Ich bin ein eifriger Kinogänger.Meistens gehe ich zusammen mit meinem Sohn (28) ,auch in "Troja" waren wir gemeinsam.Das Nachfolgende ist seine Kritik, die er für das Forum geschrieben hat, wo er Mitglied ist, aber sie entspricht auch meiner Meinung und ich denke, dass was er hier zu sagen hat, ist präzise und ausführlich ausgedrückt. Ich möchte das gern an euch weitergeben.Und da es hier keine Filmecke gibt, stelle ich es zur Diskussion in den blauen Salon.
Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen: Die Filmkritik !
Heute: 'Troja' (USA 2004, Regie: Wolfgang Petersen)
Eine Sache vorweg: 'Troja' ist zwar mit einer Laufzeit von 2 h 40 min recht lang geraten, dabei aber keine Minute langweilig. Wer sich allerding ein Action-Feuerwerk verspricht, sollte sich einen anderen Film ansehen, da es sich bei 'Troja' eher um Schauspieler-Kino handelt.
Zur Story werde ich hier mal nix sagen, ich setze voraus, dass die 'Ilias' von Homer zumindest in den Grundzügen bekannt ist. Kommen wir lieber gleich zur Meinungsabgabe. 'Troja' ist ganz großes Kino und sollte meines Erachtens nächstes Jahr zumindest zwei Schauspielern einen Oscar einbringen.
Da wäre zum einen Brad Pitt, der hier wirklich eine großartige Performance abliefert (die ich ihm - ehrlich gesagt - gar nicht zugetraut hätte). Sein Achilles ist nicht das, was man im Allgemeinen einen Helden nennen würde (wie es im ganzen Film überhaupt keine echten Helden oder Schurken gibt - mit Ausnahme von Agamemnon (Brian Cox), der ein Schurke sondergleichen ist und irgendwie in seinem Machtstreben an aktuelle Politiker erinnert - vermutlich hat der Film deswegen in den USA ein R-Rating (vergleichbar unserem FSK 16) erhalten). Er ist vielmehr jemand, der sich dadurch definiert, was er am besten kann - und das ist nnmal der Kampf. Wofür oder wogegen er kämpft, ist ihm dabei egal - Hauptsache, man erinnert sich an seinen Namen. Deswegen zieht er auf Anregung von Odysseus (Sean Bean) auch nach Troja, obwohl es ihm eigentlich zuwider ist, nochmal für Agamemnon zu kämpfen.
Pitt verleiht dieser Rolle eine Ausstrahlung, der man sich nur sehr schwer entziehen und die man noch schwerer beschreiben kann. Es lässt sich nur festhalten, dass er überragend ist. Meiner Meinung nach ein eindeutiger Kandidat für den Oscar als bester Hauptdarsteller.
Auch auf der Gegenseite haben wir zwei tolle Darsteller - Eric Bana als Hektor und Peter O'Toole als Priamos. Während Bana bisher eher als Action-Held ('Black Hawk Down', 'Hulk') aufgefallen ist, kann er hier beweisen, dass er durchaus schauspielerisches Talent hat. Sein Hektor ahnt wohl von vornherein, dass es sein Schicksal ist, im Kampf um Troja zu fallen. Und der Zweikampf zwischen Pitt und Bana ist echt toll gemacht. Wenn es stimmt, das beide NICHT gedoubelt waren, kann man nur sagen: Respekt !
O'Toole gibt seinem König Priamos eine Würde, die ihm wohl endlich mal einen Oscar einbringen dürfte (bester Nebendarsteller). Er ist das exakte Gegenteil des Griechen-Herrschers Agamemnon, der im Endeffekt nicht mal genug Würde besitzt, Priamos im Kampf gegenüber zu treten - er ermordet ihn von hinten. Allerdings erhält er dafür auch seine gerechte Strafe ...
Zur restlichen Darsteller-Riege ist zu sagen, dass sie alle mehr oder weniger von den Hauptakteuren überstrahlt werden. Orlando Bloom (Paris) entwickelt erst zum Schluss ein gewisses Profil, als er endlich wieder mit Pfeil und Bogen agieren darf (macht Platz, hier kommt Legolas ). Zuvor gibt er in seinem einzigen Kampf gegen Menelaos - den gehörnten Ehemann Helenas - den Feigling, so dass Hektor diesen für ihn töten muss. Paris ist am Ende derjenige, der Achilles den Pfeil durch die Ferse schiesst und ihn schließlich tötet - obwohl dies eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre, schließlich war Achilles keine Gefahr mehr für Troja, er wollte ja nur seine Geliebte (hier fällt mir der Name nicht mehr ein, jedenfalls war sie die Nichte von Praimos) retten.
Diane Kruger (Helena) tut nur das, was für die Rolle notwendig war: sie sieht schön aus. Allerdings hätte sie sich besser nicht selbst synchronisieren sollen - man merkt ziemlich deutlich, dass sie sowas vorher noch nie gemacht hat (der in meinen Augen einzieg Kritikpunkt).
Technisch ist 'Troja' perfekt gemacht. Die Anlandung der Griechen erinnert irgendwie an die Operation 'Overlord' der Allierten in der Normandie. Die Schlachtenszenen - besonders die erste - sind beeindruckend, die Zweikämpfe perfekt choreographiert. In den Action-Momenten ist 'Troja' großes Popcorn-Kino, abseits dieser Szenen bietet der Film seinen Darstellern viel Platz zur Entwicklung ihrer Charaktere und wird zum echten Schauspieler-Kino. Besonders emotional ist die Szene, in der Priamos zu Achilles geht, um die Herausgabe der Leiche seines Sohnes Hektor zu erbitten.
Alles in allem ist zu sagen, dass 'Troja' sein Eintrittsgeld in jedem Falle wert ist. Es bleibt zu hoffen, dass der Film sein Budget (200 Mio. $) einspielt, damit Hollywood wieder mehr Filme dieser Art produziert.