WDR, 7 Sept: "Die süße Gier der Jacky D."

  • Hallo!


    Der WDR bringt am heutigen 7. September eine Reportage unter dem Titel "Die süße Gier der Jacky D. Leben mit 300 Kilo Gewicht". Eine Inhaltsangabe findet sich unter http://www.wdr.de/tv/menschen-hautnah/index.phtml (nach der Sendung im Archiv).
    Unter http://www.grimme-institut.de/scripts/service/tip.html ist die Rede von einer "sensiblen filmischen Beobachtung".
    Ganz anderer Meinung ist Harald Keller auf der Medienseite der heutigen Frankfurter Rundschau, zu finden unter
    http://www.f-r.de/ressorts/kul…medien/medien/?cnt=722388


    Liebe Grüsse
    Bastian

  • Ich bin beim Lesen von Harald Kellers Kritik über folgenden Satz gestolpert:
    Julia Horn aber hält entweder das Publikum für begriffsstutzig oder ist auf einen Menagerieeffekt aus - wieder und wieder zeigt sie die Mühsal eines Lebens mit Übergewicht, begleitet Jacky zur Schneiderin und sogar zur ärztlichen Untersuchung.


    Ich finde es recht seltsam, einen Besuch beim Schneider im selben Atemzug erwähnt zu sehen wie einen Besuch beim Arzt.
    Letzteres bräuchte auch nach meinem Empfinden nicht unbedingt zu sein ... aber der Kauf von Klamotten?
    Wird die Konfrontation mit Übergrößen bereits als Zumutung aufgefaßt?


    Ich glaube, allein wegen diesem Widerspruch werde ich mir die Sendung auch mal antun.


    Michaela

  • Also, kann mir jemand erklären was menagerieeffekt bedeutet?
    klingt französisch, aber das is schon laaaaaaaaaaaaaaaange her!
    Menager heißt doch ´"essen" mein ich, aber in dem zusammenhang bin ich nun wirklich begriffsstutzig!

  • Zitat von Schwelfe

    Also, kann mir jemand erklären was menagerieeffekt bedeutet?
    klingt französisch, aber das is schon laaaaaaaaaaaaaaaange her!
    Menager heißt doch ´"essen" mein ich, aber in dem zusammenhang bin ich nun wirklich begriffsstutzig!


    Das war aber wirklich laaaaaaaaaaaaaaange her ;)
    essen ist "manger"
    Menagerie ist so etwas wie "Zoo"



    Michaela

  • Zitat von MeiersJulchen

    Ich bin beim Lesen von Harald Kellers Kritik über folgenden Satz gestolpert:
    Julia Horn aber hält entweder das Publikum für begriffsstutzig oder ist auf einen Menagerieeffekt aus - wieder und wieder zeigt sie die Mühsal eines Lebens mit Übergewicht, begleitet Jacky zur Schneiderin und sogar zur ärztlichen Untersuchung.


    Ich finde es recht seltsam, einen Besuch beim Schneider im selben Atemzug erwähnt zu sehen wie einen Besuch beim Arzt.
    Letzteres bräuchte auch nach meinem Empfinden nicht unbedingt zu sein ... aber der Kauf von Klamotten?
    Wird die Konfrontation mit Übergrößen bereits als Zumutung aufgefaßt?


    Hilf mir mal auf die Sprünge: ist das nun eine Kritik an der Kritik oder eine Kritik an der Darstellung bzw. Bewertung durch die Reportage?


    Liebe Grüsse
    Bastian

  • Zitat von Schweres Schaf

    Hilf mir mal auf die Sprünge: ist das nun eine Kritik an der Kritik oder eine Kritik an der Darstellung bzw. Bewertung durch die Reportage?


    Wie soll man die Reportage kennen, wenn sie noch nicht ausgestrahlt wurde ;)
    Mir sind nur die wirklich weit auseinanderliegenden Situationen von Klamottenkauf (in diesem Falle zwar mit Vermessung nehme ich mal an) und Arztbesuch aufgefallen, die der Kritiker in einem Satz zusammenwirft.


    Michaela

  • Zitat von MeiersJulchen

    Wie soll man die Reportage kennen, wenn sie noch nicht ausgestrahlt wurde ;)
    Mir sind nur die wirklich weit auseinanderliegenden Situationen von Klamottenkauf (in diesem Falle zwar mit Vermessung nehme ich mal an) und Arztbesuch aufgefallen, die der Kritiker in einem Satz zusammenwirft.


    Ah, jetzt. Aber wie soll der Kritiker seine These von der Häufung von unangenehmen Situationen unterstreichen, wenn er sie nicht aufzählt? ;)


    LG
    Bastian

  • Das denke ich auch, dass ihr nichts Großes verpasst habt. Es war das halbherzige Porträt eines Transsexuellen, der das typisch eingeprägte Bild der westlichen Welt (bist Du schlank -> bist Du was...bist Du's nicht, bist Du nichts) sieht und daran langsam zerbricht, dass er diesem Bild nicht entspricht. Die Kamera tut das Restliche, indem sie einfängt, wie er isst, schwitzt, keucht, Treppen kaum hochkommt, beim Arzt auf zwei Waagen steht, etc. :(

  • Zitat von feenstaubflocke

    .. der das typisch eingeprägte Bild der westlichen Welt (bist Du schlank -> bist Du was...bist Du's nicht, bist Du nichts) sieht und daran langsam zerbricht, dass er diesem Bild nicht entspricht.



    Also ich weiß ja nicht.. wenn man 300 Kilo oder mehr auf die Waage bringt zerbricht man IMHO nicht mehr an irgendwelchen Imageproblemchen sondern einfach an der Tatsache, dass man von diesem Gewicht derart körperlich "behindert" wird, dass ein gesundes und glückliches Leben einfach nicht mehr möglich ist.

    Für solch ein Gewicht ist weder unser Herz-Kreislauf-System, noch unser Skelett, unsere Muskulatur, unsere inneren Organe, unsere Haut ausgelegt. Das damit verbundene Leiden macht ein glückliches Leben unmöglich!

  • Klar, da stimme ich Dir 100%ig zu. Was ich mit meiner Einschätzung auch meinte, war, dass sich die Protagonistin in einem Kreislauf befindet, an dem sie langsam verzweifelt (in Hinblick auf den Lebenswillen und die Motivation, etwas zu ändern). :)


    Im Übrigen hatte sie jedoch auch "Imageprobleme"...hast Du die Reportage nicht gesehen?

  • Hallo!


    Ich hab's als Hintergrundberieselung laufen lassen (und hab's sicherheitshalber auf Video), nachdem sich mein Fernsehkabel doch noch zur Mitarbeit hat überreden lassen. :D Vielleicht ist mir deshalb die akustische Seite besonders aufgefallen. Und da fand ich das wiederholte Vorführen des Essens, verbunden mit starken Atemgeräuschen, nunja, irritierend. Nun kann ich übertriebene Essensgeräusche, wie z.B. in der Werbung, ohnehin nicht ab und bin da vielleicht voreingenommen. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass das Mikrophon so angebracht war, dass das Bild einer schnaufenden, fressenden Frau gezeigt werden konnte. Im Gegensatz dazu konnte ich kein besonderes Schnaufen feststellen, wenn die Protraitierte interviewed wurde.
    Sonst fand ich es nicht besonders spektakulär, weder in positiver, noch in negativer Hinsicht. Über die Tränen der Schwester könnte man streiten, aber da ist heute wohl allgemeiner Konsens, dass man dann draufhält.


    Liebe Grüsse
    Bastian

  • Gesehen hab ich's leider nicht.. aber ich fürchte trotzdem dass Imageprobleme reine Luxussorgen sind wenn man die 300er Marke überschritten hat.



    Wir hatten glaub ich mal die Diskussion über eine stark übergewichtige Frau, die mit Herzrythmusstörungen ins Krankenhaus musste und mit der Feuerwehr per Kran aus dem Fenster gehievt werden musste.. da haben sich viele hier aufgeregt wie **peinlich** das ist da das durch die nationale Presse ging..

    Ich glaub ja, die Frau war in dem Moment froh wenigstens zu überleben!

    Dick und dick ist eben doch ein Unterschied - wenn man zwanzig dreißig Kilo zuviel hat.. oder sogar ein wenig mehr als das, dann glaub ich gerne dass man auch trotzdem noch ein glückliches und erfülltes Leben führen kann. Aber ab einer gewissen Grenze **erkrankt** der Mensch an seinem eigenen Gewicht.

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