Das Prekariat oder die neue Armut

  • Zitat von jamona_dea

    Hallo,
    würde gern mal Eure Meinung über das momentane Top Thema wissen.
    Wo fängt Eurer Meinung nach die Armut an?
    Gruß
    Jamona

    Die Antwort ist einfach und doch sehr schwer. Ein Schlachtfeld für Ideologen aller Coleur.


    Offiziell liegt es bei weniger als 60 % des durchschnittlichen Haushaltseinkommens.


    Ich glaube eine Familie oder ein Single ist arm, wenn das Geld nicht ausreicht um die notwendigen Ausgaben für Wohnung, Essen, Kleidung usw. zu bestreiten.

  • ich finde, dass es in Deutschland keine Armut gibt, weil der Staat soviel zahlt, dass die Grundbedürfnisse des Menschen gedeckt werden, dass bedeutet Dach über dem Kopf und Essen/Trinken
    (Zigaretten und Alkohol gehören nicht dazu)


    nun, es ist dann nunmal zum Sterben zuviel und zum Leben zuwenig


    in Anbetracht der Bilder aus den Kriegsgebieten/der Dritten Welt die uns tagtäglich über die Medien zugeführt werden - sehen wir was wirklich Armut bedeutet

  • Zitat von laurablue

    in Anbetracht der Bilder aus den Kriegsgebieten/der Dritten Welt die uns tagtäglich über die Medien zugeführt werden - sehen wir was wirklich Armut bedeutet

    ja, aber in diesen Gebieten sind die Lebenshaltungskosten meist wesentlich niedriger als bei uns.


    LG Manfred

  • Zitat von gerndabei

    ja, aber in diesen Gebieten sind die Lebenshaltungskosten meist wesentlich niedriger als bei uns.


    LG Manfred


    aber ich meine doch die, die kein Dach über dem Kopf haben und nichts zu essen und zu trinken haben und die ärztliche Notversorgung nicht gegeben ist


    na klar sind die Lebenshaltungskosten z. B. in Polen, Bulgarien etc billiger, deshalb arbeiten die ja auf den Feldern in Deutschland ... für 5,00 Euro und ich habe gehört in der Getränkebranche für 1,00 Euro

  • Habe mal einen interessanten Artikel in der taz gelesen über das Thema Armut in Deutschland und auch über das "Totschlagargument", wie schlecht es doch den Menschen in Afrika geht und dass wir daher gar nicht arm seien.
    Ich glaube, dass man es sich damit zu leicht macht. Interessant finde ich auch, dass Deutsche, die im Ausland Armut sehen, ganz angerührt und betroffen sind, aber wenn sie in Deutschland die gleiche Szene sehen (z.B. altes Mütterlein, dass in den Mülleinern rumfischt) völlig unbeteiligt sind, weil wir ja eines der reichsten Länder der Welt sind und es also Armut nicht gibt und diese alte Frau wenn überhaupt dann ja sowieso selbst schuld ist, denn unser Staat sorgt ja doch für die, die nichts haben!
    Warum fällt es den Deutschen so schwer, sich dieses Themas anzunehmen und warum werden Begriffe gefunden wie das Prekariat?

  • Zitat von laurablue


    in Anbetracht der Bilder aus den Kriegsgebieten/der Dritten Welt die uns tagtäglich über die Medien zugeführt werden - sehen wir was wirklich Armut bedeutet


    Warum immer diese Vergleiche?
    In Krisengebieten und in der dritten Welt ist die Mehrheit der Bevölkerung arm. Die Versorgung mit ausreichender Nahrung aber auch Luxusgütern ist nur für ein paar Wenige möglich.
    Hier herrscht ein Überangebot in den Läden, aber immer mehr können sich immer weniger leisten.
    Das ist der Preis den wir für diesen Brutalkapitalismus zahlen müssen. "Ich betone, ich bin keine sogenannte Rote, sondern jemand der seit 60 Jahren mit offenen Augen durch die Welt geht"


    toni

  • Auf ein ähnliches Thema kamen meine Mutter und ich zu sprechen die Tage, ausgelöst durch diverse Reportagen im TV!


    Hartz4 Familien und Menschen die ihre Geldnot beklagen, wie wenig sie doch haben.....


    Was mich dann stört, ist , wenn ein junger Hartz4 Bursche meines Alters (25) mitleidig berichtet, man hätte ihm den Strom abgeklemmt, weil er die Rechnung nicht zahlen konnte, und im Kühlschrank hat er nur ein Stück Butter liegen, manchmal esse er 2 Tage nichts, weil er kein Geld habe. Wenn seine Freundin käme, dann würde die mal was mitbringen.......
    Und steckt sich im gleichen Atemzug ne MARLBORO an!!!!!!!!!


    Hallo?????????Die Schachtel am Tag weglassen, oder ne billigere Sorte und schon könnteste dir ein ganzes Brot leisten!


    Oder Mütter die rauchend im Wohnzimmer sitzen und erzählen sie könnten ihren Kindern nur MILCHSCHNITTE mit zur Schule als Frühstück geben weil da kosten 5 Stück ja nur 1 Euro!!!!!
    Da kriege ich nen Hals!!!!!!!!


    Natürlich wird vom TV alles nochmal ein bisschen dramatisiert (hatten TV Heinis auch schon im Haus, da weiß man was da läuft),


    Sicherlich gibt es Menschen die wirklich hart um ihre Existenz zu kämpfen haben, aber ich denke so lange die Menschen sich noch den Luxus des Rauchens leisten können und WOLLEN kann es denen doch garnicht so schlecht gehen!!!!



    Und mal ehrlich!
    FÜr einen Euro bekommt man heutzutage ein ganzes Brot, das reicht für mehrere Tage, also kann man auch noch Wurst und Käse holen.........dem Kind wäre damit besser getan als mit ner MILCHSCHNITTE

  • Arm iss man dann, wenn man sich nix mehr zu essen und zu trinken kaufen kann :D... also theoretisch :)...

    Jedoch denke ich, dass armut viel früher beginnt... Ich denke mir mal, wenn ich mir für 5€ Esspapier hole, hab ich weniger von, als wenn ich mir was anderes hole :D.... hmmm... Esspapier... :)....-

    Vor allem aber finde ich es wichtig, dass wenn die Armut vorhanden ist, die Kinder in der Familie so wenig wie möglich darunter leiden sollen. Wenn ich später mal evtl später Kinder haben sollte, würde ich lieber 2 tage nix essen, als das mein Kind ohne SChulbücher o.ä. dasteht....


  • Ein typisches Diskussionsproblem. Schwelfe, sag selbst, über einen reißerischen Artikel über Dicke regen wir uns unisono auf, aber ähnliche Reportagen über HARTZ-IV Empfänger dienen als Beispiele für Unverschämtheit?


    Wenn ich in der Meckecke über Kriminalitätsstatistiken bestimmer Bevölkerungsgruppen schreibe, wift man mir mit der Begründung ich hätte Vorurteile vor, das seien nur Einzelfälle.


    Hier aber darf verallgemeinert werden?

  • Zitat von Berchen


    Warum fällt es den Deutschen so schwer, sich dieses Themas anzunehmen und warum werden Begriffe gefunden wie das Prekariat?

    Was nicht sein kann, das nicht sein darf.


    So einfach ist das.


    Begriffe wie "Prekariat", "sozial schwach", "anders Begabte" (für Behinderte), "freisetzen", bemänteln die Wirklichkeit und klingen weniger aggressiv als "Unterschicht", Behinderte und rausgeschmissen.


    Sicherlich ist Deutschlands eines der reichsten Länder der Welt. Das Argument sagt aber mehr über die mangelnde Denkfähigkeit derjenigen aus die es verwenden, als über die Realität. Wie ist der Wohlstand denn verteilt?


    Wer glaubt, daß Hartz IV ausreichend ist, der schaue sich die Aussagen der Wohlfahrtsverbände und der Selbsthilfegruppen an.


    Wenn das nicht überzeugt, der gönne sich den Selbstversuch.


    Es ist ja mit dem Essen für 4,83 €/Tag nicht getan. Alles geht irgendwann kaputt. Strom/Gas sind 40 % teurer geworden. Die Bedarfssätze sind seit 1998 nicht mehr an die Inflationsrate angepaßt worden.


    Ich empfinde die Beiträge einiger Teilnehmer hier als messen mit zweierlei Maß.

  • Zitat von artemis

    Wenn ich in der Meckecke über Kriminalitätsstatistiken bestimmer Bevölkerungsgruppen schreibe, wift man mir mit der Begründung ich hätte Vorurteile vor, das seien nur Einzelfälle.

    Hier aber darf verallgemeinert werden?



    Tzja, so sind sie die Leute :D.... ab in die Schublade :p

  • Zitat von laurablue

    ... und die ärztliche Notversorgung nicht gegeben ist..

    Eigentlich ist das ein Aspekt der kein reines Armutsproblem ist.


    Aber ein Beispiel für das wachsende Auseinanderdriften der Gesellschaft.


    Außer Ulla Schmidt behauptet niemand mehr, daß es keine Zweiklassenmedizin gibt und jeder die notwendige ärztliche Versorgung bekommt.


    Wer sich mit Pflegekräften und Ärzten unterhält die er privat kennt, dem kann Angst und Bange werden.


    Ich kenne chronisch Kranke die haben mehrere Ärzte der gleichen Fachrichtung, weil sich der einzelne Arzt weigert, alle Medikamente zu verschreiben, mit der Begründung das würde sein Budget sprengen.


    Fachärzte werden mit hohen Regreßforderungen der Kassen konfrontiert. Nehmen wir das Beispiel der Autoimunerkrankungen zu denen auch der Formenkreis der rheumatischen Erkrankungen gehört. Da stehen dem Rheumatologen pro Patient und Quartal 50 € zur Verfügung. Das reicht hinten und vorne nicht aus für eine optimale Therapie.


    Seit ihr Euch darüber im Klaren, daß ursprünglich geplant war im Rahmen der jetzigen Gesundheitsreform Schmerzmittel bei chronischen Erkrankungen aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zu streichen, mit der Begündung wir zahlen nur, was einen meßbaren medizinischen Therapierfolg verspricht?


    Und es geht hier nicht um die Schachtel Aspirin für den Kater nach der Party. Hier geht es Multiple Sklerose, Rheuma und Krebs.

  • in meinen 20 Berufsjahren als Sekretärin habe ich in vielen Handwerksbetrieben gearbeitet, wovon einige Insolvenz anmelden mussten, d.h. letztes Jahr war ich für ca 8 Wochen Hartz IV-abhängig, konnte aufgrund meiner langjährigen Berufserfahrung jedoch schnell wieder Anschluss finden

    was wirklich übel ist, wenn Hartz IV zuschlägt, reicht das Geld für die vg. Bedürfnisse
    aber man hat ja vorgesorgt, alle möglichen Versicherungen abgeschlossen, ein Auto etc - das ist dann wirklich nicht mehr zu bezahlen, abgesehen davon, dass man aus vielen Verträge so schnell gar nicht raus kommt
    ... aber ist das Armut ???

  • Zitat von Berchen


    Warum fällt es den Deutschen so schwer, sich dieses Themas anzunehmen


    weil finanzielle Armut als Schande angesehen wird, als Versagen.
    Während geistige Armut, gefördert wird, durch das unser Leben bestimmende Fernsehen. Ein Medium das missbraucht wird, hauptsächlich um Bedürfnisse zu wecken und um den passenden Konsumenten heranzuzüchten.


    Zitat

    und warum werden Begriffe gefunden wie das Prekariat?


    Weil wir dadurch besser einzuordnen sind. Der Begriff "Unterschicht" ist zwar ehrlicher, aber politisch "noch" nicht korrekt.


    toni

  • Verallgemeinern möchte ich auch nicht!


    Ich kenne niemanden der Hartz4 empfängt oder Armut leidet persönlich!
    Darüber bin ich weder froh noch traurig, das ist einfach so!!!!


    Es geht mir aber bei den genannten Beispielen.....wie gesagt darüber, dass Menschen sich über fehlende finanzielle Möglichkeiten beschweren, aber dennoch diverse Luxusgewohnheiten wie Rauchen, Alkohol, Markenartikel etc pflegen. Und das ist für mich Luxus!
    Und so absurd sind die Beispiele nicht!!!!!!!!

  • Zitat von Schwelfe

    Verallgemeinern möchte ich auch nicht!

    Ich kenne niemanden der Hartz4 empfängt oder Armut leidet persönlich!
    Darüber bin ich weder froh noch traurig, das ist einfach so!!!!



    Wohnst du zufällig in Beverly Hills oder die Gegend? :D... du kennst niemanden der Hartz IV empfängt??? Hmmm, aber das klingt jetzt auch ein bisschen so, als wären "diese Menschen" irgendwie "anders"... kann ich mir eigtl kaum vorstellen :cool:

  • Zitat von toni

    Während geistige Armut, gefördert wird, durch das unser Leben bestimmende Fernsehen. Ein Medium das missbraucht wird, hauptsächlich um Bedürfnisse zu wecken und um den passenden Konsumenten heranzuzüchten.


    Hey Toni, müßte man das dann nicht nach dem Berthold Brecht des deutschen Late Night Talk nicht Prekariatsfernsehen nennen?


    Bedenke den Vorteil. Die Betroffenen verstehen es ohnehin nicht, der arrivierte Rest amüsiert sich.

  • Hallo,


    für mich fängt Armut da an, wo sich Menschen aus dem sozialen Leben zurück ziehen. Aus Scham oder weil sie es sich nicht mehr leisten können daran teizuhaben.
    Für Menschen die in Kriegs - und Kriesengebieten leben gilt sicher eine andere Definition der Armut als bei uns in den westlichen lLändern.

    Gruß Traudl

  • Zitat von artemis

    Bedenke den Vorteil. Die Betroffenen verstehen es ohnehin nicht, der arrivierte Rest amüsiert sich.


    jetzt mal ganz spitzfindig nachgefragt -
    sieht sich denn der arrivierte Rest so einen Schmarren überhaupt an?
    Wobei ich zugeben muss, dass ich eine Zeitlang Harald Schmidt süchtig war.
    Nun denn, ich bin ja auch nicht arriviert;)


    toni

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