Wie überwinde ich mich zum Arzt zu gehen

  • Hey,


    ich bin neu hier.
    Ich weiß seit langem (Jahren), dass mein Essverhalten nicht normal ist. Ich esse "heimlich" große Mengen. Insbesondere Zucker- und Fetthaltige Lebensmittel.
    Ich habe oft Diäten angefangen und schon nach max. 2 Tagen schaffe ich es nicht mehr die durchzuhalten.
    In dem Moment in dem ich mir das Essen in den Mund schiebe, habe ich schon ein schlechtes Gewissen. Aber sein lassen kann ich es einfach trotzdem nicht.
    Ich war im Mai diesen Jahres in Mutter-Kur (wegen Ehe-Problemen, Burn-out, finanziellen Sorgen, .....Übergewicht,...). Dabei wurde mir quasi auch eine Depression attestiert (was mir ebenfalls relativ klar war/ist, ich aber eigentlich nicht "aussprechen kann".). Allerdings wurde ich daraufhin mit dieser Erkenntnis komplett stehen gelassen.


    Ich fühle mich so unwohl, so schlecht. Ich habe das Gefühl nicht mehr wirklich zu leben. Ich tue das was ich muss (Kindererziehung, Haushalt,...). Aber alles fällt mir extrem schwer. Ich habe das Gefühl das Leben bzw. MEIN Leben läuft an mir total vorbei.


    Ich will entlich was ändern. Habe aber nicht die Kraft dazu. Meine Tochter (3) muss am meisten darunter leiden. Ich bin unglaublich launisch und schnell extrem genervt. Das tut mir im selben Moment immer unglaublich leid, aber ich kann es trotzdem nicht ändern.


    Ich habe Angst davor mit einer "Selbstdiagnose" zum Arzt zu gehen.


    Im Grunde kommen mir meine "Probleme" alle so banal vor. Erst recht wenn ich das jemandem erzähle. Aber in der Masse macht mich das alles total fertig. Ich bin einfach am Ende.


    wie habt ihr es geschafft euch in proffessionelle Hände zu begeben?

  • Puh, erstmal schön, dass du dich hier geöffnet hast. Das ist doch schonmal ein erster Schritt.


    Jetzt zu deinen Fragen:
    Als es bei mir einfach nicht mehr ging, bin ich zum Arzt gegangen. Bei mir hat das 12 Jahre gedauert mit der Essstörung, bis ich mich "geoutet" habe.


    Hast du keinen Hausarzt, dem du vertraust? Das wäre ja eigentlich die erste Anlaufstelle. Oder ein guter Nervenarzt.
    Du kannst auch versuchen, eine Selbsthilfegruppe zu finden, da sind Betroffene, die ähnliche Probleme haben, und dir vielleicht Tipps (Ärzte, Therapeuten) geben können.
    Oder du versuchst es bei einer Beratungsstelle. Pro Familia oder die Caritas zum Beispiel.


    Ganz wichtig ist:
    Kein schlechtes Gewissen wegen dem Essen haben. Jeder muss essen, auch du. Versuche nicht, das Essen zu reduzieren, da ist ein neuer "Fressanfall" vorprogrammiert. Vielleicht schaffst du es, als erste Maßnahme, "ordentlich" zu essen, das heißt, gut Frühstücken, zu Mittag und zu Abend essen. Wenn du richtig satt bist, dann lässt vielleicht auch dein Verlangen nach, dich vollzustopfen.


    Es ist ein langer Weg, die richtigen Ärzte und Therapeuten zu finden. Auf einen ambulanten Therapieplatz muss man in der Regel auch recht lange warten. Aber es lohnt sich! Ich wünsch dir viel Glück und den Mut, dich zu öffnen.

  • Hey Vinicia,


    Deine Essstörung ist ein Symptom für tiefgreiferende Probleme. Wie Du selber sagst, musst Du einfach nur funkionieren, Dich also selber ganz zurückstellen. Ich denke, dass bei Dir ganz viele Konflikte zusammentreffen und Du sie dann mit Essen löst.


    Ich würde Dir eine Therapie bei einem Psychotherapeuten/in empfehlen. Dafür musst Du auch nicht unbedingt zum Hausarzt, wenn Du nicht möchtest. Du sagst, dass Du vermutest eine Essstörung zu haben und dass bei Dir schon eine Depression diagnostiziert worden ist. Die führen dann mit Dir ein sog. "Erstgespräch" durch, wo Deine Probleme festgehalten werden und Du Fragen stellen kannst. Kannst Du dann zu den ersten Therpiestunden kommen, lernt Ihr Euch erstmal kennen und Du merkst ob's passt oder nicht. Du kannst den Therapeuten dann immernoch wechseln.
    Und so wird Dich Dein Therapeut eine lange Zeit begleiten und Dir helfen, wieder Hoffnung zu fassen und es "anzupacken".
    Ich bin selbst in einer Therapie und es tut mir super gut!!!!
    Was ich im letzten Jahr an Selbstwert und Erkenntnis gewonnen habe!!
    Ich kann es Dir nur empfehlen!! Und Du solltest Dir die Zeit auch einräumen, trotz Kinder!


    Du brauchst Dich nicht zu schämen!! :) Du hast ein Recht darauf, dass Du Dich wieder besser fühlst!!!


    LG, Betty

  • Hey Vinica. Du brauchst keine Angst zu haben zum Arzt zu gehen. Das ist dein persönlicher erste Schritt mit der Situation klar zu kommen. Ich denke dein Essverhalten hat was mit deiner innerlichen unzufriedenheit zu tun. Wenn du dir da rechtzeitig Hilfe suchst und die Notbremse ziehst. Kommst du leichter da raus als wenn du länger wartest. Dein Kind wird dir das danke und vor allem du dir. Den wie du beschreibst bist du unglücklich und das soll sich ja schnell ändern. Ich hoffe es geht dir bald besser...

  • Hallo
    auch von mir erstmal ein herzliches Hallo. Schön das du du den ersten wichtigen Schritt getan hast. Ich glaube auch das der tip mit psychologischer Hilfe ganz gut für dich, aber es dauert auch lange bis du dort ein PLatz bekommst. Aber mach das, was vielleicht auch zu überlegen wäre, wäre der Schritt dich stationär aufnehmen zu lassen (Da gibt es echt gute Kliniken). In wie weit der Tip für dich brauchbar weiss ich natürlich nicht, denn du musst ja wohl auch im normalen alltag funktionieren.
    Glg Grüße

  • Ich war am Freitag beim meinem Hausarzt - wegen ner Mandelentzündung.


    Hatte mir fest vorgenommen mit ihm über mein Problem zu sprechen. Aber als ich dort war konnte ich es einfach nicht.


    Bin total enttäuscht von mir.


    Ich habe Angst dass ich es "nie" schaffe mich zu überwinden mit jemandem wirklich darüber zu reden (ausser relativ anonym per Internet) und ich aus diesem Loch nicht herauskomme.


    Heute muss ich sagen hatte ich einen sehr guten Tag. Aber ich weiß halt, dass das wirklich ganz schnell bei mir umschlagen kann. So könnte jetzt noch der kleinste Schnipsel reichen, um mir nachträglich den ganzen Tag zu versauen........

  • Mhh ich wollte eigentlich kein Outing zu machen aber um dir zu helfen mache ich das gerne. Also ich habe schwere Depressionen und habe die lange nicht behandlen lassen. Danach bekam ich auch noch Panikattacken. Seit einem Jahr bin ich in Behandlung. Es war früher sehr schwer und mir ging es richtig beschissen. Es hat einjahr gedauert das ich mich so fühle wie ich mich jetzt fühle. Ich bin lange noch nicht Gesund nur hätte ich vorher auf mein Körper auf meine Seele gehört wäre das alles nicht so schlimm geworden. Rede mit deinem Arzt es gibt genug Leute die darunter Leiden. Ich habe netten Spruch dazu. Jeden rennt wegen einer Erkältung zum Arzt doch wenn die Seele aua macht da traut sich keiner. Denk drüber nach. Ich kann dir nur versprechen das es nicht schlimm ist und du dich dann später besser fühlst, und vielleicht auch stolz auf dich sein kannst weil du den Schritt gemacht hast.

  • Hey Vinicia,


    wovor hast Du denn Angst, dass Du Dich nicht traust es Deinem Arzt zu sagen? Was würde reell passieren, wenn Du Deine Beschwerden vorträgst? Es hat mich auch etwas Überwindung gekostet, aber wenn ich daran gedacht habe, dass es ein lebenlang so bleibt, war diese Vorstellung schlimmer, als einmal über meinen Schatten zu springen..
    Verstehst Du was ich meine? Ich kenne soviele Menschen, denen eine Therapie auch gut täte!! Du brauchst Dich dafür nicht zu schämen! :)


    @tinagucci: Ich find es krass, dass Du das als "Outing" bezeichnest.. Ich weiß, dass man in unserer Gesellschaft komisch angeschaut wird, wenn man sagt, dass man Depressionen hat, aber hast Du es von Deiner Umwelt als so schlimm erfahren, depressiv zu sein? Ich kenne recht viele Menschen mit Depressionen. Ich fand es gut, wenn sie mir mitteilten, dass sie Depressionen haben. Dann konnte man ihr Verhalten viel besser einorden und verstehen :) Ich bin für mehr Aufklärung! Ansatzweise hat das ja jetzt schon begonnen, aufgrund des Selbstmordes von Torwart Enke..


    Schönen Tag!!!:):)

  • Also bei mir im Freundeskreis gab es am Anfang verstädnis. Nach einem Jahr dann nicht mehr. Ich persönlich wollte nicht so schnell darüber sprechen deswegen habe ich das als Outing bezeichnet. Wie gesagt eine Depression ist nicht schlimm wie ich schon in meinen Beitrag vorher geschrieben habe...

  • Hallo Vinicia,


    ich bin auch mal mit der Selbstdiagnose "Depression" zum Arzt (Neurologe) getigert, und der hat mich dann nur ausgefragt, gemeint dass ich wohl Recht hätte und mit mir eine medikamentöse Behandlung vereinbart (keine Psychotherapie, denn wirkliche "Probleme" hatte ich nicht, lag an der Hormonumstellung nach der Geburt). Die ganze Sache war weder langwierig noch peinlich noch kompliziert, sondern ein Rezept für Medikamente, die mich nach einigen Wochen wieder zu einem normalen Menschen gemacht haben. Nach einem 3/4 Jahr konnte ich sie schrittweise wieder absetzen, und wenn es mich wieder erwischen sollte, dann gehe ich sofort zum Arzt und warte nicht erst wieder monatelang.


    Was ich damit sagen will ist NICHT (!), dass man gegen Depressionen eine Pille schluckt und alles ist gut. Es kommt immer auf die Ursache der Depression an und darauf, wie schlimm sie ist. Aber ich weiß mit Sicherheit, mit Therapie geht es einem wesentlich besser als ohne, und man ärgert sich warum man so lange sinnlos gelitten hat.


    Liebe Grüße,
    Kimmy

  • Hallo Vinicia,


    bin neu hier, habe Deinen beitrag entdeckt, und wollte mal fragen, ob sich in den letzten Tagen bei Dir was entwickelt hat...vielleicht ein paar Gedanken, ob Du nicht doch mal einen Therapeuten um Hilfe bitten magst?


    Ich möchte, wie einige Andere hier, Dir auch Mut dazu machen.
    Dein erster Beitrag hätte so von mir vor vier Jahren stammen können! Dann habe ich es gewagt! Ich habe eine Psychoanalyse gemacht. Mir geht es besser! Ich habe Hilfe gefunden und das kommt auch meiner heute achtjährigen Tochter zugute, die früher auch unter meinen Launen und unter meiner Antriebslosigkeit litt.


    Essstörung und Depression gehen meist Hand in Hand. Wenn Du nicht mehr so traurig und verzweifelt sein musst, kannst Du die Essstörung auch besser angehen...


    Überdenks noch mal...;)

  • Ich überlege jeden Tag zum Arzt zu gehen. Wenn ich dann kurz davor bin mache ich einen Rückzieher. Momentan spitzt es sich bei mir zu. So kann es einfach nicht weitergehen.
    Ich habe mir vorgenommen morgen früh zum Arzt zu gehen. -Hoffe ich schaffe es zeitlich, weil ich um 10 nen anderen Termin habe. Aber wenn ich das auf die lange Bank schiebe, dann geh ich wieder nicht. .... Wovor ich Angst habe ist einfach, dass ich meine Gedanken und "das was mich so fertig macht" nicht so in Worte fassen kann, dass es nachvollziehbar ist.
    Wenn ich sonst zum Arzt gehe, rassel ich meine "Symptome" der reihe nach runter. Das funktioniert hierbei aber nicht. Im Groben das ganze schildern kann ich glaube ich nicht.

  • Ich habe es getan!!! Ich war gerade bei meinem Hausarzt. Er hat mir gleich eine Überweisung für den Psychiater gegeben und Adressen für Psychologen. Für Ende Januar habe ich schon den Termin beim Psychiater. Bei den Psychologen wird es wohl was länger dauern. Ich bin froh den 1. Schritt getan zu haben.
    Allerdings sagte mein Doc, dass es schon danach aussieht, dass ein stationärer Aufenthalt bei mir am Anfang der Therapie sehr gut wäre.


    Jetzt muss ich "nurnoch" mit meinem Mann darüber sprechen. Der wird weniger begeistert sein. Von Psychiatern und Psychologen hält er nicht so viel. Das typische Vorurteil "Lalla!" Ich glaube er hat auch noch nicht verstanden, dass ich überhaupt ein ersthaftes Problem habe.

  • ICh hoffe sehr, dass es Dir hilft. Und lass Dir nichteinreden, da gehen nur bekloppte hin. Du brauchst Hilfe und dazu sind diese Ärzte da.

    Ich bin jetzt wieder seit einem Jahr in Therapie. Ich muss auch Tabletten nehmen und auch für die Nacht habe ich welche. ICh rede da auch ganz offen drüber und schäme mich nicht. Ganz im Gegenteil, ich bin stolz mir eine Hilfe geholt zu haben. ;)

  • .Ich will entlich was ändern. Habe aber nicht die Kraft dazu. Meine Tochter (3) muss am meisten darunter leiden. Ich bin unglaublich launisch und schnell extrem genervt. Das tut mir im selben Moment immer unglaublich leid, aber ich kann es trotzdem nicht ändern.


    Als ich das gelesen habe, musste ich etwas schlucken. Aber anscheinend bist du auf dem Weg der Besserung und hast den richtigen Schritt getan- Hilfe holen. Sowas finde ich wirklich stark, mach weiter so!

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