Im Alltag immer wieder versagen!

  • Hallo!
    Mein Name ist Melanie, ich bin 22 Jahre alt und habe einmal vor vielen Wochen in einer nächtlichen Talkshow über dieses Forum erfahren. Ich glaube die Administratorin war damals zu Gast. Auf jeden FAll bin ich dadurch hier drauf gestoßen.
    Ich war schon mal hier, habe aber nur etwas mitgelesen und mich nicht registriert.
    Heute habe ich mich registriert, weil ich einen wahnsinnig miesen Vormittag hinter mir habe und ich total am Boden bin und sonst niemanden zum reden haben. Vielleicht kann mir hier jemand helfen.


    Kurz zu meiner Geschichte: Ich bin 22 Jahre alt und lebe noch bei meinen Eltern. Mit 15 war noch alles einigermaßen in Ordnung. Ich war eigentlich ein relativ schlankes Kind, jetzt nicht übermäßig dünn, aber eben ganz normal. Nach der Grundschule habe ich ein sehr angesehenes Gymnasium besucht. War die ersten ein, zwei Jahre auch sehr glücklich dort. Mit 16 dann bin sitzen geblieben. Ich hatte das Jahr davor einen schweren Verkehrsunfall (ich bin wo mitgefahren) und war fast ein Jahr im Krankenhaus. Dort war ich schon eher leicht molliger dann, aber im Krankenhaus habe ich dann richtig zugenommen. Sicher 20 Kilo. Auch die Zeit zuhause dann mit dem Gips und Co habe ich nur mehr gefuttert. Ich war wirklich jeden Tag dauerfrustriert, die Schule erklärte mir, ich müsse das Jahr wiederholen usw. Auf jeden Fall habe ich dann das Jahr wiederholt. In dem Jahr hat eigentlich alles angefangen. Ich wurde (auch aufgrund meiner Molligkeit) von den Klassenkameraden gemobbt und ich habe immer mehr Frust in mich reingefressen. Ich habe dann die Schule komplett abgebrochen, habe aber für ein großes Fotostudie gearbeitet, weil ich eben ein Talent zum Fotografieren habe. Ich wollte dann noch mal die Schule aufnehmen um mein Abitur zu machen, hab es aber nicht gepackt. (nicht wegen dem Lernen, ich war immer eine ausgezeichnete Schülerin, sondern wegen dem Gewicht, meinem geringen Selbstbewusstsein etc,). Mit 17 habe ich dann auch meinen Freund kennengelernt, der mich so genommen hat wie ich bin, das war echt ein neues Gefühl für mich.
    Bis ich 19 war habe ich dann erfolgreich als freie Fotografin gearbeitet. Dann haben mir meine Eltern geraten, eine Ausbildung an einer Fotografenschule zu besuchen. Eigentlich wollte ich das nie so recht und habe dann aber zugesagt. Dort ist es mir wieder total mies gegangen. Die Fotografenschule liegt weit weg von meinem Wohnort und ich hatte dort eine eigene kleine Wohnung. Der Anfang war noch einigermaßen okay, aber dann habe ich angefangen nicht mehr hinzugehen, weil ich doof angesprochen worden bin. Ich habe wieder angefangen alles mögliche in mich hineinzufressen. Irgendwie hatte ich dann die Idee, ich könnte mich ja über der Toilette übergeben, dann könnte ich essen und gleichzeitig nicht zunehmen. Hat aber nicht so funktioniert und habe ich dann aufgehört. Auf jeden Fall bin ich zu der Schule immer seltener hingegangen. Ich war immer frustrierter und es ging mir immer dreckiger. Ich habe immer mehr in mich reingegessen. Über die Jahre bis heute habe ich Lügen aufrecht erhalten dass ich die Schule beendet habe. Mein Sozialleben ist eine einzige Katastrophe. Ich habe mittlerweile kaum mehr Geld. Ich arbeite zwar als freie Fotografin, aber jeder Termin ist für mich eine Qual. Ich habe Angst vor den Leuten, dass die mich wegen meines Gewichts doof anreden (ich bin übrigens 165 groß und wiege 148 kg), teils ist das auch so. Ich habe keinerlei Freunde: keinen Einzigen! Mein Freund ist der einzige den ich habe, aber er musste beruflich bedingt weiter weg ziehen und wir sehen uns nur mehr selten. Hätte ich meine Eltern nicht, ich hätte wirklich niemanden. Ich kapsle mich total ein und eigentlich wenn man mein Leben auf den Punkt bringt, ist es beschissen!
    Mein größtes Hobby ist Babysitten - oder war es mal. Das war eigentlich das einzige noch wo ich richtig aufgeblüht bin. Aber auch das habe ich aufgegeben. Nachdem ein Babysitterkind gefragt hat ob ich schwanger bin weil ich so einen dicken Bauch habe (bitte: Was antwortet man auf so eine Frage???) und andere Kinder einfach nur spotten, oder sich mit mir gar nicht zeigen wollen.
    Heute Vormittag hatte ich (seit langem mal wieder) einen Auftrag. Ich musste Fotos für ein Magazin machen von Menschen. Als ich einen Mann angesprochen habe, sagte dieser wortwörtlich zu mir "Entschuldigung, darf ich sie fragen: Warum sind sie so fett - ist das krankheitsbedingt?" Ich war so baff dass ich mit offenem Mund gestanden bin. Ich habe halt ja gesagt - darauf er: "Dann tut mir das leid, das ist sicher nicht leicht so zu leben". Ich bin zu meinem Auto gerannt und bin heulend erstmal ne halbe Stunde gesessen. Danach habe ich die Agentur (für die ich die Magazinfotos mache) angerufen und gesagt, ich wäre krank geworden. Ich hätte das psychisch nie und nimmer geschafft nochmals da raus zu gehen. Jetzt bin ich heimgefahren, noch vorher beim Bäcker vorbei und habe mir Schokostangen und Schokolade mit, die ich gerade nebenbei runterputze (so mache ich das natürlich geschickterweise immer, wenn ich total am Boden bin). Ich bin total verheult und mir geht es einfach mies. Die Agentur fängt nun schon langsam an mir keine Aufträge mehr zu geben, weil sowas wie mit dem Mann nicht das erste Mal passiert ist. Ich hatte beim letzten Mal schwimmende Kinder zu fotografieren, ich habe natürlich abgesagt, weil ich seit ungefähr 8 Jahren in keinem Schwimmbad mehr war.
    Ich habe in der Zeit eigentlich nie versucht abzunehmen. Seltsamerweise. Doch, einmal, aber da hab ich dann nach einer Woche oder so aufgegeben. Irgendwie ist jetzt der Zeitpunkt da, wo ich sage "Ich möchte abnehmen". Ich möchte aber auf keinem Fall zu einem Arzt. Ich habe panische Angst vor Ärzten, schon allein weil mich der letzte wegen meines Gewichts dermaßen runtergeputzt hat, dass ich mir wie der letzte Dreck vorgekommen bin.
    Ich möchte das irgendwie selber schaffen, aber ich weiß nicht ob ich die Kraft dazu habe. Vorallem sind es so sachen wie die Leute die mich anreden und danach bin ich wieder total frustriert und esse rein.


    So, ich weiß nicht ob jemand das lesen wird, aber ich wollte es mir mal runterschreiben! Danke!
    Melanie

  • Ich habe mir deinen Beitrag durchgelesen und ich würde dir gerne dazu raten, dass ich trotz der Angst versuchen würde mit einem Arzt das Gespräch zu suchen. Du hast Recht, Ärzte kommen irgendwann immer auf das Thema Gewicht zu sprechen wenn man als dicker Mensch vor ihnen sitzt.


    Ich habe aber die Erfahrung gemacht, das Ärzte sehr positiv reagieren, wenn man von vornherein sagt, dass man kommt weil man nun eine Gewichtsreduktion in Angriff nehmen möchte.


    Du scheinst durch dein Übergewicht stark psychisch belastet zu sein und so nicht mehr weitermachen zu können. Was mir da als erstes einfallen würde, wäre eine Kur zur medizinischen Rehabilitation zu beantragen. Es gibt diverse Kliniken wo sowohl Übergewicht als auch die Psyche behandelt wird. Ich weiß ja nicht ob das vielleicht mal etwas für dich wäre?

  • Oh man Melanie, wo soll ich anfangen! Erstmal nur eins:
    Komme raus aus deinem Schneckenhaus! Die Welt ist nicht so schlecht!

    Ich habe auch so viele Kilos mehr auf den Rippen,
    aber solche Reaktionen wie Du sie hier schlieders, habe ich Gott sei
    Dank, nie erfahren müssen! Und glaube mir, es gibt auch noch
    andere Menschen! Darum gehe raus, gib anderen Menschen ein Chance!
    Du wirst sehen es gibt sie!

    Solltest Du das nicht schafften hole Dir doch Profihilfe von einem
    Arzt im Form einer Therapie oder suche es doch mal mit einer Selbsthilfegruppe
    für Dicke ! ´Da lernst Du dann Menschen kennen dennen es ähnlich
    geht wie Dir! Hauptsache Du wirst jetzt selber mal aktiv und kommst in die Puschen, denn die Anderen können nichts für Dein Leben, so wie es jetzt
    ist.........also ran an den Feind, es kann nur besser werden!

    Und als erstes gehe doch mal zu Deinen Eltern und rede Dir den ganzen
    Kram von der Seele! Vielleicht reagieren sie ja ganz anderes als Du denkst!

    Auch möchte ich Dir noch anbieten, mir mal privat zu schreiben wenn
    Du Lust hast...........

    lieben Gruss und Kopf hoch.........es wird besser werden!

  • Moin Mellilein,


    also ganz ehrlich, ich denke das du vor allem psychologische Hilfe brauchst und auch das dein Essverhalten schon eine EssStörung sein könnte - für mich klingt es sehr danach.


    Abnehmen - ich denke nicht das du dies so hinbekommst, vor allem nicht da du solche panischen Ängste davor hast auf dein Gewicht bzw. deine Figur angesprochen zu werden.


    Ich würde dir empfehlen zuerstmal nach Hilfe (Therapeutische) für dein Selbstwertgefühl zu suchen, hilfe auch um mit deinen Ängsten anders umgehen zu lernen. Das ist meiner Meinung nach schon verdammt lange überfällig!
    Dein Lügengerüst wird irgendwann gewaltig in sich Zusammenstürtzen - deshalb find ich es auch gut das du zumindest hier den Schritt gewagt hast über die Wahrheit zu reden.
    Das war der erste sehr schwere Schritt - und nein Ich verurteile dich deswegen absolut nicht, da ich es nachvollziehen kann! Und glaub mir ich werde nicht die einzige sein die so denkt.


    Übrigens scheinst du sehr schnell alles als "dein Versagen" an zu sehen - was für mich danach klingt als wolltest du unbedingt "perfekt sein" aber das kannst du nie erreichen, deshalb bitte ich dich deine Ansprüche an dich selbst zu Überdenken.
    Du hast das Schuljahr wiederholen müssen weil du wegen Krankheit zu viel gefehlt hattest - wo bitte ist da z.B. ein "Versagen deinerseits"? ich seh es nicht.


    Ich würde deinen Beitrag auch gern in EssStörungen verschieben, aber dazu möchte ich dich fragen ob das für dich ok ist?


    Liebe Grüße erstmal,
    Cailly

  • Hallo!


    So schnell zwei Antworten! Vielen Dank!
    Nein, ich möchte wirklich auf keinen Fall ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Auf gar keinen Fall! Das wäre der absolute Albtraum für mich. Vielleicht scheint das unvernünftig, aber das ist so meine Entscheidung.
    Ich habe ja auch nur einen Teil der Geschichte geschrieben, eigentlich gehört noch sehr viel mehr dazu:


    *Ich gehe nicht mehr ins Kino, weil mir die Sitze auf der Seite immer drücken in den neuen Kinos und ich nicht aufstehen möchte mittendrin, weil die Leute sonst sagen "Die Dicke rennt während des Films herum"


    *Ich setze mich überall aussen ran, egal ob bei Verwandtenfesten oder wo auch immer, damit ich niemanden mit meinem Gewicht belästige.


    *Im Bus (wenn ich mal Bus fahre, ich hasse es wenn mich die Leute anstarren) stehe ich immer, damit sich niemand durch mich gestört fühlt und weil ich eben zuviel Platz für einen Sitzplatz brauche.


    *Ich bin seit ich 15 bin nicht mehr in den Urlaub geflogen, weil ich Angst habe wegen den Flugzeugsitzen und dem Gurt.


    Und nein, ich möchte eigentlich mit meinen Eltern nicht drüber reden. Beide sind recht schlank und putzen mich schon genug herunter. Naja was heißt das schon, es fallen halt immer wieder Bemerkungen ala "Elefant im Anmarsch" :(

  • Hallo Caily!


    Eigentlich ist es mir egal wohin der Beitrag wandert. Ich glaube schon, dass ich es mir allerdings eingestehen würde, wenn ich eine Essstörung hätte. Ich glaube aber, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist mein Hauptproblem mein Selbstbewußtsein und wie Du richtig erkannt hast, mein Hang, alles perfekt machen und sein zu wollen!

  • Hallo Melanie,

    fühl Dich erst einmal gedrückt. Es scheint Dir ja echt total mies zu gehen :( .

    Wir "hören" Dir gerne zu, wenn Du Deinen Frust von der Seele schreibst.

    Wenn Du freie Fotografin bist, kannst Du Dich nicht auf ein Thema spezialisieren ? Wenn Du gut mit Kindern umgehen kannst, wäre es doch vielleicht eine Idee Babys zu Hause zu fotografieren.
    Als mein Sohn geboren wurde, habe ich eine freie Fotografin zu uns kommen lassen um in gewohnter Umgebung schöne Bilder machen zu lassen.

    Da hättest Du nicht so etwas wie z.B. Schwimmbad.
    Oder Kindergärten und Schulen lassen auch gerne Fotografen vor Ort fotografieren.
    Sicher kann es vorkommen, das Kinder fragen: " Wiso bist Du soo dick ?" oder " Bist Du schwanger ?". Das ist mir auch schon passiert. Ich wiege etwa so viel wie Du. Ich bin Elternvertreterin in der Klasse meiner Tochter und ein Klassenkamerad hat immer dumme Sprüche gebracht, wenn ich bei irgendwelchen Aktivitäten dabei war. Ich war immer besonders freundlich zu dem Kind, das selber ein Aussenseiter in der Klasse ist und dann hat er es irgendwann gelassen.
    Sicher haben manche Sprüche mich verletzt und geärgert, aber ich habe es ignoriert und mir ihm gegenüber nichts anmerken lassen.

    Wenn Du absolut nicht zu Ärzten möchtest, vielleicht wäre eine Psychotherapeutin das richtige ?

  • Hallo Sonnenschein!


    Danke für die nette Antwort. Ja, das wäre sicher eine Möglichkeit. Ich fühle mich auch am wohlsten wenn ich für mich selbst arbeite und bestimmen kann, was ich mache.
    Bei mir ist es auch so, dass ich mal supergute Tage, dann wieder total miese Tage habe. Es kann sogar mal passieren dass ich Sprüche wegstecke einfach so, aber in den meisten Fällen begleiten sie mich noch über Tage.
    Darf ich fragen was Du den Kindern sagst, wenn Sie dich fragen ob Du schwanger bist? Oder wenn Sie Dir sagen dass Du fett bist? Ich schaue Sie meistens ganz gebannt an, drehe mich um und gehe. Ich kann supergut mit Kindern, aber da ist der Punkt, an dem ich nicht mehr kann. Mein wunder Punkt sozusagen. Ich kann den Kindern ja schlecht was böses ins Gesicht kloppen, weil Sie einfach das ganze auch nicht böse meinen. Sie fragen halt rein aus Neugier und Unwissen!





  • Mensch Mädel,

    wach auf und gehe zum Arzt! Du schiebst die Probleme nur vor Dir her aber lösen willst Du sie offenbar nicht!

    Willst Du wirklich so weiter Leben?!

    Sorry !! Aber was heisst denn Leben, Du existierst ja nur noch von einem auf den anderen Tag.........niemanden belästigen, immer zweite wenn nicht dritte Reihe..............das nenne ich nicht Leben! Siehe deine Aufzählung!

    Und das Deine Eltern so etwas zu Dir sagen........mein Gott mir fehlen wirklich die Worte.....ich würde diese Menschen nicht mehr mit meinen, auch so grossen Hintern ansehen............sag ihnen doch endlich mal die Meinung, schlimmer kannst doch nicht mehr werden! Und das Du so unendlich verletzt bist können diese Menschen doch nun wirklich wissen, oder!

    Mädel nimm dein Leben endlich in die eigene Hand ohne wenn und aber! Jetzt!


  • Hallo Melanie,

    gibt es vielleicht bei dir in der Nähe die Möglichkeit, zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen? Das hat mir sehr geholfen!
    Wenn du dich im Bereich der Fotografie spezialisieren willst, wie wäre es mit Tieren? Du solltest aber schon richtig Spaß daran haben und das nicht nur machen, weil du dir das andere nicht mehr zutraust.

    Als wir letztens Besuch von Bekannten hatten, haben deren Söhne (5 und 7) beim Abschied gefragt, ob ich jetzt ihre Oma wäre (ich bin 31!) :D Die haben es sicherlich genausowenig böse gemeint, wie die Kinder, die dich gefragt haben, ob du schwanger bist. Im Gegenteil, ich interpretiere es so, dass "Oma" heißt, da sind wir gern, da fühlen wir uns wohl.
    Vielleicht verbinden die anderen Kinder mit "schwanger" auch was Positives, nämlich, dass bald ein neues Baby da ist, was total aufregend ist? Ich kann natürlich schon nachvollziehen, warum dich das so getroffen hat, aber es ist schade, dass du deswegen keine Kinderbetreuung mehr machst.
    Das ist ein Teufelskreis: du machst immer weniger Sachen, weil du dick bist, also hast du natürlich auch weniger Kontakte und machst nichts mehr von dem, was dir eigentlich Spaß macht. Kein Wunder, dass du den Frust in dich reinfressen musst *drück*

    Liebe Grüße von Meryem und dem Tiger-Trio
    ---------------------------------------------------------------------
    Ich bin nicht dick, ich habe nur mehr erotische Nutzfläche!

  • Moin Mellilein,
    ich erklär dir mal warum ich an eine EssStörung denke:


    Zitat

    Ich hatte das Jahr davor einen schweren Verkehrsunfall (ich bin wo mitgefahren) und war fast ein Jahr im Krankenhaus. Dort war ich schon eher leicht molliger dann, aber im Krankenhaus habe ich dann richtig zugenommen. Sicher 20 Kilo. Auch die Zeit zuhause dann mit dem Gips und Co habe ich nur mehr gefuttert. Ich war wirklich jeden Tag dauerfrustriert


    Nun zuerstmal noch eine Frage - hast du irgendwelche Therapeutische Hilfe bekommen um mit dieser Situation fertig zu werden? Und wie ist dein Umfeld - Eltern, Freunde - damit umgegangen?
    Meiner Meinung nach hast du durch die Unfallfolgen angefangen mit "frustfressen" (sorry aber so nennen es die meisten) und das ist durchaus eine logische Umgehensweise mit solch einem Erlebniss.


    Zitat

    Ich wurde (auch aufgrund meiner Molligkeit) von den Klassenkameraden gemobbt und ich habe immer mehr Frust in mich reingefressen. Ich habe dann die Schule komplett abgebrochen


    Frustfressen - wie du es ja auch selbst nennst und dann weglaufen weil du allein mit der Problematik nicht fertigwurdest - wie ich finde durchaus logisches normales Verhalten mit Tendenzen eine Angst/Panik Störung zu entwickeln die mit eine ES überdeckt wird.


    Zitat

    Ich wollte dann noch mal die Schule aufnehmen um mein Abitur zu machen, hab es aber nicht gepackt. (nicht wegen dem Lernen, ich war immer eine ausgezeichnete Schülerin, sondern wegen dem Gewicht, meinem geringen Selbstbewusstsein etc,).


    Genau das was ein Absatz höher schon steht - Flucht als typisches Symptom eine Angst/Panik Störung.


    Zitat

    Dann haben mir meine Eltern geraten, eine Ausbildung an einer Fotografenschule zu besuchen. Eigentlich wollte ich das nie so recht und habe dann aber zugesagt. Dort ist es mir wieder total mies gegangen. Die Fotografenschule liegt weit weg von meinem Wohnort und ich hatte dort eine eigene kleine Wohnung. Der Anfang war noch einigermaßen okay, aber dann habe ich angefangen nicht mehr hinzugehen, weil ich doof angesprochen worden bin. Ich habe wieder angefangen alles mögliche in mich hineinzufressen. Irgendwie hatte ich dann die Idee, ich könnte mich ja über der Toilette übergeben, dann könnte ich essen und gleichzeitig nicht zunehmen.


    Du hast etwas gemacht das du eigentlich nicht wolltest (aus angst vor ablehnung?), kamst damit nicht klar und bist eindeutig in eine ES gerutscht - Übergeben aus angst sonst zu zu nehmen ist Bulimie.


    Zitat

    Als ich einen Mann angesprochen habe, sagte dieser wortwörtlich zu mir "Entschuldigung, darf ich sie fragen: Warum sind sie so fett - ist das krankheitsbedingt?" Ich war so baff dass ich mit offenem Mund gestanden bin. Ich habe halt ja gesagt - darauf er: "Dann tut mir das leid, das ist sicher nicht leicht so zu leben". Ich bin zu meinem Auto gerannt und bin heulend erstmal ne halbe Stunde gesessen.


    Und doch stimmt es nicht wahr? Du weißt genau das dein Essverhalten ein Krankheitssymptom ist und vermutlich macht dir genau das wahnsinnige Angst - oder?


    Zitat

    Ich glaube schon, dass ich es mir allerdings eingestehen würde, wenn ich eine Essstörung hätte.


    Und genau das glaube ich nicht, weil dann müsstest du auch zugeben das Du nichts für dein Gewicht und dein Essverhalten kannst - das du gar nicht "perfekt sein kannst" und das auch nur vor sich selbst zu zu geben ist wahnsinnig Schwer.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Hallo Melanie !

    Bei dem Jungen aus der Klasse meiner Tochter sage ich gar nichts, weil er genau weiß das ich vor ein paar Monaten ein Baby bekommen habe.

    Wenn es irgendein fremdes Kind auf der Strasse ist, das mich fragt ob ich schwanger bin, sage ich einfach "ja, bin ich" und ich habe meine Ruhe.

  • Hallo Mellilein,

    ich möchte mich da Cailly anschließen. Ich denke auch, Dein Problem liegt nicht auf den Hüften, sondern in Kopf und Seele. Und da kann nur ein Facharzt helfen. Also suche Dir einen Therapeuten, der Dir liegt. Wenn das nicht der erste ist, dann ist es der zweite oder dritte. Nur nicht aufgeben. Eine solche Therapie braucht ohnehin viel Zeit. Was in vielen Jahren schiefgelaufen ist, kann nicht in ein paar Stunden wieder gerichtet werden.

    Aber die Entscheidung liegt natürlich bei Dir. Ich frage mich nur, was Du von uns erwartest. Mit Deinen Phobien, einer möglichen Eßstörung und Deinem mangelnden Selbstbewußtsein solltest Du Dich wirklich in die Hände eines Arztes begeben, der Dir auch helfen kann. Wir können hier Mut machen, Dich loben und unterstützen, virtuell in den Arm nehmen, und auch mal in den Hintern treten. Heilen und Deine Ängste verschwinden lassen können wir leider nicht.

    Schau doch mal in unsere Ärzteliste. Die sind alle von uns anderen Dicken erprobt und lästern nicht über unsere Kilos. Möglicherweise ist einer dabei, der für Dich greifbar ist.

    Und überlege: Du hast Dir schon so viel verbaut damit, und hast kaum Lebensfreude. Soll das so weiter gehen? Wenn Du einmal Deinen Mut zusammen nimmst und das angehst, kannst Du bald schon ein anderer Mensch sein und Spaß haben wie andere auch. Und das ist es doch, was Du möchtest. Der Weg ist nicht leicht. Aber er lohnt sich.

  • Zitat von mellilein

    Ich kann den Kindern ja schlecht was böses ins Gesicht kloppen, weil Sie einfach das ganze auch nicht böse meinen. Sie fragen halt rein aus Neugier und Unwissen!



    Da hätte ich eine Idee....
    Lege Dir ein kleines Fotoalbum mit 10 oder 20 verschiedenen Menschen an.
    Große, kleine, dicke, dünne, Männer, Frauen - auch unterschiedliche Rassen.
    Dann kannst Du einem Kind leicht und freundlich klar machen wie verschieden die Menschen sind.
    Ich glaube nicht, dass es dann noch zu Unstimmigkeiten zwischen euch kommt.

  • Zitat von Andreas2233

    Da hätte ich eine Idee....
    Lege Dir ein kleines Fotoalbum mit 10 oder 20 verschiedenen Menschen an.
    Große, kleine, dicke, dünne, Männer, Frauen - auch unterschiedliche Rassen.
    Dann kannst Du einem Kind leicht und freundlich klar machen wie verschieden die Menschen sind.
    Ich glaube nicht, dass es dann noch zu Unstimmigkeiten zwischen euch kommt.



    Gute Idee ! ;)

  • Ach jeh... Das tut mir so Leid. Du wirkst so dünnhäutig und verletztlich auf mich. Und ich würde Dir wirklich gern sagen, wie man sich ein dickeres Fell zulegt, damit einen die Dinge nicht mehr so sehr treffen.


    Vielleicht ist Dir aber schon mit ein paar Verhaltenstipps geholfen, ein bisschen wenigstens. Also: Wenn Kinder mich fragen, warum ich dick bin, dann sage ich, dass es dicke und dünne Menschen gibt, genauso wie blonde und braunhaarige. Weil Menschen halt einfach verschieden sind. "Bist Du schwanger?"-Fragen beantworte ich mit einem freundlichen "Sieht so aus, gell? Bin ich aber nicht, nicht in jedem dicken Bauch ist ein Baby drin. Schau mal, viele Männer haben ja auch einen Bauch, ohne dass sie schwanger sind."

    Erwachsenen, die meinen, mich auf mein Gewicht ansprechen zu müssen, mache ich klar, dass sie das nichts angeht. Oder frage ganz erstaunt, warum das denn in diesem Zusammenhang jetzt wichtig sei. Wer mir blöd kommt, bekommt ein "Ich finde ja immer, jeder sollte sich um seine eigenen Figurprobleme kümmern!" vor den Latz.

    Weißt Du, man muss nicht alles hinnehmen, was einem so begegnet. Wenn es irgendwie geht: Reagiere. Du wirst sehen, Du wirst Dich besser fühlen.

    Und auch ich glaube, dass Du was für Dein Selbstwertgefühl tun solltest. Zum Beispiel habe ich aus Deinem ganzen Bericht kein "Versagen" herausgelesen, sondern nur Verletzlichkeit und Schmerz. Und dann der Wunsch, niemanden "belästigen" zu wollen... mit Deiner bloßen Existenz?

    Ich wünschte wirklich, Du könntest Dich überwinden, Dir Hilfe zu suchen. Allerdings weiß ich auch, dass das ein sehr anstrengender Prozess sein kann, und ich kann auch verstehen, dass Du diesen scheust. Wie wäre es denn also für den Anfang mit ein bisschen Selbsthilfe-Lektüre? (Ich bin da eigentlich kein Freund von, weil ich denke, Profis und eine individuelle Behandlung helfen besser, wenn man wirkliche Probleme hat; aber wenn das gerade überhaupt gar nicht geht... Vielleicht erleichtert es Dir zumindest den Anfang. Ich denke mal, die Selbstwert-Thematik könnte für Dich am interessantesten sein.)

  • Liebe Melli
    einen ganz lieben Knuddler auch von mir für dich.
    Du bist ja wirklich total unglücklich in deinem Schneckenhaus.
    Und du weißt, daß jetzt wohl der Zeitpunkt ist, was zu verändern.


    Daß du nicht zu einem Arzt gehen willst nach deinem Erlebnis, das kann ich gut nachempfinden, ging mir auch so.
    Ich habe mich dann an das Zentrum für Essstörungen gewandt und um eine Adresse gebeten, die ich auch prompt bekommen habe.
    Und es war gut, mein Gewicht war kein Thema bei dieser Ärztin.


    Was mir aber auch sehr viel dringender erscheint, daß du du dir therapeutische Hilfe suchst.
    Deine Eltern machen dich nieder, statt dich zu unterstützen, dein Freund ist nicht immer greifbar, also musst du dir anderweitig Hilfe holen.


    Die Idee für den Anfang mit der Selbsthilfegruppe, die finde ich auch gut.


    Und was den umgang mit Kindern angeht, so find ich den Vorschlag von Andreas auch total klasse.


    Du musst nicht alles allein können und tun, es ist völlig in Ordnung, sich Hilfe zu holen. Das ist kein Zeichen von Schwäche oder Blödheit, ganz im Gegenteil, das ist ein Zeichen von Verantwortung übernehmen und gut zu sorgen für dich selbst.


    Es kann gut sein, daß dein Körper sich nach dem Unfall in einem Schockzustand befindet und sich deshalb den Schutzpanzer zugelegt hat, aber das kannst du nur mit therapeutischer Hilfe herausfinden.


    Ich wünsch dir viel Mut und Kraft, damit du es schaffst, dein Schneckenhaus zu verlassen.

  • Hallo Melanie,

    irgendwie kommt mir Deine Geschichte bekannt vor ;-). Na ja, in Teilen. Ich kann mir super gut vorstellen, dass es Dir schlecht geht und Du in Panik bist. Kann sogar nachvollziehen, dass Du nicht zum Arzt gehst.

    Meine Situation mit 22 sah in etwa so aus:

    Mit 16 war ich das letzte Mal beim Arzt, weil ich mich da zu Tode geschämt hätte. Ich wäre lieber in meiner Wohnung verreckt, als zum Arzt zu gehen.

    Hab studiert (oder so...). Politik und Geschichte, keine Perspektive, Eltern wurden schon sauer, weil der Abschluss noch nicht mal ansatzweise in Sicht war.

    Kein Job.

    Keine Freunde.

    Keinen Freund!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich hätte niemals gedacht, dass ein Mann irgend etwas mit mir hätte anfangen können.

    Keine Perspektive: Wegen merkwürdigem Studium und weil ich fest davon überzeugt war, dass mich (weil dick) sowieso keiner anstellt.

    Mein Vater: "Wenn ich Dich sehe, könnte ich das Kotzen kriegen!"

    Meine Mutter: "Wir machen uns solche Sorgen. Nimm doch endlich ab."

    Meine Vorteile Dir gegenüber: Schule beendet (Abitur).

    Meine Nachteile: Keinen Freund, keinen Job, keinen Plan, wo ich selbst ansetzen kann.

    Wenn ich Deine Situation mit meiner vergleiche, finde ich, dass Du echt weit bist, allerdings auch erhebliche Stolpersteine auf Deinem Weg liegen.

    Die wichtigsten Herausforderungen:

    1. Die Wahrheit (Fotografenschule) muss auf den Tisch.

    2. Tu etwas gegen Deine finanziellen Probleme. Vielleicht findest Du zumindest einen Teilzeitjob und kannst darüber hinaus freiberuflich arbeiten? Ich glaube, wenn Du Dein Überleben gesichert hast, wird es Dir schon erheblich besser gehen.

    3. Bei mir haben sich die sozialen Rückzugstendenzen erst gebessert, als ich eine sichere Lebensperspektive hatte und beruflich das entsprechende Selbstbewußsein aufbauen konnte. Versuch darüber nachzudenken, ob die Abkürzung über die Hilfe eines Psychologen nicht sinnvoller ist.

    4. Entschuldige Dein Versagen (Schule, etc.) nicht mit Deinem Übergewicht. Vielleicht gibt es dafür andere Gründe und Du brauchst das Übergewicht nur als Ausrede. Vielleicht brauchst Du die Essstörung nicht mehr, wenn Du Dich erfolgreich mit Deinen anderen Problemen auseinandergesetzt hast.

    So, das war das, was mir zu Deinem Problem so spontan eingefallen ist. Mir ist klar, dass es Dir schlecht geht. Aus meiner Perspektive würde ich Dir aber sagen: Heul nicht rum sondern krieg Deinen Arsch hoch und box Dich durch.

    Und das Du mit 22 als freiberuflich Fotografin für eine Agentur arbeitest, finde ich echt irre. Da kannst Du super stolz auf Dich sein! Mach Dir das ja nicht kaputt!

    Nadja

  • Hallo!


    Ich danke Euch sehr für die vielen netten Beiträge und privaten Nachrichten. Gebt mir bitte ein paar Tage Zeit, mir geht es körperlich auch momentan nicht so gut (nein, hat nichts mit dem Essen zu tun, bin schon seit Tagen verschnupft und heute hats mich jetzt ganz erwischt). Ich werde dann auf alles antworten!


    Danke!!

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