Übergewicht ist meine Entschuldigung?

  • Ich habe in den vergangenen Jahren sehr viel an Gewicht zugenommen. Wenn ich eine ungefähre Zahl sagen würde, dann sind es bestimmt um die 30kg gewesen. Ich möchte jetzt und hier aber gar nicht auf die (möglichen) Gründe eingehen. Aktuell ist es jedenfalls so, dass ich wirklich versuchen möchte mich und meinen Körper zu akzeptieren. So wie er ist - Jetzt! Das war auch ein Grund warum ich mich hier, nach langer Zeit als stille Leserin, angemeldet habe.

    Ich würde sagen, dass ich auf meinem Weg der Selbstakzeptanz noch unheimlich weit vom Ziel entfernt bin. Aber da der Wunsch nach innerem Frieden mit mir und meinem Körper auf Grund all meiner Erfahrungen der letzten Jahre so groß ist, werde ich versuchen diesen (für mich) noch langen Weg zu finden und zu gehen.


    Daher hier nun meine Frage:
    Ich versuche nun schon seit sehr langer Zeit ein paar meiner Gewohnheiten und "Verhaltensmuster" zu verstehen/analysieren. Was mir dabei sehr stark aufgefallen ist, dass ich mein Übergewicht sehr oft als "Entschuldigung" für mich selber nutze. Das klingt im ersten Moment vielleicht komisch aber ich möchte mal ein/zwei Beispiele nennen.

    Ich bin eigentlich ein Mensch der sehr gerne in Gesellschaft ist. Jedoch habe ich mich in den letzten Jahren sehr zurück gezogen und mein Freundeskreis ist nun unglaublich klein geworden, weil ich mich zu Hause "verstecke". Ich weiß nicht wie oder wo ich leute kennenlernen soll, ich bin doch eigentlich zu dick um trendy anzuziehen und raus/feiern/spazieren zu gehen... usw.

    Ich möchte zur Zeit nicht abnehmen, aber ich möchte auch nicht einfach wahllos alles in mich herein stopfen. Jedoch gibt es oft Tage/Situationen in denen ich mich bei folgendem Gedanken erwische "Du bist eh so dick, da musst du auch kein Apfel essen. Der ist dann auch egal." Ich habe in dieser Situation irgendwie das Gefühl "entweder ganz oder gar nicht". Iss ständig gesund oder lass es sein.

    Dann das Thema "Pflege". Sicherlich pflege ich mich regelmäßig, aber ich habe oft Situationen wo ich eben denke "Eigentlich muss ich nicht soviel aus mir machen du bist eh dick."


    Hat vielleicht jemand auch Erfahrungen mit solchen Denkmustern (gehabt)? Was habt ihr dagegen unternommen? Könnte man es wirklich so sagen, dass ich mein Übergewicht als Entschuldigung für viele tägliche Situationen nehme?

    Mich würden eure Meinungen wirklich sehr interessieren!
    Schon einmal danke für alle die dies lesen!

  • Zum Thema Pflegen möchte ich sagen, dass ich mich pflege, um mich wohl zu fühlen. Das gehört für mich dazu, das hat nichts damit zu tun ob ich dick oder dünn bin.
    Man muss finde ich versuchen, dass beste aus sich zu machen, also im Rahmen der individuellen Möglichkeiten.

    Diese Gedanken beim Essen alla "ist doch eh egal bist doch schon dick" kenne ich. Jedoch habe ich festgestellt, dass ich mich auch besser fühle, einfach fitter und aktiver, wenn ich mich gesund ernähre, ohne dass ich jeden Tag daran denke "Du musst jetzt abnehmen".
    Etwas schönes und gesundes zu kochen, macht mir jedenfalls mehr Spaß als eine Pizza zu bestellen.
    Neue Rezepte ausprobieren, mal Freunde einladen...sowas macht doch Spaß.

    Wenn du nicht ausgehen möchte, weil du dich da nicht wohlfühlst, versuch es doch mal mit anderen Aktivitäten. Es gibt doch auch Sachen, wo es keine "Dickenausrede" gibt ;)

    Einen Kunstkurs-Kochkurs-Sprachkurs an der VHS z.B......ich wüsste nicht, dass man dort Nachteile durch mehr Gewicht hat.
    Natürlich triffst du dort wieder auf andere Menschen. Aber ich würde es einfach mal drauf ankommen lassen. Nicht alle Menschen sind intolerant und verurteilen einen wegen dem Übergewicht. Gibt genug Leute denen das schlicht weg egal ist.
    Vielleicht ergeben sich nette Bekanntschaften. Vielleicht auch nicht. Du hast ja nichts zu verlieren.

    Und zu dem trendy anziehen....also ich habe Gr.52/54 also bei weitem keine Grazie...ABER ich finde ich bin immer gut und modern angezogen. Es gibt viele Versandhäuser die etwas anbieten auch in noch größer.
    Die jammernden Dicken, die in meiner Kleidergröße sagen, dass sie nichts zum Anziehen finden, kann ich nicht verstehen. Dann haben sie sich noch nicht genügend umgeschaut oder kein Interesse an Mode.
    Natürlich kann ich keine hautengen Karottenhosen und enge Tops tragen, aber sooo tragisch finde ich das auch nicht.
    Klar sehe ich manchmal etwas, was ich gerne anziehen würde, wo ich aber nicht reinpasse...aber gut, das ist halt so. Für die Zukunft möchte ich gerne wieder abnehmen, zumindest etwas...aber man muss auch aus der Ist-Situation das beste machen.

  • Freundeskreise sind für mich eigentlich immer klein, der Rest sind Bekannte. Aber wenn Du die Kreise erweitern willst, da gibt es schon Möglichkeiten. Du solltest nur selbst in die Pötte kommen, denn vor Deiner Tür stehen die nicht. Und da zählt die Ausrede "ich bin zu dick" nicht.

    Was möchtest Du mit diesen ersehnten Freunden eigentlich anstellen? Wie Blumentopf schon schreibt, sind gemeinsame Interessen schon eine gute Idee. An was hast Du Spaß, was würdest Du gerne mit anderen unternehmen? Es gibt viele Leute, die gleiche Interessen haben, und die kann man in entsprechenden Vereinen finden, in Kursen, über Anzeigen in Zeitungen oder hier im Netz. Das klappt nicht immer gleich mit dem großen Erfolg, und es ist auch schönmal etwas mühseliger, aber es geht.

    Und was das "trendy" angeht... Was genau ist das? Etwas unbedingt tragen zu müssen, was irgendein Designer gerade an die Frau bringen will, und was von irgendeiner natürlich vollkommen unabhängigen Zeitschrift veröffentlicht wird? Herzlichen Dank. Da kann ich auf vieles gut verzichten. Es gibt genug Klamotten, in denen ich mich auch wohl fühle. Außerdem: Niemand kann alles tragen. Jeder muß sich aus dem Wust der Angebote das heraussuchen, was ihm steht, gefällt und paßt, dick oder dünn. Und wenn "Freunde" so drauf sind, daß sie nur Leute akzeptieren, die jedem neuen Trend hinterherrennen, dann sind sie kaum meine.

  • Hey Buttercup,


    ich hab nie in mich "investiert", weil ich dachte, dass es bei mir ja wegen dem Übergewicht eh nix bringt. Also eigentlich wie bei Dir.
    Doch wenn Du plötzlich beginnst nicht aufgrund des Übergewichts zu urteilen, sondern die Sachen zu machen, weil DU es Dir wert bist, ganz unabhängig von Deinem Gewicht, dann ist das ein tolles Gefühl!
    Bewege Dich, weil es DIR Spaß macht, in Deinem Tempo. Zieh die Klamotten an, die DIR gefallen. Achte auf Deinen Körper, was er Dir sagt! Wenn Du Lust auf einen Apfel hast, warum solltest Du ihn nicht essen? Lerne Dich schätzen :) Schon die ersten kleinen Schritte fühlen sich total toll an! Ich bin in therapeutischer Behandlung und lerne dort mich Schritt für Schritt selbst zu akzeptieren.. Vielleicht wäre das ja auch was für Dich.
    Dieses Buch ist auch ganz gut; "Von der Freude, den Selbstwert zu stärken" von Friederike Potreck-Rose


    LG

  • Das ist echt eine super Entscheidung dich zu lieben wie du bist.. Du bist es echt wert :) Viel Erfolg dir..

    So zu den Anziehsachen. Ich trage auch Größe 52/54 und ich bekomme recht gut trendige Klamotten die mir gefallen ;) Natürlich würde ich auch gerne mal ins Pimkie/New Yorker reinspazieren und mir dort schöne Klamotten kaufen,aber hey es gibt tragerisches. Ich meine okay es gibt z.B auch viele schlanke die nicht immer 100% das bekommen was sie wollen (ist ja auch eine Geldfrage).. Naja jedenfalls ist mir gestern etwas süßes passiert. Ich habe mir eine schicke Bluse gekauft und in der Schule hat mich eine schlanke Freundin angesprochen (sie meinte es ernst) und hat gesagt das sie die Blusen in dem Kaufhaus auch gesehen hätte und es die leider nicht in ihrer Größe gab und das sie dieses Teile voll toll findet :D Ich habe lachend zu ihr gesagt " Du kannst es ja als Kleidchen tragen xD",oder eine andere superschlanke Freundin von mir hat in Amerika über 200 Dollar für Klamotten ausgegeben hatte ,aber alle wieder zurück gegeben,weil ihr das Geld für den Rückflug fehlte xD...
    Ich meine schlanke haben ja auch keine immer wieder auffüllbare Kreditkarte..

  • Ich bin eigentlich ein Mensch der sehr gerne in Gesellschaft ist. Jedoch habe ich mich in den letzten Jahren sehr zurück gezogen und mein Freundeskreis ist nun unglaublich klein geworden, weil ich mich zu Hause "verstecke". Ich weiß nicht wie oder wo ich leute kennenlernen soll, ich bin doch eigentlich zu dick um trendy anzuziehen und raus/feiern/spazieren zu gehen... usw.



    Hallo Buttercup,

    das kann ich zu fast 100% unterschreiben! Ich hab auch Hemmungen, neu in eine Gruppe reinzugehen oder auch Blind Dates oder sowas wahrzunehmen, meine Figur steht mir dabei einfach im Weg! Ich hab dann immer das Gefühl, alle betrachten mich nur als 'die Dicke', und wenn man dann als Dicke nichtmal lustig ist, dann ist es gleich ganz aus...

    Ich hab auch schon versucht, durch logisches Denken von diesen Überlegungen wegzukommen, klappt aber nicht so wirklich, für Tips wäre ich also auch dankbar! Aber vorerst soll Dir mein Posting (langer Rede, kurzer Sinn) nur mal zeigen: Du bist nicht allein mit diesen Gedanken!

    Gruß Drayvin

  • Ich möchte zur Zeit nicht abnehmen, aber ich möchte auch nicht einfach wahllos alles in mich herein stopfen. Jedoch gibt es oft Tage/Situationen in denen ich mich bei folgendem Gedanken erwische "Du bist eh so dick, da musst du auch kein Apfel essen. Der ist dann auch egal." Ich habe in dieser Situation irgendwie das Gefühl "entweder ganz oder gar nicht". Iss ständig gesund oder lass es sein.

    Das kenne ich auch - sowohl das wahllose Stopfen als auch das zwanghafte "gesund"-Essen. Mein Essverhalten zu normalisieren, war ein langer Weg. Wirklich geholfen hat mir, Nahrungsmittel nicht mehr in gut und böse zu unterteilen; den Stempel "ungesund" erhalten bei mir nur Fertigprodukte, die ich tatsächlich auch kaum noch esse, weil sie mir nicht (mehr) schmecken. Versuch doch mal ausschließlich das zu essen, auf das du ganz konkret Lust hast. Also keinen Apfel, nur weil er gesund ist, aber auch keine Fertigpizza, nur weil's bequemer ist.

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