stern.de

  • Zitat

    DarcyIrgendwo hat Study schon recht,


    nur denke ich nicht, dass nun alle Leute studieren sollen/müssen. Ein Ausbildungsberuf tuts auch. Was aber absolut ein Unding ist, das sind die vielen Jugendlichen, die es gar nicht nötig haben, wenigstens mal 'nen Schulabschluß zu machen und dann eine Lehre anzuschließen - schließlich sind die paar Euros in der Lehrzeit ja soooooooo wenig Geld.
    Ich krieg das ja nun leider oft mit durch meine Mutter, die beim Arbeitsamt arbeitet (steinigt mich nicht, sie macht nur die Statistiken) - es ist nur ein Bruchteil, der die angebotenen Veranstaltungen und Vermittlungsangebote annimmt. Ja sorry, aber wenigstens dorthin sollte man schon gehen, nach Hause getragen bekommt man die Jobs nicht auch noch.


    Na ja, dass Deine Ma nun beim Arbeitsamt arbeitet, is ja so nichts schlimmes *g*. Aber mir hat letztens eine Bekannte erzählt, wie ihr Mann dort behandelt worden ist. Er musste sich arbeitslos melden, weil die Firma Konkurs machte. Er ist schon etwas älter, sprich 50 Jahre. Die Sachbearbeiterin meinte zu ihm, er sei ja quasi schön tot, dass es sinnlos sei, wenn er sich nun nach einem neuen Job umschauen würde. Also, das find ich krass.

    Ja, ich bin auch beim Amt gemeldet, schön. Aber ca 99% der Stellen, auf die ich mich bewerbe, suche ich mir selbst zusammen. Über's Amt wurde ich noch nie so wirklich vermittelt, aber da es meine Pflicht ist, mich dort zu melden, musste ich es tun.

    Und was die Berufsausbildung betrifft; ich hab einen recht guten Abschluss als Erzieherin gemacht, auf den ich stolz bin. Aber er bringt mir nichts. Nicht, so lange ich keine Arbeitsstelle mehr finde. Auch, was gar nicht mehr mit dem Beruf zu tun hat, den ich erlernt habe.

    Ich kann mich nur wiederholen; mir gehts nicht darum, den Staat abzuzocken oder dergleichen, sondern darum, dass ich trotz Arbeitslosigkeit halbwegs mein Leben meistern kann.
    Zwischen diesen beiden "Personengruppen" sollte man unterscheiden...

    JustMe

  • Zitat von JamesTKirk

    Und was willst Du mit den ganzen studierten Leuten machen ? Sollen sie Taxifahren, wie es jetzt schon viele Studienabgänger machen müssen, weil sie keinen Job finden ?


    Es mag dann auch hilfreich sein, etwas einigermaßen marktgerechtes zu studieren. Die Arbeitslosenquoten sind je nach Studienzweig stark unterschiedlich. Bei Prädikatsexamen Ingenieurwesen dürfte sie deutlich geringer sein als nach 20 Semestern Sozialwissenschaften mit Nebenfach Politologie.


    Abgesehen davon impliziert ein Studium mindestens bundesweite Mobilität. Wenn man im Umkreis seines Heimatdorfes bleiben will, ist ein Studium verschwendete Zeit.

  • Zitat von Pirate

    Bei Prädikatsexamen Ingenieurwesen dürfte sie deutlich geringer sein als nach 20 Semestern Sozialwissenschaften mit Nebenfach Politologie.


    Bei den Ingenieuren gibt es soviele arbeitslose Berufserfahrene, dass Studienabgänger dort auch wenig Chancen haben, einen VERNÜNFTIGEN Job zu bekommen. Da die Firmen sparen möchten, werden die jungen Absolventen auf die Jobs der "abgeschobenen Alten", die über Altersteilzeit oder Vorruhestand "entsorgt" wurden, gesetzt. Damit geht sehr viel Know-How den Bach runter, an die Berufsanfänger werden sehr hohe Erwartungen gestellt, die sie oft nicht erfüllen können, weil ihnen einfach die Erfahrung fehlt.


    Ach Study, man kann nicht nur die Produktion, sondern auch die Planung ins Ausland verlegen. Die Ausbildung bei den Ingenieuren in z.B. Osteuropa ist nicht schlechter als unsere, wie ich feststellen muss (ich bin ab und an in Osteuropa beruflich unterwegs). Und wenn Du noch weiter östlich gehst: in Nord-Korea entsteht gerade ein "Ingenieurzentrum", in dem 1400 Bauingenieure arbeiten sollen, die aktuell dort gesucht werden. Zukünftig wird also die Musik nicht mehr in Mitteleuropa, sondern wesentlich weiter östlich spielen.


    Gruß Kirk

  • Zitat

    Und was die Berufsausbildung betrifft; ich hab einen recht guten Abschluss als Erzieherin gemacht, auf den ich stolz bin. Aber er bringt mir nichts. Nicht, so lange ich keine Arbeitsstelle mehr finde. Auch, was gar nicht mehr mit dem Beruf zu tun hat, den ich erlernt habe.

    Ich habe ja auch ein Lehramtsstudium hinter mir, konnte aber im Anschluß keine Stelle finden (Wartezeit wäre ca. 5 Jahre gewesen).
    Da ich aber alleinerziehend bin und nicht 5 Jahre vom Amt leben wollte, mußte ich was tun.
    Hab also erstmal als ungelernte Kraft in der ambulanten Pflege gejobt und dann die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht (wurde vom Amt als Umschulung anerkannt und bezuschußt).
    Inzwischen hab ich festgestellt, dass Krankenschwester mein Traumberuf ist (ok, wenn ich die Kohle hätte, würd ich schon gern Medizin studieren, aber das ist nunmal nicht drin).
    Ich hab übrigens auch übers Arbeitsamt keine Stellen gefunden (ist inzwischen auch in Pflegeberufen schwierig, was zu finden), obwohl meine Mutter da arbeitet (allerdings nicht in der Vermittlung).
    Bei mir war's immer Eigeninitiative, ich war auch bereit, lange Arbeitswege in Kauf zu nehmen, von den Schichtdiensten mal ganz zu schweigen.
    Ich kenne aber genügend Mütter (nicht nur Alleinerziehende), die sich schlicht weigern, weitere Strecken zu fahren oder Schicht zu arbeiten.
    Diese Flexibilität ist aber nunmal erforderlich, wenn man arbeiten will. (und ich möchte jetzt um Himmels willen nicht alle über einen Kamm scheren!).

    Noch eine Anmerkung zur Anspruchshaltung, die ja in unserer Gesellschaft sehr verbreitet ist:
    Ich arbeite ja in der Psychiatrie, in einer Einrichtung, die dauerhaft psychisch Kranke betreut. Der Aufenthalt, das Leben dieser Menschen in der Einrichtung wird vom Bezirk (also Sozialhilfe auf Bezirksebene) finanziert, sie haben sozusagen Vollpension (Essen, Schlafen, Reinigung der Zimmer und Wäsche) sowie die Therapien, die sie bezahlt bekommen. Da sie als Sozialhilfeempfänger gelten, sind sie in der Regel auch zuzahlungsbefreit.
    Jeden Monat bekommen sie 87,-€ Taschengeld, zu Weihnachten gabs noch 33,-€ Weihnachtsgeld dazu. Dieses Geld steht ihnen zur freien Verfügung, in der Regel gehts für Zigaretten und Kaffee/Cola drauf und reicht nie bis zum Monatsende.
    Wenn ich da aber mal bemerke (wir reden natürlich auch über Geld usw.), dass ich mit meiner Vollzeitstelle nicht so viel Geld jeden Monat "just für Fun" ausgeben kann, dass ich dieses Jahr keinen Cent Weihnachtsgeld bekommen hab - da kommt kein "Mitleid" (was ich auch gar nicht will) und kein Verständnis, nein, da wird gejammert, dass es nicht noch mehr Kohle gibt (die auch wieder nicht reichen würde, denn Einteilen hat man ja nicht nötig, es wird ausgegeben, was da ist und wenns alle ist, kann man ja immer noch versuchen, die anderen anzubetteln).
    Im Gegenteil muß man sich noch dumme Sprüche anhören, wenn man fordert, dass im Rahmen des Selbständigkeitstrainings das Bett selbst gemacht werden soll - "schließlich zahle ich ja so viel". (damit meinen sie, dass sie selbst die gut 2000,-€ monatlich zahlen würden, die eben der Bezirk pro Platz bezahlt)

    Tja, manchmal kann man da schon 'nen Hals kriegen - auch wenn man Sendungen sieht oder Artikel liest, in denen Sozialhilfeempfänger klagen, weil sie Viagra bezahlt kriegen wollen oder weil das Kind zur Einschulung 'ne Schultasche für 100,- € kriegen muß.
    Als arbeitender, alleinverdienender Mensch kommt man gar nicht auf solche Ideen - und auch mein Sohn würde nie solche Ansprüche stellen.

    Darcy - die manchmal schon frustriert ist, aber trotzdem Unterschiede macht und nicht alle über einen Kamm schert

  • Zitat

    wenn man Sendungen sieht oder Artikel liest, in denen Sozialhilfeempfänger klagen, weil sie Viagra bezahlt kriegen wollen oder weil das Kind zur Einschulung 'ne Schultasche für 100,- € kriegen muß.

    Solche Vollkaskoversorgungsmentalitäts-(Einzel-)Fälle werden von den Medien extrem aufgebauscht.

    Und diese Zeiten dürften nun sowieso vorbei sein, da es ab 2005 solche einmaligen Beihilfen eh nicht mehr gibt.

    Die ALG2-Empfänger werden künftig - wie jeder andere Haushalt mit geringem Einkommen - ansparen müssen, um ihren Bedarf zu decken.

    Das Verhalten deiner (psychisch kranken und stationär untergebrachten!) Patienten läßt sich sicherlich nicht mit dem des durchschnittlichen SoHi-Empfängers vergleichen - die Institutionalisierung fördert ja massiv den Verlust des Realitätssinns und die Unselbständigkeit, und ich finde es sehr gut, daß ihr im Rahmen eurer Möglichkeiten dagegen ansteuert (selbst das Bett machen müssen usw.).

  • Zitat von Study

    Ich finde diesen Artikel richtig klasse. Endlich wurde mal schonungslos die Wahrheit geschrieben und nicht um den heißen Brei geredet. In diesem Artlikel geht es auch nicht hauptsächlich um Geld, sondern um die fehlende Bildung bzw. die Bereitschaft sich diese anzueignen. Eigentlich müssten alle die, die den nichts zu tun haben zur Weiterbildung verpflichtet werden. Der Autor des Artikels hat recht, wenn er meint, dass es einfache Arbeiten, die man ohne oder nur mit einfachem Hauptschulabschuß früher machen konnte, heute nicht mehr gibt.
    Um den Lebensstandard in Deutshland halten zu können, muss die Anzahl der Studenten in den nächsten Jahren um 50% erhöht werden.


    Viele Grüße:
    Study

    lol Study

    Was denkst du wie oft ich versucht habe mich weiter zu bilden??
    VHS Kurse zu Sprachen, PC und Kommunikation - privat finanziert - was war?
    Das Geld hatte ich als ich Arbeit hatte, aber keine Zeit mehr - wenn der Kurs Abends um 20:00 anfängt und ich um 20:10 erst frei hatte, konnte ich die Sache vergessen. Jetzt habe ich mehr Zeit als genug da arbeitslos, aber kein Geld mehr - und das AAmt??
    Die kann ich getrost in die Tonne treten - keine Weiterbildung, keine Ausbildung, nichtmal ein Angebot, nur der ewige Hinweis das "wir derzeit leider keine Angebote haben"...

    Fortbildung?
    Welche??

    Nee Study, hier gibt es zuviele politische Misstände, aber wenn wundert es?
    Bestechungen, Korruption, Absprachen unter den Konzernen - da kommt der kleine Mann doch gar nicht erst in den Genuß sich eine höherwertige Bildung anzueignen.

    Ich für meinen Teil nutze die Zeit die ich habe sinnvoll und verbringe einiges an zeit in öffentlichen Bücherreien, informiere mich im Netz und versuche michj von Zeit zu Zeit in Vorlesungssääle schmuggeln zu lassen.

    Ich lerne zwar, aber da ich es nicht auf dem Papier beglaubigt bekomme, nutzt es mir im Endeffekt nicht das geringste...

  • Zitat

    Fortbildung? Welche??

    Ich denke, genau darüber mußt du dir verstärkt Gedanken machen, das kann dir keiner vorgeben. Was willst du denn in deinem Leben erreichen? Welche Tätigkeit kannst du dir für dich am ehesten vorstellen? Welche Alternativen gäbe es dazu? Was sagt der Berufsberater, und hast du schon eine Art "Eignungstest" gemacht?

    Noch ist es nicht zu spät, Ironwhistle, aber du mußt schon selbst herausfinden, was du willst. Bei deinem offensichtlich sehr hellen Kopf wäre es wirklich ein Jammer, wenn du weiter als Ungelernter durchs Leben stolperst.

    Zitat

    Bestechungen, Korruption, Absprachen unter den Konzernen - da kommt der kleine Mann doch gar nicht erst in den Genuß sich eine höherwertige Bildung anzueignen.

    Also, sorry, aber das halte ich für ziemlichen Unsinn. Kein Mensch hindert dich daran, Abschlüsse nachzuholen und deine (formale) Bildung zu vervollständigen, um dir den Zugang zu einer guten Berufsausbildung zu ermöglichen.

  • tja das Thema Bildung/Weiterbildung...


    Ingo - sei froh das du nix für die VHS-Kurse gezahlt hast - sie nutzen dir nicht das geringste - zumindest NICHT in Deutschland (vielleicht in anderen EU-Staaten? in USA wärs das Geld wert denn dort zählt eigeninitative schon!)


    Zum Thema Weiterbildungen / Umschulungen:
    Hier besteht schlicht und ergreifend folgendes Problem:
    Die Leute die es nicht wollen bekommen zig Möglichkeiten geboten selbst wenn die immer wieder Abbrechen - Und bevor Fragen kommen Ja ich hab es selbst erlebt!!! - während andere Jahrelang hinterherrennen und betteln und Nerven das sie endlich mal wenigstens "etwas" machen können/dürfen....
    OK ihr könnt mir jetzt Vorwerfen das ich ja auch meine Umschulung die ich nach langem betteln endlich bekam abgebrochen hab - aber von morgens halb sieben bis abends 19 uhr manchmal auch erst 20-21 Uhr unterwegs sein, dabei mit Sozialhilfesatz auskommen und für jeden Cent - selbst Fahrgeld! - immer wieder zum Amt und betteln müssen - war einfach zuviel, zumal ich noch einen damals gerade 12 Jährigen Sohn hatte und sowohl Körperlich (Asthma & Reiz- Magen& Darm) wie auch psychisch (depressionen, laufende Therapie wegen PTBS) sehr schlecht dran war - nachdem ich dann wegen akuter Infektionen 4 Wochen am Stück krank zuhause bleiben musste - musste ich aufgeben (zumal kein Ende in Sicht war)....
    Schulabschluß - tja ich hab den Hauptschulabschluß mit Quali - trotzdem ich gerad die letzten 3 Jahre mehr in den Kneipen bzw den Kiosken meiner Eltern war wie in der Schule.... meine Ausbildung musst ich abbrechen weil das Leben auf der Straße (Hilfe bekam ich ja keine - war ja niemand Zuständig mir zu Helfen) nicht mit regelmäßigen Arbeitszeiten vereinbaren ließ...und glaubt mir auf der Straße zu leben ist verdammt hart.
    Trotzdem hab ich 2 Qualifizierungen gemacht die das Papier nicht wert sind auf dem sie Gedruckt sind - weil ich ja keine abgeschlossene Ausbildung hab...
    meine VHS-Kurse die ich natürlich selbst bezahlt habe - sind genauso wenig wert - gut ich hab die Kentnisse, aber sonst? es zählt in unserem Land NICHTS!
    also woran liegts das kaum einer sich weiterbildet???
    denkt mal darüber nach - nur als kleiner Tip für alle die meinen Sozialhilfe-Empfänger wären ja nur faul und machen nichts...
    liebe Grüße,
    Cailly
    PS: die finanzgeschichte ist sehr kompliziert deshalb erklär ich das die Tage mal, wenn ich mehr Zeit und Ruhe dazu hab - ok?

  • @Ironwhistle:

    Wie schon weiter oben geschrieben, hab ich ja meine Ausbildung zur Krankenschwester als Umschulung gemacht. Dabei hab ich die aber nicht vom Arbeitsamt vermittelt bekommen, sondern mich ganz normal an der Krankenpflegeschule um den Ausbildungsplatz beworben. Erst als ich da die Zusage hatte, ging ich zum Amt um die Finanzierung (Zuschuß) zu beantragen, da ich als Alleinerziehende allein mit der Ausbildungsvergütung nicht hätte überleben können.

    Du solltest also (wie Rascha schon schrieb) überlegen, in welche Richtung Du beruflich gehen willst und dann schauen, dass Du einen entsprechenden Ausbildungsplatz bekommst. Zusätzlich kannst Du dann noch Beihilfen wie Wohngeld oder unterstützende Sozialhilfe beantragen, wenn das Lehrgeld nicht reicht.
    Und denke ja nicht, dass Du zu alt bist für eine Lehre, ich kenne einige Leute, die mit über 30 nochmal neu angefangen haben.

    Darcy

  • Ironwhistle ist noch nicht 30 - das heißt, daß er noch Bafög bzw. BAB bekommen kann, wenn er mit einer Erstausbildung bald beginnt!

    Sozialhilfe dagegen gibt es nur in absoluten Härtefällen für Azubis. Und ab 2005 gibt's auch keine SoHi mehr, sondern dann gilt das SGB II.

  • Zitat

    also woran liegts das kaum einer sich weiterbildet???
    denkt mal darüber nach - nur als kleiner Tip für alle die meinen Sozialhilfe-Empfänger wären ja nur faul und machen nichts...

    Ja woran denn? Gib doch mal bitte nen Tipp, mir fällt da nämlich nix ein.
    Ich weiß nur, dass ich mich trotz Schichtdienst und 12-jährigem, heftig pubertierendem Sohn weiterbilde - nicht nur fachbezogen, sondern auch in andere Richtungen. Nicht weil's unbedingt mehr Kohle bringt (tut es definitiv nicht), sondern weil ich Interesse an neuem Wissen habe (und weil ich soooooooo gern ewige Studentin wäre, die immer Neues dazulernt).

    Ich kann gar nicht verstehen, dass das bei anderen nicht so ist, dass andere lieber auf dem Sofa hocken und vor dem TV verblöden (ich spreche da niemanden hier im Forum an, aber ich kenne genügend solche Fälle).
    Das findet halt bei mir genauso wenig Verständnis wie die Tatsache, dass Eltern, die den ganzen Tag daheim sind, keine Zeit haben für ihre Kinder zu kochen oder sich gar mit ihnen zu beschäftigen oder auch wie die gestern abend gesendete Reportage, in denen Sozialhilfe-Kinder in einer Suppenküche essen müssen, während Mutti mit dem Handy telefoniert.
    Da läuft doch was grundsätzlich falsch - für mich sind da einfach falsche Prioritäten gesetzt.

    Darcy

  • Natürlich läuft da etwas falsch. Es gibt in Deutschland nun einmal Millionen von Menschen, für die die Schulpflicht eine einfach nur lästige Pflicht ist. Diese Menschen kennen und erkennen den Wert von Bildung einfach nicht - in ihrem Elternhaus wurde ihnen dieser Wert nicht vermittelt, und unser Bildungssystem hat es dann erst recht versäumt.

    In Ländern, in denen es Standard ist, daß Kinder bereits im Alter von 3 Jahren grundsätzlich den Kindergarten und später die Vorschule besuchen, sieht das anders aus. Hierzulande ist es viel zu häufig so, daß Kinder erst im Alter von 6 oder 7 Jahren in die Schule kommen, nie im Kindergarten oder in der Vorschule waren und gar keinen Begriff davon haben, wozu es eigentlich gut sein soll, daß sie nun die üblichen Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen erlernen sollen.

    Das ist vor allem dann der Fall, wenn in ihrem Elternhaus kein Wert auf solche Fertigkeiten gelegt wird (Haushalte, in denen die einzige Lektüre die BILD-Zeitung und die Fernsehzeitschrift sind, gibt's zu Millionen) und die natürliche Neugierde der Kinder hinsichtlich Sprache, Buchstaben und Zahlen nie erkannt und befriedigt, sondern mit irgendeinem Fernsehprogramm oder Konsolenspiel "abgebügelt" wurde.

    Grundschullehrer berichten immer wieder davon, daß ihnen Kinder zugewiesen werden, denen nie vorgelesen wurde, mit denen nie gesungen wurde, die keine Gedichte oder Lieder kennen, keine einfachen Spiele, die nicht wissen, wie man mit Stift und Bastelschere umgeht - mit ihnen wurde vor allem nie richtig geredet.

    Solche Kinder sind schon im Alter von 6 oder 7 Jahren total "verkorkst" und extrem benachteiligt. Unter ihnen sind nicht wenige, die nicht einmal wissen, daß/wie man ein Buch aufschlägt und von links oben nach rechts unten liest - sie kennen das einfach nicht!

    Das Ergebnis sehe ich in meiner Berufsvorbereitungsklasse. Da sitzen 16- und 17jährige, die kaum über das Stadium des Analphabetismus hinausgekommen sind, die keinerlei Frustrationstoleranz haben, die grundsätzlich erst zur 2. oder 3. Stunde kommen und nach der 4. oder 5. Stunde abhauen, die keinerlei Bereitschaft mitbringen, sich einmal anzustrengen und sich auf eine Klassenarbeit vorzubereiten usw. Nur wenige von ihnen werden mit großer Mühe bis zum Sommer den Hauptschulabschluß erreichen können.

    Diese Jugendlichen stellen zum großen Teil die nächste Generation der lebenslangen SoHi-/ALG2-Empfänger dar - wer stellt schon jemanden ein, der nie pünktlich kommt, der kaum lesen und schreiben kann, der nicht bereit ist, sich anzustrengen und Leistung zu erbringen?



  • Und warum machst du nichts was du auf dem Papier beglaubigt bekommst?
    Vor ein paar Jahren hatte ich die gleichen Probleme. Damals hatte ich die normale Regelschule mit einem miserabelen Haupschulabschuß verlassen. Hab dann auf dem zweiten Bildungsweg den Realschulabschuß und das Abitur nachgemacht. Heute stecke ich mitten im Jurastudium, lerne gerade meine dritte Fremdsprache und arbeite noch nebenbei in einer Rechtsanwaltskanzlei. So hab ich genug Geld, und immer noch mehr Freizeit als jeder normale Ganztagsarbeiter.
    Hab gerade gesehen, dass du auch aus Köln kommst. Wenn du willst kann ich dir für den 2.Bildungsweg Adressen zeigen und dir Tipps geben wie man schnell an bessere Schulabschlüße kommt. Kannst mir bei Interesse eine PM schreiben.


    Viele Grüße:
    Study

  • Hi,


    Nur als Vorwarnung: Das wird lang und ich muß mal Dampf ablassen.
    Denn zur Bildung/Weiterbildung kann ich meinen mordsscharfen Senf dazugeben.
    Selbst, wenn man sich Wissen aneignen möchte, ist man in diesem Land verraten und verkauft.
    Das Schulsystem war schon vor 20 Jahren ziemlich kaputt.


    Ich habe eigentlich sehr gerne neue Dinge gelernt (tu ich immer noch). Habe wissenschaftliche Bücher reihenweise verschlungen. Dann habe ich den Fehler gemacht, einer meiner Lehrerinnen in der Pause eine weiterführende Frage zu stellen, da mir was unklar war. Da sagt die doch zu mir "DAS BRAUCHST DU NICHT ZU WISSEN. Das steht nicht im Lehrplan" !!!!!!!!!!!!


    Dann war ich so blöd, meinen Erdkundelehrer bei seinem astronomischen Vortrag zu korrigieren. Die retrograd rotierende Venus ist Schuld, daß ich von dem Typen 3 Jahre lang (bis ich einen neuen Erdkundelehrer bekam), nur noch glatte Fünfen auf's Papier geknallt bekam. Dankeschön. Wenn nicht mal die Lehrer bereit sind, ihren Wissensstand zu erweitern, wie sollen sie das den zukünftigen Generationen vermitteln?


    Dann habe ich es gewagt, meine Mathelehrerin "bloßzustellen", indem ich als einzigste der Klasse eine schwere Hausaufgabe 1. gemacht, 2. richtig und 3. auch noch erklären konnte. Damit habe ich sie um die Genugtuung gebracht, (mal wieder) zu behaupten "Ihr seid ja ALLE zu dumm." Einen verdammten Tag lang habe ich an meinem Home-Computer gesessen und das Ding mit einem Programm zur Berechnung und zum Zeichnen einer Funktion gefüttert. Für diesen Einsatz und dieses Interesse bin ich nicht etwa gelobt worden. Oh Nein. Das gab einen fetten blauen Brief nach Hause, da ich die Aufgabe nicht "selbst" gelöst hätte, sondern der Computer. Daß man das Ding nur programmieren kann, wenn man den totalen Durchblick hat, hat kein Schwein interessiert.


    Der allergrößte Hammer war aber mein Referat, das ich für Geschichte ausgearbeitet habe. Ich wollte meine Geschichtsnote retten und habe mich einfach freiwillig dem Thema angenommen, was am Ende noch übrig war und kein anderer haben wollte. Drei Wochen lang habe ich Informationen zusammengesucht, denn das Thema hatte es wirklich in sich. Die Schul/Stadtbücherei war dabei keine Hilfe. Also habe ich mir ein Buch gekauft und mit Hilfe eines befreundeten Studenten die nahe Uni-Bibliothek geplündert. Alle diese Bücher habe ich dann natürlich auch als Quellen angegeben (einige davon waren auf englisch, dieses Detail sollte man beachten).
    Eine Woche nachdem ich das Referat abgegeben hatte, holt mich der Lehrer unangekündigt (!) nach vorne, setzt mich auf seinen Stuhl und sagt "Ein tolles Referat. Jetzt erzähl doch mal was drinsteht." Ich hab natürlich eine knallrote Birne bekommen, hatte keinerlei Notizen über mein fast 30(!)-seitiges Referat und hab nicht mal nen halben Satz zusammenstottern können. Da war für den Herrn Lehrer alles klar.
    "Wenn Du nicht weißt was drinsteht, hast Du es nicht selbst geschrieben. Dafür war es viel zu gut. Außderdem kannst Du noch gar nicht gut genug englisch, um solche Bücher lesen zu können. Sechs, setzen."
    Hat sich die Pfeife doch nach meiner Englisch-Note erkundigt gehabt - die natürlich mies war. Daß ich mir schon damals Agatha-Christie-Bücher im Orignial reingezogen hab und CNN/BFBS geschaut/gehört (und verstanden) habe, hat (mal wieder) kein Schwein interessiert.
    Da ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht volljährig war, hat dann meine Mutter den Knüppel aus dem Sack geholt und dem Schuldirektor einen Besuch abgestattet. Schließlich hatte sie mitbekommen, wie ich geschuftet habe. Im nächsten Schuljahr wurde der Lehrer dann an eine andere Schule versetzt.



    Und die Chancen, an Weiterbildung zu kommen, sind ähnlich schlecht.
    Da ich zur Zeit auch nur vom ALG lebe, DARF (!) ich gar keine Weiterbildung machen, außer jene die mir vom AA aufgedrückt würden.
    Sollte ich auf die verwegene und total idiotische Idee kommen, z.B. einen Fernkurs an einer Uni zu belegen (den ich von meinem eigenen zusammengesparten Geld bezahlen würde!!!), dann wechsele ich automatisch in den Status eines Studenten und bin somit nicht mehr arbeitslos.
    Denn laut O-Ton AA: "Sie wollen sich doch wohl nicht von uns ihr Studium bezahlen lassen. Außerdem stehen sie dann dem Arbeitsmarkt ja gar nicht mehr zur Verfügung."
    Daß Fernstudienkurse sich gerade an BERUFSTÄTIGE richten, die sich nebenbei weiterbilden wollen, interessiert (mal wieder) keinen. Ich kenne genug Leute mit Job, die dies tun. Stehen die dem Arbeitsmarkt etwa NICHT zur Verfügung, oder was?
    Weitere O-Ton des Amts: "Wenn Sie wieder einen Job haben, dürfen Sie das gerne tun."
    Ist doch pervers. Die Zeit (und, wenn auch wenig, Geld) dazu habe ich JETZT!


    Für mich heißt das nach der Übersetzung von Amtsdeutsch in Umgangssprache:


    "Leute, knallt euch auf's Sofa, legt die Füße hoch, laßt euch voll Bier laufen und streicht jeden Monat die Stütze ein. Wer es wagt, sich aus eigenem Antrieb zu bemühen, den werden wir bestrafen. Aber nicht zu knapp."


    So... das mußte mal raus


    Michaela

  • werd mich wohl jetzt auch mal zu Wort melden. Auch ich bin zZt. arbeitslos und todunglücklich.


    Berufsausbildung? Ja, hab eine dreijährige Ausbildung zur Bürokauffrau (das hieß früher so) mit "gut" absolviert.
    Berufstätigkeit? Auch das kann ich vorweisen. 12 Jahre Berufserfahrung im Rechnungswesen.
    Fortbildung? Ja, ja auch hiermit kann ich dienen. Hab "berufsbegleitend" eine Forbildung zum Bilanzbuchhalter IHK gemacht und die Kosten ca. 12.000 DM selber getragen.
    Weitere Fortbildung?? Selbstverständlich habe ich alle Englisch und EDV Schulungen, die meine Arbeitgeber mir -auch außerhalb der Arbeitszeit- anboten angenommen.
    VHS ? Ja, auch da war ich in einem Sprachlehrgang.
    Seminare? Ich habe an allen Seminaren teilgenommen, auf die meine Arbeitgeber mich schickten.
    Behinderung? Ja, hab ich, aber noch nie einen Tag deshalb im Büro gefehlt. (Wie ich meinen Job erledige ist ganz alleine meine Sache)
    private Vorsorge? Ja, auch daran habe ich gedacht, aber wenn ich demnächst ALG 2 bekommen sollte, werde ich diese wohl aufbrauchen müssen.
    40 - Stunden-Woche? Hab ich auch schon mal was von gehört. Gibt´s die heute noch? Habe in den letzten Jahren immer wesentlich mehr Stunden in der Woche gehabt. Natürlich bei einem vertraglichen 40 Std.Wochen Gehalt. Diese "Über-"stunden nennt man Einsatz.

    Und jetzt? Jetzt bin ich arbeitslos. Das AA nennt mich für meinen Bereich (Rechungswesen) häufig "überqualifiziert" und lehnt jegliche Kostenübernahme für evtl. Weiter- bzw. Fortbildung ab. Sollte ich auf die glorreiche Idee kommen, einen Lehrgang in eigener Regie zu starten, muß ich vorher das AA darüber informieren und abklären, ob ich durch die Teilnahme nicht meine Status als Arbeitslose und damit mein AL-Geld verliere. Dies gilt auch, wenn die Lehrgänge abends (also ab 20.00 Uhr) bzw. am Wochenende stattfinden.
    Die Lehrgänge in diesem Bereich sind sehr teuer. ( Samstagslehrgang 5 Stunden = 480 €) "Billigere" Lehrgänge gibt es kaum und wenn, macht es wenig Sinn, diese zu belegen, da die Wirtschaft nur Zertifikate von bestimmten Instituten bzw. Institutionen akzeptiert. (HWK, IHK, Kölner Steuerfachschule Dr. Endris o.ä.)

    Ach ja, fexibel soll ich ja auch sein! Hab mich auch schon als Einkäufer, Sekretärin, Verkäufer usw. beworben. Leider bekam ich aber nur Ablehnungen aufgrund von fehlenden Fachkenntnissen.?!?

    Vielleicht sollte ich ja noch erwähnen, das einer der Gründe für das Scheitern meiner damaligen Beziehung meine Wochenarbeitszeit und meine Fortbildungswut waren.

  • Zitat von Rascha

    Es gibt in Deutschland nun einmal Millionen von Menschen, für die die Schulpflicht eine einfach nur lästige Pflicht ist. Diese Menschen kennen und erkennen den Wert von Bildung einfach nicht - in ihrem Elternhaus wurde ihnen dieser Wert nicht vermittelt, und unser Bildungssystem hat es dann erst recht versäumt.

    [...]

    Solche Kinder sind schon im Alter von 6 oder 7 Jahren total "verkorkst" und extrem benachteiligt. Unter ihnen sind nicht wenige, die nicht einmal wissen, daß/wie man ein Buch aufschlägt und von links oben nach rechts unten liest - sie kennen das einfach nicht!


    Leider, leider, kann ich Dir nicht widersprechen, obwohl ich's gern würde. Ich finde das ... traurig.

    Ich selbst bin in einem Haushalt aufgewachsen, in dem Bildung als eines der höchsten Güter angesehen wurde. Ich hatte Glück und wurde gefördert. Allerdings nur zu Hause. In der Schule nicht. Trotz offensichtlicher Intelligenz und offensichtlichem Engagement. Ich könnte Michaelas Beispiele noch um einige weitere ergänzen.

    Aber: Ich habe mich durchgebissen. Sogar ein Studium abgeschlossen. Allen Widerständen der Bildungsinstitute zum Trotz, die sich, das habe ich am eigenen Leib erfahren, nicht etwa das "Fördern" zur Aufgabe gemacht haben, sondern das "Aussortieren" - letzteres übrigens nicht etwa aufgrund von Talent und persönlichem Einsatz, sondern aufgrund sozialer, soll heißen: wirtschaftlicher Kriterien. (Im Klartext: Wessen Eltern nicht gut verdienten, der hatte auf dem bayerischen Gymnasium, das ich besuchte, nichts verloren. Und es gab viele, viele Wege, mir das begreiflich zu machen.)

    (Karriere werde ich übrigens trotz meines abgeschlossenen Studiums nicht machen, denn mir fehlen die Konnexionen. Ich habe keine Eltern, deren (Partei-)Freunde mich in die entsprechenden Posten hieven könnten. Nur mit Können allein erreicht man nämlich auch nicht gerade viel...)

    Ich bin froh, dass ich meine Schule vor Abschaffung der Lehrmittelfreiheit und mein Studium vor Einführung allgemeiner Studiengebühren beendet habe, denn sonst wäre beides nicht machbar gewesen. Denn allem Anschein nach soll Bildung ein Luxusgut sein, das nur den Besitzenden zuteil werden darf.

    Wundert sich wirklich noch jemand, dass es mit der Wirtschaft in diesem Land bergab geht, wenn nicht die Begabten ausgebildet werden, sondern die, die zufällig Geld haben?

  • Hi ihrs,
    ich nochmal,
    nach sophonosbes beitrag fiel mir ein wie es bei mir mit Schule war....
    naja ok über die Lehrer kann ich da nichtmals so sehr klagen,die wollten mich ja trotz "nichtmachender Hausaufgaben" zu einem höheren Bildungsabschluß bringen - aber bei dem Elternhaus war damit nunmal nix....
    Und das obwohl ich eigentlich von anfang an ein sehr zwiespältiges Verhältniss zu Schule (vor allem Pausen - wo mein Bruder mich ja erwischen konnte, was immer schlimm war) und lernen hatte - war ich doch von anfang an gewohnt allein zu lernen...
    Mein Bruder ist überigens 2 Jahre Älter und kam demzufolge in die Schule als ich 4 war - und "mit IHM" wurden damals Hausaufgaben gemacht... mein Vorteil kam ich doch so immerhin in den genuß von "frühzeitiger Bildung"...da ich natürlich während der Hausaufgaben meines Bruders ganz leise war um ja nix zu verpassen - buchtsaben und zahlen waren ja nen gutes Mittel die Zeit die ich regelmäßig eingesperrt im Kleiderschrank saß rum zu bekommen...
    so kam es das ich mit 41/2 das ABC konnte, zählen bis Hundert sowie plus und minus konnte ich dann bis ich 5 wurde und ja sogar das "erstes lesen Buch meines Bruder" konnte ich mit 5 schon lesen, allerdings statt förderung oder lob, bekam ich prügel wenn ich mit nem Buch (ja mit 5 wollte ich dann richtige Bücher lesen) erwischt wurde - später wurden mir bis auf schulbücher und bibel sämtliche Bücher weggenommen und zerstört, auch die welche ich von meiner Oma geschenkt bekam.
    Mit 51/2 lernte ich dann das "kleine Einmaleins" mit, da mein Bruder es oft wiederholen musste, aber ich hatte schon längst gelernt niemandem mehr zu zeigen was ich konnte - genauso wie teilen - ich konnte es, beschäftigte mich die meisten Stunden die ich eingesperrt in Schrank oder Keller war damit aber leise für mich und freute mich nur auf die Schule....
    Die dann zur ziemlichen Enttäuschung wurde - mein sozialverhalten war aufgrund der Tatsache das ich ständig angst vor anderen (hatte es ja bei meinen Eltern und Bruder gelernt) hatte und mich kaum den Mund aufzumachen traute von anfang an der aussenseiter, zumal dann noch dazukam das ich zwar wenn ich gefragt wurde alles konnte - worauf meine Mitschüler etwas sauer waren, aber mich ja nie freiwillig meldete...
    Die Grundschulzeit ging es dann einigermaßen ich laß meine Schulbücher eigenständig - besonder wenn ich eingesperrt wurde versuchte ich zu lesen, und lieferte eben demzufolge sehr gute Schriftliche Arbeiten ab, und das obwohl ich immer Probleme mit den Hausaufgaben hatte - die ICH eben nirgends in Ruhe machen konnte....
    Ich kam dann sogar erstmal aufs Gymnasium weil meine Klassenlehrerin in der 2. Grundschule meinte für eine Sonderschule (dahin wollte Mutter mich packen) wäre ich doch nun wirklich zu Intelligent und da sie wußte wann sie meinen Vater in der Kneipe allein antreffen konnte - überredete sie ihn mich am Gymnasium an zu melden....das erste Jahr dort lief auch Obwohl mein Bruder dort war relativ gut, aber im zweiten wars dann endgültig ende mit "hausaufgaben machen können"....Vater war ja den ganzen Tag unterwegs und ich bekam keine Chance mehr dazu sie zu machen....
    die Hauptschule schaffte ich dann indem ich meine Hausaufgaben in den Stunden nebenher erledigte.... den Lehrern fiels net auf und ich schaffte so immerhin trotz reichlicher Fehlzeiten den 10TypB mit quali - trotz ner 5 (textil) und 6 (sport) auf dem Abschlusszeugniss - Tja bei einsern und zweiern in den Hauptfächern zählen 5 und 6 im nebenfach eben nicht. :D
    Danach fing ich ne Ausbildung an, weil weiter zur Schule durft ich nicht und Ausbildung - naja ich mußte das gleiche machen wie mein Bruder: Fernmeldehandwerkerin - übrigens "ohne Gespräch vorher" das ich den Test so super bestanden hatte reichte denen - ohne das ich da interesse dran hatte oder wenigstens die "handwerdklichen Fähigkeiten".....
    Nunja das erste Jahr hatt ich dann dort wenigsten noch sehr gute Noten im Theoriebereich - in der Praxis die mir absolut nicht lag wars immer nur gerade eben ausreichend; aber im zweiten jahr wurd es immer schwieriger, meine Freizeit verbachte ich im Geschäft meiner Mutter (irgendwovon musste ich ja leben und dort bekam ich dann wenigstens essen) und war dann aufgrund einer langfristigen Unterleibserkältung ziemlich lange krank - so das ich völlig den Anschluß verpaßte - als ich dann pünktlich zu meinem 18. Geburtstag auf die Straße gesetzt wurde (und von allen Seiten wo ich mir Hilfe erhoffte abgewiesen wurde) mußte ich im Monat darauf die Ausbildung aufgeben...
    Das es sowas wie Bafög oder BAB gibt hab ich leider erst erfahren als es für mich dann zu spät war - konkret als ich das erstemal geschieden und mit meinem Sohn allein war. Hilfe hab ich nie wirklich bekommen, natürlich hab ich versucht dann erstmal das Abi nach zu machen - mußte aber nach 2 Semestern aufgeben weil die Kinderbetreuung einfach nicht klappte....
    Dann als es endlich einigermaßen damit lief versuchte ich ne Ausbildung nach zu holen - da ich keine 2. erstausbildung (das es BAB gibt wußte ich immer noch nicht) finanziell machen konnte (ich bekam ja keinen Unterhalt für den Kleinen) versuchte ich ne Umschulung übers Arbeitsamt zu bekommen - ich rannte mir die Hackken wund und bekam irgendwann dann nach langem hin und her wenigstens ne Qualifizierung (mir wurd damals gesagt die wär genauso "gut" wie ne Abgeschlossene Ausbldung - danke bin drauf reingefallen) die ich natürlich auch durchzog und auch gut Abgeschlossen hab...nutzt mir nur nix, weil es eben in deutschland nix zählt, auch die dazu passenden "privat-finanzierten" weiterbildungskurse - sind nix wert, ausser das mir niemand mehr dieses Wissen nehmen kann.
    Tja das mal zu meiner Bildung...übrigens, ich hab die letzten 2 Monate wieder mal 2 VHS-Kurse mitgemacht - aber ich weiß auch das die mir so noch nix nutzen, aber die folgekurse zu finanzieren ist nen echtes Problem - leider.


    cailly

  • Zitat von Sophonisbe



    (Karriere werde ich übrigens trotz meines abgeschlossenen Studiums nicht machen, denn mir fehlen die Konnexionen. Ich habe keine Eltern, deren (Partei-)Freunde mich in die entsprechenden Posten hieven könnten. Nur mit Können allein erreicht man nämlich auch nicht gerade viel...)


    Meinst du das ernst?
    Ich persönlich kenne viele Leute die "Karriere" gemacht haben - ohne besondere Beziehungen...
    Manchmal denke ich, dass solche Sprüche von Leuten kommen, die sich einfach nicht genug Mühe geben wollen und die nicht engagiert genug sind, Herausforderungen anzunehmen.
    Es ist ja auch viel bequemer, alles auf die Gesellschaft zu schieben und auf fehlende Beziehungen als zuzugeben, dass der, der den Job letztendlich bekommen hat einfach mehr drauf hatte.


    Hast du es denn ernsthaft einmal erlebt, dass du einen Job nicht bekommen hast und dafür jemand eingestellt wurde, der niedriger qualifiziert war als du aber diese Connections hatte?
    Klar kann so was (auch) vorkommen, aber nicht in 100, 50 oder 30% aller Fälle.


    Vielleicht bemühst du dich ertsmal ein bisschen und kommst dann zu der Erkenntnis, dass dein Studium karrieretechnisch nicht umsonst war (außer du hast Sozialpädagogik studiert....)

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