England: Reisebericht

  • Hallo,


    in diesem ruhigen Moment möchte ich gerne ein wenig von meiner Reise nach Südengland berichten, die ich gerade hinter mir habe.


    Achtung, das wird lang!


    Wir sind mit dem eigenen Auto quer über den Kontinent über Aachen nach Calais und mit der Fähre nach Dover. Dort angekommen starteten wir eine Rundreise über Brighton, Portsmouth, Plymouth, Land's End, Ilfracombe, Bath und Salisbury, die über Edenbridge wieder nach Dover führte. Nach der Überfahrt nach Calais ging es über Brüssel zurück nach Leipzig.


    Wir kamen unterwegs in das "Vergnügen", reichlich verschiedene Zimmer und Betten zu testen und diverse Attraktionen vor Ort auf Tauglichkeit zu prüfen.


    In Aachen regnete es wie aus Kübeln, daher haben wir den Abend hauptsächlich im Hotelzimmer verbracht. Das Hotel hatte eine eigene Tiefgarage, die vor allem für Kleinwagen sehr geeignet ist.
    Das Bett war für zwei eher schmal, vor allem, wenn eine Person (wie ich) dick ist. Aber bequem. Das Zimmer war auf das Nötigste beschränkt.
    Das Bad ist nur was für Akrobaten bzw. gelenkige Personen. Die Dusche bietet da noch am meisten Platz, durch den Rest musste ich mich durchschieben. Aber ich hab es geschafft, mich im Bad abzutrocknen, ohne die Tür zu öffnen (bin gelenkig).
    Das Frühstück war für den Preis nicht gut genug. Die Frühstücksdame hat einen genötigt, ein Tablett zu verwenden und hat glutenfrei und laktosefrei verwechselt. Ich hab also mein eigenes Brot/Müsli verspeist.
    Kritikpunkt Bett: Nur eine große Decke. Wir haben aber eine zweite bekommen.
    Kritikpunkt Bad: Sauberkeit - die Fliesen über der Tür und rechts daneben waren voller Haare (keine Ahnung, wie man das hinbekommt).


    Die Fähren sind in Ordnung, man kann bequem aus dem Auto aussteigen, es gibt Fahrstühle, ein Restaurant mit annehmbaren Preisen, und je nach Fähre sitzt man etwas enger oder halt bequem. Von den Decks hat man Aussicht nach Calais/Dover und kann viele Fotos machen. Auch die Toiletten sind groß genug, dass man nicht gleich Platzangst kriegt oder sich zusammenfalten muss, um überhaupt rein oder raus zu kommen.


    In Dover waren wir im Clare House. Es ist ein Bed & Breakfast, das Haus schon älter, aber recht gemütlich. Das Treppenhaus ist teilweise eng/steil, aber zu bewältigen. Es gibt eine eingeschränkte Anzahl von Parkplätzen vor dem Haus.
    Wir waren ganz oben unterm Dach und hatten daher ein "Kleiderschrank-Bad", wie ich die Dinger nenne. Der Platz vor der Dusche ist so schmal, dass ich die Tür nicht zumachen konnte, wenn ich vor der Dusche stand.
    Der Streifen war etwa 40cm breit. Eine große Handtasche passt also durch. Dummerweise musste man sich an der Dusche vorbei quetschen, wenn man zu Waschbecken und Toilette wollte, die beide unter der Schräge waren.
    Ich bin durchgekommen, auch wenn mich die Handtuchstange dabei in den Rücken gepikst hat. Und hinterher konnte ich die Tür dann auch zumachen...
    Das Frühstück war gut, in erster Linie englisch. Die Hausdame war sehr freundlich.
    In Dover selbst sind wir etwas rumgelaufen und wir waren auf dem Admirality Pier bei den ganzen Anglern und dem alten Kanonenturm (Turret), der leider nicht zu besichtigen ist. Alles easy.
    Des Weiteren hatten wir Ambitionen auf Dover Castle, das war uns allerdings mit über 13 Pfund/Person zu teuer. Stattdessen fuhren wir zu den White Cliffs. Die haben da einen ausgedehnten Parkplatz mit Meerblick für 3,50 Pfund.
    Ein Besucherzentrum gibt es da auch, da haben wir leckeres Ingwereis gefunden. WIr sind dann ein wenig auf den Kreidefelsen herumgelaufen, was in der Hitze/Sonne teilweise anstrengend war, wenn es hoch und runter ging.
    Dann hat mich mein Freund dazu überredet, die "Treppen" zum "Strand" runterzugehen. Das waren wohl 30 bis 40m (schlechte Idee bei dem Wetter). Die "Treppen" waren größtenteils verschwunden, es war also eine Art felsiger Trampelpfad mit teils sehr hohen Stufen, teilweise ohne Geländer.
    Am Ende der "Treppen" kam noch eine "Metalltreppe", die eher eine Leiter war. Die war dagegen ein Kinderspiel. Und das alles für einen "Strand" aus dicken runden Kieseln, auf denen du andauernd ausrutschst und drin versinkst wegen des Gewichts... Aber das Klima war recht angenehm und die Aussicht auch schön. Der Aufstieg war böse und gefährlich.
    Als ich oben war, hab ich trotz einiger Pausen gezittert und hatte Mega-Durst (den halben LIter Wasser hab ich quasi unterwegs verdunstet). Mein Freund gab dann später zu, dass er das Ganze unterschätzt hat und ich das besser nicht hätte machen sollen mit den Treppen. Nach ein paar MInuten hatte ich mich dann ein wenig erholt, so dass wir uns dann mit Pausen auf den Rückweg zum Besucherzentrum machen konnten.
    Fazit: Auf die Klippen ja, aber nicht runter an den Strand, wenn man nicht gerade eine gute Kondition hat.


    Danach ging es nach Brighton. Hier hatten wir ein Hostel direkt im Zentrum, und das Glück, einen kostenlosen Parkplatz fast direkt vor der Haustür zu erwischen (zumindest bis morgens um 9 Uhr). Der Hauswirt war sehr nett. Da wir ein Zimmer mit Bad hatten, kamen wir in den ruhigen Teil des Hauses. Das Treppenhaus ist eher eng, aber ok.
    Die Decke unseres Zimmers war so niedrig, dass nicht nur mein Freund, sondern auch ich beim Duschen in der Badewanne nicht aufrecht stehen konnten. Personen bis 1,64m haben es da echt leichter... Die Betten waren einfach, eher schmal, aber es ging. Mein Freund hatte wieder das quietschende Bett erwischt...
    Schränke und Kommoden sucht man hier vergebens. Es war immerhin billig., das Grapevine Seafront. Wir hatten das Fenster zum ruhigen Innenhof. Insgesamt also durchaus dickentauglich.
    WIr sind abends und am nächsten Tag in Brighton rumgelaufen, haben ein wenig Geld verjubelt, uns den Royal Pavilion angesehen und sind mit der Volk's Railway gefahren, alles super viel Spaß. Geparkt haben wir in der Marina beim Supermarkt (wieder kostenlos).
    Da es in Brighton "Bravissimo" gibt, habe ich die Gelegenheit für ein Fitting wahrgenommen. Ich hab sogar eine dicke Fitterin gehabt (Zufall?), die laut meinem Freund "niedlich" aussah.
    Leider gibt es bei Bravissimo nicht größer als Umfang 40, ich hab nur einen BH gekauft. Jedes Mal, wenn ich das Teil anziehe, sehe ich viel "besser" aus. Echt ein toller Effekt.


    DIe nächsten beiden Nächte verbrachten wir in Portsmouth. Dort hatten wir das einzige Mal zwei Zimmer für uns. Ich hab in dem schmalen Doppelbett geschlafen, mein Freund im extra Raum im Einzelbett. Das war mal ne nette Abwechslung, so ein Bett und einen Raum ganz für sich allein...
    Das "Duke of Buckingham" besteht aus zwei Gebäuden, einmal eins an der Straße mit dem Pub unten drin, zum anderen in der Gasse um die Ecke ein kleines Häuschen mit vier extra Zimmern. Sehr ruhig, sehr stilvoll. Und ein Parking Permit für die Straßen in direkter Umgebung gab es kostenlos dazu.
    WIeder einen super Parkplatz gefunden, und die Attraktionen waren alle fußläufig erreichbar (ca. 10 Minuten). Einziges Manko: Es gibt kein Frühstück. Man kann aber im 200m entfernten Tea Room gut frühstücken.
    Am ersten Abend haben wir, da erst spät angekommen, nichts mehr unternommen.
    Am zweiten Tag haben wir uns den größten Teil des Historic Dockyard angeschaut, mit Hafenrundfahrt dazu. Man kommt auch als dicke Person überall hin und kann sich alles anschauen. Anschließend waren wir im Gunwharf Quay kurz shoppen. Abends haben wir wieder nichts gemacht, sondern ausgespannt.
    Am Folgetag sind wir nochmal zu den Historic Dockyards und sind über Bournemouth nach Plymouth. In B. haben wir einen Abstecher zum Essen gemacht, weil es da ein leckeres mexikanisches Restaurant im Univiertel namens Coriander gibt.


    So, erster Teil fertig. Erzähl den Rest später.


    Gruß


    Dani

    Dress for the body you have RIGHT now. There is nothing wrong with you right now, and there is sure as heck no reason to wait to look good. Get up, get dressed and face the world and then do it again tomorrow. (Malia Anderson)

  • Sehr schön, ich war noch nie in England und ich würde dort sooo gerne mal hin.

    Deine Erzählung ist so detailliert, dass ich mir einiges gut vorstellen kann, Danke!

    Ich freue mich schon auf den Rest der Reise :)

  • Toller Bericht von dir, sehr informativ und interessant, macht Lust auf einen Aufenthalt auf den britischen Inselen (für uns wäre Schottland interessant).
    Ich finde es gerade gut, dass du so ins Detail gehst, weil man da auch schonmal einen Tipp bekommt für Dinge, die man selbst sonst nicht bedacht hätte (Parkmöglichkeiten, Shopping-Gelegenheiten....).

  • Danke für euer Interesse. :)


    Jetzt auf in den nächsten Teil:


    Von Bournemouth nach Plymouth regnete es - übrigens der einzige Regen während des gesamten Urlaubs auf der Insel (auf dem Kontinent hatten wir sehr viel mehr Regen).


    Plymouth ist auch eine ziemlich große Stadt, aber dank Navi haben wir uns auch dort zurechtgefunden. Da sich in den alten Städten baulich wenig verändert hat, war es noch nicht mal schlimm, dass das Navi seit Jahren nicht aktualisiert worden war...
    Wir kamen abends bei der Rainbow Lodge an. Auch hier kann man tagsüber nur mit Erlaubsnisschein parken, aber abends gehts ohne. Man muss halt nur nen Parkplatz finden. Auch hier war dies, wie in so einigen anderen Städten, eine Straße mit vielen B&Bs direkt nebeneinander. DIe beiden Gastgeber haben hinter dem Haus eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen für Gäste.
    Mit "hinter dem Haus" meine ich so typische englische Hinterhofgassen, wo man mit dem Auto gerade so durchkommt, ein Fiesta ist da also nicht das Verkehrteste. Mein Freund ist trotz Beschreibung das erste Mal um den Block gefahren, ohne die Einfahrt zur Gasse zu finden...
    Während mein Freund durchs Viertel kurvte, habe ich bei der Gastgeberin eingecheckt, eine kostenlose Karte von Plymouth gabs gratis. Und es gab hier das Frühstücksformular, auf welches man ab und an stößt. Man teilt am Vorabend schriftlich mit, was man am nächsten Morgen gerne essen möchte und wann man ungefähr frühstücken will.
    Unser Zimmer war nach vorne zur Straße und das Fenster mal so überhaupt nicht schallisoliert. Das Bett war eines der weichsten und niedrigsten während der gesamten Reise. Wir hatten hier aber gutes WLAN.
    Das Bad war modern, aber sehr klein. Achja, und es war nicht ebenerdig, man ist also immer ins Bad "eingestiegen" und wieder "ausgestiegen". Hier war die Dusche, wo ich fast nicht reingekommen wäre, weil sie zwei Schiebetüren hatte, die halt nicht weiter aufgingen, als es eben ging. Duschen selbst war ok. Auch abtrocknen im Bad war gerade so möglich.
    Hier hatten wir das erste Mal einen Fernseher, der so klein war, dass er für seine Größe viel zu weit oben hing (ungefähr Laptop-Größe). Zum Glück interessiert uns Fernsehen eh nicht besonders. Wir fanden es eher lustig.
    Was ich toll fand: Ein Bücherregal im Flur mit dem Vermerk, dass man die Bücher lesen kann, und wenn man nicht fertig wird, sie einfach mitnehmen kann - um sie zu Ende zu lesen.
    Das Frühstück in der Rainbow Lodge war mit das Beste im ganzen Urlaub, da sehr vielfältig. Je nach Tisch waren die Gastgeber mehr oder weniger aufmerksam.
    In Plymouth haben wir ein paar Klamotten gewaschen. Ich habe während der Zeit mich ein wenig an Shopping versucht, allerdings nichts gefunden. Die Wäscherei lag am Rand des Shopping Districts von Plymouth, und der ist riesig. Wenn man sich nicht auskennt, braucht man eine Karte oder 8 Stunden Zeit, um mal überhaupt alles richtig zu sehen.
    Anschließend sind wir an den Hafen im Westen gelaufen und haben dort bei "Prezzo" unser Mittagessen eingenommen. Bei dieser Kette gibt es glutenfreie Pizza. Die ist sehr lecker, wenngleich auch ein bisschen kleiner als die glutenhaltige Variante. Nur hat leider bei mir irgend jemand nicht richtig aufgepasst, was das Gluten anbelangt. Den Schaden hatte ich dann später, als wir im Landschaftspark unterwegs waren.
    Wir sind mit einer historischen Personenfähre übergesetzt (fußläufig erreichbar) und haben uns den Landschaftspark angesehen. Und zwar nicht den extram kultivierten Teil, der an dem Tag eh geschlossen war, sondern den bewaldeten Teil, wo man eigentlich schon drin wandern kann. Festes Schuhwerk ist auf jeden Fall nicht das Verkehrteste. Das war wohl das "Country" am Mount Edgcumbe House and Country Park". Es gibt in dem Wald da eine große Kameliensammlung, die im Sommer nicht blüht.
    Gegen Ende unseres Spaziergangs näherten wir uns dann wieder der Zivilisation. Die hatte ich nach dem Abenteuer bei Prezzo denn auch dringend nötig, vor allem die gekachelten Räume hatten es mir "angetan".
    Da ich dann auch nicht mehr ganz so gute Laune hatte und ein wenig erledigt war, haben wir uns das Haus noch von außen angesehen und sind den Hügel wieder hinunter zur Fähre. Die Überfahrt verlief wieder entspannt und wir liefen erstmal zu unserer Unterkunft.
    Später am Abend sind wir noch im Kneipenviertel gewesen. Als wir schon fast da waren, haben wir uns trotz Karte erstmal verlaufen, da es da so viele enge kleine Gassen gibt, aber den Fehler an der nächsten Hauptstraße bemerkt. Es ist wirklich einiges los da.
    Man sollte in Südengland, wenn man Bier mag, auf jeden Fall mal einige Real Ales probieren. Diese sind häufig regional und sind alle im Fass vor Ort beim Gastwirt fertig gereift. Sollte man nicht so viel vertragen, am besten ausdrücklich ein "half pint" bestellen, also ein kleines Glas, denn als Standard wird Bier immer als "pint" ausgeschenkt - und das sind etwa 560 ml.
    Der Abend klang bei uns in einem Pub aus, der gerade Karaoke-Abend hatte, und wir gingen mit beschwingtem Gefühl nach Hause.
    Am nächsten Morgen machten wir uns dann nach einem weiteren leckeren Frühstück auf nach Land's End.


    Land's End ist der westlichste Zipfel der britischen Insel und damit ein bekannter, markanter und beliebter Landschaftspunkt nicht nur für die Briten. Wer sich also einen windigen, schroffen, einsamen Ort in Cornwall vorstellt, liegt damit nur teilweise richtig. Einsam ist es hier nicht gerade.
    Man kann von Plymouth aus Land's End über mehrere Strecken erreichen. Unser Navi wollte uns am liebsten über die Kraftfahrstraße führen, die mitten durch Cornwall führt, mit einigen Tricks überzeugten wir es aber davon, uns über die Küstenstrecke zu führen. Kurvige und teils schmale Strecken sowie größere Höhenunterschiede und starke Steigungen/Gefälle sollten einen dabei nicht abschrecken. Länger dauert es natürlich auch etwas...
    Wie auch an vielen anderen Orten stellten wir unser treues Gefährt gegen ein entsprechendes Entgelt auf der eigens dafür eingezäunten Wiese ab. Da Land's End sehr bekannt ist, war es natürlich auch ein wenig kostenintensiver als wo anders - aber Besitzer von Großraumwagen konnten sich immerhin darüber freuen, dass jeder PKW das gleiche zahlt, egal wie groß oder klein.
    Meine Eltern, die vor ein paar Jahrzehnten mal dort waren, hätten große Augen gemacht.
    Aus der einzelnen Hütte ist ein ganzes Touristendorf geworden, und beim allseits bekannten Wegweiser kann man sogar sein eigenes Ziel mit Entfernung dranheften (zum Beispiel die Heimatstadt) - nur darf man sich leider nicht selbst fotografieren. Das übernimmt gegen wenigstens 9.90 Pfund der nette Herr mit der analogen Kamera.
    Die Bilder werden noch richtig entwickelt und dann postalisch zugeschickt. Zumindest in Großbritannien ist dieser Service inbegriffen, nach Auslandtarifen hab ich nicht gefragt. Man ist stolz darauf, noch richtige Bilder zu machen und keine Digitalfotografie - nur dauert das mit dem Postweg halt alles etwas länger. Nimmt man gerne in Kauf - wir nicht! ;)
    Wir haben uns dann ein paar hundert Meter weiter vor der britischen Flagge selbst fotografiert. Und noch jede Menge andere Bilder gemacht. Und lokale Spezialitäten gekauft. Und ein Kornisches Rezeptheft. Und eine Kleinigkeit gegessen...
    Wir sind hier das erste Mal auf "Cornish Pasties" getroffen. Das sind etwas zu groß geratene Apfeltaschen, die nicht aus Blätterteig sind und statt Apfelfüllung RIndfleischfüllung mit Zwiebel und Kartoffel haben. Mein Freund hat die sehr gerne gegessen. Ich habe mich zwangsläufig auf eine andere britische Spezialität konzentriert, die es auch überall gibt: "Jacket Potato".
    Bei uns kennt man das als Ofenkartoffel. Die "Jacket" ist die Jacke, also die Schale der Kartoffel. Anders als wir Deutschen gibt es britische Beilagen (wie könnte es anders sein!): wahlweise gebackene Bohnen in Tomatensauce, Cheddar-Käse, Bohnen und Käse zusammen oder auch kalte Krabben in weißer Sauce. Letzteres fand ich lecker. An die anderen hab ich mich nicht herangetraut.
    Wenn ich so zurückdenke, habe ich wirklich häufig solche Kartoffeln gegessen... Kräuterquark, Sour Cream oder Hähnchen sucht man allerdings bei "Jacket Potatos" vergebens bei den Briten. Ist vielleicht ja ne Marktlücke...
    Da wir auf dem Hinweg die Südküste gefahren waren, gabs dann auf dem Rückweg die nördliche Strecke durch Cornwall. Wir haben auch zwischendurch mal angehalten, um die Landschaft zu genießen. Abends kamen wir dann im Ort unserer Unterkunft für die Nacht an.


    WIr hatten die kleine Hafenstadt Ilfracombe ausgewählt, weil die Preise für die anderen Unterkünfte in der Gegend noch höher waren. Unser Zimmer war mit "Meerblick" beworben worden und wir haben uns darauf ein wenig gefreut, weil das mal was anderes ist als immer Häuser um einen rum. Was soll ich sagen - unser Zimmer unterm Dach hatte tatsächlich auch ein wenig Meer im Blick. :D So einen Ausschnitt zwischen den ganzen Häusern...
    Da es abends dunkel war und wir am nächsten morgen auch kaum aus dem Fenster geschaut haben, war es dann aber doch nicht so entscheidend.
    Wir hatten uns vorher nicht das geringste bisschen über das Städtchen informiert, weshalb wir dann ziemlich überrascht waren, dass Ilfracombe wohl ein beliebtes Ausflugsziel für britische Touristen ist. Parken ging gar nicht. Wir haben einige hundert Meter entfernt einen Parkplatz im Hafen gefunden, der ab dem frühen Morgen wieder kostenpflichtig wurde. Wir haben also extra abends für bis um 11 Uhr morgens ein Parkticket gezogen.
    Dadurch, dass der Parkplatz so weit weg war und wir im dritten Stock ohne Fahrstuhl waren, haben wir uns dann entschieden, nur das Nötigste mit aufs Zimmer zu nehmen. Mein Freund hat sogar die beiden schweren Tascen getragen, was ich sehr nett von ihm fand.
    Im Hafen gibt es einige Touristenläden, einen Aussichtspunkt und vom Hafen aus eine kleine Einkaufsstraße. Dazwischen sind ein paar nette Pubs. Wir waren abends also noch mal unterwegs. Ich hab noch ne Kartoffel gegessen, mein Freund hat sich Bier gegönnt, und wir beide uns ein Eis. Im Hafen wird übrigens noch richtig gearbeitet, so dass die Straße zu den Parkplätzen wegen der Arbeiten teilweie gesperrt war.
    Es gab ein paar Prospekte im Hotel, anhand derer wir rausgefunden haben, was man am nächsten Tag so in der Gegend unternehmen könnte. Wir hatten den Exmoor Nationalpark direkt auf dem Weg, aber keinen blassen Schimmer wohin. :D
    Wir sind dann an der Küste längsgefahren, haben in den nächsten Orten angehalten, wo es schön war, und zwischendurch auch. Exmoor ist zwar ein Nationalpark, aber kein Wald. Es gibt jede Menge kahle Hügel und bewaldete Täler.
    Wir waren in Lynton and Lynmouth, die unter anderem durch eine Bahn am Steilhang miteinander verbunden sind, die allein durch Wasserschwerkraft funktioniert. Die beiden Ortschaften sind von der Touristik her auch britisch. Wir waren praktisch die einzigen Ausländer dort, fielen aber glücklicher weise den wenigsten auf. Der Eisverkäufer, bei dem wir mehrmals hintereinander Eis kauften, hat uns einen "schönen Tag" gewünscht.
    Es gibt dort von Langnese (das dort "Wall's" heißt) unter anderem Magnum Minze und Cornetto Schoko-Minze. :p Wir haben vor Ort noch ein paar Leckereien mehr gekauft (Fudge und Shortbread, unter anderem), ehe es weiterging. Da wir in Lynmouth sehr viel Zeit verbracht hatten, gab es anschließend kaum noch Stopps.


    Später am Tag erreichten wir also Bath. Die Stadt zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass wirklich fast alle Häuser gleich aussehen. Vor allem aus der Ferne ist der Effekt verblüffend. Unser Eintreffen begann erstmal damit, dass wir die YHA Bath, also die örtliche Jugendherberge, suchten. Wie auch einige andere Unterkünfte gab es als Adresse nur die Straße ohne Hausnummer... und das, obwohl die Straße Hausnummern vorwies!
    Dummerweise brachte es gar nichts, einfach am Anfang der Straße das Auto stehenzulassen und die Straße entlangzulaufen, denn es war eine sehr lange Straße, die einen steilen Hügel hochlief. Wir fuhren also im gemäßigtem Tempo bergan, immer die nachfolgenden Autos im Blick, bis wir die Einfahrt in einer Kurve so kurzfristig erblickten, dass wir prompt vorbeifuhren.
    Eine gute Strekce später hatte mein Freund dann auch eine für sich geeignete Stelle zum Wenden gefunden. Ich werde über seine Fahrkünste hier jetzt keine großen Worte verlieren, nur so viel: Er fuhr die ganze Zeit in England, weil ich deutlich besser navigieren kann als er und ich nicht beides gleichzeitig machen kann. Links fahren stresst durchaus auch ein wenig, wenn man es nicht gewohnt ist. Das kommt dann noch dazu...
    Die YHA liegt auf einem Hügel und ist in einer alten Villa untergebracht. Wir hatten ein Zweierzimmer mit eigenem Bad (wohlweislich), daher war unser Zimmer nicht in der Villa, sondern in der Holzhütte dahinter. Das war so eine längliche Baracke, einstöckig, Flur in der Mitte und Zimmer links und rechts davon. Vorteil: ruhiger als im Haupthaus. Nachteil: zumindest bei uns extrem kleine Fenster...
    Das Bad war, wenn man vom fehlenden Badvorleger absieht, das beste und vor allem größte von allen, wie ich finde. Ich nehme an, dass wir gegen ein Entgelt auch noch den Badvorleger bekommen hätten.
    In der Dusche und auch im Bad selbst konnte ich richtig rumlaufen...
    Das Zimmer mit seinem Hochbett war dagegen klein, kleiner sogar als das Bad. :D Wir haben unsere Sachen kaum alle reinbekommen und teilweise im Bad gelagert. Verkehrte Welt. Günstig war der Aufenthalt allemal, es gab eine Selbstversorgerküche und günstiges Frühstück. Das Personal war teils unterbesetzt und manchmal etwas chaotisch, aber liebenswert.
    Die YHA liegt etwas weiter draußen. Wenn man also ins Zentrum will, kann man zu Fuß gehen (bergab) und auch wieder zurück (bergauf), wenn man unbedingt will. Man kann aber auch den Bus nehmen, der direkt unten an der Straße abfährt.
    Tipp: Busfahrplan und Übersicht des Streckennetzes mitgeben lassen. An den Haltestellen werden nur zwei oder drei Zwischenhaltestellen angezeigt und es gibt nirgends einen Netzplan, der irgendwo aushängen würde. Dafür ein unübersichtliches Strreckennetz, jede Menge Einbahnstraßen (wodurch Busse in der einen Richtung wo anders langfahren als auf dem Rückweg) und gefühlte 300 Buslinien...


    An dieser Stelle muss ich noch mal unterbrechen, es ist spät. Fortsetzung folgt.


    Gruß


    Dani

    Dress for the body you have RIGHT now. There is nothing wrong with you right now, and there is sure as heck no reason to wait to look good. Get up, get dressed and face the world and then do it again tomorrow. (Malia Anderson)

  • Hallo Dani,


    vielen Dank für den tollen Bericht! Südengland (und vor allem der Südwesten) ist wirklich wunderschön.


    Viele Grüße
    Grazia

    Menschen sind oft unberechenbar, unlogisch und selbstzentriert. Vergib ihnen einfach.
    Mutter Theresa


    Wir sollten jeden Tag wie ein neues Leben beginnen.
    Edith Stein

  • So, jetzt doch mal die versprochene Fortsetzung...


    Den ersten Abend in Bath haben wir ganz entspannt mit einem kleinen Abendbrot verbracht und sind recht früh in die Kojen geklettert. Trotz dünner, harter Matratze habe ich gut geschlafen und mein Rücken hat sich über die Abwechslung gefreut.
    Wir nahmen morgens den Bus in die Innenstadt. Einer der Angestellten hatte uns gesagt, wo sich die Haltestelle zum Aussteigen befindet, allerdings haben wir die nicht bemerkt. Ich glaube nach wie vor, dass der Bus doch etwas anders gefahren ist. Also fuhren wir erstmal weiter, am Hauptbahnhof vorbei, und noch weiter... Wir stiegen dann an der nächstbesten Haltestelle aus, damit wir nicht wieder aus der Innenstadt rausfahren.
    Nach einem kurzen Check der kleinen Karte begaben wir uns entschlossen in Richtung Norden dem Zentrum. Glücklicherweise war es nicht viel weiter weg als vom geplanten Haltepunkt.
    Bath hat in der Altstadt so einige kleine Gassen, auch eine Fußgängerzone, und wenn man tief genug gräbt (ich glaub etwa 4-5 Meter) stößt man hier und da auf römische Fundamente und Mauerreste.
    Die recht beeindruckende Kathedrale haben wir uns nur von außen angeschaut, sind aber dafür stattdessen in die ausgegrabenen römischen Bäder gegangen. Die Stätte wurde bereits vor längerer Zeit ausgegraben und größtenteils mit einem klassizistischen Überbau vor dem Verfall geschützt. Die warme Quelle existiert nach wie vor.
    Man merkt besonders hier, dass Bath ein internationaler Touristenmagnet ist. Man bemerkte, dass wir Deutsche sind, sprach uns entsprechend an (einige Brocken konnte jeder) und händigte uns freundlicherweise gleich einen Audioguide auf Deutsch aus.
    Der Teil der Bäder, der bislang ausgegraben ist, ist größtenteils begehbar. So konnten wir am großen Schwimmbecken entlangflanieren, die Reste von Caldarium und Frigidarium und einen Whirlpool besichtigen. Auch einige andere Räumlichkeiten und der religiöse Vorplatz zur Therme und zum Tempel waren zu sehen. Das Wasser der Quelle fließt nach wie vor in das mit Blei ausgekleidete Schwimmbecken. Ein Teil des römischen Abwassersystems ist auch noch völlig intakt.
    Schwimmen darf man natürlich nicht, genausowenig wie trinken. Die Betreiber haben allerdings kurz vor dem Ausgang einen Brunnen aufgestellt, wo man das gefilterte Wasser probieren kann (schmeckt nicht so doll, wie ich finde).
    Das Quellwasser wird auch heutzutage genutzt. Die Wärme heizt den Sanitärbereich, nebenan gibt es eine moderne Therme (sündhaft teuer). Auch im gebäudeeigenen Restaurant steht ein kleine Brunnen.
    Auf den Besuch der Therme haben wir dann verzichtet, sind allerdings noch ein wenig durch Bath gegangen, waren außerdem im örtlichen J.D. Wetherspoon-Restaurant essen (die haben so leckeren Nachtisch da). Ein kleiner Abstecher führte uns noch zum "Circus" und zum "Crescent". Beides sind in dem Sinne keine aufregenden Sachen, sondern markante Punkte im Straßenverkehr/Stadtbild.
    Das eine ist ein verkehrsberuhigter größerer Kreisel, in dessen Mitte ein riesiger alter Baum steht. Die anliegenden Häuser sind alle gleich. Das andere ist ein sehr großes halbes Oval (längs durchgeschnitten), ebenfalls mit Häusern, die sich wie ein Ei dem anderen gleichen. Wir hatten es uns architektonisch interessanter bzw. schöner vorgestellt. Als Luftbild ist es definitiv beeindruckender.
    Den Rückweg nahmen wir durch den Victoria Park, ehe wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Bushaltestelle machten. Wir hatten bald eine gefunden, allerdings in die falsche Richtung. In der Gegenrichtung fuhr der Bus natürlich woanders lang. Ich hab dann den nächstbesten Busfahrer gefragt, wo wir hin müssen.
    Nach kaum 10 Minuten Wartezeit kam unser Bus. Mein Partner hat dann auch noch unsere verkramten Rückfahrkarten gefunden. Nach einer Station machte unser Busfahrer erst einmal eine kleine Raucherpause, da er einige Minuten zu früh dran war. Weitere Unterbrechungen gab es dann aber nicht mehr.
    Wir freuten uns auch sehr darüber, dass wir den Hügel nicht zu Fuß erklimmen mussten. Da oben gibt es alle 200 Meter eine Bushaltestelle, da lohnt sich aber jeder Meter, den man fahren kann - bei der Steigung! Diesmal wollten wir natürlich unsere Haltestelle nicht verpassen und drückten aus lauter Vorsicht eine Haltestelle zu früh den Knopf zum Aussteigen. Zum Glück waren es nicht mehr.
    Der Abend verlief weitgehend wie der vorangegangene. Irgendwie hatten wir keine Lust mehr, erneut ins Zentrum zu fahren...


    Am folgenden Tag brachen wir erst mal auf nach Bristol.


    Eigentlich ist das ja die falsche Richtung gewesen. Aber was tut man nicht alles, wenn man unbedingt eine Brücke sehen will! Die Clifton Suspension Bridge ist nachts bei Beleuchtung natürlich beeindruckender, es reicht allerdings auch so.
    Ursprünglicher Plan war: Kurz vor der Brücke parken, kostenlos zu Fuß rüberlaufen und wieder zurück und dabei jede Menge Fotos machen.
    Die Brücke führt über den lokalen Fluss, der an dieser Stelle etwa 60 oder 70 Meter tiefer liegt. Es ist also ein beliebter Platz für Selbstmörder, vor allem, wenn man direkt an der Stelle runterspringt, wo unten die Schnellstraße entlangführt... außerdem ist sie architektonisch sehr interessant.
    Das Navi führte uns zielstrebig zur Brücke. Das einzige, was es nicht gab, waren - Parkplätze! Demzufolge (flexibel ist man ja) begann die hektische Suche nach dem Kleingeld für die Brückenmaut. Umdrehen ging ja auch nicht mehr... Glücklich hinüber, fand sich auch 100 Meter weiter die gewünschte Parklücke. Und wir konnten wie geplant unseren Brückenspaziergang vornehmen.
    Wegen der ganzen Selbstmörder ist das Brückengeländer mittlerweile so gut gesichert wie im Gefängnis (nur die Hochspannungsleitungen fehlen noch) und die Schnellstraße hat direkt bei der Brücke ein Dach erhalten. Dann erschrecken sich wenigstens keine Autofahrer mehr. RIchtig geholfen haben wohl erst die Schilder mit dem Hinweis auf die Telefonnummer der örtlichen Samariter. Seitdem soll die Anzahl der Springer zurückgegangen sein.
    Davon ab - beeindruckend fand ich das Bauwerk allemal und konnte auch schöne Fotos schießen.
    Da wir bisher nicht einen einzigen Tag schwimmen waren, wollten wir es in Bristol mit einem historischen Schwimmbad aus den 1920er Jahren versuchen. Es war uns allerdings zu klein und stickig. Wir hatten auch wenig Lust, zu warten. So lange das Seniorenschwimmen lief, durften wir nicht rein. Und es gab auch immer nur Eintritt für längstens eine Stunde...
    Wir machten uns als Alternative auf zum Cabot Circus, einem großen EInkaufszentrum vor Ort. Ein wenig Einkaufen, Mittagessen, Entspannen, ehe wir weiterfuhren.


    Unser Tagesziel war nämlich Alderbury bei Salisbury.


    Alderbury ist eine kleine Gemeinde, die direkt bei Salisbury liegt. Navi führte uns recht zuverlässig hin, soweit ihr die Straßen bekannt waren. Die Straße selbst war mehr ein Privatweg, die Unterkunft ein ehemaliger kleiner Hof. Man konnte also direkt vor seinem Zimmer parken, wie im Motel. Das Zimmer war hübsch eingerichtet, das Bett allerdings wieder recht weich. Man sitzt auf solchen Dingern immer ein wenig wie auf einem Wackelpudding und fragt sich, ob man nun gleich runterrutscht... Der Fußboden war nicht so besonders sauber, auch im Bad nicht.
    Es gab zwei Eingänge weiter eine gemütliche Küche und ein kleines Wohnzimmer. Die anderen Gäste waren soweit alle friedlich und freundlich. Wir hatten am nächsten Morgen Gelegenheit, uns mit einem anderen Paar ein wenig zu unterhalten. Das Frühstücksbuffet war zwar einfach, aber sehr essbar. Ausnahmsweise gab es kein English Breakfast, was nun aber auch nicht so störte.
    An diesem Tag nahmen wir als erstes Old Sarum in Angriff. Dies war ursprünglich eine Burg mit einer Kathedrale daneben und spielte bei Gründung von Salisbury eine ganz eigene Rolle. Heute sind noch die Wallanlagen, einige Burgmauern und kleine Restmauern sowie Fundamente der Kathedrale übrig.
    Sarum war ursprünglich ein Königssitz, der Jahrhunderte verwendet wurde. Die benachbarte Kathedrale wurde gebaut, und wurde ernaut gebaut. Nach der Vollendung der letzten Bauphase schlug nach einigen Tagen ein Blitz in die Kirche ein - diese wurde zerstört. Da die Geistlichen lieber ein wenig mehr Abstand vom König und Adel hatten, bauten sie einige Kilometer weiter die neue Kathedrale von Salisbury, die heute noch steht. Der dort entstehende Ort blühte auf, der Königssitz verfiel nach und nach, wurde nicht mehr verwendet.
    Nächste Station war in der (teils mittelalterlichen) Altstadt von Salisbury dann die Kathedrale. Um den Kirchenbau herum gibt es ein größeres Gelände, welches der Kirche gehört und nicht öffentlich ist. Dort, wo es an die normale Bebauung der Bevölkerung stößt, gibt es sehr alte Tore, die immer noch verwendet werden. Abends macht die Kirche sie einfach zu...
    Die Kathedrale ist ein beeindruckendes Bauwerk. Sie hat übrigens eines dieser Taufbecken, die wie ein Kreuz geformt sind, massiv und schwer. Es steht auf dem Boden und das Wasser bildet eine glatte, spiegelnde Oberfläche... zumindest so lange, bis jemand wie ich daherkommt und einfach mal das Wasser anpustet. Da fasziniert mich der physikalische Welleneffekt nach kurzer Zeit einfach mehr als die Optik.
    In Salisbury haben wir sehr lecker bei Wagamama gegessen. Ich kam dabei auch insofern auf meine Kosten, dass es detaillierte Info über die Inhaltsstoffe gibt, frisch gekocht wird, und die Mitarbeiter sehr hilfsbereit sind. Wer asiatisch mag, sollte da mal hingehen.
    Letzter Stop an touristischem Kulturgut an dem Tag war Stonehenge. Einer Eingebung folgend, fuhren wir dieses Mal nach der Beschilderung, nicht nach dem Navi. Da die Straße, die uns das Navi entlangführen wollte, mittlerweile gesperrt ist und zurückgebaut wird (wegen der Umgestaltung von Stonehenge), war das auch besser so.
    Wohlwissend, dass es mittlerweile untersagt ist, direkt in den Steinkreis zu gehen, hatten wir uns ein Spezialticket Monate vorher bestellt. Das Ticket gewährt nicht nur den ganzen Tag freien Eintritt - man kann nach Schließung für Normalsterbliche zusätzlich erneut aufs Gelände und doch direkt in den Steinkreis rein. Das bietet natürlich nochmal eine ganz andere Perspektive.
    Mein Freund war begeistert. Ich fand es auch sehr interessant, war allerdings irgendwann etwas müde, hatte auch Rückenschmerzen. Wir waren während der Öffnungszeiten bereits zwei Mal durchs Gelände gelaufen. Stonehenge im Sonnenuntergang ist sehr schön, auch in fotografischer Hinsicht. Wir hatten den richtigen Tag erwischt, es war angenehmes Wetter und es wurde nur langsam dunkel. Irgendwann mussten wir dann aber auch weiter, denn unsere Unterkunft wartete auf uns.


    Edenbridge ist ein kleiner Ort irgendwo südlich von London, den man definitiv nicht über Schnellstraßen erreicht. Wir waren der Meinung, dass das nicht weiter schlimm sei, da wir ja eh spät ankommen und am nächsten Morgen gleich weiterfahren. Was wir nicht bedacht hatten: Erstens führte uns das Navi dahin, und zweitens war es dann doch recht schnell komplett dunkel.
    Zuerst ließ es sich gut an, Autobahn, Schnellstraße und so. Irgendwann kamen wir dann an einen Punkt, wo uns das Navi abbiegen hieß... Mein Freund legte eine Fast-Vollbremsung hin, da es keine Abbiegespur gab. Erst als wir mitten auf kleinen Straße standen, fanden wir heraus, dass das nicht mehr als ein Karrenweg war, der passenderweie "Jackass Road" hieß.
    Wir entschieden uns, erstmal die Landstraße weiterzufahren, da wir uns und dem Auto bei der Dunkelheit keinen Feldweg zumuten wollten. Ich mein, da hat man doch irgendwann gar keine Ahnung mehr, ob man überhaupt ankommt.
    Die nächste Gelegenheit zum Abbiegen in einem Dorf war uns da doch sehr viel sympathischer. Wir sind also die restlichen Kilometer über Dorf- und Kreisstraßen gefahren, haben eine Abzweigung verpasst, sind im nächsten Dorf umgekehrt und waren auch irgendwann da.
    Das "Star Inn" ist in erster Linie eine lokale Gastwirtschaft. Unser Zimmer lag im Hinterhaus nach hinten raus. Wir hatten sogar eine eigene Treppe in den ersten Stock. Die Handtücher waren allerdings grauenvoll - Löcher drin, nicht sauber - und ich habe sie austauschen lassen. Die anderen waren besser, aber doch die schlechtesten, die wir auf der gesamten Reise hatten.
    Unser Auto konnte sich im Hinterhof ausruhen, nachdem ich meinen Freund in die schmale lange Einfahrt eingewiesen hatte. Mit einigem Hin und Her stand es irgendwann in seiner Parklücke. Ein Mercedes hätte auf der Straße parken müssen. Es wundert uns auch nicht mehr, dass der Ford Fiesta zu den beliebtesten Autos in England gehört.
    Praktischerweise gab es ein kleines Gartentor, so dass wir einen kurzen Weg mit unserem Gepäck hatten. Die Nacht war ok, das Frühstück am nächsten Morgen war sehr gut. Endlich hat mein Freund seinen ersehnten black pudding essen können. Nun gabs nur noch einpacken, Auto wieder aus dem Hinterhof vorsichtig rausbugsieren und abfahren Richtung Dover.


    Wir waren viel zu früh da und haben einige Zeit auf die Fähre warten müssen. Die Überfahrt verlief wieder ohne Zwischenfälle. Anschließend nahm ich das Steuer in die Hand, und wir machten uns auf in den Rechtsverkehr und nach Brüssel. Nach einer kleinen Pause zwischendurch tauschten wir die Plätze, damit ich in Brüssel wieder mit navigieren konnte. Erwähnenswerterweise fiel auf dem Festland wieder jede Menge Regen. Aber auch das konnte uns nicht erschüttern, das Auto konnte auch wieder mal eine Wäsche vertragen.
    Da unsere Unterkunft, das Max Hotel, mitten in der Innenstadt lag, hatten wir mangels Hotelparkplatz oder -haus schon Befürchtungen wg. Parkplatzsuche. Unser fast schon unverschämtes Glück präsentierte uns allerdings einen Parkplatz direkt vor dem Eingang, der zu dem Zeitpunkt kostenlos war und wirklich ein ganz normaler Parkplatz, wie uns die Concierge versicherte.
    Einchecken, hochfahren, freuen: Das Zimmer war das preisgünstigste, am zentralsten gelegene, modernste und bequemste von allen. Wir hatten einen Fahrstuhl, genug Platz, ein breites Bett, ein modernes Bad, Klimaanlage... ein gelungener Abschluss, sozusagen.
    Wir sind am gleichen Abend noch abends ausgegangen. Brüssel hat ein faszinierendes Nachtleben. Und mein Freund konnte sich darüber freuen, dass Belgien nicht nur für Schokolade und Waffeln bekannt ist, sondern auch für eine hochwertige Bierkultur. Statt in einer Cocktailbar saßen wir daher unter anderem auch in einer Bierbar und er ließ sich einige von den 40 frisch gezapften Bieren vorsetzen. Und alle verstanden Englisch, wie er anerkennend später meinte.


    Nach einer erfrischenden Nacht besuchten wir noch das Atomium. Reingegangen sind wir nicht, aber anschauen kann man sich das ja mal, wenn man schon mal da ist. Dann war es Zeit: Wir machten uns auf die lange Heimreise nach Leipzig.
    Mit dem Restaurantbesuch zwischendurch hatten wir zwar Pech, da das eine geschlossen war und das andere den Besitzer gewechselt hatte, aber wir kamen diesmal gut durch, auch mit Regen. Wir haben noch nicht mal bemerkt, dass wir bei Jena in der 80-Zone geblitzt wurden... und hätten es auch nie gewußt. Bis vor ein paar Tagen so ein Brief mit Foto ins Haus flatterte. Nun ja. Ist halt so, ist es nicht? ;)


    Grüße


    Dani

    Dress for the body you have RIGHT now. There is nothing wrong with you right now, and there is sure as heck no reason to wait to look good. Get up, get dressed and face the world and then do it again tomorrow. (Malia Anderson)

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