Medien Spiegel der Gesellschaft oder umgekehrt ??

  • Bin jetzt in den letzten Zügen meiner Diplomarbeit zum Thema "Wandel des Frauenbildes in den Medien im Zeitraum 1950 bis heute" und mache mir Gedanken zu der Frage: Sind die Medien ein Spiegel der Gesellschaft oder umgekehrt?
    Was denkt Ihr zu diesem Thema? Mehr Frauen wie in der Dovewerbung? Ich weiß, das sind keine "Dicken", aber doch schon mal ein Anfang, Frauen zu zeigen, die eigentlich in der Medienlandschaft einen vermeintlichen "Makel" haben (z.B. Falten, graue Haare oder "nur" Körbchengröße A)! Was denkt Ihr, erschafft die Gesellschaft das Frauenbild und die Werbung übernimmt dies nur, oder lässt sich die Gesellschaft von den Medien so beeinflussen, dass nur einsfünfundsiebig, schlank, langbeinig und langhaarig sowie großbusig als medienrepräsentativ durchgeht bzw. dem gängigen Schönheitsideal entspricht? Bin mal gespannt, was Ihr dazu denkt und würde mich freuen, Eure Meinung dazu zu erfahren.... :( :confused:

  • Ich glaube erstens an eine Wechselwirkung zwischen Medien und Gesellschaft. Weder könnten Medien mit Frauenbildern werben, die nicht einmal ansatzweise dem Schönheitsempfinden der Gesellschaft entspricht, noch kann sich das gesellschaftliche Schönheitsempfinden gänzlich abhängig oder gänzlich unabhängig von in den Medien propagierten Idealen entwickeln.


    Hast Du eine Theorie zur Entstehung von weiblichen Schönheitsidealen erstellt? Noch andere Faktoren als die Medien berücksichtigt? Zum BEispiel könnte ich mir vorstellen, dass die veränderte Vorstellung von der gesellschaftlichen Aufgabe und Position der Frau (weg vom rein Mütterlichen, hin zur agilen Karrierefrau, die in "Männerdomänen" bestehen soll) da mitgespielt haben. Nur mal so aus dem Ärmel heraus.

  • Ich glaube die meisten Medien sind ein Sammelbecken der Extreme, des Unglaublichen und eher an der Polarisierung als an der Überwindung von Gegensätzen interessiert, das, was gerade nicht dazu passt, wird gerne mal weggelassen, das mit dem "kritisch" findet bei Journalismus irgendwie nicht mehr so richtig statt. Oft ist ja davon die Rede, dass bestimmte Personen von den Medien "aufgebaut" oder "abgebaut" werden, was man ganz besonders bei der BLÖD immer wieder sehen kann. Und an den Idealen und Schönheitsbildern, die die Medien kreiren kann man eigentlich ganz gut sehen, wie sehr das an der realität vorbei geht und einen Schönheitswahn erschaffen hat, der nicht nur unrealistisch sondern ist, sondern auch große Probleme schafft. Wenn die Medien ein Spiegelbild de Gesellschaft wären, dann würden die Medien eben das reflektieren, was in der Gesellschaft vorgeht, aber wie überrascht sind diese Meiden bei jedem Skandal aufs neue, dass sowas "heute noch" passieren kann und wie dumm stellen sie sich jedesmal aufs neue an, wenn es über etwas zu berichten gilt, was ihnen so lange vorher entgangen ist? Und wenn ich sehe, wie unkritisch, bejubelnd und selbstverständlich manchmal über Dinge berichtet wird, die immerhin noch unter Strafe stehen, dann wird mir ganz anders!


    "Die Medien" sind, wenn man verallgemeinernd bleiben will (Ausnahmen gibts es ja noch!) ein Spiegel und ein Bejubler der Absurditäten, aber nicht der Gesellschaft.

  • Zitat von träumerle

    das mit dem "kritisch" findet bei Journalismus irgendwie nicht mehr so richtig statt.

    Du liest die falschen Zeitungen.

    Zitat

    Und an den Idealen und Schönheitsbildern, die die Medien kreiren kann man eigentlich ganz gut sehen, wie sehr das an der realität vorbei geht und einen Schönheitswahn erschaffen hat, der nicht nur unrealistisch sondern ist, sondern auch große Probleme schafft.

    Ich denke, es liegt in der Natur der Sache, dass ein Idealbild unrealistisch ist und an der Realität vorbei geht. War schon bei der Venus von Milo so, würde ich mal behaupten.

    Zitat

    Und wenn ich sehe, wie unkritisch, bejubelnd und selbstverständlich manchmal über Dinge berichtet wird, die immerhin noch unter Strafe stehen

    Um es unwissenschaftlich auszudrücken: Hä?

    Zitat

    "Die Medien" sind, wenn man verallgemeinernd bleiben will (Ausnahmen gibts es ja noch!) ein Spiegel und ein Bejubler der Absurditäten, aber nicht der Gesellschaft.

    Und die Gesellschaft ist es, die diese Art der Berichterstattung konsumiert und dadurch honoriert.

  • Zitat von Minerva

    Du liest die falschen Zeitungen.


    Nein, leider nicht nur die falschen, das ist bei fast allen zu beobachten, mehr oder weniger. Nicht überall ist die Meinungsmache so offensichtlich, ich kenne einige auf den ersten Blick seriös wirkende Zeitungen, die gerne die ein oder anderen einfach bevorzugen und über alles andere schweigen, aber das führt hier jetzt zu weit.


    Zitat von Minerva


    Ich denke, es liegt in der Natur der Sache, dass ein Idealbild unrealistisch ist und an der Realität vorbei geht. War schon bei der Venus von Milo so, würde ich mal behaupten.


    Natürlich sind Ideale irgendwo im schwerelosen Bereich, aber wenn Mode schon nur für Idealisten sein soll... :rolleyes:


    Zitat von Minerva

    Um es unwissenschaftlich auszudrücken: Hä?


    Schau mal RTL2 Nachrichten oder Explosiv, was mir da schon an "Berichterstattung" untergekommen ist, war ebenso schockierend wie unkritisch. Einfach die Kamera drauf halten und Leute dabei zu zeigen, wie cool sie sich fühlen ohne auch nur einen Kommentar ist für mich kein kritischer Journalismus. Auch hier kann ich noch weiter ausholen wenn du magst.


    Zitat von Minerva

    Und die Gesellschaft ist es, die diese Art der Berichterstattung konsumiert und dadurch honoriert.


    Das stimmt nicht ganz, natürlich kommen die großen Sensationsmeldungen immer besser an als komplizierte Themen, bei denen man erst mal den Durchblick haben muss, was aber auch einfach am Unvermögen derer liegen kann, die diese Themen behandeln. Es gibt im Moment zwei Arten der Berichterstattung: Elitäres für die Elite, also Fachchinesisch für Fachchinesen und die untere Schublade für alle, die,... ich sag einfach mal "möglichst einfache Kost wollen". Der Idealfall wäre allerdings, dass man kompliziertes einfach erklärt und einfaches auch ein wenig "komplizierter" betrachten sollte, quasi eine Annäherung zwischen beiden sonst getrennt lebenden Welten. Das kann man an der aktuellen Schuldebatte sehen, wo viele ganz einfach schon immer alles besser gewußt haben wollen und mit ein paar Ohrfeigen alles lösen wollen und das kann man auch sehr gut an den abgehobenen Phrasen mancher Politiker und etc. sehen, bei denen man sich durch ellenlange Sätze durchkämpfen muss, um zu entdecken, dass der Satz keinen tieferen Sinn ergibt. Ich schweife gerade schon ab, tut mir leid, was ich sagen will, ist folgendes: Wen ndas komplizierte keinen mehr interessiert, dann liegt es vielleicht auch daran, dass es keiner mehr so rüberbringen kann, dass man bescheid weiß.

  • Ich lege hier mal ein ganz grobes Raster an, da ich ein paar Jährchen zurückgehen will, aber doch nicht zu sehr ins Detail.

    Das Schönheitsideal der Nachkriegsjahre war die vollbusige und mit ausgeprägten Hüften versehene Frau a'la Loren, Mansfield, Lollo. Das gebärfreudige Urweib, denn die Lücken mussten ja wieder aufgefüllt werden. Zudem sahen die Damen aus, als würden sie sich täglich mit den heissersehnten Köstlichkeiten der jeweiligen Landesküche sattessen. Sie versprachen, nicht nur hand-und mannfest im Bett zu sein, sondern auch bei dem Wiederaufbau und wegräumen der Trümmer kräftig hinlangen zu können.

    Die Trümmer waren irgendwann mal weggeräumt, die Dame des Hauses durfte wieder mit dazuverdienen. Fabrik-Büro etc. Die Frauen waren auf dem Weg zur Selbstständigkeit, die sie während der Kriegsjahre hübsch trainieren durften, aber gesellschaftlich nicht ausleben. Anfangs kaschierten ja noch Nerz-oder Persianerjäckchen, Perlenkette und steife Dauerwelle das Wohlstandsfett aber schon tauchte die schicke, schlanke Chefsekretärin, Stewardess im Schneiderkostüm oder schicker Uniform auf.
    Noch war ja alles hübsch überschaubar, aber dann begannen sie, die tollen Jahre, in denen alles möglich war. Nicht nur die gesellschaftliche innere Revulution, die 68 Jahre. Die Mode zog mit. Egal was man trug, ob kurz, lang, weite Klamotten, figurnah, ja alles passt nur es musste anders sein, ausgeflippt, bunt, schräg (Stübbken, weinst Du auch?)
    Die Freiheit, die sich auch in der Musik, Literatur, darstellenden Kunst ausdrückte und herrlich war, durfte so nicht sein und musste kanalisiert werden.
    Die einmalig beste Methode war hier - der Kommerz übernahm das Kommando. Alles was heute so spontan und neuartig präsentiert wird, ist kommerziell von langer Hand vorbereitet und wir lassen uns wieder am Nasenring führen.
    Das ist doch das, was wir wollen - also bekommen wir es auch.
    Glaubt ihr wirklich, die Medien sind schuld? Ich glaube nicht, ich betrachte sie als Spiegel unserer Gesellschaft und die Gesellschaft, das sind wir.

    toni

  • Schwierige Frage, aber ich glaube die Medien könnten nicht soviel Unsinn verzapfen, wenn sie dafür nicht auch den Nährboden(Gesellschaft) hätten. Was jetzt nicht heißt das die Leute von Beginn an, wirklich so einen scheiss gut finden, wie die ... ihr kennt die einschlägigen Sendungen, die einem Nichts bringen und Nichts sind.


    Um es einfach auszudrücken: Ich denke einfach das die Medien Exekutive der Wirtschaft sind, dessen Ziel es ist Konsumaffen zu erschaffen die ihre Produkte kaufen. Auch werden die Medien dazu genutzt die Leute immer mehr zu Arbeits-Sklaven zu degradieren, anders kann ich mir die allgemeine Akzeptanz von "1-Euro-Jobs" nicht erklären(für mich sind diese Jobs Legale-Zwangsarbeit!) oder das wenn man Arbeitslos ist so schief angekuckt wird als wäre man Vergewaltiger der auf Bewährung raus ausem Knast ist.


    Kennt jemand den Film Fight Club? Dort wird ein Satz gesagt der Perfekt auf unsere Gesellschafft passt: "Durch Werbung und Filme sind wir scharf auf Klamotten und Autos, machen dann Jobs die wir haßen um Scheiße zu kaufen die wir nicht brauchen!"


    Naja ich weiche mal wieder vom Thema ab...

    "D' you breath the name of your saviour in your hour of need,
    n' taste the blame if the flavor should remind you of greed,
    of implication, insinuation and ill will, till' you cannot lie still..."
    - Poets of the Fall - Carnival of Rust

  • Du glaubst doch nicht ernsthaft, daß die RTL-Group an seriöser Berichterstattung interessiert ist? Das Einzige, was die interessiert ist ihre Quote. Und wenn die Leute mit dem größten Mist und Müll Quote machen dann senden sie ihn auch...
    Ich geb ja zu, daß ich Explosiv und die anderen meist ähnlichen Formate manchmal seh, aber eher zur Belustigung und zur entspannten Berieselung anstatt als richtige Informationsmagazine :rolleyes:


    Soviel Unsinn, wie die schon verzapft haben (und das meist auch wissend), daß paßt auf keine Hutschnur... Die sind doch kaum besser als die BLÖD. Und was diese Zeitung angeht - schon einmal auf bildblog.de gewesen? Lesenswert!


    Zum Thread allgemein:
    Die obige Frage zu stelllen ist ähnlich wie zu fragen: was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Ich denke, beides bedingt sich gegenseitig und geht Wechselwirkungen ein. Ohne ANgebot keine Nachfrage, aber ohne Nachfrage auch kein Angebot. Es kommt nur immer mal wieder vor, daß sich was hochschaukelt. Die meisten Menschen lassen sich viel zu leicht von anderen verunsichern und beeinflussen, und viel zu viele Menschen nutzen das aus. Das ist das eigentliche Problem.


    In diesem Sinne
    Liebe Grüße
    Dani

    Dress for the body you have RIGHT now. There is nothing wrong with you right now, and there is sure as heck no reason to wait to look good. Get up, get dressed and face the world and then do it again tomorrow. (Malia Anderson)

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