von der Magersucht zur Esssucht.

  • guten Abend,


    ich bin 21 Jahre alt, lebe in Hamburg, bin männlich & offen schwul.


    ich habe lange überlegt ob ich meine Geschichte irgendwo mal "posten" sollte, doch mittlerweile bin ich einfach an einem Punkt an dem ich denke - es geht so nicht weiter - ich weiss das ich krank bin. aber ich weiss nicht wer mir helfen kann.


    mein Weg in die Essstörung fing mit 16 Jahren an,... mit einer harmlosen Diät, einer von vielen. Meine Mutter sagte mir oft, "Junge du bist echt ein Walross..." anfangs, war mir das egal.. ich war halt einfach so.. damals 1,60m & 90 Kg schwer, ja fett.


    von einen auf den anderen Tag, fing ich an, weniger zu essen - fast nichts mehr. einmal am Tag - jeden Tag das gleiche - mehrere Monate lang, aß ich jeden tag eine "light pizza" von Dr. Oetker mit ca 621 Kcal - sonst nichts. ich nahm ab,.. irgendwann laß ich meine Pizza weg, aß eine halbe Pizza, eine 1/4 - dann nur noch einen Apfel,.. es ging soweit das ich mit blauen Fingernägeln & Lippen in der Schule saß - aber mir war das egal - hauptsache dünn!


    ich fiel regelmäßig um, meine noten wurden schlechter, meine sozialen kontakte haben gelitten - weil alles war mit essen/trinken verbunden.


    die Wende kam in einer ganz besonderen Zeit in meinem Leben, eine Band - Musik die mir kraft gab - & leute die ich durch diese Band kennenlernte - ich war viel auf Reisen - da ich dann mit mittlerweile 18 Jahren, in Europa, für Konzert-Promotion unterwegs war - mehr als 60 Städte waren es - unzählige Konzerte - & unzählige Kilos hatte ich mir wieder angefuttert..


    mit 19 war ich bei 1,73 und 90 Kilo - jetz bin ich 21 mache eine Ausbildung zum Gesundheits&Krankenpfleger & wiege nochmal fast 20 Kg mehr - warum?


    weil ich mir jeden Tag sage - ab heute hungere ich - ich gebe mein ganzes geld für essen aus - jeden tag ab 12 Uhr mittags - sind meine Pläne vergessen - sage Treffen mit freunden ab - rede mir schön, suche ausreden - dafür das ich HEUTE nochmal essen darf - & das jeden Tag - es ist nicht das Problem das ich nicht weiss WAS dick macht. ich will mich ein belohnen dafür das ich damals so lange nichts gegessen habe - nachholen - dabei esse ich doch schon solange wieder & hungere nicht mehr. weil ich es nicht schaffe. ich stopfe nur noch - ich esse nicht unter menschen - ich fresse lieber alleine.


    mein ganzer Tagesablauf ist dem essen gewidmet. ich meide alte freunde weil die ja sehn wieviel ich zugenommen habe. es ist wirklich eine Qual. ich habe einen richtigen Ekel gegen mich, weil ich mich täglich so zu stopfe, das ich bauchweh habe - aber ich kann nicht anders. ich denke jeder tag ohne essen - ist ein verlorener Tag.


    ich bin traurig wenn ich morgens aufwache & weiss heute muss ich drauf achten was ich esse - & kann nicht einfach wahllos stopfen.


    ich leide unter meinem verhalten zum Essen, ich leider unter meiner Figur - ich kappsele mich ab - ich war & bin ein sehr lustiger mensch. doch heute nur noch als Schutz - früher von Herzen.


    ich weiß, dass ich euch bestimmt nerve.
    ich weiß, dass ich krank bin - doch ich will nicht zum Therapeut.


    ich kann leuten die ich kenne - freunde - & teilweise auch Fremden nicht mehr ins Gesicht gucken - weil ich immer denke sie zählen grade meine Fettrollen am Kinn.


    ich denke ich bin weniger wert - weil ich dick bin.


    nach außen tu ich immer so als esse ich einfach gerne - dabei esse ich weil ich MUSS. ich kann es nicht ohne. wenn ich nicht esse, werde ich depressiv - wenn ich esse jedoch auch.


    schaffe ich es mal 2-3 tage weniger zu essen - fresse ich danach 6 tage durchgehend.


    ich weiß einfach nicht mehr an wen ich mich wenden soll. das schlimmste is einfach meine sozialen probleme - ich verbiete mir mein leben - weil ich immer darauf warte bis ich es packe schlank zu sein.


    ich verbiete mir kurze sommer klamotten - weil ich fett bin.


    ich weiss nich ob es hier jemand genau so geht - ob mich hier jemand versteht - ich wollte es nur mal hier posten & schauen wer hier antwortet & ob mir jemand antwortet.


    alles was ich brauch - is etwas das bleibt - & zwar ein Gesundes Maß zum Essen - einen Diätplan - ich schaffe es alleine nicht mehr - ich reduziere mich auf mein Fett - Fett ist negativ für Mich - aber nur an mir. ich mag es wenn leute dicker sind - finde ich sympatischer. aber bei mir ist das schrecklich.


    ach.. ich weiß einfach nicht wie man mir helfen kann - ich weiss nur das ich so nicht mehr leben will ... ich bin unglücklich.


    ich will nicht warten - ich will anfangen - sport, nahrungsumstellung - doch ich kann nichts dagegen tun, jeder tag der einschränkung im essen - errinnert mich an meine Magersuchtzeit, wo ich mich so einschränkte nur auf andere art & weiße als jetzt.


    LG
    nachtlos.:(

  • Ich stimme pueppi da zu... lass dir professionell helfen!


    Für mich persönlich sieht es so aus, wie wenn du in einer Art Abwärtsspirale bist, die du nicht allein zu durchbrechen vermagst. Denn letzten Endes kommt es wohl darauf an, wie du mit dir selbst umgehst, nicht wie viel du wiegst.


    Gruß
    Dani

    Dress for the body you have RIGHT now. There is nothing wrong with you right now, and there is sure as heck no reason to wait to look good. Get up, get dressed and face the world and then do it again tomorrow. (Malia Anderson)

  • Erkundige Dich mal im Asklepios Westkrankenhaus in HH-Rissen.
    Haus 1, Station 1. Die sind auf Essstörungen spezialisiert.
    Eine normale Einweisung vom Hausarzt reicht aus. Doch rechne mit Wartezeit bis zur Aufnahme.

  • Hallo


    ich kann mich den anderen nur anschliessen, nimm Hilfe in Anspruch, geh zum Arzt und beginne eine Therapie, notfalls eben auch stationär.


    Für den Anfang versuche dir nicht zu verbieten zu essen, was man sich verbietet wird doppelt schwer zu lassen.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • Moin Nachtlos,
    was du schreibst bedarf einer relativ simplen Lösung:
    höre auf dir essen zu verbieten - egal in welcher Weise, es darf nichtmals mehr "gezielt" von dir eingesetzt werden für was auch immer - denn Essen ist einfach etwas völlig normales das man macht wenn man "hunger hat", solange bis man "satt ist" und fertig.


    NURleider kann man etwas so einfaches nicht allein umsetzen, wenn man psychisch in einer Spirale festhängt in der Essen alles mögliche Bedeutet nur nicht das was ich oben beschrieben habe.
    Ich weiß, wie schon meine Vorschreiber, genau wovon ich rede, denn auch ich habe noch immer Probleme damit "essen" so zu leben wie oben beschrieben - immerhin kann ich es mitlerweile so sehen, aber es war ein langer und schwieriger Weg dahin und ich brauchte eine ganze Menge Hilfe um bis hier her zu kommen.


    Therapie war bei mir allerdings nur ein Teilstück, ein weiteres war für mich offen mit meinem damaligen Partner reden zu können und auch sonst(Freundes und Bekanntenkreis) recht offen damit um zu gehen das ich eben ein "Essproblem" hatte. Mein letzter Freund hatte mir sehr dabei geholfen Essen wieder als etwas "normales" ja eben "Alltägliches" zu sehen und es sogar "genießen zu können" - ohne wenn und aber oder den Gedanken daran was es vielleicht bei mir (meinem Körper) anrichten könnte.
    Und ganz ehrlich mit dieser Einstellung ging es mir sowohl Körperlich wie auch Emotional deutlich besser. Natürlich ist sowas nicht sofort eine "Krisenfeste Sache", bei mir aktuell jedenfalls nicht - aber ich weiß wo ich wieder hin will und muss.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • danke für eure Antworten bisher :)
    ... ich hab mich irgendwie falsch ausgedrückt - ich denke ich wäre bereit für eine Therapie - nur nicht stationär. ich weiss das ich krank bin im Bezug auf das Essen - aber ich konnte mich in der Letzten Zeit vielen Menschen öffnen die mir nah sind.. offen drüber reden.


    was aber richtig schlimm bei mir ist - entweder essen = dann richtig dolle überfressen. oder richtig dolle nichts essen = halb verhungern lassen. was gesundes zwischendrin gibts nichts & eben der DAUERHAFTE gedanke ans Essen/nicht Essen und meine Reduzierung auf meine Fettlaibigkeit :) ...


    hat jemand von euch Adressen von Psychologen in HH für Essstörungen?.. gibts da überhaupt möglichkeiten, das nicht stationär zu machen?


    LG


    ps. drückt mir die Dauemen, schreibe morgen eine wichtige Klausur :)

  • Da die Anderen schon das Wesentliche gesagt haben, von wir nur noch ein kleiner Denkanstoß mit auf den Weg..



    das schlimmste is einfach meine sozialen probleme - ich verbiete mir mein leben - weil ich immer darauf warte bis ich es packe schlank zu sein.


    Und das Fett ist eine perfekte 'Ausrede' und sich weiterhin das Leben verbieten zu können. Also hat es eine Funktion, nämlich als Legitimation (D)einer Lebensverweigerung und Deine Psyche wird Dich immer weiter zum Fressen treiben, je stärker Du dagegen an gehst. Denn im Grunde kämpfst Du mE mit etwas ganz Anderem > der Angst vor dem Leben (Dich darauf wirklich einzulassen).


    Lass Dir helfen. Das Leben ist es wert. Du bist es wert.


    Sarah


    *Ich hoffe die Klausur lief gut.*


    edit: Sicherlich kannst Du erst einmal ambulant etwas versuchen (Gesprächstherapie z. B.) und dann schauen, ob Du nicht doch eine spezielle Essklinik besuchen möchtest. Auch da gibt es sogenannte 'Tageskliniken', bei denen Du am Abend wieder Zuhause bist. Du könntest mal Google befragen, mit den Tags: Ambulante Psychotherapie Hamburg oder auch Sozialpsychologischer Dienst Hamburg (dort sollte man Dir weiterhelfen können). Viel Erfolg!

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