Heinz Erhardt...

  • Ritter Fips und die Diät


    Des edlen Ritter Fips Bestreben
    ging dahin, streng diät zu leben,
    denn er entdeckte dies: stieg ganz er
    vom Kopf bis Fuß in seinen Panzer,
    nachdem er aß, was sie ihm brieten,
    dann platzte er aus allen Nieten.
    Deshalb genoß er ohne frohes
    Gefühl Gemüse - und zwar rohes.


    Wie floß das Wasser ihm zusamm'
    im Mund, sah er ein fettes Lamm !
    An Suppen dacht er mit App'tit,
    die er, genau wie Pudding, mied.


    Jedoch, durch den Entzug des Fetts,
    der Karbonaden und Kotletts
    geriet gar bald in Harnisch er -
    und siehe, plötzlich paßte der !


    Schlußfolgerung:
    Den Harnisch schafft der kluge Mann
    sich gleich 'ne Nummer größer an.

  • Schön, mal was von Heinz Erhardt hier zu lesen! Den finde ich einfach klasse!


    Ach, ein Unglück ohne Frage
    ist das Essen, doch bei Tage
    kann der Mensch nicht ohne dem
    sein, und das ist unbequem.
    Durch des Mundes enge Schleuse
    zwängt mit Mühe man die Speise,
    bis sie - klein und weich zerlutscht -
    tiefer in den Magen rutscht.
    Bald bemerkt man, nicht erheitert,
    daß der Bauch sich stark erweitert,
    und mit sauerem Gesicht
    stellt man fest, daß das Gewicht
    sich bedenklich hat verschoben
    und zwar leidergotts nach oben.

    Moral:
    Alles im Leben geht natürlich zu, nur die Hose
    geht natürlich nicht zu!


    Kommt mir irgendwie bekannt vor....Alternative: Gummizug...:D

    Liebe Grüße
    Yanced

  • Für mich eines der schönsten Gedichte von dem großen Heinz Ehrhardt:


    Das Pechmariechen


    Zu Ostern in Hersfeld die Mutter spricht:
    "Bald ist es Zeit für das Festtagsgericht!
    Drum gehe, Mariechen, hinab in den Keller
    und fülle mit Sauerkraut hier diesen Teller."


    "O Mutter, o Mutter, mir träumte neulich
    von einem Mann - der Mann war abscheulich..!
    Ach, lass uns den Keller vergessen:
    wolln wir was anderes essen!"


    "Mein Kind, mein Kind, ich seh es genau:
    du kommst in die Jahre, wirst langsam Frau,
    siehst überall Männer, die lauern -
    geh, hol von dem Kraut, von dem sauern!"


    Mariechen tut es - sie schreitet hinab,
    hinab in den Keller, der finster wie's Grab- !
    Hier füllt sie den Teller, den Teller vom Blech - -
    doch solang sie auch füllt, 's kommt kein Mann!
    So'n Pech!
    (Darum: Pechmariechen!)



    Ich könnte diesem genialen Menschen stundenlang zu hören!

  • Heinz Erhardt mag ich auch sehr gerne. Liegt auch daran, dass mein Vater immer gerne "Die Made", "Der Fischer" oder das Gedicht vom Kabeljau aufsagt. Als er noch als Lehrer am Gymnasium war, haben machmal Abschlussklassen bei ihrem Abiball extra darum gebeten: "Herr Baumann, erzählen Sie doch nochmal das Gedicht von der Made!!!"


    Ich selbst mag die Gedichte nicht nur als nette Kindheitserinnerung, sondern auch für ihren manchmal kritischen Ansatz, der oft hinter dem Humor verschwindet. So habe ich vor Jahren mal bei der Gestaltung eines Programmteils unserer Schulweihnachtsfeier durchgesetzt, neben den 08/15 Weihnachtstexten auch Erhardts Weihnachtgedicht aus dem 2. Weltkrieg vorzutragen.

    Weihnachten 1944 (Als ich keinen Urlaub bekam)
    Wenn es in der Welt dezembert
    und der Mond wie ein Kamembert
    gelblich rund, mit etwas Schimmel
    angetan, am Winterhimmel
    heimwärts zu den Seinen irrt
    und der Tag stets kürzer wird -
    sozusagen wird zum Kurztag -
    hat das Christkindlein Geburtstag !
    Ach, wie ist man dann vergnügt,
    wenn man einen Urlaub kriegt.
    Andrerseits, wie ist man traurig,
    wenn es heißt: "Nein, da bedaur ich !"
    Also greift man dann entweder
    zu dem Blei oder der Feder
    und schreibt schleunigst auf Papier
    ein Gedicht, wie dieses hier:


    Die Berge, die Meere, den Geist und das Leben
    hat Gott zum Geschenk uns gemacht;
    doch uns auch den Frieden, den Frieden zu geben,
    das hat er nicht fertiggebracht !
    Wir tasten und irren, vergehen und werden,
    wir kämpfen mal so und mal so ...
    Vielleicht gibt's doch richtigen Frieden auf Erden ?
    Vielleicht grade jetzt ? - - Aber wo ? ...


    Zeigt, dass Erhardt mehr draufhatte, als nur lustig zu sein, aber er war auch nicht verbittert.

    Für Leute, die ständig zu viele Worte und viel Tamtam um alles machen und jene, die einem Poesiealben unterschoben, habe ich mehrmals folgendes Kurzgedicht angebracht:
    In nur vier Zeilen was zu sagen,
    erscheint zwar leicht; doch es ist schwer!
    Man braucht ja nur mal nachzuschlagen:
    die meisten Dichter brauchen mehr....

    Tja, bevor man mir nun vorwerfen kann, ich hätte mich auf 4 Zeilen beschränken sollen, höre ich auf ;)

  • Heinz ist einfach nur klasse. Meine beiden Lieblingsgedichte sind (ich hoffe, ich krieg die jetzt noch richtig zusammen, das Buch steht bei meinen Eltern):


    Vom alten Fritz
    Vom alten Fritz, dem Preußenkönig,
    weiß man zwar viel,
    doch viel zu wenig.
    So ist es einigen auch nicht bekannt,
    daß er die Bratkartoffeln erfand
    und darum heißen sie auch heute noch,
    das ist kein Witz:
    Pommes Frites.


    Und hier mein absoluter Liebling:


    DAS UNWETTER


    Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
    in dumpfer Stube versammelt sind.


    s'ist Mittwoch.
    Da hört man von fern ein leises Grollen,
    Mond und Sterne verhüllen sich in schwarzen,
    feuchten Wolkenschleiern,
    Blitze leuchten!
    Und es sind versammelt in dumpfer Stube
    Urahne, Großmutter, Mutter und Bube.


    Es heult der Sturm,
    es schwankt die Mauer,
    der Regen prasselt,
    die Milch wird sauer
    und in dumpfer Stube
    (Man weiß das schon)
    sind Urahne, Großmutter, Mutter und Sohn.


    Ein furchtbarer Krach,
    ein Blitz schlägt ein,
    der Urahne hört was und sagt: "Herein!"


    Die dumpfe Stube entflammt und verglimmt,
    mit Urhammel, Großbutter, Butter und Zimt.
    :D

  • mit Augenzwinkern ...*gg*


    ;)


    einer der genialsten Humoristen...hier mein Lieblingsgedicht:


    Der Einsame


    Einsam irr' ich durch die Gassen,
    durch den Regen, durch die Nacht.
    Warum hast du mich verlassen,
    warum hast du das gemacht?
    Nichts bleibt mir, als micht zu grämen!
    Gestern sprang ich in den Bach,
    um das Leben mir zu nehmen;
    doch der Bach war viel zu flach.


    Einsam irr' ich durch den Regen,
    und ganz feucht ist mein Gesicht
    nicht allein des Regens wegen,
    nein, davon alleine nicht.
    Wo bleibt Tod in schwarzem Kleide?
    Wo bleibt Tod und tötet mich?
    Oder besser noch: uns beide?


    Oder besser: erst mal dich?

  • Queen, die "Herr K."-Texte habe ich im Deutschunterrricht immer sehr gemocht. Der in Deiner autosignatur war mir immer der liebste.


    Danke, dass Du mich daran erinnert hast, dass ich mir schon lange mal das Buch besorgen wollte.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!