Mein größtes Buch-Ärgernis

  • In der Sendung "die 50 besten Bücher der Deutschen" war unter anderem eine Empfehlung unter den ersten 20 Büchern, die sich sehr spannend las.

    Das Buch heißt "Die Wand" und ist von Marianne Haushöfer.

    Inhaltlich beschrieben wurde es u.a. als eine Auseinandersetzung der Protagonistin mit sich selbst, da sie auf einmal alleine auf der Welt ist und durch eine Wand von der Restwelt (in der vermutlich alle ums Leben gekommen sin) getrennt ist.

    Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut und es im Urlaub sofort begonnen zu lesen. Als es zu Ende war, hätte ich es am liebsten isn Meer geworfen und geheult- SO enttäuscht war ich darüber.

    Aus meiner Sicht ging es um eine dumpfe Frau, die außer Ackerbau und Viehzucht nichts beschrieben hat. Die von mir erhofften Auseinandersetzungen mit sich selbst und ihren Ängsten oder mutigen Vorstöße, mal zu entdecken, was HINTER der Mauer ist, habe ich schmerzlich vermisst.

    Für mich DAS Minusbuch schlechthin, obwohl es so gelobt wurde!

  • Hallo Bonnerin,

    Dein Beitrag hätte meiner sein können!

    Ich habs auch da gehört und zum Geburtstag bekam ich es dann. Hab es gelesen und hatte Mühe es durchzulesen.

    Hatte genau wie du auf spannende Auseinandersetzung mit sich selber gehofft und stattdessen bekomme ich das Tagebuch des Ackerbaus bist der Stummelstift zu Ende ist (oder doch das papier .... ist warlich egal).

    Ich bin mir sicher, daß ich den tieferen Sinn nicht verstanden habe.
    Ist der tiefere Sinn, daß man in so einer Situation nicht mehr denkt, sondern nur überlebt und eben über Ackerbau schreibt?

    Ich weiß es nicht.

    Schmeiß dein Buch bloß nicht ins Wasser, wenn ich gerade vorbeitauche und es dann auf den Kopf bekomme :D

    wegtauchende grüße,
    Teichrose

  • Zitat von Bonnerin

    Aus meiner Sicht ging es um eine dumpfe Frau, die außer Ackerbau und Viehzucht nichts beschrieben hat. Die von mir erhofften Auseinandersetzungen mit sich selbst und ihren Ängsten oder mutigen Vorstöße, mal zu entdecken, was HINTER der Mauer ist, habe ich schmerzlich vermisst.

    Hallo Bonnerin!
    Als ich Dein Posting las dachte ich nur: Genauso erging es mir mit dem Buch Herbstmilch von Anna Wimschneider. Scheint thematisch wohl ähnlich zu sein.

    Mit hochgelobten Büchern oder mit zigfach-prämierten Filmen geht es mir oft genauso. Kaum ein hochgelobter Film löst bei mir Begeisterungsstürme aus.

    Yanced :)

  • Mein größtes Buch-Ärgernis war das Buch "Freizeichen" von Ildiko von Kürthi...oder Kürthy??? Egal...die Gutste kann mir gestohlen bleiben!

    Der Grund: In dem Buch heißt es....(in etwa:) "blabla...einen hässlichen Typen mit Hasenscharte...."

    Hasenscharte??? Das heißt Lippen-Kiefer-Gaumen-Segelspalte! Ich finde das eine Frechheit! Hasenscharte ist ne echte Beleidigung! Fast wie "Mongo", "Spasti" oder "Behindi". Aber über "Hasenscharte" regt sich keiner auf.....

    Das hat mich sehr geärgert...eine Autorin sollte so intelligent sein, so etwas nicht zu schreiben.


    Da ich hier familiär selbst betroffen bin, hat mich das so geärgert, dass ich das Buch gegen die Wand geworfen und hinterher weggeschmissen habe...

  • @ Floischkichle

    Das Buch steht bereits bei mir im Regal, gelesen habe ich es aber noch nicht. :)

    Ich kann Deinen Ärger über den Ausdruck verstehen, wenn Du familiär betroffen bist, dann hast Du Dich sicher mit dieser Problematik auseinander gesetzt.
    Es ist mir aber mehrfach aufgefallen, dass der Ausdruck umgangssprachlich so benutzt wird - und ich vermute mal ohne diskriminierende Absicht. Die meisten Menschen werden den Fachausdruck wahrscheinlich gar nicht kennen und wählen deshalb den Ausdruck "Hasenscharte".

    Was ich persönlich richtig diskriminierend finde sind die Blicke der "lieben Mitmenschen", wenn jemand behindert ist, Kinder im Rollstuhl sitzen, Menschen Hautveränderungen im Gesicht haben etc. - warum muss man da stehen bleiben und glotzen???? :(

    Gruss aus Dortmund
    Die Brockenhexe

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert. (Oscar Wilde)

  • Mir hat das Buch "Herbstmilch" von Anna Wimschneider sehr gut gefallen.
    Ich habe auch den Film gesehen und 2 Dokumentationen über sie.

    Ich fand, dass das harte Leben, als Bäuerin, sehr gut von ihr beschrieben wurde.

    Sie konnte, laut eigener Aussage, nicht verstehen, dass ihr Buch so großen Anklang fand. Sie hatte es lediglich als Tagebuch für ihre Enkelkinder verfasst.

    LG
    Tessa

  • Ich habe auch das Buch gelesen und den Film gesehen. Ich muss sagen, für mich ist es nichts besonders herausragendes. Meine Oma hatte ein nicht weniger bewegendes Leben bisher - nur hat das niemand verfilmt :) Ich glaube auch nicht daß Anna Wimschneider eine große Ausnahme ist - also ich hatte immer den Eindruck daß sie immer als solches dargestellt wurde. Sie hatte halt nur das Glück daß ihre Geschichte sofort einschlug. aber wie gesagt, so Einzigartige ist sie nicht, meine Oma kennt da viel viel brutalere, spannendere Geschichten ;)


  • Hi,

    ich kenne das Buch von Marlene Haushofer auch und mag es sehr gerne. Vielleicht ist es aber auch viel ansprechender, wenn man weiß, dass Marlene Haushofer eine sehr depremierte, unglückliche Frau (u.a. wegen ihrer Krebserkrankung) war.
    Die Hauptfigur im Buch ist SIE selbst - durch ihre Krankheit und ihre Depressionen von der Gesellschaft durch eine imaginäre Wand getrennt, durch die sie irgendwann einfach nicht mehr durchkann - und irgendwann auch alles Interesse daran verliert. Der einzige Mensch, auf den sie innerhalb der Wand im Laufe der Handlung trifft, zielt nur darauf ab, ihr Böses zu tun.
    Trotzdem schafft sie es innerhalb dieser Grenzen allein zu ÜBERLEBEN. Und damit wollte Marlene Haushofer sich selbst Hoffnung geben.

    Ganz liebe Grüße,

    Sweetie

  • Also ich fand "Die Wand" faszinierend und war begeistert.
    Aber ich habe schon vor Jahren, als ich es gelesen habe gemerkt, das die Meinungen darüber sehr gespalten sind !
    Entweder man mag es, oder man hasst es.
    Ich denke, man muß eine bestimmte Stimmung, einen bestimmten Zugang finden.
    Ich habe es ca. 1993 oder 1994 gelesen, habe gerade die Idee es mal wieder zu lesen, mal sehen wie sich so ein spezielles Buch verändert, wenn man es mehr als 10 Jahre später nochmal liest, wenn man sich doch schon verändert hat.


    ****************************************************

  • Eure Sichtweisen sind sehr interessant. Ich habe über dieses Buch auch mit einer Freundin sehr kontrovers diskutiert.
    Gut, dass ich es nicht ins Meer geworfen habe *g* ich nehms mir in 10 Jahren nochmals vor!

  • Enttäuscht war ich von "Bilder von ihr" von Karen Susan Fessel.
    Ich habe von so vielen gehört wie gelungen es sein soll und habe mich daher auch schon darauf gefreut.

    Es geht in dem Buch, um eine Frau, die ihre Freundin bei einem Autounfall verloren hat und sich nun der "Bilder von ihr" erinnert.
    Ich wusste also, dass es traurig ist und das wäre ja auch ok gewesen.

    Allerdings starben in diesem Buch auch ihre Eltern, Onkel und sein Freund haben Aids, zuletzt stirbt auch noch der Hund. Ich konnte in diesem Buch nichts versöhnliches finden. Das Bild was mir vermittelt wurde war das das Leben einfach nur schlecht und traurig ist.
    Sowas mag ich nicht.

    Klar ist es gut, dass es nicht nur "Happy End" und "Friede, Freude, Eierkuchen" -Bücher gibt, aber sowas....naja.

    Außerdem hat mich der Schreibstil etwas genervt.
    Die Szenen hören so plötzlich auf, sodass ich mich oft gefragt habe, was denn nun passiert... es kommt dann aber nichts mehr davon.
    Vielleicht liegt das aber auch an mir. ;)

    Well, if you want to sing out, sing out
    And if you want to be free, be free
    'Cause there's a million things to be
    You know that there are

  • Tja, in der Regel suche ich mir meine Bücher nach Inhalt aus. Zwei davon fand ich so furchtbar, das ich sie nicht zuende gelesen hab.
    Dabei lag das überhaupt nicht am Thema sondern nur am Schreibstiel. Beide waren nicht in einer Erzählform geschrieben, sondern als Briefe oder Tagebucheinträge. Weiß gar nicht mehr so genau.
    Dieser Schreibstil wollte gar nicht an mich.

    Die Bücher waren:
    Die Farbe Lila von Alice Walker

    Eine Frau im Westen von Agnes-Marie Grisebach

    Die Farbe Lila wurde ja von Steven Spielberg verfilmt, mit Whoopi Goldberg in der Hauptrolle. In diesem Film gab sie ihr Leinwanddebüt und wurde dadurch berühmt. Ich werd mir wohl lieber irgendwann den Film kaufen, da ich das Thema ja schon interessant finde.

  • Ich oute mich als "Wand"- Fan... Ich habe das Buch inzwischen dreimal gelesen, erstmals schon Ende der 80ger. Und jedesmal finde ich in dem Buch etwas, was mir gefällt. Aber ich habe es auch nie so "wörtlich" gelesen - sondern vielmehr das mit sich und all seinen Problemen eingesperrt zu sein jenseits von Ackerbau und Viehzucht.
    Ich finde es auf seine Art sehr anregend.

    Aber es stimmt: die Wand ist ein Buch, das man haßt oder man liebt es... Ich habe noch keinen getroffen, den es irgendwie kalt gelassen hätte.

  • Hi Ihr Lieben!
    Mein Ober-Hass-Buch ist

    Hannas Töchter

    Ich habe es von einem Patienten zu Weihnachten bekommen und mich tierisch gefreut, dass er sich so eine Mühe gemacht hat und jedem von uns ein anderes Buch geschenkt hat. Besonders, weil ich gerade von diesem Buch schon so viel interessantes gehört hatte, war ich hellauf begeistert.
    Dann kam allerdings ungefähr nach der Hälfte des Buches das böse Erwachen.
    Die Geschichte, die anfangs so interessant war wurde immer langweiliger, bis ich irgendwann aufgehört habe zu lesen.
    Na ja, meine Mama findet es toll, also habe ich es ihr geschenkt.
    Gefreut hab ich mich trotzdem, die Geste zählt.

    Bina

  • Zitat

    Die Farbe Lila wurde ja von Steven Spielberg verfilmt, mit Whoopi Goldberg in der Hauptrolle.

    Ein großartiger, sensationeller, wunderbarer, bewegender Film!!! Ich liebe ihn. Und auch die Musik. Das Buch habe ich nie gelesen, kann mir aber vorstellen was du meinst.

    Mir ging es so mit "Der Name der Rose". Ich habe zweimal versucht es zu lesen. Viele Leute haben mir gesagt, "ja, ja, der Anfang ist ein bisschen schwierig, aber nachher wird's echt spannend". Da hatte ich dann aber schon längst keine Lust mehr. Ich habe schlicht kapituliert vor den ersten hundert Seiten und das Buch schließlich verschenkt.

    Aber der Film mit Sean Connery war toll und das Ganze entpuppte sich dann wirklich als spannende Geschichte!

    Ich habe dann noch einen zweiten Versuch gemacht mit dem "Foucaultschen Pendel", aber das war noch schlimmer.

    Seitdem - tut mir leid, Meister - gilt für mich: Nie mehr Umberto Eco.

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