Keine Selbstfürsorge

  • Hallo


    Ich wollte mal nachfragen, ob es noch mehr gibt, die sich selber so vernachlässigen und nicht für sich Sorgen.
    Das betrifft nur mich, dh die Menschen/Tiere um mich herum kriegen das Beste.


    Ich koche zb nicht mehr für mich. Und selbst wenn ich Lebensmittel da hab (was ich mit meiner Ernährungsberaterin als Hausaufgabe bis zur nächsten Sitzung "erarbeitet" habe), bleiben die im Kühlschrank liegen und vergammeln... Statt dessen fresse ich Chips und Süßes ect.


    Es ist irgendwie eine "Weigerung" gut für mich zu sein, für mich zu sorgen und da zu sein. Für andere IMMER, für mich ist es den Aufwand nicht wert.


    Blöder Teufelskreis :( Je mehr ich dadurch zu nehme, desto mehr könnt ich mich ankotzen und desto weniger bin ich bereit für mich was zu tun. Und um so stärker wird meine Essstörung.


    Kennt ihr sowas und habt ihr vielleicht Anregungen da raus zu kommen?


    Sahne

  • Hallo Sahne,


    ich habe auch erst in meiner zweiten Therapie gelernt gut zu mir zu seoin. Habe mich dselbst immer als wertlos betrachtet, genauso wie mein Umfeld (auch fast meine ganze Familie) es mir jahrelang eingeredet hatte. - Erst spät habe ich gelernt, daß ich es wert bin zB auch gutes Essen zu bekommen, mich selbst zu lieben. - Das klingt für viele nach Egoismus, aber man kann nur andere lieben wenn man sich selbst liebt. Ansonsten gerät, man schnell in Abhängigkeitsverhältnisse.


    Es ist nicht einfach an sich glauben wenn man ständig fast überall gesagt bekommt, daß man als dicker Mensch wertlos ist, aber es ist zu schaffen. Beginne heute damit gut zu dir zu sein, es reicht eine Kleinigkeit, wenn du zB dein Lieblingsparfum benutzt, oder dir eine Mahlzeit pro Tag wirklich bewußt zubereitest, wobei das auch nur sein kann einen Apfel zu schälen und sich damit bequem hinzusetzen, das wird dir das vielleicht am Anfang lächerlich vorkommen, aber ich habe so angefangen und irgendwann eine Veränderung gespürt. Heute koche ich gerne für mich, mache mir meine Wohnung schön und sorge fürs eigene Wohlbefinden zB auch durch Duftkerzen.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • Moin Sahne,
    was du beschreibst kenn ich sehr gut - ich hab für mich den Weg aus dieser Miesere gefunden, ich schreib dir mal wodurch ;)


    Der erste Punkt bei mir war das ich herausfand warum ich von mir selbst immer mindestens das doppelte verlangt habe, wie von jedem Anderen. Alles was ich nicht mindestens 100% geschaft hatte hat mich runtergezogen, führte dazu das ich mich "noch wertloser fühlte" wie ich meiner Überzeugung nach eh schon war.
    Woher dieses Gefühl kam weiß ich mitlerweile auch, aber es war ein harter weg das raus zu finden (hat mich meine "ambulanten" Theapiestunden gekostet die von der KK einmalig bezahlt werden).
    Es wurde mir als Kind so beigebracht - ich war nix wert, nur ein Mädchen und ich hätte es nicht verdient zu Leben (jep genau so hatte meine Mutter es mir oft genug gesagt).


    Seit mir dies klar ist habe ich mich damit beschäftigt was das eigentlich für mein bisheriges und zukünftiges Leben bedeutet.
    Früher hatte die annahme dieser Aussagen dazu geführt das ich mich selbst als "nichts Wert" angesehen hatte und meine Leistungen eben mehr wie 100% sein mussten um überhaupt zu "verdienen" das ich Lebe. Dann bekam ich von einer anderen Betroffenen in einem anderen Form den Tip doch mal zu versuchen mich anders zu beurteilen, so wie ich eine "gute Freundin" bewerten würde... naja was soll ich sagen, es fiel mir zu Anfang schwer aber es hat geklappt.
    Seitdem gehe ich sehr viel Sorgsamer mit mir selbst um.
    Natürlich war das eine langsame Entwicklung, aber der erste und wichtigste Schritt dabei war das ich mich von Schuldzuweisungen befreit hab und eben akzeptiert habe das: "Jeder Mensch verdient geliebt zu werden" (eigentlich heißt der richtige Satz "jedes Kind" aber ich bekam dies ja als Kind schon nicht).


    Was den von Mendi angesprochenen Egoismus betrifft:
    es gibt einen "gesunden Egoismus" der auch mir früher fehlte...
    Ansonsten hat Mendi das schon sehr gut beschrieben ;)


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Es ist irgendwie eine "Weigerung" gut für mich zu sein, für mich zu sorgen und da zu sein. Für andere IMMER, für mich ist es den Aufwand nicht wert.


    Wie sieht es denn umgekehrt aus? Sorgen andere sich um dich und für Dich? Kannst Du das akzeptieren?
    Wenn dem so ist, dann koch einmal in der Woche z.B. für eine gute Freundin und sie einmal in der Woche für dich. Keine Diätsalate/Suppen oder irgendeinen "Dreck", sondern etwas angenehmes, leckeres, gutes. Dann hast du wenigstens einmal in der Woche was Vernünftiges gegessen.


    Versuche im Rest der Zeit vieleicht mal für dich positive Dinge zu tun, die nichts mit essen zu tun haben und nimm dir Zeit dafür. Wie eine Hausaufgabe, oder einen Termin mit Dir selbst.


    Nicht nur spülen, kochen aufräumen, putzen, arbeiten, sondern vielleicht auch eine halbe Stunde Teepause mit Kerze und gutem Buch. Oder Sterne gucken, oder baden oder vom nächsten Urlaub träumen.


    Ein kleiner Tip, ändere dein Vokabular. Wer selbst verachtend spricht, dessen Gehirn denkt auch selbst verachtend.


    Und noch eine weitere Bemerkung. Deine Beziehung geht mich nichts an, ich weiß auch nicht genug darüber und sei bitte nicht beleidigt, aber was Du erzählst klingt schauderhaft. Einen Partner zu haben, der einen emotional und körperlich nicht berührt ist wie lebendig begraben sein. Da wird die größte Frohnnatur depressiv.

  • Einen Partner zu haben, der einen emotional und körperlich nicht berührt ist wie lebendig begraben sein. Da wird die größte Frohnnatur depressiv.


    Hallo


    Wie recht du hast. :mad:


    Stimme dir auch zu was das Vokabular angeht, man soll mit sich selbst so freundlich umgehen, wie man es mit anderen Menschen auch tut.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • Hey Sahne,


    bist Du nur in einer Ernährungstherapie oder auch in einer psychotherapeutischen Betreuung? Bei mir ist es nämlich auch so, dass ich mich selbst nicht wertschätze und immer alles 200% machen will. Auch bei mir hat es, wie bei Cailly, mit der Kindheit, bzw. Pubertät zu tun. In dieser Zeit und auch heute hat immer nur die kritische Stimme in mir gesprochen. Selten gab es ein wohlwollendes Wort für mich selbst. Aber in so einer Therapie wirst Du die Knackpunkte erkennen und lernen, Dein Verhalten und Deine Denkstrukturen zu ändern! Ich bin echt total begeistert davon! Es ist ein harter und langer Weg, aber nur DU kannst Dir selber daraushelfen und Du wirst sehen, wie schön es ist, sich selbst wertzuschätzen!!!


    Ein Buchtipp dazu: "Von der Freude, den Selbstwert zu stärken" von Frau Porteck-Rose
    Da hab ich mich sehr oft wiedererkannt und es hat gute Ansätze, kann eine Therapie aber nicht ersetzen...


    Ich drück Dich und wünsche Dir viel Mut und Kraft!!

  • Mendi
    "Beginne heute damit gut zu dir zu sein, es reicht eine Kleinigkeit, wenn du zB dein Lieblingsparfum benutzt"


    Es ist mir etwas peinlich das zu sagen,aber es ist schon länger so, dass ich mir zu Hause zb. nicht mal mehr die Haare kämme :(. Ich zieh auch die ältesten und zerschlissensten Klamotten an. Ich HABE schöne Sachen und auch ganz viel Schmuck (aus besseren Tagen), zb. schöne Ringe von Diamonique (bling,bling ;)), aber da mach ich zum Beispiel die Schatulle an, schaue mir die schönen Sachen an und mache sie wieder zu. Ich denke dann, dass ich nicht das Recht hab das zu tragen; wieso sollte man so einen Haufen Scheisse denn auch schmücken :(. Ich entschuldige, wenn das krass rüber kommt, aber so ist es eben.


    Gehe ich raus, zieh ich etwas bessere Sachen an und vielleicht meinen Ehering.


    Cailly
    "das ich herausfand warum ich von mir selbst immer mindestens das doppelte verlangt habe, wie von jedem Anderen. Alles was ich nicht mindestens 100% geschaft hatte hat mich runtergezogen, führte dazu das ich mich "noch wertloser fühlte" wie ich meiner Überzeugung nach eh schon war."


    Ja, das kenne ich auch!
    Und die Sache mit der Freundin klingt interessant. Natürlich würde ich niemand anderes so behandeln wie mich selber. Ist eine interessante Sichtweise.


    babelfish
    "Wie sieht es denn umgekehrt aus? Sorgen andere sich um dich und für Dich? Kannst Du das akzeptieren?"


    Es sind keine "Anderen" da :o, ich hab alles abgebrochen. Meine Eltern "wimmel" ich am Telefon ab, obwohl ich weiss, dass meine Mutter sich arg sorgt. Freundinnen habe ich nicht (mehr). Nur noch eine aus Kindertagen, die will ich aber nicht belasten.
    Und interessanter Weise kann ich es überhaupt nicht akzeptieren, wenn man mir mal einen Gefallen oder so macht. Ich habe dann ein sehr schlechtes Gewissen und versuche das gleich wieder gut zu machen.
    Und mit meinem Partner: Ich kann ihm ja nicht die Last anhängen mich glücklich zu machen, oder mich anzufassen. Würde es ja selbst nicht tun. Mich wundert, dass er noch bei mir ist, ich habe ihm öfter schon gesagt, er kann sich gern eine suchen, die ihn glücklich macht. Er will aber nicht.
    Die schöne Teepause werde ich mal ausprobieren :)


    Lumina
    "bist Du nur in einer Ernährungstherapie oder auch in einer psychotherapeutischen Betreuung?"


    Beides. Ich habe seit 3 Monaten einen Therapeuten und bin bei einer Ernährungsberaterin.

    Zitat

    Aber in so einer Therapie wirst Du die Knackpunkte erkennen und lernen, Dein Verhalten und Deine Denkstrukturen zu ändern! Ich bin echt total begeistert davon! Es ist ein harter und langer Weg, aber nur DU kannst Dir selber daraushelfen und Du wirst sehen, wie schön es ist, sich selbst wertzuschätzen!!!

    Da würd ich gern hin kommen. Leider habe ich nicht oft Stunde. Manchmal 1 mal die Woche, oft alle 10 oder 14 Tage. Es hat ja auch gedauert sich kennen zu lernen und Vertrauen aufzubauen. Ich hab ihm noch längst nicht alles erzählt, ist mir noch zu unangenehm:o
    Danke für den Buchtipp.


    Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag und vielen Dank für die Denkanstöße


    Sahne

  • Hallo, liebe Sahne!


    Was mir und meiner Seele sehr gut tut ist ein heißes Vollbad, abends wenn die anderen schon alle schlafen.
    Ich hab einen kleinen Radio im Bad, da stelle ich mir einen guten Sender leise ein. Stelle ein paar Kerzchen auf, dämmriges Licht.
    Ins Wasser kommt ein gutes Badeöl mit viel Schaum und dann mutiert eine wasserscheue miezekatze zur Wasserratte.
    Es tut so gut!
    Gerade wenn man Tage hinter sich an, an denen man sich nicht übermäßig gepflegt und herausgeputzt hat, fühlt man sich nach diesem Bad wie neugeborgen, glaubs mir!;)
    Wenn man keine Badewanne hat, kann man auch eine ausgiebige heiße Dusche nehmen.


    Ich hab Dir ja schon geschrieben, daß wir uns sehr ähnlich sind. Ich habe auch erst mal wieder lernen müssen, mir als Mensch wichtig zu sein, meine Bedürfnisse zu erkennen.
    Meine sogenannten Freunde habe ich vor vielen Jahren alle zusammen in einem Shuttleflug auf dem Mond geschickt, ohne Rückflugticket versteht sich. Immer war ich der seelische Mülleimer für alle. Wenn ich mal jemanden brauchte, war keiner da.
    Ich meinte auch immer, es allen recht machen zu müssen. Half wo es klemmte. Allein schon wenn ich überlege, was ich für andere an Bewerbungen geschrieben habe. Manche haben das extrem ausgenutzt und haben mir viel Zeit, meine wertvolle Zeit, geklaut.
    Seit dem ich diese falschen Freunde abgeschossen habe, gehts mir viel besser.


    Das Wichtigste für mich ist Zeit. Liebe Sahne, Du solltest Dir auch mal wieder die Zeit bewußt für Dich nehmen, um Dir klar zu werden, was Du Dir von Deinem Leben erhoffst und wünschst.


    Der folgende Satz ist zwar schon durchgekaut und uralt, aber es ist auch was dran:
    Wie sollen einen andere Menschen lieben, wenn man sich selbst nicht liebt?
    Das hat mir sehr in meiner Beziehung zu meinem Mann geholfen.
    Du mußt lernen, Dich wieder selbst zu akzeptieren und zu lieben. Einfach ist das nicht, aber da mußt Du durch. Geht auch nicht von Heut auf Morgen.


    Und das mit dem Essen:
    Ich wiege jetzt noch mehr wie Du, obwohl ich bereits am Abnehmen bin.
    Seit ich lebe habe ich insgesamt 180 Kg durch 1000 Diäten abgenommen, kurz daruf aber wieder ein vielfaches zugenommen, Jojoeffekt.


    Irgendwann dachte ich, wenn ich jetzt noch ne Diät mache und wieder einen Jojoeffekt habe, platze ich, das wars dann.
    2 Jahre machte ich garnichts, mein Ziel war es, mein Gewicht zu halten. Ich wollte mich von dem Druck meiner Umwelt, vor allem aber von dem größten Druck, den ich mir selbst machte, lösen. Es war ein langer Prozeß, aber es gelang.
    Mein Akku war im Minusbereich, durch den Druckwegfall konnte ich langsam meinen Akku wieder laden und fußfassen im Leben.


    Man muß sich selbst einen Weg aus dieser Misere bahnen, andere können lediglich Anweisungen bzw. Tips geben. Aktiv mußt Du schon selbst werden.


    Auch war bei mir die Ursachenforschung ganz wichtig, warum ich so bin wie ich bin.
    Ich weiß es, Vergangenheitsbewältging war angesagt.
    Man kann die Vergangenheit nicht rückgängig machen, aber akzeptieren und at acta legen.
    Bei mir gabs Zeiten, in denen ich mir die komplette Haut abgeschrubbt hab, Waschzwang und dann wieder das komplette Gegenteil. Ich schenkte meinem Körper in keinsterweise Aufmerksamkeit.
    Aber wie gesagt, das war mal.
    Ich hab zum Glück die Kurve bekommen.


    Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, daß Du für Dich auch eine Lösung findest und wieder richtig am Leben teilnehmen kannst.


    Alles Liebe!


    miezekatze,
    eine Seelenverwandte von Dir


    PS:
    Du bist nicht allein!

  • Hallo Sahne,


    für mich liest sich das alles nicht nur wie "nicht sorgen" sondern auch wie "bestrafen" (zusammen mit ner fetten Depression).


    Warum bestrafst Du Dich selber? Du sagst selbst, so würdest Du niemand anders behandeln. Warum? Weil so eine Behandlung niemand verdient hat! Auch Du nicht.


    Die andern haben schon sehr schöne Vorschläge gemacht. Sprich doch mal mit Deinem Therapeuten, ob er Dir keine pflanzlichen Antidepressiva geben kann, dann sieht schon vieles nicht mehr so schwarz aus und man kommt ein wenig leichter aus dem Loch.
    Und ganz wichtig! Öffne Dich dem Therapeuten. Der hat schon ganz andere Sachen gehört, der kann das ab, der ist dafür da. Der wird dafür bezahlt. Und nur, wenn Du erzählst, kann er auch auf die ein oder andere Stelle den Finger legen. Das ist nicht immer schön, tut manchmal auch verdammt weh, ist aber sehr sehr wichtig.


    Ich wünsche Dir viel Glück.

  • Jo, da kann ich mich Sunny nur anschließen. Wenn man bereit ist, sich schonungslos den Spiegel vorhalten zu lassen und auch selbst offen drüber reden kann..auch vor Freunden und Verwandten, dann hat man einen ersten Schritt getan. Vielleicht wirst du auch überrascht sein, das es mehr Hilfe geben wird als Ablehnung.

    Diese Erfahrung habe ich zumindest gemacht, ob im Freundes- oder Kollegenkreis.

    Drück dir die Daumen, das du aus dem Loch raus kommst und n guten Weg findest:)

    P.s. ich hab überall bei mir kleine Zettelchen kleben die mich drann erinnern bestimmte Dinge zu tun...manchmal hilfts..nicht immer, aber manchmal :))

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