Was ist aus der Verbindlichkeit geworden?

  • Geht es nur mir so oder scheinen die Menschen immer weniger verbindlich sein zu wollen? :confused:

    Mir ist aufgefallen, dass kaum noch jemand feste Zusagen machen will. Man lädt zu einer Party ein, niemand reagiert auf die Einladung und erst auf Nachfragen kommen (spärliche) Zusagen. Absagen erfolgen entweder nicht oder erst kurz vor knapp. Das gibt mir das Gefühl, dass viele sich noch ein Hintertürchen offen halten wollen: „Es könnte ja noch was Besseres kommen.“

    Da fällt mir ein Beispiel ein, das ich neulich im Fernsehen gesehen habe. Ein Jugendlicher auf dem Weg zu einer Party. Er erhält eine SMS von nem Kumpel und erfährt von einer anderen Party, auf der der Bär steppt. Also dreht er kurz vor der Haustür der „Originalparty“ um, schickt dem Gastgeber eine SMS und geht zu der, von der sein Kumpel behauptet, dass es wild zu geht. Und dann sieht man den Gastgeber der „Originalparty“ alleine in seinem Wohnzimmer sitzen, das Handy voller SMS-Absagen :(

    Ich fand die Geschichte ziemlich traurig, habe aber das Gefühl, dass sie heutzutage der Wahrheit entspricht.

    Ich erlebe es so häufig beim Stammtisch, dass Leute „gaaaaaaanz fest“ zusagen und dann 20 Minuten vorher SMSen, weil ihnen „was dazwischen gekommen ist“. Keine Frage, es kann immer mal etwas dazwischen kommen, aber bei einigen Leuten ist es wirklich auffällig. Ist das Desinteresse? Bequemlichkeit? Oder einfach die Möglichkeit, problemlos – ohne mit dem anderen sprechen zu müssen – abzusagen? Mittlerweile glaube ich, dass der größte Teil unserer Gesellschaft mit der Zeit so geworden ist. Man hat unendlich viele Möglichkeiten und verliert dabei die Verbindlichkeit aus den Augen. Ich habe mich ja auch schon dabei ertappt, dass ich nur eine SMS zum Geburtstag schrieb und mir den Anruf sparte.....

    Mittlerweile weiss ich Menschen, die verbindlich sind, sehr zu schätzen. Leider werden es – so scheint mir – immer weniger.

    Babs

  • Ist bei unserem Stammtisch ja auch nicht anders.Sooooooooooooooo viele Leute wollten teilnehmen und am Ende sinds grad mal die Nadie, die Galoppschnecke, der Hasenpferd und ich. Naja, was solls....

  • Zitat von Na_Ich

    Ist bei unserem Stammtisch ja auch nicht anders.Sooooooooooooooo viele Leute wollten teilnehmen und am Ende sinds grad mal die Nadie, die Galoppschnecke, der Hasenpferd und ich. Naja, was solls....


    Das liebe ich auch. Man organisiert sich nen Wolf, um dann am Ende nur mit der Hälfte der Angemeldeten den Abend zu verbringen. Ich habe schon öfters überlegt, den Stammtisch einfach zu kippen. Aber dann war der Abend doch wieder so schön, dass ich mir sage: "1 x noch."

    Irgendwie sehr schade, das alles :(

    Babs

  • Oh ja, bei den Stammtisch in Nürnberg ist das nicht anders.


    Wobei beim letzten Stammtisch wirklich jeder kam, der/die zugesagt hatte.


    Aber bei den anderen Stammtischen gabs schon erheblichen Schwund - meistens nicht mal abgesagt von denen, die nicht kamen.


    Ich denke schon dass das ein Zeichen der Zeit ist, lange und evtl. auch mal aufwändige Freundschaften - wer will das noch? Manchmal hat man den Eindruck, dass das den Menschen nicht mehr wichtig ist.


    Bei Geburtstagen ist das auch schon soo oft gewesen, entweder wird abgesagt oder ganz kurzfristig gehts dann nicht. Kann mich noch an meinen 25. Geburtstag erinnern, habe mind. 15 Leute eingeladen und wollte so richtig groß feiern - gekommen sind nur 5. Trotz langer Vorplanung, schriftlicher Einladung und sehr zeitiger Terminpreisgabe. Genauso am 30. Geburtstag - auch etliche Absagen bis nur noch die Familie übrig blieb; auch da mit schriftlicher Einladung für eine große Feier.


    Tja, man lernt draus. Obwohl ich immer gerne Geburtstag feierte, habe ich es insgesamt nur noch auf Familie reduziert - wenn alle anderen dann doch keine Zeit haben...... Naja, vielleicht dann doch mal zum 40.? Das dauert ja noch ein paar Jahre....


    Gruß


    Ulrike

  • Es wäre ja schön, wenn sich überhaupt mal jemand anmelden würde. Nur das Problem ist, von anfänglich so vielen, krieg ich vom Großteil überhaupt keine Rückmeldungen. Und das find ich schon schade, dass sie es nicht mal für nötig erachten, zu sagen: "Hey, ich hab momentan keine lust, nimm mich aus dem Verteiler." Aber nö, selbst das ist wohl schon zuviel verlangt...*seufz*

  • Zitat von Ulrike


    Ich denke schon dass das ein Zeichen der Zeit ist, lange und evtl. auch mal aufwändige Freundschaften - wer will das noch? Manchmal hat man den Eindruck, dass das den Menschen nicht mehr wichtig ist.

    Ich denke, Freundschaften werden heute auch nicht mehr so gepflegt, da es so einfach ist, bei Bedarf immer wieder neue Leute kennen zu lernen. "Brauch ich jemanden für Badminton, meld ich mich bei einer Freizeitbörse an. Och, wenn ich schon dabei bin, könnte ich mir ja auch noch jemaden zum Quatschen, Shoppen, Fahrradfahren etc. suchen." So kommen immer neue Leute in den Bekanntenkreis und alte (evtl. gute) fallen hinten runter. Wer nicht mitspielt, verliert. Ich merke auch ganz deutlich, dass ich nur noch sehr wenige, wirklich gute Freunde habe. Und das sind die verbindlichen. Die - um beim Thema zu bleiben - sofort Zu- oder Absagen und mir das vor allem auch ins Gesicht sagen können.

    Zitat von Ulrike

    Bei Geburtstagen ist das auch schon soo oft gewesen, entweder wird abgesagt oder ganz kurzfristig gehts dann nicht. Kann mich noch an meinen 25. Geburtstag erinnern, habe mind. 15 Leute eingeladen und wollte so richtig groß feiern - gekommen sind nur 5. Trotz langer Vorplanung, schriftlicher Einladung und sehr zeitiger Terminpreisgabe. Genauso am 30. Geburtstag - auch etliche Absagen bis nur noch die Familie übrig blieb; auch da mit schriftlicher Einladung für eine große Feier.
    Tja, man lernt draus. Obwohl ich immer gerne Geburtstag feierte, habe ich es insgesamt nur noch auf Familie reduziert - wenn alle anderen dann doch keine Zeit haben...... Naja, vielleicht dann doch mal zum 40.? Das dauert ja noch ein paar Jahre.....

    Das nenn ich beschissene Erfahrungen, Ulrike :(


    Mit Geburtstagen habe ich bisher noch recht gute Erfahrungen gemacht. Da habe ich immer das Gefühl, dass die Leute sich noch etwas mehr verpflichtet fühlen, das Geburtstagskind an dem Tag zu sehen. Aber ich hätte lieber das Gefühl, dass sie wirklich kommen wollen, als sich verpflichtet zu fühlen :(


    Im Moment ärger ich mich gerade über meine Halloweenfeier. Die Planung begann Mitte September. Wir haben 32 Leute per Mail/mündlich gefragt, davon haben gerade mal 6 ohne Vorbehalt zugesagt, 5 unter Vorbehalt, dass sie später kommen oder früher gehen, 9 haben ganz klar abgesagt (wegen Urlaub und keine Lust auf Verkleidung) und der Rest (12 Leute!!) haben es nicht für nötig gehalten, sich überhaupt mal zu rühren :mad:


    Ich habe mich eh schon gefragt, was aus den guten alten Parties Zuhause geworden ist. Alle rufen, dass sie zu wenig Geld haben, aber fürs Ausgehen reicht es dann doch irgendwie immer :confused:


    Babs
    die sehr gefrustet ist im Moment

  • Mir fällt das auch auf .
    Zbs meine Geburtstagsfeier.
    Meine beste Freundin hat mich vertröstet mit einem vieleicht.Mal schaun.Danach sagte sie ,sie häte Discokarten im wert von 5 Euro Geschenkt bekommen.Und dies kann sie natürlich nicht verfallen lassen.
    Danach sagte sie ja sie kommt .
    Und am ende war sie nicht mal da...Und ich bekam nicht mal ne Absage.
    Und auch andre die ich Eingeladen hab.Haben ständig drum herum geredet ob sie nun kommen.
    Am ende warn wirklich nur 5 Leute da von ca 12.
    Davon 2 Partner von 2 Freundinen und ein bekannter.
    Natürlich hab ich ne menge eingekauft das dann übrige blieb.Hätte ich das vorher gewusst hätte ich mir auch Geld sparen können.


    Aber so ist das nunmal.Sobald was besseres ins Auge sticht egal wie kurzfristig es ist .Wird abgesagt.
    Die meisten Leute sagen darum immer vieleicht oder mal schaun.Sie sagen nie richtig zu dann haben sie auch kein ärger oder schlechtes gewissen wenn sie ´nicht kommen.


    Und ehrlich.Wer von eucht macht das nicht manchmal???
    Vorallem bei Leuten wo man nicht gern hingeht.....smile


    @FrauvonHeute
    Ich liebe Halloween Partys.......
    Ich hätte dir sofort zugesagt.Leider fragt mich immer nie jemand oder ,es feiert bei mir keiner Halloween... :D

    Wenn meine innere Stimme zu mir spricht, ich bin taub und hör sie nicht. Dann schau mich an und halte mich. Erinner mich an Liebe. Zeig mir wer ich wirklich bin.

  • Zitat von SüsseMollige


    Und ehrlich.Wer von eucht macht das nicht manchmal???
    Vorallem bei Leuten wo man nicht gern hingeht.....smile

    Also ich gehöre zu den Leuten, die immer absagen, wenn sie nicht wollen oder können. Manchmal ist der Grund nicht ganz wahr, aber absagen tu ich schon ;) Gerade, weil ich weiss, wie sehr man als Gastgeber auf Feedback angewiesen ist.

    Zitat von SüsseMollige

    @FrauvonHeute
    Ich liebe Halloween Partys.......
    Ich hätte dir sofort zugesagt.Leider fragt mich immer nie jemand oder ,es feiert bei mir keiner Halloween... :D

    Bei uns feiert sonst auch keiner, deshalb dachte ich, es wäre mal ne gute Idee. Aber ich schätze, das wird meine erste und letzte Halloweenfeier :( Wärste hier in NRW, hättst du ja mal vorbei kommen können. Und so ein Gothic-Kleid ist optimal für eine Verkleidungs-Halloweenparty :D


    Babs

  • Mein Problem ist z.B. dass unsere wirklichen Freunde in ganz Deutschland verteilt wohnen. Das sind Freunde, die gern vorbeikommen, wenn es Zeit und Geld zulässt und bei diesen großen Strecken - alle weit über 400 km weg - ist das eben immer total schwer.

    Hier in München hab ich keine wirklichen Freunde - eher Bekannte - wobei die Nadie hier ausm Forum sich schon eher zu einer Freundin entwickelt. :)

    Es stimmt schon, dass man sich heutzutage schnell jemand anderes sucht. Ich habe auch einige Freundschaften aufgegeben, in die ich nicht mehr investieren wollte, weil sie einfach zu anstrengend für mich wurden und ich es nicht haben kann, nur zu geben, während von der Gegenseite nix kommt.

    Wenn unsere Freunde zu Besuch kommen, dann ist das so, als wären sie zu Hause. Da wird gemeinsam gekocht, aufgeräumt usw. Da ist nix mit Bedienen-Lassen. Und da gibt es auch noch diese richtig schönen Gastgeschenke, die mitgebracht werden und über die ich mich immer riesig freue :)

    Wir haben nur ne 60qm-Wohnung und das erste Oktoberwochenende waren wir insgesamt 7 Leute und haben alle in einem Zimmer gepennt. Es war einfach nur toll, ewig zu quatschen und Witze zu machen *lach* Da wurde mit Schlaf nie was vor 4 Uhr. Das sind so Dinge, die ich vermisse, weil man sie nicht öfters regelmäßig machen kann.

  • Zitat

    Ich denke schon dass das ein Zeichen der Zeit ist, lange und evtl. auch mal aufwändige Freundschaften - wer will das noch?

    - ICH zum Beispiel.

    Freundschaften finde ich persönlich sehr wichtig und das nicht nur dann wenn´s gerade zeitlich reinpasst.

    Vielleicht bin ich ja schon ein Fossil......
    Wenn ich irgendwohin eingeladen werde sage ich entweder zu oder ab. Wenn ich zugesagt hab, dann gehe ich auch hin.

    Ich glaub in Asien ist das auch so üblich. Da gilt das Absagen als unhöflich. Also sagt man zu und geht dann einfach nicht hin.,

    .

  • Zitat von Kubalibre


    Ich glaub in Asien ist das auch so üblich. Da gilt das Absagen als unhöflich. Also sagt man zu und geht dann einfach nicht hin.
    .


    In Zukunft verlange ich von allen Bekanntschaften die Vorlage des Stammbuches. Wer asiatische Wurzeln hat, fliegt gleich raus ;)

    Aber mal ernsthaft: Mir geht es wie dir. Ich möchte auch FREUNDschaften, nicht nur Bekanntschaften. Und Freundschaften muss man pflegen. Dass das mehr Arbeit erfordert, ist klar, aber das Ergebnis macht doch einfach nur Spaß.

    Ohne Freunde wäre mein Leben ganz schön traurig. Leider ist es leichter, viele Bekannte einzuladen als viele Freunde. Denn wer hat schon so viele gute Freunde, dass er nur durch sie eine Party am Steppen halten könnte?!

    Babs

  • Ich habe früher den Stammtisch mit meinen Ex-Kollegen organisiert.
    Einmal, da wollten wir indisch essen gehen: 8 Zusagen, 4x vielleicht.
    Dann saßen wir zu zweit an einem Tisch für 10 Leute. Das ist oberpeinlich :o
    Das war dann auch der letzte Stammtisch, den ich organisiert habe.

    If the doors of perception were cleaned everything would appear to man as it is, infinite.
    (William Blake)

  • ich glaube auch, daß viele sich einfach nicht mehr einlassen wollen. ist zu anstrengend...schade ansich, damit geht eine menge verloren.

    bekannte hat man einige oder viele - je nach dem. FREUNDE hat man höchstens eine hand voll, eher 2-3
    die bedeuten einem die welt und diese sache muss man pflegen! man kann nicht nur nehmen, so läuft der gaul nicht. um etwas was bestand haben soll, muss man sich kümmern, nur so geht es. man muss einen kreislauf bilden, das ergebniß ist eine vertrautheit und nähe, die über jahrzehnte geht und an dessen intensität(bzgl. tiefe und dauer) manch partnerschaft nicht herankommt.

    gruß Stöpsel*die diese unpersönliche art auch nicht mag*

  • ja, ihr habt Recht. Ich habe auch schon solche Erfahrungen gemacht. Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht ein wenig altmodisch oder radikal, aber Leute, die mich ohne (sinnvolle bzw. glaubhafte) Erklärung versetzten, werden von mir auch nicht mehr mit der Sorgfalt behandelt, die ich eigentlich an den Tag legen würde. Ich denke Freundschaften bestehen aus Geben und Nehmen und müssen gepflegt werden. Glücklicherweise habe ich mittlerweise einen kleinen Bekanntenkreis, in dem alle so denken. Wir machen mehrmals im Jahr verschiedene Touren. (Stadtetouren, Freizeitparks, Theaterbesuch oder gemeinsamer Besuch von Karnevalssitzungen usw.) Die Termine werden im Vorfeld besprochen und es wird abgeklärt, wer zBsp. die Karten besorgt usw.
    Da jeder von uns einmal mit der Organisation daran ist und weiß wieviel Arbeit und Mühe (z. Bsp. Vorbereiten einer Stadtführung) dahintersteckt, sind Absagen außerst selten. Absagen per SMS gibt es nicht, da einige von uns kein Mobil- bzw. Telefon besitzen. (Ja, so was gibts in Deutschland noch). Abgesagt wird eigentlich immer persönlich und einige Tage vorher. (Außnahmen sind zBsp. Krankheit in der Familie oder Geburt im Stall)

    Zugeben- wir wohnen alle im engeren Umkreis. Aber auch mit meinen Bekannten, die weiter weg wohnen wird der Kontakt (per Tel. oder email) gepflegt.

  • ....sang einst Depeche Mode. Leider kann ich dieses Lied immer seltener mitsingen, da meine "best friends" langsam aussterben. Verbindlichkeit? Gibt`s nicht mehr.

    In meinem Freundeskreis gibt es nur noch eine Person, der man so etwas wie Verbindlichkeit, bzw. Verbundenheit nachsagen könnte.

    Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders. Wir waren mal eine richtig tolle Truppe junger Menschen, ständig bestrebt etwas miteinander zu unternehmen. Wir haben uns besucht, miteinander telefoniert, stundenlang gequasselt (mein Bild steht u.a. im Lexikon neben den Begriffen "Frauenversteher" und "Laber-Gen" ;) ), Partys gefeiert, sind zusammen auf Konzerte und Festivals gefahren, und und und. Eben alles, was man so zusammen machen kann.

    Tja, irgendwann brach dann wohl eine bis dato unbekannte Seuche aus, oder etwas ähnliches.

    Heute eine wirklich verbindliche Verabredung haben? Praktisch unmöglich!

    Einmal wollten wir zu mehreren ins Kino gehen. Hatten wir Wochen zuvor abgesprochen. Alle waren hellauf begeistert: "Oh, prima, mal wieder was zusammen unternehmen!". 2 Tage davor bekomme ich einen Anruf: "Och, wir haben doch keine Zeit...." Von anderen hört man eigentlich garnichts mehr, würde ich betreffende Personen nicht wenigstens ein paar mal im Jahr auf Geburtstagsfeiern sehen, ich wüßte nicht, ob sie noch leben.
    Komischerweise sind es eben jene, die immer unsere "tolle Freundschaft" beschwören. Ein anderer "Freund" beschwerte sich ständig darüber, daß sich ja keiner mehr bei ihm melden würde, und er immer bei allen anrufen müsse, um Kontakt zu halten. Ruft man ihn aber an, heißt es fortwährend: "Nee, im Moment hab` ich keine Zeit. Nein, auch in den nächsten Tagen nicht. Oh, wir müssen Schluß machen, ich muß weg. Ruf doch die Tage nochmal an." Ruft man wieder an, bekommt man das gleiche zu hören, so lange, bis man resigniert aufgibt. Nach ein paar Wochen heißt es dann wieder, es würde sich ja niemand melden.... Das grenzt doch wohl an Schizophrenie, oder?

    Ein Pärchen aus meinem Freundeskreis (ich wage es bald nicht mehr, dieses Wort zu benutzen) hat grundsätzlich nie Zeit. Nie! Okay, wenn sie andere Leute außer uns besuchen wollen, oder ihnen spontan einfällt irgendwo hin zu fahren, dann ja. Uns besuchen? Gar anzurufen? Keine Zeit! Sie beschweren sich dennoch bei einem gemeinsamen Freund von uns: "Mann, zu R.v.G. und seiner Frau haben wir auch keinen richtigen Kontakt mehr. Das ist echt schade! Das würden wir gerne ändern." Als mein Freund ihnen erklärte, daß es schon lange her ist, daß der nette Herr Bell das Telefon erfunden hat, und es eigentlich bekannt sein sollte, daß es so etwas gibt und wie man so ein Gerät bedient, wurde er nur wortlos angestarrt, so als hätte er ihnen gerade von einer Ufo-Landung berichtet.

    etc.,etc

    Für mich sind Freunde schon immer etwas sehr wichtiges gewesen. Freunde sind Menschen, mit denen man sich eigentlich gerne umgibt, mit denen man lacht und weint. Ein Freund ist der persönliche "Jürgen Domian" des anderen. Wenn ich mit jemandem befreundet bin, dann freue ich mich ihn zu sehen, ich freue mich für ihn dasein zu können, ich habe Spaß mit und durch ihn, ich finde es schade, wenn ich ein schönes Erlebnis nicht mit ihm teilen kann.

    Diese "Ode an die Freundschaft" könnten sicherlich viele individuell für sich fortsetzen.

    Dennoch gibt es scheinbar eine große Anzahl von Menschen, für die obiges keine Gültigkeit hat. Wie ich hier gelesen habe, bin ich mit meinem empfinden nicht allein, was mich sogar in gewisser weise beruhigt.

    Ich frage mich nur, und das schon lange, wieso es solche Menschen gibt, bzw. warum sie so werden. So etwas macht mir Angst.

    Ich habe es selbst erleben müssen, wie z.B. auf meinem Geburtstag vor zwei Jahren, meine Freunde in unserem Wohnzimmer saßen, und sich tatsächlich 1 Stunde lang gegenseitig SMS`es schickten, obwohl es ja schließlich mein Geburtstag war, und sie noch nicht einmal 1 Meter auseinander saßen. Hey, ich hätte gehen können, oder gar nackt durch die Wohnung tanzen und dabei ständig "Hitler" brüllen können, es hätte keiner gemerkt! Die waren praktisch nicht mehr da! Ich war - gelinde gesagt - ziemlich enttäuscht. Ich meine, wir sind ja keine handygeilen Teenager mehr, wir sind gestandene Männer und Frauen im Alter zwischen 29-36 Jahren und einigermaßen gebildet.

    Ich hätte sehr, sehr gerne viele, viele neue Freunde, weiß Gott. Und ich bin unter Garantie nicht das, was man im allgemeinen als Kontaktscheu bezeichnet. Aber ich sehe nur noch Menschen, die durch ihr Leben im Eilzugtempo rauschen, und genauso Dinge wie Freundschaft rechts und links an sich vorbei ziehen lassen. Und mit solchen Menschen kann ich keine Freundschaft schließen, ich fahre anscheinend noch mit dem Bummelzug und komme da nicht mit. Vielleicht sind auch meine Ansprüche an die Menschen, die sich meine Freunde nennen wollen, inzwischen zu hoch. Ich weiß es nicht.

    Früher war eben doch alles besser......



    Dies schrieb:

    Roland Deshain von Gilead, aus der Linie des Eld.

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