Hallöchen ihr,
also erst einmal: sollte ich hier nicht in der richtigen Rubrik sein, seid so lieb und verschiebt es in eine passendere.
Es geht um Folgendes: ein Freund von mir wird zusehends dicker. Er war noch nie so richtig schlank, aber mittlerweile ist es schon um einiges mehr geworden. Ich kenne sein Gewicht nicht genau, aber ich schätze, dass er ungefähr 40 kg Übergewicht hat. Und es scheint so, als würde es kontinuierlich mehr werden.
Man sagt ja oft, dass die Ursache für Übergewicht in der Menge und Art des Essens liegt: zu viel Fett, zu wenig dieses, zu viel jenes. Das trifft bei ihm auf jeden Fall auch zu, aber ich glaube, dass andere Faktoren mindestens eine genauso große Rolle spielen: viel zu schnelles Essen und gar nicht wirklich bewusst essen. Wahrscheinlich isst er auch oft, obwohl er gar nicht wirklich Hunger hat, sondern weil andere auch gerade essen oder es die Uhrzeit dafür ist. Nach dem Motto: nach dem Aufstehen wird gefrühstückt, ohne dabei mal in sich hineinzuhorchen, ob man eigentlich wirklich etwas braucht.
Zu all dem kommt das Problem der Bewegung: Sport machte er noch nie, was an sich ja auch völlig in Ordnung ist. Jeder hat halt seine eigenen Hobbys. Inzwischen wäre Bewegung aber sicherlich sinnvoll, schon alleine weil durch das viele Gewicht ja auch der Kreislauf massiv beeinflusst wird. Das Problem daran ist aber, dass er wahrscheinlich kaum etwas durchhalten würde.
Mein Freund und ich gehen bzw. wollen jetzt z. B. öfter mal rausgehen, um flotten Schrittes zu "spazieren" (quasi Walking). Wir haben schon überlegt, ihn mitzunehmen, zweifeln aber beide, dass er überhaupt annähernd mithalten könnte, obwohl wir beide selbst noch am Anfang stehen und sicherlich keine großen Runden drehen. (Und mein Freund auch mit leichtem Übergewicht zu kämpfen hat.)
Ich weiß, dass ihm durchaus bewusst ist, dass er zu viel wiegt, habe aber den Eindruck, dass er sich dem Problem in seinen ganzen Ausmaßen noch nicht wirklich gestellt hat. Er ist noch auf dem Level "Ja, ich weiß, ich müsste mal ein bischen abnehmen." Dass da aber sehr viel mehr dran hängt als "Ich darf nicht immer so viel essen." verschweigt er vor sich. Obwohl bereits auch andere, deutliche Warnzeichen aufgetreten sind, wie z. B. Atemaussetzer bis zu einer halben Minute im Schlaf, weswegen er inzwischen eine Atemmaske besitzt.
Bisher habe ich das Thema immer nur mal am Rande angesprochen. Er hatte z. B. vor rund einem halben Jahr erzählt, dass er sich Walking-Stöcke und sinnvolle Sportschuhe gekauft hat, aber als ich vor einigen Wochen nachfragte, ob er denn auch immer mal raus geht, kam heraus, dass er wohl gerade zwei, drei Mal damit unterwegs war. Den Rat, sich doch mal einer Gruppe anzuschließen, weil man dann seinen Hintern leichter hochbekommt, lehnte er ab, weil er lieber alleine unterwegs sein möchte. Das kann ich auch durchaus verstehen, ich selbst wäre wahrscheinlich auch nicht so gerne in einer Gruppe unterwegs.
Meinem Freund und mir bereitet das inzwischen sehr viele Sorgen, insbesondere auch weil ich den Eindruck habe, dass er das momentane Gewicht nicht hält, sondern weiter zunimmt. Ich würde das Thema gerne ansprechen und ihn dazu bringen, mal genau hinzuschauen. Aber das geht natürlich erstens nicht zwischen Tür und Angel bzw. wenn man sich eigentlich für etwas Anderes verabredet hatte und zweitens müsste ich damit auch einen gewissen "Druck" ausüben - alleine würde er sich bestimmt wieder vom Thema ablenken.
Nun will ich aber natürlich auch vermeiden, dass er sich hier plötzlich unwohl fühlt. Wir treffen uns beispielsweise einmal in der Woche zu einem gemütlichen Fernsehabend, wo es dann auch immer etwas zu Essen gibt. Nun will ich nicht, dass er da sitzt, isst und dabei gleichzeitig das Gefühl hat, etwas Verbotenes zu tun und - vor allem - dabei beobachtet zu werden. Es ist ja klar, dass er das nicht von jetzt auf nachher ändern kann, und außerdem ist es schlussendlich auch immer seine Entscheidung, was er tut, egal für was er sich aus welchen Gründen entscheidet.
Ich kann mir vorstellen, dass viele Leute hier sich früher auch nicht dem Problem in seiner ganzen Tragweite gestellt haben und irgendwann dann aber doch an den Punkt kamen, an dem sie nicht mehr ausweichen konnten oder wollten. Was mich nun interessiert ist: was hat oder hätte euch damals an Unterstützung von außen geholfen? Was meint ihr, wie ich an das Gespräch mit ihm herangehen sollte? Wie kann ich ihm "die Augen öffnen" und ihm gleichzeitg das Gefühl vermittlen, dass ich ihn trotz allem mag und auch so annehme, wie er ist? Ich denke, dass ja gerade Letzteres ein großes Problem darstellen kann. Vielleicht verdrängt er das Problem ja auch, weil er unbewusst denkt, dass man ihn dann ablehnt. Oder er empfindet sich selbst als unsymphatisch, ekelig, wasauchimmer.
Was würdet ihr denn von einem Brief halten, in dem ich meine Gedanken zu dem Thema schildere? So als Einstieg?
So weit meine Fragen, jetzt seid ihr dran.
Conny