Besuch beim Physiotherapeut

So eine Pfeife.
Naja. Gottseidank haben wir ja die Wahl, zu welchem Therapeut wir gehen wollen. Zu dem tät ich auch nicht wollen. [Blockierte Grafik: http://www.cosgan.de/images/smilie/frech/e055.gif]

Ja, die lieben Therapeuten. Therapieren, scheint's, leider oft genug nur ihr Ego oder ihre Kasse anstatt das Problem des Patienten

Ich habe auch sehr sehr lange nach einer guten Praxis suchen müssen. Diese habe ich erst vor ca 1 Monat auch gefunden.

Mein Problem besteht übrigens darin, daß sich während meiner mehrwöchigen autoimmunbedingten Bettlägrigkeit vor 8 Jahren die Sehnen in Schultern und Knien verkürzt haben. Vorher hatte auch ich überhaupt gar keine Schwierigkeiten, aus dem Stand mit den flachen Händen auf den Boden zu kommen. Jetzt komme ich grad mal bis knapp unter die Knie und hab total verhärtete Muskeln im Oberarm

Zunächst habe ich mir in einer Praxis ganz normale Rückenmassagen geben lassen. Die haben aber auch schon von wegen Handtuch rumgezickt. Da ich nur vor oder nach der Arbeit dort aufschlagen konnte, war es natürlich recht unpraktisch, den ganzen Tag ein ziemlich großes Handtuch mit mir rumzuschleppen, da ich mit Bus&Bahn unterwegs bin und mein Rucksack schon mit Verpflegung rappelvoll ist. Man erklärte sich dann bereit, mein Handtuch in der Praxis aufzubewahren. Wenigsten was...

Ein paar Monate später habe ich es dann tatsächlich geschafft, daß mir ein Neurologe Krankengymnastik verschrieb und ich war froher Hoffnung, daß man damit auf meine speziellen Probleme eingehen würde. Pustekuchen. Mehr als Sprüche von wegen "Eiiiiiiiiinmaaaaaal schaffen wir das aber noch" und "Meine Güte, haben Sie denn noch nie Sport gemacht?" ist dabei aber nicht rumgekommen.
(Nur so zur Info: habe bis zum 17 Lebensjahr Geräteturnen gemacht mit Stufenbarren, Überschlag am Pferd, Rad auf dem Schwebebalken und noch so halsbrecherisches Gedöns ... bin dann aber leider krank geworden und niemand hat gemerkt, daß es einfach "nur" eine extrem fiese Lebensmitteluntverträglichkeit war. Mit der Folge von Zunahme und den typischen "Behandlungs"-Folgen )
Habe mich entschuldigt, daß meine Beschwerden nicht zu ihren Ausbildungskenntnissen passen, nach 6 Terminen mein Handtuch eingesammelt und ward nicht mehr gesehen - auch nicht mehr zu selbstgezahlten Massagen

Ende letzten Jahres nach einer größeren Pause habe ich es dann woanders probiert. Diesmal ganz speziell mit dem Wunsch die Schulter - und nicht den Rücken - massiert und gedehnt zu bekommen. Na, das war ne Schau....
Erst einmal wollte man das nicht einfach so tun, denn ohne Diagnose würde man ihnen die Praxis schließen, jammerundrumnöl, und ich solle eine Verschreibung oder ein Attest bringen.
Meine Rücken hat man mir allerdings auch ohne Diagnose massiert. Das muß man nicht wirklich verstehen, oder? Dabei denke ich doch, daß am Rücken eine ganze Menge mehr schiefgehen kann als wenn man eine verhärtete Stelle am Oberarm dehnt... oder sehe ich das so komplett falsch
Zudem gab es auch Probleme, eine Quittung zu bekommen. Angeblich sei die Behandlung mit Quittung teuerer von wegen Heilmittelverordnung oder so... aaaaahjjjjaaaa. Ok, die Gesundheitsgesetzte sind völliger Schwachsinn, und sowohl die notwendige Absicherung per Attest als auch hirnrissige Abrechnungsmodalitäten halte ich durchaus nicht für unmöglich (Verfügt hier jemand diesbezüglich über Insiderwissen?)

Ich bin dann jedenfalls zum Kieser-Arzt marschiert (der meine Problem kennt - eine Untersuchung alle 6 Monate dort ist im Trainingspreis inbegriffen) habe ihm mein Leid und mein Befremden geklagt. Der Mann hatte volles Verständnis und hat mir "für lau" ein Attest mit dem ungefähren Inhalt "Es spricht nicht gegen eine Massage" rübergeschoben. Das wurde dann bei der Praxis auch tatsächlich anerkannt.
Die Therapeutin, die sich dann meiner annahm war ausgesprochen zugänglich und schon die ersten 2 Behandlungen mit Schulterdehnung und entsprechender Massagetechnik haben mir sehr geholfen (Konnte meinen Arm im Bett schon wieder hinter den Kopf legen ohne daß es "sperrte" und auch fast ohne Schmerzen wieder nach vorne holen).
Dummerweise hat die Dame genau in der Woche ihren letzten Arbeitstag dort (weiß der Teufel wieso und ich wage nicht zu spekulieren ) und die anschließenden 2 Behandlungen bei jemand anderem waren wieder katastrophal. Erst wurde wieder jammernd rumgenölt, weil ich mein eigenes Öl (Verträglichkeitsgründe) mitbrachte (hatte die Vorgängerin gar kein problem mit).
Ach und ach, wie gut doch das Praxis-Öl sei, aus ner Öhlmühle, kaltgepreßt und alles bio etc pp. Mir egal. Ob Bio oder nicht, es hatte verdammt unangenehme Nebeneffekte, die wahrscheinlich genau damit zusammenhingen, daß es kaltgepreßt und unraffiniert war. Meine Ausführungen zu "Dinge sind für mich genau so gut wie ich sie vertrage" wurden mit Murren zur Kenntnis genommen und mein Öl benutzt.
Dann kamen noch eine paar obligatorische Sprüche von wegen "Bewegen Sie sich denn gaaaaar nicht?" oben drauf und zum Glück waren nach diesen Terminen auch gar keine neuen mehr frei, da man zu wenig Personal hatte (ach was? )

Da hatte ich endgültig die Schnauze voll von den Praxen in meiner Wohnortnähe, dem Gerenne und Gehetze vor oder nach der Arbeit und habe mir nun eine Physiopraxis keine 200m von meinem Arbeitsplatz gesucht.
Ist zwar eine gehobene Gegend mit 30% höheren Preisen, aber das ist mir sowas von Schnurz. Ich wurde dort mit Interesse empfangen, mußte keine Kleinkriege über Atteste, Quittungen und Ölsorten führen und der Therapeut konnte an die Fortschritte der oben erwähnten vernünftigen Dame anknüpfen.
Meine Schulter hat schon nach 4 Behandlungen so sehr an Bewegungsspielraum dazugewonnen, daß mir nun die beschwerdefreie andere Schulter als die schlechtere vorkommt. Der Armmuskel ist so weich geworden, daß sogar das Kraftttraining (die Übung für den Trizeps) das erste mal seit Jahren deutliche Erfolge zeigt. Die 50 mickrigen Pfund, die ich auf der Maschine bisher eingestellt hatte und graaaaade so 10 Wiederholungen schaffte, konnte ich letzte Woche auf 80 erhöhen, weil ich das Gewicht gar nicht mehr spürte und hab trotzdem 14 Wiederholungen geschafft.

Ich frage mich ernsthaft, warum einem die Besinnung auf sein Bauchgefühl und seine Fähigkeiten dermaßen schwer gemacht, verleidet und ausgeredet wird. Ich frage mich weiterhin, wozu (auch im Sinne von "zu was" zu verstehen) Therapeuten eigentlich ausgebildet werden, wenn da eine derartige Unmenge von Knalltüten mit Jagdschein in die freie Wildbahn entlassen wird.
Kann doch echt nicht sein, daß so etwas wie Berufsstolz in großen Teilen überhaupt nicht mehr zu existieren scheint .....

Ok, gelabert, aber wie Du siehst, bist Du nicht allein

Ich liebe meine Physiotherapeutin, wenn ich sowas lese. Kein dummes Wort, eingehen auf meine Probleme, und wirkungsvolle Behandlung.

Ich mache da auch regelmäßig Gymnastik in der Gruppe, und sie geht auf jeden einfühlsam ein, erklärt lieber alles dreimal, und nie ein Wort wegen Gewicht oder Unsportlichkeit.
Wenn einer wegen irgendwelcher Probleme was mal nicht kann: "Nur wenn es geht, ansonsten lassen sie diese Übung! Die nächste Übung müssten sie dann wieder können, und nur im schmerzfreien Bereich arbeiten, leicht ziehen darf es."

Und wir sind hier in der tiefsten Provinz.

Behandlungstücher, werden von der Praxis selbstverständlich gestellt, die haben ein großes unterteiltes Regal, wo jeder sein eigenes hat.

Martyrium wäre wirklich etwas hart - ich würde diese Episoden eher als Possenspiel klassifizieren

Ich habe auch so meine Probleme mit dem "nicht reagieren". Bin dann regelrecht sprachlos oder überspiele alles mit übertriebener Fröhlichkeit.
Liebe Grüße aus der Pfalz

Apropos tiefste Provinz.
Schaut mal nach Berg. Glaube der Ort ist noch nicht mal auf einer Landkarte. Ganz an der Grenze zu Frankreich, hat man für uns keine Beachtung.lol