Zivilcourage.....

  • ist natürlich im Moment ein brisantes Thema und darüber wird allerortens diskutiert.
    Wie ist denn Eure Meinung dazu.
    Ist der Ruf nach mehr Präsens der Polizei und die obligatorische Forderung nach mehr Gewaltprävention genug?


    Oder könnte Zivilcourage eventuell eine der positiven Eigenschaften dieser unserer Gesellschaft werden?

  • Solange Zivilcourage mit Verachtung durch die Gesellschaft (siehe den Fall der Frau, die Thomas Wolf an die Polizei ausgeliefert hat) und sogar mit dem Tode (ganz aktuell) bestraft wird, befürchte ich, dass sich immer weniger Menschen für ihre Mitmenschen einsetzen werden.

    Inside me is a thin woman trying to get out.
    ...I usually shut the bitch up with chocolate.

  • Oh je, bei diesem Thema erschaudere ich schon ganz zu Beginn, denn ich bin mir sicher dass jetzt eine endlose Liste an Fallbeispielen, Verallgemeinerungen, Pauschalverurteilungen und Sch...hausparolen folgen werden.


    Populär werden in der Regel die herausstechenden Negativ-Beispiele - wie schon von Alioshya begonnen. Dafür sorgen die Medien.


    Aber ich glaube nicht, dass jemand eine gesicherte Aussage um den tatsächlichen Zustand in unserer Gesellschaft treffen kann. Die vielen alltäglichen Situationen - wer weiß denn, in wie viel Prozent der Fälle sich jemand für den anderen einsetzt und in wie viel Prozent nicht?

  • Eben. Es gibt täglich jede Menge Situationen, wo Zivilcourage Schlimmeres verhindert. Darüber berichtet nur keiner, ist ja auch selten spektakulär genug. Die wenigen Fälle, in denen jemand mal dafür ausgezeichnet wird, sind eh nur Randmeldungen in einer passenden Sendung wie XY. Wenn es mal Jugendliche sind, die Rückgrat zeigen, sind auch schonmal einige Zeilen in der lokalen Presse drin.

    Und ich bin immer beruhigt, daß solche Meldungen wie die Sache in München solchen Wirbel verursachen, genauso wie bei Kindesmorden etc. Chaoten und Schwachmaten wird es immer geben, verhindern kann man das kaum. Aber es zeigt es doch, daß es die große Ausnahme ist, daß so etwas passiert. Wäre das Tagesstandard, würde sich keine Socke mehr dafür interessieren.

    Auch wenn die meisten Reaktionen darauf platte Stammtischparolen sind, vielleicht achten ja doch einige zumindest für ein paar Tage etwas mehr auf ihre Mitmenschen.

  • für mich ist es selbstverständlich zu helfen, egal ob nun größere kinder auf kleinern rumhacken,einer alten dame die tasche runter gefallen ist und jemand hinfällt.
    als vor ein paar tagen auf den weg zur schule eine ältere frau vor uns rumtorkelte und dan viel, wollte ich ihr auch wieder hochhelfen .fragte obs ihr gut geht und wollte sie grade am arm hoch helfen ,als diese mich dann beschimpfte , ich solle sie in ruhe lasse und das ich mich ver***** solle .
    meine jungs schauten mich ganz erschrocken an und ich fragte dann nochmal ob ich ihr wirklich nicht helfen solle.sie wurde immer grandtiger , so das ich es dann sein ließ.
    meine jungs kennen es gar nicht anders und fragten dann warum die frau denn keine hilfe wollte.
    die gute ist noch ein paar mal hingefallen , immer wieder wollte ihr leute helfen ,aber sie fauchte die immer wieder an.irgendwer hat dann eine streife gerufen und sie wurde von denen weggefahren.
    ich denke ,helfen kann man immer mal wieder , ist für mich wie gesagt selbstverständlich, meine jungs werden auch so erzogen .aber wenn jemand keine hilfe will kann man leider nichts machen

  • Ja, wir hier sind natürlich alle die Guten und würden niiiiiiiiieeeeeemals lieber unseren eigenen Hinterpuschel retten als uns unter eine prügelnde Horde zu mischen.

    Zivilcourage macht sich nicht an den großen Aktionen fest, sondern tagtächlich im Leben. Der vielseits gerühmte Arsch in der Hose.
    Und ganz ehrlich: Manchmal hab ich den auch nicht und bin feige und mische mich nicht ein. Das ist das Leben.
    Aber ein Handy um einen Notruf abzulassen haben heute fast alle und das ist das Mindeste.
    Hat von den 15 Gaffern am S-Bahnhof aber auch keiner geschafft.

    Zitat

    ...
    Während der tödlichen Attacke sollen mehrere Zeugen vergeblich zum Eingreifen aufgefordert worden sein. Die Behörden sehen zur Zeit jedoch keinen Anlass, um wegen unterlassener Hilfeleistung zu ermitteln, meldet die "Süddeutsche Zeitung". Staatsanwalt Laurent Lafleur sagte der Zeitung zum Verhalten der Passanten, die Staatsanwaltschaft sei wie auch in anderen Fällen angehalten, nur eine "rechtliche Bewertung" vorzunehmen. Eine "moralische Bewertung" sei eine ganz andere Sache.
    ...
    Quelle: Spiegel.de

  • Tja, da bin ich anscheinend voll ins Klischee gefallen mit meinen populär herausstechenden Negativ-Beispielen, sorry.

    ich bin auch der Meinung, dass Zivilcourage eine Tugend ist, die gefördert werden muss, schon im Elternhaus und in der Schule. Und ich glaube auch, dass es genügend Fälle von Zivilcourage gibt, aber die sind eben nicht so "interessant", als dass über sie berichtete wird (obwohl... ich habe kürzlich einen Bericht über einen amerikanischen Jugendlichen gehört, der einer potenziellen Amokläuferin in einem Bus die Waffe abgenommen hat, bevor jemand zu Schaden kam. Es wird also doch berichtet. Aber eben nicht bei Web.de oder gar in der Tagesschau.).

    Aber ich glaube auch, dass es dafür auch genügend Weggucker gibt, die sich möglichst raushalten wollen und nur gaffen. Sieht man ja bei den Staus, die auf der Autobahn bei einem Unfall entstehen, weil die Leute gaffen.

    Ups, schon wieder ein Negativ-Beispiel.
    Das zeigt wahrscheinlich, dass ich den Glauben in die Menschheit so langsam verliere. :(
    Ich kenne einen Fall an einer Schule, wo die Aktion "Schule gegen rechts" durchgeführt wurde. Dabei sammelt man Unterschriften von denjenigen, die bereit wären, sich auch offen gegen rechte Machenschaften/rechte Gewalt einzusetzen (im Falle eines Falles, also wenn man zB bemerkt, dass rechte Parolen auf dem Schulhof verbreitet werden). Das ganze wird dann von einer Stiftung bezuschusst.

    An der Schule mit 1300 Schülern gab es nicht einmal das Midestmaß an Unterschriften, damit diese Aktion offiziell anerkannt wurde.
    Das muss man sich mal vorstellen.

    Ich stimme ja zu, dass man, wenn man um sein eigenes Leben besorgt ist, nicht eingreifen muss, und ich schließe mich auch nicht davon aus, einer der Weggucker zu sein - ich war noch in keiner solchen Extremsituation und weiß nicht, wie ich reagieren würde - aber ein gewisses Maß an Interesse am Wohlergehen seiner Mitmenschen sollte man doch haben!

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  • Tja, da bin ich anscheinend voll ins Klischee gefallen mit meinen populär herausstechenden Negativ-Beispielen, sorry.


    tja meine Liebe, da fehlt Dir die Coolness um den nötigen Weit -und Überblick zu haben.Ärgere Dich nicht.

    Zitat


    ich bin auch der Meinung, dass Zivilcourage eine Tugend ist, die gefördert werden muss, schon im Elternhaus und in der Schule.


    es ist aber halt auch so, dass es für diesen Begriff sehr unterschiedliche Auffassungen gibt.
    Das bedeutet eben nicht grundsätzlich gegen den Strom zu schwimmen und anti zu sein. Er sollte auch nicht mit guten Benehmen und Hilfsbereitschaft verwechselt werden.
    Zivilcourage hat eindeutig mit Mut zu tun um zu seinen Wertvorstellung zu stehen. Immer vorausgesetzt man hat welche.
    Und genau da fängt die Erziehung an,


    Aber Mut um jeden Preis ist wohl auch nicht angesagt.
    Ich denke, dieser Mann konnte die Konsequenzen nicht absehen. Jeder anständige Mensch hätte hier helfend reagiert und sei es nur, dass die Polizei alarmiert wird.
    Anders seh ich den Fall des Münchner Rentners, der auf das Rauchverbot hinwies. Hier habe ich meine Zweifel, ob man hier den Begriff Zivilcourage anwenden kann.

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