Was habe ich für eine Essstörung? Kennt das jemand von euch?

  • Hallo,


    ich hoffe ihr könnt mir helfen...


    Zur Vorgeschichte:


    Ich war sehr lange schlank, fast schon dürr... Eine von der Sorte die viel und alles essen konnte ohne zuzunehmen. So etwa mit zwanzig fingen die Pfunde an sich niederzusetzen... Jetzt habe ich 40 kg Übergewicht!!! Ich habe immer wieder versucht Sport zu machen und vernünftig zu essen, das hielt immer nur eine Weile. Am längsten halbes Jahr, da verlor ich 20 kg (obwohl es mir nicht grundsätzlich darum ging, ich wollte wirklich meinen Lebensstil ändern und meine Ernährung umstellen). Aber ich kam immer wieder zu meinem schlechten Essgewonheiten zurück.


    Mein Essverhalten:


    Jetzt wirds richtig peinlich.
    Ich esse relativ "normal", aber nur solange irgendwer in der Nähe ist (Familie, Arbeitskollegen, Freunde). Mein Mann arbeitet bis Mitternacht. Das heisst dass ich unter der Woche jeden Abend alleine bin - und die Gelegenheit habe alleine mich vollzustopfen. Dabei geht es mir darum möglichst viel zu essen, so viel wie nur überhaupt geht (Gott wie peinlich). Und dafür koche ich mir immer das gleiche: 250 gr. Nudeln mit 2 Scheiben Kochschinken kleingeschnitten in viel Butter angebraten und mit je einem Becher Sahne und Creme Fraiche abgelöscht. Manchmal mache ich mir sogar eine zweite "Portion". Ich geniesse dabei den Geschmack sehr, ich bin sogar ganz aufgeregt bei den ersten Bissen (natürlich nicht sexuell!). Wenn sich´s ausgeht esse ich es mittags UND abends. Obwohl ich es meinem Mann schon erzählt habe und er Bescheid weiss, achte ich penibelst drauf alle "Hinweise" danach zu beseitigen... Ich lüfte sogar damit er nichts riecht! Ich sorge auch sehr gut dafür dass die Zutaten vielfach zuhause vorhanden sind. Es wäre für mich der Horror es mir mal nicht kochen zu können... So lebe ich seit JAHREN mit mal längeren mal kürzeren Unterbrechungen.


    Ich könnte mir schon vorstellen meine Ernährung umzustellen, wenn es sein muss mit professioneller Hilfe, ich habe es ja schliesslich öfter gemacht. Es war aber nie von Dauer. Deswegen habe ich eine totale Panik vor dem Versagen, dem Rückfall...


    Was habe ich nur für eine Essstörung? Hat jemand von euch so was in der Form schon mal gehabt? Ich komme mir vor wie ein Ungeheuer, wer macht denn so was...


    Gespannt auf Antworten,


    Ella.

  • Moin Ella,


    zuerst kam mir der Gedanke das es ja wie ein "fressanfall" klingt, nur die Tatsache das es für dich immer genau die gleichen Zutaten sein müssen die du in solch großer Menge zwanghaft isst läßt mich an etwas anderes denken.


    Nudeln -> Weizen (& Ei)
    Schinken(Kochschinken) -> gekocht & gepökeltes Schweinefleisch
    Sahne & Creme Fraiche -> hoher Milchfettanteil (dämpft Allergische Symptome, guter Geschmacksträger)


    Wenn du darüber Nachdenken müsstest auf welche Zutat du dabei am ehesten verzichten könntest, welche wäre das und welche dürfte absolut gar nicht fehlen?


    Könntest du dir z.B. vorstellen die Nudeln durch "Dinkelnudeln" zu ersetzen (Geschmacklich fast gleich)?
    Oder statt des Schinkens Zwiebel/Knoblauch, Kräuter oder Gemüße zu nehmen?
    Joghurt oder saure Sahne statt Sahne/Creme fraiche zu nehmen?


    Unverträglichkeiten können einen manchmal richtiggehend "Süchtig" nach genau den Nahrungsmitteln machen die man eigentlich gar nicht Verträgt. Da dies besonders bei "Gluten" (Weizennudeln) oft vorkommen kann, würde ich dir empfehlen es zuerst mit dem Austausch der Nudeln zu Probieren. Und wenn es mit (hellen) Dinkelnudeln anders läuft solltest du Glutenunverträglichkeit abklären lassen.
    Das vertrackte bei Glutenunverträglichkeit ist das sie zwar bei vielen Menschen zu einem Gewichtsverlust führt, aber bei manchen eben genau zum Gegenteil: Heißhunger auf Glutenhaltiges und Gewichtszunahme sind dann sehr massiv. Und was ebenso wichtig ist, bei diesen Menschen fehlen oft die Hauptsymptome einer Glutenunverträglichkeit, sie läßt sich aber im Test nachweisen.


    Liebe Grüße,
    Cailly *die erstmal mit dem Angefangen hat wovon sie selbst am meisten gelesen hat*

  • Wie ist es denn, wenn ihr zusammen z. B. im Urlaub seid und du daher nicht unbeobachtet bist und dir keine Nudeln kochen kannst? Kommst du damit gut klar oder denkst du ständig an die Nudeln?

    Oder wenn dein Mann zu Hause ist (er wird ja nicht 7 Tage in der Woche bis Mitternacht arbeiten)? Fällt es dir schwer, "normal" zu essen, wenn jemand in der Nähe ist und wartest du nur auf die Gelegenheit, damit du endlich allein bist?

    Liebe Grüße von Meryem und dem Tiger-Trio
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    Ich bin nicht dick, ich habe nur mehr erotische Nutzfläche!


  • Hallo Cailly,


    die gleiche Zeiten ergeben sich einfach dadurch dass ich zu den gleichen Zeiten immer alleine bin.


    Die Zutat auf die ich verzichten könnte sind lustigerweise die Nudeln! Ich habe mir auch schon dieses Gericht mit Kartoffeln und Blumenkohl gemacht, oder Gnocchi, auch mit Vollkornnudeln... Das es meistens Nudeln sind liegt eher daran dass man sie nicht schälen muss (Kartoffeln schon)... geht einfach schneller. Ansonsten könnte ich aber auch dieses Gericht immer nur mit Kartoffeln essen.


    Die Sahne könnte ich auch weglassen, mache ich sogar manchmal. Ersetze sie durch Milch.


    Worauf ich gar nicht verzichten kann ist die Kombination aus dem in Butter gebratenem leicht angebranntem Kochschinken mit der Creme Fraiche abgelöscht... darum gehts! Dieser weiche leicht säuerliche Geschmack... Deswegen könnte ich weder auf Schinken noch auf Creme Fraiche verzichten...


    Hat das vielleicht mit irgendeiner Unverträglichkeit zu tun?


    Vielen Dank,


    Ella.

  • Wie ist es denn, wenn ihr zusammen z. B. im Urlaub seid und du daher nicht unbeobachtet bist und dir keine Nudeln kochen kannst? Kommst du damit gut klar oder denkst du ständig an die Nudeln?

    Oder wenn dein Mann zu Hause ist (er wird ja nicht 7 Tage in der Woche bis Mitternacht arbeiten)? Fällt es dir schwer, "normal" zu essen, wenn jemand in der Nähe ist und wartest du nur auf die Gelegenheit, damit du endlich allein bist?


    Hallo Gloriaviktoria,


    es fällt mir nicht schwer dann normal zu essen, es liegt aber daran dass ich immer genau weiss wann ich wieder mir mein Essen machen kann. Ich weiss es hat ein Ende. Ausserdem mache ich es mir dann manchmal trotzdem, nur nicht in solchen Mengen...


    Gruss,


    Ella.


  • Worauf ich gar nicht verzichten kann ist die Kombination aus dem in Butter gebratenem leicht angebranntem Kochschinken mit der Creme Fraiche abgelöscht... darum gehts! Dieser weiche leicht säuerliche Geschmack... Deswegen könnte ich weder auf Schinken noch auf Creme Fraiche verzichten...


    Hat das vielleicht mit irgendeiner Unverträglichkeit zu tun?


    Moin Ella,


    nun dazu weiß ich absolut keine Unverträglichkeit....:confused:


    Deshalb fällt mir eine andere Fragestellung auf:
    Wie fühlst du dich genau in dem Moment wo du es isst (und auch noch genießen kannst)?


    Liebe Grüße,
    Cailly


  • Ich fühle mich herrlich... ich geniesse den Geschmack sehr. Es ist für mich wie eine Art von Belohnung, als hätte ich es verdient mir so was leckeres in solchen Mengen zu gönnen. Es ist mein geheimes Geschenk an mich selbst. Das beste was ich mir antun kann.


    Das ist das Gefühl. Mein Kopf sagt natürlich was anderes, er ist nur in dem Moment viel zu leise...


    Gruss,


    Ella.

  • Hört sich für mich mehr nach einer Zwangserkrankung an, als nach einer Essstörung. Kann mich natürlich auch irren!

    Was würde denn passieren, wenn Du Dir das kochen willst und kein Schinken da ist? Würdest Du Panik bekommen und in den nächsten Laden laufen?

    Wie verhällt es sich sonst den ganzen Tag über? Musst Du oft an diesen Geschmack und das Gefühl denken, oder kommt spontan ein Ruck und Du legst los zu kochen?

    Im allgemeinen sind ja die Wasch oder Kontrollzwänge recht bekannt. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, das es sich auch so äußern kann wie Du es beschrieben hast.

    Der Verstand kann uns sagen was wir unterlassen sollen, aber das Herz kann uns sagen was wir tun müssen.

  • Hallo,
    irgentwie kommt mir die Geschichte bekannt vor.Ich greife zwar nicht zu Nudeln,aber,immer wenn ich mich einsam fühle,dann stopfe ich mich voll mit Süssigkeiten.Ich glaube,dass das bei mir etwas wie einen Ersatz darstellt,weil zB mein Freund oder mein Sohn nicht da sind.Ich bin zwar auch gerne mal alleine,aber besonders abends,macht es mir sehr viel aus,wenn niemand da ist.
    Ich weiss ja nicht,ob es bei dir das gleich ist,aber mich macht das auch fertig,dass ich es nicht fertigbringe,mich zu beherrschen.Deshalb bin ich halt oft auf Internet,wenn ich alleine bin abends.Es hilft etwas,aber noch nicht,wie ich es möchte.
    Viele liebe Grüsse
    Annette:)

  • Hallo,
    ich habe mal gelesen das der Griff zu immer gleichen Nahrungsmitteln im unterbewusstsein eine große Bedeutung hat. In dem Buch war beispielsweiße von einer Frau die rede, sie war 25 und immer wenn sie alleine war und es ihr langweilig wurde machte sie sich Kartoffelklöße und Rotkraut. Sie wollte nichts anderes und wenn sie es 10 Tage nacheinander essen musste. Sie behauptet es sei ihr Lieblingsessen. Es stellte sich jedoch heraus das es ein klammern an die Mutter war die früher sehr oft Kartoffelkloße mit Rotkraut machte, sie vermisste unterbewusst ihre Mutter die in eine andere Stadt gezogen ist, fühlt sich einsam und tröstet sich mit dem Essen das die Mutter immer für sie gekocht hatte.

    Denk mal drüber nach ob es bei dir solche zusammenhänge geben könnte.

    Liebe Grüße mypowervoice

  • Hi!


    Fressanfälle, wie Du sie schilderst, sind eigentlich Binge Eating Disorder - allerdings wäre mir neu, dass man da wirklich Wahl auf die Zutaten legt (einerseits weiß ich ja selbst dass man möglichst alles in sich reinstopft; andererseits sind Deine Fressanfälle atypisch...).


    Allerdings treten zusammen mit Essstörungen (man spricht von Komorbidität) oftmals Depressionen und Zwangs- oder Angststörungen auf - bei Dir liegt, da Du immer die gleichen Zutaten brauchst, sehr eindeutig ein Zwang vor.


    Nicht böse gemeint, aber ich würde Dir raten, Dir psychologische Hilfe zu suchen.
    ich selbst war gestern in einer Ambulanz für Essstörungen (habe Binge Eating komorbide mit chronischen Depressionen und Ängsten) und werde im Sommer eine Therapie machen - ich bin jetzt schon überzeugt, dass mir das helfen kann...


    LG

    Selbständig mit einem auch auf dicke Menschen spezialisierten Reisebüro, fragt mir gerne Löcher in den Bauch :)

  • Danke mypowervoice - aber ich glaube, Glück brauche ich weniger als Kraft:o solche Therapien sind sicherlich sehr anstrengend und aufreibend:o

    Selbständig mit einem auch auf dicke Menschen spezialisierten Reisebüro, fragt mir gerne Löcher in den Bauch :)

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