine Kerze anzünden usw. usf. Alles schön und gut. Abgesehen davon, dass es sich einfach superbesch.... anfühlt, wenn man alleine lebt und sich ohnehin so einsam fühlt und sich dann auch noch allein an den Tisch setzen soll ohne TV an und somit quasi "Menschen" um einen herum.... dazu kommt aber, dass, wenn mich der "Suchtdruck" überkommt, alles, was so vernünftig und ratsam ist, völlig kalt lässt. Ist dann diese totale "mir doch alles egal Stimmung" und dann will ich nur noch eins: essen, bis ich platze.... und danach hasse ich mich wieder dafür. Oh Mann.... wie soll man nur je rauskommen aus dem Teufelskreis??? :confused:


    Hm, könnte noch ewig weiterschreiben, aber bin mir ja eh nicht sicher, ob mein Beitrag überhaupt gelesen bzw. kommentiert wird, also sag ich jetzt einfach mal gute Nacht und sende liebe Grüße
    freedom
    (hoffe, der Name ist irgendwann mal nicht mehr nur Wunschdenken!!! :rolleyes:)

  • Hallo freedom.


    Tagsüber bei der Arbeit geht das meist auch gut.


    Hhm, was ist denn in der Arbeit anders als zu Hause? Wann hattest du weniger Probleme mit dem Essen? Was war damals anders? Was hiervon kann man auf die Situation zu Hause übertragen?


    Abgesehen davon, dass es sich einfach superbesch.... anfühlt, wenn man alleine lebt und sich ohnehin so einsam fühlt und sich dann auch noch allein an den Tisch setzen soll ohne TV an und somit quasi "Menschen" um einen herum....


    Hat es einen Grund, dass du dich ohne TV an den Tisch setzt? Was ist anders, wenn der Fernseher läuft? Gibt es etwas anderes, das die Funktion des Fernsehers übernehmen kann?


    dazu kommt aber, dass, wenn mich der "Suchtdruck" überkommt, alles, was so vernünftig und ratsam ist, völlig kalt lässt.


    Wenn du ihn auf einer Skala von 0 bis 10 einschätzen müsstest (10 = stärkster Suchtdruck, den man sich vorstellen kann, 0 = kein Suchtdruck), wie stark ist dein Suchtdruck?
    Warum hast du gerade diese Zahl gewählt?
    Falls die Zahl nicht 10 oder 0 ist, was fehlt zur nächst höheren Stufe? Was ist das Kriterium dafür, dass du nicht die niedrigere Stufe gewählt hast?
    Was würde helfen, damit der Suchtdruck nur so stark ist, wie auf der nächst niedrigeren Stufe?



    (hoffe, der Name ist irgendwann mal nicht mehr nur Wunschdenken!!! :rolleyes:)


    Wenn du morgen aufwachen würdest und über Nacht ein Wunder passiert wäre und freedom ist nicht nur Wunschdenken, was wäre anders? Wie fühlt sich das an? Woran würdest du das bemerken? Wie würden deine Bekannten das merken? Was würden die darüber denken?




    also sag ich jetzt einfach mal gute Nacht und sende liebe Grüße


    Auch dir eine gute Nacht.


    LG,


    mifri01

  • Hallo Freedom,


    ich leide auch an Depressionen und Essstörung. Nach meiner Erfahrung, habe ich auch mit dem Essen weniger Probleme, wenn es mir psychisch besser geht. Das ist sicher der Grund warum das Essen in der Therapie nicht großartig thematisiert wurde.



    Die Tips nicht mit TV zu essen usw kennen wir alle, aber wer sagt, daß das gut für dich ist, wenn du dich einsam fühlst und dadurch noch mehr leidest? - Ich esse allein immer vor dem TV und esse deswegen nicht mehr.


    Du schreibst, daß du "Ernährungsexpertin" bist und genaus weisst was "gut" und "vernünftig" ist, aber weißt du auch was für DICH gut ist, kennst du noch Hunger und Sättigung? - Lerne deinen Körper und seine Bedürfnisse kennen. Es kann nichts schaden ein bisschen zu experimentieren solange es nicht zu körperlichem Unwohlsein kommt.


    Ich habe die Sucht dadurch überwunden, daß ich mir nichts mehr verboten habe. Wenn ich Hunger auf Chips habe, esse ich welche, ohne schlechtes Gewissen und ohne hinterher zu hungern. Und was soll ich sagen? - ich habe heute immer Süssigkeiten im Haus, die können tagelang herumliegen, wenn mir danach ist, esse ich sie, meist habe ich nach ein paar Bissen schon genug, allein weil ich weiß, ich kann ja jederzeit wieder rangehen.


    Ich habe für mich auch festgestellt, daß es mir gut tut morgens nicht sofort zu frühstücken und daß ich mit zwei Mahlzeiten am Tag auskomme, mich damit am wohlsten fühle, weil ich mich dann nicht mehrmals am Tag mit Essen beschäftigen muß. Ich warte bis ich Hunger habe und dann esse ich bis ich satt bin. Eigentlich normal, aber für einen Essgestörten ein Riesenschritt.


    Versuche, dich mit dir selbst anzufreunden, so wie du gerade jetzt bist, auch als dicker Mensch bist du liebenswert. Was die Depressionen angeht, würde ich dir raten sie behandeln zu lassen, aktiv zu werden. Nur so kannst du aus dem Teufelskreis von Depression und Esssucht ausbrechen.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • ... Was aber nie so recht betrachtet wurde, war mein Essproblem. In der Klinik hatte fast jede/r Probleme mit Essen, zu viel oder zu wenig, je nachdem, mit oder ohne Erbrechen, mit oder ohne Sport etc. - aber das Essthema schien irgendwie immer als "Randerscheinung" dazu zu gehören. Und ja, vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass es sich von alleine gibt, wenn die "Urprobleme" behoben sind. Aber so ganz ignoriert werden kann das Thema doch nicht. ...

    Essen als Sucht. Wie geht man damit um???? Rauchen, trinken, da kann man ganz damit aufhören, braucht man ja nicht zum leben. Aber essen muss der Mensch ja....



    Essen als Sucht ist tatsächlich in der Gesellschaft unterbewertet. Schnell wird der Stempel undiszipliniert, doof, selber schuld aufgedrückt. Da vergessen viele, daß Essen hier vielleicht Ersatz für anderes ist. Essen ist Selbstbestimmung, Befriedigung, mich spüren. Essen ist nur für mich und ich bestimme was ich esse. Essen ist lebensnotwendig und wenn man esssüchtig ist, dann fehlt der gesunde Umgang mit Essen. Ich weiß das alles auch über mich selber und doch esse ich zuviel und vor allem gut. Ernährungsexpertin wird man durch die Abnehmversuche eh fast von selbst. Die Frage ist nun, wie Du damit für Dich ganz individuell umgehen willst. mifri01 (hello again) hat Dir da schon ganz viele wichtige Fragen mit auf den Weg gegeben. Das allerwichtigste ist jedoch, daß Du etwas ändern willst, Du mußt das für Dich wollen und nicht für andere.

    Ich wünsche Dir viel Kraft, Dich selbst zu ergründen und Dir auch hier evtl. über eine Verhaltenstherapie Hilfe zu suchen, um Dich wieder wert zu schätzen und selbstbewußt sagen zu können: Ja ich bin so wie ich bin und das, was ich ändern will tue ich für mich, denn es ist gut für mich.

    Lieben Gruß
    mandan

  • Nehme mir auch oft vor, "vernünftiger" zu essen. Tagsüber bei der Arbeit geht das meist auch gut. Aber spätestens, wenn ich abends heimfahre, fängt der fiese Zwerg in meinem Hirn an, rumzuhüpfen und mir vorzumachen, dass das einzige, das mich jetzt am Abend happy machen kann ist, die Glotze anzuschalten und zu essen, bis ich fast platze.


    Kann es evt. sein, dass du tagsüber zu wenig isst, so dass dann abends eine Heißhungerattacke kommt? Das Problem hatte ich jahrelang. Morgens was Winziges, in der Mittagspause nur ein Brot und einen Apfel und wenn ich Feierabend hatte, war ich dann schon so unterzuckert, dass ich nur noch an Süßigkeiten gedacht habe. Etliche meiner Kilos sind dadurch entstanden. Heute esse ich vernünftig zu Mittag. Heißhungerattacken am Abend hab ich nur noch selten.

  • Oh wow, ich bin hin und weg, vielen Dank für eure Kommentare - irgendwie war ich mir gar nicht so sicher, ob mein Beitrag überhaupt gelesen wird - MERCI! :)


    Hm, wo fange ich an... ja, warum es tagsüber einfacher ist als abends (wenn ich arbeiten bin, am WE sieht es da auch wieder anders aus), hat denke ich einen total simplen Grund: ich bin abgelenkt, tue etwas Sinnvolles, komme nicht auf komische/negative Gedanken usw. Meine Arbeit macht mir (meistens) Spaß und ist anspruchsvoll, somit fühle ich mich auch mit mir selbst gut und zufrieden. Wenn ich jedoch einen richtig schlechten Tag habe, müde oder gar depressiv bin, dann lockt auch bei der Arbeit der Süßigkeiten-Automat gewaltig (bin aber nicht süchtig nach Süßem, mein Sucht-Essen ist Pasta, tonnenweise....)


    Essen oder nicht essen bzw. essen oder überfressen hängt bei mir absolut mit meiner Psyche zusammen, ob es mir gut geht oder nicht. Abends ist es dann schlimm, wenn ich keine Pläne mehr habe, also nur allein mit mir selbst bin. Und da ich allein lebe und zwar durchaus Dinge unternehme, aber eben maximal ein- oder zweimal die Woche (für mehr abendliche Unternehmungen reicht meine Energie nicht), wartet daheim niemand auf mich - außer dem Fernseher. Dauernd beschäftigen kann ich mich nicht, also TV an und dann essen. Das ist schon wie beim Pawlowschen Hund - TV an, essen wollen.


    Darum versuche ich zurzeit, am Esstisch zu essen, denn da ist essen für mich total langweilig und ich habe dann auch gar keine Lust, viel zu essen. Heißhungerattacken sind das also nicht. Aber wenn ich dann am Tisch gegessen habe und es eine ganz "normale" Portion war, dann fühle ich mich total "unbefriedigt", irgendwie leer, als hätte der Abend "nichts zu bieten", als hätte der Abend so keinen Sinn, keine Ahnung, ich kann es so schlecht beschreiben. Ich bilde mir dann immer ein, etwas zu verpassen. Ich bilde mir ein (vor dem Essen), dass ich mir dadurch was Gutes tun würde. Und während des Essens fühl ich mich auch gut. Aber danach..... tja, das Gefühl muss ich wohl niemandem beschreiben, der das Überessen auch kennt.....


    Na ja, und wenn ich mich nicht überesse, dann kreisen auch meine Gedanken ständig ums Essen. Und der fiese kleine Giftzwerg in meinem Hirn möchte TV + Futter, eher gibt er keine Ruhe. Dass das total an typisches Suchtverhalten erinnert, wirklich im "klassischen Sinne" ähnlich wie beim Rauchen usw., hab ich erst vor kurzem kapiert. Beim Rauchen (ich bin Ex-Raucherin) hats mich auch völlig kribbelig gemacht, bis ich dann eben doch meine Zigarette rauchte. Darauf verzichten zu wollen, hat mich nur noch mehr dran denken lassen. Darum weiß ich jetzt ja auch, dass essen für mich - wie auch immer - endlich etwas "normales" werden muss. Nicht verbieten, aber auch nicht zum Mittelpunkt meines Lebens machen. Sondern schlicht als das sehen, was es ist: Nahrungsmittel. Ja, wenn das so einfach wäre.... manchmal, ganz selten, habe ich so ein "gesundes Verhalten", nämlich dann, wenn ich mich mit etwas so intensiv beschäftige, dass ich mich drin verliere, quasi der berühmte "flow". Wenn dann der Magen knurrt (ein Gefühl, dass ich kaum noch kenne, wirklich hungrig sein), dann gehts eben drum, was zu essen, Banane, Brot, egal, jedenfalls ist es dann so viel oder wenig, wie jeder "Normal-Essende" zu sich nehmen würde. Aber ich habe selten so ein Erlebnis, das passiert z.B. wenn ich für jemanden etwas bastle oder eine CD zusammenstelle mit schönem Cover o.ä. Aber sowas kann ich ja nicht täglich machen, soviele Leute zum Beschenken hab ich auch wieder nicht :rolleyes: und auch nicht immer die Energie, die Lust, Elan.


    Mein größtes Problem ist sicherlich die Einsamkeit. Mit anderen Menschen zusammen zu sein, heißt, nach der Arbeit abends noch wegzugehen, um Leute zu treffen. Ich wohne in einer eher ländlichen Gegend und die Leute, die ich kenne, wohnen in der Stadt, wo ich auch arbeite, also geht man dort weg. Das ist auch o.k., aber eben nicht täglich. Und daheim weiß ich eben leider nicht allzu viel mit mir anzufangen, wenn es nicht TV gucken sein "darf". Und das ist wie gesagt immer gleich mit dem Gefühl "ich muss/will was essen" verbunden.


    Ersatz für den Fernseher? Ganz klar: ein anderer Mensch mit mir am Esstisch. Bringt aber auch nicht viel, wenn mein Arzt sagt "laden Sie sich jemanden zum Essen ein" - juhu, jeden Abend eine Einladung zum Essen, äußerst realistisch! :( Irgendwie muss ich es schaffen, diese Konditionierung TV + Essen aufzubrechen...


    Zum Thema Therapie: da meine letzte Therapie noch nicht lange genug zurückliegt, würde die Krankenkasse zurzeit keine übernehmen und zahlen könnt ich es nicht. Außerdem hat ein Therapeut mal gesagt, und das fand ich äußerst passend, dass man sich nicht nur dauernd "therapieren lassen" kann, sondern auch leben muss! Und im Leben versuchen, das in der Therapie Vermittelte umzusetzen. Das passt hervorragend zu all den Fachbüchern in meinem Regal oder der Tatsache, dass ich zu vielen Problemen anderer super Tipps geben kann und theoretisch da soooo Bescheid weiß.... bringt mir aber herzlich wenig, wenn ich es nicht UMSETZEN KANN.... aber vermutlich braucht es dann "einfach" noch mehr Geduld, Geduld, Geduld.


    Essen als Ersatz, ja, das trifft es exakt. Müsste ich auf das Essen verzichten und hätte dafür z.B. einen lieben Partner, der mich in den Arm nehmen würde - oh ja, das wäre ein Tausch, auf den ich mich sofort einlassen würde. Nach inzwischen etlichen gescheiterten Beziehungen und so viel Trennungsschmerz fühle ich mich derzeit aber null in der Lage, wieder jemanden zu suchen und kennenzulernen. Und obwohl ich wie gesagt durchaus Dinge unternehme, tanzen gehe, auf Konzerte gehe, mit Freunden ins Kino, Kneipe usw. hab ich noch nie "einfach so" jemanden kennengelernt, das passierte meist dann, wenn ich mich aktiv auf die Suche machte, dating-Seiten usw. Aber das wäre derzeit sowohl wegen der großen Angst vor neuer Enttäuschung und Schmerz als auch wegen meiner derzeitigen Figur für mich nicht denkbar. Dazu muss ich sagen, dass ich wie gesagt innerhalb eines Jahres 25 kg zugenommen habe und nun so viel wiege wie nie zuvor. Mein absolutes Höchstgewicht lag immer bei 20 kg weniger als ich jetzt wiege. Und weil ich so schnell so viel zugenommen habe, fühle ich mich in meinem Körper auch nicht "zuhause". Weil ich mich so nicht kenne und auch nicht kennen will. Ich bin relativ groß und ich sah immer schlank aus (auch wenn ich auch mal ein paar Kilos zu viel hatte, aber das war mit entsprechender Kleidung leicht zu kaschieren). Nach außen gab ich also meist das Bild einer großen, schlanken Frau ab. Das ist jetzt nicht mehr so. Stattdessen wurde ich bereits zweimal darauf angesprochen, ob ich schwanger sei.... das traf mich doppelt so hart, denn ich bin inzwischen 38 und würde mir wünschen, eine Beziehung zu haben und eine Familie gründen zu dürfen. Habe inzwischen jedoch große Zweifel, ob das jemals noch so kommen könnte, dazu tickt die Zeitbombe inzwischen doch zu sehr.


    Oh hilfe, ich komme grad vom Hundertsten ins Tausendste.... sorry. Ja, hm, wenn ich morgens aufwachen würde und mein nickname wäre Realität geworden? Das hieße somit, dass ich endlich frei von diesem Essens-Zwang wäre, essen würde, wenn ich hungrig wäre und aufhören würde, wenn ich satt wäre. Dann wäre ich auf jeden Fall weeesentlich schlanker, denn ich weiß, dass ich recht schnell körperlich satt bin (nur psychisch nie! fange ich an zu essen, finde ich kein Ende mehr...). Aber vor allem wäre ich nicht nur körperlich leichter sondern auch seelisch.... den fiesen Giftzwerg :evil: hätte ich somit endlich ein für alle Mal aus meinem Hirn rausgeschmissen.... das wäre herrlich!!! Nur wie werde ich ihn los.....???


    Ihr habt also alle eure Sucht erfolgreich überwunden? Wie habt ihr das geschafft??? Und gibt es hier auch noch andere wie mich, die noch mittendrin stecken?


    Heute Abend habe ich übrigens am Esstisch gegessen. Und jetzt bin ich soooo froh, dass ich hier schreiben kann, sonst würd ich wieder im Viereck springen und immerzu denken, jetzt doch noch ne DVD rein und Spaghetti bis zum Abwinken, wie geil wäre das..... oh nein, ich darf nicht mal drüber schreiben, das machts nur schlimmer.


    Freue mich, dass ich mich hier mit euch austauschen kann! Ich wünsche euch allen einen superschönen Abend und später süße Träume :)
    liebe Grüße
    freedom

  • Ich hab den Eindruck, bei dir ist wirklich das Alleinsein und der Fernseher das größte Problem. Vielleicht solltest du dir noch ein, zwei Abende in der Woche eine andere Beschäftigung suchen, z.B. Sprachkurs, Zeichnen oder Sport. Irgendwas findest du bestimmt, was dir Spaß macht. Mir ist es auch schon oft so gegangen, dass ich dachte, ich hätte für bestimmte Sachen einfach keine Energie. Als ich mich dann aber aufgerafft hatte, hab ich gemerkt, dass ich gerade durch die zusätzliche Abwechslung wieder Energie bekomme.


    Hat es denn bestimmte Gründe, warum du auf dem Land wohnst? In der Stadt ist es wohl leichter abends schnell noch mal irgendwohin zu gehen.


    Ansonsten, den Fernseher öfter mal ausgeschaltet lassen und hier im Forum surfen. :)

  • Hallo Freedom!


    Ich denke viele kennen Dein Problem, verspüren es am eigenen Körper. In vielen Dingen habe ich mich auch wieder entdeckt: Essen vor dem Fernseher, die Gedanken kreisen nur noch ums Essen, zu müde zu sein, etwas zu tun. Bei mir ist das Essen ähnlich wie Du es beschreibst ein Symptom für was Psyschiches. Ich leide unter Dysthymie und bin eigentlich nie zuFRIEDEN mit meinem Leben. Ich leide halt irgendwie direkt unter allem... Das Essen gibt einem dann gute Gefühle! Ich fühle mich zwar nicht einsam, aber irgendwie unbalanciert und kann auch keinen Frieden finden, wie Du es so schön beschrieben hast. Ich wünsche mir genau wie Du sehnlichst einen normalen Bezug zum Essen, aber ich glaube nicht, dass dieser jemals eintritt. Denn es ist ähnlich wie mit anderen "Süchten": Du musst immer aufpassen...
    Was hat Dir denn die Therapie gebracht? Konntest Du was in Deinem Leben ändern? Ich frage, weil ich auch in Therapie bin und diese mir auch sehr geholfen hat, allerdings konnte ich dadurch nicht abnehmen, aber zumindest mein Gewicht halten.


    LG, lumina

  • Gestern hab ich gleich mal "gute Vorsätze" umgesetzt und mich mit einem Bekannten nach der Arbeit verabredet. Ich wollte gern ins Kino, aber er wollte lieber, dass ich ihn daheim besuche. Letztlich hat er mich dann den ganzen Abend lang mit seinen Problemen und Problemchen zugetextet und ich fands anfangs noch o.k. und hab auch versucht, Tipps zu geben usw., aber nach einer Weile war's nur noch anstrengend. Ist irgendwie komisch, es gibt wenige Menschen, mit denen ich mich wirklich wohl fühle. Das war eigentlich fast nur mit meinem jeweiligen Partner so. Und mit meiner Schwester. Sie wohnt im selben Kaff wie ich, einer der Gründe, weshalb ich hier und nicht in der Großstadt wohne. Bin kein Städter, jedenfalls nicht, um dort zu wohnen, zu hässlich, zu stickig, zu laut, zu stressig. Hier draußen ist gute Luft und man kann sich aufn Balkon raussetzen ohne im Smog zu ersticken.


    Die Therapie hat mir viel für mein Selbstwertgefühl gebracht und auch für das Verhältnis zu meiner Schwester. Früher war sie immer die "Große"/Helferin usw. und ich hab mich ausschließlich bei ihr ausgeheult. Heute sind wir eher gleichberechtigt, sprich, ich bin auch für sie da und sie genießt es, sich auch mal bei mir auszukotzen oder einfach nur zusammen was Schönes zu unternehmen. Überhaupt hab ich durch die Therapie gelernt, mehr auch mit mir selbst auszumachen, also nicht jeden Mist an andere heranzutragen. Zu akzeptieren, dass mir in vielem eh keiner helfen kann, dass ich selbst durchmuss (bei der Arbeit z.B., Vorträge halten, ich bin soooo nervös und früher hab ich vorher immer meine Schwester oder Partner angerufen und "oh weh, oh Gott, hilfehilfe", dabei hat das Reden übers Nervös-sein den Zustand ja eher verschlechtert als verbessert.... das hab ich inzwischen ändern können. Obwohl ich leider noch viele Baustellen offen hab, bin ich also schon sehr dankbar um das, was sich getan hat.


    Nur das Essensthema..... ohne Lösung irgendwie. Mache ich mir Pläne, dreht sich alles in meinem Kopf nur ums Essen. Mache ich mir keine Pläne und verbiete mir nichts, nehme ich stetig zu und das kanns auch nicht sein, denn das führt nur wiederum längerfristig dazu, dass ich immer fetter werd und mich gar nicht mehr ausstehen kann. Essen, wenn hungrig, aufhören, wenn satt. Mann.... *seufz* das klingt so einfach und ist doch für mich das Schwerste überhaupt!


    Hat von euch jemand Erfahrung mit den Overeaters Anonymous? Bin am Überlegen, ob ich da mal hingehen soll....? Hab aber Bammel davor und bin mir auch nicht sicher, ob das was für mich wäre - die Sache mit dem "an eine höhere Macht abgeben" find ich so seltsam. Und dann muss man auch wieder Essenspläne erstellen. Dadurch rückt das Thema doch auch wieder so extrem in den Mittelpunkt, oder?


    Ach, könnt man nur einfach gar nix essen. So wie gar nicht mehr rauchen. Wie viele Menschen mit Essproblemen hab ich auch Erfahrung mit Fasten (seit über 10 Jahren regelmäßig ein oder zweimal im Jahr eine Woche). Das ist so beruhigend, weil das Thema dann einfach nicht präsent ist. Zumindest, wenn man sich entsprechend ablenkt. Hatte auch schon schlechte Fastenwochen, in denen ich nur noch Rezepte gelesen hab und überlegt, was ich nach dem Fasten kochen würde. Also genau das Gegenteil dessen, was eigentlich beabsichtigt war, nämlich, mich mit andren Dingen als Essen beschäftigen.


    Sport wär gut. Nur leider bin ich seit längerer Zeit wirklich im Dauermüde-Zustand. Könnte nach der Arbeit abends um acht einschlafen, so platt bin ich. Ob ich mal zum Arzt gehen sollte, vielleicht hat die extreme Gewichtszunahme ja damit zu tun, Diabetes II oder so....?


    Apropos müde.... Zeit, in die Heia zu gehen :)
    Wünsche euch allen eine gute Nacht und sweet dreams
    freedom


  • Sport wär gut. Nur leider bin ich seit längerer Zeit wirklich im Dauermüde-Zustand. Könnte nach der Arbeit abends um acht einschlafen, so platt bin ich. Ob ich mal zum Arzt gehen sollte, vielleicht hat die extreme Gewichtszunahme ja damit zu tun, Diabetes II oder so....?


    Ich kenn das, wenn man abends so früh müde ist. Aber versuch dich mal aufzuraffen. Sport könnte dich evt. aus dieser Dauermüdigkeit befreien. Wie ich ja schon schrieb, zusätzliche Aktivitäten bringen oft mehr Energie, auch wenn man zunächst glaubt, keine Energie für sie zu haben. Du wärest bestimmt auch zufriedener, wenn du das Gefühl hast, den Abend genutzt zu haben. Ich z.B. geh seit einiger Zeit wieder regelmäßig schwimmen. Am Anfang dachte ich, dass ich nach dem Schwimmen eine Heißhungerattacke bekommen müsste, aber das Gegenteil ist der Fall, es wirkt bei mir eher wie ein Appetitzügler.


    Blutwerte untersuchen lassen, kann ja vielleicht auch nichts schaden.


    Wenn du wegen deiner Schwester in dem Ort wohnst, könnt ihr dann nicht öfter abends was gemeinsam machen?

  • Das Thema mit dem Rauchen-Aufhören habe ich auch schon erfolgreich hinter mir, aber mit dem Essen ist das anders. Rauchen mußt Du nicht, Essen schon.

    Essen scheint mir bei Dir Ersatz für menschliche Beziehungen zu sein. Wenn Du nicht unbedingt raus willst, weil Du ja auf dem Land wohnst, dann schaff' Dir doch ein Haustier an. Katzen kann man zu zweit auch tagsüber, wenn Du arbeitest alleine lassen. Wenn Du dann nach Hause kommst, ist da jemand, der auf Dich wartet, für den Du Verantwortung hast und der Dich bedingungslos so annimmt wie Du bist. Mit den Katzen kannst Du Dich beschäftigen, mit ihnen spielen und durch die Wohnung toben. Mir hat das ziemlich gut getan.

  • Hallo Freedom,

    ich habe GENAU dasselbe Problem wie du mit haargenau denselben Sympthomen.
    Tagsüber normal und "vernünftig" essen und dann abends in ein bulemisches Essverhalten verfallen nennt man seit kurzem "Binge eating disorder" oder wie Cindy aus Marzahn so schön formuliert hat: Alzheimer Bulemie!
    Deine Beiträge hätten auch von mir geschrieben sein können, denn du beschreibst wirklich genau meine Alltagssituationen.Ich habe seit ein paar Wochen endlich einen Therapeuten gefunden, der mir bei meiner psychischen Esstörung helfen kann. Seine bisherigen Diagnosen eröffnen mir ganz neue Perspektiven und Sichtweisen, die ich bisher so noch nie wahrgenommen habe.
    Aus welcher Stadt kommst du denn?
    Es ist sehr wichtig den richtigen Therapeuten zu finden und auch das hat bei mir fast 3 Jahre gedauert bis ich den richtigen gefunden hatte. Deine Essstörung ist -nachdem was du beschreibst- genau wie bei mir, psychisch bedingt. D.h. du kannst erst dann wirklich Gewicht reduzieren, wenn du die Ursache kennst. Ich habe über 20 Jahre lang nicht herausfinden können was die Ursache ist/war.
    In meiner letzten Kur (Schön-Klinikum Berchtesgardener Land) gabs es sehr gute Psychologen, die mir für den Anfang sehr geholfen haben. Dort gibte es Einzel- und Gruppentherapien. Diese Klinik hat eine spezielle Abteilung für Essstörungen (Anorexie, Adipositas). Sie arbeiteten nach dem Essprinzip: nur 3 Mahlzeiten am Tag, aber dafür reichhaltig und vielfältig und über 1 Stunde Zeit pro Mahlzeit; keinerlei diabetische Produkte. Die Mahlzeiten werden von einem Therapeuten bzw. Ernährungsspezialisten begleitet (der sog. begleitete Esstisch). Es wird einem beigebracht was angemessenen Portionen sind und wie man isst ohne Hunger zu haben.
    Ich habe trotz meiner jahrlangen Erfahrungen und meines im Kopf befindlichen "washatwievielKalorienzähltabellenbuch" noch was dazu lernen können. Nun muss ich nur noch herausfinden wie ich das alles umsetzen kann.
    Solltest du also Hilfe/Rat brauchen bzw. dich mal mit mir treffen wollen so melde dich am besten per PM. Vllt hab ich ja ein paar Tipps die du noch nicht kanntest... ;)

  • Kurbele mein Freizeitprogramm grad wieder ein wenig an, gestern Kino, morgen tanzen gehen :)


    Katzen! Oh ja, wie schön wäre das! Haben meine Eltern aber nicht erlaubt und während des Studiums gings nicht in der WG und so habe ich nun seit 19 Jahren zwei Nymphensittiche (bzw. einen so lange, der andere ist vor 5 Jahren zugeflogen). Das verträgt sich leider nicht mit Katzen, die zwei Piepmätze sind eh recht schreckhaft, die würden mit so zwei neuen Wollknäuls in der Bude nen Herzinfarkt bekommen.... leider sind meine gefiederten Freunde nicht sehr zutraulich, somit eher nett zu beobachten, aber nicht mehr. Weggeben kommt aber nicht in Frage, soviel Verantwortungsgefühl muss schon sein, finde ich.


    Meine Schwester ist 3-fache Mama und somit meistens im Dauerstress und schläft abends mit dem Kleinsten gemeinsam ein, weil sie so alle ist. Manchmal klappts mit gemeinsamen Unternehmungen, vor allem mit den kids ist es klasse, das lenkt herrlich ab und man kann dabei selbst auch wieder Kind sein. Nur, da ich mir eigentlich selbst Kinder wünschen würde (gewünscht hätte...? 38 und Single...kaum noch Hoffnung), fällt es auch oft schwer, weil es triggert.


    Tja, Therapie kann ich zurzeit leider erstmal knicken, da meine letzte im Nov. 2009 endete (Gruppe), d.h. da geht erstmal nichts über Kasse und selbst zahlen kann ich mir nicht leisten. Also notgedrungenermaßen erstmal "selbst ist die Frau", irgendwie.


    Heute war allerdings ein guter Tag :) hab mittags auswärts gegessen (haben keine Kantine oder so, darum geht das nur manchmal, sonst muss ich mir immer irgendwas mitbringen, das nervt ziemlich und da es dann meist nix wirklich tolles ist, nur Brot oder so, kommen abends erst recht die Mega-Anfälle). Jedenfalls heute was Warmes zum Mittagessen, abends heim und erstmal gute Musik aufgelegt und durchs Wohnzimmer getanzt :o das hat gut abgelenkt und danach hab ich mich "brav" an den Esstisch gesetzt und Müsli gegessen. Jetzt hab ich zwar nen recht leeren Magen (ist ja auch schon spät geworden) aber fühle mich gut. Solche Tage müssten öfter sein! Vielleicht hilft es ja wirklich, wie bei den OA (hat jemand Erfahrung damit?) immer nur die nächsten 24 Stunden zu betrachten....


    Tilli, danke für das Treffen-Angebot, leider wohnen wir an völlig verschiedenen Ecken :( Ja, das mit den 3 Mahlzeiten und nichts dazwischen ist - wenn ich es denn mal schaffe - genau passend für mich, da ich leider wenn ich anfange zu essen, nicht mehr aufhören kann. Also ist es wichtig, nicht "zwischendurch" zu essen, denn sonst geht das quasi ohne Unterlass so.... Ich wär ja happy, wenn ich irgendwann mal konstanter essen könnte. Stattdessen hab ich mal nen guten Tag oder sogar ne gute Phase und dann gehts wieder extrem bergab mit FAs ohne Ende.... dann rappel ich mich wieder irgendwie auf (mehr oder weniger schnell), überlege mir neue "Strategien", bin von meiner Idee begeistert, setze es kurze Zeit gut um und dann fall ich wieder in mein altes Ess-Verhalten zurück. Es wäre sooooo klasse, wenn Essen einfach "Nebensache" wäre.... weder was Gutes noch was Schlechtes. Einfach nur Essen. So wie Trinken - daraus mach ich ja auch kein Ding. Wenn ich Durst habe, trinke ich, wenn ich genug hab, hör ich auf. Wenn das doch nur mit dem Essen auch klappen würd....


    So, jetzt ist aber Zeit für die Heia, sonst wird morgen wieder ein totaler ich-bin-ja-so-schlapp-Tag. Freu mich aber schon aufs Tanzen :)
    Liebe Grüße und gute Nacht
    freedom


  • Heute war allerdings ein guter Tag :) hab mittags auswärts gegessen (haben keine Kantine oder so, darum geht das nur manchmal, sonst muss ich mir immer irgendwas mitbringen, das nervt ziemlich und da es dann meist nix wirklich tolles ist, nur Brot oder so, kommen abends erst recht die Mega-Anfälle). Jedenfalls heute was Warmes zum Mittagessen, abends heim und erstmal gute Musik aufgelegt und durchs Wohnzimmer getanzt :o das hat gut abgelenkt und danach hab ich mich "brav" an den Esstisch gesetzt und Müsli gegessen. Jetzt hab ich zwar nen recht leeren Magen (ist ja auch schon spät geworden) aber fühle mich gut. Solche Tage müssten öfter sein! Vielleicht hilft es ja wirklich, wie bei den OA (hat jemand Erfahrung damit?) immer nur die nächsten 24 Stunden zu betrachten....


    Das ist das, was ich schon vermutet hatte. Du bekommst kein richtiges Mittagessen und hast dann abends eine Heißhungerattacke. Das war bei mir auch jahrelang so. In der Zeit hab ich richtig zugenommen. Noch dazu hatte ich damals Kolleginnen, die mittags nur ganz wenig gegessen haben und ständig über Kalorien geredet haben, so dass ich mich kaum getraut hab, mal ein Brot mehr zu essen. Zum Glück muss ich meine Mittagspause heute nicht mehr in einer halben Stunde an Schreibtisch machen.


    Ich würde an deiner Stelle versuchen, reichlich zu frühstücken, dann mittags zum Brot noch zusätzlich was mitzunehmen, z.B. Salat, oder wenn's geht, was in der Mikrowelle aufwärmen. Du musst nach der Mittagspause wirklich satt sein, sonst ist es logisch, dass abends der Heißhunger kommt. Nach dem Fressanfall abends hast du ein schlechtes Gewissen und isst am nächsten Tag erst mal wieder weniger, was dann abends wieder zur Heißhungerattacke führt usw. ...


    Mir kommt's vor, als hättest du permanent ein schlechtes Gewissen und würdest versuchen, möglichst viele Kalorien zu sparen. Mit den OA kenn ich mich nicht aus, aber nur die nächsten 24 Stunden betrachten, ist vielleicht nicht schlecht. Probier's öfter mal aus, mittags viel zu essen. Du wirst das bestimmt abends von ganz alleine wieder einsparen. Sich den ganzen Tag zusammennehmen bringt hingegen nichts, wenn man als Konsequenz davon dann abends zuviel isst.


    Ich kann mein Gewicht mit der Methode halbwegs halten und vor allem bin ich satt und denke nicht ständig ans Essen.

  • Hi Schneckennudel (puh, fieser Name für so ein Forum :D),


    hm, schwer zu sagen. Ich spare tagsüber keine Kalorien, wenn ich Brot dabei hab, dann ordentlich, zwei doppelte Vollkornbrote mit reichlich Belag und so. Oder manchmal hab ich auch Nudeln dabei oder oder oder. Aber auch wenn ich tagsüber viel gegessen hab, wenn ich abends heimkomme und übel drauf bin, dann kommen die FAs (und die fühlen sich dann auch gar nicht unkontrolliert an, sondern sind gefühlt geplant - dennoch ist danach das Schuldgefühl riesig und die Vorwürfe und "ab morgen reiß ich mich zusammen" usw.). Ob und wieviel ich esse hängt bei mir also mit meinem psychischen Zustand zusammen und nicht mit der Kalorienmenge, die ich bereits zu mir genommen hab (ich kenn mich übrigens gar nicht aus mit Kalorienmengen oder Punkten oder sonstigen Systemen, lediglich mit gesund/ungesund). Deswegen denke ich ja auch, dass es in Richtung Sucht geht. Wäre es nur das tagsüber hungern und abends Heißhunger haben, das wär ja irgendwie verständlich, finde ich. Der Körper braucht ja seinen Brennstoff. Wenn ich aber genug esse und immer noch mehr nachstopfe, das ist nicht normal.... Gestern und heute waren allerdings wieder gute Tage, ich war gestern abends tanzen bis in die Puppen und heute war Spiele-Nachmittag mit meiner Nichte, also jede Menge gute Beschäftigung und Spaßfaktor :) mal schauen, was die Arbeitswoche bringt, wäre schön, wenn ich mal länger als nur ein paar Tage "depri-freie-Zone" und somit gutes Essverhalten hätte.


    Viele liebe Grüße
    freedom

  • Hallo freedom!


    Solche Essanfälle können ja auch von zuviel Stress herrühren. Damit meine ich nicht nur Stress im Sinne von zuviel Arbeit, sondern auch im Sinne von Kollegen/Vorgesetzen, mit denen man nicht gut klarkommt oder einer Arbeit, die grundsätzlich unbefriedigend ist. Ich weiß nicht, wie's da bei dir auf der Arbeit so aussieht. Essen ist ja auch eine Ersatzhandlung, mit der man Stress abbauen, kann. Da wäre es gut, wenn du etwas anderes findest, das den gleichen Effekt hat, z.B. Sport, Musik hören ...


    Ist schon mal gut, dass du mittags nicht hungerst, aber bei mir ist eine warme Mahlzeit immer noch das Beste. Leider gibt's ja dazu nicht immer die Möglichkeit.


    LG

  • hallo ihr lieben
    ich leide auch sehr unter dieser gier nach essen.
    es ist eigentlich bei mir kein überessen, aber immer dieses verlangen.
    und dann das komische flaue gefühl im magen.
    ich frage mich immer, warum kann ich mich nicht beherrschen.


    ich weiss, dass es schlecht für mich ist zu essen, aber ich kann nichts dagegen machen . es beherrscht meine gedanken.
    danach ist mir erst recht schlecht und übel und ich würde am liebsten alles hinwerfen.

  • Das Thema ist mir leider nur allzu gut bekannt. Ich selbst habe mit 11/12 Jahren mit Magersucht angefangen. Der "Einstieg" kam durch meine erste bewusste Diät, bei der ich die Nahrung täglich runter, runter und noch weiter runter schraubte. Irgendwann ging das dann über in Bulimie, dann in Übergewicht (Adipositas), immer wieder wechselten sich die Phasen ab. Seit ein paar Jahren komm ich nun von meinen ca. 100 kg nimmer wirklich runter. Ich war 2008/09 für 5 Monate in einer Klinik (davor schon in diversen anderen Kliniken wegen Essstörung, Depression etc.). Damals nahm ich ca. 10 kg ab, die ich inzwischen aber wieder drauf habe und nochmal ein paar dazu (ca. 105 kg bei einer Körpergröße von nur 172 cm). Ich bin echt am Verzweifeln. Ich dachte, ich hätte es endlich geschnallt. Theoretisch weiß ich ALLES und noch mehr, aber die Umsetzung fällt mir sehr schwer. Ich esse einfach zuviel Süßes, ich kann nicht anders, es geht einfach nicht. Dabei hab ich inzwischen auch schon Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen etc. Was kann ich bloß noch tun? Meinem Arzt/Therapeuten hab ich schon gesagt, dass ich nochmal in diese Klinik will. Ich muss es endlich schaffen, es geht um mehr als nur Mode/Aussehen, es geht um meine Gesundheit. Das weiß ich ja alles, warum schaff ich es dann nicht, dauerhaft abzunehmen und auch so zu bleiben. :mad: Ich kann doch nicht dauernd in Kliniken gehen, um abzunehmen.
    Wenn ich Bilder aus meinen schlanken und dünnen Zeiten sehe, könnte ich heulen....

  • Puh, hatte ein paar gute Tage und nun die letzten leider wieder extrem.... :( das Üble ist ja, dass, wenn man erstmal wieder im Sog ist, dann macht sich dieses fatale Gefühl breit "bist eh ein Versager, schaffst es eh nie" usw. Statt dass man sich wieder aufrafft.... aber genau das ist es ja, dieses ewige noch ein Versuch, noch ein Versuch usw. Lese grad ein Buch über Süchte im Allgemeinen, bislang liest es sich ganz gut, mal sehen, was ich daraus für mich mitnehmen kann...


    @ Schneckennudel: Die Arbeit ist es nicht, die macht Spaß, klar auch mal stressig, aber das gehört ja dazu und fordert eher heraus. Und all die guten "Tipps" mit Sport usw. die kann ich auch schon alle auswendig. Ist nicht bös gemeint, aber wenn es so "einfach" wäre, dann würd ich mich nicht jahrelang damit herumschlagen und auch Therapien haben bislang nicht geholfen. Das heißt nicht, dass ich aufgebe, aber irgendwann gehen auch die Ideen aus. Die Fresserei hängt eindeutig mit den Depressionen zusammen. Und an dem Problem arbeite ich auch schon seit ewig, auch Medis halfen nicht.


    Aktuell macht es sicherlich die Tatsache am schwersten, dass ich noch nie im Leben sooooo dick war! Innerhalb eines Jahres 25 kg.... übel! Und jetzt scheint es so aussichtslos. Soviel wieder abnehmen ist ja schon ohne Ess-Störung schwierig, aber wenn das Essen zur Droge wurde, dann ist es gleich 1000 Mal schwerer. Eben weil klar ist, dass eine "einfache" Methode wie Ernährung und Sport nicht helfen. Weil der Suchtdruck immer wieder auftaucht und dann gibt es kein Halten mehr, gute Vorsätze helfen dann null. Wäre es so leicht, dann gäbe es keine Therapien für Alkoholiker usw. Mit "Willenskraft" ist es da nicht getan.


    @monalisa und elly-grace: Wisst ihr, woher bei euch die Gier/der unlenkbare Drang kommt? Bei mir wie gesagt Zusammenhang mit den Depressionen und Einsamkeit. War in letzter Zeit auch wieder öfter unterwegs, um dem entgegenzuwirken, aber dauernd unterwegs sein ist auch keine Lösung. Dadurch, dass ich gar nimmer zur Ruhe kam, bin ich jetzt am Kränkeln, und dann wird der Essdruck sogar noch größer, weil ich mich mit dem Futter quasi "gesundhätscheln" will.... irgendwie total krank und krass das alles. Oh ja, wenn ich Fotos von früher ("früher" ist gut, grad mal ein Jahr her...) sehe, das quält richtig, wie konnte es nur soweit kommen.... allerdings war das nur eine Frage der Zeit und ist vielleicht sogar gut so. Denn seither konnt ich mir einreden, sind normale Gewichtsschwankungen, die krieg ich auch wieder in den Griff. Jetzt hab cih endlich begriffen, dass ich süchtig bin. Das ist zwar hart, aber nun kann ich vielleicht endlich einen Weg finden, davon loszukommen. Habe ein gutes Forum über Binge eating entdeckt, ist vielleicht sogar passender als hier (die gut gemeinten Ratschläge sind ja lieb gemeint, aber über all die Jahre habe ich all das schon zig Mal gehört, gelesen und versucht). Mir geht es vor allem darum, mich mit anderen auszutauchen, denen es genau so geht. Eben um mich nicht dauernd als Versager zu fühlen, denn das treibt nur noch mehr in die Sucht hinein. Ich suche auch nicht bloßes Honig-ums-Maul-schmieren, aber einfach Austausch, verstanden werden, sich gegenseitig Mut machen :)
    Liebe Grüße
    freedom

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