Als Übergewichtige bei der Krankenkasse arbeiten?

  • Hallöchen,


    heute betrifft es mal nicht mich, sondern eine Freundin.


    Diese möchte nämlich schrecklich gerne "SoFa" also Sozialversicherungsfachangestellte werden.
    Sie ist eine ehemalige Kollegin aus dem Krankenhaus und, genauso wie ich, übergewichtig.


    So, und sie wünscht sich nu nix sehnlicheres als als SoFa zu arbeiten. bzw die Ausbildung zu machen.
    Jetzt hat sie bei einer bekannten KK den 1. Einstellungstest bestanden.
    Jetzt folgt, nach dem schriftlichen, der persönliche Teil.
    Sie sagt, dass sie als Dicke eigentlich gar keine Chance hat. Denn es geht den KK ja immer mehr um Gesundheitsförderung, Gewichtsreduktion etc. Und die wollen dann sicher keine dicken Mitarbeiter.
    Jetzt will sie das alles hinwerfen.


    Hat evtl. einer von euch Erfahrungen mit der Arbeit bei einer KK?
    Was kann ich ihr sagen, um sie aufzubauen und dazu zu animieren am Ball zu bleiben?


    Danke schon mal und LG :)

  • Hinwerfen ist erst einmal komplett falsch - durchziehen bis zum Ende. Schlimmstenfalls kriegt Sie halt eine Absage, die dann begründet wird.
    Wenn aber in der dieser Standardspruch steht "andere Entscheidung aufgrund besserer Qualifikation" dann kann man gar nichts machen. Unser Personalchef hat mir beim Mittagessen mal erzählt, dass dieser Spruch überhaupt nichts mit Qualifikationen zu tun hat, der wird einfach benutzt, damit dann keine Frau, dicke, behinderte, Ausländer (seine Wortwahl) ankommen um wegen Diskriminierung zu klagen.
    Wenn die konkrete Ablehnung erfolgt und das Gewicht erwähnt wird hat man eine 50% Chance.
    Es gab schon diesen Fall
    http://www.kischuni.de/news/be…uschal-ablehnen-2429.html
    Die andere Quelle, in der stand was draus geworden ist, finde ich gerade leider nicht.
    Aber es gibt im allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz auch die erlaubten Ausnahmen und hier gehört wohl auch Übergewicht für manche Branchen dazu und leider wohl gerade die Gesundheitsbranche. In der FAZ habe ich vor einiger Zeit gelesen, dass es kein Problem ist, wenn eine übergewichtige Person, die sich als Ernährungsberater oder Fitnesstrainer bewirbt abgelehnt wird. Der Arbeitsrichter bewertete dies irgendwie damit, dass es passieren kann, dass dies für die Kundschaft nicht vertrauenserweckend und förderlich wäre. Bei diesen Berufen darf man also nach den Aussehen sieben.

  • Ich habe meine erste Ausbildung nach dem Abi als SoFa bei einer großen KK gemacht und danach auch noch eine Weile dort gearbeitet. Während dieser Zeit habe ich bei der KK auch selbst Bewerbungsverfahren für neue Azubis mitorganisiert.


    Bei uns wurde bei der Einstellung definitiv auf andere Dinge geachtet als das Gewicht. In erster Linie waren das Kommunikation, Kundenorintierung, Empathie und - worüber man sich wirklich im Klaren sein muss - Verkauf. Darauf liegt ein sehr großer Schwerpunkt und das muss man mögen.


    Wenn es einem unangenehm ist, ständig Menschen auf eine eventuelle Mitgliedschaft anzusprechen und Bestandskunden anzurufen um Produkte anzubieten, dann sollte man noch einmal über den Beruf nachdenken. Denn das wird in der Regel von allen Mitarbeitern verlangt, egal, in welchem Bereich man später tatsächlich arbeitet. Ich glaube auch nicht, dass die Krankenkassen sich da gravierend unterscheiden.


    Um noch einmal auf das Gewicht zurückzukommen: Bei mir persönlich war es nie ein Thema und es haben dort mindestens zwei Frauen gearbeitet, die sehr stark übergewichtig waren. Eine davon in einer Führungsposition, die andere an vorderster Front im Kundencenter. Allerdings weiß ich natürlich nicht, ob sie bei der Einstellung noch schlank(er) waren.


    Ich würde es anstelle deiner Freundin einfach versuchen, wenn es ihr Wunsch ist. Mehr als schief gehen kann es ja nicht.

  • Hallo,


    danke für eure Antworten.
    Ich denke mit dem Berufsbild an sich hat sie sich schon auseinandergesetzt.
    Bekommt nun aber "Muffensausen" und redet sich selbst schlecht. Zumal ihr die Familie leider nicht den Rücken stärkt, sondern ebenfalls sagt, dass sie da eh nicht arbeiten kann mit ihrem Gewicht.


    Sollte sie auf Grund dessen wirklich nicht genommen werden, wird sie es wahrscheinlich eh nie erfahren, sondern mit einer Standardfloskel abgewiesen werden.


    Was das mit Ernährungsberatung und Fitnesstrainer angeht, ist ne verdammt gute Frage. Ich selbst habe noch keine Bekanntschaft mit übergewichtigen Leuten aus der Branche gemacht.



    LG :)

  • Konkrete Erfahrungen kann ich dir leider auch nicht berichten, aber ich würde deiner Freundin raten es anders anzugehen.


    Nicht darauf zu warten dass der Arbeitgeber sie daraufanspricht, aussortiert oder es kritisch betrachtet - sondern offensiv damit umgehen.
    Ich würde für mich herausarbeiten warum die Kasse davon profitiert. Denn grade wo Übergewicht und Pravention immer wichtiger wird ist es doch gut wenn dort jemand arbeitet der sich damit auskennt.


    Letzten Endes habe ich die Erfahrunggemacht das Übergewicht allein kein Ausschluskriterium ist, lediglich der eigene Umgang damit. EIn bischen Humor und eben die DInge richtig verpacken und dann kann es auch ein Alleinstellungsmerkmal sein.
    Jedenfalls sehe ich die Chanzen größer als wenn sie im Gespräch sitzt und die ganze Zeit versucht den Bauch zu kaschieren und hofft dass es nicht zur sprache kommt.


    Vielleicht motiviert es sie ja wieder wenn sie die Möglichkeit hat die Dinge aktiv anzugehen.


    LG Lavendelzwerge

  • Kurzes Update.


    Meine Freundin und ehemalige Kollegin hat viele Absagen erhalten, nachdem sie zu vielen Vorstellungsgesprächen eingeladen wurde.
    War sehr niederschmetternd für sie und eine Weile "schob" sie es auch auf ihr Übergewicht.


    Jetzt hat sie die Zusage bei einer KK erhalten und ist rundum glücklich :)
    Könnt ich glatt neidisch werden :D

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