Wie reagiert die Umwelt

  • Hallo Vaja und andere,

    Da unser einer Threa so arg lang wird, fange ich anhand von vajas letztem Beitrag einen neuen Thread an, dait auch andere sich wieder "trauen" einzusteigen. Mir geht es so, daß wenn ein thread schon 2 Seiten hat, dann hab ich keine Lust mehr es zu lesen, obwohl es lesenswert ist ;)

    Aufhängen möchte ich es das Thema Eßstörung mal daran, wie denn die Familie und Umwelt reagiert.

    Zitat

    meine freunde und familie wissen , dass ich an bulimie lide.am anfang haben alle sehr unterschiedlich reagiert.meine sogenannten freunde haben sich schon dafür interessiert wie das so ist und warum ich immer breche.aber mit der zeit wurde ihnen dieses thema langweilih


    Als ich meinen besten Freunden davon erzählt habe, was große Bestürzung da. Bestürztung, weil ich 10 Jahre in einer großen WG mit meinen besten Freunden gelebt hatte und keiner hatte mich als "Eßgestörte" wahrgenommen. Ich wurde dicker .... ja .... aber das war doch meine Sache. Ich schien mich doch wohlzufühlen, war unternehmeungslustig, lachte viel, war bekannt wie ein bunter Hund etc.
    Ich hatte damals in meinem Innersten geglaubt, daß wenn sie WIRKLICH gute Freunde sind, sie doch merken MUESSEN, daß es mir schlecht geht. Heute habe ich begriffen, daß meine Freunde Menschen sind und keine Hellseher. Wenn ich schauspielere und mir fest vornehme, daß niemand meine Gefühlsituation mitkriegt, dann wird es auch keine mitkriegen und ich tue meinen Freunden Unrecht, wenn ich wütend bin, weil sie nichts merken.

    Bei einigen kam dann eine große Hilflosigkeit und die bitte, daß sie Zeit zum Nachdenken brauchen. Der Freund hat sich dann echt damit beschäftigt und immer, wenn er ein Verhalten von mir nicht versteht, dann spricht er mich darauf an und fragt mich, warum ich so regaiert habe. Es macht Spaß mich mit ihm auszutauschen´und zu sehen, welches verhalten auf meiner Eßstörung basiert und welches darauf, daß ich eine andere Sichtweise auf mein Leben habe.

    Und auch heute bei den Freunden, die ich erst NACH meinem Outing als Eßgestörte kennenlernte, ist meine Eßstörung immer wieder mal ein Thema. Wenn es gerade paßt, dann erzähle ich von mir oder hinterfrage das verhalten von anderen. Damit diese sich dann nicht angegriffen fühlen (weil das tuen die meisten), vergleiche ich es dann mit Fehlbverhalten, daß ich bei mir selber kenne und versuche es zu erklären und darüber komme ich immer wieder ins sehr interessante Gespräche.

    Wenn ich mit Menschen in einen ehrlichen Kontakt kommen möchte, dann muss ich immer etwas von mir selber preisgeben. Ansonsten sind es eben Bekanntschaften, die man auch braucht, die aber einen anderen Level haben.


    Zitat

    meine familie hat sehr betroffen reagiert.wollten helfen...waren aber auch völlig überfordert mit dieser krankheit.keiner wusste was das eigentlich wirklich ist.sie fingen an mich zu verstehen und merkten , dass ich nicht schauspielere sondern ernsthaft ein problem habe mit dem essen .


    Und wie ist es heute?
    Helfen sie?


    Sind sie Teil der Auslöser deiner Eßstörung?


    Meine Mutter hat sich bei mir einmal entschuldigt für die vielen Fehler die sie in der Erziehung gemacht hat und als wir uns in den Armen lagen sagte sie, daß ich ihr glauben muss, daß sie es zu dem jeweiligen Zeitpunkt nie besser gewußt hat.


    Kinder verzeihen ihren Eltern sehr viel Fehlverhalten, weil sie geliebt werden wollen. Ich habe meinen Eltern verziehen. Als junge Erwachsene, gab ich immer ihnen die Schuld. Aber sie trifft keine Schuld (es gibt Fälle, wo das eindeutig anders ist ... etwa Mißbrauch ... aber eben nicht bei mir).

    Sie haben 2 schwere Hindernisse in ihrem Leben bekommen: das Überleben des zweiten WK und der Tod des gemeinsamen Sohnes.
    Sie waren überfordert und die Fehler die daraus in meiner Erziehung entstanden sind, kann ich verzeihen. Ich könnte nicht verzeihen, wenn sie nach all den Jahren sagen würden, daß sie immer alles richtig gemacht haben und ich doch spinne.
    Aber wir nehmen uns sehr sehr ernst und arbeiten an uns als Familie.

    Vaja, wie ist deine Beziehung zu deiner Familie?

    familiäre Grüße,
    Teichrose

  • Zitat

    Sie waren überfordert und die Fehler die daraus in meiner Erziehung entstanden sind, kann ich verzeihen. Ich könnte nicht verzeihen, wenn sie nach all den Jahren sagen würden, daß sie immer alles richtig gemacht haben und ich doch spinne.
    Aber wir nehmen uns sehr sehr ernst und arbeiten an uns als Familie.

    Das ist sehr viel. Und ich denke, damit sind die Voraussetzungen auch gegeben, als Familie wieder "zusammenzuwachsen" und das auch so zu empfinden.

    Was aber, wenn es nicht so ist? Wenn die Eltern (oder, wie in meinem Fall, die Mutter) nicht daran arbeiten wollen? Für sie ist alles richtig gelaufen in meiner Erziehung. Nur ich habe ihrer Ansicht nach die Fehler gemacht.:confused:

    Erst vor 2 Wochen hatten wir wieder eine dieser "netten" Diskussionen. In dieser hat sie meine Gefühle (!) als lächerlich und ungerechtfertigt bezeichnet, mich mit den Worten "rücksichtslos, unhöflich, überempfindlich und ichbezogen" beschrieben. Gut - ich lasse mir auch von anderen, mir nahestehenden Menschen Feedback geben und weiß daher, daß diese mich ganz und gar nicht so sehen - aber es tat trotzdem sehr weh.:(
    Einige Wochen vorher habe ich meine Mutter mal gefragt, ob sie eigentlich auch positive Eigenschaften an mir sieht - und sie konnte mir keine sagen.
    Ich weiß nicht, ob ihr das versteht - aber für mich macht das die Arbeit an mir ungleich schwerer, auch für mein Selbstwertgefühl ist die Ansicht meiner Mutter über mich nicht gerade förderlich. :rolleyes:

    Der Rest meiner Familie unterstützt mich, das ist ein großer Pluspunkt und darüber bin ich froh.

    Pandora

  • Hallo Pandora,
    ich denke einer der größten Denkfehler in unserer Gesellschaft an sich ist die "falsche" Annahme über die "mutter-rolle" - Jede Mutter liebt jedes ihrer Kinder - denn die Stimmt einfach nicht.
    Es gibt Mütter die wiedersprechen dieser Rolle - indem sie eins oder sogar alle ihre Kinder einfach "nicht lieben können" - warum auch immer....
    Und das schwierigste an der Sache ist, das es dem/den Kind/ern die nicht von ihren Müttern geliebt werden wahnsinnig schwerfällt diese Tatsache an zu nehmen - und vor allem auch An zu nehmen das es NICHT ihre Schuld ist das es so ist, sondern das es an der Mutter liegt.
    Wobei hier die Gesellschaft mit ihrem "Vorurteil" wirklich extrem hartnäckig ist - da wird dem betroffenen noch mehr das Gefühl vermittelt:
    Es kann nicht sein das eine Mutter ihr Kind nicht liebt, wenn doch muss es am Kind liegen - aber ganz ehrlich: das ist der größte Irrtum den es giebt!
    Sicher kann die Liebe einer Mutter zu Ihrem Kind bestimmte Krisen (wenn das Erwachsene Kind sich völlig gegen bestimmte "normalitäten benimmt" wie z.B. zum Mörder wird, oder zum Vergewaltiger) nicht überleben, aber ein KIND wird entweder geliebt oder nicht geliebt.
    Meine Mutter hat mich auch nie geliebt, sie hat mir oft genug gesagt das sie mich "nie gewollt hat" und mich auch NIE lieben wird - trotzdem habe ich gekämpft und hingenommen was sie mir antat weil ich auf ihre Liebe angewiesen war (und mich auch nicht zu wehren wusste!) ....
    Heute hab ich begriffen das ich diesen Kampf NIEMALS gewinnen konnte.
    Diese Erkenntniss tat sehr weh und tut immer noch weh, aber es hilft mir auch zu verstehen warum so vieles in meinem Leben schiefgelaufen ist.
    Gut ich habe was das betrifft auch das "glück" das meine Mutter tod ist - ich also nicht mehr mit ihrer "nicht liebe" konfrontiert werde.
    Aber es tut trotzdem weh mir klar zu machen das ich eben "nie" eine Mutter (im üblichen Sinne) hatte.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Zitat

    ob sie eigentlich auch positive Eigenschaften an mir sieht - und sie konnte mir keine sagen.


    also zu 100% WEISST du, daß diese "unfähigkeit" alleine an deiner mutter liegt. SIE weiss mit sicherheit nicht, wie sehr dich ihre einstellung verletzt. ich kann gut verstehen, daß solche äußerungen sich lähmend auswirken. es kommt ja immerhin von der eigenen mutter. um wieviel schwerer ist es sich dagegen zu arbeiten und auf sich zu vertrauen. die bande sind eben doch vorhanden.

    Pandora, schau dir immer wieder an, wie weit du es schon geschafft hast und was du dir schon alles erarbeitet hast. das leben deiner mutter kannst du nicht auch noch übernehmen und sie aus ihrem käfig befreien. das steht völlig außer frage.

    also mußt du sie darin und damit alleine lassen, sie würde dich ansonsten nur immer wieder "miss"brauchen.
    du bist eine tolle frau! geh weiter deinen weg :)

    Stöpsel

  • Hallo


    Es bringt mich wieder mal zum Heulen, dieses Thema, denn mit fehlender Mutterliebe kämpfe ich auch !!
    Da ich selber Mutter bin kann ich es noch weniger verstehen wie man seine Kinder nicht lieben kann, bzw. nur eines liebt.
    Als Grundschulkind habe ich Postkarten gesammelt und auch meine Karten zur Geburt zum Anschauen bekommen. Eine Karte war darunter, die ich immer und immer wieder anschauen mußte, weil das Bild von dem Baby in der Wiege vorne drauf so süß war, aber ich mußte auch den Text immer und immer wieder lesen: "Herzlichen Glückwunsch zur Geburt von U. auch wenn es eigentlich ein Junge werden sollte"
    Von dem Moment an fühlte ich mich ungeliebt und unerwünscht und ab dem Zeitpunkt viel es mir wie Schuppen aus den Haaren, der kleine Prinz der nach mir geboren wurde, DER war erwünscht und meine Eltern gaben ich nichtmal Mühe das zu verbergen......
    Ich war immer das Stiefkind, noch heute sprechen mich Nachbarn darauf an, alle haben es gewußt und mitbekommen.
    Zumal sich die Geschichte wiederholt, das Kind meines Bruders wird anders behandelt als meine Kinder, das fällt Außenstehenden auf und die ziehen den Vergleich zu früher........
    Meine Eltern hatten immer Bezeichnungen für mich, immer dieselben Worte:"dick, faul, dumm und gefräßig" titulierten sie mich.
    Der kleine Prinz wurde und wird bis heute bevorzugt und bekommt alles in den A.... gesteckt.
    Aus den vielen, kleinen Stichelein und Provokationen hauptsächlich auf meine Figur bezogen, weiß ich, das sie kein gutes Haar an mir finden, wie bei Pandora, ich fragte meine Mutter, ob ich ihr eigentlich irgenwas Recht machen könnte, als sie wieder mal am Meckern war und sie meinte, das hätte ich noch nie gemacht und werde ich wohl auch nicht mehr......
    Was will man dazu noch sagen ?


    Also ich kann Dich gut verstehen, Pandora, irgendwie ist es doch wichtig, das man das Gefühl hat das die Mutter einen schätzt, fehlt das Gefühl ist es so, als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen. Es ist eine Basis, genau wie das Gefühl geliebt zu werden. Außerdem habe ich inzwischen gelernt, das es keine schlechten oder schwierigen Kinder gibt, sondern das die Kinder das sind, was die Eltern aus ihnen machen, also kannst Du gar nichts falsch gemacht haben......sei Dir dessen bewußt, ich denke das weißt Du auch, aber zweifel nie daran !!!


    Cailly, ich empfinde dieses Nicht-geliebt werden so wie den sicheren Boden den man zum festen Stand im Leben braucht, den man aber nicht hat, der fehlt einfach. Klar, das dann auch viele Sachen falsch laufen im Leben, die können gar nicht richtig laufen......


    Ich weiß inzwichen auch wie Cailly das ich den Kampf um die Liebe nie gewinnen kann, das ich machen kann was ich will, ich habe eine bessere Schulbildung und Abschluß als der Prinz, habe 2 Ausbildungen mit 1 gemacht, der Prinz nur eine mit Hängen und Würgen, usw.
    Aber das war selbstverständlich, den Lob bekam er dann.
    Trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei das ich "kämpfe"......
    Ist der Tod der Mutter eine Erleichterung dabei ??
    Ich habe da schon mal gehört, habe aber Angst, das ich dann erst recht Probleme bekommen, weil ich dann doch ganz sicher weiß, das ich das was ich mein ganzes Leben suchte nie bekommen werde.....Ich meine, ich weiß es jetzt auch, aber dann ist es so endgültig, zumindest für dieses Leben....


    Ich weiß, das alles hängt vor allem am Gewicht, "mit dir muß man sich ja schämen", "was sollen die Leute denken, die denken noch ich (Mutter) ist schuld",.....usw.
    Ich entspreche nicht deren Norm (nur nicht auffallen oder anders sein).
    Ich weiß nun, ich hätte tun können was ich will, Bundeskanzlerin werden oder sonstwas, ich kann mir ihre Liebe nicht verdienen. Das habe ich inzwischen eingesehen, da sind alle Mühen umsonst.
    Es ist so schwer das einzusehen, weil es doch so elementar ist geliebt zu werden, vor allem von der eigenen Mutter.
    Wie oft spüre ich, das ich nur geduldet werde, man entwickelt irgendwann ein sehr feines Gespür ob und wann man erwünscht ist und wann die anderen lieber unter sich sind.
    Meine Familie lehnt mich ab, das ist klar und deutlich, auch für andere Außenstehende !!
    Meine Mutter gibt zu früher nicht alles richtig gemacht zu haben, meint aber so schlimm kann´s doch nicht gewesen sein, meine Gefühle werden auch immer als übertrieben dargestellt, darum habe ich wohl so lange gebraucht bis ich überhaupt eine Ahnung davon bekam, das ich sowas wie Gefühle hatte !! Lange Zeit konnte ich sie nur wegessen und war ganz überwältigt, als ich sie mal spürte.


    Es ist für mich schwer, meinen Eltern zu verzeihen, obwohl ich es gerne will und weil, das es für mich wichtig ist. Aber ich fühle mich nicht ernstgenommen, wie soll ich ihnen verzeihen wenn sie das was ich ihnen verzeihen will gar nicht wirklich wissen wollen ??
    Oder soll ich einfach so verzeihen ??


    Arbeiten will meine Familie nicht dran, das haben sie mir deutlich gezeigt. Sie geben mir das Gefühl selbst schuld zu sein und unfähig einfach eine Diät zu machen. Ich ernte nur Vorwürfe, verbale oder in Form von Blicken. Ich habe vor Jahren über eine Therapie versucht meine Familie / Mutter dazu zu bringen mir zuzuhören und mit mir zu reden, bin aber auf Ablehnung gestoßen, nach dem Motto, sieh zu wie du zurecht kommst, mach einfach eine Diät und sehe aus wie wir, dann ist alles in Ordnung !


    Das Gefühl von Wertlosigkeit ist ist auch so ein Ding, das ich mitgekommen habe.
    Meine Mutter hat kürzlich den Dachboden aufgeräumt und noch Koffer mit Kinderklamotten gefunden, Größen für Kinder von 5 -10 Jahren ungefähr. Diese Sachen waren von mir, an manche erinnerte ich mich sogar noch, ich bekam sie von Tanten und Omas zu Geburtstagen und Weihnachten. Die Sachen waren neu und ungetragen. Ich bekam damals immer abgetragege Sachen einer Nachbarin und die neuen Sachen durfte ich nur heimlich in einem speziellen Schrank meiner Mutter ansehen.
    Einmal in der 2. Klasse durfte ich einen Pulli den ich zum Geburtstag bekam in die Schule anziehen, EINEN TAG LANG, es wurde sogar ein Foto gemacht. Danach wurde der Pulli auch einkassiert, wie alles andere, später bekam ihn dann mein Bruder zum Geburtstag und durfte ihn gehalten.
    Ebenso war es mit einer Ladung Mädchenbücher aus den 70gern.
    Die bekam ich von Freundinnen zum Geburtstag und die wurden neu und ungelesen von mir weggepackt, wenn ich dann mal auf einen Geburtstag eingeladen war, wurden sie nach und nach wieder verschenkt......meine Geschenke einfach wieder weiterverschenkt........
    Ein Stapel von 7 Büchern war noch übrig, auch an diese erinnerte ich mich noch, ich habe sie immer heimlich aus dem Schrank meiner Mutter genommen und wie Schätze betrachtet und dann schnell wieder versteckt.
    Heute sind sowohl die Klamotten wie auch die Bücher unbrauchbar. Meine Mutter bat mich die Klamotten durchzugucken, ob noch was für meine Kinder dabei wäre, dann kamen die Sachen in den Kleidersack weil sowas keiner mehr trägt........die Klamotten die mir so wichtig waren, die ich als Kind soooo gerne getragen hätte, waren plötzlich wertlos......
    Ebenso die Bücher, die ich sooooo gerne gelesen hätte, an die ich so oft gedacht habe, nach denen ich richtig Sehnsucht hatte und auch Angst, das sie verschenkt würden, meine Schätze.
    Nun wollte meine Mutter, das MEINE Tochter sie verschenkt, wenn sie zu Geburtstagen eingeladen wird..........
    Diese alten Bücher kann man keinem mehr schenken, das sagte ich meiner Mutter und die Antwort war: "Was ?? Das tut mir jetzt aber weh, ich dachte damit könnte man noch was machen, ich hab sie so lange aufgehoben !"
    Da bin ich echt ausgeflippt, IHR tut das jetzt weh ??? Mir tut es seit 30 Jahren weh........!! Ich habe dann MEINE Bücher endlich an mich genommen, nach 30 Jahren und nun stehen sie in meinem Schrank und wenn sie nochmal einer liest, dann ich oder meine Tochter......(oder mein Sohn ??).


    Was sich damit sagen will ist, das plötzlich die Klamotten und die Bücher irgendwie wertlos für meine Mutter waren, ICH war es damals nicht wert genug diese neuen Sachen zu bekommen, nun können sie in den Müll.
    Deshalb fühle ich mich auch hauptsächlich wie ein gestrandeter Wal.........
    Es ist so lähmend, niemand interessiert sich in der Familie dafür, das jemand gestrandet ist und am Strand liegt und um Hilfe ruft......irgendwann ruft man nicht mehr......!!!


    Meine Kinder bekamen letztens Weihnachten Knete von meinen Eltern, als ich sie öffnete war sie grau und vertrocknet, die habe ICH mal als Kind bekommen....(standen noch meine Initialien drauf)....dann gab es noch ein paar Dias für einen Kinder-Diaprojektor, den wir gar nicht haben, auf die Frage an meine Mutter, was wir mit Märchendias sollen, die wir gar nicht anschauen können (auch 30 Jahre alt), meinte sie, egal hauptsache die Kinder haben was zum Auspacken, ich könnte die Sachen ja danach wieder wegnehmen.
    So geht das jedes Jahr.......ich habe jetzt "verboten" sowas zu schenken, was Neues oder nichts !


    Tut mir leid, es fliest gerade so aus mir raus, denn dieses Gefühl selber nichts wert zu sein und immer viel weniger wichtig zu sein als alle anderen verfolgt mich schon mein ganzes Leben.
    Ich schaffe es ja selber nicht, mich als wertvoll zu sehen.
    Ich weiß ich müsste es, schaffe es aber nicht.
    Die kürzlich geschehene Geschichte mit dem Dachboden hat es alles wieder deutlich gemacht und durch das Schreiben hier ist es aus mir rausgeflossen.
    Auch wenn´s vielleicht nicht hierher gehört, oder doch, ich weiß es nicht, ich habe es mir jetzt jedenfalls mal von der Seele geschrieben und vielleicht liest es ja mal einer.


    Wieder mal bis zur Erschöpfung geschrieben.......

  • Ulla, beim Lesen Deiner Geschichte kamen mir die Tränen.
    Lass Dich mal ganz fest in den Arm nehmen und drücken und lass Dir sagen:

    DU BIST EIN SEHR WERTVOLLER MENSCH!!!!

    Lieber Gruss

    Maxmama

    Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus.
    Flog durch die stillen Lande als flöge sie nach Haus.

  • Hallo Ulla,
    also weißt du so vieles was du geschrieben hast - ganz besonders das mit den Büchern aber auch Kleidung, Puppen, usw. - GESCHENKE die man von "Anderen" (ich meist von meiner Oma) bekam wurden weggenommen, verschenkt, kaputt-gemacht (bei mir die Bücher die ich las, in einem Jahr gab es ausser meinen Schulbüchern nur die Bibel die man mir nicht wegnahm und zerstört - so das ich mit knapp 8 Jahren die Bibel las - weil ich die Schulbücher schon 2x durch hatte....), die "passende Kleidung & Schuhe" wurden weg-gepackt und ich mußte die abgelegten kaputten und zu engen Klamotten vom Bruder (meiner ist 2 j älter) auftragen und meine Schuhe waren immer zu klein (sieht man meinen Füßen heute an).
    Aber weißt du was - dadurch das meine Mutter, die mich als Kind quälte auch wenn sie selten schlug (ich wurde überwiegend mit einsperren & hungern bestraft) Tod ist, brauche ich ihr nichts zu verzeihen und die für mich "offenen Fragen" hat sie schon längst beantwortet - als Kind wo sie mir immer wieder Vorwarf das sie "ein Mädchen - noch dazu so ein häßliches fettes monstrum wie ich es in ihren Augen war" NIEMALS wollte und auch Nie lieben würde.....ABER - heute weiß ich das ich NIE das war als was sie mich gesehen hat, denn sie sah mich wie sie mich sehen wollte - sie mußte mich so sehen damit sie mich nicht lieben brauchte....nur das ich ihr glaubte - das war fatal und hat mich in meinem ganzen bisherigen Leben geprägt.


    Wir können nur eins tun:
    In dem Wissen wie es sich anfühlt "ungeliebt zu sein" dafür zu Sorgen das unsere Kinder sich immer "geliebt fühlen".
    Und auch das "kind in uns" so zu lieben wie unsere Kinder.


    Cailly

  • Hallo Ulla


    Bin einfach nur geschockt ..Man was Eltern ..Warum um Himmels Willen schenken die deinen Kids nichts vernünftiges?? BEI MIR WAR ES SO das die Eltern geschieden waren und da ich ein lebhaftes Kind war ,kam ich ins Internat.Allerdings kam ich mit meiner Mutter dann ganz gut aus und glaube ,das sie mich schon liebte. Also im Gegensatz zu Dir habe ichs schon besser getroffen. Als Kind fühlte ich mich aber auch abgeschoben..Wäre lieber daheim gewesen, als im Internat.Habe mir geschworen ,das ich das meinen Kids nie antun werde ,Internat usw.und das halte ich auch.Nochmals auf Mutterliebe zu kommen,
    meine grosse Tochter hat eine Entwicklungsverzögerung ,sieht schlecht und hat auch Übergewicht..Worüber der Kinderarzt meckert. Im Gegensatz zu unseren anderen Kids ,ist sie immer benachteiligt ..Viele Menschen (Kinder) kommen mit ihrer Art nicht soo gut klar..Wir haben alles durch an Ärzten usw.und lassen sie so ,vor allen Dingen lieben wir sie so wie sie ist.. Es käme mir nie in den Sinn ,sie abzulehnen, nur weil sie nicht der kleine Sonnenschein ist (den die Umwelt immer erwartet).

    Ich wünsche Dir viel Kraft ,das mit deiner Familie weiter durchzustehen.
    Finde Du bist eine bemerkenswerte Frau.

    Grüsse v Lokerman .

  • Es ist ein Wahnsinn, wenn man hier liest, was manche Eltern ihren Kindern antuen. Ich fühlte mich auch von den Eltern ungeliebt - ich war nicht hübsch, pummelig, sehr unsicher und kein Junge. Ich habe mittlerweile mit diesem Lebensabschnitt im Großen und Ganzen abgeschnitten
    Was mich aber ganz sehr bewegt, ist meine eigene Unfähigkeit, meiner Tochter körperliche Liebe zu geben (ausreichend). Ich kenne körperliche Liebe aus dem Elternhaus nicht. Und mein Kind ist mir so furchtbar ähnlich vom Charakter. Als Kind wurde mir immer vermittelt, es sei meine Schuld, dass ich keine Liebe und Zuwendung bekam, ich bin es nicht wert geliebt zu werden. Und so etwas kann sich manifestieren, ich kämpfe immer noch damit. In meiner Tochter sehe ich mich wieder als Kind - ein ziemlicher Konflikt. Mein Vorteil ist, ich weiß um das Dilemma und kann etwas dagegen tun, was ich auch versuche.

    Auf die Reaktion des Umfeldes muss ich sagen, ich habe in den meisten Fällen Unverständnis udn Hilflosigkeit auf meine ES erhalten. Dieses Thema wird tot geschwiegen, weil die meisten damit nicht umgehen können.
    Ich glaube, wer es nicht selbst erlebt hat, kann das auch ganz schwer nachvollziehen, was da abgeht. Ich bin schon froh, dieses Forum gefunden zu haben, um auch mal Verständnis zu erfahren.

    Liebe Grüße blümel

  • Maxmama, vielen Dank für Deine lieben Worte, ich wollte doch keinen zum Weinen bringen...... ;)
    Cailly, wow, das es bei Dir auch so war, das mit Bibel und Schulbüchern hätte ich auch noch hinzufügen können......
    Du hast natürlich Recht, wir konnten nichts dafür, denn was Mütter uns sagen oder rüberbringen, das glauben wir. Und wenn sie uns das Gefühl geben nicht liebenswert zu sein, dann glauben wir das und leben auch so, behandeln uns so und das hat Folgen für das ganze Leben.
    Nur das hätte ich damals wissen müssen.....naja, wenigstens wissen wir´s jetzt, aber die alten Wunden tun doch immernoch weh, sonst wären wir doch nicht hier.......
    Leider werden solche Wunden immer wieder aufgerissen und man wird immer wieder daran erinnert.
    Das mit dem "kleinen Kind in uns" ist auch noch so ein Thema, dieses Kind anzunehmen und zu lieben fällt mir immernoch schwer.......
    @blümel, mir ist auch bewußt geworden, das es unter diesen Umständen (der eigenen Geschichte) schwerer ist seine Tochter zu lieben, wenn sie einem so ähnlich ist.
    Ich habe einen Sohn und eine etwas jüngere Tochter und ich erkenne auch viel von mir in meiner Tochter. Ich wußte immer und weiß, das ich beide Kinder sehr, sehr liebe, merke aber auch, das es mir leichter fällt meinen Sohn zu lieben, er ist so einfach und unkompliziert. Meine Tochter war immer lebhafter, (vor-)lauter, sie bekommt mehr "Ansagen" von mir, wird öfters "zur Ordnung" gerufen. Während mein "unproblematischer" Sohn mich in Besitz hatte, mußte sie Alarm schlagen. Ich dachte anfangs es liegt einfach in ihrem Wesen, aber inzwischen habe ich herausgefunden, das sie manchmal lauter und "wilder" und ungebremster ist um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Während ich an meinem Sohn selten "was zu meckern" hatte, wollte die Kleine eigenständig sein, sich abgrenzen um mir zu zeigen "ich bin auch noch da".


    Ich habe noch im Kindergartenalter herausgefunden, das die Art wie ich meine Tochter sah, auch das ich meine eigenen ungeliebten Eigenschaften in ihr wiederfand, Einfluß auf unsere Interaktion hatten.
    Inzwischen ist das alles klar, ich mache es mir aber immer wieder bewußt und es klappt sehr gut.


    Weil ICH nämlich diesen Kreislauf unterbrechen werde, den Ur..ur...ur-großmütter immer weitergegeben haben bis hin zu meiner Oma und dann zu meiner Mutter und zu mir !! Hier ist Schluß, ich gebe dieses Drama nicht weiter !! BASTA !!!


    Soll der Rest meiner Familie meine ES totschweigen und sich weiter für mich schämen, allmählich wird es mir egal. Es tut zwar weh, aber im Moment können mich alle mal......ich hab ja Euch !!


    @Lokerman, vielen Dank. Ich denke wenn man im Internat ist bekommt man auch immer wieder das Gefühl ungeliebt zu sein, fragt sich, wieso man abgeschoben wurde, sowas geht nicht spurlos an einem vorbei.
    Es ist immer toll, wenn Menschen Ihre Kinder bewußt erziehen und sich Gedanken machen, anstatt alles einfach laufen zu lassen, dafür sind die Menschen unserer Gesellschaft alle zu "gestört". Ich meine, ich kenne kaum jemanden der nicht irgendeine Macke hat, ist auch nicht schlimm, nur man muß sich dessen bewußt sein und lernen damit umzugehen, vor allem wenn man auch noch Kinder hat.
    Ich wollte wegen Deiner Tochter nur nochmal vorsichtig anfragen, weil Du von "Ärzten usw." geschrieben hast. Habt Ihr es schonmal mit Ergotherapie probiert ??


    Liebe Grüße an alle im Forum !!!!

  • Ulla, indem du schreibst, daß deine mutter das selbe verhalten bei deinen kindern an den tag legt, wird mir deutlich, daß sie dieses muster einfach schablonisch überträgt. dh. es ist ein verhalten von ihr .



    lass sie damit alleine. verschwende deine zeit nicht mehr mit dem versuch von ihr doch noch geliebt zu werden. liebe und fürsorge hättest du früher gebrauchen können - da hat deine familie total versagt. trotz allem hast du es geschafft erwachsen zu werden - und bist nun für dich und dein wohlergehen selbst zuständig. dh., du kannst dir selber ein familiäres umfeld schaffen, indem du dich wohlfühlst. du kannst über vergangenes nachdenken und dich auf den weg machen, es bei deinen kindern anders zu machen.

    etwas anderes kannst du nicht tun, denn keiner hat die macht die ereignisse zurück zu holen. man kann natürlich sein ganzes leben versuchen "doch noch" geliebt zu werden und die tiefen defizite aufgefüllt zu bekommen - das wird allerdings nicht klappen(stichwort: never ending story:cool: ). diese wunden können nur heilen, wenn man versucht diese dinge mit etwas abstand zu betrachten und diese verletzungen auch dort läßt, wo sie geschehen sind - in der kindheit. übertrag diese defizite nicht in dein jetziges leben, denn "jetzt" ist eine ganz andere situation, im "jetzt" bist du nicht mehr (lebensbedrohend)abhängig, im "jetzt" kannst du dir selber helfen(was du als kind nicht konntest) und im "jetzt" kannst du selber handeln!

    im "jetzt" kannst alleine DU dafür sorgen, daß es dir gut geht. indem du selbstständig wirst, indem du auf DICH baust, indem du dir sagst, daß dir unrecht geschehen ist und daß deine mutter/eltern bezgl deiner erziehung völlig versagt haben. sie sind auch "nur" menschen, die nach einem muster gehandelt haben und auch ob der langen zeit nicht bereit sind " da mal hinzuschauen". vermutlich wissen sie(unbewußt), daß ihnen dann alle haare zu berge stehen würden. also wird "das ding" durchgezogen...

    Ulla, du wurdest verletzt, als du klein warst. in der zeit, wo du auf liebe, geborgenheit und schutz angewiesen warst, hast du das genaue gegenteil erfahren und konntest keinen selbstwert aufbauen - weil dir die grundlage dazu entzogen wurde. du hast dich aber zu einer großen, mächtigen WALFRAU entwickelt, die mitlerweile in ihrem eigenen ozean schwimmt und nun für sich und ihre eigenen "babys" zuständig ist.


    geschehenes kannst du nicht ungeschehen machen, wende dich ab und schaue nach vorne! durchbrich diese muster und mache es anders. lass deine mutter mit ihrer ganzen unzulänglichkeit alleine - du bist für sie nicht verantwortlich! löse dich von ihr und sei dir selber die basis, die dir fehlte. du bist eine einzigartige, wundervolle frau, du kannst für dein eigenes und das wohl deiner kinder sorgen, indem du ein klima des vertrauens und der liebe schaffst, du kannst diesen kreislauf durchbrechen, so daß deine kinder schon einen ganz anderen start haben, du kannst auf dich selber zählen und bauen, denn du bist wunderbar und einzigartig und du bist ganz genau so richtig, wie du bist.


    Stöpsel:)


  • Ulla, deine Geschichte hat mich sehr berührt!


    Ich bin zwar von meiner Mutter geliebt worden, habe aber immer gespürt, dass sie sich meinetwegen schämt. Sie hätte gerne eine „normale“ Tochter gehabt, aber ein 10-jähriges dickes Mädchen gilt/galt halt nicht als normal. Jahre später habe ich sie darauf angesprochen und mein Gefühl hatte nicht getrügt: Ich war ihr peinlich gewesen.


    In meiner Kindheit gab es nur einen Menschen, der mich völlig bedingungslos geliebt hat und das war mein Großvater. Bis ich 8 war, war ich ein ganz normales, schlankes, glückliches Mädchen. Dann brachen meine Eltern den Kontakt zu meinem Großvater ab und ab 9 wurde ich immer dicker. SIE wollten mit ihm nichts mehr zu tun haben, wie es MIR dabei ging, war egal.


    Ich hatte das unendliche Glück, diesen Großvater gehabt zu haben, denn er hat mir in diesen 8 Jahren meines Lebens vermittelt, dass ich liebenswert bin. Diese Grundhaltung ist auch in den Jahren meiner Essstörung nie ganz untergegangen. So bin ich im Leben immer gut vorwärts gekommen und habe auch meist optimistisch in die Zukunft gesehen. Ohne ihn....ich weiss nicht, wie mein Leben verlaufen wäre.


    Noch heute, wenn ich an meinen Großvater denke, spüre ich ganz viel Liebe. Und ganz viel Trauer, dass es ihn nicht mehr gibt und ich nur 8 Jahre mit ihm hatte. Aber immerhin hatte ich 8 Jahre voller bedingungsloser Liebe und das ist, wenn ich mir eure Geschichten durchlese, doch sehr viel.


    Ich habe mir viele Gedanken über das Muttersein gemacht und weiss, dass ich keine Kinder möchte, solange ich noch so mit mir und meiner Essstörung zu kämpfen habe. Ich möchte nicht die selben Fehler machen wie meine Eltern. Sicher, ich werde auch Fehler machen, aber ich möchte „gesunde“ Fehler machen...wenn ihr versteht, was ich meine.


    Überlegte Grüße
    Babs

  • Hallo Pandora,

    Es ist der normale Lauf eines Lebens, daß man von seinen Eltern geliebt werden will. Ich glaube wirklich, daß das ein Urinstinkt ist, dem man gar nicht entfliehen kann. Selbst wenn die Eltern ungerecht und brutal sind, sucht man immer nur diese eine "wahre" Liebe.


    Zitat

    Nur ich habe ihrer Ansicht nach die Fehler gemacht. :confused:


    Vielleicht klingt es hart, aber aus meinem Leben in dem lange der seltene telefonische Kontakt zu meinen Eltern aus einem "Wie geht es?", "Schönes Wetter, oder?" und "Tschö bis ein ander Mal" bestand, ist es fast schon ein Fortschritt, daß deine Mutter und du kommuniziert. Ich denke, daß ich dich um diese Bindung, obwohl sie negativ ist, sehr lange Zeit beneidet hätte, weil es überhaupt eine Bindung ist, im Gegensatz zu dem was ich erlebt habe über viele Jahre.

    Ich bin gespannt wie es in eurer Beziehung weitergeht.
    Hast du im Rahmen von Therapie deine Mutter schonmal miteinbinden wollen?

    Noch wehrt sich deine Mutter und hat keine Fehler gemacht. Da bleibt bei mir natürlich die Frage: versucht sie alles zu igonieren, wo sie evtl. ihren Gefühlen näher kommen würde? Ich weiß nicht, was sie für ein Mensch ist und kann das Verhältnis nur schwer beurteilen.


    Zitat

    Einige Wochen vorher habe ich meine Mutter mal gefragt, ob sie eigentlich auch positive Eigenschaften an mir sieht - und sie konnte mir keine sagen.


    Das ist furchtbar für dich!
    Dennoch frage ich mich, ob deine Mutter überhaupt etwas Positives sagen könnte, wenn sie etwas wüßte oder ob sie das nie gelernt hat.

    In Schutz nehmen möchte ich deine Mutter wirklich nicht. Schließlich ist sie erwachsen und könnte an sich arbeiten, wenn sie wollte.

    Wenn du in deiner Arbeit bereits an einem Punkt bist, wo deine Mutter abgelehnt hat FÜR DICH im Rahmen der Therapie mitzuarbeiten und du bereits zahlreiche Gespräche mit ihr hattest und es alles nichts fruchtet, dann ist meine Frage: wie stellst du dir eure Beziehung vor, wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts ändert?
    Wie willst du diese Beziehung gestalten, damit sie nicht wie ein täglicher Schmerz sich in deine Wundenbohrt?

    freundschaftliche Grüße,
    Teichrose

  • Hallo Cailly,


    Ich glaube dir, daß es wirklich Mütter gibt, die ihre Kinder nicht lieben!

    Das ist mit Sicherheit so, wenn es auch ganz schwer von der Gesellschaft (und da gehöre ich dazu) zu begreifen ist.

    Das zu verstehen und dann daran zu arbeiten (denn JEDES Kind will geliebt werden!), stelle ich mir als eine der härtesten Lektionen vor, die es gibt.

    Ich habe selber über viele Jahrzehnte geglaubt, daß meine Eltern mich nicht lieben, weil ich geboren wurde und lebte und mein Bruder verstarb. Der tolle Bruder, der das Engelchen gewesen war. Und ich? Wer war ich schon? Wer würde ich mal werden? Das wußte man doch nicht.

    Es hat 30 Jahre und etwas gedauert bis ich aber begriff, daß nicht meine Eltern mich nicht geliebt haben, sondern ich mir dieses Konstrukt aufgebaut habe, weil es für mich einfacher zu verstehen war, wie die Vielfältigkeit meiner heutigen Essstoerung.

    stärkende Grüße für deinen Weg,
    Teichrose

  • Hallo Ulla,


    Ich finde es herrlich, daß gerade alles aus dir so heraus fließt ;)

    Die Geschichte die du uns gibst, zeigt mit so einfachen Kleinigkeiten, wie Mutter-Kind Beziehungen aussehen können. Physische Gewalt ist so oft überhaupt nicht das Thema, aber eben die psychische Gewalt.

    Sehr gut, daß du deiner Mutter untersagst bestimmte Dinge ihren Enkeln gegenüber zu wiederholen.

    Wie oft siehst du deine Mutter? Was sind die Gründe dafür, wenn du sie besuchst?

    Zitat

    Weil ICH nämlich diesen Kreislauf unterbrechen werde, den Ur..ur...ur-großmütter immer weitergegeben haben bis hin zu meiner Oma und dann zu meiner Mutter und zu mir !! Hier ist Schluß, ich gebe dieses Drama nicht weiter !!


    Was ist der Kreislauf bei euch in der Familie?
    Wenn du da herankommst, dann bist du ein ganzes Stück weiter.

    In der Psychologie sagt man, daß die Wunden eines Menschen über 3 Generationen weitergegeben werden.

    Meine Großeltern, die in 2 Weltkriegen gekämpft/gelebt haben, geben dieses bis an ihre Enkel (ich) weiter. Meine Eltern haben als Jugendliche noch den 2. WK erlebt und geben diesen an mich und meine Nachkommen weiter ...
    Ich erwähne Weltkriege, weil diese unglaubliche Traumata in Menschen auslösen, die man kaum überwinden kann. Es entstehen Verhaltensmuster, die dich nachhaltig prägen und ich fand es sehr interessant die Verhaltensmuster meiner Mutter bei ihren Brüdern wiederzufinden und zu sehen, wie eine ganze Familie bestimmte Dinge erlebt und verarbeitet.

    Würde man eine Geschichte a la Buddenbrocks über uns schreiben, dann wäre das richtig interessant, wenn es jemandem gelingt, dies realistisch und verständlich darzustellen.

    Ansonsten ist Stöpsels letzter Absatz doch wunderbar und den sollten sich alle zu Herzen nehmen. Sich selber die Basis sein und nicht versuchen die Unzulänglichkeiten der Mutter immer und immer wieder gut zu machen. Wir sind nicht für unsere erwachsenen Mütter verantwortlich und müssen diese ihr Leben leben lassen und selber unseres Finden auch ohne die Rolle der Mutter, die wir so gerne hätten.

    stützende Grüße,
    Teichrose

  • Hallo Ulla


    Ja,das haben wir bzw.sind immer noch dabei.Wir machen Ergo -Logo und regelmässige Kontrollen bei Ärzten. Wir waren bei Psychologen und haben 1
    Ordner voll von Berichten..Öfter haben wir das Gefühl ,das wir zuviel machen.!
    Aber wer kann das sagen?? Wie gesagt trotz alle dem ist sie ein liebenswertes Kind..Nochmals viele Grüsse und viel Stärke für Dich.

    Von Lokerman :)

  • Hallo, habe gerade so fleißig geantwortet und was macht mein Rechner ???
    Kackt beim Absenden ab, dieses Mistding !!!
    Ärgerlich, mir qualmt der Kopf, ich werde sehen, was ich morgen nach einem Laternenumzug (dem erste von 3 geplanten.......!) noch auf die Reihe kriege.
    Aber erstmal DANKE für Eure lieben Beiträge !!


    Ulla

  • .....der Laternenumzug ist vorbei, war eigentlich ganz schön bis auf den Hunger, der mich danach überfiel......weil ich am Buffett nur schnuppernd vorbeigelaufen bin und mich nicht getraut habe im Kreise der Schlanken als einzige Fette zu essen......!! Zumal ich ein Gespräch zwischen 2 schlanken Mamas mithören konnte, die darüber sprachen welche Speisen nun fett sind und welche nicht.
    Ich find´s selbst so dämlich.....manchmal klappt es und ich kann etwas (wenig) vor anderen essen, meistens jedoch übe ich mich in Verzicht und schlage dann zuhause alleine zu. Schrecklich !!


    Aber nun gehe ich nochmal auf die Themen von gestern ein:


    Liebe Stöpsel, ich fühle mich von Deinen Worten wie "wachgerüttelt", ich weiß Du hast Recht, manchmal hänge ich in der Vergangenheit weil ich mich so ungerecht behandelt fühlte und immernoch das Gefühl habe das mir noch etwas zusteht, was man mir damals vergessen hat zu geben. Ich stehe da und warte immernoch auf die Liebe und Zuneigung.......ich weiß das sie nicht mehr kommt und ich die Kraft nun aus mir selber holen muß. Ich denke auch das ich immer wieder Worte wie die von Dir brauche, die mich zurückholen und mir helfen, mich auf mich selber konzentrieren. Danke..... :)


    Hallo Babs, Frauvonheute, laß uns die Flosse reichen !!
    Das ist ja Wahnsinn, was Du von Deinem Opa schreibst, GENAU DASSELBE habe ich mit meiner Oma gehabt !!!!!
    Ich kann sagen, das meine Oma der einzige Mensch in meinem Leben war der mich verstanden hat und die sowas wie ein Samenkorn von Liebe in mir gesät hat, ich meine, ohne sie hätte ich nie Liebe erfahren, nicht gewußt was das ist !! Ich habe sooooooviel über Liebe zu anderen Menschen, Liebe zu Tieren und zur Natur nur von ihr gelernt, während meine Eltern das alles verachten, da hätte ich das nie gelernt. Auch soviel über Zwischenmenschliches habe ich als Kind von meiner Oma bekommen, von dem ich heute erst weiß wie wichtig meine Oma für meine Entwicklung gewesen ist.
    Leider war es wohl sie ähnlich wie bei Dir, meine Oma wohnte bei uns bis ich etwa 10 war, dann bauten meine Eltern - und ich war entsetzt, als ich erfuhr, das im neuen, großen Haus kein Platz für meine Oma sein würde...... und sie in eine "Altenwohnung" abgeschoben wurde. Sie und meine Mutter haben sich überhaupt nicht verstanden. Ich durfte sie dann nicht mehr so oft sehen, sie wurde mir, genau wie Dein Opa, einfach weggenommen !!! Nun ist sie schon 20 Jahre tot und ich weine immernoch, wenn ich an diesen großen Verlust denke. Ich träume sogar immernoch von ihr.
    Ich finde es sehr schön, das es jemanden gibt, der sowas auch erlebt hat und weiß, das er ein anderer Mensch ist, wegen einem Großelternteil.
    Über eine Familienaufstellung habe ich schon nachgedacht, habe auch eine Systemtherapeutin in der Nähe, leider zahlt die Kasse sie nicht und ich habe gerade nichtmal genaug Geld zum Überleben.
    Aber ich habe den Gedanken noch nicht abgeschlossen, ich warte nur auf die richtige Gelegenheit, in Form von Geld....
    Hast Du schon von Fam.aufstellungen gehört, die die Kasse übernimmt ??


    Hallo teichrose
    Die Beziehung zu meiner Mutter wird bestimmt bald besser, weil ich nämlch noch diesen Monat weiter von ihr wegziehe. Du fragst wie oft und zu welchen Anlässen ich sie besuche......haha !! Wir wohnen in derselben Straße und begegnen uns ständig !!!! Früher war es besser, da habe ich 6 Jahre in einem weiter entlegenen Stadtteil gewohnt und danach sogar 550km weit weg von ihr..... da war ich irgendwie eigenständiger, da war es beinahe so, als traute sie mir das zu, jetzt in ihrer Nähe bin ich ein Kind für sie, das sie bevormunden will, bzw. sie bekommt soviel mit, durch diese räumliche Nähe, das sie meint, sie muß sich in alles einmischen. Aber damit ist dann bald Schluß, voraussichtlich ziehen wir am 13.11. noch um !!
    Wann ich sie dann besuchen werde weiß ich noch nicht, ich denke, wir werden einen festen Tag in der Woche ausmachen, damit sie sich und meine Kinder sich darauf einstellen können, mal sehen !
    Die Muster in unserer Familie, tja, ich weiß nicht, ob ich schon alles so genau erkannt habe, aber zumindest weiß ich, das in diesem Muster Kinder nichts wert sind und keinerlei Entscheidungen zu treffen haben (als meine Kinder sich Tapeten u.o. Wandfarben, Bordüren selber aussuchen durften, ist meine Mutter beinahe ausgerastet.....wieso Kinder irgendwas entscheiden oder selber aussuchen dürfen...?!?!), Wünsche sind unerwünscht, Mütter sind demonstrativ opferbereit und machen den Kindern ein schlechtes Gewissen, sie sind schuld das die Mutter soviel arbeiten muß und auf sovieles verzichten muß und das nur wegen der undankbaren, faulen Kinder !! Disziplin ist wichtig und Gefühle unerwünscht, außerdem eine harte Hand damit die Kinder Respekt haben, auch wenn die Kinder alt genug sind werden sie bevormundet.
    Ja, vor allem Gefühle und Eigenständigkeit sind komplett nicht geduldet in dieser Familie.
    Ich denke gerade darüber nach und glaube, mir fallen noch mehr Dinge ein, denn ich hatte schon öfters das Gefühl, das sich Dinge und Abläufe von früher gerade wiederholen wollten und ich sie unterbrochen habe.
    Ich weiß nicht ob ich alles Punkte erwische, aber ich bin wild entschlossen alle Abläufe zu unterbrechen und wenn Du sagst, das es über 3 Generationen geht, habe ich ja die allerbesten Chancen dazu, das es klappt !!
    Ich denke das ich es in diesem Forum noch öfters "fließen lassen" werde, denn viele Sachen sind so alter Ballast, Dinge die ich nie jemandem anvertraut habe und vielleicht ist es mal wichtig diese Lasten rauszuwerfen, zu teilen und zu sehen das man verstanden wird und es andere Menschen gibt, denen es genauso oder ähnlich ergangen ist. Wenn der Ballast abgeworfen wurde, gent es ja auch wieder aufwärts........


    Hi, Lokerman
    Solange Eure Kleine gerne zu ihren Therapien geht ist es ja gut, manchmal denke ich das die Kinder selber spüren wann sie sich wo etwas holen können. Ich habe selber in der "Branche" gearbeitet (Logop.) und mein Sohn hat mehrere Jahre Ergo gehabt, einmal ein Therapeutenwechsel (andere Praxis) nachdem er mal keine Lust mehr hatte, ich es aber für noch notwendig gefunden habe und danach - gings plötzlich weiter bergauf.
    Natürlich liebt ihr sie, ich finde es für ein Kind, das nur eine verzögerte Entwicklung hat aber einfach so traurig, wenn es deshalb benachteiligt wird, sei es von anderen Kindern oder von anderen Erwachsenen.
    Jedes Kind reift doch anders, manache brauche einen kleinen Schubser, nah und ?? Schade, das das manche nicht kapieren !!
    Alles Gute für Dich und Eure Kleine !


    Liebe Grüße an alle


    Ulla

  • Hallo Ulla,

    wow, deine Worte bezüglich deiner Oma haben mich sehr berührt. Es könnten original meine Worte sein. Ist es nicht erschreckend, was unsere Eltern getan haben? Ich weiss, dass sie es nicht absichtlich taten, aber sie setzten voraus, dass alle in der Familie diese Entscheidung (Oma in Altenwohnung, Großvater hat Großmutter betrogen, also muss er gehen.....) mittragen. Als Kind konnte/kann ich das aber nicht!!! :mad:

    Die Therapie hat mir vieles aus meiner Kindheit aufgezeigt. Ich habe mich z. B. jahrelang gefragt, woher meine Kreativität kommt. Ich schreibe, ich bastle, ich singe, ich zeichne...niemand sonst in meiner Familie tut das. Im Rahmen der Therapie kamen dann die Erinnerungen an meinen Großvater hoch und mir fiel ein, dass er mit mir immer gesungen hatte. Dass wir gemalt haben. Und dass er ein Buch geschrieben hat. Plötzlich schloss sich der Kreis. :)

    Mein Großvater ist seit 7 Jahren tot. Wenn ich mich mit dem Thema beschäftige, weine ich auch jedes Mal. Es ist dann so eine Mischung aus großer Trauer, dass er nicht mehr da ist und großer Freude und Dankbarkeit, dass er mir so viel auf meinen Lebensweg mitgegeben hat. Du sagtest so schön: „ein Samenkorn von Liebe in mir gesät hat“, dem möchte ich noch „Stärke“ hinzufügen!
    Mittlerweile habe ich in der Therapie auch gelernt, dass meine Essstörung eigentlich eine ganz gute Sache ist. Wer weiss, wie ich den Verlust dieses geliebten Menschen sonst verarbeitet hätte. Aber so habe ich eine „kreative“ Lösung gefunden, die mich am Leben hielt. Eben diese Essstörung. Klingt schräg, was? So wurde ich zwar immer dicker, aber dieses Polster um mich rum, hat meine Seele geschützt.

    Jetzt ist es allerdings an der Zeit, diese Essstörung gehen zu lassen. Jetzt bin ich erwachsen und kann dafür sorgen, dass mir geliebte Menschen nicht mehr einfach entrissen werden (abgesehen vom Tod natürlich). Schwierig ist nur, die alten Muster zu durchbrechen.

    Ich glaube nicht an Gott und den Himmel als Sammelplatz der toten Seelen, aber mittlerweile wünsche ich mir sehr, dass mein Großvater irgendwo ist und mich sehen kann. Und stolz auf mich ist. Und sieht, wie dankbar ich ihm bin und wie lieb ich ihn habe (*und zack! mir laufen die Tränen* :( ).

    Leider habe ich noch nicht von einer kassengetragenen Familienaufstellung gehört. Hier in der Nähe gibt es eine Frau, die Familienaufstellungen macht. Bei ihr kostet das Wochenende 100 Euro. Ich drück dir die Daumen, dass du ganz bald genug Geld hast, um dir diese wichtige Erfahrung leisten zu können!

    Ich drücke dich ganz fest
    Babs

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