Wie kann ich meiner uneinsichtigen Mutter helfen?

  • Hallo, allerseits!


    Ich hoffe, dass ich hier richtig bin - die Forenbeschreibung schien am passigsten, falls nicht, bitte sagt mir, wo ich schreiben kann.


    Ich bin selbst nicht dick (als Angehörige hoffentlich trotdzem willkommen? ;)), aber habe eine Mutter, die durch Medikamente (u.a. Cortison und Antidepressiva) inzwischen
    sehr zugenommen hat - ich würde sie dennoch eher als mollig bezeichnen, zudem hat sie das "Glück", dass ihre Röllchen sich eher vorne sammeln und sie nicht sehr in die Breite geht. Ich finde sie mit der Figur also auch ganz hübsch und sage ihr das auch - sie hat quasi die ideale Korsettfigur und könnte einiges aus sich machen. :)


    Sie mag sich aber nicht. Sie hatte vor ihrer Medikamentenkarriere ein für sie persönlich fast ideales Gewicht erreicht, nachdem sie vorher bereits ein wenig moppelig war - klar, dass es frustriert, wenn man kurz nach einem solchen Erfolg wieder zulegt und vor allem nichts wirklich dagegen unternehmen kann.


    Im moment ist sie arbeitslos, gerade geworden - vorher hatte sie (alleinerziehend) sehr viel gearbeitet und sich dabei auch ein Essverhalten angewöhnt, dass nicht sehr gesund war. Sie hat tagsüber kaum was gegessen, morgens nen Kaffee, auf der Arbeit meist nichts und dann abends ein normales Essen und im Anschluss meist Knabbereien.
    Jetzt, wo sie arbeitslos ist, ist sie jeden Tag ab 6h morgens bei meinem Opa, kocht für ihn und meinen Onkel (down-syndrom) und hat eigentlich Spaß daran, dort zu sein, weshalb sie meist auch erst abends wiederkommt. Dennoch kommt sie, wie sie sagt, nicht zur Ruhe um mal für sich selbst etwas zu tun - darunter fiele es auch, einmal ganz vernünftig zu essen oder sich einen Abnehmplan im Rahmen der Möglichkeiten zu schaffen.


    Sie verdrängt ein wenig ihre Krankheit und auch die Nebenwirkungen der Medikamente..sie isst sehr moderat, teilweise viel zu wenig/zu selten/zu ungesund und erhofft sich dadurch, noch wenigstens ein paar Pfunde zu verlieren. Ich denke, dass es schon eine Essstörung ist - manchmal (und leider immer öfter) isst sie gar nichts..


    Ich rede dann immer mit ihr und erkläre ihr wie einem Kleinkind, dass man bei Cortison selbst bei einer Nulldiät noch zunehmen kann - sie zeigt sich dann einsichtig und gibt mir recht, sagt, dass sie wieder normal essen werde. Nur um am nächsten Tag wieder zu verkünden, dass sie heute nichts isst, weil sie abnehmen will.


    Ich muss zugeben, meine Geduld ist ein wenig am ende. Sie macht schon eine Theraphie, um mit ihrer Krankheit umzugehen zu lernen, ihr Essverhalten war aber noch nicht Thema und wird es wohl auch erstmal nicht werden, da viele andere Dinge zuerst besprochen werden müssen.
    Bald hat sie einen Lehrgang, der sie jeden Tag zehn Stunden unterwegs sein lässt - als ich neulich Brotdosen aussortierte, meinte sie, dass sie ja keine mehr bräuchte. Auf den Lehrgang angesprochen sagte sie bereits jetzt, dass sie dort nichts essen werde.


    Sie kauft sich aus Unzufriedenheit mit sich selbst viel zu viele, billige halbwegs passende Kleidungsstücke, nur um sie dann im Schrank zu verstauen und weiter zu schmollen, dass ihr nichts passt - sie will sich keine hochwertige Kleidung kaufen, da sie immer noch der festen Überzeugung ist, dass sie bald abnehmen werde und kauft daher nur billige Stücke, die ihr weniger schmeicheln als es ein etwas edleres Teil sicherich täte.


    Mir tut das alles so leid, nur weiß ich nicht, wie ich ihr noch helfen kann...ich versuche ihr nur immer wieder klar zu machen, dass sie nicht mit Hungern gegen ihr Gewicht kämpfen kann, höchstens könnte sie durch Sport dafür sorgen, dass sie ein wenig straffer und fitter würde..aber dazu kann sie sich nicht begeistern.
    Sie ist einfach sehr fahrig, nie bei der Sache - wenn ich ihr etwas erzähle, scheint die Wirkung nach einem Tag verpufft zu sein. Und das empfinde ich als Kampf gegen Windmühlen...


    Zudem verschiebt sie alles, was sie in ihrem sozial weiterbringen könnte weit nach hinten - so wollten wir schon lange mal für sie eine Kontaktanzeige aufgeben, aber sie will immer noch damit warten "bis sie nicht mehr dick ist". Das wird aber gemäß Tablettenplan noch lange der Fall sein. :(


    Habt ihr eine Idee, wie ich sie darin unterstützen kann, sich mit ihrem Gewicht, dass sie ja dank der Tabletten noch länger haben wird, anzufreunden? Oder auch wie ich sie von dieser verflixten Angewohnheit, jeden zweiten Tag nichts essen zu wollen, bis abends dann der Hunger durchbricht und sie stopfen lässt, abbringen kann?


    Viele Grüße,


    danseusenoire

  • Hallo Danseuse


    Zunächst mal ist es toll, dass du dich für deine Mutter derart einsetzt.
    Aber ich füchte du wirst wenig Chancen haben an ihrem Selbstwertgefühl etwas zu ändern zumal du ja auch "nur" das Kind bist. Wie du ja selbst sagt scheint sie dir nicht zuzuhören oder wirklcih zu verstehen was du ihr sagst.
    Die einzige Möglichkeit an sie heranzukommen ist wohl die Therapie von der du auch gesprochen hast. Hier hast du natürlich keinen Einfluss darauf was wann und wie besprochen wird, kannst aber sicherlich in einem Gespräch mit dem Therapeuten deine Besorgnis zum Ausdruck bringen, und vielleicht wird dann auch dieses Thema einmal in einer Sitzung angesprochen.
    Ich fürchte deine Mutter wird kein offenes Ohr haben für medizinische Hintergründe warum und wieso die von ihr eingeschlagene Richtung eine Schlechte ist und sie sich z.B. durch Nulldiäten ihren Grundumsatz an Energieverbrauch ruiniert.
    Vielleicht hast du die Möglichkeit mit ihrem behandelnden Arzt einmal darüber zu sprechen und ihn möglicherweise dazu bewegen sich einmal die Ernährungsweise deiner Mutter genauer zu besehen ?


    Es tut mir leid dass mir nicht mehr dazu einfällt, wünsche dir und deiner Mutter aber viel Glück dabei dieses Problem zu meistern.


    Grüße


    Pb

  • Ich denke auch das du mit dem behandelnden Arzt sprechen solltest. Hat deine Mutter ne beste freundin die vielleicht besser an sie rankommt.


    ich finde es auch total super das du dir so solle Gedanken um deine Mutter machst. Es ist bewunderntswerd das du dich so um sie kümmerst und dir so viele Gedanken machst.

    Drücke euch die Daumen und hoffe das ihr es beide schafft.

    Es hört sich jetzt egoistisch an, aber vergiss bei all den Sorgen um deine Mutter, dein eigenes Leben nicht!!!

  • hallo danseusenoire,


    hm vielleicht würd es ihr die Augen öffnen wenn sie mal von jemand der selbst mit den Folgen von Cortison-Nebenwirkungsfolgen und extremer folgereaktiver mangelernährung konfrontriert wird?


    Ich stell mich auch gern als Beispiel dafür zur Verfügung und selbst wenn es sie nicht so massiv treffen sollte - soll sie sich wirklich gut überlegen das sie mit "hungern bei cortisoneinnahme mit Nebenwirkung gewichtszunahme" ihren Stoffwechsel auf JAHRE!!! hinaus kaputtmacht...
    Ich hab unter hochdosierter Cortisontherapie über wochen immer mehr zugenommen, dabei aber (auf ärztliche Empfehlung naja eigentlich war es schon massiver psychischer druck) immer weniger gegessen (sollte ja angeblich helfen die zunahme zu stoppen) und hab in den letzten 14 Tagen pro Tag nur einen Apfel & einen (natur) Joghurt gegessen und trotzdem 4 kilo in dieser Zeit zugenommen - danach bekam ich hier von vielen gesagt das ich meinen Körper damit kaputtmache und hab sowohl das Cortison abgesetzt, mir nen neuen Arzt gesucht und ja versucht wieder normaler zu essen - letzteres ging lange Zeit gar nicht...
    Dummerweise musste ich wegen dieser extremen Cortisonabsetzung häufig Antibiotika nehmen da ich durch die unmenge Cortison (bei mir war es echt viel zu hoch dosiert gewesen) meine Abwehr zerstört hatte und dadurch hab ich mir dann neben ner zerstörten Darmflora (e-Coli-Bakterienmangel) ein Reizdarmsyndrom eingehandelt bin seit 2 Jahren nicht mehr arbeitsfähig und hab massive Probs mit Anstrengungsasthma, Erschöpfung, usw....


    Mitlerweile kann ich zwar wieder einigermaßen "normal" (meist aber noch immer nur kleine portionen) essen aber durch die Magen-Darm Probleme gehts mir eben dauerhaft ziemlich mies.


    Gerade bei Cortisoneinnahme ist es sehr wichtig auf`s Essen zu achten - gerade auch auf möglichst "regelmäßiges" Essen.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Hallo danseusenoire


    für mich klingt das alles nach ziemlich viel Druck. Sie soll vernünftig essen, schlank werden, Kontakte knüpfen (Kontaktanzeige). Du schreibst sie macht eine Therapie in der Essen noch kein Thema ist. Ich habe zwei Therapien (erst stationär und im Anschluß ambulant) gemacht und Essen kam in der zweiten erst ganz zuletzt dran und das obwohl ich über 100 kg gewogen habe. Vieleicht sind andere Dinge für sie einfach erst einmal wichtiger.


    Ich glaube du meinst es gut mit deiner Mutter aber wenn ich sowetwas lese:

    Zitat

    Ich rede dann immer mit ihr und erkläre ihr wie einem Kleinkind,


    fühle ich mich sehr an den Umgang meines Bruders mit mir erinnert, der mir immer sagen wollte wie ich leben soll. Vieleicht ist sie einfach noch nicht soweit, sie hat wie es sich anhört viel zu verkraften und solange sie eine Therapie macht, solltest du ihr die Zeit lassen, auch wenn es schwer fällt.


    Denn im Prinzip weiß sie daß sie sie sich nicht richtig verhält (essenstechnisch), es ist eben nur sehr schwer etwas daran zu ändern.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • Für das Essensproblem habe ich auch keinen Rat anzubieten. aber das Problem sich nur billige Kleidung zukaufen kenne ich von meiner Mutter. Kannst du ihr nicht einfach was richtig gutes schenken und vielleicht in dem Outfit mit ihr ausgehen, vielleicht hilft das ja zumindest ein bißchen.

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich danke euch für eure Antworten, es ist lieb von euch, mir zu helfen! :)


    Also, der Reihe nach..


    ich werde auf jeden Fall versuchen, selbst an die Theapheutin heranzukommen. Ich wollte ohnehin mal mit ihr sprechen und habe mich gefragt, ob es nicht vielleicht ein wenig übertrieben ist, aber nach eurem Zuspruch (und an sich durch meine bereits unterschwellig vorhandene Überzeugung dazu) wohl doch recht sinnvoll, in meinen Augen.
    Schade nur, dass die Therapheutin eine halbe Stunde Bahnfahrt entfernt ist, da übelegt man ja doch viel länger hin und her als man es beim Arzt um die Ecke so tun würde.



    Unseren Hausarzt wollte ich darauf auch mal ansprechen, aber den kann man, getrost gesagt, vergessen. Es ist für ihn schon eine Leistung, wenn er unsere Karteien findet..


    Für die medizinischen Hintergründe hat sie im Gegenteil ein sehr offenes Ohr und sie weiß auch, was für einen miserablen Effekt Hungern auf den Körper hat - theoretisch ist ihr Wissen darüber also vorhanden, nur praktisch hat sie halt irgendwo nen kleinen Haken, der sie daran hindert, ihre Abnehmversuche zu unterbinden. Ich würde genau diesen haken gerne umlegen - aber, wie gesagt, dafür ist der Hinweis mit der Therapheutin gar nicht schlecht. :)


    Eine Freundin hat meine Mutter leider nicht, klar, einen gtuen Freund, aber der ist für sowas eher nicht zuständig und würde da wohl auch nichts bewirken können..sicher, er versucht ihr bereits jetzt zu helfen (und hat sie auch früher, als sie sich im Job aufgerieben hat, ebenso wie wir alle davon zu überzeugen versucht, dass SIE für SICH lebt und nicht für den Job - ähnlich ist es auch jetzt), aber ran kommen wir alle nicht an sie. Zumindest nicht bis an den Haken.
    Sie hat im Rahmen ihres Jobs auch andere Freundschaften schleifen lassen und steht jetzt quasi ohne da..gut, sie hatte auch voher nicht viele Freunde, aber sie pflegt ihre Freundschaften einfach nicht. Z.B. hat sie die Mutter einer ehemaligen Freundin von mir bereits mehrfach zum Kaffee eingeladen und sie nimmt sich nie die Zeit heraus - dafür sitzt sie abends am PC und spielt Online-Spiele.

    Ich denke, sie ist einfach sehr fertig - es stimmt auch, ein gewisser Druck ist schon auf ihr, aber den macht sie sich auch sehr stark selbst, sie ist sehr perfektionistisch. Es verlangt niemand von ihr abzunehmen, vernünftig zu essen soll ja auch nicht von 0 auf 100 kommen, aber eine Umstellung sich eben anbahnen, zumindest im Kopf..eine Kontaktanzeige war auch nicht unsere Idee - wir zwingen sie zu nichts, wir wollen nur, dass sie das, was sie möchte erreicht und versuchen sie zu unterstützen..es wäre so einfach, wenn sie in manchen bereichen fünf gerade sein lassen könnte, aber ich glaube, sie verdrängt einfach ihre Probleme indem sie in anderen Bereichen 120% leisten will. :/


    Ich denke nicht, dass ich mein eigenes Leben hinten an stelle, mit 16,17 hatte ich so eine Phase in der ich wegen ihrer Depressionen und des Worcaholic-tums sehr fertig war, aber das hat sich wesentlich entspannt - ich versuche momentan eigentlich eher den Weg des "positiven Vorlebens" zu gehen und selbst ein fröhlicher, positiver Mensch zu sein, der das Leben genießt (was ich an sich auch bin) - auch in der Hoffnung, dass sie irgendwie mitgerissen wird. Ich nehme ihr auch viel Arbeit ab, damit sie mehr Freiheit für sich hat und außerdem wohne ich hier ja quasi umsonst, da kann ich auch den Haushalt schmeißen..vllt hilft es ja, damit sie zu sich selbst findet, denn ich glaube DANN wären ihre Probleme weitestgehend gelöst...


    Mendi, ich meinte meine Aussage mit dem Kleinkind nicht so böse, wie es vllt rüber gekommen ist...ich kenne das Problem auch von de anderen Seite, ich war selbst jahrelang depressiv (inzwischen geht es mir fantastisch) und habe mir anhören müssen, wie leicht es doch wäre, einfach gut drauf zu sein, es hat in etwa gleich viel gebracht wie meine Apelle an Maman. Ich weiß insofern auch nicht, wie ich meine Kommentare einschränken soll, es überkommt mich einfach - und irgendwie nimmt sie die Rolle des Kleinkindes auch tatsächich an, sie lässt sich von mir gesenkten Hauptes belehren, als wäre ich die Mutter...es ist schon fies, was so ein psychischer Knacks auslösen kann..


    Aber Du hast recht, vllt sollte ich einfach versuchen, weniger auf sie einzureden - wirklich eher den Weg über die Therapheutin gehen, weiter vorleben, wie lecker gesund essen sein kann...es ist nur so schwer, loszulassen - auch wenn es um Eltern geht.


    Ich habe wirklich die Hoffnung, dass sie es bald schafft, mit sich vernünftiger umzugehen - ich habe ein wenig Angst, dass sie, wenn ich ausziehe (was aber frühestens in einem halben Jahr der Fall sein wird) einen Rückfall hat oder weniger auf sich acht gibt.


    Caily, was Dir passiert ist tut mir leid..ich habe selbst ziemlich oft Darmprobleme und kann mir vorstellen, dass deine Lage nicht angenehm ist. :( Aber einen Kontakt quasi als Negativbeispiel zu vermitteln..ich weiß nicht, ich denke, das hätte einen ähnlilchen Effekt, wie meine Berechnungen, was sie sich mit Nulldiät antut..es wäre für sie sicherlich einen moment lang schlimm, dann wäre es wieder als abstrakt von sich geschoben, da nicht sie selbst. Vllt muss sie, so doof es klingt, wirklich selbst erste Problemanzeichen bei sich finden, um wach zu werden und zu begreifen, dass auch ihr so etwas passieren kann..


    Die Idee, ihr etwas hübsches zum Anziehen zu schenken habe ich auch schon länger, das Ausgehen danach wäre eine schöne Addition dazu! Vllt noch ein wenig mit Typberatung quasi, sie geenrell hübsch machen (sie lässt sich ja auch nicht wirklich gehen, aber tut nicht so viel für sich, wie sie könnte) und dann positive Erfahrungen sammeln...ich versuche das mal! :)


    Vielen Dank nochmal für eure lieben Vorschläge!


    Viele Grüße,


    die danseusenoire

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