Ich weiss nicht genau warum ich hier heute etwas schreibe. Vielleicht um unter gleich gesinnten zu sein und mich mitzuteilen!? Und irgendwie muss es aus mir raus.
Ich entschuldige mich jetzt schon bei euren Augenmuskeln, denn es muss viel raus!
Ich bin Dick und war es auch schon immer, bin mit Diäten groß geworden. Derzeit wiege ich wohl etwas über 130 Kilo. Meine waage geht blos bis 130 kilo und seit letzter woche zeigt sie nur noch error.
Vor 3 Jahren , konnte ich meine schon einmal erreichten 133 kilo auf 113 reduzieren. Jetzt habe ich sie wieder drauf.
Ich muss sagen, dass ich eigentlich immer eine glückliche dicke war. Zu 80% mochte ich was ich im spiegel sah, allerdings nur, wenn mein gewicht so zwischen 95-115 kilo lag. Wenn ich an mir was auszusetzen hatte, spielte mein gewicht dabei nicht die hauptrolle.
Bis letztes Jahr November 09.
Seitdem befinde ich mich in einer Abwertsspirale (tendenz steigend). Ich hatte eine derart heftige depression, dass sich in dieser Zeit mein Komplettes selbstbild verdreht hat.
Seit Kindheitstagen an, leide ich an depressionen, meine erste hatte ich mit 7. Ich war als kind schon für meine umwelt unerträglich sensibel. Ich weiss noch, als ich ganz klein war, (den schmerz in meinem herzen vergess ich nie) sah ich mit meiner mutter einen film, in dem sich jemand versuchte das leben zu nehmen (so seltsam es klingt, es war ein lustiger film), aber ich brach in tränen aus, schrie völlig hysterisch herum, schier wahnsinnig werdend durch des mitgefühls für diesen jemand. Ich selbst würde mich fragen, was man mit einem 7 jährigen mädchen macht, die gerade bei einem eigentlich lustigen film so durchdreht. Aber sie mit den worten „du hast sie doch nicht mehr alle“ ins zimmer zu schicken und dann da alleine hocken zu lassen. Ganz bestimmt nicht!
Wie dem auch sei.
Mit meinen Depressionen lebte ich eigentlich ganz vernünftig, manchmal hatte ich auch ein ganzes Jahr keine einzige. Versteht mich nicht falsch, aber ich glaube, wenn man depressionen schon von kindheit auf kennt, lebt man damit anders. Ich weiss auch stets, dass sie wieder weggeht und habe daher auch keine selbstmordgedanken. Wie gesagt, die letzten Jahre war ich ziemlich glücklich.
Durch die depression letztes Jahr war ich wochenlang ausser gefecht gesetzt, verlor meine arbeit, nahm medikamente. Die wurden laufend umgestellt, weil sie heisshungerattacken auslösten oder meine libido killten.
Seit August diesen Jahres verlasse ich meine wohnung kaum noch, höchstens zum einkaufen. Ich bewege mich kaum noch, schlafe nur noch und nehme zu. Wie bereits erwähnt in den letzten monaten von 113 wieder auf 130. Ein gewicht das ich nicht mehr erreichen wollte.
Mit alledem kann ich irgendwie ja noch leben, aber womit ich nicht mehr leben kann ist durch die jetzt schon lang anhaltende depression entstanden seltsame selbstbild.
Ein schlanker mensch würde darin was ich euch jetzt beschreibe, kein verschrobenes selbstbild sehen, sondern mir sagen, dass ich endlich die wahrheit sehe. Egal wie Dick ich jemals war, ich fand immer noch dinge an mir sehr schön und im grossen und ganzen sah ich immer eine schöne junge frau mit mehr gewicht. Ich hatte eigentlich auch immer männer und musste nie eine sexuelle oder pratnerschaftliche durststrecke aushalten. Klar, war ich mit mir am hadern und wäre gerne schlank gewesen, wenn da eine fee gekommen wäre und mit einem schnipser all das fett hätte verschwinden lassen, aber ich fand mich eben auf meine weise hübsch.
Jetzt allerdings sehe ich nur noch ein fettes stück scheisse, dass sich fragt warum es sich eigentlich noch wäscht oder sich schminkt, wenn ich doch für die meisten da draussen ein undiszipliniertes schwein bin und auf die, egal wie sehr ich auch zurecht gemacht bin, ekel bei ihnen auslöse.
In dieser Depression gingen mir all meine exfreunde durch den kopf, die sich vor ihren eltern und freunden immer für mein aussehen rechtfertigen mussten, dass sie mit mir und warum, wieso, weshalb zusammen sind,
sämtliche beleidigungen die mir irgendwann mal irgendwelche unwichtige personen an den kopf warfen.
Fernsehberichte in denen Dicke zum Volksleiden erklärt oder als ekelhaft bezeichnet werden.
Menschen die mir an Badeseen abnehm- Tipps gaben,
leute die mir in nem club in dem ich tanzte die frage stellten „ob ich nicht lieber in einen club möchte in dem dicke lieber gesehen werden!?“
An eine Omi die mitten in der stadt auf mich zu läuft und mir im vorbeilaufen sagt „Friss nicht so viel“, genau die Omi schreite um hilfe, als ich mich umdrehte, zur ihr ging und sie ruhig fragte, „wie sie das gemeint hätte“.
Ich fahre eine rolltreppe runter, ein trupp junger männer fährt gegenüber hoch und schreit über den ganzen bahnhof hörbar „fette sau“.
Und noch viele erinnerungen mehr.
All dass, prallte früher zwar nicht an mir ab, aber war schnell vergessen, weil ich meistens innerlich mit verständnis reagierte. Mir solche reaktionen mit unwissenheit und deren eigenen problemen erklärte. Jetzt momentan jedoch, prallt jede einzelne dieser erinnerungen wie eine ohrfeige in mein gesicht.
Ich finde zwar nachwievor, dass niemand, trotz freier Meinungsäußerung, so fies sein und einem diese so unverfroren vor den latz knallen sollte, aber ich sehe heute im spiegel was diese menschen in mir sahen. Trotzdem renne ich keinem krum nasigem hinterher und drücke ihm die visitenkarte eines schönheitschirurgen in die hand. Aber mit dicken kann man´s ja machen, die kamen ja schließlich nicht so auf die welt oder hatten einen unfall, sondern sind selbst schuld.
Ich weiss nicht was in deren köpfen vor sich geht. Ich weiss nur, dass mich diese welt und ich mich selbst gerade ziemlich fertig mache/macht. Ich habe mein fundament auf dem ich jahre stand, komplett verloren!
Ich bin dabei meine beziehung zu verlieren. Ich bin seit 2 jahren mit einer frau leiert (ich bin bekennend Bi). Der liebevollste mensch der mir je begegnet ist, der erste mit dem ich mir vorstellen kann alt zu werden. Die liebe meines lebens. Sie sagt immer ich sei ihr deckel (topf & deckel geschichte), obwohl sie immer dachte sie sei ein toaster. Meinem kleinem Topf geht’s auch immer schlechter. Zum einem, weil sie alledem hilflos gegenüber steht und zum anderen, fühlt sie sich zusehens ungeliebter. Wir haben kaum noch horizontalen körperkontakt. Ich vertrage es nicht mehr angefasst zu werden, ich fühle mich einfach zu ekelig dabei. Ausserdem tendiert meine lust auf sex generell nur noch gegen 0.
Bei vielen, wird mein text gut gemeinte ratschläge auslösen. Zum beispiel, dass Ich dringend hilfe brauche, eine Therapie oder behandlung. Schlichtweg professionelle hilfe. Nun habe ich seit jahren immer wieder Hilfe angenommen oder mir gesucht und war in verschiedenen therapien. Hauptsächlich wegen meiner depression ,nicht, weil es mir wegen meines Gewichtes so schlecht ging.
Ich habe so viele Therapeutensessel gesehen, wie eine bahnhoftoilette, ärsche. Ich habe so viele medikamente verschrieben bekommen, dass meine pipi schon im dunkeln leuchten müsste.
Diagnosen über diagnosen und eine unterschiedlicher als die andere. Mittlerweile glaube ich eher, dass ich übertherapiert bin. Ich bin diese quacksalber leid. Die dem noch so gesündesten menschen eine psychische krankheit einreden können. Dass mir etwas fehlt, stelle ich nicht in frage, aber wo mich die ahnungslosigkeit mancher psychologen hingeführt hat, schon. Ich habe kein vertrauen mehr und genau dass, sollte aber die basis zwischen therapeut und patient sein. Mir sind meine Probleme auch bewusst, sehr klar sogar. Ich bin noch im stande objektiv zu reflektieren. Vermutlich würde mir auch ein stationärer aufenthalt gerade gut tun, aber das möchte ich nicht. Meine objektivität würde mir selbst eine therapie anraten, aber die mache ich ja schon. In der erfahre ich nichts, was ich nicht schön wüsste. Vielleicht noch mehr oder wieder andere medikamente, wobei ich dann mit meinem apothekerschränkchen halb asien mit antidepressiva versorgen könnte.
Mir hilft auch kein Therapeut, der mir sagt, dass ich eine schöne, intelligente dicke frau bin und mit mir versucht heraus zu finden, was ich alles gut kann und was an mir schön ist. Ich bin keine anorexe der man klar machen muss, dass sie nicht so dick ist wie sie sich fühlt und sieht. Ich bin eine dicke die erkannt hat, dass sie dick ist und auf die meisten menschen abstoßend wirkt. Nur, hab ich dass, jetzt so verinnerlicht, dass ich mich auch so sehe.
Was kann man da machen? Abnehmen! Mittlerweile bin ich aber so gefangen in einem Kreislauf aus Frust, Wut und völlerei, dass ich das alleine tatsächlich nicht mehr bewältigen kann. Ich kann nur hoffen, dass der Punkt an dem der Frust so groß ist, in dem ich endlich wieder meinen Arsch bewege, bald erreicht ist.
Ich möchte einfach wieder eine glückliche dicke sein, meine 113 kilo, noch besser wären 90 kilo, denn dass, war genau das gewicht mit dem ich mich am glücklichsten fühlte und sexy fand, zurück.
Ich habe schreckliche Angst, dass ich mich nie wieder so sehen kann wie ich es einmal getan habe, egal wie viel ich abnehmen würde.
Nachwievor bin ich der meinung, dass dicke menschen durchaus glücklich sein können, wenn ihnen nicht laufend gesagt werden würde, dass sie nicht glücklich sein dürften, so wie sie aussehen.
Oft wird uns unterstellt wir würden uns nur einreden, glücklich oder schön zu sein. Ich kann nur von mir reden, aber ich fühlte mich schön und glücklich und kann dass, deswegen so genau sagen, weil es jetzt nicht mehr so ist. Einreden, wie ich ja gerade merke, kann ich mir das nicht.
Ist es dass, was schlanke menschen von uns wollen, dass wir uns hässlich fühlen, um etwas dagegen zu tun? Prost mahlzeit.
ich hoffe dass, ich mit meinem text niemandem auf die füsse trete und muss verdeutlichen, dass ich mich selbst so sehe und nicht über andere dicke menschen in der art denke.
Allen die sich die mühe machten diesen ellen langen text bis zum ende zu lesen, möchte ich danken!
Ich hatte noch nie andere dicke menschen in meinem näheren umfeld und es war ein angenehmes gefühl, in diesem Forum in den anderen threads zu lesen, dass ich nicht alleine bin.
Liebe Grüße
Vertigo